Starke körperliche Auswirkungen bei Stress und Aufregung [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Starke körperliche Auswirkungen bei Stress und Aufregung



MoerkB
19-06-2006, 18:05
Hallo!

Ich habe seit ein paar Jahren ein Problem. Immer, wenn ich in besonders aufregende oder stressige Situationen komme (z.B. 1. Tag bei einer Ferienarbeit, 1. Schultag nach den Ferien, Auftritt, usw.), bekomme ich Verdauungsprobleme. Das reicht von leichter Übelkeit bis hin zu tierischem Durchfall. Die Ärzte haben nichts anderes gemacht, als mir Medikamente aufzuschreiben und Entspannungsübungen (z.B. Autogenes Training) empfohlen. Die Medikamente helfen wunderbar, aber darauf möchte ich natürlich nach Möglichkeit verzichten. Enstpannung hilft nur solange, wie ich sie in behüteter Atmosphäre machen kann und auch dann nur ein wenig. Das Problem selber bleibt aber.

Da ich ab Herbst studiere, deswegen das erste Mal in eine eigene Wohnung ziehe und bis dahin auch mehrere Ferienarbeiten annehmen möchte, steht mir eine ungemütliche Zeit bevor.

Hättet Ihr irgendwelche Ideen, was man dagegen machen könnte? Ich wäre Euch sehr dankbar.

Mörk

tenchi
19-06-2006, 18:18
das einzige was ich dir wirklich raten kann ist eine psychotherapie zu machen.. denn das würde die Ursache bekämpfen und dich in zukunft resistent machen.
allerdings hat eine therapie nur erfolgsaussicht, wenn der patient sie auch wirklich durchziehen will!

überleg es dir mal und sprich ggf. mit deinem arzt.
addressen der therapeuten in deiner gegend bekommst du dort oder auch bei deiner krankenkasse.

viel erfolg!

Bananenesser
19-06-2006, 18:49
das mit den durchfall hatte ich auch! 3 jahre vor jeden training! komisch war aber das ich vor und wärend anderen prüfung (schule...) nie was hatte.

dann hab ich im fernsehn gesehn das das ein zeichen von stress sein kann. als ich das verstanden hab das ich die ursache für den durchfall bin, hab ich mir vorgenommen "wegen sowas kein stress mehr" un von diesem zeitpunkt kein durchfall und der gleichen mehr.

MoerkB
19-06-2006, 20:51
Danke erstmal!


dann hab ich im fernsehn gesehn das das ein zeichen von stress sein kann. als ich das verstanden hab das ich die ursache für den durchfall bin, hab ich mir vorgenommen "wegen sowas kein stress mehr" un von diesem zeitpunkt kein durchfall und der gleichen mehr.

Ich weiß mittlerweile seit vielen Jahren, dass das an mir bzw. an meiner Psyche liegt, aber ich konnte trotz unzähliger Versuche und Möglichkeiten nichts daran ändern. Ich freue mich natürlich für Dich, dass es so einfach war, aber bei mir geht es nunmal leider nicht so.


das einzige was ich dir wirklich raten kann ist eine psychotherapie zu machen.. denn das würde die Ursache bekämpfen und dich in zukunft resistent machen.
allerdings hat eine therapie nur erfolgsaussicht, wenn der patient sie auch wirklich durchziehen will!

Also ich war zweimal bei einem (jeweils anderen) Psychologen und einmal hat ein befreundeter Sozialarbeiter aus der Jugendhilfe mit mir unter Einbezug meiner Familie gearbeitet. Eigentlich aber hauptsächlich wegen anderer Geschichten (Depressionen, Zwangsneurosen, Angsstörungen). Letztendlich hat nichts von all dem meine Probleme gelöst, weswegen ich dem mittlerweile ewas skeptisch gegenüberstehe.
Ich muss aber gestehen, dass ich nicht wirklich weiß, was der Unterschied zur Psychotherapie ist. Auch weiß ich nicht, was die da mit mir machen. Ich werde mich aber auf jeden Fall unverzüglich darüber informieren, also danke für den Tipp! (Ich werde dann auch hier berichten.)

