Talente und solche, die es sein wollten oder mussten [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Talente und solche, die es sein wollten oder mussten



Sagat
06-12-2002, 12:38
ok,diesen Text habe ich kürzlich gefunden (viele werden ihn wohl schon kennen,unterhaltsam ist er allemal):



von Ingo Barrabas (www.german-boxing.de)


Jürgen Brähmer ist ein Talent. Angeblich sogar ein "Jahrhunderttalent". Robert Stieglitz ist auch eines. Immer wieder tauchen Talente auf, einige verschwinden sang und klanglos wieder von der Boxbühne. Andere halten sich etwas länger, ohne aber den großen Durchbruch zu schaffen. Jüngstes Beispiel dafür ist der Schwergewichtler Luan Krasniqi, der seinen EM-Kampf gegen Przemyslaw Saleta aufgab und verdeutlichte, dass zweifelsohne vorhandenes Talent alleine nicht ausreicht. BoxingPress mit einer Story über Talente und solche, die es sein wollten oder mussten...

Alexander Awdijan, talentierter Supermittelgewichtler aus Nürnberg, sah sich schon als kommendes Zugpferd in seiner Heimatstadt und als zukünftiger Ottke-Gegner. Der 26-Jährige gewann sieben Kämpfe, vier davon vorzeitig. Doch dann schickte man das Talent vor den Augen seiner Nürnberger Fangemeinde mit dem schlagstarken Journeyman Berry Lee Butler in den Ring und erlebte ein Fiasko. Statt eines weiteren Sieges folgte eine schwere KO-Niederlage und ein herber Rückschlag für Awdijan. Es bleibt abzuwarten, ob er sich von dieser Niederlage erholen kann....

Ein schlechtes Matchmaking kann im Falle des Talents Ibrahim Alpaslan ebenfalls einer erfolgreicheren Karriere im Wege gestanden haben. Nach fünf Erfolgen im Profilager scheiterte Alpaslan 1993 gegen den erfahrenen Amateurkämpfer und Profidebütanten Milan Konecny nach Punkten. Man hatte sich damals sogar auf das Supermittelgewicht geeinigt, weil Konecny das Mittelgewichts-Limit nicht ganz hatte bringen können. Ein großer Fehler, wie sich nach dem Kampf herausstellte.

Doch der Konecny-Kampf war nur der Anfang. Denn im nächsten Duell schickte man "Ibo" Alpaslan gegen Salvador Yanez um die vakante IDM im Mittelgewicht in den Ring. Im Rahmen einer Maske-WM wurde das Talent im Verlaufe des Kampfes völlig deklassiert. Yanez riss dem Dinslakener Kämpfer förmlich das Herz raus, Alpaslan musste in der neunten Runde aufgeben. Statt dem Kämpfer eine mehrmonatige Auszeit zu gewähren und Aufbauarbeit zu leisten, verpflichtete man wenige Wochen nach der vernichtenden Niederlage gegen Yanez den Berliner Mario Lupp. Alpaslan gewann den 6 Runder zwar nach Punkten, stand aber auch in diesem Kampf kurz vor einer Aufgabe, weil er einfach "fertig war".

Im Herbst akzeptierte das Alpaslan-Management schließlich den schlagstarken Valerio Quarta als Gegner und ließ seinen Schützling ins Verderben laufen. Denn der Berliner Debütant Quarta richtete "Ibo" regelrecht hin und schlug ihn in der dritten Runde schwer KO. Im Folgejahr durfte Alpaslan dann gegen Branko Sobot eine weitere vorzeitige Niederlage einstecken, ehe er eine zweijährige Boxpause einlegte. Erstaunlich, dass Ibrahim Alpaslan nach diesem Karriereknick im Jahre 2000 doch noch nationaler Meister wurde. Er gewann gegen Christian-Ion Velea nach Punkten, wurde IDM im Mittelgewicht, verlor den Titel jedoch bei seiner ersten Verteidigung gegen Victor Granic und trat zurück...

Als Talent sah sich Jan Jungmayr. Er wollte im Schwergewicht für Furore sorgen, warb bei Vertragsverhandlungen mit Managern und Promotern mit Visionen von seiner erfolgreichen Karriere. 1997 verschaffte man dem selbsternannten Talent in seiner Heimatstadt Frankfurt/Oder einen Kampf gegen Peter Hrvinak. Jungmayr stieg mit einer Mönchskutte in den Ring und sorgte so für Gelächter im Publikum. Nicht ganz so spektakulär wie sein Einmarsch verlief dann die erwartete Niederlage nach vier Runden. Jungmayr stieg nie wieder in den Ring...

Ein anderes Talent, Karl-Heinz Heistermann, sollte als "Bomber" die Berliner Szene beleben. Im Cruisergewicht wollte er den Deutschen Meistertitel nach Berlin holen. Ralf Rocchigiani hatte den Titel eigens zurückgegeben, damit Heistermann gegen den Düsseldorfer Klaus Winter um den vakanten Gürtel boxen konnte. Doch Winter erwies sich als Spielverderber und schlug im Jahr 1988 das Talent schon nach 19 Sekunden der ersten Runde KO. So musste Rocchigiani den Cruisergewichtstitel ein Jahr später wieder zurückgewinnen und blieb Zugpferd in Berlin. Heistermann kämpfte im Rahmenprogramm um den DM-Gürtel im Schwergewicht gegen Manfred Jassmann, verlor aber ebenfalls vorzeitig. Jahre später wollte der "Bomber" sein Talent noch mal gegen den "König der Vier-Runder", Eric "Butterbean" Esch, unter Beweis stellen. Doch es fand sich niemand, der die Gage von Esch bezahlen wollte. Man hatte in Berlin schließlich dazugelernt...

