roberto
13-04-2006, 09:51
Vom unbewaffneten Kampf gegen einen mit Messer bewaffneten Angreifer
Vorwort
An dieser Stelle möchte ich nicht über präventive und deeskalierende Maßnahmen sprechen, die selbstverständlich stets zu ergreifen sind. Ferner möchte ich auch nicht darüber schreiben, dass bei Gelegenheit - strategischer wie moralischer Art -, eine Flucht dem Kampf vorzuziehen ist. Dies versteht sich von selbst.
Es versteht sich aber auch von selbst, dass in gewissen Situationen nicht an Flucht zu denken ist. Ist zum Beispiel das Leben geliebter Freunde oder Familienmitglieder ebenfalls bedroht, kann man nicht einfach weglaufen und besagte Personen ihrem Schicksal überlassen. Das ist eine Frage des Charakters.
In diesem Artikel geht es lediglich um das Verhalten vor und während des Auseinandersetzung. Die psychische Stabilität des vermeintlichen Opfers wird vorausgesetzt. Andernfalls ist der Kampf, unabhängig der technischen Qualität des sich zur Wehr setzenden, bereits verloren.
Vorkampsftellung, ja oder nein?
Als erstes gilt es zu verstehen, dass bei einer akuten Bedrohung der Versuch eine aggressive Vorkampfstellung einzunehmen nicht ratsam ist. Dieses Vorgehen würde den Aggressor in Bereitschaft versetzen und das Einzige, was dem Unbewaffneten zuvor als Vorteil hätte dienen können, der Überraschungsmoment, wäre dadurch zunichte gemacht.
Vielmehr sollte der erste Schritt darin bestehen, einen sicheren Abstand zum Gegner einzunehmen. Auch gilt zu bedenken, dass nur in den seltensten Fällen der Angreifer einem die Waffe zuvor zeigt. Man kann also grundsätzlich nicht annehmen, ob ein Angriff mit oder ohne Waffe stattfindet. Ist beim Angreifer eine Waffe auf den ersten Blick nicht ausfindig zu machen, sollte man sich spiegelverkehrt und im Profil zu diesem stellen.
Die Waffe befindet sich dann womöglich versteckt in seiner hinteren Hand. Durch die spiegelverkehrte Ausrichtung zum Gegner bringen wir unsere Stärke nach vorne und könne dadurch, sollte der Gegner einen plötzlichen Ausfall durchführen, dessen Angriff besser aufnehmen.
Die profilierte Position stärkt ebenfalls unsere Statik und schützt zudem etwas besser die lebenswichtigen Organe. Diese natürliche Haltung nennt sich im italienischen guardia-non guardia (die deckungslose Deckung). Die Position der Arme bzw. der Hände ist also von Bedeutung. Sie sollten auf natürliche Art und Weis verschränkt vor dem Körper gehalten werden. Idealerweise kreuzen sich die Hände, in Relation von der Distanz zwischen dem vermeintlichen Angreifer und dem vermeintlichen Opfer, vor dem Geschlecht, auf Bauchhöhe oer vor der Brust.
Auch werden die Arme als non-verbales Kommunikationsmittel eingesetzt, wobei sie sich dabei stets, eine Schild gleich, in eine für den Gegner nicht nachvollziehbaren Deckung befinden sollten. Die Handrücken zeigen dabei Richtung Angreifer um die empfindlichsten Regionen vor eventuellen Stich- und Schnittattacken zu schützen.
Technik oder Mensur?
Die Techniken im Einzelnen zu beschreiben übersteigt den Rahmen dieses Artikels. Hierfür ist eine theoretisch-praktische Anleitung seitens eines Lehrers unverzichtbar. Fundamental ist jedoch das Verständnis der `umgekehrten Mensur´. Während bei einem Kampf Messer gegen Messer, die Sicherheit in der Regel durch Distanz gewährt wird, kehrt sich dieses Verhältnis um, sobald wir uns ohne Waffe vor einem bewaffneten Angreifer befinden.
Es wäre töricht zu versuchen der gegnerischen Waffe immer wieder aufs Neue auszuweichen. Jedesmal würde man sich wieder in der Ausgangslage befinden. In der Distanz nämlich, die dem Messerkämpfer entgegenkommt und in der er, bedingt durch die Waffe, den Vorteil hat. Statt dessen sollte man sich entweder soweit entfernen, dass man sich gänzlich außerhalb der Mensur befindet (hierfür ist eine schnelle und bewegliche Schrittarbeit unerläßlich!) und/oder, im richtigen Augenblick, plötzlich die Mensur soweit verkürzen, dass die Waffe des Gegner ihren Bewegungsspielraum verliert.
