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Vollständige Version anzeigen : Chen vs. Yang



Zen Frog
26-04-2006, 09:16
Nachdem ich seit ca. 16 Monaten Yang-Stil trainiere, hatte ich gestern das Vergnügen das erste Mal Chen Stil trainieren zu dürfen.
Ich bin BEEINDRUCKT!

Push Hands:
Das Push-Hands war sowas von Diszipliniert und weich - unglaublich!

Zhang Zhuang:
Die Stehende Säule fand ich ungemein besser, ich wurde im Millimeter Bereich ausgerichtet. Kopf, Schultern zu Hüfte, Hüfte in Position.... Sinken

Die Armhaltung fand ich besonders gut. Die Arme so tief halten (auf Bauchhöhe anstatt in Kopfhöhe) ist halt viel entspannter wie im Yang-Stil die 8 Positionen abgehen. Nachdem ich von dem Trainer ausgerichet wurde konnte ich viel mehr deutlicher "fühlen" wie bisher. Ich fand mich für Momente wirklich felsenfest ausgerichtet und konnte für einen Moment wirklich "was fließen fühlen" besonders in den Armen.

Die Systematik mit der die Säule erklärt wurde war auch die beste und offensichtlich feinst ausgearbeitete, die mir bisher zuteil wurde. Mir ist dank dieser detailierten Beschreibung jetzt viel klarer worauf es ankommt.

Reeling Silk:
Endlich hatte ich mal Gelegenheit diese sehr bekannte Übungsserie kennen zu lernen. - Beindruckend! - Die Bewegungsfolge die ich übte war sehr einfach (eigentlich! - äußerlich) aber ich konnte wohl realisieren wie tief sie geht.


--> Fazit: Ich werde wechseln

Das ist für mich gar kein spontaner Entschluß, wie man jetzt vermuten könnte. Es ist vielmehr so, daß ich schon seit geraumer Zeit daran dachte mir mal den Chen-Stil anzuschaun, weil ich ihn einfach interessant finde.

Was ist für mich entscheidend:

ERSTENS:
A. Die Qualität der Lehre(r)!!!

Ich fand den Lehrer hervorragend! Besser wie jeden, der mich bisher im Yangstil korrigiert hat. Ich war in London auf einem Seminar, direkt bei einem Meisterschüler von Ip Tai Tak, (John Ding) in Düsseldorf auf einem Seminar und hab in Karlsruhe in 3 Yangschulen mir mal die Lehrer angeschaut und mit ihnen trainiert. Auf diesen Lehrgängen waren viele "Lehrer" anwesend mit dennen ich gemeinsam übte.

<<--- Eine so feinfühlige Korrektur wie ich sie gestern erfahren habe, habe ich selbst von den Vorzeigelehrern in London nicht bekommen!
(Eins sei angemerkt: Da waren wirklich sympathische!! gute und beindruckende dabei!)
Schon allein aus diesem Grund bin ich tief beeindruckt!

A 2.
Das Ausbildungssystem der WCTAG erscheint mir wirklich auf Qualität ausgerichtet. Die Mehrstufigkeit der Ausbildung spricht für sich. Ich kenne das auch aus dem Taekwondo, dort fand ich die Mehrstufigkeit auch schon sehr gut. Übungsleiter, Trainer A (Vereinsebene) - B (Regional/Landesebene) - C (Bundesebene/International) - Diplomtrainer. Das bringt einfach Klarheit ins System und Qualität.
Im Yangstil hab ich bis jetzt ein heilloses Durcheinander erlebt. Viel zu wenig Qualität - viel zu viel Geldmacherei.

Der Stil an sich:

Da ich vorher Vollkontakt-TKD gekämpft habe, fand ich es immer schwer mich im Yangstil völlig zurückzunehmen. Einerseits fand ich das langsame, beschauliche beeindruckend, anderseits fehlte mir einfach das explosive, dynamische.

Die Innenschau, die mir Tai Chi ermöglicht möchte ich nicht missen. Es ist etwas neues für mich und fällt mir schwer. Diese Reise nach innnen, die Arbeit an der Struktur - die Konkretheit von Chi und die Arbeit damit. Aber ich finde es falsch, das sich grundsätzlich nur langsam und im Yin-Aspekt bewegt wird. Immer beschaulich, immer langsam, immer gleichfließend.
Schließlich heißt es doch TAI JI. TAI JI besteht aus YIN und YANG. Aus schnell und langsam - aus HART und weich.

