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Vollständige Version anzeigen : Grundlagen für konstruktive Diskussionen



ps3ud0nym
26-08-2006, 16:40
Das ist sicherlich ein universelles Thema. Aber erfahrungsgemäß scheinen sich die Leute in diesem Forum am wenigsten dranzuhalten. Dies soll keine Belehrung sein, da ich davon ausgehe, dass der Inhalt für die meisten Leute selbstverständlich ist. Manchmal in gewisse emotionale Zustände kann es aber passieren, dass die folgenden Punkte in Vergessenheit geraten (gilt vor allem auch für mich :o ).

Ich habe mich entschieden die einzelnen Kapitel in verschiedene Posts zu gliedern, damit ich so eine Art Bookmark setzen kann. Abgesehen davon ist es etwas übersichtlicher für mich zu editieren.

1. Grundlage: Intelligenz
Niemand hat es gerne erniedrigt oder verspottet zu werden. Das ist häufig der Grund, warum einige Leute sich versuchen möglichst schlau (besserwisserisch) zu präsentieren. Das Problem dabei ist, je mehr Angst man hat verspottet zu werden, desto leichter passieren Fehler. Der erste Schritt, die eigene Intelligenz zu erhöhen, ist es, die eigene Meinung immer offen für die anderer Leute zu lassen und diese aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren.


1.1 Sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen
Der Spruch, der hier sehr Häufig fällt: "Nicht alles, was glänzt, ist Gold!" Der gilt aber nicht nur für die EWTO. ;) Viele Dinge haben trotz sichtbarer Fakten einen anderen Kern als man es im ersten Moment annimmt. Hier gilt wie oben angesprochen, viele Blickwinkel zum Analysieren einnehmen und Meinungen anderer anhören.

Es gibt allerdings nichts Schwierigeres als etwas aus allen Perspektiven zusehen. Von 100 Personen gibt es 99, die eine Sache nur aus ihrem Blickwinkel betrachten. Anders gesagt, aus 100 Personen gibt es 99, die nicht in der Lage sind, Dinge richtig zu beurteilen. Dadurch entstehen Streitigkeiten verschiedenster Sorten.

Damit es nicht zu solche unnötige Anfeindungen kommt, kann man sich an die folgende Regel halten: Möglichst viel nachdenken (mit dem Gehirn nicht aus dem Bauch) und möglichst wenig lästern/kommentieren. Dadurch gelangt man effektiver zur Klarsicht. Also meide überflüssige Kommentare, auch wenn es oft schwierig ist (blöde Angewohnheit).


1.2 Sich nicht für die eigenen Fehler schämen
Da wir im Wing Chun Forum sind, und die Chinesen diese Kampfkunst erfunden haben, noch eine kleine chinesische Weisheit zwischendurch: "Kluge Menschen sehen es nicht als Tugend an, keine Fehler zu begehen. Eine Tugend für den Menschen ist es jedoch, Fehler zu beheben und sich entsprechend zu ändern." sinnesgemäß Wang Yang Ming

Es ist also eine Tugend aus Fehler zu lernen. Das sieht hoffentlich nicht nur der Chinese so. Was jedoch schade ist, ist es, wenn jemand obgleich er weiß, dass er gerade einen Fehler macht, es nicht zugibt. Stattdessen sucht er noch Ausreden, um sich selbst und seine Mitmenschen zu täuschen. Solche Menschen gibt es wie Sand am Meer. Der Grund ist, es fehlt der Mut zur Wahrheit.

Die Großartigkeit einer Person liegt nie darin, dass sie im Leben nie einen Fehler begangen hat. Fehler zu begehen ist nur sehr schwer meidbar. Sie besitzt jedoch genug Courage, um dieses einzugestehen und es besser zu machen.

Hier gilt: "Was du heute kannst besorgen das verschiebe nicht auf morgen!" Jeder macht Fehler. Nur ein Narr ändert nichts daran. Werde also heute ein besserer Mensch und nicht irgendwann mal, außer man kann damit leben ein Narr zu sein und dafür verspottet zu werden.


