Goju-Ryu Karate [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Neuling
29-10-2002, 13:43
ich hab folgende frage.ich hab eine 6 jährige tochter die ohne mein wissen an einem probetraining mit einer bekannten teilgenommen hat.
Es hat ihr sehr gefallen und will nun unbedingt weitermachen.
Nun meine Frage:ist es schon was für eine 6-jährige und kann man sich mit karate auch verteidigen(für mich noch die wichtigste frage)
dann hab ich noch was von prüfungen gehört...wie sehen die aus?

Lg Steffi

karlo
29-10-2002, 14:16
Hi Neuling

hab drei Kinder und alle haben zwischen 5 und 6 mit Karate begonnen.

Ob Karate generell was für sechsjährige ist, kann man meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten. Es hängt schlichtweg vom Trainer/in ab. Da hilft wohl nur eines, selber hingehen und anschauen, was so gemacht wird.

Ab wann der Selbstverteidigungsaspekt wirkt, hängt vom Kind und wiederum vom Trainer ab.

Viel wichtiger erscheint mir die Förderung des Selbstbewußtseins, und das hat bei meinen auf jedenfall gewirkt.

Bei uns tauchen auch immer wieder Kinder auf, die vom Arzt zur Förderung der Konzentrationsfähigkeit geschickt werden, auch das kann ich bei meinen bestätigen.

Gruß

Karlo

Neuling
29-10-2002, 14:28
ich gebe dir recht das die förderung des selbstbewußtseins sehr wichtig ist denn davon hat sie leider ziemlich wenig.

ich erwarte auch nicht das sie sich in einem halben jahr selbst verteidigen kann.

Aber kann sie mit Karate auf Selbstverteidigung hinbauen also das sie vielleicht irgendwann mal eine andere form des kampfsportes erlernt die der selbstverteidigung dient oder würdest du davon abraten?

karlo
29-10-2002, 14:52
Hi Neuling,

ich sehe das Problem nicht in der Art des KK/KS sondern einfach im Alter deiner Tochter.

Generell halte ich Karate für einen Kampfsport, der einen in die Lage versetzt, sich selbst zu verteidigen.

Ein Kindertraining, muß aber (meiner Meinung nach)

- erstens Spaß machen

- zweitens die allgemeine körperliche Konstitution verbessern

da fehlt jetzt sicher noch einiges, aber den SV - Aspekt sehe ich sehr weit hinten.

Aber um deine Neugierde zu befriedigen, meine Tochter ist jetzt zehn und ihr Mawaschi ist auch eine (Schul-)Klasse über ihr gefürchtet. Aber der Mawaschi kommt halt erst mit ausreichendem Selbstbewußtsein, vorher nützt die ganze Technik nichts.

Gruß

Karlo

-=Basti=-
30-10-2002, 18:10
Meines Wissens sind die Vortschritte in so jungen jahren sowieso nur gering. Wie oben schon gennant, in diesem alter soll es nur spassmachen und den Körper (die Gelenkigkeit etc.) "ausbauen".

Die Frage der Selbstverteidigung.... ich selbst mach auch Goju Ryu Karate und finde das man anfangs "kaum" brauchbare Selbstverteidigungstechniken lernt, sowas kommt erst später. Will man nur Selbstverteidigung lernen, würde ich persönlich Ju Jutsu empfehlen. Das Ju Jutsu training (zumindest in meinem Verein) baut mehr auf entsprechende Techniken...

Hausmeister
02-11-2002, 02:52
Generell kann man sich mit Karate schon verteidigen. Aber ein sechsjähriges Mädchen wird nicht selbstverteidigungsfähig, in keiner Kampfsportart. Dazu müßte sie etwa 10 Jahre älter sein, allein schon wegen den körperlichen Voraussetzungen. Das ist in anderen Kampfkünsten genauso. Aber, wie schon angedeutet, stärkt Karate definitiv das Selbstvertrauen und wirkt dadurch auch schützend, der Selbstverteidigungsaspekt kommt dann später hinzu.

Vom Alter her kommt es darauf an, ob die Kleine schon lernfähig genug ist, um mit der Gruppe mitzuhalten. Das sieht man dann in der Praxis. Wenn es ihr auch weiterhin Spaß macht, kann man davon ausgehen, daß sie mit der Gruppe mithalten kann und daß sie beim Trainer gut aufgehoben ist.

