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Vollständige Version anzeigen : Shaolin Kung Fu und Buddhismus



shenmiao
18-05-2006, 22:46
Wer betreibt Shaolin Kung Fu und beschäftigt sich mit Buddhismus oder ist Buddhist?
Wie ist eure Meinung, geht das Eine ohne das Andere?

SQ
19-05-2006, 00:14
nein, geht nicht

Xiao Long
19-05-2006, 06:52
Natürlich, das geht. Shaolinquan ist eine Kampfkunst. Jeder kann das lernen. Man braucht nicht unbedingt Buddist sein.

shi-jen-bo
19-05-2006, 09:59
hallo shenmiao!

ich betreibe shaolin gong fu seit einigen jahren und bin auch buddhist. natürlich geht es auch ohne wenn man es nur als sport betrachtet. die frage ist immer die gleiche: was will ich erreichen?

körperliche fitnis? geistige gelassenheit?

wenn man nicht aufpasst geht es schnell in´s philosophische über. versuchen wir das mal...
sicher gibt es trainierende, die sagen, dass es ohne das tiefere verständnis vom buddhismus keine tiefere erkenntnis der kampfkunst geben kann.

allerdings gibt es viele menschen, die nach buddhistischen prinzipien leben, aber christ,oder moslem oder etwas anderes sind. ich denke hier liegt der eigentliche sinn oder wert. die lebenseinstellung sollte der kampfkunst angemessen sein. und dann ist es nicht mehr wichtig wie du dich nennst, sondern wie du dich benimmst.

nicht worte bestimmen deinen wert, sondern taten.

ich hofe das hilft dir etwas weiter. :)

SQ
19-05-2006, 11:57
Buddhist zu sein, bedeutet nichts.

Buddhismus ist eine Lebensphilosophie die sehr tief aber undogmatisch im Shaolin Kung fu verwurzelt ist.

Meisterschaft im Shaolin Kung fu erreicht nur, wer zumindest den Sinn des Buddhismus verstanden hat - und das erfordert eine intensive Beschäftigung damit.

Äußerer Stil
19-05-2006, 12:15
In China sind die Möche auch nicht gleich Buddhisten. Und machen trotzdem Shaoilnquan...

Heping
19-05-2006, 13:59
Buddhist zu sein, bedeutet nichts.

Buddhismus ist eine Lebensphilosophie die sehr tief aber undogmatisch im Shaolin Kung fu verwurzelt ist.

Meisterschaft im Shaolin Kung fu erreicht nur, wer zumindest den Sinn des Buddhismus verstanden hat - und das erfordert eine intensive Beschäftigung damit.

Der Budhhismus vermittelt nur eine von vielen existierenden Wertehaltungen, die aber vielfach auf dasselbe hinauslaufen. In den chinesischen Kampfkünsten ist dies Wu De, die Kampfkunst-Tugend. Diese ist hier ganz gut erklärt.

http://www.wuyuan.de/wude/index.html

Dass nur wer den Buddhismus verstanden hat, Meisterschaft im Shaolin-Kung Fu erreichen kann, finde ich deshalb eine etwas gewagte Aussage.

ShaolinNRW
19-05-2006, 15:05
@shenmiao

Schönes, interessantes Thema:respekt:

Shaolin Quan Fa und der von Bodhidharma im Shaolin Tempel eingeführte Chan Buddhismus können nicht von einander getrennt werden.

Um hier Meisterschaft zu erreichen geht hier nur das Eine, verbunden mit dem Anderen.
Allein die Übungen des Yi Jin Jing und Xisui Jing belegen dies.

Jedoch ist es schwierig hier in zwei Sätzen etwas, was 1500 Jahre alt ist und mittlerweile verschiedene Richtungen hat, zusammen zufassen

Gruss

Trinita
19-05-2006, 15:30
Hallo,

soweit ich weiss, war Bodhidharma soetwas wie ein Guru, der aus Indien nach China kam und schließlich im Tempel bei Shaolin landete. Weil die Mönche dort in kläglicher körperlicher Verfassung waren und bei der Meditation ständig einschliefen, entwickelte B. aus dem Yoga verschiedene Übungen zur Kräftigung des Körpers, aus denen dann wiederum Kung Fu enstand. Der wichtigste Aspekt bei dieser Kampfkunst ist wohl, dass es von Anfang an um Meditation ging und alle Bewegung und Kampfkunst eben nur der äußere Ausdruck der inneren Meditation ist. So hört man es jedenfalls von echten Shaolinmönchen in Interviews / Dokus.

