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Vollständige Version anzeigen : Prüfungen



SQ
18-09-2002, 10:28
Warum gibt es bei Euch Prüfungen im Kung Fu?

- Prüfungsangst bestehen
- Einteilung der Schüler
- Nachstellen einer "Extremsituation"
- kommerzieller Gedanke
- ???

hanzaisha
18-09-2002, 11:02
a) um den reife-/vortschritts-/und wissensgrad des schülers bestimmen zu können (schärpe)
b) um sich zu profilieren ("meister soundso hat x schüler mit y-grad…")
c) um gebühren einzuheimsen (20-25eur pro prüfung);)

Bokuto
18-09-2002, 11:41
Kurze Erläuterung vorneweg: In Deutschland wird im Shaolin Kempo (meistens) das typische Kyu- und Dan-System von Jigoro Kano (vgl. Judo) verwendet. Das heisst, man beginnt mit einem weissen Obi (6. Kyu), dann gelb (5. Kyu), orange (4. Kyu), grün (3. Kyu), blau (2. Kyu), braun (1. Kyu), schwarz (ab 1. Dan aufwärts).

Naja, wie gesagt: Meistens. Bei uns ist es etwas anders. Die SchülerInnen trainieren vom 6. bis zum 2. Kyu alle mit weissen Obi (wer ne Erläuterung dafür haben will, fragt mich per PN oder sucht in älteren Beiträgen). In dieser Trainingsphase gibt es keine Prüfungen in Sinne des Wortes. Die Kyu-Anwärter machen einen Gürtel"Lehrgang" mit. Wer zu diesem Lehrgang eingeladen ist, hat im Unterricht bereits bewiesen, dass er/sie reif für den nächsten Grad ist. Dieses Training bildet nur eine Art feierlichen Abschluss, an derem Ende die Leute eine Urkunde mit dem neuen Grad erhalten.

Der höchste Schülergrad (Braungurt) und die Meistergrade (Schwarzgurt) müssen sich allerdings einer strengen Prüfung unterziehen (einzige Ausnahme bisher: ich). Dafür dürfen sie im Unterricht dann auch ihre Farbe tragen.
Und ich wage mal zu behaupten, dass bereits unsere Braungurte ein höheres Niveau haben, als viele angebliche Danträger in anderen Schulen. Schon allein, weil es Leute gibt, die ihren Dan bereits nach 4 oder 5 Jahren in der Tasche haben. Bis zum 1. Kyu trainieren unsere Leute meistens schon länger.

Also kann man sagen, bei uns haben die Lehrgänge einen reinen Ego-steigerungswert für die SchülerInnen und die Prüfungen bilden einen echten Fortschrittbeweiss unter Stress. Und alle Varianten, egal ob Prüfung oder Lehrgang, dienen zum Kassieren. Leider.

Gruß
Dirk

Jadetiger
18-09-2002, 13:24
Zunächst mal muß ich vorausschicken, dass man bei uns ausschließlich den Sifu an seiner Kleidung erkennt. Selbst die Assistenztrainer tragen das Gleiche wie die Schüler. Es gibt auch keine unterschiedlichen Gürtel. Meines wissens handhaben es alle Kung Fu- und Wushu-Schulen in München so, dass Die Farbkombination Hemd-Hose-Gürtel die Schulzugehörigkeit anzeigt. Bei uns ist das Weiß-schwarz-schwarz, bei der "Ecole du Dragon bleu" von Sifu Serge Seguin ist es Weiß-weiß-rot, bei "Fong's Kung Fu" von Sifu Michael Punschke ist es Grau-schwarz-gelb usw.

