Vollständige Version anzeigen : Vorübungen fürs Fechten
Sannsibal
20-03-2007, 15:33
Hallo Leute,
ich würde gerne an meiner Uni (Wien) mit Fechten anfangen, allerdings ist es für dieses Semester zu spät, um sich noch anzumelden. Daher werde ich wohl erst im Oktober beginnen. Jetzt wollte ich fragen, ob es vielleicht irgendwelche Übungen gibt, die ich jetzt schon machen kann? Werden irgendwelche Muskeln in besonderer Weise beansprucht, die man vielleicht jetzt schon trainieren kann? Oder Koordinationsübungen? Oder ist es eh am gescheitesten, im Oktober "von Null" anzufangen?
Vielen Dank
Apfelbaum
20-03-2007, 15:50
Kondition ist immer gut, und ein bischen Haltekraft in der Schulter und den Armen (z.B. mit einem Besenstiel - eine halbe Stunde mit ausgestrecktem Arm halten)
T. Stoeppler
20-03-2007, 16:04
Also das einfachste, was Du machen kannst, ist Dir einen Stock zu nehmen, so etwa 70cm lang, und dann damit versuchen, kleine Ziele mit Stichen zu treffen, aus verschiedenen Entfernungen und verschiedenen Winkeln.
Das so jeden Tag für eine halbe Stunde das ist schon ganz gut.
Ich selbst habe einen Besenstiel in einem Schirmständer (ja, das sieht doof aus) und übe Stiche mit dem Langschwert darauf, bis mir die arme weh tun.
Gruss, Thomas
*Hüstel* Ich glaub, an der Uni sind eher Hiebe gefragt...;)
Also Stock nehmen und von oben nach unten und von unten nach oben schlagen. Achte darauf, daß der Arm voll ausgestreckt und die Hand über dem Kopf ist.
Ergänzend könnte Holz hacken helfen. :D
Hallo Sannsibal, zunächst würde ich gern wissen, in welcher Waffenklasse Du fechten willst, also Florett, Degen oder Säbel?
Der zweite Punkt. Grundsätzlich würde ich an Deiner Stelle von allen Technik-Übungen Abstand nehmen. Gewöhn Dir erst gar keine falschen Bewegungsabläufe an. Dein Trainer wird sich nicht darüber freuen, wenn er Dir irgendeine selbstentwickelte Besenstil-Fechttechnik abgewöhnen muß.
Drittens, ja - es gibt Möglichkeiten für ein sinnvolles Vorbereitungstraining. Dazu schreib ich dann mehr, wenn ich weiß, welche Waffe Du fechten willst.
Gruß Thorre
Sannsibal
20-03-2007, 19:42
Naja, ich hab in irgendeinem anderen Thread hier gelesen, dass Florett-Säbel-Degen die günstigste Reihenfolge ist, und es klang irgendwie recht vernünftig. Also werd ich mich wohl an die Reihenfolge halten.
Jadetiger
21-03-2007, 00:14
Naja, ich hab in irgendeinem anderen Thread hier gelesen, dass Florett-Säbel-Degen die günstigste Reihenfolge ist, und es klang irgendwie recht vernünftig. Also werd ich mich wohl an die Reihenfolge halten.Hallo Sannsibal,
Diese Reihenfolge würde ich so nicht unterschreiben. Die Grundschule lernt man klassischerweise mit dem Florett das ist richtig. Bei mir im Fechtverein war es nach dem Grundkurs üblich, alle Waffen auszuprobieren und sich dann frei eine Haupt und eine Nebenwaffe auszusuchen. Wenn dir Hiebwaffen nicht liegen (z.B. weil du es un**** findest ständig Striemen am ganzen Körper zu haben) hat es keinen großen Sinn, sich großartig mit dem Säbel zu beschäftigen.
Zu deiner ursprünglichen Frage: Falls du was für Fechtermuskulatur machen willst dann geh doch mal hier im Forum in die Krafttraining/Fitness-Ecke und frag da mal nach Sprungkraft- und Schnellkraft-Übungen.