Ich habe im TKD einige Momente erlebt, wo sich der Körper einheitlich und in Verbindung mit dem Geist bewegt hat. Wenn man das mal erlebt hat, will man es immer wieder. "Du denkst an einen Kick und der Kick ist schon auf dem Weg oder im Ziel bevor der Gedanke am Ende ist." "Du Kickst einfach und realisierst erst nach dem Kick, was Du getan hast, und das es das einzig richtige war." "Schrei, Kick, Treffer - Alles EINS - der Gegner schaut nur irriert: War was? - Die Punktetafel belehrt in das was war :cool: " Extremes Yang halt.

Im Chen-Stil kann man beides haben, das gefällt mir!


Was sind Eurer Erfahrung? Gibt es hier Leute die von Yang zu Chen gewechselt haben?

Denkt Ihr man kann Yang und Chen nebenher laufen lassen, oder ist das eher kontra-produktiv?

Cherubin
26-04-2006, 11:02
die prinzipien sind überall dieselben.

vielleicht haben dir die 16 monate yang-stil mehr gebracht als du denkst. ich könnte mir fast vorstellen, dass es durchaus sinn macht einmal einen anderen stil anzuschauen, da der andere sachen betont. deine erfahrung klingt für mich so

ich würde fast wetten, dass du wenn du jetzt 12 monate chen machst den gleichen effekt hast wenn du dann zum ersten mal wieder yang stil machst.


cherubin

Der Stille
26-04-2006, 11:29
Hallo Zen Frog!


Denkt Ihr man kann Yang und Chen nebenher laufen lassen, oder ist das eher kontra-produktiv?

Nun um einen recht genauen Unterschied festzustellen ist es vieleicht nicht schlecht, aber pers. würde ich mich für einen Stil festlegen.

Der Stille

scientist
26-04-2006, 11:30
bei welchem lehrer hast du den chen-stil erleben dürfen? bei jan?
ich glaube auch - auch chen xiaowang und jan betonen das immer wieder- das es egal ist, welchen stil man ausübt. es kommt nur auf den eigenen trainingsfleiß und das verständnis des lehrers an...und da - das muss ich zugeben - habe ich selbst bei sehr bekannten persönlichkeiten eher schlechte erfahrungen gemacht...wobei ich nicht weiß, ob da kein vrständnis ist, oder gänzlich der wille fehlt, irgendwas weiter zu geben (gibt aber sicher auch andere!!).

willkommen im chen-stil und in der WCTAG

Ryo
26-04-2006, 12:14
Zhang Zhuang:
Die Stehende Säule fand ich ungemein besser, ich wurde im Millimeter Bereich ausgerichtet. Kopf, Schultern zu Hüfte, Hüfte in Position.... Sinken

Meinst Du nicht auch das dies eher am Trainer lag?


Die Armhaltung fand ich besonders gut. Die Arme so tief halten (auf Bauchhöhe anstatt in Kopfhöhe) ist halt viel entspannter wie im Yang-Stil die 8 Positionen abgehen.

Auch das ist nicht die einzige Position ;)
Du hattest also die arme am unteren Dantien.
Dann gibt es noch das mittlere (Brusthöhe) und das obere (über augenhöhe)




Denkt Ihr man kann Yang und Chen nebenher laufen lassen, oder ist das eher kontra-produktiv?

Da viele 5 oder mehr Formen im Chen Stil erlernen wüsste ich nicht wieso man nicht auch mehrere Formen neenbei machen könnte.

Aber sich auf einen Stil festlegen ist evtl. sinnvoller.

Zen Frog
26-04-2006, 12:37
bei welchem lehrer hast du den chen-stil erleben dürfen? bei jan?

Bei Michael Schaaf in Karlsruhe, den ich von gaaanz früher bevor er TCC machte noch kannte. Ist der große Bruder von ner Jungendliebe *GGG*

Würde dann Chen im Haupfach und Yang im Nebenfach studieren *grins*

Zen Frog
26-04-2006, 13:03
Meinst Du nicht auch das dies eher am Trainer lag?


Ja und Nein.
Zu 85% liegt es wohl am Lehrer.

Der Rest ist die Systematik der Lehre. Die Anweisung war nicht nur Können des Lehrers sondern auch systematisch ausgearbeitet, viel detailierter wie ich es bisher kannte. Hier kann ich mich irren, aber ich denke das lag am Taichi-Stil. Im Chen scheint die Säule besser ausgearbeitet zu sein. Also die Lehrtheorie - wie bringe ich es jemandem bei.

