Vollständige Version anzeigen : Prüfungen im Kung Fu
Wai-Ming-Lee
01-09-2006, 23:54
Wie denkt ihr darüber, braucht man im traditionellen Kung Fu Prüfungen und Graduierungen?
Hilft es den Schülern zur Motivation?
Freue mich auf eure Antworten.
warum denken immer alle dass Gürtel für den Schüler da sind?
Hast du dich schonmal gefragt ob die graduierungen in der Bundeswehr für den Soldaten sind? Oder sind sie viel eher dafür da eine übersichtliche hierarchische Struktur zu schaffen, die es der Führung erlaubt die Armee optimal einzusetzen.
Ein Gürtel gibt dem Schüler selbst nur im begrenzten Ausmaße über sein können bescheid. Da ist es völlig egal ob er einen guten Meister hat oder nicht. Wenn zum Beispiel ein Schwarzgurt ne ganze Zeit lang gefehlt hat dann ist er in diesem System trotzdem schwarzgurt, weil er die Prüfungen absolviert hat und zu einem Zeitpunkt all das gezeigt hat, was gefordert wurde. Das bedeutet nicht, dass er der große Killer ist oder dass er selber glaubt er sei der beste nur weil sein Gürtel nicht bunt ist. Das bedeutet aber sehr wohl, dass seine Mitschüler ihn repsektieren müssen, für das was er schon einmal erreicht hat. Und seine Meister wissen von ihm, dass er abgesehn vom körperlichen auch geistig soweit gekommen ist diesen Gurt zu tragen und können sich daher auf ihn verlassen.
Die Gürtel sind da, damit eine Schule als ganzes funktioniert. Natürlich ist das keine Bedingung. Aber jeder militärische Organisation hat irgendwelche hierarchischen strukturen, seien es Abzeichen oder Gürtel. Das war auch schon immer so, auch beim Kung Fu.
All diejenigen Meister die behaupten Gürtel seien schlecht, betrügen sich doch im Grunde selbst. Denn eigentlich nehmen sie die selben Graduierungen vor, nur halt in ihrem Kopf. Sie wissen, der Schüler kann das und der kann jenes. Also werden sie die Schüler auch unterschiedlich behandeln, ist doch völlig klar. Jeder gute Lehrer geht individuell auf den Schüler ein.
Und genau dass wird durch Gürtel vereinfacht. Man kann zumindest ein grobes Level erkennen, wo der Schüler steht oder stehen müsste und kann von dort ausgehen.
Dass der Schüler einen Ehrgeiz entwickelt neue Gürtel zu erwerben, ist zwar ein scheinbar gutes Zeichen, sollte aber nicht zu sehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Hier liegt es an dem Meister den Schülern den besonderen Wert eines Gürtels beizubringen, ihnen klarzumachen, dass ihr eigener Gürtel mit Respekt behandelt werden muss, weil er ein Symbol für ihre Position in der Schule ist. Mehr aber auch nicht...
Jochen Wolfgramm
02-09-2006, 08:31
Stephen: geht das nicht mal ohne den aggressiven Unterton? Und ohne solche Worte wie "betrügen" etc ....
Der Standpunkt, ob ein Graduierungssystem in das traditionelle Kung Fu gehört oder nicht, ist genauso zwiegespalten wie die Diskussion darum alt.
Es ist letztendlich sache des Lehrers.
Aussagen wie: ohne betrügt man sich selbst oder von der anderen Seite: mit betrügt man die Schüler halte ich für kontraproduktiv und überflüssig.
MEIN Standpunkt ist der, das ich viele Argumente von Stephen ebenso nennen würde. Die Gürtel helfen eine Struktur der Schülerschaft jederzeit sichtbar zu machen und jedem seinen Platz in dieser Struktur zu offenbaren.
Prüfungen sind insoweit eine Motivation für den Schüler, als sie schwer genug sind aber nicht zu schwer. Sind Prüfungen keine Herausforderung für den Schüler, sondern blosses Abfragen von grobem Wissen (Formen) stellt dies keine Herausforderung dar. Die Prüfung wird als solche vom Schüler auch nicht sehr geschätzt, die eigene Leistung nicht anerkannt. Durch einen vernünftigen Schwierigkeitsgrad bei Prüfungen, wird dem Schüler die Möglichkeit gegeben einiges über das Kung Fu zu erfahren und über sich selbst: die Notwendigkeit etwas mit vollem Einsatz erreichen zu wollen, die Notwendigkeit durchhalten zu müssen, gesunder Ehrgeiz, wahres Interesse etc etc ...
Nebenher ist es ein Event, das eine Schule interessant macht: die Schüler habe eine weitere Gemeinsamkeit, es bilden sich zu Prüfungen hin Freundschaften, Arbeitsgemeinschaften etc ...
Negative Punkte kann es natürlich ebenso geben, das liegt natürlich an der Art wie die Prüfungen und das Graduierungssystem aufgebaut sind und vom Lehrer, übermässig evtl., in den Mittelpunkt des Unterrichts gesetzt werden. Ein Training NUR für Prüfungen ist, mM nach, nicht im sinne des Kung Fu.
Ja sorry ich habs nochmal nachgelesen, das hat sich echt aggressiv angehört, obwohl ich das gar nicht wollte.
War nicht so gemeint. Den Unterton bitte überhören.
Hi zusammen,
bei uns gibt es Stufen, allerdings keine Gürtel in dem Sinne. Alle vier Monate werden in der Grundausbildung (Stufe 1-12) bei uns Prüfungen durchgeführt, bei dem man bestimmte Kriterien erfüllen muss. Je nachdem wie gut man ist, kommt man weiter oder man bleibt in seiner Stufe. Gürtel in dem Sinne haben wir nicht, da jeder für sich weiss in welche Stufe er ist.
Gruss Airwolf
Die Infobox
02-09-2006, 22:15
@matis
stimme dir voll uns ganz zu
Ich empfinde Prüfungen und Wettkämpfe insofern als sinnvoll, als dass sie eine "kleine Extremsituation" schaffen, wo der Schüler wirklich beweisen kann, was er schon beherrscht und was noch nicht.
Zur Erklärung:
Kung Fu ist ja nicht zum Spaß da, sondern ist eine Kampfkunst, in der es gilt, in Extremsituationen adäquat zu reagieren. Eine Unterrichtsstunde oder ein Training ist NIEMALS eine Extremsituation (man kennt den Lehrer, die Unterrichtspartner, vertraute Umgebung, kein Adrenalin, alles relaxt...).
Um aber in Extremsituationen gut reagieren zu können, braucht man die Erfahrung der Extremsituationen. Diese bieten mir Prüfungen und Wettkämpfe...
(Das ist meine Meinung und darum gibt es in meinen Schulen Prüfungen und darum trainiere ich meine Schüler für Wettkämpfe!)
Peaceful Warrior
03-09-2006, 10:28
Ich habe als Kind Kung Fu gemacht und die Gürtelprfüungen haben meinen Ehrgeiz geweckt - wollte unbedingt einen Toan (Dan) haben ;)
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