Die von Sannsibal genannte Reihenfolge ist absolut die der klassischen italienischen Schule; ob sie heute allerdings noch so unterrichtet wird, ist eine andere Frage, leider.
Fang mit Florett an, bleibe eine Zeitlang (mindestens ein Jahr) dabei und dann schau Dir die anderen Waffen an und geh dahin, wo's Dir am besten gefällt.
Und zum Thema Vorübungen: Spiel Badminton und Basketball, trainiere auf Balance-Boards, mach Schnellkraft- /Explosivkraft-Training. Vermeide Gewichte, arbeite mit dem Körpergewicht oder Deuserbändern.
itto_ryu
21-03-2007, 07:04
Jede Art von Ausdauer- und Muskelaufbau-Übungen ist nützlich zur Vorbereitung, denke ich. Wenn du schon etwas theoretisches Vorwissen hast bzw. gute Literatur, kannst du auch anfangen einfache Grundübungen vorzunehmen. Oftmals sind in (guten) Fachbüchern auch spezielle auf den Sport ausgelegte Übungen beschrieben, die man machen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass es da diverse Vorübungen zum erlernen der usfallschritte, Körper- und Handhaltung etc. gibt.
Wichtig ist dabei: Immer nur die einfachsten Sachen machen, sie genau studieren und üben, damit du dich vor falsch eingeprägten Bewegungsabläufen schützt. Bevor ich mit Kendo angefangen habe, habe ich auch schon (jawohl, mit dem Besenstiel) diverse Vorübungen ausprobiert, sowie grundlegende Sache wie Fußstellung, Handhaltung etc. Zur Unterstützung gibt es im Kendo da zum Glück ein sehr, sehr gutes, detailliertes Fechtbuch. Die so einstudierten Grundprinzipien haben mir dann bei Beginn des Trainings geholfen schneller voranzukommen.
Jadetiger
21-03-2007, 17:42
Jede Art von Ausdauer- und Muskelaufbau-Übungen ist nützlich zur Vorbereitung, denke ich.Da muss ich leider widersprechen.
Ich pflichte Jörg bei, dass Krafttraining (viel Gewicht wenige Wiederholungen) sogar eher schädlich ist:
Spiel Badminton und Basketball, trainiere auf Balance-Boards, mach Schnellkraft- /Explosivkraft-Training. Vermeide Gewichte, arbeite mit dem Körpergewicht oder Deuserbändern.
In einem Fantasyroman gab ein Fechtmeister einer neuen Schülerin zu Beginn die Aufgabe, in einem geschlossenen Hinterhof eine Katze zu fangen. Finde ich eine interessante und durchaus sinnvolle Übung...
itto_ryu
21-03-2007, 21:20
Da muss ich leider widersprechen.
Ich pflichte Jörg bei, dass Krafttraining (viel Gewicht wenige Wiederholungen) sogar eher schädlich ist.
Davon spricht ja keiner. Ich meinte gezieltes Krafttraining, kein Monster-Bodybuilding und schon gar nicht viel gewicht, wenige Wiederholungen. Man kann auch Muskelaufbau gezielt betreiben, ohne dabei zum Mutanten zu werden :p und Ausdauertraining ist ja wohl immer gut.
In einem Fantasyroman gab ein Fechtmeister einer neuen Schülerin zu Beginn die Aufgabe, in einem geschlossenen Hinterhof eine Katze zu fangen. Finde ich eine interessante und durchaus sinnvolle Übung...
Als Katzenbesitzer muss ich sagen: Das schaffst du nie und es ist Tierquälerei
;) :D
Also das einfachste, was Du machen kannst, ist Dir einen Stock zu nehmen, so etwa 70cm lang, und dann damit versuchen, kleine Ziele mit Stichen zu treffen, aus verschiedenen Entfernungen und verschiedenen Winkeln.
Weshalb kommst Du gerade auf 70cm. das ist m. E. die unüblichste Länge fürs Fechttraining. Wieso keinen leichten Spazierstock (?) ... konisch sind die zudem auch noch.