GilesTCC
26-04-2006, 13:48
Hi Zen Frog,

wie Cherubin sagt, die Prinzipien sind überall dieselbe - oder zumindest sollten sie es sein :rolleyes: .

In einem bestimmten TaiChi-Stil habe ich erlebt, daß manche Übenden (Schüler und auch Lehrer) sehr fundiert trainiert haben - sensibel, zentriert, geerdet, weich und zugleich mit viel 'Kawumm' jedoch ohne dabei zu verhärten, technisch versiert und zugleich spontan und fliessend, spielerisch und effektiv. Fazit für mich: Da kann ich aber eine Scheibe davon abschneiden, und mich hoffentlich für mein eigenes Training inspirieren lassen.

Andere aus dem gleichen Stil waren ziemlich steif, undurchlässig, (oder manchmal auch wabbelig), hatten wenig offensive Kraft (beim Angriff eher verhärtend oder das eigene Gewicht nach vorne schmeissend), hatten Schwierigkeit, von einer Technik zur Nächsten flüssig zu wechseln und haben mich schlicht nicht beeindrückt.

Und um welchen Stil ging es? Yang, Chen, Wu, Cheng-Man-Ching, Sun oder einer der wenig bekannteren...?

Natürlich um alle ;)

Jeder Stil hat bestimmte Schwerpünkte und Herangehensweisen, die am Anfang (sprich in den ersten Jahren) mehr als andere betont werden. Das muß auch sein. Dabei werden andere Sachen zwangsläufig erstmal nicht so stark, oder anders, betont. In Laufe der Zeit sollten alle Teile des "Tai Chi-Kuchens" integriert werden. So wird der Kuchen ja rund :D
Wenn du dich persönlich bei der WCTAG gut aufgehoben fühlst, was ich gut nachvollziehen kann, dann nur zu! :) Ich habe viel Respekt vor Jan - ein sehr guter Mann. Und ich weiss, er hat auch viel Respekt vor anderen Stile.

schöne Grüsse,

Giles
.

Dao
27-04-2006, 08:03
Hallo Zen Frog,
mein Hauptstil ist nach wie vor der Yang Stil.
Übe auch Chen und den alten Yang Stil.
Und ich kann mich den Vorrednern anschließen. Letzendlich ist es eine sehr subjektive Entscheidung welchen Stil man trainiert.
Es gibt kein allgemeingültiges das ist besser als das!

Der Stille
27-04-2006, 11:49
Hallo Zen Frog!

du darf auch nicht vergessen es gibt einmal Schüler die gut lernen wollen und der Lehrer sieht die Schüler als Geldgeber zum ausbeuten und andersrum gibt es auch Lehrer die gut unterrichten wollen haben aber nur 80 % ige untalentierte Schüler an dem sich der Lehre den Mund fusielig reden und die begreifen überhaupt nichts.

Der Stille

Drachin
27-04-2006, 18:04
Ich mache Yang-Stil, hatte Chen mal ein paar Monate probiert. War nicht so begeistert, habe schon mal geschwänzt was ich in meiner regulären Schule nie tue.

Ich hatte dabei und danach so recht kein Wohlgefühl. Und pushing hands nur für Auserwählte, nicht mal zuschauen war möglich. Zuviel Sport-Aufwärmübungen und sowas im Vorfeld. System? Der Lehrer hat einfach nur die Bewegung vorgemacht. Ist ja ok, aber ich denke, Deine guten Erfahrungen ehren mehr Deinen Lehrer und Deine Schule als den Stil an sich.

TQ
27-04-2006, 18:25
Es gibt nur 2 Tai-Chi-Arten. Gute und schlechte....;)

BanYan
03-05-2006, 13:16
Hallo,

wenn ich das so lese, scheint es mir, daß es eigentlich nur (85% sind da sicherlich noch zu niedrig gegriffen) auf den Lehrer ankommt.

Die Tai Chi - Prinzipien sind immer gleich.

Die Formen und Geschwindigkeiten, die Vor- und Zusatzübungen, das Stehen in der Säule oder Chi-Kung 1 - 6, alles muß zueinander passen.

Wenn man da einen Lehrer erwischt, der nur mal etwas nachgemacht hat, was er bei seinem Lehrer gesehen hat, da hat man verloren.

