Gewaltprävention mit KK/KS [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Gewaltprävention mit KK/KS



karlo
22-12-2002, 18:01
Hi Leute,

ich hab gerade einen Bericht gehört, daß in einem sozialen Brennpunkt in Berlin ein ehemaliger Judo/Goldmedaliengewinner zur Gewaltprävention bei Jugendlichen eingesetzt wird. Es findet wohl täglich ein Training in einem Jugendzentrum statt, welches seither sehr gut besucht ist. Ich habe auch schon von anderen Projekten gehört, mit Karate, TKD, JJ usw.

Mich würde mal eure Meinung interessieren, kann KK/KS wirklich zur Gewaltprävention in solchen Fällen beitragen? Ist nicht eher das Gegenteil der Fall?

Lemartes
22-12-2002, 18:13
Hallo,
da musst Du differenzieren. Gewalt kann mehrere Ursachen haben.
Während sich ein "Strassenschläger" häufig einfach nur an der Freude am Prügeln schlägt, gibt es ach solche, die aufgrund ihres sozialen Umfeldes(arme Eltern, Ghetto etc) einfach in diese "Szene der Gewalt" abrutschen. Motivationslosigkeit, Perspektivenlosigkeit und Ausgrenzung machen sie aggressiv. Und für solche Leute macht meiner Ansicht nach ein derartiges Programm auf jeden Fall Sinn. Sie werden im Alltag etwas mehr ausgefüllt, haben ein sinnvolles Hobby, lernen evtl neue Leute kennen, haben in der Gruppe Spaß. All diese Dinge haben durchweg positive Aspekte.
Davon abgesehen gilt das natürlich nicht pauschal, sondern es gibt solche und solche Fälle. Bei dem Einen wirkts, bei dem Anderen nicht. Aber generell wage ich zu sagen, dass derlei Prjekte auf jeden Fall sinnvoll sind.

iiwahn
22-12-2002, 18:24
schwer zu sagen.
kampfsport bewirkt meiner einschätzung eher eine leicht gesteigerte gewaltbereitschaft. wenn dieses projekt zur gewaltprävention nützt, dann hängt das wohl eher an der persönlichkeit des trainers bzw. an dem was der trainer unabhängig vom kampfsport rüberbringt.
fußball wäre da vielleicht besser angebracht.
andererseits erreicht gerade kampfsport ja auch eher die leute, bei denen gewaltprävention sinnvoll wäre.

Andreas Weitzel
22-12-2002, 20:38
Hallo, karlo,

eine Kampfkunst kann man sehr wohl zur Gewaltprävention benutzen. Vielleicht sogar besser, als vieles andere. Es kommt allerdings auf den Trainer und seine Unterrichtsmethodik an. Noch mehr Erfolg kann man sich dann versprechen, wenn das Training von Eltern und Gemeinschaft/Stadt unterstützt wird.

Gruß
Andreas

jkdberlin
22-12-2002, 20:53
Hmm, also ich habe beim Training und beim Unterrichten gelernt, dass KK/KS nicht unbedingt Gewalt oder Aggression abbaut, aber die Leute, die länger trainieren, sehr wohl lernen, ihre Aggressivität zu zügeln bzw. zu kanalisieren und sie dadurch besser einzusetzen. Letztendlich, denke ich, trägt das zum Abbau der Gewalt bei.

Ein weiterer Nebeneffekt des gemeinsamen Trainings ist der Aufbau eines Sozialverhaltens. KK/KS erfordert Vertrauen (immerhin "überlasse" ich meinen Körper meinem Partner zum Üben), schult Körperempfinden, Selbstvertrauen und Bewusstsein. Man erkennt und versteht, was man da anrichten kann. Bei einigen erhöht das die Hemmschwelle. Durch ein hoffentlich entstehendes Gruppengefühl findet der Trainierende einen Platz in der Gruppe und bildet auch außersportliche soziale Kontakte.

Die Grauzone ist natürlich immer dabei...

Grüsse

Goshinsatori
23-12-2002, 09:07
Hi,

naja, KK lehrt Gewalt. Das ist nunmal fakt.
Potenziellen Schläger auch noch zu zeigen, wie es richtig geht ist wohl nicht so gut.
Wenn solche Projekte, dann bitte mit Fußball ect. Da können die Leute ihren Überschuss an Energie auch loswerden.
Echte KK lehrt Gewalt oder was soll treten schlagen ect. sonst sein ?
KK ist nichts esoterisches sondern KAMPF !
Klar kann es positiv auf die Entwicklung eines Menschen einwirken, aber auch negativ. Klar kommt es auch auf den Lehrer an, aber KK ist immer noch Gewalt, ob guter Lehrer oder nicht.

