An alle Karatefreunde [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Niko
29-09-2002, 21:52
Ich möchte mich als aktiver Judoka (und Ju-Jutsuka) mal bei euch Karateka informieren was ihr so vom Judo haltet. Ist es vielleicht eine sinnvolle Ergänzung zum Karatetraining? Bloße Zeitverschwendung? Geschmacksache? oder ein toller Sport.

Haut in die Tasten, bin für jede sachliche Antwort froh

Gruß Niko

Sebastian
29-09-2002, 21:57
Hi,

interessante Diskussion.

Also ich für meinen Teil habe zu Karate noch eine Ergänzung gesucht, die mehr Bodenkampf, Hebel, Würfe und SV enthalten. Um mich da auszulasten hab ich mich auch überall umgeschaut, aber Judo kam da eigentlich nicht in Betracht. Das fand ich nie so interessant, so dass ich schließlich beim Bujinkan Budo gelandet bin ;)

Grüße

Dojokun
30-09-2002, 09:15
Mein Vater hat viele Jahre lang Judo gemaxcht und wahr auch ziemlich gut.
Weiterhin sind viele meiner Schüler (Ex-)Judoka.
Und der Judo-Sensei bei uns im Stäödtchen ist ein recht guter Bekannter von mir und wirklich ein großartiger Lehrer!

Somit habe ich vom Judo ein sehr gutes Bild.
Ich habe selbst, wenn auch nur ein wenig, Judo trainiert.

Bedauerlicherweise ist Judo, wie eben sehr viele KK´s, vielfach zum Sport "beschnitten", aber nicht überall!

Oss

Dojokun

Feliz
30-09-2002, 13:31
Judo als Ergänzung zum Karate kam mir auch schon mal in den Sinn, um auch für Nahkampf-Situationen besser vorbereitet zu sein. Hebel und Würfe sowie Fallübungen kommen beim Karate manchmal etwas kurz. Bisher hab ich Judo allerdings noch nicht ausprobiert.

Goshinsatori
30-09-2002, 13:47
HI,

ich finde, daß im Karate genug Würfe und Hebel und Bodenkampf vorhanden sind. Erst wenn man daß alles kann, würde ich Ringen oder Judo oä. anfangen.
Aber es kann natürlich auch sein, daß man Karate besser versteht, wenn man mal ne Zeit lang was anderes gesehen hat.
Das kommt aber auf den Karate-Lehrer an. Bei einem guten Lehrer ist das eigentlich nicht notwendig....

Rueng Do
05-10-2002, 20:13
Hallo Niko,

interessante Frage... dient sie der neuorientierung? ;-)

Ich habe mal in ganz jungen Jahren Judo als KS betrieben. Das Training habe ich als sehr hart in Erinnerung. Mir taten glaube ich wirklich jedes Mal die Knochen nach dem Training weh! Ganz von den wunden Stellen am Hals vom an den Klamotten rumzerren mal abgesehen.
Was man wirklich gut beim Judo lernt ist das Fallen... Ansonsten bin ich ganz froh, das ich nach Jahren der Abstinenz und der Frustration wieder zum KS gefunden habe.

Einfach nur meine persönliche Meinung ist, die Eleganz des Shotokan Karate ist unübertroffen. Das Training ist hart, aber es ist ein gutes Gefühl seinen Körper zu spüren. Blaue Flecken gibts eigentlich nur mal beim Blocken eines Angriffs, oder wenn es mal aus Versehen zu einem etwas härteren Kontakt kommt. Aber das ist glaube ich in unserer Sportart wirklich selten.

MfG

Rueng Do

weudl
06-10-2002, 12:22
Hi,

zwar habe ich Judo nie betrieben, aber Ju Jitsu ist bei mir egentlich immer irgendwo parallel zum Karate gelaufen (allerdings bei weitem nicht so intensiv). Ich kann dies nur jedem Karateka wärmstens empfehlen, da einem das Katabunkai dadurch weit verständlicher wird.