Die meisten haben nur dem Meister zugeschaut, wie er den Bach vor seiner Haustüre über 5 Steine gehend überschritten hat. Genau das können sie auch anderen Novizen beibringen, diese 5 Steine an diesem Bach.
Die gehen immer noch über 5 Steine, auch wenn kein Wasser drin ist. Oder sie suchen die Steine, wenn der Bach zum reißenden Fluß wurde und man lieber auf seiner seite bleibt.:D
Und ganz schwierig wird es, wenn man an einen anderen Bach kommt :confused:

Auch das Beibringen will gelernt sein. Genauso wie die Form und die Technik.
Ich habe mir das Beibringen mal ein Semester von meinem Meister erklären lassen. (Noch bin ich kein Lehrer!)
Es ist nicht so schwer, aber man muß es lernen und vor allem: üben.
Bis man selbst drauf kommt, dauert schon ziemlich lange.

Ein richtig guter Lehrer hat alles nicht nur abgeschaut und verstanden, sondern verinnerlicht. Und so einer wird es gewesen sein, der im ersten Beitrag den positiven Effekt erzeugt hat.:)

Gruß
BanYan

Dao
03-05-2006, 15:40
Hallo,
ja die 85% dürften schon ganz gut geschätzt sein? Oder weißt du es ganz genau? :D
Jeder ist Schüler und Lehrer, ganz egal welche Position du beziehst. Ich lerne auch von meinen Schülern, in dem Moment in dem ich als Lehrer unterrichte.
Mich nennt dann halt keiner Schüler und ich sage nicht Lehrer zu ihnen.

shi-jen-bo
03-05-2006, 15:53
der bessere stil ist dann wohl der, bei dem man sich wohler fühlt. ob es nun am lehrer, den (gerade) vermittelten inhalten oder dem schöneren park liegt in dem trainiert wird ;)

niemand hindert einen zu wechseln. oder auch zurückzuwechseln, wenn man mehr wissen und erfahrung gewonnen hat. da wo du dich wohl fühlst bist du richtig.

Pedro
03-05-2006, 16:09
Entscheident ist auf jeden Fall der Lehrer / die Schule.
Da spielt der Stil fast nur eine Nebenrolle.
Also meine Meinung.

Hongmen
03-05-2006, 21:26
Was sind Eurer Erfahrung? Gibt es hier Leute die von Yang zu Chen gewechselt haben?

Denkt Ihr man kann Yang und Chen nebenher laufen lassen, oder ist das eher kontra-produktiv?

Einige meiner Schüler machen Chen Taiji. Sie verstehen die "Inneren Prinzipien" schlechter als meine anderen Schüler, weil sie sich von dem Stil gefangen nehmen lassen.

Hongmen

Zen Frog
04-05-2006, 01:29
Einige meiner Schüler machen Chen Taiji. Sie verstehen die "Inneren Prinzipien" schlechter als meine anderen Schüler, weil sie sich von dem Stil gefangen nehmen lassen.

Hongmen

Das kommt grad ein bischen mystisch unklar rüber...

Kannst Du das mal erklären, wie Du das meinst?

Hongmen
04-05-2006, 06:44
Hi Zen Frog.
Siehe den Thread "Die Prinzipien Innerer Kampfkunst" in diesem Forum.

Gruß

Hongmen

Pedro
04-05-2006, 19:05
Edit

Zen Frog
04-05-2006, 23:46
Weil sie sich von dem Stil gefangen nehmen lassen.


Die inneren Prinzipien sind klar... also ansatzweise versteht sich. Die Frage zielte eher auf das obige Zitat hinaus.

Chiquan
05-05-2006, 07:26
nehme mal an, dass damit gemeint ist, sie können sich nicht recht öffnen, da sie sich selber zu stark an die form klammern.

das bewusstsein bewegt sich nur in dem raum den die form gibt?

Der Stille
05-05-2006, 11:03
Hallo!


Auch das Beibringen will gelernt sein. Genauso wie die Form und die Technik.
Ich habe mir das Beibringen mal ein Semester von meinem Meister erklären lassen. (Noch bin ich kein Lehrer!)
Es ist nicht so schwer, aber man muß es lernen und vor allem: üben.
Bis man selbst drauf kommt, dauert schon ziemlich lange.

Ein richtig guter Lehrer hat alles nicht nur abgeschaut und verstanden, sondern verinnerlicht. Und so einer wird es gewesen sein, der im ersten Beitrag den positiven Effekt erzeugt hat.

