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Vollständige Version anzeigen : "Versportlichung"



M.Hampel
16-02-2007, 11:50
Hallo Kampfkünstler,

ein anderer Thread (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f65/stuecke-meyer-55688/) hat mich auf ein Thema gebracht, was, wie ich denke, den Historischen Fechter brennend interessieren dürfte:

die "Versportlichung".

Dieses Wort ist schon einige Male hier am Board gefallen (http://www.kampfkunst-board.info/forum/search.php?searchid=1243201), so dass ich denke, es könnte sich lohnen, dieses Wort und Phänomen mal ernster zu untersuchen, zumal es auch unter uns Historischen Fechtern (wie ich erst kürzlich selbst erfahren habe) möglicherweise Tendenzen zur "Versportlichung" gibt. Ich möchte nur die Stichworte "Shinai" und "Turnier" nennen, die mich nachdenklich stimmen. Auch wirft man Techniken aus historischen Quellen hin und wieder vor, "versportlicht" zu sein.

Da "Versportlichung" eine harte Kritik darstellt und sich sicherlich kein Historischer Fechter sagen lassen möchte, er sei dabei, seine Technik zu "versportlichen", meine ich, man müsste hier erst einmal klären, wie diese definiert ist.

Also los! :)

Wir könnten Quellen sammeln, die diesen Vorgang beschreiben, die alten Diskussionen hier im Board untersuchen und so das Thema einkreisen. Damit in Zukunft dieses Wort mit mehr Leben gefüllt ist (so noch nötig) und man begründet diese harsche Kritik anbringen kann, ohne dabei eine Worthülse zu verwenden.

Würde mich freuen, wenn sich Froumsmitglieder finden, um für unser Hobby "Historisches Fechten" diese Frage zu klären.

T. Stoeppler
16-02-2007, 12:43
Die "Versportlichung der Fechtkunst" beginnt schon mit der HS3227a, wo der Autor klarstellt, dass das Fechten zu Schimpfe und zu Ernste geübt werden soll - also zum Spass und für den Ernstfall. Die Stücke sollen "zu Schimpfe" geübt werden, damit man sich ihrer besser im "Ernst" erinnert. Ebenso wird in der HS3227a der Begriff "Schulfechten" gebraucht, und Stücke für das Schulfechten sind allgemein etwas aufwendiger, komplexer und weniger kompromisslos als der Teil der Lehre, die sich auf das ernste Fechten bezieht.

In den Quellen um 1450 herum wird ebenfalls beides unterrichtet, Stücke, die wirklich gefährlich bzw schwer kontrollierbar sind werden gesondert betitelt, z.B. die Ansetzen oder einige Ringen.

Das ernste Fechten mit dem langen Schwert hört bei Meyer auf - obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass jemand, der Meyer´s System gelernt hat, ohne Probleme ein scharfes, spitzes Langschwert im Ernstfall effektiv einsetzen konnte.

Versportlichung ist nicht unbedingt etwas Negatives; es bezeichnet nur, dass man die Kunst nicht mehr zum Leute umbringen praktiziert, was sie natürlich von ihrem Ursprünglichen Ansatz entfert. Sportlich zu üben und die Grundidee beizubehalten wäre wünschenswert. Früher haben die Leute sportlich für den Ernstfall geübt, aber heute tendiert man öfters dazu, zu ernst für den Sport zu üben ;)

Gruss, Thomas

Hamurra-e
16-02-2007, 14:02
Die Versportlichung fängt dort an, wo Techinken geübt werden, die nicht mehr dem Ziel einer Kriegs,-Kampfkunst entsprechen! Nämlich einen Kampf mit allen Mittel so schnell wie möglich zu beenden, möglichst ohne schaden zu nehmen aber dem Gegner Kampfunfähig zu machen egal ob Tod oder Verletz.