Selbst wenn es Karateschulen gibt, die Würfe und Hebel als Bestandteil ihreres Trainings betrachten, so stellen diese leider doch eher die Ausnahme dar. Dies führt dann dazu, dass man sich bei der Katainterpretation mit "Alibibunkai" helfen muss.

Wenn man jedenfalls einmal die Hebel- und Wurftechniken im "Trockentraining" ohne Partner macht, wird man überrascht sein, wieviele Kata- und Kihonbewegungen sich damit erklären lassen... (zB Uchi Uke=Kote Gaeshi, usw.)

mizato
07-10-2002, 03:28
Hallo weudl

ich gebe Dir Recht, man sollte bedenken, dass das, was hier heute unter Karate kennen das modifizierte Karate für Sport ist. Schau Dir die Geschichte der Stile an, hier z.B. Shotokan, dann wirst Du feststellen, dass Funakoshi selbst nicht der große Kämpfer war und das Sportkarate von Nakayama und dem Sohn von Funakoshi entwickelt wurde. Es wurde hauptsächlich an der Takushoku-Universität ausgeübt, dort als Sportfach, die meisten Shotokan-Instruktoren kommen ja da her und die Unimannschaft ist ja bekannt für das Shotokan-Karate.

Das Kata-Bunkai, heute scheint es modern geworden sein, früher war es selbstverständlich, allerdings nicht bei den Sportsystemen beiinhaltet alle die Dinge, die man in Jiu-Jitsu, Aikido etc. findet.

Zäumt man das Pferd mal anders herum auf und schaut sich die Aussagen beim Jiu-Jitsu und Jujutus an, heißt es dort ja, es handele sich um die effektivsten Techniken aus Karate etc...... und nicht umgekehrt.

Lassen wir das Judo mal beiseite, dies hat sich aus dem Jiu-Jitsu entwickelt und es gab da genügend "Kämpfe" um die Anerkennung in Japan zwischen diesen beiden Systemen.

Man sollte vielleicht einmal die Informatioenen etwas ausgiebiger einholen.

countingzero
07-10-2002, 08:59
[QUOTE]Original geschrieben von mizato
[B]


"Zäumt man das Pferd mal anders herum auf und schaut sich die Aussagen beim Jiu-Jitsu und Jujutus an, heißt es dort ja, es handele sich um die effektivsten Techniken aus Karate etc...... und nicht umgekehrt."

Hallo,
Das gilt aber nur für das deutsche Ju Jutsu. Aber nicht für das japanische Ji Jitsu Ju Jutsu Jiu Jitsu etc.. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Karate zu tun, außer natürlich dass alle Menschen 2 Arme und 2 Beine haben und es generell unabhängige Überschneidungen gibt.

greets
cz

mizato
07-10-2002, 11:06
Dies sollte auch nicht dabei ausgedrückt werden, aber man globalisiert immer das Karate, man sollte dann vom japanischen Wettkampfkarate sprechen und dies nicht mit Toide, Tode und okinawanischen Richtungen vermischen.

DrZonked
07-10-2002, 18:23
Ich trainiere Ju Jitsu als Ergänzung zum Karate (leider nicht so oft wie Karate) und habe als Kind auch mal Judo als Soloprogramm gehabt...

Judo finde ich für den Nahkampf sehr gut und würde aber auch jedem Judoka. Karate empfehlen...

cu DrZ.


Achso nachwas: bevor die nächsten Einträge folgen mit: "Er hat nach judo gefragt und nicht nach Ju Jitsu" oder "Wie kann es Dir einfallen judo mit Ju Jitsu zu vergleichen" etc. etc..
Ich wollte keine Wissenschaftlich korrekte Antwort geben sondern nur mit meinem begrenzten Wissensstand jemandem meine Meinung mitteilen!!

weudl
07-10-2002, 23:01
@Mizato

da muss ich countingzero schon recht geben. Wenn Du Deine Aussage im Ju Jitsu Forum gepostet hättest, hättest Du Dich wahrscheinlich ziemlich unbeliebt gemacht ;).