Da es in der "Siu Lum Pai Gung Fu Association", der ich angehöre, keine festen Grade oder Prüfungen gibt, gilt das hier von mir vorgestellte Gradierungssystem also auch ausschließlich für meine Schule. Dieses ist wie folgt:

1. Stufe (Anfänger) (Dauer: ca. 3-5 Jahre)
- 1. Kursstufe: Aufbau von Kondition und Kraft, Grundstellungen, 1. Grundform (Lau Gar Kuen)
- 2. + 3. Kursstufe: Schwerpunkt auf Anwendungen und Kampf, Grundbegriffe des Zusammenspiels von Form und Anwendung

2. Stufe (Schüler) (Dauer: ???)
Fortgeschrittene Formen und Anwendungen. Inneres und äußeres Gung Fu

3. Stufe (Assistenztrainer)
Exotische und sehr fortgeschrittene Formen.

4. Stufe (Sifu)
???

Prüfungen sind bei uns praktisch nur Formsache, da sich der Assistenztrainer (bei den Anfängern) oder Sifu bereits über mehrere Wochen während des Trainings ein Bild macht.
Wenn man dann während der Prüfung seine Form verhaut oder seinen Horsestance nicht die geforderte Zeit steht, gibts meist nur ne Ermahnung vom Sifu.

Adrian_Kim
19-09-2002, 19:42
Um auch hier mal anzuknüpfen, ich trainiere seid 5 Jahren, ich habe den gelben Gürtel, das liegt nicht daran das ich faul oder unbegabt wäre, sondern daran das mein Meister mir beibrachte jeden als Gleichwertig und gleichgut anzusehen, oder als besser.
Ich gehe davon aus das jeder genausogut ist wie ich was sicher in der ein oder anderen Sache der Fall ist, Höhenflüge durch Jubeltrubel ich hab eine Farbe mehr am Gürtel sind also nicht mein Fall.
(Auf Turnieren ist es eh amüsanter als Gelbgurt gegen einen Blaugurt zu gewinnen)
Also mein Fazit auf Farben sollte man sich nichts einbilden, denn sie sagen gar nichts aus , abgesehen von "ich hab viel Geld für bunte Stoffstreifen ausgegeben"

Prüfungsangst bestehen -
Die legt man schnell ab, wenn man Kampfsport trainiert, dazu braucht man keine Stoffstreifen

Einteilung der Schüler -
wenn man nicht davon ausgeht das vor dem Meister alle gleich anzusehen sind : als Schüler

Nachstellen einer "Extremsituation"
versteh ich nicht

kommerzieller Gedanke
in manchen Dojo`s bestimmt

Jadetiger
19-09-2002, 23:45
ich trainiere seid 5 Jahren, ich habe den gelben Gürtel
In was hast du denn den gelben Gürtel? In deinem Profil steht nur Kung Fu :(

Einteilung der Schüler - wenn man nicht davon ausgeht das vor dem Meister alle gleich anzusehen sind : als Schüler
Obwohl natürlich für einen Trainer alle Schüler gleich wichtig sein sollten, halte ich eine Einteilung dennoch für sinnvoll. Man verhindert so, dass die Fortgeschrittenen immer wieder die Basistechniken wiederholen müssen, was ja eine stetige Weiterentwicklung bremst.
Gruß,
Rupert

tigercrane
20-09-2002, 12:40
hi an alle

der mensch, vor allem der westler, braucht prüfungen. diese stärken sein selbstbewusstsein enorm. würde es in unserer künsten keine prüfungen geben, so wäre die quote der frühabgänger x-mal so hoch.

bei uns ist die prüfung mehr dazu da, dass sich der schüler nochmals mit allem genau beschäftigt und sicherlich auch, dass er ein sichtbares ziel vor augen haben kann.

wenn man die erlaubnis für eine prüfung bekommt, so ist ziemlich sicher, dass diese auch bestanden wird. heisst aber nicht, dass der schüler nun nichts mehr tun muss. eine totale sicherheit gibt es nicht.

in hung gar, zumindest in unserer linie, gibt es seit vielen jahrzehnten prüfungen. da unser system enorm gross ist, macht dies auch sinn. wie anders sollte man sonst wissen, wo man steht?