Andreas Weitzel
23-12-2002, 09:36
Hallo,

für mich ist die Kampfkunst in erster Linie die Lehre der Gewaltvermeidung und -reduzierung. Und ein Kampf gegen sich selbst.

Wenn das Training so gestaltet wird, daß ein Student zuerst gegen sich selbst kämpfen und gewinnen muß, bevor er lernt, wie er gegen andere zu kämpfen hat, lernt er gleichzeitig, wie man die Gewalt im Kampf gegen andere zuerst reduzieren, dann vermeiden kann. Und dann, wie man den ganzen Kampf vermeidet.

Das ist für mich die WAHRE Kampfkunst.

Gruß
Andreas

PS: Auslegungsache jedes Einzelnen.

jkdberlin
23-12-2002, 10:09
Hm, also Kampfkunst, sprich das Können des Kämpfens, muss nicht unbedingt Gewalt sein.

Grüsse

Goshinsatori
23-12-2002, 11:19
HI,

dann stelle ich mir aber die Frage, wofür es KK gab ?
Was ihr da schreibt klingt zwar richtig, aber objektiv gesehen ist es für mich so, dass KK erstmal Gewalt ist.
Natürlich kann man durch das entsprechende Training es anders sehen.
Aber erstmal ist es Gewalt.

Klar, über seine Grenzen gehen, sich selbst besiegen steht erstmal im Vordergrund. Dadurch mindert man seine eigene Aggression. Das sehe ich genauso.
Trotzdem wird in den Kampfkünsten Gewalt gelehrt, auch wenn so nicht benannt wird.

Letztendlich lernt jeder von euch, wie man einen potenziellen Angreifer vom Angriff abbringt. Das ist Gewalt. Egal ob mit Worten, Technik oder was auch immer. Ihr zwingt jemanden von seinem Vorhaben abzusehen, euch anzugreifen. Dieser Zwang wird von mir eben als Gewalt definiert und lernen tut ihr das durch Kampfkunst.

Michael Kann
23-12-2002, 11:30
Liegen zwischen der Intention eines Straßenschlägers und eines KKlers nicht Welten?

KK wird sogar in der Betreuung von Straftätern erfolgreich eingesetzt ... viele der hier von den Vorschreibern getätigten Plusfaktoren kann ich nur unterstützen ... KK, richtig vermittelt, wirkt Gewaltvermeidend. Sicher, in den falschen Händen (und Beispiele für schwarze Schafe gibt es genug) hat es eine Negativwirkung, doch ich sehe das die Mehrzahl der Lehrer ganz anders damit umgeht.

Die Entstehung der Kampfkunst war im übrigen in erster Linie Verteidigungsgedanke und nicht Angriff! Kampfkunst ist für mich Systematisierung von Handlungen um Angriffe abzuwehren, gleich ob durch Raubtiere oder später durch Eindringlinge. Dies läßt sich anhand von Höhlenzeichnungen recht gut aufzeigen. Die Entwicklung, hin zur Kriegskunst, mit Angriffsfaktoren ... Präventiv (?) setzte erst später ein. Parallelen finden Wissenschaftler heute noch in den Verhaltensmustern von Primaten ...

Gruß
Mike

jkdberlin
23-12-2002, 11:32
Original geschrieben von Goshinsatori
wird von mir eben als Gewalt definiert

Das ist des Pudels Kern, andere Menschen definieren den Begriff Gewalt halt anders.

Grüsse

Goshinsatori
23-12-2002, 11:57
HI,

ja, ich glaube es liegt viel an der Definition.

Zum Strafvollzug:
Es war einmal in Hamburg....
In einer Strafvollzugsanstalt hat ein Hr. Dr. Wolters mal Kampfkunst unterrichtet. Das Projekt wurde dann von der Stadt Hamburg eingestellt, da kein Nutzen gesehen wurde.
Hr. Dr. Wolters argumentierte so, daß die Gefangenen sich hier auspowern könnten und dadurch innere Ruhe finden würde.
Auspowern kann ich mich auch beim Fußball.
Aber ich sehe keinen Grund einem Gewalttäter beizubringen, wie es richtig funktioniert. Sorry, aber Kampfkunst gehört meiner Meinung nach nicht in den Strafvollzug.

Insgesamt betrachtet ist das Problem einfach, daß viele Lehrer hinter Kampfkunst etwas esoterisches vermitteln. Und das ist eben nicht der Fall. EBEN, es gibt genug schwarze Schafe.