Viele Grüße,
Hausmeister

Luggage
02-11-2002, 11:31
Ich halte es für sinnvoller in dem Alter mit Judo zu beginnen, da das die Kinder auf dauer wohl eher motivieren kann, denn hier können sie so richtig drauflosbolzen, wärend im Karate doch viel disziplin, stumpfes Bahnenlaufen etc. verlangt wird. Das halten die wenigsten Kinder länger durch. Hinzukommt, dass Karate in Hinsicht auf SV eine Kind etwas falsches vermittelt, denn meiner Meinung nach sollte kein Kind einem anderen mit der Faust ins Gesicht schlagen. Im Judo lernt man relativ schnell viele Techniken, die sich bei Schulhof Balgereien absolut auszahlen und gerade bei Kindern gut funktionieren. Gegen jemand älteren kann sie sich sowieso nicht verteidigen, egal was sie trainiert!

mfg,
Luggage

karlo
02-11-2002, 13:58
@Luggage

"denn meiner Meinung nach sollte kein Kind einem anderen mit der Faust ins Gesicht schlagen"

das ist ja auch der Grund, weshalb vom DKV Kumite am Ball entwickelt wurde und sich mehr und mehr durchsetzt.

Gruß

Karlo

Luggage
02-11-2002, 15:46
Jaja, nur bringt man dem Kind die Lösungswege des Karate bei, ob nun gegen Ball oder Näschen ist dabei nebensächlich. Das Judo wartet da viel eher mit akzeptablen Lösungen auf.

mfg,
Luggage

karlo
03-11-2002, 10:34
Hi Lugagge,

als KK´ler gebe ich dir Recht. Als Vater aber nicht, denn da zählen (für mich) folgende Faktoren:

- nur wenn das Training Spaß macht wird auf Dauer hingegangen und nur dann bringts was,

- die Gesundheit der Kinder muß im Fordergrund stehen,

- es muß eine Motivation zur Leistung geben

- das Selbstbewußtsein der Kinder muß gestärkt werden

- Geschicklichkeit, Gewandtheit, Beweglichkeit, Kraft und Koordination muß verbessert werden

da kann man sicher noch einiges anfügen, aber entscheidend ist eben, eine Schule zu finden, die diese Dinge berücksichtigt. Ob Judo oder TKD oder Karate ist da nicht so entscheidend, es ist schon schwierig genug, etwas zu finden, das die obigen Kriterien erfüllt.

Gruß

Karlo

Luggage
03-11-2002, 11:22
Ich finde es erstrangig, dem Kind die Fähigkeit zu vernünftigem Miteinander mitzugeben und gerade in diesem Alter sind Kinder sehr empfänglich für prägendes Geschehen. Und hier ist es wichtig auch beim Training eine Botschaft zu transportieren, welche nicht lauten sollte "Töte mit einem Schlag". Was im Karate VERBAL vermittelt wird, zählt dabei nicht, ist dies doch weit weniger mächtig, was Prägung betrifft, als das, was tagtäglich geübt wird.

Natürlich hast du recht, dass es dem Kind Spass machen muss, sonst wird es nicht hingehen und soll es auch gar nicht. Aber ich denke, wie ich bereits geschrieben habe, dass Judo den meisten Kindern viel Spass machen dürfte. hier können sie alles geben, sich austoben und viel Kontakt, auch körperlich, mit einander haben, und nicht steif Techniken in die Luft schlagen. Und, wie gesagt, der SV-Wert ist in dem Alter weit höher.

Aber was solls, jeder nach seiner Facon.

mfg,
Luggage

Bokuto
03-11-2002, 12:02
Hi Steffi.

In unserem Dojo wird Shaolin Kempo gelehrt, das ist mit dem Goju Ryu sehr eng verwandt.
Die Kinderstunden stehen allen Jungen und Mädchen ab 6 Jahren offen (jünger nicht, wir haben da die Erfahrung machen müssen, dass eine gewisse "Reife" noch nicht vorhanden ist). Die Kinder haben in erster Linie viel Spass am Unterricht und lernen Begriffe wie Respekt oder Fairness spielerisch begreifen. Sie halten sich ganz nebenbei sportlich fit (in Zeiten von TV und McDonalds nicht zu verachten) und werden selbstbewusster.

Rollenspiele sind ein wichtiger Teil im Training - denn es ist ja ganz klar, dass es ein sechsjähriges Mädchen wohl kaum an Körperkraft mit einem erwachsenen Aggressor aufnehmen kann. In diesen Rollenspielen werden Situationen simuliert, die den Einsatz von Körpersprache und Stimme verlangen. Denn es ist wichtiger, zu lernen, sich NICHT verteidigen zu müssen, als zu lernen sich zu verteidigen. Jeder gute Kindertrainer wird das in seinem Unterricht genauso sehen.

