Interview mit Panglulong Guro Krishna Godhania [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Interview mit Panglulong Guro Krishna Godhania



Eskrima-Düsseldorf
16-10-2002, 11:40
Auf dem Seminar mit Mark Wiley ist es mir endlich gelungen, das vor einigen Jahren begonnene Interview mit Krishna Godhania zu beenden. Das Ergebnis ist hier veröffentlicht:
http://www.warriors-eskrima.de/in_artikel.htm

Bambam
16-10-2002, 20:12
schönes interview,hab dank !


cu bambam:)

Pantha
17-10-2002, 05:43
Wird Zeit das ich mein Englisch auffrische:(

Eskrima-Düsseldorf
17-10-2002, 11:50
@Panther
Ich werde die deutsche Version des Interviews an Kampfkunst-International schicken und hoffe dann, daß es gedruckt wird.

Pantha
17-10-2002, 13:22
Original geschrieben von christianvonpraun
@Panther
Ich werde die deutsche Version des Interviews an Kampfkunst-International schicken und hoffe dann, daß es gedruckt wird.

Du könntest Sie ja danach ins web setzen, für dummis wie mich:(

Pantha
17-10-2002, 13:24
Oder ich sehe es als Übung für mein Englisch;)

Eskrima-Düsseldorf
27-01-2003, 18:18
Hi Panther,

ich gebe zu, es hat ewig gedauert, aber hier ist die deutsche Fassung:

Christian von Praun: Was ist das Institute of Filipino Martial Arts?

Krishna Godhania: Das Institute ist eine Organisation die von einigen Eskrimadores in Cebu-City auf den Philippinen gegründet wurde um die weniger bekannten philippinischen Stile zu trainieren, zu erhalten und zu verbreiten. Der Leiter des Institutes ist mein Lehrer, Großmeister Abner Pasa.

CvP.: Was ist das Warriors System?

K.G.: Das Warriors-System ist eine Zusammenstellung von vielen Stilen die Großmeister Abner Paser in den letzten Jahrzehnten studiert hat. Es ist ein sehr vielseitiger Stil der viele Bereiche der philippinischen Kampfkünste abdeckt. Einige der unterrichteten Kategorien sind: Messerwerfen, Flexible Waffen wie Latigo (Peitsche) oder Cadena (Kette), Sibat (Lang-stock), Bolo/Pinute (Schwert), Espada y Daga (Schwert und Dolch), Olisi Baraw (Stock und Dolch), Daga y Daga (Messer gegen Messer), Solo Baston (Einzelstock), Pangamut (waffenloser Kampf).

Die Hauptlehrer von Großmeister Abner Pasa sind:

Großmeister Fortunato Garcia - Yaming Arnis
Großmeister Eulogio Canete - Original Doce Pares
Großmeister Geraldo Alcuizar - Excalibur System
Großmeister Liberio Heyrosa - Balintawak Arnis.

CvP.: Wie bist Du zu den philippinischen Kampfkünsten gekommen?

K. G.: Ganz am Anfang habe ich Goju-Ryu Karate trainiert und bin dort Inhaber des ersten Dans. Dann bin ich nach London umgezogen wo ich Bob Breen kennengelernt habe. Ich habe bei ihm mit dem Muay-Thai und Kali-JKD begonnen. Nach einiger Zeit habe ich aber festgestellt, daß mein Hauptinteresse den philippinischen Kampfkünsten gilt, was mich dazu bewogen hat auf die Philippinen zu reisen um mehr darüber zu lernen. Ich trainiere die philippinischen Kampfkünste nun seit mehr als zehn Jahren.

CvP.: War es schwer dort einen Lehrer zu finden?

Ja, die meisten Lehrer auf den Philippinen unterrichten nicht öffentlich. Es ist daher nicht möglich dort aufzutauchen und zu sagen: "Hier bin ich, unterrichte mich". Nachdem ich Abner Pasa kennengelernt habe, wurde es leichter von den verschiedenen Lehren wie:

Fortunato Garcia (Yaming Arnis),
Tanny Campo (Pangamut),
Ernesto Berdin (Excalibur Eskrima),
Arman Tanique (Tanique Arnis) and
Romy Macapagal (Kalis Ilustrisimo)

zu lernen.

CvP.: Kannst Du mir die Bedeutung des Namen Warriors-Eskrima erklären?

K.G.: Hauptsächlich ist damit gemeint, daß Du, damit die gelernten Kampftechniken funktionieren, die geistige Einstellung eines "Kriegers" entwickeln mußt. Damit ist erstens gemeint, daß Du deine Techniken nur einsetzen wirst, wenn es absolut nötig ist und Du Deine Kenntnisse der Kampfkunst nie mißbrauchen wirst. Zweitens bedeutet es, daß Du den Kampfgeist eines Kriegers entwickeln mußt damit Du, wenn Du keine andere Wahl hast, in der Lage bist, Dich selber zu schützen.

CvP.: Gibt es eine Methode, diese geistige Einstellung zu erreichen?

