Vollständige Version anzeigen : KK als Mittel zur Integration
naspferd
17-03-2006, 16:40
Hallo,
erst mal will ich sagen, dass ich auch kein gebürtiger Deutscher bin(sieht man auch), jedoch habe ich hier schon den Kindergarten mitgemacht und fühle mich als Deutscher mit ausländischen Wurzeln.
Da bei mir die Integration funktioniert hat, frage ich mich jetzt natürlich, wieso sie bei anderen, die einen ähnlichen Start hatten wie ich, oder gar Migrantenkindern nicht geklappt hat.
Als ich dann das Thema "Warum macht ihr Kampfsport" gelesen hab, und mir auffiel, wie viele ihr Leben danach gestalten, dachte ich mir, es sei vielleicht gar kein so schlechtes Mittel, Kinder und Jugendliche Werte beizubringen. Bei den meisten Kampfkünsten wird ja nach der Konfuzianischen Philosophie (Respekt vor dem Älteren, da der schon länger dabei ist, und somit mehr weiss) die Hierachie aufgebaut, und das bringt uns doch schon ein ganzes Stück weiter.
Darüberhinaus sprechen wir während, vor und nach dem Training ja auch mit unseren Vereinskameraden, was den Sprachgebrauch fördert.
Wir finden "Idole" (das was die können, wollen wir auch mal können), die gleich neben uns trainieren.
Wir lernen, unseren Gegner zu respektieren(alleine schon die Formalitäten, wie Begrüßen des Gegners vor dem Kampf).
Das alles macht es uns leichter, uns im wirklichen Leben zurechtzufinden.
Es dient also nicht nur der Integration, sondern auch degenerierten ansässigen Jugendlichen eine andere Perspektive zu geben.
Wieso Kampfsport/kunst?
Klar, das meiste lässt sich auch auf andere Vereinssportarten übertragen. Aber Respekt vor dem "älteren Bruder" und vor dem Gegner findet man hier am Deutlichsten.
Beim Fussball z. B. ist es ein wenig anders, besonders bei Vereinen wie SV Hilalspor und FC Kosova. Da frage ich mich, ob die dann beim Training Deutsch sprechen...
Was haltet Ihr davon?
Joe Cool
17-03-2006, 16:55
Halte ich für einen guten Ansatz! Ein Problem was mir so spontan einfällt wäre, dass man das schon im Kindesalter anfangen müsste (später wird's sehr viel schwerer...) um die Leute überhaupt dazu zu bringen sich in eine solche "Trainingshierarchie" einzufügen.
Daraus ergibt sich die Frage wie man die Kinder erreicht? Über die Eltern, die eventuell gar kein Interesse haben Geld dafür auszugeben, dass das Kind in einen Sportverein/eine KK-Schule geht?
An sich eine gute Idee! Wenn auch keine so ganz neue...
@naspferd: Ich gebe Dir absolut recht. KS´ler habe ich bisher sozialer als z.B. Fußballer kennengelernt (ich hab allerdings auch Vorurteile gegen Fußball).
Man kann KS extra als Integrationsansatz nutzen, ansonsten ist es das, was schon vielerorts von allein geschieht.
Meine Erfahrungen in verschiedenen Vereinen sind, dass man schnell Leute kennenlernt und auch mal nen neuen Kumpel gewinnt. Und bei denen, wo die Chemie nicht stimmt, ist es trotzdem ein respektvolles Miteinander, das gebietet allein der Charaker der Menschen schon, nicht nur die Tatsache, dass man beim KS ist, so hab ich das bisher immer wahrgenommen (selbst beim Kickboxen:D ).
Die Frage, ob jmd. aus einer anderen Kultur kommt bzw. dort seine Wurzeln hat, hat sich in meinem Umfeld nie gestellt, jeder ist willkommen.
Ansonsten denke ich, dass es nach hinten losgehen kann, wenn man in sozialen Brennpunkten verfeindete, ethnische Gruppen durch gemeinsamen Kampfsport zusammenführen möchte. :soldat: Aber das ist jetzt ein Extrembeispiel.
Hast Du denn Pläne oder war das einfach mal ein Gedanke niedergeschrieben von Dir?
christoph86
17-03-2006, 17:14
Beim Fussball z. B. ist es ein wenig anders, besonders bei Vereinen wie SV Hilalspor und FC Kosova. Da frage ich mich, ob die dann beim Training Deutsch sprechen...
Da hast du natürlich Recht. Auf der anderen Seite sieht in "gemischten" Vereinen (wie es in meiner Fussball-Zeit war) die Situation anders aus. Wenn man in Spielen zusammen fiebert und kämpft ist das für für das Zusammengehörigkeitsgefühl extrem förderlich.
