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Vollständige Version anzeigen : Der Tiefe Stand im Shotokan



kampfhobbit
21-02-2007, 20:27
Nabend leutz,

ich habe mich schon seit langem gefragt, wozu der tife stand im shotokan karate taugt.
Es wird ja behauptet das der tiefe Schwerpunkt z.b. ein umfallen bzw. ein taumeln oder aus dem gleichgewichtkommen verhindert, woran ich aber meine zweifel hege.

mein verdacht ist, das beim shotokan, ähnlich wie beim kranich stil des kung fu die beinmuskulatur gestärkrt werden soll, womit nacher im fortgeschrittenen training härtere und höhere tritte ausgeführt werden können.

was denkt ihr darüber? wie ist eure meineung?

liebe grüße und vielen dank im voraus ,
kampfhobbit

Polymorph
21-02-2007, 20:46
Nabend leutz,


mein verdacht ist, das beim shotokan, ähnlich wie beim kranich stil des kung fu die beinmuskulatur gestärkrt werden soll, womit nacher im fortgeschrittenen training härtere und höhere tritte ausgeführt werden können.

was denkt ihr darüber? wie ist eure meineung?

liebe grüße und vielen dank im voraus ,
kampfhobbit

beinmuskulatur stärken schon, aber durch muskeltraining verkürzen sich die bänder, dadurch kannst du nicht mehr so hoch treten.

das ist allgemein ein problem bei leuten die (intensives) krafttraining betreiben, aber hohe kicks ausführen müssen.

die muskulatur dient ebenfalls (inwieweit weiss ich nicht) zum stabilisieren und gleichgewicht halten auf einem fuss.

martin s.
21-02-2007, 20:51
Hi,

sehe ich ähnlich, den tiefen Stand sehe ich als Kräftigungsübung und um ein Gefühl für stabiles Stehen und den Schwerpunkt zu bekommen.
Beim Kumite steht eh jeder wieder höher, aber trotzdem recht stabil durch das Grundschultraining.
Das der Grund die Fußtechniken sind, glaube ich nun nicht unbedingt.
Julian Chees hat mal gesagt : Kata ist Gymnastik- ähnliches gilt, denke ich auch für die Grundschule.

Grüße

martin s.

Trinculo
21-02-2007, 20:59
beinmuskulatur stärken schon, aber durch muskeltraining verkürzen sich die bänder, ...Mit Sicherheit nicht.

Tori
21-02-2007, 22:07
meine Meinung: Wichtig für Grundschule. Fördert die Beweglichkeit, Schnelligkeit und schafft einen stabilen Stand. Und gibt natürlich Kraft in den Beinen. Man lernt aus einer tiefen Position schnell zu starten. Und vermittelt zudem das Gefühl für die richtige eigene Stellung. Schönes traditionelles Shotokan eben.

Ist Imho später aber unwichtig - die Stände werden wieder höher. Selbst bei hoch Graduierten siehst Du nur noch selten wirklich tiefe Stände. Im Kumite oder Randori kommt keiner auf die Idee sich mit Zenkutsu-Dachi hinzustellen ;) also fällt das hier sowieso flach - in Kata sieht die Sache natürlich anders aus.

Michael1
21-02-2007, 22:25
Die höher Graduierten sind nicht selten auch in einem Alter wo man die Knie merkt, insbesondere wenn man lange Zeit tief gestanden hat... :(

In einigen Beiträge im Thread "Fuß zurückziehen beim Vorlaufen" steht auch was zu dem Thema.

Tori
21-02-2007, 22:28
Die höher Graduierten sind nicht selten auch in einem Alter wo man die Knie merkt, insbesondere wenn man lange Zeit tief gestanden hat... :(

In einigen Beiträge im Thread "Fuß zurückziehen beim Vorlaufen" steht auch was zu dem Thema.

Stimmt und stimmt :halbyeaha

-Cobra-
22-02-2007, 00:10
Auch wenn ein tiefer Stand einige Vorteile bietet, so kann er nicht den Nachteil aufwiegen, dass die Kniegelenke unter einer enormen Belastung stehen und auf Dauer dadurch geschädigt werden.

