PDA

Vollständige Version anzeigen : Ernährung-Sinn,Unsinn wissenschaftl. Erkenntnis



flo666
24-04-2006, 12:12
Ernährungsfragen werden hier ja heiß diskutiert. Hab mir dazu mal ein paar Gedanken gemacht.
a)Sollten die von vielen (Mars etc.) vertretenen Ansichten wissenschaftl. "richtig" sein, bringen sie mir als Individuum ertmal nicht wirklich was. Es scheint soviele individuelle Ausnahmen zu geben, daß es fatal wäre, mich strickt an Ernnährungsrichtlinien zu halten, um dann vielleicht Jahre später zu merken, daß sie für mich völlig falsch sind.

b)Wie oft gab es in den letzten 20 Jahren Paradigmenwechsel in der Ernährungs-, Sportwissenschaft. Ich denke mal einige. Paradigmen die ich heute vertret, können sich morgen als falsch herausstellen.

c) Ich habe vor einigen Jahren mal ein BUch vom Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer gelesen, in welchem er mit Ernährungs- oder Gesundheitsirrtümern aufräumen möchte. Ein Irrtum betraf den sog. Kalorienüberschuß (eines der in diesem Forum am häufigsten genutzten Wörter).
Nach ihm führt ein Kalorienüberschuß nicht zwangsläufig zu mehr Pölsterchen.
Dies hätte die Natur sehr unclever eingerichtet. Angenommen ich nähme pro Woche 500 Kalorien mehr zu mir, als ich verbrauche (also etwa eine Tafel Schokolade, entspricht pro Tag ein Rippchen, also nicht sehr viel), hätte ich in einem Jahr 5 Kilo zugenommen, in 20 Jahren 100 Kilo. Ich glaube nicht, daß man dies mit einem Rippchen Schoko pro TAg hinbekommt. Udo Pollmer favorisiert die Idee des sog. Set Point (ich glaube so nannte er es). Also es gibt ein bestimmtes Gewicht, welches der Körper zu halten versucht, egal ob er etwas mehr oder weniger zu sich nimmt. Erst bei einem massiven Kalorienüber- oder Unterschuß beginnt sich das Gewicht zu verändern.
(Dieses Buch ist im Übrigen sehr zu empfehlen. Wenn man es gelesen hat, traut man zwar niemandem mehr, fängt aber endlich mal an, auf seinen eigenen Körper zu hören. Er beschreibt z.B. sehr schön, wie sog. ERnährungsrichtlinien zu stande kommen. Komischerweise ist nämlich in den letzten 20 Jahren die empfohlene Tagesdosis an Vitaminen extrem gestiegen.
In den EU-Gremien, die diese Dosen festlegen, sitzen aber viele Vertreter irgendwelcher Konzerne, die Vitamintabletten, Nahrungsergenzungsmittel u.s.w.herstellen. Dies sollte einen stutzig machen)

Grüße
Flo

Franz
24-04-2006, 12:54
Kenne die Bücher von Pollmer ebenfalls.

Nur wirst du feststellen,dass sichd ein Set Point etwas anders zusammensetzt:
du warst dick und hattest eine bestimmtes Gewicht und du wirst wieder dahin kommen und leicht darüber, warum? Weil einmal angefutterte Fettzellen sich füllen und noch welche dazu anlegen.
Man kann sie natürlich nicht nur leeren sondern beseitigen würde bedeuten ca. 7 Jahre die Zellen zur Nutzlosigkeit zu verdammen, dann verschwinden Sie.
Ansonsten sind sie immer noch da und das ist auch dein set point ist also auch nicht rein von Natur vorgegeben sondern vom letzten großen Depot.
Übrigens mit dem zunehmen um 100 kg in 20 Jahren: so falsch liegst du da gar nicht frag mal die dicken Kinder in den Abspeckkliniken bzw. ältere Erwachsene mit Superranzen wie man sich sowas ranzüchtet =>positive Energiebilanz-

pseudonym
24-04-2006, 13:20
@Franz: Kannst du das mit dem Setpoint genauer ausführen?

Mars
24-04-2006, 13:56
Pollmer ist kein "Ernährungswissenschaftler", sondern Lebensmittelchemiker. Außerdem hat er sich mit seinem Buch über Ernährungsmythen in vielen Punkten zu weit aus dem Fenster gelegt bzw. ersetzte alte Mythen durch neue.


Was für Paragimenwechsel in der Wissenschaft meinst Du bitte? Bist Du dort tätig oder hast Du den Gang der Forschung und der gesicherten Kenntnisse über verlässliche Quellen mitverfolgt? Was in den Medien immer wieder hochgekocht wird, ist eigentlich immer derselbe Mist nur in jeweil neuen Gewändern und wird stets als der "neueste Stand" verkauft (was einfach gelogen ist; "Weißkittelwerbung").

