Instinktive Reaktionen im KM [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Instinktive Reaktionen im KM



MoerkB
31-08-2006, 14:05
Hallo zusammen!

Man liest es ja öfters; stellvertretend nehem ich mal folgendes Zitat von Wikipedia:


Krav Maga zeichnet sich durch einfache Techniken aus, die meistens auf natürlichen Reaktionen beruhen.

Was wird als natürliche Reaktion aufgefasst? Welche Techniken im einzelnen? Es würde mich freuen, wenn mir das jmd. erläutern könnte.

Vielen Dank!

Mörk

Franz
31-08-2006, 14:27
wenn du gehst und plötzlich überrascht wirst und du reagierst, dann ist diese Bewegung deine natürliche und mit bw von der musst du lernen unter Stress zu arbeiten

MoerkB
31-08-2006, 14:38
Danke, aber so weit habe ich das schon verstanden. :)

Ich wollte eigentlich wissen, welche Bewegungen im Einzelnen das sind.

Franz
31-08-2006, 14:43
Danke, aber so weit habe ich das schon verstanden. :)

Ich wollte eigentlich wissen, welche Bewegungen im Einzelnen das sind.


lass dich erschrecken, die Bewegung die du machst von der aus wird dann mit der Technik begonnen.
Woher sollen wir wissen wie du deine Arme beim Erschrecken hochreißt?

MoerkB
31-08-2006, 14:58
Ach so - das ist bei jedem anders oder wie? Ich bin jetzt davon ausgegangen, dass jeder Mensch in etwa die gleichen Bewegungen macht.

Wie findet man das denn im Training raus? Auch durch erschrecken?

Flippp
31-08-2006, 15:10
Hi!
z.B. wenn du gewürgt wirst. Die normale Reaktion ist, die Arme hochzureißen und zu versuchen, die würgenden Hände wegzudrücken. Das wird beim KM in einer "einfachen" effizienten Technik ausgenutz.
Bei anderen Kampf"künsten" würde der Griff z.B. von unten gesprengt, was auch funzt, aber (finde ich) gegen die natürlichen Reflexe ist.

mfg
Flippp

netwolff
31-08-2006, 15:47
Oftmals wird in Kampfkünsten, mitunter logisch betrachtet zurecht, eben gelehrt, NICHT die z.B. greifende Hand zu beachten, weil man seine Energie auch dazu nutzen kann, dem Angreifer an ganz andrer Stelle eins zu verpassen, also den Angriff an sich einfach zu ignorieren. Das ist mitunter sehr effektiv, aber hat die Problematik, dass man das sehr lange üben muss, um es "ins Blut" übergehen zu lassen, weil es eben NICHT die natürliche Reaktion ist.
Ich vermute, dass KM lieber die vorhandenen Reaktionen nutzt und "verbessert" und nicht Körper und Hirn versucht, neue Bewegungen beizubringen.

Ich mach kein KM, aber wenn das das Prinzip ist, dann hätte man sich das auch schon selber erarbeiten oder erdenken können, wenn nicht, dann habe ich Mist erzählt, aber mir wenigstens Gedanken gemacht :)

F-factory
31-08-2006, 22:48
Oftmals wird in Kampfkünsten, mitunter logisch betrachtet zurecht, eben gelehrt, NICHT die z.B. greifende Hand zu beachten, weil man seine Energie auch dazu nutzen kann, dem Angreifer an ganz andrer Stelle eins zu verpassen, also den Angriff an sich einfach zu ignorieren. Das ist mitunter sehr effektiv, aber hat die Problematik, dass man das sehr lange üben muss, um es "ins Blut" übergehen zu lassen, weil es eben NICHT die natürliche Reaktion ist.
Ich vermute, dass KM lieber die vorhandenen Reaktionen nutzt und "verbessert" und nicht Körper und Hirn versucht, neue Bewegungen beizubringen.

Hi Netwolff,

dafür as Du kein Krav Maga machst, hast Du es aber schon gut zusammengefaßt. :)



Ich mach kein KM, aber wenn das das Prinzip ist, dann hätte man sich das auch schon selber erarbeiten oder erdenken können, wenn nicht, dann habe ich Mist erzählt, aber mir wenigstens Gedanken gemacht :)

Das schwierige dabei ist alle angelernten Bewegungsuster zu vergessen und dann wirklich bei null, also ohne "Vorbelastung" an die Problematik hernzugehen. Ist nicht ganz so einfach...