Aber Du hast natürlich auch recht, dass man "modernes" Karate nicht mit Okinawa-Te gleichsetzen sollte, obwohl ein gewisser historischer und äußerlicher technischer Zusammenhang natürlich sehr wohl vorhanden ist.

mizato
08-10-2002, 02:19
Warum unbeliebt? Ich habe lange genug in Japan gelebt um meine Aussage bekräftigen zu können und ich habe nicht vom japanischen JiuJitsu gesprochen, vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt, denn das japanische JiuJitsu ist schon etwas anderes. In gewisser Weise der Vorläufer des Judo und auch des Aikido. Mache ich mich vielleicht wieder unbeliebt.
;)

Das "japanische" Karate weicht stark vom eigentlichen okinawansichen System ab, denn wir sollten hier nicht das heute praktizierte Gojuryu etc. nehmen, denn diese wurden ja gewissermaßen wieder nach Okinawa reimportiert.
Vielleicht das Isshinryu, Washinryu, Uechiryu, Kojoryu, Gotenpo, nur um einige zu nennen sind noch okinawanisch, aber die streben auch keine olympische Anerkennung an.

weudl
08-10-2002, 08:11
Es ging eigentlich nur um die Aussage, dass Ju Jitsu aus den besten Techniken des Karate,.... besteht. Dies trifft auf das (deutsche) Ju Jutsu zu, aber keinesfalls auf japanisches Ju Jitsu.

Meine Aussage war dahingehend gedacht, dass Karate nach wie vor nicht in allen japanischen Budokreisen die Anerkennung genießt die sich Funakoshi gewünscht hätte und einige Ju Jitsu-Traditionalisten wohl wenig Freude damit hätten wenn Du ihnen sagen würdest, dass ihre Kampfkunst auf das "primitive" Karate zurückgeht...

Michael Kann
08-10-2002, 10:45
Für mich wäre viel interessanter, festzustellen, wo die Gemeinsamkeiten der angeblich so unterschiedlichen KKs liegen ... ihre ursprünglichen Quellen, was sie beeinflußt hat usw.

Ich glaube, dass die Abgrenzungen hauptsächlich in den Köpfen der Menschen geschehen.

Vor 100 Jahren haben sich Stilvertreter wie Funakoshi und Kano prächtig verstanden und ausgetauscht ... die Meister "unterschiedlicher" Stile trafen sich zum Austausch von Erfahrungen ... heute oftmals aus verbandspolitischer Sicht unmöglich!

Gruß
Mike

Hausmeister
08-10-2002, 11:26
Ja, schade: daß immer mal wieder Grundsteine gelegt wurden, bewußt oder unbewußt, die zu einer Aufteilung oder Abspaltung der Künste führten, und heute gibt es dann die ganzen Konflikte.

mizato
08-10-2002, 11:38
@Michael Kann

nicht alle haben sich gut verstanden. Judo und JiuJitsu lieferte sich blutige Kämpfe, es gab Tote, hier ging es nur um die Anerkennung seitens der jap. Regierung.
Bushi Matsumura beispielsweise reiste durch diverse Dojo und forderte die dorten Meister heraus. Viele bezogen Prügel, so auch Funakoshi, hier schritt jedoch Ohtsuka ein und verhinderte Schlimmeres.
Aber es gab auch Freundschaften, das ist klar.
Das größte Wirrwar und Wischiwaschi entstand später durch das Streben nach Machtpositionen, Anerkennung etc.
Es ist aber zu lang, dies hier alles aufzuzählen und auch nicht Sinn dieses Themas.

Hausmeister
08-10-2002, 11:51
@mizato
Verstehe ich das richtig? Sokon Matsumura soll Gichin Funakoshi verprügelt haben? Und Hironori Ohtsuka soll Matsumura zurechtgewiesen haben?

mizato
08-10-2002, 12:10
Das verstehst Du richtig. Mal schauen, ich habe noch irgendwo etwas dazu. Wenn ich es finde poste ich es hierhinein oder schicke es Dir per PN.
Man muss aber auch die zeitlichen Umstände dabei berücksichtigen. Auf einigen japanischen Wadoryu-Seiten etc. findest Du dazu auch noch Informationen.

