Frieden oder Kämpfen?? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Frieden oder Kämpfen??



softspin
09-12-2006, 15:47
Hi Leute,


Mal ne frage euch; und zwar wasdenkt ihr darüber:

Man sagt mal soll niemanden verletzen und auch nicht kämpfen, allerdings wenn es irgendwann mal soweit kommt ist man dazu gezwungen.

Diese gegensätze bringen mich zum nachdenken - aber finde keine antwort darauf. wie man nun reagieren soll bzw. wie man sowas aus moralischer sicht sehen kann.


chris

Takayoshi
09-12-2006, 15:56
Eine sicherlich unbefriedigende Antwort:

Wenn man sich länger intensiv mit Kampfkünsten befaßt ändert sich die eigene Ausstrahlung in der Art daß man in solche Situationen eben nicht mehr kommt.


Praxis:

Ansonsten empfehle ich - wie mir vor dem ersten Training aufgetragen wurde - intensives Sprint-Training :)


Viele Grüße

Yoshi

scarabe
09-12-2006, 17:58
Mal abgesehen davon, daß man sich im Falle eines wirklichen Kampfes ja auch auf Notwehr bzw Abwehr beschränken kann...
und ich hab auch die Erfahrung gemacht, daß oft ein paar Bewegungen genügen, sogar ohne wirklichen Treffer, und der Gegner "schleicht sich"...

shin101
09-12-2006, 19:53
Hhhm lustiger Weise seit dem ich KK mache komme ich eigentlich in keine Auseinandersetzung mehr :D
Naja im eigentlichen ist schon war nicht kämpfen.
Aber man kommt nicht immer ohne Kampf aus jeder Situation heraus.
Im Nachhinein muss das jeder für sich selber Entscheiden, aber ich würde mich verteidigen !

Um mich kurz zu fassen.

Ich würde sagen man muss kämpfen um an den Punkt zu kommen wo man nicht mehr kämpfen muss !


Gruß!!!!!:)

scarabe
09-12-2006, 20:53
Vielleicht erfüllt man sein "Kampf-Soll" dann einfach im Studio:p ?

Mit der Ausstrahlung da ist wohl was dran, ist genau genommen auch eine ganze Weile her, daß ich mich das letzte Mal "wehren mußte" (verteidig, grins)... und auch das war eher ein Stupsen und Erschrecken des Gegners...

ich hatte damals einen Automatismus, der mich automatisch reagieren ließ, als es ernst wurde...
da denkt man nicht mehr ans Verletzen oder nicht...

Siddhartha
09-12-2006, 21:19
falls du ernsthaft an ner (rationalen) begründung interessiert bist, wieso gewalt/gegenwehr niemals gerechtfertigt sein kann, kannst du dir ja meinen text hier (http://people.freenet.de/nEtWoRk-SeCuRitY/surreali.htm) mal durchlesen.

mfg

Gasmann
09-12-2006, 21:28
Im Strafrecht gibt's den Spruch "Das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen."
Die Beschränkung auf reine Trutzwehr kann man sich nur leisten, wenn der Gegner hoffnungslos unterlegen ist und sowieso keine Gefahr darstellt.
Ansonsten: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit.

scarabe
10-12-2006, 10:48
@ siddharta

an Deinem Text ist schon was dran,
ich denke aber, im Falle der SV fallen einige weitere Gesichtspunkte an, bzw. man könnte es auch so sehen:

Der Angegriffene handelt ja nicht offensiv aus irgendeiner "Begierde" heraus, wenn man mal davon absieht, daß seine einzige Begierde die ist, seine Unversehrtheit zu erhalten.
(Mit Unversehrtheit meine ich die Körperliche, aber auch die Seelische/psychische- was in Extremfällen wie bei geplanter Vergewaltigung etc für das ganze restliche Leben des Opfers ja eine wichtige Rolle spielen kann).