Aus diesem Grund stand ich im Shotokan Training relativ hoch, auch wenn einige Trainer damit ihre Probleme hatten.... :rolleyes:

Gruß,
-Cobra-

Mage
22-02-2007, 00:27
@ cobra
wird die Kniebelastung nicht abgeschwächt durch die hernwachsende Muskulatur die man durch nur die 3 cm tiefer als normal stehen aufbaut?
Ich glaube das beim Armtraining im unveränderten tiefen ZenkuDachi besser für die Muskeln als schlecht für die Knie ist.

Lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren...

Gruss

weudl
22-02-2007, 06:22
Bei der physikalischen Therapie für meine Hüfte die ich gerade hinter mir habe, wurde besonders darauf Wert gelegt, dass die Oberschenkel nie tiefer als waagrecht und die Knie immer über der Mitte des Fußes sein sollten. Wenn man dies einhält, sollte es also kein Problem auch bei tiefen Karate-Stellungen geben. Wir haben dort auch explizit tiefe Ausfallschritte zur Kräftigung von Knie und Hüfte gemacht (unter Einhaltung des oben gesagten).

Das Problem beim Zenkutsu ist also meiner Ansicht nicht die statische Stellung alleine, sondern die Dynamik und die Bewegungen die man aus ihr heraus ausführt...

weudl
22-02-2007, 06:24
Nachtrag: Eine tiefe Stellung ist selbstverständlich auch viel stabiler -zumindest in der Verbindungslinie der beiden Füße.
Ob dadurch aber die fehlende Mobilität ausgeglichen werden kann, ist eine andere Philosophiefrage...

Ki. 102
22-02-2007, 08:25
@ cobra
wird die Kniebelastung nicht abgeschwächt durch die hernwachsende Muskulatur die man durch nur die 3 cm tiefer als normal stehen aufbaut?
Ja, da ist was d'ran. Ich habe so komische kleine Muskel"stränge" seitlich unten an den Kniescheiben.
Andererseits ist die Kniebelastung schon hoch.

Zur Ausgangsfrage: Ja, sehe ich auch so.
Ansonsten kenne ich es so: Je weiter vom Gegner je tendenziell tiefer.
GRUß !

PapA
22-02-2007, 08:37
Nachtrag: Eine tiefe Stellung ist selbstverständlich auch viel stabiler -zumindest in der Verbindungslinie der beiden Füße.
Ob dadurch aber die fehlende Mobilität ausgeglichen werden kann, ist eine andere Philosophiefrage...


Nicht unbedingt Philosophie. Es ist wohl richtig, das gerade im heutigen Kampfstil gegenüber dem traditionellen Shiai wesentlich mehr Bewegung stattfindet.
bis so in die 80er waren die Kämpfe noch recht statisch auf Ippon ausgelegt, nach dem Motto Ein Schlag und Ende. Da war ein fester und teilweise auch tiefer Stand absolutes muss.

Aber auch in den heutigen Systemen ist das Trianing mit tiefem Stand absolut sinvoll.
1. für Kata: Um so tiefer ich beim Training den Stand halte, um so sicherer und kraftvoller sind die Techniken beim starken Arbeiten auch wenn der Stand dann nicht so tief wie beim Training sein muss.
2. für Kumite: Um eine explodierende Technik tief in den Gegner zu tragen muss ich Distanz machen. Das geht entweder dadurch das ich den gesamten Körper nach vorne bringe - diesen aber dadurch auch insgesamt in Bewegung versetzte, oder aber in dem ich den Körper lang mache. Das geht nur durch Reduzierung der Standhöhe. Das hat allerdings den Vorteil, das ich mit dem Schlag/Stoß einen sehr kontrollierten Stand habe.

Leider stimmt natürlich die Aussage der starken Belastung der Kniegelenke - speziell wenn es übertrieben wird. Daher sollte wie oben schon geschrieben, das Knie nie über den Hauptteil des Fußes nach vorne gebeugt werden (Zenketzu) bzw. nie übertrieben stark nach aussen gedreht werden (alle).