Michael Kann
08-10-2002, 12:23
Reinposten is angesagt ... interessiert mich schließlich auch! Hab davon zwar schon einiges erzählt bekommen, aber nähere Informationen würden mich schon interessieren!

Bzgl. Matsumura ... er nimmt denke ich schon einen Platz als Ausnahmeerscheinung an und stellt nicht die Regel dar ... oder was meinst Du?

Bzgl. Schulvergleichen nicht Stilvergleichen, denn damals wurde nach Schulen und nicht Stilen unterschieden! Also, da gibt es ja unendlich viele Geschichten dazu, vor allem zu den Jiu-Jitsu Schulvergleichen ... es hat in jedem Fall dazu geführt, dass die Polizei dem ganzen Spuk ein Ende bereitet hat indem sie Meisterschaften organisiert hat. Ob´s und wieviele Tode es gab, darüber hab ich bisher nix gefunden. Wenn Du Quellen hast wäre ich um diese Information dankbar.

Gruß
Mike

mizato
08-10-2002, 12:30
Ok, ich werde schauen was ich hier finden kann.
Was auch wenig bekannt sein dürfte ist die Tatsache, das es den Meistern auf Okinawa überhaupt nicht Recht war das die Kunst nach Japan gebracht wurde, schließlich hatte man damit ja überlebt und warum sollte man seinen "Feinden" zeigen wie und womit man überlebt hat. Das erklärt vielleicht auch, warum viele Techniken "entfremdet" wurden. Hiermit sollte man sich einmal näher befassen.
Ja Bushi Matsumura war schon irgendwie eine Ausnahmeerscheinung, aber er war nicht der Einzige, über die anderen wurde halt nur wenig bekannt.
Das soll aber keineswegs die Persönlichkeit von Funakoshi schmälern, aber man sollte es auch nicht einfach wegwischen.

Hausmeister
08-10-2002, 12:38
Ja, bitte PN oder posten.

Kann es sein, daß wir von zwei verschiedenen Sokon "Bushi" Matsumuras reden? Meiner hat von etwa 1800 bis etwa 1890 gelebt (verschiedene Angaben). Gichin Funakoshi von 1868/69 bis 1957. Und Hironori Ohtsuka, der Gründer des Wado Ryu, von 1892 bis 1982.
Demnach hätte mein Matsumura als Greis den Teenager Funakoshi verprügelt, wo der noch garnicht das Karate öffentlich gemacht hat. Und Ohtsuka hätte ihn pränatal oder posthum zurechtgewiesen. :confused:

Michael Kann
08-10-2002, 12:39
Zustimmung!

Hab ich anderswo auch schon mal drauf hingewiesen, kommt aber bei mancheinem Zeitgenossen gar net gut an! Reagieren da irgendwie Allergisch drauf! :D

Gruß
Mike

Michael Kann
08-10-2002, 13:00
@ Hausmeister Ede, wenn Du Deinen eigenen Matsumura hast, dann will ich auch einen ...

[...] Meiner hat von etwa 1800 bis etwa 1890 gelebt (verschiedene Angaben). Gichin Funakoshi von 1868/69 bis 1957. Und Hironori Ohtsuka, der Gründer des Wado Ryu, von 1892 bis 1982. Demnach hätte mein Matsumura als Greis den Teenager Funakoshi verprügelt, wo der noch garnicht das Karate öffentlich gemacht hat. Und Ohtsuka hätte ihn pränatal oder posthum zurechtgewiesen. :confused:

Gruß
Mike

mizato
08-10-2002, 18:08
Halt, es war ein Irrtum von mir, es war nicht Matsumura, es war
Motobu Choki, hier eine erste Info:


