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Vollständige Version anzeigen : Graduierungen



thor23
20-02-2007, 13:11
Hallo

Mich interessiert mal brennend eure Meinung zu folgendem Thema. Ich erlebe es immer wieder bei Lehrgängen, dass da Leute sind mit höheren Schülergraden, die aber (meiner Meinung nach) noch nicht soweit sind, diesen eigentlich auch zu tragen. Z.B. erlebt man immer wieder bei der Anweisung, es soll ein gerade Fausstoß als Angriff ausgeführt werden (noch nicht einmal ein Karatefauststoß), dass die Umsetzung sich als äußerst schwierig gestaltet bei Leuten, von denen man die Ausführung, aufgrund ihrer Gürtelfarbe, als funktionierend erwartet. Oder auch das Blocken eines Angriffes auf eine Weise, welche vom Referenten gezeigt wird.

Von einem wei-, gelb, organge-Gurt (je nach Kampfsportart) erwartet man das nicht unbedingt, aber ab grün sollte doch etwas Substanz vorhanden sein.

Nun stellt sich mir die Frage. Identifizieren sich die Leute durch ihre Gürtelfarbe? Was denken die, wenn ein niedriggratuierter die Techniken besser umsetzt als sie? Geben manche Prüfer die Gürtel zu schnell?

Bei manchen fehlen teils grundlegende Sachen wir richtiger Stand oder ordentliches Bewegen. Naja, vielleicht stehe ich aber auch alleine mit meiner Meinung, dass man nicht hinter der Gürtelfarbe herjagen muss.

Grüße
thor23

bissig
20-02-2007, 13:26
Moin,
ich weiß ganz genau, was du meinst und habe es auch schon erlebt und mir selbe Fragen gestellt.

Vielleicht zählt bei einem Prüfer auch die Entwicklung eines Schülers oder die grundsätzliche motorische Fähigkeit, die natürlich unterschiedlich ausgeprägt ist.

Eigentlich sollte auf diese Frage am besten jemand antworten , der selbst Prüfungen abnimmt. ich habe noch keine abgenommen, wäre aber - meine ich - viel zu streng, zumal ich mit meinen eigenen Prüfungsleitungen bisher nur selten zufrieden war.

Space Monkey
20-02-2007, 13:33
Hallo

Also ich gebe recht wenig auf die Gürtelfarbe. Eben weil halt unter anderem von Club zu Club sehr unterschiedlich geprüft wird.
Dazu kommt noch, dass ich z.B für Prüfungen oft Dinge geübt habe, die im normalen Unterricht eher selten geübt werden und so dann auch eher wieder vergessen gehen.

Ich und auch die meisten, mit denen ich trainiere sehens so, dass der Gürtel in erster Linie mal dazu da ist, das Gi zusammen zu halten.

Ich sehe es ja an mir selber. Es gibt Bereiche, in denen ich recht schwach bin, da ich sie wegen meinem Trainingsplan nur selten übe und andere, wo ich auch höher graduierte besiege, weil sie halt ihrerseits genau dort ihre Schwächen haben.

Von daher trete ich jedem einfach mal mit Respekt gegenüber, auch wenn der Gurt noch weiss ist (wenn ich gelegentlich im Judo mittrainiere, ziehe ich auch den weissen Gürtel an, da ich Prüfungen nur im Jiu abgelegt habe - das heisst aber eben nicht, dass ich keinen Plan von O goshi und Co habe).
Und wenn mir einer gegenüber steht, der sich auf seinen Gurt was einbildet... naja, wenn ers halt braucht. Mir egal, ich will trainieren und lernen.

mfg Steinchen

netwolff
20-02-2007, 13:33
/shrug
Jeder Trainer wird da wohl seinen eigenen Ansatz haben, einige sind streng, andere nicht so streng. Nicht jeder, der einen Gürtel trägt, definiert sein Ich über diesen, da wird VON ANDEREN meistens mehr interpretiert als da ist. Oftmals aus purem Neid, weil "der da" den Gürtel hat, aber ja sooooooo eine Lusche ist und man selber ihn natürlich viel eher verdient hätte...wer hat dann eigentlich die Gürtel-Neurose...?

Ich war immer stolz auf meinen Gürtel, sehr selbstkritisch und habe mich massiv geärgert, wenn ich als Braungurt auch nur irgendwelche kleinen Fehler an mir entdeckt habe, weil ich durchaus präsentieren wollte, dass ich den zurecht trage. Aber natürlich alles nach dem Wissen, dass ich durch meinen Lehrer hatte. Was weiß ich, ob andere der Überzeugung waren, dass ich Techniken grottig ausführe? War mir auch Wurscht, so lange diejenigen nicht die Eier hatten, mir das direkt zu sagen - und dann habe ich es auch kritisch an mir hinterfragt und evtl. verbessert, nach Rücksprache mit meinem Lehrer.

thor23
20-02-2007, 13:52
War mir auch Wurscht, so lange diejenigen nicht die Eier hatten, mir das direkt zu sagen - und dann habe ich es auch kritisch an mir hinterfragt und evtl. verbessert, nach Rücksprache mit meinem Lehrer.