1.3 Besser zugeben etwas nicht zu wissen als Wissen vorzutäuschen
Frei nach Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Jeder sollte sich im Klaren sein über sein Wissen und Unwissen. Ich habe zwar keine Ahnung aber ich tue so als ob ich welche hätte - das ist oft erkennbar und nur peinlich. Auch dazu gibt es ein chinesisches Sprichwort: "Sich selbst ins Gesicht schlagen bis es anschwellt, um sich als einen dicken Menschen auszugeben."

Egal was man tut, man sollte sich nach bestem Gewissen an die Wahrheit halten. Besserwisserei bzw. Fokus auf Oberflächlichkeiten führen nur selten zum Erfolg. Also merke: Unwissen zuzugeben ist besser als Wissen vorzutäuschen. Ansonsten ist der Preis, den man zahlen muss, unter Umständen höher als ein angekratzter Stolz.


1.4 Kopieren - ja. Aber bitte mit Verstand!
Jeder Mensch ist einzigartig. Nur, wenn er seine Fähigkeiten gerade nicht zeigen kann, kann es passieren, dass er seltsame Dinge veranstaltet.

Um Lücken in seinen Fähigkeiten zu schließen, gibt es nichts Ökonomischeres als die Nachahmung. Dabei kann man versuchen erfolgreiche Konzepte zu übernehmen oder einfach eine Persönlichkeit zu imitieren, die einem selbst gefällt. Diese Methode ist zwar eine nette Abkürzung, um gewisse Ideen zu verwirklichen. Jedoch sollte man immer im Hinterkopf behalten, sich selbst treu zu bleiben und nicht ausschließlich zu kopieren.

Wenn man etwas studiert, sollte man nicht blind alles übernehmen, sondern mit eigene Erfahrungen abgleichen, den Kern hinterfragen und letztendlich mit Verstand Sinnvolles absorbieren. Frei nach dem Motto: "Wer immer in die Fußstapfen eines anderen tritt, kann nie überholen." So sollte man nicht vergessen trotz des Kopierens kreativ zu bleiben, um nicht, wie Martin Schloeter (;)) es mal sehr treffend erwähnte, als "Epigonen" bezeichnet zu werden.


1.5 Respektiere andere und du wirst respektiert
Es gibt eine alte Weisheit, die besagt, man solle tolerant zu seinen Mitmenschen aber streng zu sich selbst sein.

Oftmals ist es aber genau umgekehrt. Viele Menschen sind streng zu andere, und zu sich selbst sind sie tolerant. Wenn man selbst einen Fehler begangen hat, kommen unzählige Ausreden. Macht jedoch jemand anderes einen Fehler ist das Geschrei groß.

Das Ergebnis ist, diese Leute gewöhnen sich daran und werden egoistisch. Sie messen mit zweierlei Maßstäben, halten sich deswegen oftmals egal ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt für überlegen und lachen andere für ihre Fehler aus. Je mehr sie sich reinsteigern, desto größer kommen sie sich vor.

Was hier für Abhilfe sorgen könnte, ist es, daran zu denken, dass jedes Individuum verschiedene Talente besitzt. Aber egal wie gebildet jemand ist, es gibt immer Dinge die er nicht weiß. Auf diese Weise ist es einfacher jemanden zu respektieren. Ansonsten entstehen möglicherweise Szenarios, wo der Spruch "So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus" gerne zitiert wird.


Weiter zu:
-> 2. Grundlage (http://www.kampfkunst-board.info/forum/735242-post10.html)

jkdberlin
26-08-2006, 17:16
was wir hier nicht sehen wollen: http://www.leckse.net/profilieren/

Grüsse

ps3ud0nym
27-08-2006, 13:10
@Frank
Habe mir gerade die Seite angeschaut. Einige Dinger kamen mir da tatsächlich bekannt vor. :devil:

chairos
27-08-2006, 13:17
http://www.leckse.net/profilieren/

Grüsse

:ups:

scheisse, wie arm ist das denn? gibt's wirklich leute, die sowas brauchen?
arm, arm..:(

ps3ud0nym
27-08-2006, 13:33
[...]gibt's wirklich leute, die sowas brauchen?
[...]
Tja, Frank hat mir den Punkt leider etwas vorweg genommen. :motz: :zwinkern: Wollte den noch unter Selbstreflektion oder sowas in der Richtung erwähnen.