Aus erst kürzlich gemachter Erfahrung kann ich sagen, dass es wirklich hirnrissig ist sich mit Gepolsterten Waffen zu prügel, auch Shinai und andere Übungsgeräte sind für den Ar***.
Ich konnte die Teile nie leiden, weil sie falsche sicherheit vermitteln, die ganze Idee sich gegenüber zu stellen und sich zu treffen mit Softteilen, verändert sovort die Kampfeinstellung. Da mit ausnahme des Shinai die teile nachgeben keine richtige Block oder Ableitarbeit ermöglichen und man ständig versucht den anderen auf die Finger zu kloppen, ohne darauf zu achten das man efftel einen Fatalen treffer einsteckt ist schwachfug.
Eine Reale Kampfsituation lässt sich nunmal nicht mit solchen Mittel verdeutlichen, auch Schutzausrüstung nimmt dem ganzen noch mehr weg als dass es zum Realissmus beiträgt.
Wenn ich mich für reale KK, egal aus welcher Kultur und Epoche entscheide, dann kann ich nur mit Trill und Technikserien arbeiten, bei denen die Rollen bewusst festgelegt sind. (Angreifer, Verteitiger)
Alles andere ist Sport und der Tut weh, denn wenn einer seine Aggros auslassen will, dann vernachlässigt er alle Realkonzepte die da sind. Meine Geschwollenen Finger und mein Blaues Auge sind der Beweis grrmbl :rolleyes:
NAtürlich hab ich mich selber zur rechenschaft zu ziehen, wenn man seine Trainingspartner nicht kennt, und deren Regeln oder Unregeln, und man selber an Effektivität hängt, dann muss man auf die Schnautze fallen. naja und Untrainiert bin ich auch noch :D

Imho

itto_ryu
18-02-2007, 09:15
Hm Hamurra, das klingt aber, als würdest du "Versportlichung" mit Sparring gleichsetzen. Wenn dem so wäre, also dass du Sparring für unsinnig hälst, muss ich widersprechen. Denn bloße Technikabläufe üben ist wie Trockenschwimmen, es gibt dann keine unvorhergesehenen Reaktionen des Gegners. Ein Freikampf, Allkampf mit allem, was drin ist, ist und war noch nie mit voller Konsequenz eines tödlichen Duells durchzuführen. Wo Schwertkampf geübt wurde, da überlegte man schon vor Jahrhunderten, wie man bei größtmöglichem Schutz die realistischste Kampfsituation üben kann. Perfekt wird es niemals. Das Problem ist eben, dass Sparringswaffen zwar falsche Sicherheit vermitteln, aber umgekehrt realistisches Kampfgerät Unsicherheit erzeugt. Vor diesem Problem standen schon die Samurai, als sie von stumpfen Stahlschwertern auf bokuto umstiegen und immer noch viele Schüler aus Angst vor schweren knochenbrüchen sich nicht getrauten volle Lotte die Technik auszuführen. Da stellt sich dann gestern wie heute eher die Frage, wie man neue Sparringsgeräte entwickeln kann, die den Verhältnissen realen Waffenkampfes näher kommen und dazu Schutzmaßnahmen parat zu haben. Beides darf dann nicht zu sportlichem Gedengel führen. Ich denke man kann gutes Sparring auch trainieren, ohne dabei die Kampftechniken zu versportlichen und rein auf Wettkampf, Punkte etc. fixiert zu sein. Umgekehrt ist es aber meiner Ansicht nach fatal, wenn man glaubt durch Trockenübungen ohne echte Kampfsituation wirklich Schwertkampf zu erlernen bzw. sich den Hintergründen einer Technik wirklich anzunähern. Dann besteht nämlich auch die Gefahr, dass aus dem "und ich dann so und er dann so und ich wieder so" eine Art ritualisierter Schaukampf entwickelt, den keiner ernst nimmt und kein echtes Verständnis fürs freie Gefecht kann so entstehen.

Baltasar
18-02-2007, 17:09
Um Sparring wirklich effektiv umzusetzen muss man zudem noch ein gutes Punktesystem einführen. Viele sind gegen so etwas , doch ich kann nur sagen, dass cih gute Erfahrungen gemacht habe. Ein Punktesystem, dass es ermöglicht, eine realistische Kampfsituation herzustellen z.B. Ein-Treffer-Punktesystem. Wenn ein Kontrahent verliert, muss er in jedem Falle eine Strafe bekommen, die einem im grunde dazu zwingt besser zu kämpfen.
Unter dem mott eines "relaistischen"Punktessystems lassen sich auch Turniere vernastalten, deren Kämpfe zwar "unsportlich" sind, weil sie nicht künstlcih in die Länge gezogen werden, aber eben das versucht man ja zu erreichen.
Für den Kenner des HF wären solche Turniere mit Sicherheit ein Heidenspaß. Und um ehrlich zu sein, möchte ich (Kampfkunst hin oder her) nicht auf das Messen mit anderen Fechtern/Vereinen verzichten, denn sonst würde die Kampfkunst an sich keine Bedeutung haben. es muss auf jeden Fall (wen auch erst in nacher Zukunft) eine Plattform entstehen, die es ermöglciht, Kämpfe auszufechten. So erreciht man auch eine größere Anzahl an Interessierten.