Ki. 102
22-02-2007, 08:49
Nah am Gegner, tief stehen macht imho keinen Sinn. Die "fehlende Mobilität" (weudl) wird da durch nix aufgewogen. Ich bekomme auch das Bein nicht schnell genug weg, wenn der Lowkick kommt.
"Tief statisch hart", weil ich nur einen Schlag/Stoß brauche ? Kann es nicht sein und ist es vermutlich nie gewesen. ;)

Der tsenkutsu-dachi ist im Kampf auch nur eine Durchgangs"stellung", keine Kampfstellung - nicht das es hier noch Missverständnisse gibt.
GRUß!

PapA
22-02-2007, 09:01
Nah am Gegner, tief stehen macht imho keinen Sinn. Die "fehlende Mobilität" (weudl) wird da durch nix aufgewogen. Ich bekomme auch das Bein nicht schnell genug weg, wenn der Lowkick kommt.
"Tief statisch hart", weil ich nur einen Schlag/Stoß brauche ? Kann es nicht sein und ist es vermutlich nie gewesen. ;)

Der tsenkutsu-dachi ist im Kampf auch nur eine Durchgangs"stellung", keine Kampfstellung - nicht das es hier noch Missverständnisse gibt.
GRUß!

Naja, ich bin nicht mehr aktuell im Wettkampggeschehen, aber es soll schon Kämpfe gegeben haben, wo mit astreinen Oi-Zukis Gegner besiegt wurden....

Wie gesagt, richtige Stellung ist wichtig, tiefe Stellungen verstärken die Sauberkeit dieser Stellungen dann in der realen Anwendung.
Von daher - beim Training immer sinvoll, in der Anwendung abhängig von der Situation.

Kat'
22-02-2007, 09:04
Nabend leutz,

ich habe mich schon seit langem gefragt, wozu der tife stand im shotokan karate taugt.
Es wird ja behauptet das der tiefe Schwerpunkt z.b. ein umfallen bzw. ein taumeln oder aus dem gleichgewichtkommen verhindert, woran ich aber meine zweifel hege.

mein verdacht ist, das beim shotokan, ähnlich wie beim kranich stil des kung fu die beinmuskulatur gestärkrt werden soll, womit nacher im fortgeschrittenen training härtere und höhere tritte ausgeführt werden können.

was denkt ihr darüber? wie ist eure meineung?

liebe grüße und vielen dank im voraus ,
kampfhobbit

Ich denke, wer mehr kann, kann auch weniger. Wer tief steht und trotzdem entspannt und mobil ist, wird es auch sein, wenn er höher steht.

Außerdem entwickelt man in tiefem Stand ein besseres Gespür für die Hüfte und die Stabilität des Körpers allgemein.


Nah am Gegner, tief stehen macht imho keinen Sinn. Die "fehlende Mobilität" (weudl) wird da durch nix aufgewogen. Ich bekomme auch das Bein nicht schnell genug weg, wenn der Lowkick kommt.
"Tief statisch hart", weil ich nur einen Schlag/Stoß brauche ? Kann es nicht sein und ist es vermutlich nie gewesen.

Es hat auch niemand - außer PapA :D - behauptet, die tiefe Stellung sei kampftauglich. Und sogar Pap' hat bestimmt nicht gemeint, dass die tiefe Stellung statisch sein sollte. Ich sehe das viel mehr wie eine Art Ausfallschritt zum Gegner.

PapA
22-02-2007, 09:52
Und sogar Pap' hat bestimmt nicht gemeint, dass die tiefe Stellung statisch sein sollte. Ich sehe das viel mehr wie eine Art Ausfallschritt zum Gegner.

Rischtisch... :D

bikergirl
22-02-2007, 10:50
ich habe mich schon seit langem gefragt, wozu der tife stand im shotokan karate taugt.


Es sieht gut aus.:troete:

-Cobra-
22-02-2007, 11:36
@ cobra
wird die Kniebelastung nicht abgeschwächt durch die hernwachsende Muskulatur die man durch nur die 3 cm tiefer als normal stehen aufbaut?
Ich glaube das beim Armtraining im unveränderten tiefen ZenkuDachi besser für die Muskeln als schlecht für die Knie ist.

Lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren...