chairos
27-08-2006, 14:12
uff, hab jetzt eh gesehen, dass die ganze seite offenbar mehr als
ironisch gemeint ist...

aber da es inzwischen schon fast für alles "......for dummies"
bücher gibt, wäre es durchaus möglich gewesen, das sowas
ernst gemeint ist.

ich habe bisher eben genau wegen solchen "diskussions"weisen,
wie sie auf erwähnter seite beschrieben werden, vorgezogen , an
einigen diskussionen schon gar nicht erst teilzunehmen, obwohl ich
vielleicht etwas interessantes zu sagen gehabt hätte.

zu oft verschwinden eigentlich interessante und ernsthafte posts in
einem strudel von bashing oder profilierungs-posts, sodass sie ganz
schnell auf den hinteren (bzw. ersten) seiten eines threads landen,
ohne dass sie wirklich jemand gelesen hat.

schade, eigentlich.

ps3ud0nym
27-08-2006, 14:17
[...]
zu oft verschwinden eigentlich interessante und ernsthafte posts in
einem strudel von bashing oder profilierungs-posts, sodass sie ganz
schnell auf den hinteren (bzw. ersten) seiten eines threads landen,
ohne dass sie wirklich jemand gelesen hat.

schade, eigentlich.
Sehe ich genau so. Ich gehöre aber leider zu den Menschen, die sich teilweise nicht zurückhalten können. Daher habe ich auch mit diesem Thread angefangen. Kennst Du ja sicherlich selbst, wenn man versucht anderen etwas klarzumachen, verinnerlicht man es meistens selbst besser als vorher.

chairos
27-08-2006, 15:18
richtig. es ist natürlich eine feine sache, wenn man aus solchen
diskussionen für sich selbst was rausholen kann, weil man die
eigenen gedanken für andere klar verständlich formulieren muss,
und dadurch zu einer präziseren vorstellung gelangt, was
einem da an doch ganz brauchbarem wissen so im gehrirn rum-
schwirrt...:D
dazu muss man aber den frustrationsmoment, der durch das un-
und manchmal auch beabsichtigte missverstehen dieser formulierungen
durch andere forenteilnehmer entsteht, schon ganz gut ausblenden können.
;)

ps3ud0nym
27-08-2006, 16:59
[...]
dazu muss man aber den frustrationsmoment, der durch das un-
und manchmal auch beabsichtigte missverstehen dieser formulierungen
durch andere forenteilnehmer entsteht, schon ganz gut ausblenden können.
;)
Das praktische an so einem Forum ist ja: Man braucht nicht sofort drauflos zu schreiben. Man kann erstmal abwarten bis man wieder einen klaren Kopf bekommt, um keine voreiligen Schluesse zu ziehen. Eigentlich muessten gerade deswegen die Forenbeitraege qualitativ hoeherwertig sein als beispielweise Chat-Texte. Oftmals ist das aber leider nicht so - gerade deswegen nervt mich das teilweise extrem.

Teilweise ist es aber natuerlich nicht einfach sachlich zu bleiben, wenn eine Partei, wie von dir beschrieben, einen absichtlich misverstehen. Da hat man halt zwei Moeglichkeiten: Entweder a) man ist rhetorisch so geschickt, dass man seinen Standpunkt selbst den letzten Deppen klarmachen kann, sodass das Gegenueber als Idiot darstehen wuerde, wenn es weiterhin "nicht versteht". Oder b) man findet sich einfach damit ab und ignoriert dieses (dein Vorschlag?). ;)

Edit: Mir persoenlich gefaellt die erste Moeglichkeit ja besser. Nur auf das Spiel muss sich das Gegenueber auch einlassen. Wenn bei einer Aussage immer eine Hintertuer fuer eine Ausrede offen gelassen wird, wird das ganze etwas komplizierter.

ps3ud0nym
04-09-2006, 13:06
2. Grundlage: Verständnis
Warum kommt es zu Streitigkeiten? Liegt das nicht daran, dass die Menschen oftmals zu sehr auf sich selbst fixiert sind und dabei vergessen, sich in die Lage des Gegenübers versetzen? Dabei wären einige Streitigkeiten überflüssig, wenn man einfach mal versucht, den Blickwinkel des Diskussionspartners einzunehmen. Tut man das stellt man häufig fest, dass der Streit eigentlich lachhaft war. Um das jedoch zu können, gehören noch einige folgende Dinge.