Michael Kann
23-12-2002, 12:04
Original geschrieben von Goshinsatori
HI,
ja, ich glaube es liegt viel an der Definition.
Zum Strafvollzug:
Es war einmal in Hamburg....
In einer Strafvollzugsanstalt hat ein Hr. Dr. Wolters mal Kampfkunst unterrichtet. Das Projekt wurde dann von der Stadt Hamburg eingestellt, da kein Nutzen gesehen wurde.
Hr. Dr. Wolters argumentierte so, daß die Gefangenen sich hier auspowern könnten und dadurch innere Ruhe finden würde.
Auspowern kann ich mich auch beim Fußball.
Aber ich sehe keinen Grund einem Gewalttäter beizubringen, wie es richtig funktioniert. Sorry, aber Kampfkunst gehört meiner Meinung nach nicht in den Strafvollzug.
Insgesamt betrachtet ist das Problem einfach, daß viele Lehrer hinter Kampfkunst etwas esoterisches vermitteln. Und das ist eben nicht der Fall. EBEN, es gibt genug schwarze Schafe.

Herr Doktor Wolters :biglaugh: ... genau ... uaaaaaaaaaaaaa!

Tja, dann sind wir da halt nicht einer Meinung ...

Gruß
Mike

Luggage
23-12-2002, 12:07
Also, da sollte Aikido unterrichtet werden, das verhindert Gewalt, da man gar nicht weiß, wie man angreifen soll ;)

Aber ich glaube nicht, dass ein grober Schlägertyp lange ein Training besuchen würde, in dem es sanft und esotherisch zugeht.

Außerdem hallte ich echte KAMPFkunst nicht für geeignet, Schlägertypen die Gewaltgier auszutreiben, das geht höchstens mit schwer versportlichten Disziplinen (Shotokan Grundschule), wo aber kein Kampf mehr gelehrt wird, also ist es auch keine KK. Damit sich jemand auf die Philosophie einer KK einlässt, muss er sich damit identifizieren können, die Budo-Romantik leben, und dazu werden wohl die wenigsten Gewalttäter kommen...

Bei mir hat das KK Training ganz deutlich die Gewaltbereitschaft erhöht, früher hätte ich niemals jemanden schlagen können. Damit kann man sich aber nicht verteidigen, also muss einem das ausgetrieben werden. Mein Hemmschwelle ist heute deutlich niedriger.

mfg,
Luggage

Michael Kann
23-12-2002, 13:31
Meine Herren ...

1. Nicht jeder der in Deutschland einsitzt ist ein Gewaltverbrecher! Und selbst da gibt es, den Göttern sei Dank, auch noch unterschiede! Dazu solltet Ihr Euch erst mit der Sache auseinandersetzen, statt Vorurteile zu streuen ... Ihr könntet schneller selbst Insasse sein als es Euch lieb ist ... Schuld ist nämlich relativ!
2. Werden bei dieser Form der Schulung (Erziehung) im Justizvollzug nicht nur Schlag-, Tritt-, Würge- usw. Techniken vermittelt ... sondern u.a. auch das soziale mitteinander! Dies scheint EUER Training nicht mit zu beinhalten ... Bedauerlich! Zumindestens kam es als Argument nicht vor!
3. Werden die Teilnehmer an solchen sozialen Schulungen nach strengen Kriterien ausgewählt ...
4. Sie hat sich im Jugend- und im Erwachsenenstrafvollzug mehrfach bewährt (egal, ob der Dok. damit auf die Schnauze gefallen ist oder nicht!) ... es gab nur wenige Ausnahmen ... was dem entgegensteht sind u.a. Kostenfaktoren! Mit KK arbeiten inzwischen viele als Präventivmaßnahme, dies nicht nur im Strafvollzug, sondern z.B. auch Streetworker und Vereine die sich in Stadtteilen angesiedelt haben um den Kindern und Jugendlichen Inhalte zu vermitteln die sie sonst nicht erleben würden und ggf. auf die schiefe Bahn kommen. Kollegen (z.B. CBN) von mir haben in diesem Bereich viele positive Erfahrungen sammeln können.
5. Gewaltbereitschaft steigern durch KK ... ich hoffe, Luggage ist hier ein Ausrutscher unterlaufen ... wenn nicht, dann finde ich es um so bedauerlicher ... falls Luggage unter Gewaltbereitschaft, die Bereitschaft Einzugreifen (Nothilfe) oder sich selbst zu verteidigen (Notwehr) meint, dann kann ich es schon eher verstehen. Sonst nicht!