Meine Empfehlung: Lass deine Tochter dieses Training mitmachen, solange sie Spass daran findet. Es schadet ihr erstmal nicht und es steht ihr jederzeit frei, es wieder aufzugeben oder etwas anderes zu machen. Die wenigsten Kampfkünstler bleiben ihrem ersten Stil treu. Achte nur darauf, dass das Training nicht zum Zwang wird. Wenn plötzlich nur noch Wettkampf an erster Stelle steht, werden die Kinder und Jugendlichen oft ganz schnell von ihren Trainern "verbraucht". Doch das ist leider in jedem Fach so, egal ob Karate oder Schach oder Volleyball oder Musikschule ...

Gruß
Dirk

weudl
04-11-2002, 17:12
@Luggage

Offen gestanden bin ich mir nicht sicher, ob Judo für Kinder ein geringeres Unfallrisiko bei Raufereien darstellt als Karate. Wenn ein Kind einen Uki Goshi oder Tomoe Nage mit einem Kind macht welches von Fallschule keine Ahnung hat, dann könnte dieses bei ein wenig Pech im Rollstuhl landen. Ich würde sagen, dass keine KK leichtfertig bei Schulhofrangeleien eingesetzt werden sollte, da sie alle ein enormes Verletzungsrisiko in sich bergen.

Ab wann ein Kind das nötige Verantwortungsbewusstsein hat um eine KK zu erlernen, wird wohl individuell unterschiedlich sein. Die Vorbildwirkung des Lehrers und die Trainingsgestaltung wird wohl sicher auch einen wesentliches Anteil daran haben, ob man ein Kind zu ihm ins Training schicken kann oder nicht. Monatelanges Grundschultraining im Karate könnte sich -verbunden mit Spielen- möglicherweise in dieser Hinsicht günstiger auswirken als wie wenn es von Anfang an mit dem Partner voll zur Sache geht...

karlo
04-11-2002, 17:23
Hi Weudl,

Vorbildfunktion des Trainers halte ich auch für ganz wichtig, hab ich in meinem Beitrag total vergessen.

Gruß

Karlo

Luggage
05-11-2002, 12:29
Vorbildfunktion des Trainers halte ich auch für ganz wichtig, hab ich in meinem Beitrag total vergessen
Jo, gibt's genauso im Judo.

@Weudl:
Meiner Erfahrung nach spielen sich Schulhofrangeleien zu 99% auf dem Boden ab, wo Würfe nicht gefährlich werden können, das Kraftfühlen, Befreiungs- und Hebeltechniken aber sehr nützlich wie auch harmlos sind.

Was den rest betrifft, naja, ich glaube die Wahrscheinlichkeit jemanden mit Karate ernstlich zu verletzen ist größer, als mit Judo. Außerdem fallen Kinder, desto kleiner sie sind umso natürlicher, ihre Nase bricht aber noch leichter.

Aus eigener Erfahrung: Ich habe auf dem Schulhof (Grundschule) gegen noch so "große" Purschen bestanden, nur weil ich von meinem Vater gelernt habe, jemandem den Arm auf den Rücken zu drehen und zu hebeln. Nur einmal hat mich ein Mädchen (bei einer freundschaftlichen Balgerei, ich hätte nie ein mädchen angegriffen...) permanent durch die Gegend geworfen, mit nur ein bischen Judotraining. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte ihr nichts tun können. Mir ist dabei auch nichts pasiert, wobei wir auf einer Wiese waren und somit der Boden recht weich war.

mfg,
Luggage

karlo
08-11-2002, 15:18
Hi Luggage,

natürlich gibts diese Vorbilder auch im Judo. Die Frage ist aber: gibts diese Vorbildfunktion in dem Judoverein, der an dem Ort ist, andem ich wohne? (und genau das trift bei mir z.B. nicht zu)

Gruß

Karlo

Hausmeister
08-11-2002, 16:12
Original geschrieben von Luggage
Ich finde es erstrangig, dem Kind die Fähigkeit zu vernünftigem Miteinander mitzugeben und gerade in diesem Alter sind Kinder sehr empfänglich für prägendes Geschehen. Und hier ist es wichtig auch beim Training eine Botschaft zu transportieren, welche nicht lauten sollte "Töte mit einem Schlag". Was im Karate VERBAL vermittelt wird, zählt dabei nicht, ist dies doch weit weniger mächtig, was Prägung betrifft, als das, was tagtäglich geübt wird."
Hi Luggage,

