Legalität von privaten Vale Tudo Kämpfen [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Legalität von privaten Vale Tudo Kämpfen



Zoki
02-11-2002, 10:37
Hi!

Mich würde einfach mal interessieren, wie's um die Legalität der Vale Tudo Kämpfe steht, die durch die Herausforderungen von Robin Gracie und Fabricio Pereira zustande kommen. Ist das ganze nicht illegal? Ok, in Spanien gilt ein anderes Recht als hier nur wie ist das dort und auch hier geregelt?
Würde mich über Antworten freuen

bis dann MfG Zoki

PAI LEE
02-11-2002, 13:33
Hola Chavales

@Zoki

In Spanien sind die Gestze nicht viel anders als in Deutschland!

Der Robin & Alexis Kampf fand in einer offiziellen KK Gala statt.

Der Fabricio Kampf ist schon fraglicher. Natürlich kann man nicht einfach hingehen und jemand verkrüppeln. Soviel ich weiss wurde sogar Verträge aufgesetzt, einige Tage vor dem Kampf.
So hat Fabricio 6000Euro und Cristobal 3000Euro eingesetzt. Weiter hat sich Der, der verliert verpflichtet in der Lokalpresse auf seine kosten, einen Bericht dieses Kampfes zu bringen.

In wie weit dies alles noch Legal ist?

Hasta Luego

Pai Lee

Der Chef
02-11-2002, 18:09
Wenn sich zwei verabreden um sich gegenseitig körperliche Gewalt anzutun, ist das sicher NICHT legal.
Man darf sich ja auch nicht mit dem Säbel, Pistole etc. duellieren.
Da spielt es keine Rolle, ob beide Teilnehmer erwachsen sind und freiwillig dabei sind.
Mein früherer Trainer hatte dieses Problem bei seinen kleinen Thai-/Kickboxveranstaltungen. Jeder Kämpfer musste schriftlich bestätigen auf eigenes Risiko zu handeln etc.
Einer wurde schwer verletzt (Oberschenkel Muskelrisse und Meniskusschäden, monatelange Arbeitsunfähigkeit) und verklagte sowohl seinen Gegner und den Veranstalter. Und - er bekam Schmerzensgeld von Beiden !
Begründung des Gerichts siehe oben.
Allerdings war dort maßgebend, daß die Kämpfe nicht als "Boxen" oder andere Kampfsportarten unter Aufsicht des Deutschen Sportbundes betrachtet wurden, sondern als "private Duelle" vor Publikum.

Twist
02-11-2002, 18:29
Naja, man kann 'einwilligen'. Die Einwilligung endet aber, wo die geschichte sittenwidrig wird. - Auf der Straße zB, wenn einer mit Springern zutritt und so ne gef. KV begeht.

Wann ein Valetudo-Fight sittenwidrig wird, kann ich nur vermuten.. denke aber spätestens wenn der SV der gef. KV oder schw. KV erfüllt wird.

freestyle
02-11-2002, 20:38
hi,
naja das problem liegt ja nicht nur im bereich des vale tudo, ich denke jeder kampf der ein wenig ernster durchgeführt wird, könnte vor gericht landen. naja, auf der anderen seite ist es erbärmlich, einerseits in einen kampf einzustimmen und andererseits zu klagen wenns dann zur sache ging.
ich denke das erwachsene endlich lernen müssen für ihre entscheidungen einzustehen und zwar immer und überall!!
und man kann ja auf den kampf verzichten oder während des kampfes aufgeben, beides keine schande...........meiner meinung nach.

http://frank-glaeser.de

Der Chef
02-11-2002, 20:53
Original geschrieben von freestyle
hi,
naja, auf der anderen seite ist es erbärmlich, einerseits in einen kampf einzustimmen und andererseits zu klagen wenns dann zur sache ging.
http://frank-glaeser.de

Das ist sicher auch ein Grund, warum solche Sachen sehr selten vor Gericht entschieden werden, d.h. das "Ehrgefühl" der Kämpfer verbietet ihnen dieses.
Ein anderer Grund für nicht ganz so standhafte Zeitgenossen könnte sein, daß die Möglichkeit Schmerzensgeld zu erhalten nicht öffentlich bekannt ist. Würde vielleicht auch von jedem Richter unterschiedlich gesehen.
Einen Kampf in dem man (z.B. durch eine absolut unverrückbare Bodenposition) nur noch Schläge bekommt aufzugeben, finde ich auch o.k.
Aber man sollte sich nach dem Kampf die Frage stellen, ob man die ganze Geschichte nicht vielleicht ganz lassen sollte.
Der Boxer Thorsten May hat zwar einen Kampf aufgegeben, danach aber die Entscheidung FÜR den weiteren Wettkampfsport getroffen. Das Ergebnis: Er stand halbherzig im Ring und hat noch weitere gesundheitsgefährdende Dresche bezogen.
Vorbei ist vorbei, da sollte man zu sich ehrlich sein.

