richtige Fausthaltung/vergessene Kraftlinie?! [Archiv] - Kampfkunst-Board

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R.E.
12-12-2002, 15:03
Hi Leute - Grüßt Euch!

Möchte mal gerne Eure Meinung und Erfahrungen hören.

Was habt Ihr gelernt, wie die richtige Fausthaltung ist, welche Knöchel treffen, habt Ihr schon mal was von der Kraftlinie gehört.

Verschiedene Stile haben da verschiedene Lehrmethoden, selbst beim Grundschulboxen wird nicht genau diffiniert, wie die Faushaltung/Knöcheltreffergebiet sein soll.

Beim Boxen und beim Karate kommen viele Mittelhandsgelenksverletzungen vor, da in der Regel mit dem Zeige-Mittelfingerknöchel getroffen wird und in der Regel mit der gedrehten Faust.

Auch auf der Straße schlägt man besser mit der offenen Hand, denke speziell an Trapping Range.

Habt Ihr schon mal jemanden beobachtet der Liegestützen auf den Knöcheln macht und noch nie vorher KK. Er wird sie auf Mittel-Ring-Kleinenfingerknöchel machen, da dies natürlicher ist.

Ähnlich der Fausthaltung beim PFS-JKD bzw. Wing Chun (amerik. Schreibweise). Auch alte Boxer Fotos, denke da z.B. an Jack Dempsey schlagen mit der senkrechten Faust, leicht nach oben angewinkelt.

Das wir uns nicht verkehrt verstehen, ich trainiere seit knapp 2 Jahrzehnten und bin hauptberuflicher PFS-Ausbilder.

Mich interessieren Eure Erfahrungen-Meinungen.

Bitte keine persönlichen Beleidigung und mit einem offenen Geist.
Erfahrung kommt von er...fahren...!!

Beste Grüße
Ralf

Luggage
12-12-2002, 15:20
Hi Ralf,

also im Karate und im Kungfu (zumindest in dem, welches ich mal antrainiert habe, also nicht *ing *ung) wird in der Regel mit Zeige- und Mittelfingerknöchel getroffen. Im Karate mit gedrehter, also horizontaler, im Kungfu (wobei dieses wohl zig Fausttypen kennt, wie eigendlich das Karate auch, aber reden wir mal von der häufigsten Form) mit vertikaler Faust.

Im *ing *ung wird mit vertikaler Faust und den letzten drei Knöcheln getroffen, genauso in den Grundformen des JKD. Im MT würde ich jetzt einfach mal sagen, auch mit diesen drei Knöcheln, allerdings mit leicht eingedrehter Faust, also etwa im 45° Winkel.

Der vorteil des Spins im Karate liegt in etwas zusätzlicher Power. Die Vertikale Faust ist wohl etwas schneller (allerdings halte ich den Unterschied für marginal). Im Karate wird behauptet, dass Zeige- und Mittelfingerknöchel stärker als die anderen sind, und, richtig ausgeführt, eine Linie mit Elle und Speiche bilden. Außerdem (jetzt wird's esoterisch ;) ) seien diese zwei Knöchel über Meridiane oder sonstwas mit dem Rücken, die letzten beiden mit der Vorderseite, vorallem dem Herzen verbunden. Deshalb nutze man die ersten beiden Knöchel, da eine Stimulanz des Herzens nicht erwünscht, und der Rücken stärker sei.

Ich für meinen Teil benutze im Regelfall (wenn Formen mich nicht zu etwas anderem zwingen) die MT-Faustarbeit, welche mir einfach am ehesten liegt. Außerdem sehe ich keinen echten Grund, eine andere zu verwenden, außer, vielleicht dem Argument, dass der Kleine Finger zerbrechlicher ist, als die anderen, und somit mit den ersten beiden Knöcheln getroffen werden sollte. Dennoch nutze ich lieber die Faustarbeit, die zu mir passt, da ich damit deutlich effektiver zu agieren vermag.

mfg,
Luggage

R.E.
12-12-2002, 15:45
Grüßt Dich,

ja ich halte es auch so wie Du.