Gigbogser
19-06-2006, 21:13
Ich hätte dir auch so eine Art Entspannungstraining empfohlen. Wenn du alleine nicht klarkommst hol dir Hilfe. Progressive Muskelrelaxation nach Jakobsen - wenn alle Stricke reißen geh zur Therapie, evtl. systematische Desensibilisierung. Da müsstest du dich dann aber selber informieren, da gibt es sehr viele Möglichkeiten.

Gruß Gig

tenchi
19-06-2006, 21:31
wie mein vorredner shcon sagte, es gibt eine vielzahl von therapiemöglichkeiten.
deshalb solltest du dich gut informieren.
aber nicht nur die richtige therapiemethode, sodnern auch der richtige therapeuth (oder therapeutin) muss gefunden werden.
ich wünsche dir auf jeden fall viel glück und erfolg!
wenn du wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen!

MoerkB
19-06-2006, 21:43
ich wünsche dir auf jeden fall viel glück und erfolg!

Danke! :)


wenn du wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen!

Den Willen habe ich. Es ist nur schwer, gegen seinen eigenen Schatten zu kämpfen.


Ich hätte dir auch so eine Art Entspannungstraining empfohlen.

Wie gesagt - es funktioniert solange, wie ich es mache und auch einige Zeit darüber hinaus. Aber spätestens eine halbe Stunde später ist es vorbei mit der Wirkung. Außerdem kann ich das ja nicht immer zwischendurch (z.B. beim Arbeiten) machen. Wie gesagt - ich informiere mich über Psychotherapie.

Kimi
20-06-2006, 12:04
Ich bin zwar kein uneingeschränkter Freund von der Sichtweise von T. Detlefsen und R. Dahlke, aber deren Bücher 'Krankheit als Weg' und 'Krankheit als Sprache der Seele' könnten Dir vielleicht ein paar Denkanstösse bieten.

Für mich funktioniert es recht gut, mich bei Krankheitssymptomen zu fragen::confused:
- Was macht das Symptom mit mir (hindert es mich an etwas, bietet es eine praktische Entschuldigung bzw. Ausrede o.ä.)?
- Was fällt mir allgemein zu dem Symptom ein? In welchem Zusammenhang tritt es auf?

Ein Beispiel: Durchfall kann manchmal ein geradezu auffallend praktische Ausrede sein, ein unangenehmes Treffen abzusagen.
In dem Fall ist Selbstklärung angezeigt: Warum will ich das Treffen vermeiden? Ein Teil von mir, der nicht offensichtlich ist, will sich Gehör verschaffen.:motz:

Ich hatte vor kurzem so einen Fall: Ein Spalt in Hornhaut am Fuss. Drei Tage trainiert - kein Problem. Vierter Tag: Stress mit einer Vorführung, die drei Tage später sein sollte; war nicht mehr sicher, ob ich das wirklich machen wollte. Am nächsten Tag hatte sich die Verletzung entzündet. --> Ein Tag nicht trainiert, Selbstklärung betrieben. Zwei Tage später ohne Probleme, die Vorführung gemacht.

Zweites Beispiel: Ein Jahr Vorbereitung auf 1.Dan - keine Hindernisse. War die ganze Zeit sicher, es machen zu wollen und das es richtig ist. Meine einzige Prüfung (egal bei was) praktisch ohne Nervosität. Später zum 2.Dan: nicht die gleiche Art Vorbereitung, weniger sicheres Gefühl - in der Nacht vor der Prüfung Halsschmerzen vom Feinsten, die pünktlich zu Prüfungsbeginn nachliessen. Schnupfen war noch nicht durch. Eigentlich keine Leistungseinschränkung, aber immerhin eine nette Ausrede, falls man schlecht aussieht. Nicht, dass ich wirklich am Bestehen gezweifelt hätte, aber ich war mir nicht sicher, ob ich meinem Anspruch genügte. Sowas zeigt sich bei mir häufig in kleinen Krankheitssymptomen.:rolleyes:


Anderer Buchtipp dazu: Miteinander reden - Band 3 von Friedemann Schulz von Thun. Behandelt das Innere Team.
Dort geht es mehr um andere Hindernisse, nicht so sehr um Krankheiten.
Für mich hat es schon gut funktioniert.