Kampfkunst, Kriegskunst, Selbstverteidigung und Kampfsport sind für mich persönlich viel mehr ... sie sind vor allem ein "langer Weg"! Dies verbunden mit ewigen lernen, von- und miteinander!

Sie beinhaltet soziales miteinander, Kommunikation, Verantwortung tragen und übernehmen, geben und nehmen, Grenzen aufzuzeigen, kennenzulernen und zu erleben, Regeln zu erfahren (Verhaltens- und Maßregeln) und vieles mehr ... eben Dinge, die in dieser heute oftmals viel zu schnelllebigen Zeit, den Kindern und Jugendlichen nicht mehr in dem Umfang vermittelt werden, wie es korrekterweise sein müsste.

Gruß
Mike

karlo
23-12-2002, 16:33
Ist dieser Wolters der Budopädagogik-Mann?

Luggage
23-12-2002, 17:59
@Mike:
NEEEEEIIIIN.... nicht schon wieder wir zwei! ;)

Also, zur Gewaltbereitschaft: Einst war schlagen für mich keine Option - Niemals, heute ist es eine.

Und dass muss es auch sein, sonst werde ich mich niemals physisch verteidigen koennen (ob man das nun koennen und wollen muss, ist eine andere Frage), nicht umsonst wird auf dem SV-Sektor Stunde um Stunde darauf verwand, Frauen die Schlaghemmung zu nehmen. Ich sage das nicht gerne, und sehe es auch nicht gerne, aber wenn ich ehrlich sein will, dann ist es de fakto so, dass ich gewaltbereiter bin, als ohne Training. Ich denke aber, dass nahezu jeder (Aikidoka mal ausgenommen :D ) durch (effektive) KK gewaltbereiter wird. Ich hätte mir früher ins Gesicht spucken lassen, hätte auch die andere Wange hingehalten und immernoch diskutiert, das ist heute nicht mehr so. Ob legitime Nothilfe oder -Wehr, ist ersteinmal nebensächlich, ich bin grundsätzlich bereit zu schlagen und zu verletzen, was ich früher nicht wahr.

Die Punkte die du aufzählst, sind alle richtig! Allerdings erfährt man alles genannte genauso beim Rugby (wie zur hölle schreibt man das??) oder Bodenturnen (Gemeinschaft, Vetrauen, soziales Verhalten, Disziplin etc.). Alles was darüber hinausgeht, also die "Budo-Philosophie" ist nicht ohne starke Faszination des Ausübenden für alle Facetten der KK und der Kultur die dahinter steht, zu erfahren, und genau diese Faszination werden die wenigsten Aufbringen, die zu solchen Gewaltpräventionsworkshops gehen, erstrecht, wenn sie Gerichtlich zur rehabilitation dazu gezwungen werden.

Fazit: Die positiven Effekte des KK-Trainings, die die Mehrheit erfahren kann, können genauso durch andere Sportarten erzielt werden, ohne allerdings dabei Kampfsäue zu züchten, was u.U. gefährlich werden kann.

Etwas OT, eine kleine Geschichte: Der beste Kumpel meiner Freundin ist ein alter Weltenbummler mit sozialer Seele, und sieht seine Berufung gerade darin, in den Brennpunkten Hamburgs Kinder und Jugendliche zu betreuen. Er hat mir von einem interessanten Projekt erzählt: Die Kinder werden in Gruppen zusammengebracht, die möglichst homogen sind, sich also durch viele Gemeinsamkeiten auszeichnen, wie ähnliches Alter, Interessen und Vergangenheit. Diese Gruppen werden zwar von einem Pädagogen betreut (oder eben besagtem Kumpel), aber nicht geleitet! Den Gruppen werden Beschäftigungsmöglichkeiten offeriert, aber niemand wird zu etwas gezwungen. Es gibt lediglich ein Ehrgeiz ansprechendes System von Belohnungen in verschiedenster Form, wenn der einzelne regelmäßig und engagiert bei den Treffen dabei ist. Ansonsten bestimmt die Gruppe von Kinder die Regeln ihres Beisammenseins selbst, was überraschend gut funktioniert. Der Positive Efekt ist, dass die Kinder lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und lernen, dass sie durch Engagement vieles erreichen können.

Das halte ich für ein super Projekt, ganz ohne KK-Training ;)

mfg,
Luggage

Michael Kann
23-12-2002, 18:05
Original geschrieben von karlo
Ist dieser Wolters der Budopädagogik-Mann?