Otsuka hatte auch mit Motobu Choki, tainiert, der für seine "Wanderungen" in dene Rotlichtbezirken, auf der Suche nach Kämpfen bekannt war, um seine Technik zu prüfen. Motobu war ein bitterer Feind von Funakoshi und zollte ihm wenig Achtung. Es wird gesagt, daß Motobu und einer seiner Kursteilnehmer einmal auf der Suche nach Kämpfen zu Funakoshi gingen und ihn hilflos gegen eine Wand schleuderten und nur die Jujitsufähigkeiten Otsuka verhinderten das der Kampf fortgeführt wurde.

mizato
08-10-2002, 18:09
Motobu Choki

Motobu Choki wird im Februar 1871 in Shuri, Okinawa als dritter Sohn in einer Samurai-Familie geboren. Durch die Tradition, nur dem ersten Sohn eine besondere Ausbildung zukommen zu lassen, darf Motobu Choki den Familienstil (Goten-te oder Motobu-ryu) zu Beginn nicht lernen. Also muß er sich selbst einen Lehrer suchen.

Anfangs versucht er, sich selbst zu unterrichten und wird bekannt dafür, dass er seine Techniken im Vergnügungsviertel ausprobierte. Er versucht, durch das Beobachten des Trainings des Erstgeborenen, Motobu Choyu, den Stil zu erlernen. Er arbeitet viel mit dem Makiwara und stärkt seinen Körper durch das Heben schwerer Steine.
Wegen seiner rauhen Art fällt es im schwer, einen Lehrer zu finden, bis es ihm gelingt, Matsumora Kosaku zu überzeugen, ihn zu unterrichten.
Von Matsumora lernt er die Passai und die Naihanchi. Als er ihn bittet, ihn im Kumite zu unterrichten, lehnt Matsumora aus Angst er könnte das Wissen missbrauchen ab. Also beobachtet Motobu seinen Lehrer durch ein Loch in der Rückwand des Dojos beim Training.
Später lernt er auch bei Itosu, Matsumura, Yara und Tokumine.

Ab 1921 bestreitet er in Japan einige aufsehenerregende Kämpfe, wodurch er sehr bekannt wird. Er lernt Funakoshi kennen, aber beide leben in ewiger Feindschaft miteinander. Motobu bezeichnet die Art, wie das okinawanische Karate in Japan unterrichtet wurde als schwach. Für ihn heißt es Karate zu verbreiten, mit Meistern zu kämpfen, was er auch immer schafft. Er verliert nur zwei Kämpfe, einen gegen Itarashiki und einen Kampf gegen Yabu Kentsu.

Die Auffassung, Karate als Gesundheitssport zu verbreiten lehnt er strikt ab. Für ihn ist diese Art der Verbreitung ein Bruch mit der okinawanischen Tradition.

So lebt er in ständigem Hass auf die Japaner, die er verachtet. Trotzdem hinterlässt er auch in Japan seine Spuren. Er ist Ausgangspunkt einiger kampfbezogener Stile. Nachdem sich Funakoshi mit seinem Karate durchsetzt,

weudl
08-10-2002, 19:12
Kann mich nicht erinnern, von einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Motobu und Funakoshi gelsen zu haben, wiewohl mir die Sache mit Ohtsuka irgendwie bekannt vorkommt. Zutrauen würde ich es Motobu allerdings allemal. Er hatte von Funakoshi und seinem Karate ja nicht gerade eine hohe Meinung...

Dojokun
08-10-2002, 22:47
Ich habe mal gelesen,
dass Choki Motobu ursprünglich das Okinawa-Te nach Japan bringen sollte.
Das hat er aber abgelehnt.

Und man hat dann doch Funakoshi vorgezogen, obwohl der technisch unterlegen war.
Aber er erhielt aufgrund seines Charakters den Vorzug.

Ist da was dran, oder irre ich mich?


Oss

Dojokun

weudl
08-10-2002, 23:06
So in etwa steht das bei Peter Urbans "The Karate Dojo" geschrieben. Das Buch ist zwar ganz nett geschrieben, aber ich weiß nicht ob es sich bei den Geschichterln darin um historische Tatsachen handelt. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dies woanders auch schon gelesen zu haben.