2.1 Verständnislose Mut führt zu nichts Sinnvollem
Mut ist generell eine Tugend im Sinne von Tapferkeit. Sie ist die Eigenschaft, die uns Ängste überwinden lässt, um der Wahrheit ins Gesicht zu schauen und Hürden zu überwinden. Jeder erlebt in seinem Leben mehr oder weniger Schwierigkeiten und Probleme. Um erfolgreich zu sein, muss man diese bekämpfen und besiegen können.

Leider wird zu oft etwas Schädliches als Mut angesehen, wie z.B. bei einer Debatte sein Gegenüber mit Drohungen zu überzeugen. Aber wenn es mal wirklich brennt, wird der ******* eingezogen, und der "Mutige" wird plötzlich zum jämmerlichen Feigling.

Natürlich ist Mut eine feine Sache und lobenswert. Aber wie alles andere auch, muss dieser im richtigen Kontext stehen. Wenn sich jemand ohne jegliche auswertbare Information ins Zeugs legt, hat das in der Regel nichts mit Mut zu tun sondern einfach nur mit Dummheit.


2.2 Sich in die Lage des anderen versetzen
Ein sehr häufiges Phänomen, was nicht nur in diesem Forum auftritt, sind Menschen, die bei jeder Kleinigkeit auf andere rumhacken ohne auch nur einmal in den Spiegel zu schauen. Sie denken, sie wären immer im Recht, und selbst, wenn es offensichtlich nicht der Fall ist, finden sie irgendwelche Ausreden um die Schuld von sich zu weisen.

Treffen solche Menschen mal auf ein Gegenüber, das sich nicht so leicht abfertigen lässt, entstehen Anfeindungen. Um nicht zu dieser Kategorie Mensch zu gehören, kann man sich bei unverständliche Aktionen stets die einfache Frage stellen: Was würde ich denn an seiner Stelle tun?


2.3 Nur ein offener Geist kann differenziert auswerten
Jeder hat eine Meinung über gewisse Sachverhalte. Das ist auch gut so, allerdings ist es oftmals auch ein Schwachpunkt, da man seine eigene Meinung überbewertet und andere Meinungen als minderwertig einstuft. Dies führt dazu, dass man sich selbst limitiert und nicht offen für neue Zusammenhänge ist.

Ganz egal, worum es sich handelt, alles untersteht einer konstanten Änderung. Wenn man etwas verstehen möchte, hat es keinen Zweck, diesen Sachverhalt nur aus einem Blickwinkel zu betrachten. Im ersten Augenblick erscheint eine Theorie vielleicht logisch, doch im nächsten Moment kann sich dies schon durch eine winzige Zusatzinformation ändern.


2.4 Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung
Bevor man andere Menschen verstehen und verbessern möchte, sollte man bei sich selbst anfangen. Platon sagte einst, "Kenne Dich selbst". Nur wer sich selbst kennt, verschont seine Mitmenschen von den eigenen Dummheiten. Er kennt seine Fehler, die korrigiert werden müssen, und seine Vorzüge, die er erhalten sollte.

Wie sonst auch gibt es hier im Forum unterschiedliche Kommunikationspartner. Jeder ist einzigartig in seinen Stärken und Schwächen. Falsch wäre es, grundsätzlich von sich selbst auf andere zu schließen. Dazu gehören zwei wichtige Voraussetzungen: a) Sich selbst genau einschätzen können. b) Den/Die Diskussionspartner genau einschätzen können.

Wer noch nicht mal sich selbst einschätzen kann, sollte es vielleicht lieber unterlassen, andere zu kritisieren. Es gibt nämlich nichts Peinlicheres als vehemente Kritik gegen etwas, was letztendlich auch auf sich selbst zutrifft.


Fortsetzung folgt ...