wuerfel
18-02-2007, 20:19
Die Versportlichung fängt dort an, wo Techinken geübt werden, die nicht mehr dem Ziel einer Kriegs,-Kampfkunst entsprechen! Nämlich einen Kampf mit allen Mittel so schnell wie möglich zu beenden, möglichst ohne schaden zu nehmen aber dem Gegner Kampfunfähig zu machen egal ob Tod oder Verletz.
...


Ich schließe mich dieser Aussage an. Was mich aber zu dem Punkt führt: Was sind die Merkmale, die mich eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen lassen? In einem der daraug folgenden Posts wurde Sparring erwähnt. Das ist eine Übungsform und kein Qualitätsmerkmal. Kann man sagen: "wenn Sparring, dann nicht versportlicht" ? Nein, das kann man nicht. Für jede Übung innerhalb einer KK muß es einen Sinn geben. Ein Übungsziel.

Letztendlich ist die Frage, was geübt wird. Welche Übungsziele verfolgt werden. Und das hängt wiederum von jedem selbst ab, welche Ziele er verfolgt. Und darum ist es egal, wenn er gesagt bekommt, er würde seine Techniken versportlichen. Er weiß ja was er tut ;)

Wenn das Ziel der Übungen nicht der Kampf auf Leben und Tod ist, dann sind sie "versportlicht". Wenn interessiert das schon. Man sieht den Leuten an, wozu das gut ist, was sie machen. Da muß man nicht mehr drüber reden.

Servus,

würfel

Hamurra-e
18-02-2007, 20:25
Gegen einen Freikampf hab ich sicher nichts einzuwenden, nur wenn der Gegner Trotz Treffer weiterkämpft, dann wird das ganze eben Unrealistisch.
Mann kann auch mit Drillst Reaktion und richtiges verhalten üben, indem man zB ständig die Entfernung, Geschwindigkeit, Winkel usw ändert.
Aber Polsterwaffen die so leicht sind, dass man damit Rumfuchteln kann als wenns nichts wäre, das hat mich schon damals zum Kotzen gebracht als ich ein paar LARPer unterrichtet habe...Hirnrissig...
Vorallem als was soll ich so ein teil ansehen, wenn ich denn wirklich will, dann stecke ich eben ein zwei ein und mach ihn dann mit Händen und Füßen fertig...
Shinai und Rüstung macht da schon mehr Sinn, wenn man Dann den Ganzen Körper als Trefferfläche hat!
Was das Sparing betrifft, egal ob mit oder ohne Waffen da tut es zb Leichtkontakt und Selbstkontrolle, dazu braucht man aber eben die Richtigen Partner. ich weiß nämlich wann ich getroffen worden bin und der Kampf somit zu ende ist, aber wenn der andere einfach weiter haut und sich völlig in seinen Egotrip verrennt dann ist dass nur Deppen gemetzel...
Verdammt ich brauche Gute Partner und keine "dich kriege ich schon noch Fiffis"...
Ich mache KK um mich wohl zu fühlen weil ich meine Gesundheit erhalten will und nicht weil ich jemanden beweisen will wie gut ich in irgendetwas bin...!!!
Sein wir doch mal ehrlich selbst wenn die Zeit des Schwertes wieder Kommen sollte und wir uns damit auf Leben und Tod prügeln, wer wollte dabei mit machen?
Und wieviel Technik brauchen wir wirklich?
Ich sag nur Ausweichen und zuschlagen, damit haben die Soldaten von Früher genug zutun gehabt auf dem Schlachtfeld, auch die Samurai! All die Fechtbücher enthalten doch schon eine Menge Sachen die Auf einem Schlachtfeld unsinnig sind und so gut wie nie zur Anwendung kommen, Oder etwa nicht???
Klar ist es gut ein Großes Repartuar an Techniken und Übungen zu haben, alleine um die Stamina für lange Schlachten zu trainieren, aber wie sah zB das Training der Römer aus, Schläge gegen einen Holzpflock mit Schild in der Hand.
Ansonsten haben sie sicher auch Sparing mit Holzschwerter gemacht, aber sicher nicht mit der Absicht dem anderen auf gedei und verderb eins auszuwischen...
Sport kann da nicht her halten, weil schon die absicht beim Kampf völlig anders ist da geht es nicht um "Jeden Preis" zu vernichten.
Wenn ich Drills mache dann geh ich mit der Richtigen einstellung darann nämlich wenn der mich trift dann bin ich weg, wenn ich den nicht abwehre, ausweiche, umlenke dann bin ich Tod und wenn ich die Übungen lange genug mache dann bekomme ich auch in Realensituationen die richtige Einstellung.
Zumindest war das in entsprechenden Ernstfällen bei mir immer der Fall!!!