Motobu war jedenfalls sicher nicht (nur) der primitive Schläger als der er bisweilen hingestellt wird. Ich habe zeitgenössische Aufnahmen von ihm gesehen und kann nur sagen, dass seine Naihanchi der Tekki Funakoshis um nichts nachsteht (offen gestanden schaut sie für meine Begriffe sogar weit präziser und sauberer aus...). Er war in späteren jahren jedenfalls in den höheren Karatekreisen durchaus anerkannt. So gibt es zB Aufnahmen von ihm und Mabuni beim Kumite-Training und Nagamine spricht auch nur in Hochachtung über ihn und seine Kumite-Konzepte.

Dojokun
08-10-2002, 23:11
Ich denke, dass er eine sehr kontroverse Persönlichkeit war:

Technisch sehr hoch einzuschäzten,
aber seine menschliche Unvollkommenheit", also der Hass auf die Japaner, seine Schlägereien, etc. sollte man auch sehen...


Aber das zeigt einmal mehr:
Er war auch nur ein Mensch!


Oss

Dojokun

weudl
09-10-2002, 07:28
@Dojokun

Das sehe ich genauso. Er hat im Karate sicher keine Weglehre oder Do gesehen, sondern ein Mittel um zu kämpfen. Und an dessen Perfektionierung hat er Zeit seines Lebens geforscht.

Geht man davon aus, dass er tatsächlich einen derart "schlechten" Charakter hatte (was für mich nicht unbedingt erwiesen ist), dann drängt sich natürlich die Frage nach den so oft angesprochenen persönlichkeitsbildenden Eigenschaften des Kampfkunsttrainings auf... Warum hat das bei ihm nicht funktioniert? Trainiert hat er sicher auch genug (wenn nicht sogar mehr als die meisten anderen seiner Zeit). Wenn es also tatsächlich zu charakterbildenden Prozessen kommt, woran liegt das dann, dass dies nicht bei allen funktioniert?

Michael Kann
09-10-2002, 08:02
@weudl ... lt. zeitgenössischen Berichten hat er die meiste Zeit seines Lebens mit Training verbracht. Seine Methode des "Austestens" mag uns nicht gefallen, doch sie hatte zu dieser Zeit auch Tradition. Er hat seine "praktischen" Versuche und die damit einhergehenden Ergebnisse in seine Interpretation des Okinawa Te mit einlaufen lassen.

Gruß
Mike

Dojokun
09-10-2002, 09:24
@ weudl

Ich denke auch, dass er nicht so schlecht war, wie gern geschrieben wird...
Aber ich denke auch, dass eine Besserung des Charakters nur dann eintritt, wenn man sich auch darum bemüht...

Choki Motobu war kein "Charakter-Verbesserer",
er war ein Kämpfer.

Oss

Dojokun

Michael Kann
09-10-2002, 16:21
@weudl

Wenn man alle "wichtigen" Okinawa Te Lehrer bzgl. ihres Charakters bewerten müsste, würde man zu erschreckenden Ergebnissen kommen.

Selbst bei den folgenden Generationen, auch den jap. Karate (inkl. Karate-Do) anhängenden Stilvertretern würde man zu teilweise entsetzlichen Erkenntnissen kommen. Dazu trug alleine die Beteiligung der meisten Karatelehrer am WK II bei!

Wobei ich glaube, dass hier Moral und Charaktereigenschaften oft in einen Topf geworfen werden!

Gruß
Mike

weudl
09-10-2002, 16:26
@Dojokun

Wir schweifen mittlerweile zwar schon ganz schön vom Thema ab, aber was soll's ;).

Auch ich bin der Meinung, dass die innere Einstellung den Ausschlag dafür gibt, ob man sich charakterlich entwickelt oder nicht. Wenn dem aber so ist, dann drängt sich mir wiederum die Frage auf, warum man dann überhaupt trainieren muss.