Roberto
In einem Fantasyroman gab ein Fechtmeister einer neuen Schülerin zu Beginn die Aufgabe, in einem geschlossenen Hinterhof eine Katze zu fangen. Finde ich eine interessante und durchaus sinnvolle Übung...
Dann doch lieber wei Rocky Balboa ein Huhn .... das ist ebenfalls schnell und kann, sofern man es gefangen hat, auch gegessen werden. Naja, Katzen können natürlich auch gegessen werden.
Roberto
Ich möchte mal behaupten dass irgendwelche Stichübungen ohne Ahnung von der Materie eher kontraproduktiv für den absoluten Anfänger sind. Erstens wird er eine ziemlich lange Zeit sowieso erst mal noch keine Waffe in die Hand bekommen, sondern nur Beinarbeit üben. Und zweitens wird er so mit ziemlicher Sicherheit falsche Haltungen und Bewegungsabläufe einüben, die später dann beim Techniktraining ziemlich im Weg sein werden. Zudem ist es wenig sinnvoll mit einem Besenstiel oder Holzstöcken irgendwelche Stichübungen zu praktizieren, da sich ein Holzstock und ein Sportflorett doch ziemlich unterscheiden, was Griff, Gewicht, Flexibilität und Schwerpunkt betrifft ;)
Ich würds dabei belassen allgemeine Fittness zu üben, Konditionstraining, Schnellkraft, Koordination. Das ist sowieso immer nützlich, und hilft dir dabei am Anfang denk ich am meisten.
itto_ryu
22-03-2007, 10:50
Naja, Katzen können natürlich auch gegessen werden.
Roberto
Aber nur mit Erdnusssoße, Roberto ;)
T. Stoeppler
22-03-2007, 16:00
Ich denke nicht, das Präzisionstraining irgendwelcher Art kontraproduktiv ist.
@Roberto - Ich habe mit einem 70cm langen Stock Kerzen ausgestochen. Je länger die Waffe, desto schwieriger ist es, zu treffen. Es wurde ja auch nach vorbereitenden Übungen gefragt.
Gruss, Thomas
Ich denke nicht, das Präzisionstraining irgendwelcher Art kontraproduktiv ist.
@Roberto - Ich habe mit einem 70cm langen Stock Kerzen ausgestochen. Je länger die Waffe, desto schwieriger ist es, zu treffen. Es wurde ja auch nach vorbereitenden Übungen gefragt.
Gruss, Thomas
Klar, man kann aber auch gleich mit einer längeren Waffe anfangen. So schwer ist das auch nicht.
Aber im Grunde würde ich ihm eh empfehlen sich erstmal nur körperlich vorzubereiten. Fechtübungen jeglicher Art würde ich, sofern keine Vorkenntnisse vorhanden sind, nur unter Anleitung empfehlen.
Roberto
Ich denke nicht, das Präzisionstraining irgendwelcher Art kontraproduktiv ist.
Doch.
Wenn es ohne Feedback geschieht, schon.
Ich habe grade letztens mit unseren Anfängern Stichtraining gemacht.
Beobachtung dabei: Die Leute fokussieren sich zum Teil so sehr auf das Ziel, den Treffer, daß sie bei Beinarbeit und Haltung irgendwann beginnen zu "schummeln".
Im Training sieht der Trainer das, stoppt, spricht es an, und es kann verbessert werden.
Ohne dieses Feedback schleifen sich die Fehler evtl ein.
Nur ein Beispiel, aber es paßte grade sehr gut.
itto_ryu
23-03-2007, 10:09
Das ist aber auch von Anfänger zu Anfänger verschieden. Manchmal habe ich Leute dabei, die haben etwas Vorwissen und wissen die Grundlagen schneller umzusetzen bzw. machen Fuß- und Handstellung automatisch schon weitaus korrekter, als manch andere, bei denen man aufpassen muss, dass sie das Shinai nicht an der kissaki halten, weil so gar kein Basiswissen mitbringen und ein Schwert für sie scheinbar ein absolutes fremdobjekt ist. Ist nicht abwertend gemeint, aber manche haben eben angeborene Fähigkeiten, die ihnen einen leichteren Start in die Materie geben.