Nuja, das beißt sich aber dann mit der Etikette. Ich maße mir nicht an, einen höher graduierten auf die Fehler in seinen Techniken hinzuweisen, auch wenn sie noch so offensichtlich sind. Ich ziehe dabei mein Ding durch und hoffe, derjenige merkt es vielleicht selber (leider bei den Gürtelfarbenselbstdefinierer nicht der Fall).

Es ist halt manchmal frustrierend, wenn man bei einem Lehrgang als Übungspartner einen höher graduierten nimmt, um zusätzlich von diesem noch etwas zu lernen und dann kommt man beim Üben nicht voran, weil bei diesem grundlegende Technik nicht vorhanden sind, oder extrem unsauber ausgeführt werden, dass man als Gegentechnik nicht das machen kann, was der Referent zeigt.

Mir ist klar, dass man auch als hochgraduierter Bereiche hat, in denen man nicht so gut ist. Aber die Grundlagen sollten auch da vorhanden sein (gerader Fauststoß, ordentlicher Stand, ...), so dass man sich leichter in eine neue Technik einfindet.

thor23

Ir-khaim
20-02-2007, 13:58
Nuja, das beißt sich aber dann mit der Etikette. Ich maße mir nicht an, einen höher graduierten auf die Fehler in seinen Techniken hinzuweisen, auch wenn sie noch so offensichtlich sind. Ich ziehe dabei mein Ding durch und hoffe, derjenige merkt es vielleicht selber (leider bei den Gürtelfarbenselbstdefinierer nicht der Fall).

Damit habe ich so ziemlich überhaupt keine Probleme. Ich kritisiere höher Graduierte (wenn sie deutlich höher sind, frage ich nach anstatt zu kritisieren, weil ich mir evtl nicht sicher bin, obs Absicht war) und kann es auch vertragen von niedriger Graduierten kritisiert zu werden - auch wenn die die Technik überhaupt nicht können, sondern nur gesehen haben.


Schließlich will doch im Endeffekt jeder was lernen - und so gehts am Vernünftigsten und Schnellsten.
Was habt ihr denn für ne komische Etikette? Den Lernprozess darf sie meiner Meinung nach nicht behindern.

Johnboy
20-02-2007, 14:11
Das setzt dann aber doch voraus, das in bestimmten Bereichen ( :D ) es völlig unerheblich ist, ob man befähigt ist Prüfungen zu machen, oder nicht?
Dann geht man einfach am Prüfungstag hin, macht irgendwas und geht mit neuen Gürtel nach Hause?

Geht bei uns im Dojo nicht. Dort darf ich erst die Anmeldung zur Prüfung ausfüllen, wenn mein Sifu sich davon überzeugt hat, das ich in der Lage alle evtl. möglichen und erforderlichen Abläufe zu erfüllen.
Und dieses sog. Vorprüfungsprogramm läuft bei uns über min. 4 Wochen oder wenigstes 8 Trainingseinheiten.........

Mirasol
20-02-2007, 15:05
Ich bin auch der Meinung, dass es durchaus eine nicht zu kleine Anzahl von Leuten gibt, die den Leistungen, die dem Gürtel zugeordnet werden, den sie tragen, nicht entsprechen :o
Wenn ich bei meinen Trainingspartnern also die Wahl habe, dann schaue ich selten auf die Farbe um ihre Hüften, sondern eher auf das Können :)
Es macht soviel mehr Spaß, mit "guten" Leuten zu trainieren, auch wenn sie vom Programm her noch nicht "soweit" sind, als mit Leuten die glauben, dass mit der Gürtelfarbe auch das Können kommt :rolleyes:

Außerdem muss ich leider immer wieder feststellen, dass etwas höher graduierte ihr fehlendes Können häufig mit Schnelligkeit überspielen wollen. Das führt dann leider dazu, dass man selbst auch nicht mehr ordentlich trainieren kann :(

Andersherum finde ich es auch nicht schlimm, wenn man als Fortgeschrittener Schwachstellen hat (die hat ja wohl jeder :rolleyes: ), jedoch sollte man in der Lage sein, diese zu kennen und den Willen dazu haben, sie zu verbessern!!

Viele Grüße,
Mirasol

lamix75
20-02-2007, 15:22
Wenn ich das Können/Kennen bei verschiedenen Kampfkünsten vergleiche so siehts im Modern Arnis z.B. ja noch richtig gut aus.

Wenn ich mir das beim Ju Jutsu anschaue ist das doch mehr Breitensport u. da gibts wie ich finde öfter die diskrepanz zwischen Gürtelfarbe u. Können.