Da hast du nicht unrecht Banyan!
:klatsch:

Der Stille

Pedro
05-05-2006, 12:43
Das kenne ich.
Das allerdings schmeisst jeder über den Haufen, der sich mit Tuishou beschäftigt. Weil da muss man frei sein, wie das Wasser.
Das kann ich immer wieder an meinen Schülern feststellen. Und bei mir war es auch so.

Taichikatze
16-05-2006, 20:53
Ja, @Shi: Da hast Du Recht- es hindert einen niemand, alles anzusehen und dann zu entscheiden, wo man sich am besten aufgehoben fühlt! ;-) So würde ich es auch sagen. Es gibt bestimmt nicht "DEN perfekten" Tai Chi Stil. Zu jedem paßt was anderes. Einfach suchen- und finden.

Sirap
22-05-2006, 12:18
Ich denke auch, daß es vor allem auf den Lehrer und auf Dein eigenes Gefühl ankommt. Yang Stil wird traditionell sehr ähnlich wie Chen-Stil trainiert. Nur ist es heute viel schwieriger traditionellen Yang- als Chen-Stil zu finden. Fragt mich nicht warum. Keine Ahnung. Traditionelle Yang-Schüler lernen auch Fajin. Und natürlich werden auch im Chen-Stil die Arme beim Zhan Zhuang höher gehalten als auf Bauchhöhe. Aber am Anfang ist das noch zu schwer und führt zu Verkrampungen in Schulter und Rücken.

Der Stille
22-05-2006, 13:56
Hallo Sirap!


Yang Stil wird traditionell sehr ähnlich wie Chen-Stil trainiert.

Nun ich habe zwar noch kein Chen Stil trainiert, aber behaupte ich das das training bei uns (authentischer Yang Stil) und chen Stil doch unterschiedlich ist!

Der Stille

nagual
22-05-2006, 14:50
Hallo Sirap!


Yang Stil wird traditionell sehr ähnlich wie Chen-Stil trainiert.


Nun ich habe zwar noch kein Chen Stil trainiert, aber behaupte ich das das training bei uns (authentischer Yang Stil) und chen Stil doch unterschiedlich ist!

Der Stille

Woraus man evtl. logisch schließen könnte, dass der authentische Yang-Stil nicht traditionell ist bzw. trainiert wird.

Klaus
22-05-2006, 15:37
So kann man das nicht formulieren. Yang Lu Chan hat angefangen zu verändern, Yang Chen Fu hat verändert, Wu Jian Quan hat für seine Familie verändert bzw. ausgesucht, also macht keiner mehr das was vor YLC mal im Chen-Stil gemacht wurde. Der Chen-Stil auch nicht, da haben sich auch Veränderungen ergeben. Es gibt aber eben einen "authentischen" Yang-Stil der Familie Yang von heute (nach YCF), und vielleicht kennt man in der Familie auch noch den "authentischen" von YLC bzw. die Zwischenschritte. Ein authentischer Yang-Stil wäre dann eine von diesen Variationen. Ein nicht authentischer wäre einer, der von jemandem ausserhalb dieser Tradition aufgrund eigener Präferenzen verändert worden ist. Sowas kann okay sein für z.B. den authentischen Chen-Man-Ching-Stil (also so wie es CMC selbst unterrichtet hat), oder auch nicht wenn es der authentische Karl-Heinz-Müller-Stil (2 Jahre Karate, 0.5 Jahre Judo, 2 Wochen VHS-Taiji in Lüneburg bei Oma Käthe) ist.

nagual
22-05-2006, 15:50
Das eine ist ja die Angelegenheit, wie KLaus beschrieben hat, dass überall ständig irgendwelche Veränderungen passieren, die gut oder schlecht sein mögen, aber das, wie es früher mal war, auch in der damals vorhandenen Vielschichtigkeit immer unklarer und schwerer zu erkennen werden lassen.

Dann kann man sich halt nur noch an allgemeineren Werten wie bestimmten "Gongfu-Kriterien" u.a. orientieren, und dieses als "echt traditionell" gelten lassen.

Die andere Sache ist ja die Bezeichnung "authentischer Yang-Stil". In der ITCCA wird ja nicht die Stil-Variante vom jetzigen offiziellen Familien-Vertreter Yang Zhen He praktiziert, sondern ein Seiten-Pfad, der beim Vorgänger von Yang Zhen He abgezweigt ist und eine gewisse persönliche Note von Meister Chu erfahren hat.