eine extremsituation nachzustellen ist meiner meinung nach durch eine prüfung kaum machbar. nehmen wir an, du muss dich gegen 3 leute verteidigen....wie soll das gehen, ohne dass sie ernsthaft verletzt werden? nicht möglich... ich weiss, dass es leute gibt, die behaupten, dass dies ohne probleme geht....das sind diejenigen schulen, über die sich alle neuen "sv-systeme" totlachen.

was ist sehr schlecht finde ist, wenn ein meister/lehrer in einer prüfung nur noch den reinen profit sieht.

viele grüsse

Adrian_Kim
20-09-2002, 15:25
Shao-Wu-Lin Kung Fu
nach der ersten Prüfung gibts den gelben Gürtel.

die Einteilung der Schüler heißt dann aber eher Erfahrene trainieren mit Erfahrenen zusammen und das kann ja nicht richtig sein..um besser zu werden braucht man einen Partner der besser ist und zeigen kann wie welche Übung richtig ist.

Wenn der Trainer seine Schützlinge kennt, braucht er keine Farben um zu wissen was er wem zumuten kann, wenn er sie nicht kennt sollte der Schüler aufhören dort zu trainieren.

In einem neuen Verein fängt man onehin wieder von vorne an, bis der Trainer weiß wie gut man ist, denn Farben sagen halt wirklich nichts aus.

Auf meinem ersten Turnier habe ich gegen einen Grüngurt gekämpft und gewonnen...soviel zur Einteilung durch Gürtelfarben,
ich hatte damals den schwarzen Gürtel (was beim Shao-Wu-Lin Kung Fu dem Status blutiger Anfänger entspricht)

SQ
20-09-2002, 15:30
Hi Adrian_Kim,

sorry, aber was ist shao-wu-lin kung fu?
das klingt für mich schon wieder nach selbsterfundenem namen/stil !!!!

wo lernst du das und bei wem?
und was bedeutet der name?

(gibt keinen sinn: jung/wenig - kampf - wald - kung fu)


zum topic:

wenn eine schule/organisation aber mal 100 oder mehr schüler hat, ist es durchaus sinnvoll, graduieren erkenntlich zu machen.

Adrian_Kim
20-09-2002, 15:36
Ich habe wie schon geschrieben bei einem Griechen trainiert, der unser Dojo leider verlassen hat. Also bin ich ebenfalls gegangen.

Ich habe in Nähe Mannheim trainiert, was der Name bedeutet :D
Mein Trainer hat es mir damals erklärt, aber ehrlich gesagt ist mir der Name nicht von Bedeutung sondern das was man daraus macht.

Der Stil leitet sich aus Kung Fu ab, wurde vor etwa 30 Jahren in einer einzelnen Schule Unterrichtet in Griechenland und dann an solche Glückspilze wie mich weitergegeben :D

Das Schlechte daran ist: es gibt weit und breit keinen Meister mehr für diesen Stil....

Zitat:
wenn eine schule/organisation aber mal 100 oder mehr schüler hat, ist es durchaus sinnvoll, graduieren erkenntlich zu machen.
Zitat Ende

Wenn sie soviele Schüler hat werde ich auch nicht darunter sein.

Jadetiger
20-09-2002, 15:43
(gibt keinen sinn: jung/wenig - kampf - wald - kung fu)
Vielleicht: "Kung Fu des wenig kämpferischen Waldes"? ;)

WuDao
20-09-2002, 16:33
@ Adrian_Kim

>>> Ich habe wie schon geschrieben bei einem Griechen trainiert, der unser Dojo leider verlassen hat. Also bin ich ebenfalls gegangen.
Ich habe in Nähe Mannheim trainiert, was der Name bedeutet
Mein Trainer hat es mir damals erklärt, aber ehrlich gesagt ist mir der Name nicht von Bedeutung sondern das was man daraus macht.
Der Stil leitet sich aus Kung Fu ab, wurde vor etwa 30 Jahren in einer einzelnen Schule Unterrichtet in Griechenland und dann an solche Glückspilze wie mich weitergegeben
Das Schlechte daran ist: es gibt weit und breit keinen Meister mehr für diesen Stil.... <<<