freestyle
02-11-2002, 21:21
hi,
ehrlichkeit zu sich selbst ist das schlüsselwort. ich habe mir vorgenommen, sollte ich einem kampf richtig dresche beziehen oder angst haben werde ich das kämpfen (wettkampf) ab dem tag lassen und ich weiß einer meiner freunde wird mich immer wieder auf den boden der tatsachen zurückholen.
weiterhin habe ich auch kein problem damit zu sagen das ich dresche bekommen habe. was solls wenns die wahrheit ist, kommts eh raus.

http://frank-glaeser.de

jkdberlin
03-11-2002, 09:25
Ganz kurz: rechtlich können beide Kontrahenten einen Ausschlussvertrag abschliessen, indem sie gegenseitig auf Ansprüche aus Verletzungen verzichten. Damit willigen sie auch bewusst ins Risiko ein. Das Problem hierbei sind die Ansprüche Dritter. D.h., ich kann zwar ausschliessen, dass ich dich nachdem du meinen Arm gebrochen jast, verklage, jedoch kann ich nicht die Ansprüche meiner Krankenkasse ausschliessen, die dann die Behandlungskosten, Kranken- und Ausfallgeld etc. von dir haben will. Sowas sollte über eine spezielle Unfallversicherung abgedeckt sein...

Grüsse

Der Chef
03-11-2002, 10:13
Original geschrieben von jkdberlin
Ganz kurz: rechtlich können beide Kontrahenten einen Ausschlussvertrag abschliessen, indem sie gegenseitig auf Ansprüche aus Verletzungen verzichten. Damit willigen sie auch bewusst ins Risiko ein.


Viele Veranstalter lassen Ihre Teilnehmer ja vorher solch einen Wisch unterschreiben. Darin steht aber meistens, daß sie gegenüber dem Veranstalter auf jegliche Schadensersatzansprüche verzichten, das Risiko selbst tragen.

Aber was ist mit Ansprüchen gegen den Gegner ?

jkdberlin
03-11-2002, 10:22
Haftung gegenüber dem Veranstalter kann man eh nicht ausschliessen, sondern auf Vorsatz und Grobe Fahrlässigkeit beschränken.
Zum Rest lies doch bitte mein erstes Posting, das steht da drin.

Grüsse

Der Chef
03-11-2002, 11:09
@JKDberlin
Könntest Du einen Verhaltensratschlag für aktive Kämpfer geben ?
Denn Deinen Ausführungen zufolge sichert sich der Veranstalter weitestgehend ab . Aber welche aktive Kämpfer aus Kyokushin, Vale Tudo etc. schliesst mit potentiellen Gegnern – die man evtl. erst im Laufe des Turnieres kurz vor dem Kampf erfährt - Verträge ?
Gibt es eine praktikable Lösung für alle Seiten ?
Als Veranstalter könntest Du uns in Deine Trickkiste schauen lassen.

jkdberlin
03-11-2002, 11:40
Tja, Unfallversicherung und/oder Sport(unfall)versicherung dürften wohl Pflicht sein. Genauso wie beim Boxen, Kickboxen etc.
Bei der privaten Haftpflicht würde ich mich mal beraten lassen, bzw. die Bedingungen durchlesen.
Mehr ist wohl nicht zu tun. In Hannover habe ich bisher immer gegen Leute gekämpft, die ich einigermassen kannte. Da war gegenseitiges Vertrauen Voraussetzung.
Und in Los Angeles brauchte ich eh nie nach Haftung etc. fragen :D
Ansonsten bin ich gespannt, wie das auf den zukünftigen Events geklärt wird.

Grüsse

mikeX
03-11-2002, 13:36
Legal/Illegal?
Wo kein Kläger, ist kein Richter!

