Vollständige Version anzeigen : Die Angst-Industrie - Warum wir Risiken maßlos überschätzen
Vielleicht eine ganz gute Doku. Wer kann sollte sie sich mal ansehen, falls sich die Möglichkeit mal bietet.
Vogelgrippe, SARS, BSE, Feinstaub - das sind die Risiken, vor denen wir uns fürchten. Riesenschlagzeilen, aufgeregte Politiker, verunsicherte Menschen. Panik, Hysterie, Aktionismus. Wir wollen Nullrisiko von unserem Staat, den Schutz vor allen Gefahren des Lebens. Vollkasko. Aber Risikoabwehr kostet immer mehr Geld. Und bringt oft wenig. Für die BSE-Bekämpfung zum Beispiel geben wir Hunderte von Millionen Euro aus und schützen uns vor einem Risiko, das statistisch nicht existiert. Das Geld hätte besser eingesetzt werden können, um Krankenhausinfektionen zu verhindern, an denen jährlich Tausende Patienten sterben. Warum bewerten wir Risiken völlig irrational? Welche Rolle spielen Wissenschaftler, die Medien und die Politik bei der Bewertung von Risiken? Warum haben wir Angst vor BSE, aber rauchen gleichzeitig, klettern beim Fensterputzen auf den wackligen Küchenstuhl und setzen uns täglich im Straßenverkehr tausendmal höheren Gefahren aus? Ist der tägliche 'Katastrophismus' gar eine deutsche Eigenschaft? Panik bei Nitrat im Kopfsalat, Thrombosen im Flugzeug und Elektrosmog. 'Die Deutschen trinken sich zu Tode, rauchen sich zu Tode, fahren sich zu Tode. Kann jeder selbst entscheiden. Aber wenn eine Gefahr von außen droht, werden sie hysterisch', überspitzt es ein Ausländer, der schon lange hier lebt.
Die Dokumentation rechnet ab mit manchen Irrungen in der Risikobewertung.
Habe sie derzeit selbst noch nicht gesehen (werde es aber nachholen), hoffe aber dass auch mindestens angeschnitten wird, dass man mit Angst extrem viel Geld verdienen kann und es nicht wenige Wirtschaftszweige gibt, die davon sehr profitieren.
Wo kommt / kam diese oder gibts die irgendwo als DL?
Klingt ganz interessant und Recht hat der Autor vom den Text ja..
Ein Beispiel aus der letzten Welt der Wunder - Zeitschrift ist, dass es an der Südsee gefährlicher ist am Strand durch Kokosnüssen verletzt zu werden (die von den Bäumen fallen), als dass man von Haien attackiert wird. Passt zwar nicht ganz zum industriellen-Part ^^ oder irgendwelchen Beispielen, die in dem Text genannt wurden, aber irgendwie doch passend :P
grüße
Dudeplanet
31-10-2006, 19:45
Jau, wenigstens der Name der Doku wäre gut, nech.
Dazu fällt mir wieder ein netter Satz ein:
"Dinge finden umso eher Eingang in das kollektive Wissen, je leichter sie zu verstehen sind und je angenehmer sie das Leben machen."
So oder so ähnlich aus "Freakonomics" sehr interessantes Buch über Statistik im Alltag. Zum Beispiel die Tatsache, dass wenn man Kinder hat und einen Pool am und einen Revolver im Haus, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass das Kind im Pool ertrinkt, als dass es durch den Revolver umkommt.
Ja, Haiattacken werden auch oft hochgespielt. Meist sind die Leute aber selber Schuld bzw. verhalten sich eben falsch.
Die Doku kam am Mittwoch (http://www.tvinfo.de/exe.php3?target=popup&sidnr=37188068). Vielleicht gibt es eine Wiederholung. Man kann sie auch dl, aber wo darf ich hier nicht posten. ;)
@Dude: Der Name der Doku steht doch in der Überschrift. :p
mykatharsis
31-10-2006, 21:25
Jau, wenigstens der Name der Doku wäre gut, nech.