Ok, dann hast du in Lampertheim trainiert.
Das war die Schule von ähhh, hab leider den Namen gerade vergessen.
Der Stil ist ein von deinem Lehrer selbst kreierter Stil, der sich auf Elemente des Wun Hop Kuen Do bezieht.
Leider hatten alle Lehrer aus der Ecke Mannheim, die das mal in Grundzügen gelernt hatten, die Hälfte von dem was sie kennen sollten vergessen.
Aus diesem Grund hat dann jeder seinen eigenen Stil gegründet und das, was er noch behalten hatte, mit Elementen aus dem Karate und Kickboxen aufgepeppt.
Es gibt in der Gegend noch ein paar weitere Schulen, die mir bei meiner Ankunft in Mannheim vor 11 Jahren weis machen wollten, sie würden Shaolin Kung Fu unterrichten.
Leider konnten sie mich nicht überzeugen.

Shao-(Wu)-Lin Kung Fu !
Der erste, den ich enttarnen konnte, hatte sogar die Frechheit, die mittlere Silbe komplett wegzulassen.

Was deinen ehemaligen Lehrer angeht, so war der aus meiner Sicht eigentlich gar nicht so schlecht was den Freikampf im Leichtkontakt anging.
Klassische Formen findest du aber in dem von mir o.a. Umfeld leider nicht mehr.

Schade !

Adrian_Kim
20-09-2002, 17:01
*verneigt sich*
das ist korrekt.

Ich habe seid damals viele Schulen besucht, aber keinen Gefallen daran gefunden , keine andere Schule konnte mich so begeistern.

tja, jetzt trainiere ich alleine, so ist das Leben aber ein paar begeisterte haben sich ja eingefunden.

Ich wage es nicht irgendetwas gegen meinen ehemaligen Meister zu sagen, er hat mir wenn auch indirekt sehr weitergeholfen und
ich wage zu behaupten das er trotz weniger mankos der beste Lehrer war den ich je hatte.

Jochen Wolfgramm
21-09-2002, 19:14
Hallo,

also was TigerCrane geschrieben hat, kommt der Sache schon sehr nahe. Jedenfalls so wie ich das Thema Prüfungen sehe.

Eine Einteilung ist aus Sicht der Schüler in folgenden Situationen sinnvoll und nützlich:

Auf Turnieren (wenn alle sich an die Einteilungen korrekt halten!!)
Auf Lehrgängen
Im Unterricht, wenn auf Grund der hohen Schülerzahl der Unterricht aufgeteilt werden soll/muss.

Aus Sicht des Lehrers ist es eher nebensächlich aber bequemer: er ist einfacher zu sagen: alle Grüngurte hier rüber, als: alle die die Form xyz, oder Jens, Frank, Paul, Maria und Josef.... :D

Der soziale Aspekt darf auch nicht vergessen werden: Durch eine Prüfung schliessen sich Freundschaften - "wow da sind wir gemeinsam durch! Danke das Du mir da geholfen hast etc...", es ist ein Event der Anlass für die Zusammenkunft Gleichgesinnter gibt.
Wenn meine Schüler aus Osnabrück nach Hamburg fahren um dort mit Schülern aus Hamburg und Münster Prüfung zu machen, so gibt es eine nette Gelegenheit sich kennenzulernen und gegenseitig zu sehen, was die anderen so drauf haben...

Sicher, diese Punkte gibt es "auch" bei Lehrgängen, Turnieren etc. Aber sie machen die Prüfungen zu einem runden Punkt!

Einige Schüler von mir waren immer gegen Prüfungen, aber nachdem sie sich über vier Stunden den orangen Gürtel (zweite Prüfung!) erkämpft haben, waren sie richtig stolz auf sich und ihre Leistungen!
Das allein ist es schon wert denke ich!

Ciao