Jo ... grünau, der isses! ;)

Gruß
Mike

Michael Kann
23-12-2002, 18:15
Original geschrieben von Luggage
@Mike:
NEEEEEIIIIN.... nicht schon wieder wir zwei! ;)

Doch, doch, doch .... :D


Original geschrieben von Luggage
Also, zur Gewaltbereitschaft: Einst war schlagen für mich keine Option - Niemals, heute ist es eine.

Diese Phase hatte ich auch einmal ... wobei, "Schlagen" (Gewalt) immer noch eine Option ist, halt eben nur, wenn keine andere Möglichkeit mehr offen ist.


Original geschrieben von Luggage
Und dass muss es auch sein, sonst werde ich mich niemals physisch verteidigen koennen (ob man das nun koennen und wollen muss, ist eine andere Frage), nicht umsonst wird auf dem SV-Sektor Stunde um Stunde darauf verwand, Frauen die Schlaghemmung zu nehmen. Ich sage das nicht gerne, und sehe es auch nicht gerne, aber wenn ich ehrlich sein will, dann ist es de fakto so, dass ich gewaltbereiter bin, als ohne Training. Ich denke aber, dass nahezu jeder (Aikidoka mal ausgenommen :D ) durch (effektive) KK gewaltbereiter wird. Ich hätte mir früher ins Gesicht spucken lassen, hätte auch die andere Wange hingehalten und immernoch diskutiert, das ist heute nicht mehr so. Ob legitime Nothilfe oder -Wehr, ist ersteinmal nebensächlich, ich bin grundsätzlich bereit zu schlagen und zu verletzen, was ich früher nicht wahr.

Ehrlich ... ich hab mich schon schlagen lassen, ohne nen Finger krumm zu machen ... den Abdruck der Hand hatte ich fünf Tage im Gesicht ... Fakt is, ich hätte mich wehren können ... Fakt is, dass ich damit nichts bezweckt hätte, ausser, meinen Job zu verlieren ... Es ist ein abwägen der Situation, soweit dies möglich ist ...

Ich glaube, wir sprechen von dem Gleichen!


Original geschrieben von Luggage
Die Punkte die du aufzählst, sind alle richtig! Allerdings erfährt man alles genannte genauso beim Rugby (wie zur hölle schreibt man das??) oder Bodenturnen (Gemeinschaft, Vetrauen, soziales Verhalten, Disziplin etc.). Alles was darüber hinausgeht, also die "Budo-Philosophie" ist nicht ohne starke Faszination des Ausübenden für alle Facetten der KK und der Kultur die dahinter steht, zu erfahren, und genau diese Faszination werden die wenigsten Aufbringen, die zu solchen Gewaltpräventionsworkshops gehen, erstrecht, wenn sie Gerichtlich zur rehabilitation dazu gezwungen werden.

Warum nicht die positiven Eigenschaften des KK-Trainings noch mit einbringen? Dies vor allem, da gerade das KK-Training sich in vielen Bereichen abhebt von einfachem Sportunterricht!


Original geschrieben von Luggage
Fazit: Die positiven Effekte des KK-Trainings, die die Mehrheit erfahren kann, können genauso durch andere Sportarten erzielt werden, ohne allerdings dabei Kampfsäue zu züchten, was u.U. gefährlich werden kann.

Sehe ich anders ... KK-Training unterscheidet sich nach meiner Auffassung von den anderen Sportarten erheblich!


Original geschrieben von Luggage
Etwas OT, eine kleine Geschichte: Der beste Kumpel meiner Freundin ist ein alter Weltenbummler mit sozialer Seele, und sieht seine Berufung gerade darin, in den Brennpunkten Hamburgs Kinder und Jugendliche zu betreuen. Er hat mir von einem interessanten Projekt erzählt: Die Kinder werden in Gruppen zusammengebracht, die möglichst homogen sind, sich also durch viele Gemeinsamkeiten auszeichnen, wie ähnliches Alter, Interessen und Vergangenheit. Diese Gruppen werden zwar von einem Pädagogen betreut (oder eben besagtem Kumpel), aber nicht geleitet! Den Gruppen werden Beschäftigungsmöglichkeiten offeriert, aber niemand wird zu etwas gezwungen. Es gibt lediglich ein Ehrgeiz ansprechendes System von Belohnungen in verschiedenster Form, wenn der einzelne regelmäßig und engagiert bei den Treffen dabei ist. Ansonsten bestimmt die Gruppe von Kinder die Regeln ihres Beisammenseins selbst, was überraschend gut funktioniert. Der Positive Efekt ist, dass die Kinder lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und lernen, dass sie durch Engagement vieles erreichen können.
Das halte ich für ein super Projekt, ganz ohne KK-Training ;)

Das ist mit Sicherheit ein tolles Projekt ... Hut ab! Das eine zu tun heißt aber nicht, dass andere zu lassen!