Ich persönlich schlage mittlerweile (hab mich nach ca. 9 Jahren Training umgestellt) mit der vertikalen Faust zu(Faust leicht nach oben gewinkelt).

Wenn ich blaste sowieso und auch beim Boxen habe ich mich umgestellt. Außer wenn ich auf den Körper schlage, das ist dann aber meistens Sparring.

Im Ernstfall würde ich mich anderer Mittel bedienen-PFS mäßig halt:rolleyes: :D !

Nette grüße

Ralf

Luggage
12-12-2002, 15:49
Im Ernstfall würde ich mich anderer Mittel bedienen-PFS mäßig halt !
Naja, dass es noch andere Körperwaffen als die Faust gibt ist ja klar... wobei bei mir im Ernstfall wohl auch als erstes Boxkombinationen und Slaps kommen würden, weil das einfach zu mir passt...

mfg,
Luggage

Andreas Weitzel
13-12-2002, 09:16
Hallo, Ralf,

bei uns wird hauptsächlich mit der Faust geschlagen, wobei auch die handfläche oder die Handkante auch verwendet wird. Bei den Fausschlägen wird bei uns insbesondere auf folgende drei Punkte geachtet:

1) Eine stabile Position der Faust an der Oberfläche des gegnerischen Körpers. Die Faust darf keinen "Spielraum" haben und soll sich an den gegnerischen Körper "ansaugen". Dazu ist der richtige Schlagwinkel wichtig!

2) Ein stabiles Handgelenk. Zwischen der Faust und dem Ellenbogen ist immer eine Gerade. Die Faust wird nicht angewinkelt. Hier kann die richtige Schrittarbeit helfen!

3) Die Rückstoßkraft soll immer nach außen abgeleitet werden. Die Verlängerung der Gerade, die die Faust und den Ellenbogen verbindet, darf nicht durch den eigenen Körper gehen. Hier ist die Ausgangsposition der Fäuste/Arme sehr wichtig!

Was wäre noch anzumerken? Ein Faustschlag wird im Idealfall mit 5-10 % Körperkraft und mit einem lockeren, entspannten Arm ohne Einsatz der Schulter ausgeführt.

Gruß
Andreas

Bokuto
13-12-2002, 10:37
Hi Folks,
bei uns (Kempo) wird die Faust je nach Distanz gedreht:

Für die lange Technik eine fast volle Drehung (bis 180°) und damit eine horizontale Faust - allerdings nur in der Grundschule. Nachher in der Anwendung (zum Beispiel am Sandsack) ist die Drehung erfahrungsgemäß nicht so stark, die Faust kommt dann eher diagonal auf.

Für mittlere Entfernungen (bis Unterarmlänge vom eigenen Körper) wird eine halbe Drehung genutzt - damit steht die Faust gewöhnlich vertikal.

Und für den ganz kurzen (Uppercut unter die Rippen o.ä.) spart man sich die Drehung.

Darüberhinaus kommen in der freien Anwendung ohnehin eher Techniken zum Einsatz, die auf Intuition beruhen und nicht das Lehrbuch. Hauptsache ist, es funktioniert.

Ich nehme an, im Karate wird das ähnlich gehandhabt.

Gruß
Dirk

Eskrima-Düsseldorf
13-12-2002, 11:02
Trefffläche sind bei uns Meistens die unteren drei Knöchel ansonsten führen wir Faustschläge bei uns wie im Boxen (oft auch nach der Dempsey-Methode mit Falling Step) aus.

Bei Schlägen auf "harte Ziele" kommen oft auch Handflächenschläge zum Einsatz.

R.E.
13-12-2002, 11:10
Hey Männer,

dank Euch für Eure Stellungnahmen!