Meditation/Entspannung wirkt übrigens ähnlich: Man lässt die verdrängten Aspekte wieder zu und kann sich mit ihnen Auseinandersetzen, was manchmal auch nur un- oder halbbewusst passieren muss.

MoerkB
20-06-2006, 13:07
Wow - umfangreiche Antowort. Danke! :)

Tatsächlich tritt es meistens vor unangenehmen Treffen auf, aber nicht nur. So hatten wir z.B. letzten Mittwoch unseren Abisturm und das war es besonders schlimm, obwohl ich alle kannte und es nichts sonderlich Neues für mich war (außer die Bewaffnung mit Wasserpistolen....). Auch schlimm ist es, wenn ich besoners früh aufstehen muss - egal ob ich irgendwo hin muss oder einfach zu Hause bleibe.

Ok, die Ursache (Körper sucht sich eine Ausrede) macht Sinn und ich glaube auch, dass es so zutrifft. Aber was kann man dagegen tun? Auch wenn ich mir der Sache bewusst bin und mir selber sage, dass kein Grund dazu besteht, hilft das nicht weiter. Versuche es quasi jedes Mal.

Leviathan
20-06-2006, 13:15
Ernährungstechnisch könntest du vieleicht was mit Ballaststoff reicher nahrung
erreichen das verdickt den speise brei*igitt* und ist gut für noch ein paar andere sachen die ich jetz hier nicht ausführen möchte.
Viel glück;)

MoerkB
20-06-2006, 13:20
Ballaststoffe - also z.B. Vollkornbrot und Obst wie Äpfel und Bananen? Davon esse ich eigentlich ziemlich viel. Aber machen die die Verdauung nicht noch flotter, also bewirken das genaue Gegenteil von dem, was ich erreichen möchte? So wie ich das auf Wikipedia gelesen habe müsste das doch eigentlihc so sein, oder nicht?

Würde zudem nicht das Kernproblem nicht beheben, aber alles, was die Symptome abschwächt nehme ich natürlich gerne entgegen!

Klaus
20-06-2006, 13:40
Angst wirkt nunmal auf den Verdauungstrakt, das ist ein Reflex aus alten Zeiten. Kinder haben sowas ständig. Die Frage ist, WAS man eigentlich tut wenn man "therapiert". Behaupten daß es falsch ist, oder eine Lösung geben die gut für einen ist, ohne was kaputt zu machen. Das Phänomen, Krankheiten aufzubauen, um der Konfrontation oder dem Problem zu entgehen, gibt es, muß aber nicht für alle zutreffen.

Systematischerweise gibt es nur zwei Möglichkeiten:

1. Es ist etwas "mechanisches", erlernt oder bedingt durch Dinge die man sich angewöhnt hat, auch als Seiteneffekt. Es kann sein daß die sinnvolle Lösung durch etwas blockiert wird, das wegen anderer Probleme sich so entwickelt hat, damals als Lösung. Man muß also in dem Fall eine andere Lösung für ein anderes Problem finden, damit der Weg wieder frei ist, und für den Streß eine Lösung möglich ist die natürlicherweise dafür gedacht ist. Meistens körperlich-seelische Reflexe, ein Gefühl das wirkt. Das wären Mut, oder schnell Lösungen für die Probleme zu finden. Ich sage zum Beispiel, egal was mit einem passiert, es wird immer irgendwie weiter gehen - irgendwie. Eine Menge Probleme kommen daher daß es einem nicht reicht, einfach nur zu leben, zu essen und zu trinken zu haben, und einen Platz zum Schlafen der geheizt ist wenn es kalt ist. Anerkennung, Erfolg, etc. etc. werden irgendwie so wichtig, oft "gemacht", daß es einem wie der Tod vorkommt keinen Erfolg zu haben, auch wenn es völlig egal ist ob man ihn hat oder nicht. Solche Zwänge entstehen aber in der Regel über Erlebnisse die lange zurückliegen, was uns zu 2. führt.