Vermisse ich ein wenig beim Kamfpsort, wenn ich ehrlich bin. ;)
greetz, christoph
Find ich eine schlechte Idee. Das Problem mit der Immigration müsste anders gelöst werden. Kampfkunst ist in gewisser Weise wie eine Waffe - 90 % können damit umgehen, aber die andere 10% Missbrauchen diese "Waffe". Und dann haben die neben ihrem höheren Gewaltpotenzial (was viele Gruppe ja haben - zB: Türken ; ohne das werten zu wollen) auch noch die Mittel für Schlägerein.
Lars´n Roll
17-03-2006, 19:13
Die wichtigsten Faktoren für das Gelingen sind IMHO die sprachliche Kompetenz und das soziale Umfeld (wobei letzteres auf die Entwicklung der sprachlichen Kompetenz erheblichen Einfluß hat).
Ein "Ausländer", der viel Umgang mit "Eingeborenen" ;) hat, was natürlich auch im Kampfsportverein stattfinden kann, wird sich viel eher integrieren als einer, der in allererster Linie mit Leuten des gleichen ethnischen Backgrounds zu tun hat, sich also auch quasi selbst ghettoisiert.
BTW:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/587578-post90.html
noch was in der Richtung... allerdings auf Englisch :o
http://www.kampfkunst-board.info/forum/545089-post11.html
Find ich eine schlechte Idee. Das Problem mit der Immigration müsste anders gelöst werden. Kampfkunst ist in gewisser Weise wie eine Waffe - 90 % können damit umgehen, aber die andere 10% Missbrauchen diese "Waffe". Und dann haben die neben ihrem höheren Gewaltpotenzial (was viele Gruppe ja haben - zB: Türken ; ohne das werten zu wollen) auch noch die Mittel für Schlägerein.
Und? Was willste dagegen tun? Ausländern verbieten KS zu betreiben? :rolleyes:
Ausserdem braucht ne Bande Gangstas keine KS-Ausbildung. Die können auch ohne ganz gut Bambule machen.
rippenbrecher
17-03-2006, 19:33
ich helfe ab und zu bei den kleinen im training mit
die lernen da sehr viel mehr wie man sich verhält, Höflichkeit ,Respekt usw.
als sie kampfsport lernen
aber wenigstens lernen sie was
manche von den ausländern/aussiedlern können nicht besonders gut deutsch
aber sie integrieren sich schon.
Und? Was willste dagegen tun? Ausländern verbieten KS zu betreiben? :rolleyes:
Ausserdem braucht ne Bande Gangstas keine KS-Ausbildung. Die können auch ohne ganz gut Bambule machen.
Das stimmt. Das sehe ich genauso. Du kannst nicht hingehen und sagen: "Da Du Ausländer bist und subversiv erscheinst, tragen wir Dir in Deinen Personalausweis ein Verbot für Kampfsport in D. ein!". Ok, übertrieben dargestellt, aber das ist nicht der Weg.
Selbst wenn das Thema wäre: Was verbiete ich aggressiven Menschen?, sollte man die Nationalität aus dem Spiel lassen.
Wir reden hier ja z.Z. von Integration!
naspferd
18-03-2006, 08:33
@ Joe Cool:
Ja, je früher desto bester. Das Herantreten an die Eltern ist da schon schwieriger... aber Vereinsbeiträge sind nicht so teuer, konnten sich meine Eltern damals auch leisten. Allerdings gab es zu der Zeit auch nicht so ne hohe Arbeitslosenquote...
@ kinkon:
Nein, ich könnte mir nicht vorstellen, eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen was beizubringen, das Einzige, was ich gerade auch schon mache, ist eine kleine SV gruppe von Frauen zu unterrichten. Zu mehr fehlt mir leider die Zeit.
Wg. dem Trainieren von Leuten aus dem sozialen Brennpunkt.... es ist schon unwahrscheinlich, dass viele in den gleichen Verein gehen. Aber bei Einzelnen aus rivalisierenden 'Banden' hab ich das auch schon gesehen, dass sie sich dann doch verstanden haben. <<-- Jugendbanden, sie dachten nur sie seien 'straight outta Compton', bis man ihnen zeigte, dass sie es nicht sind.
@ Christop86:
Ich hab das anders erfahren. Bei uns war immer ein sehr grosses Zusammengehörigkeitsgefühl da, wenn wir auf Turnieren waren(was fast jedes WE war) Wir haben immer unsere Freunde angefeuert, wenn wir gerade nicht selber kämpften.