Deswegen gilt: Nur einfachste Übungen anhand von sehr guter Lekture sind okay, solange man nicht versucht zu tief in die Materie einzusteigen und sich damit den späteren Einstieg erschwert. Im Optimalfall kann das dann eine kleine Hilfe sein, sobald man mit dem Training beginnt. Ist aber vielleicht auch von KK zu KK verschieden.
Hallo Sannsibal,
hier meine Empfehlungen für Dein vorbereitendes Training. Alle Übungen sind speziell auf den Fechtsport ausgerichtet. Technische Übungen sind ohne Trainer sinnlos oder sogar schädlich, denn auch Fehler können erlernt und stabilisiert werden, eine spätere Fehlerklorrektur ist sehr mühsam. Aus diesem Grunde sollten sich die vorbereitenden Übungen auf den physischen Bereich beschränken.
1) Grundlagenausdauer
Zunächst Training nach kontinuierlicher Methode, beispielsweise: Laufen, 30 Minuten, Pulsfrequenz 140-160, Effekt: Ökonomisierung der Herz-Kreislauf-Arbeit
Später (nach ca. 4-6 Wochen) Übergang zur Wechselmethode, beispielsweise: 5x1200m-Läufe, Wechsel zwischen maximaler und langsamer Geschwindigkeit, Pause jeweils 5 Minuten, Effekte: Umstellungsfähigkeit zwischen aerober und anaerober Stoffwechselbeanspruchung
2) Maximalkrafttraining
Krafttraining im Bereich zwischen 80% und 100% der Maximalkraft, Bewegungsausführung möglichst zügig, pro Trainingseinheit 4-5 Übungen, 2-3 Serien pro Übung, 1-8 Wiederholungen pro Serie, Serienpause bis zu 5min., Effekte: Steigerung der Maximalkraft dient als Basis für hohe Schnellkraft- und Kraftausdauerleistungen
3) Schnellkrafttraining
Krafttraining im Bereich zwischen 30% und 70% der Maximalkraft, Bewegungsausführung möglichst schnell/ explosiv, pro Trainingseinheit 4-5 Übungen, bis 6 Serien pro Übung, 1-8 Wiederholungen pro Serie, Serienpause bis zu 5min., Effekte: Steigerung der Schnellkraft dient der Fähigkeit (des Fechters), Widerstände mit hoher Verkürzungsgeschwindigkeit zu überwinden
4) Kraftausdauer
Krafttraining im Bereich zwischen 40% und 70% der Maximalkraft, Bewegungsausführung zügig/ hohe Bewegungsfrequenz, pro Trainingseinheit 10-12 Übungen, bis 1-2 Serien pro Übung, 10-100 Wiederholungen pro Serie, Serienpause bis zu 5min., Effekte: Steigerung der Kraftausdauer dient der Fähigkeit (des Fechters), Ermüdung bei wiederholten Krafteinsätzen zu widerstehen
5) Schnelligkeitstraining/ Reaktionsschnelligkeit
Einfache Reaktionsübungen auf optische Reize, beispielsweise mit Partner, beide im Stand, Schrittstellung, Hände in Brusthöhe, ein Partner hebt eine Hand, der Übende muß schnell mit der linken oder rechten Hand zustoßen und abschlagen
Reaktionsschnelligkeit ist für das Fechten essentiell, deshalb sollte so früh wie möglich mit einfachen Reaktionsübungen begonnen werden.
6) Schnelligkeitstraining/ Bewegungsschnelligkeit
Schnelligkeitstraining im Bereich submaximaler Intensitäten, beispielsweise Läufe bergabwärts bei einem Gefälle von ca. 3 Grad, Sprints von 20-30Meter, große Pausen
Gruß Thorre
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