Hat wohl auch oft was damit zu tun die Leute bei der Stange zu halten u. motiviert zu halten, wer fällt gern durch ne Prüfung.

netwolff
20-02-2007, 16:10
Wenn ich das Können/Kennen bei verschiedenen Kampfkünsten vergleiche so siehts im Modern Arnis z.B. ja noch richtig gut aus.

Wenn ich mir das beim Ju Jutsu anschaue ist das doch mehr Breitensport u. da gibts wie ich finde öfter die diskrepanz zwischen Gürtelfarbe u. Können.

Hat wohl auch oft was damit zu tun die Leute bei der Stange zu halten u. motiviert zu halten, wer fällt gern durch ne Prüfung.

Natürlich ist die Qualitätssicherung umso schwieriger, desto mehr Prüflinge in kurzen Abständen geprüft werden. Das ist ganz normal.

Ich selber hatte nie Probleme damit, wenn jemand mich nach meiner Ausführung gewisser Techniken gefragt hat, ich war eh kein Fan von allzu sehr mitspielenden Partner (wenngleich das im Aikido durchaus verbreitet ist). Aber meine Techniken saßen meistens :)
Klar, ich pflaume einen höher Graduierten nicht an, aber ich kann ohne Weiteres zeigen, dass etwas so nicht funktioniert und ich kann fragen, warum er Dinge so macht, wie er sie macht.

K-Tiger
20-02-2007, 16:31
Hi!
Also ich mache auch Karate und Modern-Arnis (leider nur für kurze Zeit).
Bei den Prüfungen (vor allem bei Kindern) ist es schwierig zu entscheiden wer besteht und wer nicht. Es gibt einfach Kinder die können noch nicht einmal rückwärts laufen. Sie hätten es aber verdient weiter zu kommen auch wenn die Technik nicht so sauber ist wie bei anderen. Bei uns wird bei den Prüfungen somit nicht nur die Technik, sondern auch Etikette usw. abgefragt. Da können dann Kinder punkten die es nicht so mit der Koordination haben. Und wir sagen auch: bei uns ist eigentlich jedes Training Prüfung. Wir sehen wie sich das Kind, hier auch die Erwachsenen, anstrengt. Macht es nur faxen wird es nicht zugelassen. Bemüht er sich jedoch stets obwohl er nicht so ein Talent hat hat das Kind einfach verdient weiter zu kommen. Ab einem gewissen Kyu-Grad ist bei und aber auch Schluß mit lustig. Dann müssen auch Technikverbesserungen zu sehen sein.

Johnboy
20-02-2007, 16:45
Kinder ist ja wahrscheinlich auch ein ganz anderes Thema. Ich denke, da kann man einfach nicht die gleichen Qualitäten oder Vorraussetzungen annehmen, wie bei Jugendlichen und Erwachsenen.
Und ich vermute einfach mal, das bei Kindern die ersten ein, zwei Gürtel auch nur der Motivation und der Vorbeugung von Spaßverlust dienen.

Sollte es etwa bei den Älteren auch so sein?

lamix75
20-02-2007, 17:17
...

Sollte es etwa bei den Älteren auch so sein?

so siehts mir bei einigen aus.

K-Tiger
20-02-2007, 18:47
Älteren geben wir keine Gürtel nur um den Spaßfaktor aufrecht zu erhalten. Aber sie müssen natürlich auch die Theorie drauf haben. Und natürlich gibt es hier und da auch bei Erwachsenen Probleme (Gesundheitliche, Alter).
Aber ansonsten sehe ich das teilweise genauso. Wenn man sich auf Lehrgängen umschaut ist es teilweise echt erschreckend wer sich welchen Gurt um den Bauch bindet.
Aber man sollte nicht vorschnell über solche Personen urteilen, denn man weiß nicht welche Krankheiten sie haben/hatten und und und...

Moskito
20-02-2007, 20:37
Ich denke es gibt leider sehr viele, die sich über ihren Gürtel identifizieren. Leider habe ich auch einmal zu dieser Spezies gehört. Man sollte nur so schlau sein und sich die Augen öffnen lassen und auch die Leistungen niedriger Graduierungen anerkennen. Ich habe auf Lehrgängen schon sehr oft erlebt das z.B. DAN-Träger in höheren Bereichen so dermaßen schlecht waren, dass man ihnen den Gurt eigentlich hätte aberkennen müssen. Leider ruhen sich viele auf ihren Gurten aus und Trainieren nicht mehr weiter. Aber das ist wohl ein Problem das es in vielen KK / KS gibt. Wer eine Graduierung hat kann meiner Meinung nach stolz darauf sein (egal ob Gelb oder Schwarz) aber er sollte seinen Leistungsstand auch beibehalten und bei seinem erreichten Niveau auch bleiben.
Ich war selber auch schon bei vielen Prüfungen dabei und konnte auch einige Entscheidungen absolut nicht nachvollziehen. Man steckt halt nie drin in so einem Prüfer und jeder legt auf andere Sachen wert. Es ist halt immer eine subjektive Sache.

Gruß
Moskito