Gruß
Mike

Jibaku
24-12-2002, 12:21
@Luggage: Ich neige sehr stark Deiner Auffassung zu und auch wenn die völlige Ablehnung von Gewalt bis zur Selbstaufgabe nicht mein Weg war, so habe ich doch den Eindruck ein ähnliche Entwicklung durch gemacht zu haben.
... Fakt is, dass ich damit nichts bezweckt hätte, ausser, meinen Job zu verlieren ... Es ist ein abwägen der Situation, soweit dies möglich ist ...
Genau dies Erfahrungen von Mike habe ich auch gemacht, es ist sogar so, daß ich in einer SV Situation dazu neige zu viel zu denken.
Aber das hat in meinen Augen nichts mit dem Abbau von Gewaltbereitschaft zu tun sondern mit Inteligenz vor dem Hintergrund etwas zu haben was man verlieren kann.
Man wägt, hart formuliert eiskalt ab.
In diesem Fall wie auch bei mir, ein Job und eine Zukunft. Habe ich das nicht kann die Abwägung ganz anders laufen, denn nicht Schlagen kann Prestigeverlust in der Gruppe bedeuten und vieleicht gewinne ich mit schlagen eine neue Jacke und ein Handy, zu verlieren habe ich, schon auffällig geworden, ohne Abschluß oder unter 14 Jahren wenig.
Ein solches Verhalten herranzuzüchten kann wenn der Schüler es aus seiner Situation folgerichtig und logisch zuende denkt zu fatalen Ergebnissen führen.
Ziel muss es doch vielmehr sein soziale Kompetenz zu entwickeln, Mitgefühl und ein Nachdenken auch über die Folgen nicht nur für sich selbst, sondern eben auch für das Opfer.

Ich glaube, daß das mit Kampfsport geht und dieser Weg hat auch einen entscheidenden Vorteil und das ist die Tatsache, daß der Trainer dadurch Respekt erhält, daß er etwas beherrscht, was im Leben der Schüler eine hohe Wertigkeit hat, Gewalt.
Aber ich glaube, daß es mit anderen Alternativen besser geht.
Letztlich lernt man im Kampfsport Agression zu kanalisieren, aber eben auch sie Zielgerichtet zu erzeugen/abzurufen.
Ich schreibe hier immer "ich glaube" weil ich meine eigenen positiven Erfahrungen auch im Umgang mit Problemkindern nie mit einer Vergleichsgruppe habe abgleichen können.
Diesen Vorwurf mache ich auch allen Studien die ich bisher dazu gelesen habe. Genauso wird oft die Ausgangsbasis nicht genau definiert. So gibt es z.B.eine (ich glaube Diplomarbeit) über die Gewaltbereitschaft von Karatedoka die zu einer geringen Gewaltneigung als Ergebniss kommt und dies auf die Wegschule zurückführt, bleibt aber die Frage ob hier nicht eine Vorselektion stattgefunden hat und das Ausgangsmaterial schon ungleich weniger Gewaltbereit war als z.B. der durchschnittliche Thaiboxer.

Ich kenne Leistungssportler aus dem Skifahren, Snowboarden, der Leichtathletik dem Fußball, Schwimmen, Reiten und noch ein paar mehr und eben auch aus dem Kampfsport trotz allem was sie verlieren könnten höre ich mit Abstand am meisten von körperlichen Auseinandersetzungen außerhalb des Trainings von der letzten Gruppe...?

Ach ja, Rugby schreibt man genau so, halte ich aber für den genannten Zweck für denkbar ungeignet, es gibt sicher wenig Sportarten bei denne über das Erlaubte hinaus so häufig körperliche Auseinandersetzungen zustande kommen die auch bewußt eingesetzt werden um dem Gegner den Schneid abzukaufen, so viel Spaß es auch macht..