Ein Mittelweg, wie zum Beispiel das Ausweichen gepaart mit dem Versuch den ankommenden Waffenarm zu zerstören, wäre für den Verteidiger verhängnisvoll. So etwas funktioniert im besten Fall wenn man selbst über eine Waffe verfügt. Das Problem liegt darin begraben, dass die Konzentration auf den Rückschritt, der gleichzeitigen Kontertechnik die Kraft raubt und die Konzentration auf die Kontertechnik den gleichzeitig stattfindenden Rückschritt verlangsamt und verkürzt.
Festlegetechniken
Festlegetechniken sollten immer als Schwächebindung stattfinden. Komplexe Entwaffnungsversuche sind zu unterlassen. Ein Messer ist dafür einfach zu schnell und die Situation ist zu ernst um zu spielen. Da solche Techniken und Ideen praxisfern sind, besteht auch kein Grund diese zu trainieren und dadurch wertvolle Zeit zu vergeuden.
Nachwort
Grundsätzlich sollte man damit rechnen verletzt bzw. schwer verletzt zu werden, wenn nicht gar zu sterben. Es gilt die Regel, dass man, sofern man solch einen Angriff überlebt, in gewisser Weise gewonnen hat.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Artikel nicht als technische Anleitung, schlimmer noch, als Aufforderung sich einer solchen Situation zu stellen, zu verstehen ist. Vielmehr gilt, dass, sofern vorhanden, die Möglichkeit zur Flucht ergriffen werden sollte.
Die im Artikel peripher beschriebene Methode nennt sich a calci e schiaffi und entstammt im Wesentlichen den Vollzugsanstalten Süditaliens. Andere Sichtweisen mögen ihre Berechtigung haben, interessieren mich aber nicht.
Roberto Laura
PS: Das zur Verfügung stehende Hilfsmittel (Schlüsselbund, Stühle, Besteck im Restaurant, Gläser, Flaschen et cetara) in solch Auseinadersetzungen zu verwenden sind, erübrigt jeglicher Erwähnung ... sofern wir es hier mit logisch denkenden Erwachsenen zu tun haben.
Vorwort
An dieser Stelle möchte ich nicht über präventive und deeskalierende Maßnahmen sprechen, die selbstverständlich stets zu ergreifen sind. Ferner möchte ich auch nicht darüber schreiben, dass bei Gelegenheit - strategischer wie moralischer Art -, eine Flucht dem Kampf vorzuziehen ist. Dies versteht sich von selbst.
Es versteht sich aber auch von selbst, dass in gewissen Situationen nicht an Flucht zu denken ist. Ist zum Beispiel das Leben geliebter Freunde oder Familienmitglieder ebenfalls bedroht, kann man nicht einfach weglaufen und besagte Personen ihrem Schicksal überlassen. Das ist eine Frage des Charakters.
In diesem Artikel geht es lediglich um das Verhalten vor und während des Auseinandersetzung. Die psychische Stabilität des vermeintlichen Opfers wird vorausgesetzt. Andernfalls ist der Kampf, unabhängig der technischen Qualität des sich zur Wehr setzenden, bereits verloren.
Vorkampsftellung, ja oder nein?
Als erstes gilt es zu verstehen, dass bei einer akuten Bedrohung der Versuch eine aggressive Vorkampfstellung einzunehmen nicht ratsam ist. Dieses Vorgehen würde den Aggressor in Bereitschaft versetzen und das Einzige, was dem Unbewaffneten zuvor als Vorteil hätte dienen können, der Überraschungsmoment, wäre dadurch zunichte gemacht.
Vielmehr sollte der erste Schritt darin bestehen, einen sicheren Abstand zum Gegner einzunehmen. Auch gilt zu bedenken, dass nur in den seltensten Fällen der Angreifer einem die Waffe zuvor zeigt. Man kann also grundsätzlich nicht annehmen, ob ein Angriff mit oder ohne Waffe stattfindet. Ist beim Angreifer eine Waffe auf den ersten Blick nicht ausfindig zu machen, sollte man sich spiegelverkehrt und im Profil zu diesem stellen.
Die Waffe befindet sich dann womöglich versteckt in seiner hinteren Hand. Durch die spiegelverkehrte Ausrichtung zum Gegner bringen wir unsere Stärke nach vorne und könne dadurch, sollte der Gegner einen plötzlichen Ausfall durchführen, dessen Angriff besser aufnehmen.