Dies ist zumindest das, was mir bekannt ist, ich verfolge diese Sachen ja nur sehr am Rande.
Dadurch erhält diese Sache mit dem "authentisch" so einen Touch von dieser "nur wo Nutella draufsteht bla bla"-Geschichte, denn dahinter verbergen sich dann ja doch eindeutig nicht-traditionelle Aspekte, auch wenn gleichzeitig behauptet wird, "das entscheidende" (eben das "authentische") sei noch oder sogar besonders vorhanden.

Das wollte ich nur andeuten. Vielleicht kennen hier andere mehr Details.

BanYan
22-05-2006, 21:18
Hallo,


...
Die andere Sache ist ja die Bezeichnung "authentischer Yang-Stil". In der ITCCA wird ja nicht die Stil-Variante vom jetzigen offiziellen Familien-Vertreter Yang Zhen He praktiziert, sondern ein Seiten-Pfad, der beim Vorgänger von Yang Zhen He abgezweigt ist und eine gewisse persönliche Note von Meister Chu erfahren hat.

Dies ist zumindest das, was mir bekannt ist, ich verfolge diese Sachen ja nur sehr am Rande.
Dadurch erhält diese Sache mit dem "authentisch" so einen Touch von dieser "nur wo Nutella draufsteht bla bla"-Geschichte, denn dahinter verbergen sich dann ja doch eindeutig nicht-traditionelle Aspekte, auch wenn gleichzeitig behauptet wird, "das entscheidende" (eben das "authentische") sei noch oder sogar besonders vorhanden.

Das wollte ich nur andeuten. Vielleicht kennen hier andere mehr Details.

der jetzige Familienvertreter in China, Yang ZenHe, ist Nachkomme von Yang ZenDuo, einem Sohn von Yang ChengFu. Leider hat dieser von seinem "Papa" nicht mehr allzuviel original mitbekommen, weil er erst 8 oder 10 Jahre alt war als sein Vater starb.

Die o.a. Seitenlinie ist Yang ShouChung, auch Sohn des Yang ChenFu, der nach HongKong ausgewandert ist. Von daher wird er von der Yang-Familie in China irgendwie ignoriert.

Wenn man also noch ein paar "Informanten" zwischen Yang ChengFu und Yang ZenDuo einschiebt, die es ja gegeben haben muß, ist Meister Chu mindestens genauso nah dran wie Yang ZenHe.

(Achtung: ich mache keine Aussage über Güte, Können oder Qualität!)

Soviel dazu.

Was wirklich authentisch, traditionell, "Vom Ursprungsort" oder sonstwoher ist, lässt sich nur schwer ergründen. Die hier verwendeten Begriffe werden doch wohl eher als Markenzeichen verwendet.

Egal wie nah dran, wahrscheinlich werden garnicht immer alle Details vermittelt, sondern über manche Dinge nur eine Vorstellung weitergegeben, eben wie es sein müsste. Die jeweiligen "Hüter" der Traditionslinie haben sich dann über die Jahre weiterentwickelt und ggf. Details entdeckt und beigefügt, die sie zwar nicht beim Vorgänger erlernt haben, aber doch im Rahmen der Tradition quasi "wiedergefunden" haben.

Ich denke, Meister Chu hat ein paar sehr wichtige und einmalige Dinge mitbekommen und erlernbar gemacht (das ist gewiß nicht alles persönliche Note). Einiges davon gibt es offensichtlich auch bei IpTaiTak oder in der ChuGinSoon-Linie.
Es besteht dabei schon ein gravierender Unterschied zu den Yang-Details aus der offiziellen China-Linie (oder Ursprungsort) und noch viel gravierender ist der Unterschied zur ChengManChing-Linie.

Nur mal so als Fiktion:
Stellt Euch vor, alle die Yang-Erben treffen sich.
Ich bin sicher, jeder würde sein Aha-Erlebnis haben.
Wenn das alles zusammengefasst und konsolidiert würde, dann wären wir richtig nahe dran, an der echten Tradition ...

Gruß
BanYan

einzelheinz
22-05-2006, 21:21
Hallo,



der jetzige Familienvertreter in China, Yang ZenHe, ist Nachkomme von Yang ZenDuo, einem Sohn von Yang ChengFu.

Wenn Du Yang Zhenhe meinst, der ist nicht verwandt.

BanYan
23-05-2006, 07:20
Danke für die Klarstellung,


Wenn Du Yang Zhenhe meinst, der ist nicht verwandt.

ist kein Familienmitglied. Er hat nur auch bei Yang ZhenDuo gelernt.