Alte Kampfkunst
18-02-2007, 23:16
Fechten ist die Kunst des Treffens ohne getroffen zu werden.

Jedes Getroffenwerden stellt eine Fehler dar. In der Realität eines Kampfes mit Blankwaffen warscheinlich den letzten. Ob das tatäschlich so ist oder nicht, hängt von zuvielen Faktoren ab, als dass man sie wirklich in einem Bewertungssystem berücksichtigen kann. Das braucht man m.E. auch nicht. Denn sich-treffen-lassen ist definitiv falsch und muss daher vermieden werden.

Wenn mich beim freien Fechten jemand trifft, zeigt er mir, wo ich den Fehler gemacht habe - woran ich also im weiteren Training feilen muß.

Freies Fechten gehört für mich zum fortgeschrittenen Training. Ohne freies Fechten vernachlässigt man das Training im psychologischen Aspekt der Kampfkunst. Und der kann auch trotz Schutzkleidung und Trainingswaffen noch da sein. Schutzkleidung und Trainingswaffen schaffen die für das reale Leben im 21. Jh. benötigte Sicherheit. Das Wissen um diese Sicherheit kann den ein oder anderen Fechter unrealistische Risiken eingehen lassen. Dem kann man durch Regeln begegnen (hat man im Sportfechten mit der Vorfahrtsregel versucht), solange der Sinn hinter den Regeln klar ist und akzeptiert wird. Wird die Regel Selbstzweck und ihr Sinn geht in Vergessenheit, oder steht das Gewinnen um jeden Preis im Vordergrund, wird irgendwer auch einen Weg finden, die Regel zu umgehen oder zumindest sie zu verbiegen.

Der erste Treffer mit einem Schwert ist sehr warscheinlich der Anfang vom Ende. Das sollte derjenige, der sich Treffen lässt, immer vor Augen führen. Doppeltreffer in einem Kampfwaffen stehen für zwei Verlierer - gegebenenfalls für zwei Tote. Im Rahmen eines Turniers sollte das das Aus für beide Gegner bedeuten. Im Trainingsgefecht können abbekommene Treffer mit einer empfindlichen Strafe belegt werden, z.B 5,- € in die Kaffeekasse. Der Drang zur Treffervermeidung lässt nicht lange auf sich warten ;)

Wenn erstmal jeder Treffer als lebensgefährlich angesehen wird kann man auch daran arbeiten, sich dem psychologischen Druck zu stellen. Sicher ist der Stress noch weit von dem eines realen Kampfes entferrnt, aber viel näher dran, als würde man nicht frei fechten oder Treffer im freien Fechten einfach übergehen.

Trainingsziel und Trainingsvoraussetzung um freien Fechten sind also Kopfsache.

Gruß

Stefan

DeepPurple
19-02-2007, 06:21
Hallo,
Sparring und Sportwettkampf kann man wohl nicht in einem Atemzug nennen.
Ersters ist schon wichtig für die Erreichung von Kampffähigkeit in jeder KK.

Versportlichung, wie ich sie sehe, kann man am Beispiel von Kendo ganz gut beobachten, wo im Lauf der Zeit ineffektive Techniken im Gegensatz zu grossen Techniken in den Vordergrund rückten, weil sie schneller gehen.
Der Treffer zählt dann, würde aber, auf realen kampf bezogen, den Gegner in Rüstung nicht mal verwunden und den ungerüsteten Gegner nicht kampfunfähig machen.

Richtig ausgeübt, also nur echte grosse Schwertkampftechniken, ist Kendo kein "Wettkampfsport" mehr, sondern Schwertkampftraining, mit einigen Abstrichen.