Wie ich des öfteren gepostet habe, stehe ich selber dem Gedanken der Charakterbildung ganz und gar nicht ablehnend gegenüber. Ich bin nun mal aber leider ein Mensch der alles hinterfragen will und nichts einfach nur deswegen glaubt, weil jemand anderer dies irgendwann einmal behauptet hat und alle nach ihm dies einfach übernommen haben.

Auch ich habe, seit ich mit den Kampfkünsten begonnen habe, gewaltige Änderungen meiner Persönlichkeit miterlebt. Aber woher weiß ich, dass dies wirklich auf mein Training zurückzuführen ist? Vielleicht hätte ich mich auch ohne Kampfkunst in diese Richtung entwickelt...

mit nachdenklichem Gruß

Weudl

Jibaku
09-10-2002, 17:16
Jaja die Charakterbildung, es ist wohl eine ähnlich fassbare frage wie die nach der Effektivität, die dann oft und gern mit "wenn dann" Antworten beschieden wird.

If you want to be a better person, you don't need karate. Just try to be a better person on your own. Don't do things that hurt people. For example, don't punch and kick other people. That's mean.
ein sehr schönes Zitat wie ich finde, entnommen aus unten stehendem Artikel, dem ich sicher nicht in allem beipflichte, der aber doch sicher viel Wahres enthält.

http://www.24fightingchickens.com/shotokan/heresy/character.html

Und auch wenn man Charakterbildung als gegeben annehmen will, so wird in meinen Augen oft ein Fehler gemacht, man hält dem 20 jährigen Karateka den 60 jährigen Meister als Ideal vor ohne zu bedenken, daß viele sich auf dem Weg dahin durchaus ersteinmal die Hörner abgestoßen haben.
Für mich ist ein 25 jähriger Shodan mit den Ansichten eines 60 jährigen Meisters unglaubwürdig und meist sind unter den Traditionalisten die älteren auch viel toleranter, es sei denn sie müssen Ihr Geld mit Karate verdienen...

Und legt man dies zu Grunde muß man nicht einmal den WK II bemühen um so manchwen schwarzen Fleck auf so mancher Meisterweste zu erkennen.

Im übrigen denke ich ähnlich wie Micháel, daß hier Charakter und Moral durcheinander geworfen werden.
Dinge wie Ruhe und Ausgeglichenheit, Geduld, Disziplin, Leidensfähigkeit, Ausdauer etc. lassen sich mit Karate (Und nicht nur damit) sicher hervorragend erwerben ob man aber vom moralischen Standtpunkt durch Karate ein guter Mensch wird ist sicher eine ganz andere Frage.

Hausmeister
12-10-2002, 15:59
Original geschrieben von Michael Kann
Hausmeister Ede, wenn Du Deinen eigenen Matsumura hast, dann will ich auch einen ...

Langsam, Leute, nicht drängeln, immer schön der Reihe nach, es sind genug für ALLE da! :D

Hausmeister
12-10-2002, 16:03
Original geschrieben von weudl
Ich habe zeitgenössische Aufnahmen von ihm gesehen und kann nur sagen, dass seine Naihanchi der Tekki Funakoshis um nichts nachsteht (offen gestanden schaut sie für meine Begriffe sogar weit präziser und sauberer aus...).
Wo gibt´s das zu sehen?

weudl
12-10-2002, 17:02
@HME

Vorweg ein Link zu Naichanchi Funakoshis http://home.drenik.net/joemilos/gichin7.htm.

Leider habe ich die Aufnahmen der Sequenz aus Motobus Naihanchi nur in Form einer Kopie aus einer alten Budozeitschrift. Die Bildqualiät ist jetzt schon nicht überragend und ob man nach dem Scannen noch etwas erkennen kann, kann ich noch nicht versprechen...

weudl
12-10-2002, 17:25
Ok, der Scan ist einigermaßen erkennbar. Da ich hier aber keine Dateien anhängen darf, musst Du mir nur noch sagen, wie ich Dir das Bildchen zukommen lassen kann...