Gruß
BanYan

Zen Frog
23-05-2006, 13:20
In meinem Thread ging es mir nicht um BESSER oder SCHLECHTER.

Es ging mir darum aufzudecken, was IMA wirklich sind bzw. beinhalten.

Es geht mir um den Kern,
um die Prinzipien,
um die Theorien,
und Methoden,

die zum Ziel führen.

Es ging mir darum herauszustellen, was in einem Stil verwirklich wird, an IMA – Prinzipien/ Methoden und Theorien, und was in anderen Stilen nicht – UND umgekehrt.

Wenn überhaupt ging es mir darum Stärken oder Schwerpunkte eines Stiles mit denen eines anderen Stiles zu vergleichen. Wichtig war mir auch einfach einen Erfahrungsaustausch anzustoßen, mit Leuten, die ebenfalls mehrere Systeme kennengelernt haben.

Für mich setzt sich eben jetzt im Chen-Stil das Puzzle TAI CHI CHUAN mehr und mehr zusammen. Denn hier bekomme ich jetzt viele Informationen, die mir im Yang Stil bisher gefehlt haben.

Ich bin schon als Budo-Sportler (TKD) immer der Meinung gewesen es gibt kein BESSER oder SCHLECHTER zwischen den Systemen, sondern nur einen besseren oder schlechteren ANWENDER.

Klar gibt es unterschiede zwischen Systemen, es gibt DIREKT kampfbezogene Systeme und solche die viel Koordinations-, Konditions- und vielleicht auch Demonstrationstraining beinhalten. Das Ganze dann noch in unendlich feinen Abstufungen zwischen Kampf / Sport / Ästhetik / Selbstverwirklichung (als Stichwort für energetisch, spirituelle Körper/Geist/Seelen-Entwicklung)

Das wurde wahrscheinlich im alten Thread falsch von mir vermittelt.

Der Punkt ist die richtige Anwendung in der richtigen Situation anzuwenden. Denn auch für die tödlichsten Anwendungen gibt’s den falschen Moment und auch für die witzigsten Techniken (drunken style) gibt’s den richtigen Moment.

Aber back to topic:

Mein Eindruck ist:
Wer wirklich Tai Chi lernen will sollte mehrere Stile lernen und praktizieren.
1. Ich habe das Gefühl, das über alle Stile hinweg gewisse Paradigmen (Rahmenregeln an die sich alle halten, und die nicht „angezweifelt“ werden) aufgestellt werden, die nicht angekratzt
werden. Diese Paradigmen schränken den Stil an sich und den Anwender ein.
2. Ich habe weiter das Gefühl, das in jedem Stil gewissen Askpekte von IMA umgesetzt werden, oftmals dann besonders gut ausgearbeitet (Beispiel Chen vs. Yang: Stehende Säule (Zhan Zhuang) wird im Chen viel umfangreicher unterrichtet – ist zumindest mein subjektiver Eindruck)
3. Zur Zeit denke ich, dass man sogar profitieren könnte, wenn man in die anderen großen Systeme auch hineinschaut: Xing Yi und Bagua evtl. auch Baji (zwar nicht so bekannt aber kampftechnisch sehr interessant).
Problem: Die Zeit.
Eine Hinweis der diese These verstärkt: In beiden großen Schulen, sowohl Shaolin als auch Wudang, werden immer viele Stile trainiert…. Das führt zu einer Synthese an Kampffähigkeiten.
Es gibt ja auch einige prominente Vertreter für diese These (bspw. Sun Lutang Wu Taji, Bagua und Xingyi).


Ziel soll es also sein, ganz ähnlich wie im Prinzipien-Thread, eine Diskussion anzufachen über Methoden und Prinzipien verschiedener Stile um zu einem Ganzen zu kommen.

BanYan
23-05-2006, 13:43
Hallo Zen Frog


...
Es ist so leicht wie es aussieht!
... wenn man das Prinzip verstanden hat...
.

an Deinem letzten Beitrag gefällt mir besonders der Text in der Signatur.

Genau dahin muß es gehen.

Die Tai-Chi-Meister der vergangenen Zeiten waren auch Meister der anderen Kampfkünste.
Plötzlich hatten sie eine Eingebung und zählten eins und eins zusammen und erkannten die Gemeinsamkeiten (=Prinzipien).