@ MoerkB
Die meißten Menschen haben ähnliche instinktive Reaktionen.
Um die natürlichen Reaktionen zu testen: Man kann das zum Beispiel mit geschlossenen Augen, bei Würger- oder Greifattacken ausprobieren. Oder gegen Schlagattacken mit halb geschlossenen Augen (Augen nach vorne gerichtet) und der Partner geht 180 Grad vor einem herum und macht dann überraschend einen Angriff (nicht mit voller Geschwindigkeit). Man sollte dabei aber den Angreifer nicht mit den Augen verfolgen.
Ich hoffe das macht Sinn...

Alles Gute,
F.

handpratze
01-09-2006, 00:57
Was wird als natürliche Reaktion aufgefasst? Welche Techniken im einzelnen? Es würde mich freuen, wenn mir das jmd. erläutern könnte.

Man kann es auch vom umgekehrten Ansatz her betrachten. Wenn man die natürlichen Reflexe so weiterentwickelt, daß die Bewegungen möglichst direkt, schnell, ungekünstelt und mit maximalem Bums kommen und mit den üblichen Grundmaßnahmen (Ready-Position, Deckung, Schrittarbeit) ergänzt werden, ergeben sich quasi von selbst die KM-Techniken.

Bei den "natürlichen Reflexen" sehe ich zumindest für meinen Teil die Techniken für Blocks, Frontkicks, Ausweichen, Klammerungen und Würgebefreiungen. Dabei musste ich mich bisher eigentlich noch nie explizit anstrengen, das laut Lehrbuch hinzukriegen, weil die Moves nach kurzer Gewöhnung ohnehin wie von selbst kamen.

Schlagtechniken hingegen brauchen eine Weile, bis sie sitzen, an einem vernünftigen Cross/Jab oder Handballenschlag trainiert man schon mal ne Runde :sport098: :D

netwolff
01-09-2006, 12:03
Ist eigentlich recht einfach mit den "natürlichen" Reaktionen. Schnapp dir mal ein kleines Kind deiner Wahl und "kabbel" mit dem ein wenig herum. Greif am Arm und schau was das Kind macht etc - da sieht man recht schön, welche Reaktionen ziemlich normal sind, die haben nämlich noch nichts anderes gelernt :)

Zugegeben, mit Schlägen und Tritten wirds damit schwierig als Testpersonen...

bechtie
03-09-2006, 13:24
"Instinktive Reaktionen" sind vor allem die natürlichen Reflexe, die der untrainierte Mensch an den Tag legt, wenn nach ihm getreten oder geschlagen wird ("Kopf einziehen", "Hände vors Gesichts reißen", sich ducken, Schutzhaltung annehmen). Demzufolge wird an diese Reflexe vor allem bei den Defenses angedockt - typische Beispiele sind hand defenses against kicks oder die Abwehr eines Stockschlages von außen ("baseball bat - swing") ... es gibt viele andere mehr.

Grundsätzlicher Gedanke dabei ist, dass Abwehren, die sich auf diese Reflexe stützen, erst einmal schneller angeeignet werden können als Abwehren, die das Neu-Erlernen komplexer Abläufe erfordern. Es mag also sein, dass eine solche komplexe Abwehr auf lange Sicht effizienter ist. Da es aber länger dauert, sie zu erlernen, wird im KM dem Andocken an natürliche reflexhafte Bewegungsabläufe der Vorrang gegeben (Motto: Besser mich schneller mit etwas eventuell Unvollkommenen wehren können) - zumal hinzu kommt, das "simple & stupid" erfahrungsgemäß unter echtem Stress (also nicht Trainingssituation) eher funktioniert.

In höheren KM-Levels werden dann übrigens auch Techniken trainiert, die zum einen eine solide Kenntnis und Anwendungspraxis der KM-Basics voraussetzen (zumindest im Training bei Stress-Einheiten) als auch die Bereitschaft, komplexere Bewegungsmuster sich anzueignen und zu trainieren. Allerdings wird auch dadurch aus einem reinen KM'ler niemals ein Vielfältigkeits-Kampfkünstler.

hobbes_s
06-09-2006, 11:35
Grundsätzlicher Gedanke dabei ist, dass Abwehren, die sich auf diese Reflexe stützen, erst einmal schneller angeeignet werden können als Abwehren, die das Neu-Erlernen komplexer Abläufe erfordern. Es mag also sein, dass eine solche komplexe Abwehr auf lange Sicht effizienter ist. Da es aber länger dauert, sie zu erlernen, wird im KM dem Andocken an natürliche reflexhafte Bewegungsabläufe der Vorrang gegeben (Motto: Besser mich schneller mit etwas eventuell Unvollkommenen wehren können) - zumal hinzu kommt, das "simple & stupid" erfahrungsgemäß unter echtem Stress (also nicht Trainingssituation) eher funktioniert.