Gruss

Die Muskeln werden zwar stärker, die primäre Belastung liegt aber leider immernoch am Gelenk. Der Zenkutsu ist meiner Meinung nach vergleichbar mit dem Entengang. Diese (veraltete) Trainingsmethode wird aufgrund der enormen Belastung für das Kniegelenk in kaum einer Sportart mehr zum aufwärmen praktiziert.

Es ist wohl Veranlagungssache wie schwer die Schäden durch den Stand sind, aber zumindest gelenkförderlich sind die tiefen Stände auf keinen Fall - sofern man nicht nur zweimal die Woche trainiert.

Das primäre Argument für die tiefen Shotokanstände hat wohl bikergirl geliefert. Schließlich gab es die im ursprünglichen Stil von Funakoshi nicht in dieser Form. Sie wurden - soweit ich mich erinnere - erst eingeführt als das ganze "militärtauglich" gemacht wurde.

Gruß,
-Cobra-

Samurai85
22-02-2007, 12:07
Es sieht gut aus.:troete:


joa sieht gut aus :D aber bringts wirklich was ?

Ki. 102
22-02-2007, 13:12
Sie wurden - soweit ich mich erinnere - erst eingeführt als das ganze "militärtauglich" gemacht wurde.Genau! Damit der Kopf nicht über den Grabenrand herausschaut. :soldat:

Kat'
22-02-2007, 13:45
Schließlich gab es die im ursprünglichen Stil von Funakoshi nicht in dieser Form. Sie wurden - soweit ich mich erinnere - erst eingeführt als das ganze "militärtauglich" gemacht wurde.


Hmmm... also sowiet ich weiss hat Funakoshi ursprünglich einen hohen und kurzen Stil unterrichtet, jedoch unterrichtete er seine Söhne gleichzeitig in einem langen und tiefen Stil. Er war sogar sehr verärgert, als einer seiner Söhne diesen langen, tiefen Stil außerhalb der Familie unterrichtete, da dieser als Familiengeheimnis galt.

Michael1
22-02-2007, 13:58
Beim stark gebeugten Knie wirken unter Belastung besonders große Kräfte die Kniescheibe, insbesondere auf den Knorpel zwischen Kniescheibe und dem entsprechenden Gegenlager.
Beim von Cobra genannten Entengang treten (zusätzlich) Scherkräfte die seitlich auf das Gelenk wirken auf, hierbei sind die Bänder (Innen/Außen) und die Menisken besonders betroffen.

Kennt jemand die Story das die tiefen Stände dadurch entstanden sind das die Europäer versucht haben nicht höher zu stehen als die (kleineren) Japaner und deshalb besonders tief runter wollten?

Ki. 102
22-02-2007, 14:14
Also Eure Legenden (inkl. ggf. wahrem Kern) in Ehren, aber die Auffassung: Große Distanz tendenziell tiefer (Man kann die Distanz leichter überbrücken - und kann sich den tiefen Stand dazu "leisten", weil man mehr Zeit zum reagieren hat, wenn der Andere angreift) nahe Distanz hoch, (Man ist beweglicher ...) ist sinnvoll.

Logisch und richtig finde ich auch die Auffassung:

Ich denke, wer mehr kann, kann auch weniger. Wer tief steht und trotzdem entspannt und mobil ist, wird es auch sein, wenn er höher steht.
Oder: Wir trainieren das Schwierige und können das "Leichtere" dann erst recht.

Für die Muskeln ist das tiefe Training tatsächlich sehr gut.
GRUß !

Mage
22-02-2007, 23:41
Oder: Wir trainieren das Schwierige und können das "Leichtere" dann erst recht.

Sehr richtig. Niemand steht im Kampf einen richtigen ZenkuDachi. Das sind doch Kihon Techniken...Hüfte, Timing, Rütmus, Gleichgewicht, Stand ect...

Zur Behauptung mancher dass es extrem schlecht für die Knie ist frage ich wie sie ZenkuDachi stehen? Das Knie ist max. über dem Hallux gebeugt und nicht minestens. Die Tiefe wird dann mit Schrittweite und nicht mit Kniebeugen kontrolliert.

Einzig die Torrsionkräfte auf dem hinteren Knie sehe ich als kritisch an. SochinDachi ist da aber eigentlich viel schlimmer...