@ Lars n Roll:
Ich denke, dass die Ghettoizierung das grosse Problem ist. Dass Kinder zu Hause ihre Heimatsprache sprechen stellt sich nicht als grosses Problem dar, solange sie im Kindergarten schon lernen, Deutsch zu sprechen und es dann permanent ausserhalb des Heims tun.
Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, denn meine Eltern wollten auch nicht, dass ich meine "Muttersprache" verlerne.
christoph86
18-03-2006, 12:05
@ Christop86:
Ich hab das anders erfahren. Bei uns war immer ein sehr grosses Zusammengehörigkeitsgefühl da, wenn wir auf Turnieren waren(was fast jedes WE war) Wir haben immer unsere Freunde angefeuert, wenn wir gerade nicht selber kämpften.
Das überzeugt mich natürlich. Hatte gar nicht daran gedacht, da unser Verein an keinen Wettkämpfen teilnimmt, was mir aber reltiv egal sein kann, weil ich in einem halben Jahr sowieso umziehe. :)
Nichtsdestotrotz ist es schon was besonderes als Mannschaft zu gewinnen. Ich erinnere mich da z.B. an ein Elfer-Schießen im Pokal-Finale... OK, wir haben zwar verloren... :D
...aber dadurch geht der Integrationsgedanke ja nicht verloren. ;) Ist schon nicht schlecht, wenn du in der Mannschaft eines "Dorfes" spielst und auf einmal kommen die Leute von der Zeitung mit Fotograph, Fan-Bus, riesen Publikum... Die ganze Mannschaft hält zusammen.
Ich würde heute für nichts in der Welt meinen Kampfsport aufgeben, aber denke, dass deine Integrations-Hypothese bezüglich Mannschaftssportarten deutlicher zum Tragen kommt als bei Individualsportarten.
Obwohl man natürlich auch nicht vergessen darf, dass Vertrauen zwischen den Trainingspartnern sehr wichtig für das KK/KS-Training ist!
greetz
Ihr habt meinen Post glaub nicht verstanden. Ich wills denen nicht verbieten, aber ich glaube, dass es wesentlich bessere Sportarten gibt um Leute zu Integrieren. Und Respekt findet in vielen anderen Sportarten auch statt, da ist Kampfkunst sicher nicht die Einzige.
@ naspferd: Das mit der Sprache: Meine Schwester arbeitet im Kinderkarten, in dem ein wirklich hoher Ausländeranteil ist. Leider sind nur selten die Kinder das Problem, eher die Eltern. Wenn die Kinder daheim ihre Muttersprache reden und ihnen verboten wird im Kindergarten Deutsch zu reden, dann kannst deine Integration vergessen. Mangelt einfach zu oft an der Bildung bei den Eltern -> Kinder haben gar keine Möglichkeit aus ihrem Leben was zu machen.
@lacoste: Das stimmt natürlich. Verstehe jetzt, wie Du es meinst. Mannschaftssportarten wie Volleyball oder so sind da vielleicht wirklich noch besser geeignet für jene Zwecke.
Ich habe derzeit einen 1€Job in einer Grundschule mit sehr hohem Anteil an "Ausländern". Da mache ich Jungenarbeit, vor allem mit den Jungen der 1. und 2. Klasse.
Ein Bestandteil dieser Jungenarbeit ist ein Boxangebot, zumal es im Gebäude ohnehin schon einen Raum mit Boxsack gibt. Interessanterweise sind die Konflikte zwischen den Jungen seit diesem Training bemerkenswert zurückgegangen. Ich denke, das liegt an der Kombination aus Aggressionsabbau / körperlicher Auslastung - kontrollierter Bewegung - Trainingsdisziplin - Respektbekundung vor dem Partner (dafür gibts diverse Rituale).
Gerade Kampfsport kann sehr viel für die Integration von Migrantenkindern und Deutschen tun. Nur ist es wirklich besser, möglichst früh anzusetzen.
naspferd
18-03-2006, 14:21
@ lacoste:
Lies Dir doch bitte meinen Post bezüglich der Sprache noch einmal in Ruhe durch. Vielleicht erkennst Du dann, was Du falsch verstanden hast.
Zu Hause die ausländische Sprache, ausserhalb des Heims Deutsch...( << als kleine Hilfe)
Ich weiss echt nicht, ob es Eltern gibt, die ihren Kindern verbieten überhaupt Deutsch zu sprechen... Das mit dem hohen Ausländeranteil im Kindergarten gehört, wie Lars n Roll schon anmerkte, zum Problem ' Ghettoisierung'.
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