Außerdem gilt es zwischen aktueller Forschung und gesicherten Erkenntnissen zu unterscheiden. Von Mythen, Indiustrie und Medienrummel wollen wir gar nicht erst anfangen.

Hier im Forum legen Franz' und ich Wert darauf, nur möglichst gesicherte Grundlagen zu vermitteln, die einem Orientierung für das eigene Vorgehen geben können. Jeder muss sie auf seine Verhältnisse angleichen.
Auf Dinge, die noch in der Diskussion sind verweisen wir erst gar nicht.

Gruß

jkdberlin
24-04-2006, 15:37
"Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer" zu diesem Mann kann man hier im KKB auch mal die Suchfunktion benutzen...;)

Grüsse

Franz
24-04-2006, 15:51
Ich bringe immer wieder mal ganz gerne Artikel von ihm
Auch wenn man die Beiträge nicht ungefiltert sehen sollte.
Wobei er Lebensmittelchemiker ist , für sein Institut durchaus auch Ernährungswissenschaftler arbeiten.

Aber auch bei den Ernährungswissenschaftlern gibt es so etwas wie Lager.

Ist aber bei fast allem so, dass man hinterfragen sollte oder im Gesamtkontext betrachten sollte.

Mars
24-04-2006, 16:00
"Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer" zu diesem Mann kann man hier im KKB auch mal die Suchfunktion benutzen...;)

Grüsse
Ich werde alt.

matjes
24-04-2006, 16:06
Hallo,

hier wird leider wirklich oft sehr viel Quatsch geschrieben und zwar immer dann, wenn allgemeingültige Ernährungsregeln aufgestellt werden.
Wer sich für Ernährung und Sport interessiert dem sei folgendes Buch empfohlen: Strategien der Leistungsernährung für Sportler von Jan Prinzhausen

Dort erfährt man auch,warum der eine Kohlenhydrate verträgt und er andere nicht usw.


Grüße matjes

flo666
24-04-2006, 17:20
@Mars: die Frage gebe ich zurück: Bist du im ernährungswissenschaftlichen Bereich tätig? Ich denke mal, daß Du genauso wie ich ein interessierter Laie bist, der sich seine Infos zusammenklaubt. Zum Thema Paradigmenwechsel (in der TAt etwas hochgegriffen der Begriff, meint er doch eine fundamentale Umwälzung):
Vor vielleicht 10 Jahren hat man jedem Patienten mit erhöhtem Cholesterin empfohlen, auf die Ernährung zu achten. Millionen von Deutschen haben daraufhin keiner Frühstückseier mehr gegessen. Mitlerweile geht die Meinung fast einstimmig in die Richtung, daß die Ernährung so gut wie keinen Einfluß auf den Cholesterinspiegel hat.
Ich glaube auch nicht daran, daß sich in der Wissenschaft und ganz besonders in der Medizin, das Richtige durchsetzen muß. Viel zu groß sind hier die Interessen der Industrie.
Ich bin z.B. Asthmatiker seit meinem 12 Lebensjahr. Alle Ärzte (und es waren eingige) haben gesagt, da kann man nichts machen. Muß ich mich mit abfinden.
Sport war nur möglich durch die Einnahme von Kortison (übrigens ist Kortison sicherlich ein sehr gutes Medikament, viel besser als sein Ruf, als Aerosol nahezu nebenwirkungsfei). Ich fand es aber nicht befriedigend, von einem Medikament abhängig zu sein. Also habe ich viel gelesen und lange gesucht (und gemerkt, daß es im alternativmedizinischen Bereich auch unglaublich viel Schrott gibt). Irgendwann hatte ich das für mich passende gefunden und bin nun absolut beschwerdefrei. Es gibt nämlich durchaus seriöse Ansätze, die zum Ziel haben, Asthma zu heilen oder ohne Medikamente beherschbar zu machen. Nur sind diese Ansätze zeitaufwendig, fordern Eigeninitiative und man kann damit kein Geld machen, also hat die Wissenschaft kein Interesse daran.

Viele Grüße
Flo

Miyagi
24-04-2006, 17:44
Ich glaube auch nicht daran, daß sich in der Wissenschaft und ganz besonders in der Medizin, das Richtige durchsetzen muß. Viel zu groß sind hier die Interessen der Industrie.

Wie wahr. Wenn man sich die Methoden der Pharmaindustrie anschaut, bekommt man Angst...mit welchen Mitteln, die gegen Entwickler vorgehen, deren Patente die Pharmaindustrie Millionen bis Milliarden kosten würde, weil sie einfach besser sind, als derzeitige am Markt erhältliche Sachen.