Dann entwickelten sie ein Workout (Form), um mit ihren Schülern gleich in die richtige Richtung zu trainieren.
Stehende Säule, Chi-Kung, Seidenübungen, Gesundheitsübungen und und und, das sind doch nur Vorlieben oder pädagogische Tricks einzelner Meister. Das wurde dann von den Schülern adaptiert und weitergepflegt und weiter verfeinert oder abgeändert. Der eigentliche Zweck oder die Anwendung liegt im Dunkel der Geschichte (die Stille Post läßt grüßen).

Irgendwie hochinteressant, das ganze wieder "back to the roots" zu bringen, aber als Schüler scheint es mir aussichtslos diese Arbeit zu leisten (obwohl mein Geist insgeheim danach verlangt!).

Oder es ist wirklich einfacher als man denkt ...

Gruß
BanYan
P.S. Nur was einfach ist, ist richtig gut!

Zen Frog
23-05-2006, 15:06
Gruß
BanYan
P.S. Nur was einfach ist, ist richtig gut!

Ich denke es ist einfacher als man denkt. Nur gibt es kaum Leute, die es einem beibringen könnten. Diese sind auch noch überall auf der Welt verstreut, was ein Distanz- und Sprachproblem aufwirft. Für mich das größte Problem:

Die Finanzierung

Wenn ich täte wie ich wollte wäre ich täglich 4-6 Stunden im Training. --> wer bezahlt mir die Trainer, die 50 € / Stunde (privattraining) verlangen.
Wie kriege ich Familie und Beruf UND IMA unter einen Hut?

Es gab da einen geniale Vorstoß von Yang Wingming diesem IMA-Oberguru.

Er hat eine Akademie gegründet, in der man 10 Jahre kostenlos trainieren kann. In den USA irgendwo im Hinterland.
Nachteil: Man verpflichtet sich 10 Jahre dort zu sein, trainiert 9 Monate im Jahr Vollzeit. Scheidet man in den ersten 5 Jahren aus (freiwillig) wirds richtig teuer. Dann fällt eine Art Schadensersatz an. Leider war dafür ein Wettbewerb und natürlich mit harten Kriterien. Teilnehmer durften nur zwischen 17 und 22 oder so sein und wurden auf Herz und Nieren geprüft.

Aber die IDEE ist total GEIL. Es bräuchte mehr solche Vorstöße um die MA wieder auf eine hohes Niveau zu puschen.
Ich finde übrigens Jan Silberstorff Vorstoß mit dem Tempelpark-Projekt auch sehr gut.

Der Stille
24-05-2006, 10:00
Hallo!


Der Yang-Stil ist das wohl bekannteste Tai Chi Chuan. Viele Menschen, die einmal im Fernsehen oder durch andere Medien von Tai Chi etwas gesehen und gehört haben, sprechen eigentlich vom Yang-Stil, der vor 180 Jahren entstand und seinen Namen durch die Familie "Yang" erhielt.

Sein Begründer Yang-Lu Chan beeindruckte durch seine erstaunlichen Fähigkeiten in der Kampfkunst, Angreifer ohne von außen erkennbare Bewegung an seinem Körper abprallen zu lassen und mehrere Meter durch die Luft zu schleudern, ohne jedoch zu verletzen. Er wurde "Yang, der nicht kämpft", genannt. Er erkannte den großen Wert des Tai Chi für körperliche Gesundheit und geistiges Wohlbefinden und begann, es öffentlich zu unterrichten. Sein Wunsch war es, Tai Chi Chuan so vielen Menschen wie möglich weiterzugeben.

Erst sein Enkel Yang Shen Fu konnte dies in die Tat umsetzen und machte Tai Chi Chuan in ganz China bekannt. Er lehrte öffentlich in Parks und unterrichtete viele Tausende von Menschen.

Die Tradition und das tiefe Wissen hat sich jedoch nur innerhalb der Yang-Familie und eines engeren Kreises von ernsthaften Schülern erhalten. Großmeister Yang Shou-Chung, Urenkel von Yang-Lu Chan gründete die ITCCA (International Tai Chi Chuan Association), damit der Yang-Stil authentisch und unverfälscht weitergegeben und gelehrt wird. Meister K.H. Chu (London) ist sein dritter und letzter Meisterschüler, der in alle Geheimnisse des Yang-Stils eingeweiht ist und von Yang Shou-Chung autorisiert wurde, die ITCCA in Europa zu vertreten.

Hier noch was über den authentischer Yang Stil.

Der Stille