2. Es ist eine Erinnerung. Etwas das eigentlich nicht schlimm ist, zum Beispiel die Prüfung zum 2.Dan in etwas was Insider "Kampfkunst" nennen, und bei dem es sich um ein Hobby handelt das kein Mensch benötigt um zu leben, erinnert einen an Erlebnisse die lange zurückliegen, und in denen es um wichtige Dinge ging. Und die man nicht verarbeitet hat. Es geht dann nicht um das was einen ERINNERT, es geht um die Erinnerung an sich. Wenn man solche Erlebnisse, auch wenn man nicht mal weiß welches es ist, noch einmal an sich heranlässt, was EXTREM Gefühle auslösen kann, über längere Zeit, dann löst die Erinnerung nachher nichts mehr aus.


Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, sowas ist wenn es ernsthafte Dinge sind (und darauf schliesse ich durch den Durchfall), und es lange zurück in der Kindheit liegt, sehr langwierig und schmerzhaft, auf verschiedene Art. Es hilft aber auch enorm. Man sollte aber nicht suchen gehen, sondern sich auf das eigene Unbewusste verlassen, daß es weiß was es machen müsste. Man muß nur die Zeit dafür bereitstellen, und Party, cool sein und ähnliche Dinge für die Zeit völlig zurückstellen. Das geht nämlich nicht zusammen. Ich hatte dann Zeiten in denen ich nur unruhig war, und die dann irgendwann so enden daß die Gefühle hochkommen und man dann mit Übelkeit, Angst, oder was auch immer im Bett liegt und nichts tun kann als warten bis es vorbei ist. Und dann geht nix Party, nix cool, nix Freunde beeindrucken, dann ist man nur für sich verantwortlich und dafür daß man keinen Scheiß macht nur um sich nicht schämen zu müssen. Es geht nämlich immer nur um basische Gefühle, von grosser Bedeutung - Angst, Scham, Trauer. Oft muß man lernen diese zuzulassen, und sie ihre Position im Denken finden zu lassen. Wie die aussieht, kann man nicht erklären, es ist angeboren, und das Unterbewusste repariert es wenn man es lässt. Das kann allerdings dauern, über viele kleine Schritte, die man nicht unbedingt versteht warum die nötig sind. Man bekommt damit Fähigkeiten zurück die lange verloren gewesen sind, Fähigkeiten Dinge zu meistern die einen bedrücken. Jede Lösung ist anders, und was man benötigt sind "Werkzeuge". Den einen Konflikt muß man mit Übersicht meistern, den anderen mit der Hand. Man kann nicht jeden niederschlagen, aber auch nicht jeden überreden. Oft reicht es, einfach nur wütend über bestimmte Dinge sein zu können, ohne etwas tun zu müssen, oder zu können. Im stillen Kämmerlein kann man es immer, oder wortlos, mit Körpersprache. Ein Arbeitskollege oder Angehöriger kann einen (heute) nicht zwingen, etwas gut zu finden. Solange man ihm nicht sagt für was für ein ********* man ihn hält kann er nicht viel tun. Manchmal ist die Lösung aber auch, etwas ganz anderes zu tun als man früher mal gelernt hat. Auch sowas entwickelt sich aus der Seele. Man muß ihr nur vertrauen, und abwarten was sie tut. Zeitweise habe ich mit enormer Wut "gearbeitet", manchmal mit ganz anderen klugen Gefühlen. Ich musste es erst lernen, und es entwickelt sich immer noch. Am besten geht es, wenn man sich über längere Zeit diese notwendige Ruhe und Zeit täglich verschafft, irgendwo, indem man sich einfach nur hinsetzt und geschehen lässt was kommt. Nichts forcieren, denn schnell geht nichts. Und nicht viel nachdenken, sitzen und empfinden reicht. Man versteht immer im nachhinein was passiert ist, nicht vorher.