Wenn man nun noch bedenkt, daß unser Körper sozusagen das "Ticket" ist, das uns den Aufenthalt hier in diesem Leben ermöglicht, dann bekommt das Ganze einen kosmischen Zusammenhang: Achte ich die Schöpfung und alles, was sie hervorgebracht hat, dann bin ich auch bemüht, respektvoll damit umzugehen und zu versuchen, "Beschädigungen" zu vermeiden.
Und in diesem Sinne muß ich auch meinen Körper und meine Unversehrtheit als Teil dieser Schöpfung achten und sorgsam behandeln.

Einfach ist es, wenn ich im Falle eines Angriffs das Gebot des beiderseitigen Nicht-Verletzens bewahren kann, indem ich davonlaufe.

Schwieriger wird es, wenn eine Konfrontation unvermeidbar wird. Lasse ich zu, daß mein Körper u. evtl auch meine Psyche beschädigt wird und achte ich diese weniger als den Körper und die Psyche meines "Gegners"?

Verstoße ich in dem Fall, in dem ich mich locker wehren und meinen Körper vor Verletzung bewahren könnte, nicht sogar im umgekehrten Sinne gegen das Gebot des MICH-SELBST-Nicht-Verletzens?
(liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst beinhaltet zunächst einmal, sich selbst zu lieben, zu behüten und zu respektieren!)

Ich denke, in diesem Fall ist Abwehr gerechtfertigt, wenn auch diese Abwehr sich auf das Nötigste beschränken sollte.
Meist ist es dann tatsächlich so, daß der Gegner an den zielsicheren Aktionen und der inneren Ruhe schnell merkt, daß er einen Fehler gemacht hat- was im Idealfall sogar bewirken kann, daß es sich in Zukunft weniger aggressiv zeigt und daß dadurch potentielle Opfer verschont bleiben...

Siddhartha
10-12-2006, 11:33
bin zum essen eingeladen ... deshalb nur ne kurze stellungnahme... hoffe sie ist jetzt auch einigermaßen verständlich / nicht zu abgefahren...



Der Angegriffene handelt ja nicht offensiv aus irgendeiner "Begierde" heraus, wenn man mal davon absieht, daß seine einzige Begierde die ist, seine Unversehrtheit zu erhalten.

ja, das würde ich als daseinsgier bezeichnen, die aber in anbetracht des zwangsläufig einhergehenden todes allerdings nicht wirklich gewinnbringend ist. :D

wenn man den von unserer landläufig verbreiteten gesellschaftssicht mal absieht und den menschen auf sein bewusstsein / gefühlsvermögen reduziert (denn nichts anderes ist bedeutsam, da z.b. auch beim tod nur die emotionale verbundenheit das einzig negative darstellt, da der physikalische vorgang (übergang von organische materie in unorganische) von sich heraus nicht schlimm ist und genau dem problem (der angst, die man ja vermeiden möchte) entgegenwirkt).

Moralische Verbindung (Zitat von SCLec): "Keine Schneeflocke in der Lawine wird sich je verantwortlich fühlen."

mfg

scarabe
10-12-2006, 15:12
ok, ist nicht zu abgefahren...

dann stellt sich allerdings die Frage, wozu es uns überhaupt gibt...
Erstreben der Freude und Vermeidung von Leid sind unsere "Programme"...

ich machs mir einfach und schreibe jetzt, wenn die Natur den Selbsterhaltungstrieb schon eingebaut hat, dann bestehen da wohl Zusammenhänge...
insbesondere unter der Berücksichtigung der unendlichen Anzahl an Ursachen und Auswirkungen...


zu vorhin noch- wenn ich es schaffe, einen Gegner abzuwehren indem ich ihm nur ein paar Knuffe gebe, dann habe ich dadurch auch Verletzungen vermieden- nicht nur die an meinem eigenen Körper, sondern auch eine ernsthafte Verletzung des Gegners... die Summe der Verletzungen hinterher ist also letztendlich geringer, als wenn ich zugelassen hätte, mich zusammenschlagen zu lassen...