Enstprechend würde ich Versportlichung so definieren, dass in einem System nicht realistische Techniken und Treffer belohnt werden und realistische Techniken in den Hintegrund geraten.

Grüsse
Peter

itto_ryu
19-02-2007, 07:30
Okay Hamurra, man muss dann schon stark unterscheiden zwischen Auf leben und Tod Edition Schlachtfeld und Auf leben und Tod Edition ziviler Zweikampf ;) Ich verstehe deine Sorge, aber gerade dem Dauerdengler, der sich profilieren will um jeden Preis und weitermöbelt, obwohl er schon verkloppt wurde, dem schiebt man ganz leicht einen Riegel vor. Einmal durch die Trainingsstruktur, den Ethos der hinter der Sache steht. Solche AKs haben z.B. beim Kendo nur wenig Überlebenschancen, denn das Training ist zu stark auf Disziplin und gegenseitigen Respekt sowie Demut ausgelegt, da kann niemand aus der Reihe tanzen. Und die es versuchen stehen ziemlich alleine da. Um diesen Aspekt zu gewährleisten braucht es vor allem eines: Erfahrene, charismatische Trainer, die es schaffen die Leute bei ihrem Freizeitvergnügen so zu disziplinieren, als seien sie auf dem Kasernenhof ;) Natürlich ohne dabei den Spaß zu verlieren. Und wie schon gesagt wurde, Freikampf setzt voraus, dass die Kämpfer ein gewisses Niveau erreicht haben und damit auch eine innere Reife sich, der Technik und dem Gegner gegenüber, dann kommt es zu solchen Kinderreien gar nicht erst. Und man muss natürlich festlegen, was ein gültiger Treffer ist ohne dabei die Trefferzonen wie eben beim Kendo einzuschränken. Letzteres macht die Kontrolle eines Schlages natürlich für einen Kampfrichter/Lerher einfacher, allerdings auch schwieriger den perfekten Punkt zu machen. Das ist ja gerade der wichtigste Punkt im Kendo: Es geht nicht darum einfach jemanden zu berühren, sondern ihn in Perfektion zu treffen resultierend aus dem philosophischen Anspruch im "echten Kampf" theoretisch einen einzigen alles entscheidenden vernichtenden Treffer zu landen.
Nebenbei kann aber auch der sportliche Fechtkampf eine Hilfe für ein freies. traditionelles Gefecht sein, denn um beim Kendo zu bleiben, die kleinen, schnellen Fechttechniken machen den Kampf natürlich viel rasanter, die Einschränkung der Trefferzonen + den Aspekt Perfektion zu erreichen, machen es viel schwerer einen Gegner gültig zu treffen. Das macht ein Kendo-Gefecht ziemlich schnell und gefährlich, auch wenn sich das vom echten Schwertkamüf optisch abgrenzt, so bleibt die Quintessenz wie weiter oben so schön gesagt: Treffen ohne getroffen zu werden. Und das eben unter enormen Einschränkungen.
Auch im Kendotraining (je nach Verein, Trainer) fechtet man mal etwas freier bzw. traditionellr, eben zum Spaß. Der Umstand, das die Techniken plötzlich so langsam erscheinen ermutigt so manchen Kendoka, doch dieserÜbermut wird rasch gebremst, wenn der Gegner höftlich darauf hinweist, dass man nun die (Shinai)Klinge durch den Oberschenkel gezogen bekommen hat :D Aber das setzt natrülcih auch ein großes Maß an erfahrung und wissen um die Original-Schwerttechnik voraus.
Worauf ich hinaus wollte war: Habt keine Angst davor, dass Sparring zu rasch in den Wettspocht abdriftet. Es braucht dazu nur eine ordentliche Ausrüstung, die den Kampf so belässt, wie er sein sollte und vor allem ordentliche Lehrer, die eine ordentliche Traingsphilosophie vertreten. Man muss die Waagschale halten zwischen Schwert-Theorie und Schwert-Praxis, ohne dabei ins unrealistische abzudriften, sowohl in der einen, als auch der anderen Hinsicht. 100%ig an einen echten Kampf werden wir alle (zum Glück) eh nicht herankommen, Ziel ist es so nah heranzukommen wie möglich, um einen Blick auf etwas zu erhaschen, was dem echten Kampf am nächsten kommt. Denn ohne Gefecht, kein Fechten. :)

Hamurra-e
19-02-2007, 14:14
Genau das ist das worum es Geht Itto!
Es steht und fällt mit dem Lehrer, den Trainingspartnern und dem diziplinierten umgang mit einander!
Und das fehlt mir dort wo ich gerade bin, verschiedene Trainer die nicht mal so schlecht sind, aber kein gemeinsammes Konzept das aufeinander aufbaut...
Naja jetzt mach ich erst mal und geh weiter auf die Suche nach anständigen Partnern. Demut ist wie du sagst ebenfalls wichtig in einem Miteinander!!