Möglicherweise bietet es sich an, in eine Gruppentherapie zu gehen. Man muß nicht mal wissen worüber man redet, weil es viel bringt sich Probleme anderer Leute anzuhören, und aus dem Bauch etwas zu sagen. Man wird "soft" konfrontiert, und muß sich nicht outen. Im Gegensatz dazu sind Einzelgespräche oft Laberrunden, weil man über das was es ist nicht reden kann. Besonders nicht wenn man offen darauf angesprochen wird, kann es zu anstrengend sein, und man hält die Gefühle nicht aus die kommen. Das führt zu Jojo-Effekten, die Gefühle kommen, man wird nicht damit fertig, verdrängt wieder, und es ist genauso wie vorher.

Kimi
20-06-2006, 16:42
Wow - umfangreiche Antowort. Danke! :)

Tatsächlich tritt es meistens vor unangenehmen Treffen auf, aber nicht nur. So hatten wir z.B. letzten Mittwoch unseren Abisturm und das war es besonders schlimm, obwohl ich alle kannte und es nichts sonderlich Neues für mich war (außer die Bewaffnung mit Wasserpistolen....). Auch schlimm ist es, wenn ich besoners früh aufstehen muss - egal ob ich irgendwo hin muss oder einfach zu Hause bleibe.

Ok, die Ursache (Körper sucht sich eine Ausrede) macht Sinn und ich glaube auch, dass es so zutrifft. Aber was kann man dagegen tun? Auch wenn ich mir der Sache bewusst bin und mir selber sage, dass kein Grund dazu besteht, hilft das nicht weiter. Versuche es quasi jedes Mal.

Wie Klaus schon schrieb: Es muss kein logischer Zusammenhang sein. Und wenn ich von Selbstklärung schreibe, meine ich auch nicht, nur stur darüber nachzuhirnen. Anschauen! Oft, je nachdem welche Gewohnheiten man sich selbst gegenüber entwickelt hat, muss man nach den ersten Versuchen, etwas von sich selbst zu erfahren, 'den bislang ignorierten Teammitgliedern' auch erstmal Zeit geben, Vertrauen zu fassen, dass man es jetzt ernst meint und ihre Meinung hören will (bildhaft gesprochen). (Klaus hat das gleiche in anderen Worten beschrieben: Zeit lassen, schauen, was kommt.)

Worum es nicht geht: Positives Denken, wenn es missverstanden wird.
PD sollte sein, eine offene, heitere Stimmung zu wahren zu versuchen. PD heisst nicht, sich einzureden, alles sei in Ordnung.
Man muss auf seine Gefühle hören. Sie haben eine Berechtigung. Nur manchmal hat man reflexhaft Empfindungen, die unangemessen sind. Dann muss man herausfinden, warum man sie hat und lernen zu differenzieren. Aber einfach das Gefühl zu verleugnen, bringt nur mehr 'Probleme'.
Von Neurolinguistischer Programmierung halte ich aus diesem Grund auch weniger als nichts.

Also versuche das nächste Mal ein Brainstorming dazu, was Dir an einer Situation Unbehagen bereiten könnte. Vielleicht kommt dabei ein 'Geistesblitz'. Blockier diesen Prozess nicht durch vorschnelles Abblocken von wegen 'Unsinn'.
Ansonsten: siehe Klaus.

MoerkB
20-06-2006, 17:28
Also ersteinmal ein großes Danke an euch, Klaus und Kimi! Woher wisst ihr soviel darüber?

Als ich Klaus Antwort beim 2. Mal gelesen habe, kam mir spontan ein Ereignis aus meiner Kindheit zurück. Als meine Mutter mich in den Kindergarten "gesteckt" hat und darauf gegangen ist (habe übrigens eine gute Beziehung zu meiner Mutter - was es vielleicht noch verstärkt hat), fühlte ich mich sehr einsam und verlassen. Ich war alleine in einer neuen Welt und kannte niemanden; hatte auch Probleme, Anschluss zu finden.

Heute geht es mir genauso. In einer neuen Situation, meistens früh morgens (wie damals auch), in der ich niemanden kenne und somit alleine bin, bekomme ich die Verdauungsprobeme, werde nervös, mir wird übel usw. Auch kann ich nicht gut Anschluss finden, also Leute kenne lernen.

Nach den ersten Tagen im Kindergarten ist es mir auch oft passiert, dass ich abgewiesen wurde.