Ich habe selber Kinder trainiert und war auch mal Kind im Training, und diese Botschaft ist nie vermittelt worden. Wenn eine ähnliche Botschaft vermittelt worden ist, dann derart wie "WENN es sein muß, DANN bringe die Sache mit einem Schlag zuende." Und gleichzeitig, eher vorrangig, wird den Kindern strikt vermittet, ihre Fähigkeiten nicht zum Spaß einzusetzen. Und daran haben sich bisher alle gehalten. Ich habe dagegen die Erfahrung gemacht, daß kampfsporterfahrene Kinder tendentiell eine Schlaghemmung haben, bzw. gelassener reagieren. Egal ob Judo, Karate oder sonstiges.

Ansonsten bin ich in bezug auf Judo mit Dir einer Meinung, daß sich Judo gut zum "Rangeln" einsetzen läßt. Dinge wie Herauswinden, einen anderen zu Boden bringen, Greifen, ein Gefühl für die Körpermechanik bekommen... Bei diesen Ringersportarten können kleine (und auch ganz große :D) Kinder relativ gefahrlos, freundschaftlich und friedfertig ihre Kräfte direkt am Gegner messen, was große Gaudi für die Kleinen bringt. Ich habe das als Kind schon sehr gerne gemacht, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

In meinen Augen bringt das die Kinder auch von einer übertriebenen Friedfertigkeit ab. Sie lernen, daß man nicht nur einstecken und damit Frust ansammeln muß, daß man das Austeilen aber wohl dosieren kann.

Viele Grüße,
Hausmeister

Hausmeister
08-11-2002, 16:26
Original geschrieben von Bokuto
Achte nur darauf, dass das Training nicht zum Zwang wird. Wenn plötzlich nur noch Wettkampf an erster Stelle steht, werden die Kinder und Jugendlichen oft ganz schnell von ihren Trainern "verbraucht". Doch das ist leider in jedem Fach so, egal ob Karate oder Schach oder Volleyball oder Musikschule ...

Hi Bokuto,

Das Training muß schon einen gewissen Zwang beinhalten. Man kann nicht einfach kommen und gehen, wie man will, sonst bleibt es am Fortschritt hängen. Und im von Dir angesprochenen Mannschaftssport (Volleyball) ist es der Mannschaft gegenüber unfair, keine konstante Leistung zu bringen. Wichtig ist nur, daß der Trainer dieses Maß an Zwang vernünftig kommuniziert und vernünftig handhabt. Es gibt einerseits gute Gründe, nicht zu trainieren (durchaus auch mal null Bock), aber andererseits braucht man nicht für jede Feier der angeheirateten Tante des Schwippschwagers eines Bekannten Training oder Mannschaft im Stich lassen.

Und daß Wettkampf an erster Stelle nichts Schlimmes sein muß, sieht man an den Sportvereinen, wo Volleyball, Fußball, Schwimmen oder Basketball fast immer wettkampfmäßig betrieben werden. Ob dabei ein Trainer seine Schützlinge "verbraucht" oder ihnen eine positive Wettkampfatmosphäre bietet, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Es ist ja auch nicht verkehrt, daß ein Kind, das die Veranlagung zu einem guten Wettkämpfer hat, sich dort voll reinhängt. Damit tut es sich gewiß etwas gutes. Es sei denn, das Kind hat keine Lust dazu, und diese Entscheidung liegt (sollte liegen) letztlich beim Kind.

Tengu
25-11-2002, 15:42
Als Kind habe ich mich sehr viel vor in und nach der Schule rumgeprügelt. Meine Eltern hatten mir Judo verboten (aus Angst, daß ich Probleme mit der Wirbelsäule bekommen könnte). Aber mit Leuten, welche Judo trainiert haben, hat man sich nur einmal angelegt. Gut damals war die Prügelethik noch eine andere. Wenn einer am Boden lag oder aufgab, war die Sache vorbei.

Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, mit einem ordentlichen Training wäre ich weniger ruppig gewesen. Und ich wäre, auch heute noch, diziplinierter. Dies muß sich nicht unbedingt in besseren schulischen Leistungen niederschlagen. Und dann muß man auch die soziale Integration in eine Gruppe bedenken.

Allerdings sollte es auch Wettkämpfe geben. Die Vorbereitung auf ein Ziel ist eine Erfahrung, welche nur helfen kann. Auch wenn man verliert und /oder sich verletzt.

Deshalb Judo...oder Taekwon Do (wegen der guten Dehnung in den Beinen), ich finde aber Judo besser.

Gruß

Tengu