Aehem...Threadtitel?
p.s.: Zweiter! :)
Ist in anderen Ländern mit starken Boulevard-Medien nicht anders als in Ger.
Ich mags ja fast nicht schon wieder als Beispiel bringen, aber in Amerika wird diese Art der Berichterstattung bis zum absoluten Erbrechen betrieben, so stark dass es in verschieden Filmen und Serien sehr treffend prodiert wurde (z.B. Southpark S4 E16 The wacky molestation Adventure, oder in fast allen Filmen von Michael Moore).
Das Beispiel mit dem Straßenverkehr bringe ich jedes Mal, wenn jemand in meinem Umfeld in irrationale Ängste "verfällt".
Auch die parodoxe Wahrnehmung von Gefahren ist schon seltsam, so sinken z.B. die Vergewaltigungsdelikte an Kindern (zum Glück) seit jeher, durch die massive Berichterstattung in den Medien jedoch haben die Menschen das Gefühl, das diese zunehmen.
Zum Thema fragwürdige Berichterstattung immer wieder gerne: www.bildblog.de
Cheers Kuang
handpratze
01-11-2006, 07:40
Ich denke dabei an unsere Urvorfahren, die vom Medizinmann am Lagerfeuer immer mit bitterbösen Gruselgeschichten eingeschüchtert wurden, damit die Meute nach seiner Pfeife tanzt :p
Früher war es halt nicht der Feinstaub, sondern der Bär :D
Ansonsten sehe ich keinen Unterschied zwischen den damaligen Methoden und heute :rolleyes:
Messerjocke2000
01-11-2006, 09:44
Die Doku hört sich interessant an, werd ich mir auf alle Fälle anschauen.
Es ist nunmal eine Tatsache, dass Menschen Gefahren unterschätzen, über die sie (scheinbar) die Kontrolle haben. Z.B. Strassenverkehr, Haushalt, Familie usw..
Dagegen werden Gefahren, über die man keine Kontrolle hat, stark überschätzt, z.B. Terrorismus, Seuchen, Entführungen usw.
Desweiteren verkaufen sich negative Berichte wesentlich besser als positive.
(Die Schlagzeile "Milliarden von Menschen NICHT bei Terroranschlägen gestorben" wird man niemals sehen.)
Und letzlich sind Politiker immer bestrebt, "etwas zu tun", um nicht untätig zu erscheinen.
Ich empfehle dazu auch mal (wieder) Beyond Fear von Bruce Schneier und State of Fear von Michael Crichton.
Das Buch von Crichton ist ein Roman, beschreibt die Maschinerie aber mMn ganz gut.
Kilian
Ich hab gehört die Doku gibts auch zum Download bei manchen Filesharing Programmen.
Amerikanische Verhältnisse...die arbeiten schon lange mit der Angst der Menschen..."Zukunft Sackgasse"!
ich hatte die sendung gesehen. Trotz, oder gerade wegen der absolut zuschauerfreundlichen sendezeit ( ARD, Mittwoch, 25.10., Magazin/Dokumentation 00:05 - 00:50 Uhr (VPS 23:15 ) - lol.
sehr interessant muss ich sagen und für alle die ne phobie haben vielleicht sogar hilfreich.
es war übrigens angenehm, dass die sendung nicht wieder primär auf den medien herumritt. sondern einfach einmal mit statistischem zahlenmaterial aufwartete ( es bleibt allerdings anzumerken, dass für die herangezogenen staistiken keine wirklichen beweise vorgelegt wurden. aber naja, irgendetwas ist ja immer... ;) )
beispiele:
1. 99,99 % aller belastungen in obst oder gemüse sind bereits von natur aus vorhanden. nur 0,01% sind irgendwann einmal vom menschen dem kreislauf zugefügt worden.