Ich hatte keine großen Traumata oder ähnlich schwerwiegendes in meiner Kindheit (zumindest glaube ich das - soweit ich nichts verdrängt habe), außer oben genanntes. Aber ich möchte da jetzt nicht voreilig sein. Die Erinnerung ist mir gerade gekommen und empfand es erst schlimm, als ich alles noch einmal "durchgelebt" habe. Vermutlich kommen mit der Zeit noch mehrere Erinnerungen.

Ich werde den Vorschlag des "Kommenlassens" befolgen. Im Moment habe ich eh viel Zeit und wenig Ereignisse. Ich weiß, dass ihr keine Ärzte seit (obwohl ich mir nach Klaus Beitrag nicht mehr so sicher bin ;) ), aber es würde mir sehr helfen - natürlich nur wenn ihr wollt - wenn ihr meine Erfahrungen dazu einfach nur reflektieren würdet. Vielleicht bekomme ich so ja neue Impulse.

endlich
20-06-2006, 17:29
Genau, so wie Kimi mache ich es auch, und es funktioniert! Jedenfalls meistens. ;-)
Das "Miteinander reden Bd. 3" ist sehr empfehlenswert, allerdings bezweifle ich, dass man das allein aus dem Buch lernen kann, wahrscheinlich ist ein Kurs als Einstieg nötig. Die gibt es allerdings unter vielen Namen und mit verschiedenen Schwerpunkten.

Viele Grüße
Julia

Kimi
21-06-2006, 11:11
Also ersteinmal ein großes Danke an euch, Klaus und Kimi! Woher wisst ihr soviel darüber?


Lesen bildet. :D :D :D



Ich hatte keine großen Traumata oder ähnlich schwerwiegendes in meiner Kindheit (zumindest glaube ich das - soweit ich nichts verdrängt habe), außer oben genanntes. Aber ich möchte da jetzt nicht voreilig sein. Die Erinnerung ist mir gerade gekommen und empfand es erst schlimm, als ich alles noch einmal "durchgelebt" habe. Vermutlich kommen mit der Zeit noch mehrere Erinnerungen.


Den Begriff 'Trauma' verwendet man in dem Zusammenhang etwas weitergefasst als in der Umgangssprache. Damit sind nicht nur grosse Dramen gemeint, sondern auch Kleinigkeiten, die aber irgendwo hängen geblieben sind und nicht losgelassen/verarbeitet wurden.

Eine Beurteilung von richtig oder falsch kannst übrigens nur Du machen. Wenn Du bei einem Gedanken, einer Erinnerung zu einem Thema das Gefühl hast, dass es wichtig ist, dann stimmt das wahrscheinlich. Allerdings muss Du unterscheiden lernen zwischen Begeisterung und 'richtig'. Ich habe also auch schon gedacht 'Hey, das ist jetzt wichtig' und später ist mir aufgegangen, dass es ein bisschen überbewertet war und ich nicht das gleiche Gefühl von 'stimmig' dabei hatte, wie in anderen Situationen.
Ich sage das jetzt, weil manchmal auch eine Tendenz besteht, einen Vorfall (unangemessen) zu dramatisieren, nur weil man sich erst nach 10 Jahren daran erinnert, genau dann, wenn man nach einer Lösung für ein Problem sucht. Es könnte sein, dass einem nicht der Auslöser, sondern nur ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen eines Traumas einfielen.
Deine Assoziation mit dem 'Verlassensein' will ich damit nicht abwerten. Es ist gut möglich, dass das passt. Beurteilen musst Du das.

Wenn man aber (bildlich) annimmt, dass ein Teammitglied von anderen unterdrückt wurde, kann es auch sein, dass einer der Unterdrücker eine augenscheinliche Erklärung liefert, in der Hoffnung, dass keiner weiterfragt. Denn sonst müsste er sich ja mit dem Unterdrückten auseinandersetzen.

MoerkB
21-06-2006, 12:28
Wenn man aber (bildlich) annimmt, dass ein Teammitglied von anderen unterdrückt wurde, kann es auch sein, dass einer der Unterdrücker eine augenscheinliche Erklärung liefert, in der Hoffnung, dass keiner weiterfragt. Denn sonst müsste er sich ja mit dem Unterdrückten auseinandersetzen.

Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Wer hat wen unterdrückt (also bildlich) bzw. wen meinst du mit Unterdrücker? Beziehst du dich auf irgeneine Aussage hier?

Klaus
21-06-2006, 14:24
Es geht um den Umstand, daß man im Normalfall mehr als ein "Gefühl" hat. Etwa sowas wie ein Teil der eigenen Persönlichkeit. Und wenn man Angst hat, bestimmte dieser Teile zu zeigen, oder "mitspielen" zu lassen weil man sich schämt, dann spielen sie auch nicht mit. Man fühlt es nicht mehr. Und das ist nicht schön. Wenn man es hinbekommt, mit Angst und Scham eben langsam umzugehen zu lernen, dann dürfen diese Gefühle von einem wieder mitspielen, und das ist sehr positiv. Mit der Zeit bekommt man wieder Gefühle die man lange nicht hatte, wenn alles gut geht fühlt man sich in einer Form lebendig, die unersetzlich ist, ohne das funktioniert man vielleicht, aber ist leer. Es ist sowas wie das Kind in einem, und wenn das lebt, dann fühlt man sich gut. Es braucht aber Zeit wieder zu lernen mit diesen Gefühlen zu leben, denn es kommt auch zu Ärger, Wut, eben allem was es gibt. Solche Dinge laufen aber mit jeder Menge Intuition ab, wenn man sie versteht, dann über ein Gefühl. Man weiß es immer nur dann, wenn diese Gefühle sich der eigenen Intuition verständlich machen. Und man muß aufpassen daß man sich nicht auf Verdacht "aburteilt", obwohl die Sache in Wirklichkeit ganz andere Ursachen hat als man meint. Wut auf sich selbst ist ein grosses Problem. Das was einen hindert alle Gefühle zu haben die vorhanden sind, ist immer Scham, Furcht, Ärger, und Schmerz. Meistens reicht es, diese Gefühle die etwas blockieren einfach nur zu haben. Man hat dann ein Gefühl von Wut, weint, hat Angst, was auch immer, es ist ein körperliches Gefühl, und davon ändert es sich, zum sinnvollen. Da man nicht bewusst weiß um was es geht, muß man aber darauf warten daß es von alleine kommt, und sich die Zeit dann auch nehmen.

Bei mir läuft das Ganze seit fast 10 Jahren. Allerdings habe ich eine andere Heftigkeit, und mehr zu lösen, da ich insgesamt einen Genickbruch, eine eingedrückte Brust, zwei grosse Narben im Gesicht, unsinnige Wutausbrüche eines verrückten Alkoholikers, und eine überhaupt nicht existente Familienstruktur (also irgendwas positives) als Gepäck aus der Kindheit mitgenommen habe, und da kamen dann die üblichen Mobbinggeschichten in der Schule, auf der Arbeit, und die komischen Beziehungen die man mit beknackten gestörten Weibern dann mal bekommt noch zu.

Für Dich kommt es eher darauf an, alte Fähigkeiten der Gefühle wiederzuentdecken. Sie kommen von alleine, wenn man möchte, und sich die Zeit nimmt darauf Rücksicht zu nehmen, daß es oft etwas dauert. Auch Kleinigkeiten im Umgang mit Beziehungsgefühlen können solche Wirkungen haben, aber die lösen sich schneller.

MoerkB
21-06-2006, 19:19
Also ich habe schon Angst und Wut - auch in den Situationen. Ich versuche trotzdem diese Gefühle immer zu unterdrücken und ab und zu, wenn ich z.B. zu Hause richtig sauer werde, kann ich meine Wut kaum noch halten. Vielleicht sollte ich mal versuchen, dass direkt abzulassen.

Wie wirst du mit deiner Situation fertig? Dagegen sind meine Probleme ja Dinderkram.

Kimi
22-06-2006, 09:02
Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Wer hat wen unterdrückt (also bildlich) bzw. wen meinst du mit Unterdrücker? Beziehst du dich auf irgeneine Aussage hier?

Sorry, das war auf die Sache mit dem inneren Team (Schulz von Thun) bezogen.