Judo: kata-wettbewerbe? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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tom herold
20-04-2006, 11:40
ich habe mir erlaubt, mal meine gedanken zum thema "kata-wettbewerbe im judo" niederzuschreiben und bin auf eure meinungen zu diesem thema gespannt.

Kata-Meisterschaften ...?

Erstaunt las ich im Judo-Magazin, daß nun auch der DJB sogenannte “Kata-Meisterschaften” veranstaltet. Dies sei u.a. als Angebot an all jene Judoka zu verstehen, die kein Interesse am “normalen” Wettkampfbetrieb hätten.
Ich finde es bemerkenswert, daß “normales” Judo mit dem unsinnigen Wettkampfzirkus des Leistungssports gleichgesetzt wird - aber das nur nebenbei. Viel erstaunlicher ist es doch, wie Kata im DJB offenbar bewertet wird. Statt die Kata des Kodokan Judo als das zu sehen, was sie sind, nämlich als Informationsrahmen, als Wissensspeicher und als eine hervorragende Möglichkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Judo zu entwickeln, werden sie als etwas betrachtet, daß eher dem Eiskunstlaufen verwandt zu sein scheint. Der eigentliche Sinn der Kata wird völlig ignoriert, stattdessen macht man daraus eine Abfolge sinnfreier Bewegungen, die nur noch anhand ihrer formalen Ästhetik beurteilt werden dürfen - und dies selbstverständlich im Rahmen eines extra dafür stattfindenden Wettkampfs. Kano würde sich wohl im Grabe umdrehen.
Man sehe sich die Kata-Wettkämpfe des Karate an - die Bewegungen werden immer “ästhetischer”, aber leider auch immer sinnloser. Aus einer einfachen, relativ engen Vorwärtsstellung (Zenkutsu Dachi) wurde ein “schöner”, aber so weiter und tiefer Stand, daß der Kämpfer aus dieser Position heraus nicht mehr wirklich kämpferisch agieren kann - er blockiert sich selbst, gibt also die Kampfrelevanz der entsprechenden Körperhaltung zugunsten der “Schönheit“ auf. Das ist Ballett und keine Kampfkunst! Der eigentliche Sinn der Positionen oder der konkreten Bewegungsabfolgen wird nicht mehr verstanden, er interessiert auch niemanden mehr, die Hauptsache ist doch, man bewegt sich “ästhetisch” und wenn möglich auch akrobatisch - das ist die beste Garantie dafür, in solchen Wettkämpfen vordere Plätze zu belegen. Dazu kommt, daß jeder unbedarfte Hanswurst sich dazu berufen fühlt, eigene, leider völlig sinnfreie Bewegungsmuster zu kreieren und diese dann als “Kata” zu verkaufen. Mir sind persönlich etliche Karateka bekannt, die in diversen Kata-Wettbewerben beeindruckende Titel errungen haben. Einer wurde gar “Weltmeister”. Dieser Mann schmückt sich nun mit dem Titel eines “Weltmeisters im Karate”, doch wenn man genauer hinsieht, hat er lediglich einer inkompetenten Jury etwas vorgetanzt, was mit realem Kampfgeschehen rein gar nichts mehr zu tun hat. Wer sich heutzutage Kata-Wettkämpfe im Karate ansieht, muß bestürzt feststellen, daß die dort Agierenden nicht das geringste über den tatsächlichen Inhalt der von ihnen vorgeführten Bewegungsmuster wissen. Der Unterschied der bei solchen Wettbewerben vorgeführten Kata zum Tae-Bo oder ähnlichen Hampeleien ist verschwindend gering.
Eine derartige Entwicklung scheint sich nun auch im DJB anzubahnen. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis der eine oder andere auf die Idee kommt, seine Chancen auf eine Medaille bei einem solchen Kata-Wettkampf durch das Einfügen akrobatischer Elemente oder besonders “ästhetischer” Posen zu erhöhen? Es sage niemand, dies sei ausgeschlossen - auch im Karate wollten die Traditionalisten lange nicht glauben, daß jemand etwas so Unsinniges tun könne.
Sämtliche Kata des Kodokan Judo waren und sind nicht dazu da, auf den Betrachter “ästhetisch” oder “schön” zu wirken. Sie wurden auch nicht geschaffen, um ein Publikum zu unterhalten - schon gar nicht sind sie dazu da, in einem Wettkampf vorgeführt zu werden. Wie will man denn den tatsächlichen Inhalt dieser Kata in einem Wettkampf beurteilen und bewerten? Nach welchen Kriterien will man denn den Sieger ermitteln? Ein Kata ist nur dann als gelungen anzusehen, wenn derjenige, der sie ausführt, etwas aus dieser Kata lernt, wenn er die dort vermittelten Prinzipien versteht und sie im freien Kampf anwenden kann. Dazu aber ist es zwingend erforderlich, daß die Kata in ihrer Gesamtheit gelehrt wird - und diese Gesamtheit umfaßt nun einmal die sichtbaren Elemente (omote), also den rein technischen Ablauf, ebenso wie die in jenem Ablauf verborgenen (ura) Lehrinhalte. Wie will man denn in einem Kata-Wettkampf beurteilen, ob der Ausführende die Kata tatsächlich verstanden hat oder ob er nur den simplen technischen Ablauf wie Tanzschritte herunterspult? Vor allem : WER will das beurteilen? Ich glaube nicht, daß in der entsprechenden Jury Leute sitzen werden, die sich tatsächlich als Kata-Experten bezeichnen dürfen. Diese Leute haben, so sie dem DJB oder dem DDK angehören, in aller Regel auch nur den rein technischen Ablauf der diversen Kata erlernt. Von den eigentlichen Inhalten wissen sie für gewöhnlich gar nichts - und bestreiten sogar, daß es die verborgenen Lehrinhalte (ura) überhaupt gibt. Sie denken keine Sekunde über die kulturhistorische Gebundenheit des Judo nach, ebenso wenig über die Schulen des Koryu Bujutsu, denen das Judo entstammt. Wenn man aber darüber nichts weiß (und vor allem nichts wissen will!), wie kann man sich dann anmaßen, die traditionellen Kata beurteilen, gar verändern und “an die veränderten Gegebenheiten anpassen” zu wollen? Hier haben sich dünkelhafte Ignoranten eine Kompetenz zugesprochen, die sie erkennbar nicht haben, und das ist peinlich.
Noch unangenehmer aber ist es, daß es bei diesen Kata-Wettbewerben gar nicht darum geht, ob der jeweilige Vorführende diese Kata auch verstanden hat. Es geht einzig und allein darum, ob er seine Vorführung “ansprechend” und “ästhetisch” zu gestalten wußte. Ausschließlich nach diesen Kriterien werden die Juroren urteilen - was sollen sie sonst auch tun? Es handelt sich ja schließlich um einen Wettkampf und nicht um eine Dan-Prüfung. Bei einer Dan-Prüfung erhebt sich nur die Frage, ob der Prüfling die Kata so zu demonstrieren versteht, daß man erkennen kann, inwieweit er die entsprechenden Lehrinhalte verstanden hat. Das aber ist für einen Kata-Wettkampf zu wenig. Wettkampf definiert sich über Sieg und Niederlage, und irgendwie muß man ja auch bei einem Kata-Wettbewerb den Sieger küren. Das wiederum geht nun einmal nur über völlig unwichtige, belanglose und für das eigentliche Verständnis der Kata gänzlich unbedeutende Dinge wie die “Schönheit und Eleganz der Bewegung” und den “allgemeinen ästhetischen Eindruck”.
Eingedenk dessen kommt es wohl, wie es kommen muß - eifrig, aber unwissend werden Unbedarfte bei diversen Wettkämpfen sämtliche Kata des Judo zu einer Vorführung sinnloser Tanzschritte degradieren, mit wohlwollender Herablassung beurteilt von unberufenen Ignoranten, die ebenso wenig Ahnung davon haben, sich aber mit hohen Dan-Graden zu schmücken wissen.
Stolz wird so mancher Teilnehmer dieser Wettkämpfe eine Urkunde oder eine Medaille nach Hause tragen, überzeugt davon, eine große Leistung vollbracht zu haben.
Welch ein verhängnisvoller Irrtum. Werden die Kata des Kodokan Judo auf diese Weise herabgewürdigt, entspricht ihr Wert einer Brille ohne Fassung, der die Gläser fehlen.
In diesem Sinne - Jiko no Kansei!
Tom Herold