Zu Deeppurpel:
Klar hab ich auch nichts gegen das Sportliche, und wie du sagtest, wenn man weiß was man tut, dann ist das schon in ordnung, letztendlich wird es auch Ausdauer und Reaktion schulen, aber man muss halt wirklich wissen was man macht!!!
Ich bin eben auf der Suche nach einer realen Herangehensweise zu dem Thema Kampfkunst!
Da dürfen für mich auch Sportliche aspekte dabei sein, wenn sie dem Gesammtbild dienen.
Aber wenn man schlechte Trainingspartner hat, oder sich vieleicht nur noch nicht aufeinander eingespielt hat, dann geht das in die Hose!

Alles in einem Suche ich nach Ernsten und Disziplinierten Trainingspartnern bei denen der Spaß an der KK und nicht der Egotripp an erster Stelle stehen...

T. Stoeppler
19-02-2007, 15:18
Denn ohne Gefecht, kein Fechten. :)

Amen.

Ich persönlich ziehe Freifecht-Übungen in einem knappen, realistisch kurzen Aktionsrahmen (max 4 Aktionen) vor, damit das kein Alles-Was-Geht Dauergeknüppel wird. Ich denke, wenn man das vermeidet, kanns nicht so schlimm werden, denn man hat noch genügend Überblick, um das Geschehene zu rekonstruieren und Schlüsse daraus zu ziehen.

Ich fechte mit einem Stahl-Übungsschwert, Maske und Jacke, da passt man schon automatisch gut auf, und wenn man Abends im dunkeln fechtet, ist so eine dünne Klinge etwas ganz anderes, als ein Shinai.

Da kommt kein Gedanke an "Sport" auf, sondern eher, wie man mit maximaler Konzentration vermeidet, getroffen zu werden. Wie Stefan schon so richtig sagte - ist eben Kopfsache.

Gruss, Thomas

itto_ryu
19-02-2007, 15:35
Okay Hamurra, jetzt hab ich´s. Das Konzept an sich stört dich gar nicht, dir fehlen nur noch die Umsetzungsmöglichkeit mangels der Prinzipien in deiner fechterischen Umgebung. Klar, sowas wird viel Arbeit kosten und Zeit und vor allem werden dann noch ein paar profilierungssüchtige Männeken über den Jordan gehen, bevor sich eine gemeinschaftliches Konzept aus Respekt, Demut und Disziplin entwickelt hat.

@T.Stoeppler: Meinst du Stahlschwert oder Alu?

T. Stoeppler
19-02-2007, 15:46
Ein flexibles, relativ leichtes Stahlschwert, aka "Fechtfeder".

Gruss, Thomas

Jörg B.
19-02-2007, 16:43
Letztendlich ist der Regeln unterliegende sportlich-faire Wettkampf das EINZIGE, das uns ermöglicht zu überprüfen, ob unsere Interpretationen (die ja nun auch immer Spekulationen sind) tatsächlich unter Druck funktionieren.

Sport ist ja nun nichts Schlechtes, im Gegenteil, die alten Griechen, die ja in Sachen Kampf auch keine Schlaffis waren, sahen im sportlichen Wettstreit die Vorbereitung auf den Krieg.

Ich habe in den letzten Tagen bedingt durch einen Thread in einem anderen Forum sehr viel über das Thema nachgedacht, habe im Moment anscheinend meinen philosophischen. ;)

Meine Ergebnisse bislang:

1) Eine 100% exakte Rekonstruktion der alten europ. KK wird nicht gelingen, es sei denn, jemand erfindet eine funktionierende Zeitmaschine.