Mars
25-04-2006, 08:09
Wie wahr. Wenn man sich die Methoden der Pharmaindustrie anschaut, bekommt man Angst...mit welchen Mitteln, die gegen Entwickler vorgehen, deren Patente die Pharmaindustrie Millionen bis Milliarden kosten würde, weil sie einfach besser sind, als derzeitige am Markt erhältliche Sachen.

Pharmaindustrie und die wissenschaftliche Forschung im universitären, medizinischen Bereich sind zum Glück noch getrennte Bereiche, obwohl die Firmen ja schon ihre eigenen Labore, Professoren und ja ganze Unis unter ihrer Fuchtel haben. Da muss man immer vorsichtig auf die Basis der bisher gesicherten Erkenntnisse achten und sich von Spekulationen/ Versprechungen nicht aus der Reserve locken lassen.

@flo

Ich verkehre regelmäßig mit Leuten, die in der universitären Forschung tätig sind. Außerdem greife ich stets auf die Basics zurück, die sich mit der Zeit als gesichert herausgestellt haben. Alles andere ist noch zu sehr in Bewegung, um eine sich darauf einzulassen.

Das mit dem Cholesterin ist ein gutes Beispiel, was ich mit dem Unterschied zwischen Forschung und gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis, sowie Medienrummel meinte:
Zu dieser Zeit wusste man noch nicht sicher, worin der zu hohe Cholesterinspiegel seine Ursache hatte. Man spekulierte auf das Cholesterin in der Nahrung, Übergewicht und zu hohen Fettgehalt des Körpers, sowie Veranlagung. Die Medien griffen das auf, wobei eindeutig die Nahrungsversion am höchsten gehandelt wurde (Sicher gefällt es den Leuten besser, einfach nur auf Cholesterin in der Nahrung zu verzichten, statt abzuspecken oder gar ein genetisches Schicksal zu akzeptieren; man schreibt nur, was das Publikum hören will). Dann hat wohl irgendein Neumalkluger in der Nahrungstabelle gesehen, dass das Eigelb das meiste Cholesterin enthält, und sofort die Eier als "böse" gebrandmarkt. Die Medien haben da noch etwas nachgeholfen. Der Mythos war geboren.
Mittlerweile ist man halt weiter: Eier enthalten auch Lecitin, dass die Aufnahme von Cholesterin mindert. Außerdem hat man herausgefunden, dass der zu hohe Körperfettanteil einen wesentlichen Einfluss auf die Regulierung des Cholesterinspiegels hat. Über die Genetik ist man noch unklar.

Das Beispiel macht deutlich:
- Die Forschung ist immer in Bewegung. Sie hat immer mehrere Hypothesen, die sie solange prüfen muss, bis man eine Erklärung gefunden hat. Dann erst kann man sich daran machen, an einer praktischen Lösung für das Problem zu arbeiten. Denn erst dann ist es eine gesicherte Erkenntnis, was leider noch lange nicht bedeutet, dass man eine für die Praxis umsetzbare Methode anbieten kann.

- Die Medien greifen immer die Dinge auf, die in der Bewegung sind. Das ist aufregend, das ist Action, das bewegt die Leute. Medienleute interessieren sich nicht für wissenschaftliche Details oder die Natur der Ungesichertheit eines Forschungsprozesses. Sie wollen Nachrichten VERKAUFEN. Mediengeschäft.

- Die Industrie ist der Teil der Wirtschaft, die einen Markt beliefern will. Sie erzeugt diesen Markt zum Teil sogar selber, indem sie Begehrlichkeiten weckt (Viagra, Antiaging, Muskelwachstum ohne Anstrengung, etc.) Auf der anderen Seite nutzt sie auch die Medien, um ihren Produkten den "Weißkitteltouch" zu geben. Hinzu kommt die oben erwähnte Verquickung von Labors und Unis mit diesen Industrien. Hier ist die Grenze zwischen Kommerz und Forschung verdammt durchlässig. Extreme Vorsicht ist geboten.

Zu Deinem Athma:
Oft sind Ärzte sehr nachlässig in ihrer "Fortbildung." Sie bleiben auf dem Stand ihres Studiums, richten es sich bequem ein und verschreiben das, was in ihrem alten Wälzer aus der goldenen Studentenzeit steht. Sie suchen nicht wirklich aktiv nach Möglichkeiten, bilden sich nicht fort. Das ist sehr bedauerlich. Das hat aber nichts mit "Wissenschaft" zu tun, sondern mit den Ärzten selbst. Es gibt aber zum Glück auch lobliche Ausnahmen.
Zur Praxis würde ich Dir raten, es einmal mit einer e-mail an einen Prof. an der Uni mit dem jeweiligen Fachgebiet zu versuchen. Die sind in der Regel erstaunlich auskunftsfreudig. Frage nach Möglichkeiten der Therapie bzw. Linderung (egal, ob medikamentös, sportmäßig oder anders).
Ich wünsche Dir alles Gute.

Gruß