Luggage
24-12-2002, 12:32
bleibt aber die Frage ob hier nicht eine Vorselektion stattgefunden hat und das Ausgangsmaterial schon ungleich weniger Gewaltbereit war als z.B. der durchschnittliche Thaiboxer.
Genauso ist es. Die Menschen sind nach gewissen Mustern geprägt und so entstandene Parameter werden zur Entscheidungsfindung, aber auch bei der Frage, was gefällt mir und was nicht herangezogen. Es wird nur jemand den DO gehen, wenn er schon dafür prädestiniert war, auch wenn er das vielleicht nicht wusste. Die einzige Möglichkeit, wäre noch jemanden neu und entscheident zu prägen, was vom Alter desjenigen und dessen anderweitigen Hintergrund abhängt. Wenn beispielsweiße ein 12 Jähriger Gewalttäter zum KK-Training geschickt wird, und der Trainer es gleich in der ersten Minute vermag, sich für den Jungen als Ultra-Cool erscheinen zu lassen, dann wird das den Jungen u.U. so stark prägen, dass alte Verhaltensmuster hintenan gestellt werden und er fortan dem DO des Trainer folgt (und folgen will!)
Da das aber eher die Ausnahme sein dürfte, habe ich schon oben angesprochen, dass die Budo-Philosophie nur die wenigen erreichen wird, die sich wirklich damit identifizieren können, weshalb eine andere Sportart in meinen Augen genauso geeignet, wenn nicht sogar geeigneter wäre.

Rugby habe ich deshalb angeführt, weil es in Kontakt recht nahe am Kampf ist, aber dennoch ein reglementierter Sport, der ebenso wie andere soziale Kompetenzen schult, aber hervorragend zum auspowern geeignet ist.

mfg,
Luggage

karlo
24-12-2002, 12:47
Hi Mike,

kannst du ein paar Zeilen über den Budopädagogik Wolters schreiben, taugt das Konzept etwas?

Michael Kann
24-12-2002, 13:09
Original geschrieben von karlo
Hi Mike,

kannst du ein paar Zeilen über den Budopädagogik Wolters schreiben, taugt das Konzept etwas?

Hi Karlo,

da ich bin ich absolut der falsche Ansprechpartner! Wenn, dann ist Herr Dr. Wolters Dein "Mann" ... er, und nur er, kennt seine Konzepte. Zwischendurch pupliziert er seine "Ideen" ja auch in der einschlägigen Fachpresse.

Frohes Fest
Mike

karlo
24-12-2002, 13:28
das ist leider nicht so einfach, ich hatte mal den Auftrag mit ihm in Kontakt zu treten. Nachdem ich ihn angeschrieben hatte, hat er erstmal zurüchgefragt, ob ich ein Konkurrent wäre. Ich habe dann verneint, hab erklärt, was wir von ihm wollen, aber er hat sich nie wieder gemeldet.

Michael Kann
24-12-2002, 13:55
Original geschrieben von karlo
das ist leider nicht so einfach, ich hatte mal den Auftrag mit ihm in Kontakt zu treten. Nachdem ich ihn angeschrieben hatte, hat er erstmal zurüchgefragt, ob ich ein Konkurrent wäre. Ich habe dann verneint, hab erklärt, was wir von ihm wollen, aber er hat sich nie wieder gemeldet.

Ja, so san´s! Also, mir persönlich reicht schon der Aufmacher Dr. J.-M. Wolters ist in Martial Arts Association (MAA) der >Sonderbeauftragter für pädagogische Fragen innerhalb der Kampfkünste< ... dieser "Verband" mit Eintrag ins Handelsregister (!) steht eben für echte Qualität! Wobei ich wieder einmal herzlichste Weihnachtsgrüße vom "Verband" erhielt ... gez. Höhle & Digulla!

Erklärungen wie diese Shoto-Kempo-Ryu Karatedo ist als >Weg zum Friedvollen Krieger< Kampf-KUNST - kein Kampf-SPORT, ist „Erkenntnisboxen“ - kein Kickboxen, ist Selbsterfahrung - und keine Selbstverteidigung. . . geben mir den Rest!

Was ist Dr. Jörg-M. Wolters
Er ist lt. seinen eigenen Ausführugnen
- Oberhaupt (Headmaster, Soke) ist Doshin (Weg-Herz)
- Karatedo Hanshi
- „Intensiv-Karateka“ seit 1978 (was auch immer das sein soll?)
- Mitglied der führenden nationalen und renommiertesten internationalen Budo- und Karate-Organisationen (welche das wohl sind?)
- Begründer der AIDOKAN-UNION FRIEDVOLLER KRIEGER (PEACEFUL WARRIOR MARTIAL ARTISTS UNION), der Internationalen Interessengemeinschaft von Kampfkunst in erzieherischen, sozialen und therapeutischen Feldern > BUDO IN PÄDAGOGIK UND THERAPIE< (BPT) sowie Mitglied der PEACEMAKER-Gemeinschaft
Dazu sei erwähnt ...
1. "Budo-Pädagogik", "Budo-Pädagoge" und "Budo-Pädagogin" ist a) als Begriff und b) als Dienstleistung geschützt; die Anmeldung der Marke beim Bundespatentamt erfolgt.
2. Die Methode "Budo-Pädagogik" im Rahmen von Erziehung und Ausbildung (s.Kl.41 NKA) ist urheberrechtlich geschützt.