Auf bald

Ralf

Michael1
13-12-2002, 12:13
Original geschrieben von PFS-Ralf
Beim Boxen und beim Karate kommen viele Mittelhandsgelenksverletzungen vor, da in der Regel mit dem Zeige-Mittelfingerknöchel getroffen wird und in der Regel mit der gedrehten Faust.

Auch auf der Straße schlägt man besser mit der offenen Hand, denke speziell an Trapping Range.


Imho ist die gedrehte Faust beim Karate ein "überbleibsel" der Grundschule. Das drehen der Faust in der Schlussphase einer Technik dient dazu zusätzliche Spannung im Körper zu erzeugen. Zum einen damit der Karateka lernt bei Schlägen mit dem ganzen Körper zu arbeiten, zum anderen damit nicht nur die Bänder sondern auch Muskeln die Gelenke stabilisieren (z.B. Ellenbogengelenk).
Fortgeschrittene lassen die Drehung je nach Anwendung auch weg, alleine schon deshalb weil die Hände in den Kampfpositionen (Kamae) oder nach vorhergegangenen Techniken nicht in der passenden Ausgangsposition für eine "echte" Drehung sind.

Es wird idr. mit Zeige- und Mittelfinger getroffen weil das die beiden dicksten Knochen der Hand sind, also mit etas Glück auch die stabilsten ;-). Je nach Technik treffen aber auch andere Knochen, z.B. bei Aufwärtshaken (Ura-Zuki).
Offene Hände setze ich vor allem zum Kopf ein, für weichere Ziele meistens die Faust, evt. mit einem leicht herausgeschobenen Mittelfinger (Nakadaka-Ken).

Nitram
13-12-2002, 14:33
Hallo,

in der kürzeren Distanz ( Trapping - Range ) schlagen wir mit vertikaler Fausthaltung , Trefferfläche sind die Knöchel der 3 kleinsten Finger.
Dabei schiebe ich die Hand im letzten Moment leicht nach oben , ziehe den Daumen also zu mir hin.

Bei langer Boxdistanz schlagen wir mit horizontaler Faust, Trefferfläche sind dann die Knöchel von Mittel- und Zeigefinger.

Da wir mit offenen Händen ( " Vorkampfstellung " ) bereitstehen , schließe ich die Hand zur Faust und schleudere sie locker und schnell nach vorne, erst im letzten Moment gebe ich Spannung auf den Arm und die Faust.
Das Falling-Step-Prinzip wende ich in dieser Distanz auch an .





...ohne Einsatz der Schulter

@Andreas

da wollte ich mal nachhaken : warum setzt ihr die Schulter nicht ein ?
Meiner Meinung nach bedeutet das Deckungsverlust, da ich mein Kinn prima mit der Schulter schützen kann , zumindest beim Jab.

Außerdem wird die Energie , die ich in den Schlag " lege " doch gebremst , oder ?

Meiner Erfahrung nach ist der Schlag härter , wenn ich die Schulter mit nach vorne nehme.
was spricht also gegen die Schulter ?


Bei Handflächenstößen habe bei mir immer den Eindruck , daß sie bei weitem nicht so schnell sind, wie ein Fauststoß.
Ist das subjektiv oder kennt das sonst noch jemand ?


Gruß Nitram

Andreas Weitzel
13-12-2002, 22:15
Hallo, Nitram,

gegen die Schulter spricht eigentlich gar nichts. Jeder macht es, wie er es für besser hält. Bei uns wird ohne Schultereinsatz geschlagen. Dadurch sind die Schläge viel kürzer, präzieser und überraschender. Im Idealfall soll man nur mit dem Einsatz der Faust schlagen. Gebremst wird dabei gar nichts, und der schlag hat genug Kraft, um bei dem Gegner die erwünschte Wirkung zu erzielen und trotzdem mich selbst nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Zu Handflächen... Wir machen keine Handfächenstöße, sondern Handflächenschläge. Ähnlich wie Watschen. Sie sind schnell genug.

Gruß
Andreas