Schnueffler
20-04-2006, 13:58
Für mich ist KATA eine Trainingsform der Prinzipien der Techniken und keine Show. Halte nicht soviel von solchen Wettbewerben. Dann doch lieber sowas wie das Duo im Ju Jutsu!
MfG
Markus

Danii
20-04-2006, 20:28
Ich finde Kata-Wettbewerbe auch nicht so toll.
Das hat mit dem eigentlichen Sinn des Kata-Training nicht mehr so viel zu tun.

pinky
20-04-2006, 22:40
ich halte auch nichts von Kata-Wettbewerben, aber ich mag ja auch keine Katas ;) :rolleyes:

Ju-Jutsu-Ka
21-04-2006, 09:42
ich halte auch nichts von Kata-Wettbewerben, aber ich mag ja auch keine Katas ;) :rolleyes:

Das war mir klar bei dir :cool:

Aber für die leute die gerne Kata laufen finde ich es ganz OK
,für mich persönlich wäre es aber auch nichts, ich bevorzuge dann auch eher das DUO

pinky
21-04-2006, 13:45
wieso war dir das klar????????
ich kann es wenn ich es muss. Leider kann ich es nie so wie ich die Kata verstehe sondern muss es so machen wie ein Pruefungskomitee die Kata galubt zu verstehen.
aber selbst das hab ich schon (wie ich finde ganz gut) hinbekommen.
hab ich dir das Viedeo von Jans Danpruefung gezeigt wo wir die KimeNoKata laufen?