Gruss

Ki. 102
23-02-2007, 09:22
Zur Behauptung mancher dass es extrem schlecht für die Knie ist frage ich wie sie ZenkuDachi stehen? Das Problem ist imho weniger das Stehen, sondern insbesondere die Kniebelastung beim Auffangen des Körpergewichts + Abbremsen der Vorwärtsbewegung z.B. beim wiederholten oi-zuki im ippon-kumite mit tsenkutsu-dachi-Endstellung.
GRuß !

Bassaidai27
23-02-2007, 10:12
Nabend leutz,

ich habe mich schon seit langem gefragt, wozu der tife stand im shotokan karate taugt.
Es wird ja behauptet das der tiefe Schwerpunkt z.b. ein umfallen bzw. ein taumeln oder aus dem gleichgewichtkommen verhindert, woran ich aber meine zweifel hege.

mein verdacht ist, das beim shotokan, ähnlich wie beim kranich stil des kung fu die beinmuskulatur gestärkrt werden soll, womit nacher im fortgeschrittenen training härtere und höhere tritte ausgeführt werden können.

was denkt ihr darüber? wie ist eure meineung?

liebe grüße und vielen dank im voraus ,
kampfhobbit

Ich war letztens auf einem Lehrgang bei Thomas Schulze 4 DAN DJKB
Einheit (Oberstufe)
Er meinte wenn man zu tie steht z.B. bei einer Jako Uchi Uke Technik, dann bekommt man die Hüfte nicht mehr rein (wenn ihr wisst was ich damit meine) und die Kraft geht verloren.

Samurai85
23-02-2007, 11:29
Ich war letztens auf einem Lehrgang bei Thomas Schulze 4 DAN DJKB
Einheit (Oberstufe)
Er meinte wenn man zu tie steht z.B. bei einer Jako Uchi Uke Technik, dann bekommt man die Hüfte nicht mehr rein (wenn ihr wisst was ich damit meine) und die Kraft geht verloren.

ja stimmt, die Kraft kommt ja bekanntlich von der Hüftdrehung :D

-Cobra-
23-02-2007, 11:32
Das Problem ist imho weniger das Stehen, sondern insbesondere die Kniebelastung beim Auffangen des Körpergewichts + Abbremsen der Vorwärtsbewegung z.B. beim wiederholten oi-zuki im ippon-kumite mit tsenkutsu-dachi-Endstellung.
GRuß !


Sehr richtig! :)

joetokan
23-02-2007, 17:03
Was bedeutet das eigentlich: "Der tiefe Stand"?

Oft wird "tiefer Stand" leider mit spagatähnlichen Stellungen verwechselt, wie man sie häufig - insbesondere bei Nicht-Japanern - sieht.

Schaut man dagegen einmal in die Bücher von Nakayama rein, auf dessen Interpretation sich das heutige Shotokan-Karate im Wesentlichen bezieht (hier lohnt insbsondere die Betrachtung der Standausführung des brillianten Technikers und Darstellers in den Büchern, Osaka), dann sieht man, dass es gerade nicht darauf ankommt, spagatähnlich tief mit weitem Abstand der Füße zueinander zu stehen, sondern dass ein derart fehlinterpretierter "tiefer Stand" gemessen daran sogar geradewegs falsch ist.

Man erkennt dann sofort, dass es im Shotokan-Karate stattdessen nur darum geht, den Körperschwerpunkt bei manchen Stellungen tief zu halten. Dies trifft insbesondere auf das Training von Kihon und Kata zu.

Dabei sollten die Füße nicht zu weit voneinander entfernt, aber der Körperschwerpunkt tief sein (v.a. bei Zenkutsudachi, Kibadachi, Kokutsudachi). Das vordere Knie sollte nie über die Mitte des Fußes hinausragen (bei Zenkutsu-Dachi). Dann ist die Stellung auch nicht belastend für dieses Gelenk.

Vorteile eines natürlichen Standes mit tiefem Körperschwerpunkt, ohne dabei in Richtung Spagat zu übertreiben; er ist effektiver, die Beinmuskulatur direkt kräftigend, gelenkschonend und sieht auch noch besser aus.