Das Talent Gerhard Schoberth wollte im Herbst seiner Laufbahn noch an die großen Fleischtöpfe heran und wurde im Alter von 34 Profi. Im Amateurlager hatte er Torsten May und Dariusz Michalczewski geschlagen, dieses Kunststück wollte er bei den Profis wiederholen. Bereits im 2. Kampf wurde Schoberth gegen Andy Marks, ein ehemaliges Talent aus Berlin, Deutscher Halbschwergewichtsmeister. Doch schon bei seiner ersten Titelverteidigung wurde Schoberth von Fritz Plösser in der 4. Runde KO geschlagen. Nichts war es mehr mit May und Michalczewski...

Fritz Plösser und sein Bruder Jens galten zwar auch als Talente, doch war mit beiden nur schwer zusammenzuarbeiten. Dennoch erreichten beide nationale Meistertitel. Jens gewann gegen 1997 gegen Alexander Jacob den IDM-Gürtel im Cruisergewicht und war sogar als Gegner von Willi Fischer im Gespräch. Doch Jens Plösser trieb das Fischer-Management mit immer neuen Forderungen zur Weißglut, ließ den vertraglich zugesicherten Kampf gegen "de Ox" wegen einer angeblichen Verletzung schließlich ganz platzen. Fritz Plösser verlor seinen von Schoberth gewonnen Meistergürtel gegen Wieland Beust wieder und blieb auch in seinem letzten Kampf gegen Michael Klötzsch bei einem Duell um die DM im Cruisergewicht erfolglos. Unvergessen der Auftritt der Plösser-Brüder bei einer Veranstaltung in Friedrichshafen. Dort verspäteten sich die beiden zum Wiegen und gaben als Entschuldigung an, beim Essen die Zeit vergessen zu haben. Fritz musste dann nach dem ersten Wiegen unter dem Kopfschütteln der Offiziellen wieder einige Gramm abkochen...

Für ein anderes Talent war Fritz Plösser aber immer noch zu stark. Conny Schäfer, Halbschwergewichtler aus Stuttgart, konnte sich nach seinem erfolgreichen Debüt schon über einen Universum-Vertrag freuen. Doch schon in seinem zweiten Kampf kam der Stolperstein Fritz Plösser, der Schäfer in der dritten Runde KO schlug. Dies vor den Augen eines großen Publikums, schließlich durfte Schäfer im Rahmen der Rocchigiani/Eubank-WM sein Talent zeigen. Danach aber nie wieder...

Als Talent sah man in Frankfurt/Main auch den Schwergewichtsboxer Robert Mayer, der als "Mike Tyson vom Main" in die Schlagzeilen kommen sollte. Die ersten "Gegner" überrollte Mayer förmlich, bis er an den ehemaligen Amateur - Superweltergewichtler Horst "Rocky" Schulze geriet. Danach zogen die Frankfurter Manager die Notbremse... Später bewiesen die Hessen doch noch die richtige Spürnase, als sie Willi "de Ox" Fischer als Profi aufbauten. Der konnte zwar auch nicht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen, machte aber immerhin einen Riesenkampf gegen Kim Weber.

Sogar am VW-Fließband in Wolfsburg wurde ein Talent entdeckt. Lutz Steppke, der 1986 um ein Haar der erste Boxer weltweit geworden wäre, der gegen Klaus Hein verloren hätte. Sein damaliger Entdecker kommentierte den ersten Kampf seines Schützlings mit den Worten "Auch Bubi Scholz fing klein an und war nie Amateur". Im Gegensatz zu Scholz blieb Steppke sogar unbesiegt, denn er boxte nur dieses eine Mal. Das reichte ihm aber auch...

Einer, der sich selbst hypte, war Bernd Kulle. Der Schwergewichtler, der die meisten Kämpfe (vorzeitig) verlor, lief gerne mit Boxermantel durch seine Heimatstadt Hann. Münden und kaufte sich Siegerkränze. Im Ring bekam er keine, schließlich ging Kulle meistens KO.

Sagat
06-12-2002, 12:47
damit dürfte das Wort "Talent" eigentlich ein Schimpfwort sein :D :D :D

Joachim
06-12-2002, 12:47
Ich bin auch unbesiegt (ein MT Kampf).

Bin ich jetzt ein Talent?

Fidibus
06-12-2002, 14:49
@Joachim

Hast Fallobst flachgelegt, oder?:D

Gruß Fidibus

Joachim
06-12-2002, 15:40
WÜrd ich jetzt so nicht sagen...

Sportsüchtig
21-03-2008, 14:34
Ob Gerhard ein Talent war oder nicht...keine Ahnung, er ist mein Trainer und der coolste Trainer den ich kenn, ein super Mensch und ein super Boxer! Für mich ist er der größte und deshalb auch sicherlich ein Talent ;)

chillakilla
21-03-2008, 16:26
Jürgen Brähmer ist ein Talent. Angeblich sogar ein "Jahrhunderttalent"
Sehr gute Analyse, die sich in den Folgejahren bestätigt hat. Trotz großartiger Amateurkarriere hat er bei den Profis nicht wirklich glänzen können.