2) Eine 100% exakte Nachstellung von Ernstkampf- , sprich Tötungstechniken ist nicht möglich und war es auch früher nicht.
Kompromisse wie spezielle Waffen, Schutzkleidung, Regeln und ein eingeschränktes Technikrepertoire sind daher fürs freie Fechten unabdingbar und waren das damals auch schon.
Unsere Altvorderen gingen dabei naturgemäß wohl etwas kompromissloser zur Sache, weil bei Ihnen die Wahrscheinlichkeit bestand, daß sie die Kunst auch im Ernstfall gebrauchen mussten. Bei uns ist dies nicht der Fall, dafür haben wir heute mehr technische Möglichkeiten in punkto Waffen und Schutzkeidung.

3) Was bleibt, ist der Versuch, so exakt wie möglich in unserer Interpretation zu sein, so genau wie möglich zu arbeiten und diese Interpretationen sowohl im Vergleich mit den Originalquellen als auch im freien Gefecht (unter den genannten Einschränkungen) zu erproben und immer weiter zu verfeinern, wohl wissend, daß wir es nie wirklich genau wissen werden, was nun tatsächlich stimmt (siehe 1.).

Letztendlich ist der Begriff 'Historische Kampfkunst' etwas unpräzise, da wir
zum einen keine ununterbrochene Tradierungskette haben (jedenfalls grösstenteils) und wir zum anderen heute nicht mehr mit Schwertern im Ernstfall kämpfen.

Eigentlich sollte man korrekterweise von 'historisch inspirierter Kampfkunst' reden, aber das Wortungetüm ist mir ehrlich gesagt zu blöd.

Wenn mich heute jemand fragen würde, was ich da tue, würde ich antworten: "Ich fechte. Mit Schwertern."

itto_ryu
20-02-2007, 07:02
Ach eine Fechteder, dake Thomas, daran dachte ich gar nicht.

@jörg: Exactemundo. Letztenendes tun wir alle so als ob und wollen dadruch herausfinden, wie es sich ungefähr angefühlt hat.

Hamurra-e
20-02-2007, 14:08
Also ich denke mal dass wir schon ziemlich Gut unterwegs sind was unsere Recreation der Historischen KK betrifft.
Letztendlich kann man, wie ja Jörg und ander schon bemerkt haben, keine Reale Situation eins zu eins üben.
Da fällt mir aus den Sieben Samurai die Szene ein wo sich der Supercoole mit so einem Großmaul Dueliert, zu erst machen sie es mit Bambus, da sagt das Großmaul naja ist eben unendschieden. Nein sagt der Coole, wären es echte Schwerter gewesen dann wärst du jetzt Tod.
Das kann das gro0maul natürlich nicht auf sich sitzen lassen und am ende Geht es mit den Schwertern ans Werk, natürlich ist das Großmaul danach Tod, tja hätte er mal sein Ego aus dem Spiel gelassen :D

Was will ich damit sagen hmm was war das den noch gleich... ach ja..
Gehen wir mal davon aus, dass wir alle in einer Ernsten Situation, noch den Kopf bewahren können, dass unser Geger uns in Können und Ausdauer ebenbürdig ist, wer würde dann den Sieg davon tragen?
An dieser Stelle, da klaube ich sind wir uns einig, wird sich der, mit dem stärkeren Willen/Geist durchsetzen!
Aber einen Starken Geist bekommt man nur ,wenn man sich seiner Sache sicher ist!
Selbstvertrauen!
Und das kommt nur durch Üben üben üben!

itto_ryu
21-02-2007, 07:13
Da fällt mir aus den Sieben Samurai die Szene ein wo sich der Supercoole mit so einem Großmaul Dueliert, zu erst machen sie es mit Bambus, da sagt das Großmaul naja ist eben unendschieden. Nein sagt der Coole, wären es echte Schwerter gewesen dann wärst du jetzt Tod.
Das kann das gro0maul natürlich nicht auf sich sitzen lassen und am ende Geht es mit den Schwertern ans Werk, natürlich ist das Großmaul danach Tod, tja hätte er mal sein Ego aus dem Spiel gelassen :D


Saugeiles Beispiel, saugeile Szene :D Und ich denke, jetzt haben wir alles gesagt und sind auf einem Nenner. :)

Hamurra-e
21-02-2007, 09:02
:D
Ist immernoch einer meiner Lieblingsfilme aus diesem bereich!!!

itto_ryu
21-02-2007, 11:17
:D
Ist immernoch einer meiner Lieblingsfilme aus diesem bereich!!!

Hm, ich finde "Sanjuro" vom Mifune immer noch am besten, aber gut das ist jetzt OT. :D