Weitere Infos zum Shoto-Kempo-Ryu Karatedo, Aidokan-Budo oder zur BPT unter www.shoto-kempo-kai.de , www.aidokan.de oder www.budo-wolters.de

Tja ... bitte, setze Dich mit Ihm bezüglich weiterer, tiefergehender Fragen bzw. Antworten in Verbindung.

Gruß
Mike

karlo
24-12-2002, 14:27
aber wenn er mich doch für einen Konkurrenten hält, und mir gar nicht antwortet:cry:

trotzdem Danke für die Mühe, Mike

mir reichts schon

Michael Kann
24-12-2002, 14:34
Original geschrieben von karlo
aber wenn er mich doch für einen Konkurrenten hält, und mir gar nicht antwortet:cry:

trotzdem Danke für die Mühe, Mike

mir reichts schon

Damit reihst Du Dich in eine lange Liste "Fragender" ein, die als "Konkurrenten" keine Informationen vom Dr. erhalten! ;)

Gruß
Mike

Ungelenk
07-03-2003, 14:17
wunderschönen Tag


Original geschrieben von Mr.Fister
auf jede von dir angesprochene statistik kommt eine, die gewaltvideos + spielen eher kanalisierende als animierende wirkung bescheinigt ... kannste halten wie die maurer... je nachdem was dir besser in den kram passt ...

fister [/B]

kann sein das einige Statistiken das sagen aber mich würde mal interrssieren wohin Agression kanalisiert werden soll, wenn Adrenalin ausgeschüttet wird aber nicht verbraucht wird weil keine körperliche Anstrengung stattfindet. Wie beim Computerspielen oder Filmsehen.

Mir stellt sich die Frage woher kommt denn die Faszination die von gewaltverherrlichenden Medien ausgeht. Ist das nicht schon ansich ein Ansatz zu Gewaltbereitschaft. Könnte es nicht sein, dass wenn man sich mit dem Konsum solcher übersättigt hat, der Reiz des nur Zusehens oder des nur gepichselten und animierte Figuren auf dem Bildschirm tötens nicht mehr genügend kickt.
Solche Gedanken kann man villeicht in einem nüchternen ausgelichenen Zustand noch mit dem gesunden Menschenverstand unterdrücken. Aber unsere Ellebogengesellschaft und der Alltag in der hetigen hektischen zeit bieten eigentlich genügend Auslöser um den gesunden Menschenverstand für einen Augenblick auszuschalten. Und wenn man dann gerade zufällig eien waffe in der Hand hat, weil man unter Ausnutzung irgentwelcher weicher Stellen des Waffengesteztes unseres Landes oder wie auch daran gekommen ist, dann Knade jedem der gerade zur falschen zeit am falschen Ort ist.
Ich glaube nicht, dass es dem Attentäter von Erfurt als Abiturkandidat grundsätzlich an gesundem menschenverstand gefehlt hat.
Die Fähigkeit zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden kann man leicht dadurch verlieren, dass man sich selbst durch ständigen Konsum elektronischer Medien immer in andere Welten verkriecht oder sich dadurch sogar selbst sozial völlig abkapselt.
Soviel zu meiner Meinung zu dem Thema.
Etwas stark überspitzt würde ich sogar sagen sind wir alle latent potentielle Amokläufer. Wir haben alle noch die psychischen Extremsituationsmechanismen aus der Frühzeit der Menscheitsentwicklung in uns. Aber der heutige Alltag ist in der Evolution der Menschheit relativ neu.

Friede mit Euch allen
Stefan

Ungelenk
07-03-2003, 14:24
'tschuldigung hab ich das doch glatt unter dem falschen thread gepostet. Das gehört eigentlich unter ein ähnliches Thema.
Das passiert halt wenn man während des Schreibens automatisch ausgeloggt wird.

ich hoffe ir seht mir das nach
Stefan

Michael Kann
07-04-2003, 09:50
Zum Thema hat Herr Doktor phil. Jörg-M. Wolters in der neuen KI einen zweiseitigen Bericht (Werbung) stehen. Garnicht schlecht aufgemacht die Sache! Gibt es hier jemanden mit Erfahrungswerten?

Räusper ... da ich weiß, dass Herr Doktor Wolters hier reinsieht, vielleicht äußert er sich doch noch zu den gestellten Fragen ;) und zwar nicht nur zu dieser!

Gruß
Mike