2. 1000 fäden von asbest pro quadratmeter gelten als grenzwert für die gesundheitsgefährdung.
dieser wert ist völlig willkürlich, da bereits ein (1 !) faden den ein mensch aufnehmen würde zum tod führt. die chance dass ein mensch, der 10 jahre durchgehend in einem raum lebt, der diesen grenzwert überschreitet, an asbest erkrankt ist > 1:1.000.000. und bis heute ist überhaupt gar kein fall bekannt, an dem jemand der in einem "gefährlichen" raum seine zeit verbracht hat (schulen, büros, verwaltungen etc) an asbest gestorben ist (ausnahmen sind nur die menschen die in asbest-fabriken gearbeitet haben).
andererseits starben bei der beseitigung von asbestbauten über 200 menschen, allerdings keiner an asbest (unfälle am arbeitsplatz, beim weg zur arbeit etc).
die beseitung dieser lasten ist aber ein milliardengeschäft geworden.
ein sicherer beleg für den unterschied echte und gefühlte bedrohung. aber das kennen ja die berliner zur genüge. alle kriminalzahlen sind rückläufig, aber man hat ständig das gefühl irgendwie in einer mischung aus bronx, favella und napoli zu leben :)
( als ich neulich beim rolling-stones konzert war, wurden alle vor mir einfach so durchgewunken. nur ich musste alle taschen ausleeren und wurde von oben bis unten abgetastet. als, ich den (ur-berlinerischen) ordner fragte warum ausgerechnet ich, meinte der nur: "wat beschwerste dir, bei dem t-shirt brauchste dir nicht zu wundern!" - ich trug ein t-shirt auf dem stand einfach nur "kreuzberg" - tja die gefühlte bedrohung ist wirklich immer sehr subjektiv - lmao)
ps: irgendjemand von den admins sollte mal die board-uhr wieder einstellen. ich hab dauernd die gefühlte bedrohung zu spät zu sein....
jkdberlin
01-11-2006, 11:17
ps: irgendjemand von den admins sollte mal die board-uhr wieder einstellen. ich hab dauernd die gefühlte bedrohung zu spät zu sein....
Die Boarduhr geht perfekt, du musst deine Einstellungen im Profil richtig vornehmen :)
Güsse
Und dass der Chat nicht funktioniert, finde ich auch mehr als bedrohlich!:rolleyes:
El_Hadschi
01-11-2006, 11:42
Das mag zwar alles stimmen, aber auch wenn es mit manchen Bedrohungen übertrieben wird, ist die Bedrohung ja trozdem da. Es gibt wie ihr ja schon gesagt habt genug Risiken im Alltag, weswegen sollte ich die Anzahl nicht ein kleines bisschen Reduzieren und versuchen mich zumindest vor einigen zu schützen?
Ja, Haiattacken werden auch oft hochgespielt. Meist sind die Leute aber selber Schuld bzw. verhalten sich eben falsch.
Es werden mehr leute durch runter fallene kokusnüsse getötet als durch hai angriffen, gab doch auch mal nen film darüber wenn ich mich nicht täusche.
Andere sachen werden aber wiederrum runter gespielt. Arme menschheit :rolleyes:
Messerjocke2000
01-11-2006, 19:03
Das mag zwar alles stimmen, aber auch wenn es mit manchen Bedrohungen übertrieben wird, ist die Bedrohung ja trozdem da.
Weil mit diesen übertriebenen Ängsten Dinge vermarktet werden. Oder Ideen.
Es gibt wie ihr ja schon gesagt habt genug Risiken im Alltag, weswegen sollte ich die Anzahl nicht ein kleines bisschen Reduzieren und versuchen mich zumindest vor einigen zu schützen?
Weil es das teilweise einfach nicht wert ist.
Ich weis,ich weis,Gesundheit und Menschenleben lassen sich schlecht bewerten, trotzdem wird bei manchen Risiken ein unverhälnismässig hoher Aufwand getrieben. Und oft werden die Risiken dabei noch nicht einmal wirklich gesenkt....
Ein Beispiel:
Flüssigsprengstoff.
Die "Gefahr" ist seit über 10 Jahren bekannt. (Operation Bojinka)
So einfach, wie es in den Medien nach den vereitelten Attentaten im Juli diesen Jahres dann dargestellt wurde, ist das herstellen der Bomben dann aber doch nicht.