Die profilierte Position stärkt ebenfalls unsere Statik und schützt zudem etwas besser die lebenswichtigen Organe. Diese natürliche Haltung nennt sich im italienischen guardia-non guardia (die deckungslose Deckung). Die Position der Arme bzw. der Hände ist also von Bedeutung. Sie sollten auf natürliche Art und Weis verschränkt vor dem Körper gehalten werden. Idealerweise kreuzen sich die Hände, in Relation von der Distanz zwischen dem vermeintlichen Angreifer und dem vermeintlichen Opfer, vor dem Geschlecht, auf Bauchhöhe oer vor der Brust.
Auch werden die Arme als non-verbales Kommunikationsmittel eingesetzt, wobei sie sich dabei stets, eine Schild gleich, in eine für den Gegner nicht nachvollziehbaren Deckung befinden sollten. Die Handrücken zeigen dabei Richtung Angreifer um die empfindlichsten Regionen vor eventuellen Stich- und Schnittattacken zu schützen.
Technik oder Mensur?
Die Techniken im Einzelnen zu beschreiben übersteigt den Rahmen dieses Artikels. Hierfür ist eine theoretisch-praktische Anleitung seitens eines Lehrers unverzichtbar. Fundamental ist jedoch das Verständnis der `umgekehrten Mensur´. Während bei einem Kampf Messer gegen Messer, die Sicherheit in der Regel durch Distanz gewährt wird, kehrt sich dieses Verhältnis um, sobald wir uns ohne Waffe vor einem bewaffneten Angreifer befinden.
Es wäre töricht zu versuchen der gegnerischen Waffe immer wieder aufs Neue auszuweichen. Jedesmal würde man sich wieder in der Ausgangslage befinden. In der Distanz nämlich, die dem Messerkämpfer entgegenkommt und in der er, bedingt durch die Waffe, den Vorteil hat. Statt dessen sollte man sich entweder soweit entfernen, dass man sich gänzlich außerhalb der Mensur befindet (hierfür ist eine schnelle und bewegliche Schrittarbeit unerläßlich!) und/oder, im richtigen Augenblick, plötzlich die Mensur soweit verkürzen, dass die Waffe des Gegner ihren Bewegungsspielraum verliert.
Ein Mittelweg, wie zum Beispiel das Ausweichen gepaart mit dem Versuch den ankommenden Waffenarm zu zerstören, wäre für den Verteidiger verhängnisvoll. So etwas funktioniert im besten Fall wenn man selbst über eine Waffe verfügt. Das Problem liegt darin begraben, dass die Konzentration auf den Rückschritt, der gleichzeitigen Kontertechnik die Kraft raubt und die Konzentration auf die Kontertechnik den gleichzeitig stattfindenden Rückschritt verlangsamt und verkürzt.
Festlegetechniken
Festlegetechniken sollten immer als Schwächebindung stattfinden. Komplexe Entwaffnungsversuche sind zu unterlassen. Ein Messer ist dafür einfach zu schnell und die Situation ist zu ernst um zu spielen. Da solche Techniken und Ideen praxisfern sind, besteht auch kein Grund diese zu trainieren und dadurch wertvolle Zeit zu vergeuden.
Nachwort
Grundsätzlich sollte man damit rechnen verletzt bzw. schwer verletzt zu werden, wenn nicht gar zu sterben. Es gilt die Regel, dass man, sofern man solch einen Angriff überlebt, in gewisser Weise gewonnen hat.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Artikel nicht als technische Anleitung, schlimmer noch, als Aufforderung sich einer solchen Situation zu stellen, zu verstehen ist. Vielmehr gilt, dass, sofern vorhanden, die Möglichkeit zur Flucht ergriffen werden sollte.
Die im Artikel peripher beschriebene Methode nennt sich a calci e schiaffi und entstammt im Wesentlichen den Vollzugsanstalten Süditaliens. Andere Sichtweisen mögen ihre Berechtigung haben, interessieren mich aber nicht.
Roberto Laura
PS: Das zur Verfügung stehende Hilfsmittel (Schlüsselbund, Stühle, Besteck im Restaurant, Gläser, Flaschen et cetara) in solch Auseinadersetzungen zu verwenden sind, erübrigt jeglicher Erwähnung ... sofern wir es hier mit logisch denkenden Erwachsenen zu tun haben.