K.G.: Ja, Warriors-Eskrima ist in einer Art und Weise aufgebaut, daß ein Schüler diese Fähigkeiten erreichen kann. Das Programm dieses Stils ist so aufgebaut, daß der Schüler von Anfang an langsam und vorsichtig an Vollkontaktsparring mit dem Stock ohne Regeln herangeführt wird. Dies ist ein sehr guter, wenn nicht sogar der einzige Weg, um die "geistige Einstellung eines Kriegers" zu entwickeln.

CvP.: Es gibt also ein Unterrichtsprogramm?

K. G.: Ja, als ich auf den Philippinen gelernt habe, gab es keine Programme. Der Lehrer zeigt Dir einfach was er weiß und es ist Deine Aufgabe es für Dich praktikabel zu machen.
Auf diese Art und Weise zu lernen ist sehr schwer. Ich habe mich also entschieden, daß es leichter für meine Schüler wäre in kleinen Schritten voranzuschreiten. Daher habe ich das Programm entwickelt, daß wird durchgearbeitet haben.

CvP.: Für wie wichtig hältst Du Vollkontaktkämpfe?

K. G.: Sie sind keine Pflicht, aber wenn Du dazu in der Lage bist, sind sie eine sehr gute Möglichkeit sich zu entwickeln. Sie geben Dir die Möglichkeit Deine wirkliche Kampffähigkeit zu erkennen, z. B. wie Du unter Druck reagierst. Auch kannst Du dort erkennen, welche Kampfdistanz Du bevorzugst.

CvP.: Wie bist Du mit den Dog Brothers in Kontakt gekommen?

K. G.: Einer meiner Schüler, Richard Killick, hat auf einer Zusammenkunft der Dog Brothers in Los Angeles gekämpft. Danach hat er mich in Kontakt mit Marc Denny gebracht, den ich später nach England eingeladen habe um ihr Kampfsystem hier zu unterrichten.

CvP.: Was hast Du hauptsächlich von Guro Marc Denny gelernt?

K. G.: Ich würde sagen, die verschiedenen Theorien wie Theory of Chambers, attacking blocks, sowie das tiefere Verständnis der Distanzen wie Snake Range, Stick sqaured und Stick Grappling waren die wichtigsten Sachen die ich von Guro Denny lernen konnte. Außerdem denke ich, daß die Fähigkeit von Marc Denny, verschiedene Kämpfer zu analysieren, ausgezeichnet ist.

CvP.: Vollkontaktstockkämpfe haben gezeigt, daß man Körpertreffer "wegstecken" kann, mit dem Kopf sieht das jedoch anders aus.

K. G.: Das stimmt, in der Vergangenheit - als Herausforderungskämpfe auf den Philippinen noch üblicher waren - wurden die meisten Kämpfen innerhalb kurzer Zeit durch Kopftreffer beendet. Dies ist der Grund warum in der traditionellen Kampfkunst so ein großer Wert auf eine gute Verteidigung gelegt wird.

CvP.: Viele Kämpfe enden auf dem Boden, was denkst Du darüber?

K. G.: Ich denke, daß - je nach Situation - Bodenkämpfe vermieden werden sollten. Zum Beispiel wenn der Angreifer mit einer Klinge bewaffnet ist oder wenn er Freunde dabei hat. Allerdings läßt es sich manchmal nicht vermeiden zu Boden zu gehen (wenn man z. B. stolpert oder die Balance verliert). Daher ist es keine Zeitverschwendung, wenn man Grappling lernt. Ich selber trainiere Brasilianisches Jiu Jitsu mit Mauricio Gomes, Inhaber des siebten Dans, aus Brasilien.

CvP.: Was hältst Du vom Stickgrappling?

K. G.: Meiner Meinung nach, ist Stickgrappling eine gute Mischung. Es ist eine Kombination philippinischer Stocktechniken und brasilianischem Jiu Jitsu. Wenn beim Kampf ein Kopfschutz benutzt wird, endet ein Stockkampf oft auf dem Boden. Gerade wenn Du schon erschöpft bist. Wenn Dein Gegner dann nur unbewaffnetes Grappling beherrscht, kannst Du ihn vielleicht mit einem Stockwürger oder Hebel überraschen. Dies ist sehr interessant.

CvP.: Wie schätzt Du die Situation der philippinischen Kampfkünste in Deutschland ein?

K. G.: Ich denke der Standard des Eskrima in Deutschland ist sehr hoch. Es gibt hier mehr Leute, die sich mit philippinischer Kampfkunst beschäftigen als überall sonst in Europa. In Deutschland werden eine Vielzahl von philippinischen Stilen unterrichtet, so daß die Schüler sich Ihren Stil wählen können. Wenn ich in Deutschland Seminare gebe, sind dort Teilnehmer aus den verschiedensten Stilen vertreten. Dies zeigt, daß die Leute sich ihren offenen Geist erhalten haben und voneinander lernen.

CvP.: Vielen Dank für das Interview.