Und by the way: Nie habe ich im richtig ausgeführten Shotokan-Karate so extrem tiefe Stellungen gesehen, wie bei vielen Stilisten aus dem Goju-Ryu oder Shito-Ryu insbesondere bei Katavorführungen.

Gruß
Joetokan

Ratte
23-02-2007, 17:45
Ich bin zwar kein Karateka, aber außer als Ausfallschritt was ich übrigens auch gut finde, würde ich es als Defensivmaßnahme gegen Grappler sehen. Man sollte immerhin bedenken, dass es im Ursprung ja auch um Kämpfe gegen nicht Karatekas ging ;)
Aber wie gesagt bin kein Karateka und kann mich auch täuschen.:D

Kick-Mac
23-02-2007, 18:47
Es sieht gut aus.:troete:


Diese Theorie würde ich gern weiterdiskutieren.

Es war doch so, daß die Japaner, als Karate zu ihnen kam, eigene Kampfkünste praktizierten (Ninjitsu, Jiu Jitsu, etc...) auf die sie verdammt stolz waren. Somit mußte sich Karate gegen eben diese Kampfkünste behaupten. Dazu kam, daß die Japaner die Okinawaner als Bürger niedriger Klasse ansahen (anscheinen zum Teil sogar noch heute so) und auch die okinawanischen Künste als minderwertig betrachteten. Also mußte Karate, um sich gegen die anderen japanischen Künste durchzusetzen, besonders gut aussehen, was durch tiefe Stände bezweckt werden soll. Die danach einsetzenden Wettkampfeinflüsse haben dann ihr übriges zu dieser Entwicklung getan.

Was haltet ihr von dieser Theorie?

Schließlich steht man in okinawanischen Shorin-Ryu Stilen noch relativ hoch und natürlich.
Und auch Meister Otsuka, der ja bekanntlich Erfahrung im Jiu Jitsu hatte, läßt in seinem Wado-Ryu die Stände wesentlich höher ausführen. Wohl wissend, daß man die extrem tiefen Stände für den Kampf nicht braucht.

Samurai85
23-02-2007, 19:34
Diese Theorie würde ich gern weiterdiskutieren.

Es war doch so, daß die Japaner, als Karate zu ihnen kam, eigene Kampfkünste praktizierten (Ninjitsu, Jiu Jitsu, etc...) auf die sie verdammt stolz waren. Somit mußte sich Karate gegen eben diese Kampfkünste behaupten. Dazu kam, daß die Japaner die Okinawaner als Bürger niedriger Klasse ansahen (anscheinen zum Teil sogar noch heute so) und auch die okinawanischen Künste als minderwertig betrachteten. Also mußte Karate, um sich gegen die anderen japanischen Künste durchzusetzen, besonders gut aussehen, was durch tiefe Stände bezweckt werden soll. Die danach einsetzenden Wettkampfeinflüsse haben dann ihr übriges zu dieser Entwicklung getan.

Was haltet ihr von dieser Theorie?

Schließlich steht man in okinawanischen Shorin-Ryu Stilen noch relativ hoch und natürlich.
Und auch Meister Otsuka, der ja bekanntlich Erfahrung im Jiu Jitsu hatte, läßt in seinem Wado-Ryu die Stände wesentlich höher ausführen. Wohl wissend, daß man die extrem tiefen Stände für den Kampf nicht braucht.

das is mal ne theorie :D meiner meinung nach is die richtig :D hört sich auch gut an :D

Mage
23-02-2007, 20:46
Schaut man dagegen einmal in die Bücher von Nakayama rein, auf dessen Interpretation sich das heutige Shotokan-Karate im Wesentlichen bezieht

Auch so zu erkennen in den Katas von Kanazawa Kancho. Hats auf Youtube sehr gute Katavideos...

Polymorph
23-02-2007, 20:56
Mit Sicherheit nicht.

dann halt die sehnen. oder sonstwas ähnliches. auf jeden fall büsst man an beweglichkeit (dehnung) ein.