Ein sehr interessanter Artikel zum Vergleich dieser beiden Trainingsmethodiken ist dieser hier...

http://www.bodybuilding.com/fun/sonnon12.htm

Weiß nicht, was der auf einer Bodybuilding-Homepage zu suchen hat, aber er ist jedenfalls recht lesenswert, finde ich.

F-factory
06-09-2006, 12:16
Ein sehr interessanter Artikel zum Vergleich dieser beiden Trainingsmethodiken ist dieser hier...

http://www.bodybuilding.com/fun/sonnon12.htm

Weiß nicht, was der auf einer Bodybuilding-Homepage zu suchen hat, aber er ist jedenfalls recht lesenswert, finde ich.

Der Artikel ist ja schon interessant, aber der Autor sagt ja auch, daß die "Response Based Approach" viel trainingsintensiver ist als die "Reflex Based Approach" (wie er es nennt).
Leider hat er aber keine Angaben gemacht, wann die "Response Based Approach" wirklich greifen kann und vor allem bei wem.

Für die meißten "Hobby-SV-Künster" ist wohl bei unregelmässigen 2x die Woche Trainingeinheiten, die "Reflex Based Approach" angebrachter.
Aber insgesamt sehe ich in dem Artikel schon Parallelen zum KM Training, da, wie Bechtie schon geschrieben hat, das Training und Techniken in höheren Levels auch komplexer wird und man die Parallele zum dem vom Autor beschriebenen "Response Based Approach" durchaus ziehen kann.

Alles Gute,
F.

handpratze
06-09-2006, 15:12
Allerdings wird auch dadurch aus einem reinen KM'ler niemals ein Vielfältigkeits-Kampfkünstler.

Deswegen macht man ja neben dem KM auch noch andere Stile. Bei uns etwa machen die meisten neben KM auch KB und/oder FMA ;)

Da sollte die Vielfältigkeit dann nicht zu kurz kommen :D

bechtie
06-09-2006, 15:48
Ein Grund, vom Ju-Jutsu zum KM zu wechseln, war, dass ich die (zumindest rein SV-technisch) nutzlose Vielfältigkeit satt hatte. Weil: einfach Zeitverschwendung und Energievergeudung - zuviele Techniken, die einfach nur schön sind oder rein bewegungsdynamisch spannend etc. Es sei denn, man will eben ein rundum kompletter Kampfkünstler sein.

Das will ich aber nicht (mehr - habe neben 25 Jahren JJ auch noch 5 Jahre Kobudo auf dem Buckel ;-). KM, das ist für mich "reduce to the max"...

Und die Haltung teilen wohl die meisten meiner KM-Schüler. Die wollen nur eine handhabbare SV für die Straße und nicht den Zwang, nebenbei Akrobatik-Kurse belegen zu müssen ;-)

handpratze
06-09-2006, 22:59
Für die reine SV ist das sicherlich zutreffend ;)

Mir macht es doch aber hin und wieder Spaß, die Hufe auf Kopfhöhe zu schwingen - auch wenn's SV-technisch betrachtet subeffizient ist :D

F-factory
06-09-2006, 23:04
Mir macht es doch aber hin und wieder Spaß, die Hufe auf Kopfhöhe zu schwingen - auch wenn's SV-technisch betrachtet subeffizient ist :D
Macht ja auch Spass :D , solange man den Kontext nicht vergißt...:nini:

handpratze
06-09-2006, 23:12
Macht ja auch Spass :D , solange man den Kontext nicht vergißt...:nini:

Eben. Der Fun Factor muß stimmen. In einer realen SV Situation würde ich ohnehin mehr auf altbekannte KM Elemente vertrauen (Ellbogen, Knie, Lowkick, Frontkick und v.a. die gute alte flache Hand :D).

trioxine
08-09-2006, 15:51
ich sehe das so wie bechtie,und stimme da zu das km halt den ganzen schnickschack weg lässt und sich aufs wesendliche kondensiert :D

F-factory
08-09-2006, 17:35
ich sehe das so wie bechtie,und stimme da zu das km halt den ganzen schnickschack weg lässt und sich aufs wesendliche kondensiert :D

Am Anfang schon, aber warte nur bis dann die Tritte zum Solarplexus ab G1 Programm vorkommen...;)