Die extremen Massnahmen, die danach in Kraft traten, haben das Risiko nicht gesenkt (weil keins existierte), aber für extremes Unbehagen bei vielen Fluggästen gesorgt.
War es das Wert?
In manchen Sachen gebe ich euch ja recht, aber gerade was die Chemische Beeinflußung unserer Umwelt sprich vorallem Wasser und Nahrung angeht sollte man auch immer im Hinterkopf behalten, das wir uns zum Teil selbst vergiften.
Irgendwo muß ja der massive Anstieg der Zivilisationskrankheit, Unverträglichkeiten, Erbkrankheiten und Allergien kommen. Diese werden defintiv durch recht viel Chemie in unserer Nahrung beeinflußt. Man denke da alleine an die ganzen Aromate in den Fertigprodukten. man kann das auch sehr schön daran erkennen, das in den neuen Bundesländer es weniger dieser Krankheiten wie in den alten gibt. Da gab es nicht so massiven Einsatz von Aromaten da nicht vorhanden in den Massen, wie im "golden Westen". Aber bei gewissen Sachen gebe ich euch recht, das es nur Panikmache ist.
Es werden mehr leute durch runter fallene kokusnüsse getötet als durch hai angriffe
150 pro Jahr
El_Hadschi
04-11-2006, 08:52
150 pro Jahr
:ups: Wir sollten alle jederzeit einen Helm Tragen!! Auch für den Fall, dass wir nachts aus dem Bett fallen und uns den Kopf verletzen...:D
Messerjocke2000
04-11-2006, 11:34
Irgendwo muß ja der massive Anstieg der Zivilisationskrankheit, Unverträglichkeiten, Erbkrankheiten und Allergien kommen. Diese werden defintiv durch recht viel Chemie in unserer Nahrung beeinflußt.
Ist zwar hier OT aber woher hast du das?
Zivilisationskrankheiten können viele Gründe haben.
Man denke da alleine an die ganzen Aromate in den Fertigprodukten.
Du meinst Aromastoffe,oder? Aromaten sind was anderes. Und gehören nicht in die Nahrung.
man kann das auch sehr schön daran erkennen, das in den neuen Bundesländer es weniger dieser Krankheiten wie in den alten gibt. Da gab es nicht so massiven Einsatz von Aromaten da nicht vorhanden in den Massen, wie im "golden Westen".
Und das ist ein Beweis, das die Aromastoffe die Wurzel des Übels sind?
Sonst war alles gleich in BRD und DDR?
Kilian
Peaceful Warrior
04-11-2006, 12:38
Zu dem Strang fällt mir eine Zen Geschichte ein. Zugegeben, für einen intellektuellen Geist entsetzlich banal, aber der Lebensrealität entsprechend:
Ruhe und Gelassenheit
In einem Dorf lebte einmal ein Bauer, der als wohlhabend galt,
denn er besaß ein Pferd mit dem er pflügte und Lasten
transportierte.
Eines Tages lief ihm das Pferd davon. Alle Nachbarn bedauerten
ihn und sagten, wie schrecklich dies sei. Der Bauer aber
bemerkte dazu nur: "Vielleicht".
Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei
Wildpferde mit. Die Nachbarn freuten sich alle über das Glück
des Bauern. Der aber meinte nur: "Vielleicht".
Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, eines der
Wildpferde zuzureiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach sich
ein Bein. Die Nachbarn hatten alle Mitleid mit dem Vater. Der
aber sagte: "Vielleicht".
In der nächsten Woche kamen Soldaten ins Dorf, um einige
junge Männer als Rekruten für die Armee zu holen. Den Sohn
des Bauern wollten sie nicht, weil sein Bein gebrochen war.
Alle Nachbarn riefen, was für ein Glück der Bauer doch habe!
Der Bauer aber antwortete darauf: "Vielleicht".
Hier könnt ihr euch die Doku runterladen:
http://doku.cc/?cat=24 -> ganz unten
cool danke ;)
ich weiß auch schon wer den Link geschickt bekommt *fiesgriiiiiiiiins*
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