Siddhartha
10-12-2006, 16:02
Hi Scarabe,


ich machs mir einfach und schreibe jetzt, wenn die Natur den Selbsterhaltungstrieb schon eingebaut hat, dann bestehen da wohl Zusammenhänge...

dieser gedanke kam mir zuerst auch (als ich mich mit dem verhalten der menschen beschäftigt habe, weil halt selbstbezogene arterhaltung es am treffensten beschreibt).



dann stellt sich allerdings die Frage, wozu es uns überhaupt gibt...

nach darwin geht (im gegensatz zum kreationismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Unintelligent_Design)) die evolution jedoch ziellos vor. ich hab mich zwar mit der frage bisher noch nicht weiter beschäftigt, aber einen sinn konnte ich (ganz nüchtern betrachtet) halt noch nicht wirklich erkennen.
wenn ich mich jetzt recht erinnere, bist du ja mit der buddhistischen lehre vertraut... und die beinhaltet ja den zur leidbefreiung führenden pfad.
ich hab in irgendnem anderen thread hier schon erwähnt, dass ich nirwana mit der beendigung des daseinskreislaufes (->anorgan...) gleichsetzen würde.

ich les mir das andere später nochmal durch...
mfg

scarabe
10-12-2006, 21:01
hmm, ich weiß natürlich auch nicht, ob Darwin Recht hat oder nicht, aber ich gehe mal davon aus, daß der von uns wahrgenommene materielle Bereich nicht alles ist- und das Andere könnte einen Urknall oder sonstwas verursacht haben... damit der Urknall nämlich eine Entwicklung verursachte und nicht verpuffte, waren eine ganze Menge von gleichgeschalteten "Zufällen" nötig- Synchronizität also, also ein Hinweis darauf, daß es "mehr" gibt...

Aber wenn es das Nirwana wirklich gibt, dann tritt man ja nicht automatisch ein, nur weil man sich ermorden läßt, sondern erst, wenn man "weit genug" ist...
würde heißen, man müßte in 99% der Fälle eine komplette Wiedergeburt über sich ergehen lassen... wohl auch keine Triebfeder für den Angegriffenen.

Ich weise auch hin auf den Gedanken "ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Geist, ich bin nicht ... "
ich bin also irgendwie ein Teil des Gesamtbewußtseins, der Gesamtenergie...als solches unsterblich... nur in individueller irdischer Daseinsform...

und schon sind wir wieder bei der irdischen Problematik über Sinn und Unsinn unseres Daseins, unsere evtl. Lebensaufgabe etc...
(Mein Bauch und meine bisherige Meditationserfahrung sagen mir, da ist was dran...)

Aber ich glaube, letztendlich kann man nicht sagen, einer von uns hat Recht- ich denke, es ist Ansichtssache, ob sich jemand verteidigen will oder nicht.

Ich bin fürs Verteidigen... wenn wir schon hier sind, dann können wir unser Leben auch als eine Art Geschenk betrachten und das Bestmögliche draus machen...

Jochen
11-12-2006, 18:33
Man sagt mal soll niemanden verletzen und auch nicht kämpfen, allerdings wenn es irgendwann mal soweit kommt ist man dazu gezwungen.

Jein. Es kommt ja nicht unbedingt zwangsläufig dazu. Im Vorfeld lässt sich vieles umgehen. Und damit meine ich nicht, dass man die ganze Zeit seine Umwelt scannen muss.

Wenn man nach einer hitzigen Jugend höflich, zurückhaltend und verständnisvoll wird und einem geregeltem Leben nachgeht gibt es keine Probleme.

Deshalb glaube ich das in unseren Breitengraden QiGong, Aikodo oder Zenmeditation die beste Selbstverteidigung darstellt und nicht dieses ganze
Geknüppel.

Padawan Vergel
12-12-2006, 11:15
Wenn du ein Kampf gewinnst, ohne dabei zu kämpfen...dann hast du es verstanden ;)

Takayoshi
12-12-2006, 11:33
...noch erstrebenswerter ist IMHO daß die Gedanken die Kampf betreffen nicht mehr präsent sind - die eigene Resonanz für diese Dinge also gegen 0 tendiert.

Gruß

Yoshi