Letztendlich kann man alles machen, solange einen niemand anzeigt. Du kannst in der Disco mit Deinem besten Kumpel um die Ecke gehen und Dich nach Strich und Faden prügeln und danach wieder zusammen weiterfeiern!
Oder wenn man z.B. auf ein Zeltfest geht (möglichst ländliche Gegend) sieht man wahrscheinlich im Schnitt zwischen 3-5 waschechte Vale Tudo Kämpfe nach brasilianischem Vorbild ohne Gloves! (öffentlich unter Zuschauern)

Also, es ist alles gar nicht so schlimm mit Vale Tudo, es ist noch vor 10-15 Jahren allerorts praktiziert worden!
Nur damals kam nie einer auf die Idee den Anderen anzuzeigen, oder irgendwelche Waffen zu ziehen! Es gab was an die Backen und gut! War normal damals, einzukalkurendes Risiko, wenn Du feiern gingst!

Heute läuft das anders! Du stehst in der Disco o.ä. und irgend so ein Luftgetrockneter pöbelt Dich an. Du versuchst zu schlichten, aber nützt nichts. Irgendwann haust Du ihm eine Ohrfeige, da Du meinst, dass ein Faustschlag wieder Ärger bringt. Also nur eine Ohrfeige in der Stärke, wie sie deine Schwester immer angewendet hat, wenn du sie geärgert hast!

Natürlich klagt der Andere dich wieder an. Trommelfell kaputt (hatte der sich natürlich schon vorher zugezogen), oder diese ewigen Kopfschmerzen durch deine Ohrfeige!
Das ist das Problem! Keine Ehre/Stolz mehr! Gut wenn ich zusammengeschlagen werde, hinterücks überfallen oder so, aber doch nicht wenn ich Streit suche!

Das Gleiche ist bei den Wettkampfsportlern! Wer nach Kick/Thaibox oder Vale Tudo Wettkämpfen den Anderen oder den Veranstalter wegen Schmerzensgeld verklagt, der müsste die Chechenen auf den Hals bekommen! :D , oder?

Ich meine soviel Ehre müsste doch bei Fullkontakt Fightern zu erwarten sein, um zu wissen, dass man sich schon mal verletzen kann. Im Nachhinein dann die Schuld bei den Anderen zu suchen ist schwach!

Übrigens meinen Viele, dass Vale Tudo in Deutschland verboten ist! Falsch, die Politiker plädieren zwar gegen diesen Sport, es gibt aber kein Gesetz, welches ihn verbietet, denn dann müsste man auch Boxen, Thaiboxen und Ringen verbieten, weil das sind im Prinzip die Basis Stile, die im Vale Tudo zu sehen sind!
Bloss man bekommt so ein Event nicht überall genehmigt, da dieses eine individuelle Entscheidung der jeweiligen Stadt ist. So gab es schon Events in Deutschland, wo der Bürgermeister als Schirmherr anwesend war, (oder die GSG9 als Beobachter / 2h2h Krefeld).

Legal oder illegal entscheiden immer die Kontrahenten selber!

M.

Der Chef
03-11-2002, 13:59
Original geschrieben von mikeX
Legal/Illegal?
. So gab es schon Events in Deutschland, wo der Bürgermeister als Schirmherr anwesend war, (oder die GSG9 als Beobachter / 2h2h Krefeld).


Stimmt. Es läuft heute genau wie Thai-/Kickboxen.
Der einzige Verantsalter der in der Richtung Mist baute war Ralf Seeger. Nach seiner esten Gala musste der Bürgermeister gehen (lt. Focus).
Seeger verkaufte sich selbst und die Gala als das Härteste und brutalste das es gibt.
Darauf hat die Presse natürlich reagiert und Druck gemacht.

Twist
03-11-2002, 14:04
Letztendlich kann man alles machen, solange einen niemand anzeigt. Du kannst in der Disco mit Deinem besten Kumpel um die Ecke gehen und Dich nach Strich und Faden prügeln und danach wieder zusammen weiterfeiern!
Stimmt so leider nicht.. da braucht nur n Staatsanwalt von Wind zu bekommen, der sowas nicht mag, da wirds von dem angezeigt um die Rechtsordnung zu schützen...

Egal, ob der Verletzte das will oder nicht!

mikeX
03-11-2002, 14:38
Gut Twist, da geb ich Dir Recht!
Aber in Sachen Freikampf/ Herausforderungen muss der Staatsanwalt erst mal Wind davon bekommen! Seh ich eher als Ausnahme!