Kazenomyoshu
24-02-2007, 22:35
Nochmal zur Kniebelastung:
Einige Zeit nachdem ich angefangen habe, verstärkt zu trainieren, habe ich tatsächlich immer nach mindestens 1,5 Stunden Training Schmerzen im linken Knie vor allem im Zenkutsu Dachi gehabt.
Dabei bin ich weder in einem Alter, in dem man anfangen sollte, vorsichtiger mit seinem Körper zu sein, noch drehe ich mein Knie nach innen oder weit nach außen und die "Knie-nicht-über-Fußmitte-Regel" habe ich auch eingehalten.
Weil ich nicht besonders gelenkig bin, stehe ich noch nicht einmal so extrem tief wie manch anderer aus meinem Dojo.

Also, seit diesem Erlebnis glaube ich schon, dass ein tiefer Stand das Knie in jedem Fall recht stark belastet, außer ich habe einen fatalen Fehler in meinem Zenkutsu Dachi, den bisher noch keiner bemerkt hat.

Problemlösung war übrigens: ganz einfach Bandage beim Training tragen; fühlt sich bequem an und entlastet das Knie offenbar so sehr, dass ich nie wieder auch nur leichte Schmerzen hatte, auch bei zwei Stunden oder mehr Training.

Volth
26-02-2007, 18:53
Kazenomyoshu: Vielleicht belastest du auch das Knie, indem du das hintere Bein durchhängen lässt (evtl. weil du dein Gewicht nicht auf die Fussaussenkante konzentrierst). Nur so ein Gedanke. Das war neben der Aussen(Innen-)rotation der Beine das einzige, was ich zum Thema Knie Schonen im tiefen Stand hier noch nicht gelesen habe.

Zum tiefen Stand denke ich wie viele andere, dass er der Gymnastik und dem Koordinationstraining dienlich ist. Im tiefen Stand muss man die Hüfte sehr viel genauer genauer einsetzen, als in höheren Ständen. Ausserdem ist es eine Sache der Dehnung und Beweglichkeit, wie tief man kommt. Dabei Gewalt einzusetzen halte ich für absolut unangebracht, da einen dass nur verkrampft und dem Ziel der Dehnung und Beweglichkeit genau entgegenspielt. Ich persönlich halte es so, dass ich während dem Techniktraining einen hohen Stand einnehme und nur beim Aufwärmen oder wenn es mir speziell auf die Übung im tiefen Stand ankommt tiefere Stellungen einnehme.

Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass der tiefe Stand bei uns einfach eine Missinterpretation ist, da es wie ich gehört habe doch eher auf das Sinken der Körpermitte, als des ganzen Körpers ankommt, viele aber versuchen den ganzen Körper herunterzupressen, wenn es heisst "tiefer stehen, noch tiefer!".

Kazenomyoshu
26-02-2007, 20:59
Kazenomyoshu: Vielleicht belastest du auch das Knie, indem du das hintere Bein durchhängen lässt (evtl. weil du dein Gewicht nicht auf die Fussaussenkante konzentrierst). Nur so ein Gedanke. Das war neben der Aussen(Innen-)rotation der Beine das einzige, was ich zum Thema Knie Schonen im tiefen Stand hier noch nicht gelesen habe.

Danke für den Tipp, aber ich hatte nur Schmerzen, wenn ich mit dem linken Fuß vorne stand, und zwar im linken Knie.
Ich schätze also schon, dass es mit dem starken Beugen zu tun hatte.

weudl
27-02-2007, 05:43
Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass der tiefe Stand bei uns einfach eine Missinterpretation ist, da es wie ich gehört habe doch eher auf das Sinken der Körpermitte, als des ganzen Körpers ankommt, viele aber versuchen den ganzen Körper herunterzupressen, wenn es heisst "tiefer stehen, noch tiefer!".

In diesem Zusammenhang sehe man sich mal in der Neuauflage von Funakoshis 'Kyohan' die Stellungen bei den Partnerübungen an. Die Leute kommen zwar offensichtlich vom Shotokai (wo man heute bisweilen ebenfalls noch derartige Stellungen sehen kann), deren lange, tiefe Stellungen gehen aber meines Wissens auf Experimente von Egami und Yoshitaka Funakoshi zurück. Diese Stellungen haben also meiner Ansicht nach durchaus japanische Wurzeln...