Xiao Long
19-05-2006, 16:56
Shaolin Mönche Sengchou und Huiguang haben vor Damo gelebt. Sie waren beide Schüler von Bato (Gründer des Klosters) und auch waren Kampfkunstmeister. Also die Mönche haben Wushu vor Damo auch trainiert.

Trinita
19-05-2006, 17:32
Ich hab mal bei Wikipedia nachrecherchiert, um den Hintergrund mal ein bischen aufzuhellen:

Als Vorläufer der Shaolin Kampfkunst werden vor allem in der Qin- und der Han-Dynastie praktizierten Formen des Zweikampfes angegeben, z.B. Jiaodi (Kämpfer setzten sich Hörner auf und attackierten sich mit diesen) und Shoubo (Ringen). Die Mönche des Shaolinklosters sollen bereits ab dem 2. Jhd das vom Arzt Hua Tuo System der 5 Tiere (Wu-Qix-Xi) geübt haben, was aber eher gesundheitlichen Zwecken diente. Der Tempelvorsteher Zhou Jing hatte zwei Kampfkunstmeister ins Kloster bestellt, die seine Möche gegen Raubüberfälle wappnen sollten. Erst als 426 eine Befestigungsanlage des Kaisers und dort stationierte Soldaten für die Sicherheit des Klosters sorgten, wurde diese Praxis wieder aufgegeben.

Der Ursprung der eigentlichen Shaolin-Kampfkunst wird meist nach einer Legende auf den indischen Mönch Bodhidharma (auch Tamo, Damo, Daruma) zurückgeführt, der um 512 ins Kloster kam, um dort den Chan-Buddhismus (= Zen-Buddhismus) einzuführen. Er mußte angeblich feststellen, dass die dortigen Mönche nicht genug Ausdauer hatten, die viele Stunden dauernden Meditationsübungen durchzuhalten. Ausgehend von verschiedenen Yoga-Übungen entwickelte er deswegen eine tanzähnliche Übungsreihe, die als Shi-ba-luo-han-shou (die 18 Hände des Buddha) berühmt wurde. Sie waren aus den Techniken des indischen Vajramushti hergeleitet. Dazu verfasste er zwei Sutras, Yi-jin-jing (verschiedene Atemtechniken zur Verbesserung der Ausdauer) und Xi-sui-jing (Entwicklung von Selbstdisziplin und innerer Stärke). Sinn der Übungen war primär, den Körper ausreichend zu stärken, um das Ziel der Seelenrettung erreichen zu können. Bodhidharma entwarf ausserdem das Wu-de (Kampfkunsttugend), welches zu Disziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben mahnte. Da sich in der Praxis zeigte, dass die so Trainierten auch erfolgreicher bei der Selbstverteidigung waren, begann man die Übungen auszuweiten. Der Stil wurde sowohl um tänzerische Elemente als auch um Selbstverteidigungstechniken erweitert.

Der ganze Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Shaolin_%28Kampfkunst%29

Toby_R
19-05-2006, 23:54
Ein sehr interessantes Thema. Ich denke, daß eine Beschäftigung mit dem Buddhismus im Rahmen des Trainings im Shaolin Quan (welcher Ausrichtung auch immer) wichtig ist, um zu verstehen, wo die philosophischen Hintergründe herkommen. Man sollte dabei aber darauf achten, die besondere Situation des Buddhismus in China (der sich im Vergleich zum indischen ganz anders entwickelte) beachten.

Nötig ist er, um die hohen Stufen der Kampfkunst zu erreichen, meiner Meinung nach nicht. Zumal die als Beispiel gegebenen von Bodhidharma eingeführten Gesundheitsübungen mit großer Wahrscheinlichkeit auf daoistischen Methoden basierten, die damals entsprechende Übungen praktizierten. Es ist allerdings, so denke ich zumindest, unerläßlich sich mit irgendeiner Form von Spiritualität auseinanderzusetzen, da man sonst die Konzepte, die hinter inneren Übungen stehen (und wohl die Vorraussetzung für die hohen Stufen sind) nicht nachvollziehen kann. Soll heißen: wenn ich nicht an Qi glaube, oder es erfahre und mich damit beschäftige, wo es herkommt usw. wird mir die Übung nichts bringen.

Dies sind allerdings allgemeine, in der chinesischen Kultur verankerte, Konzepte. Ich bezweifle, daß ich an Wiedergeburt glauben muß, um im Shaolin Kungfu gut zu werden (und genau darum, bzw. die Vermeidung dessen, geht es ja im Buddhismus). Ob ich also nun Daoist oder Budhhist bin, oder mich einfach intensiv mit Qigong-Lehre und chinesischer Medizin beschäftige, dürfte im Endeffekt egal sein.