Vollständige Version anzeigen : Entstehung von Gewaltbereitschaft und Prävention
Tag zusammen,
ich würde gerne für einen Lehrgang ein paar Stimmen zum Thema Entstehung von Gewaltbereitschaft hören. (z.B. sind Computerspiele und Filme verantwortlich zu machen? Man erinnere sich an den Erfurt-Thread...) Was ist eurer Meinung nach Hauptfaktor in der Entstehung hoher Gewaltbereitschaft bei Verbrechen verschiedener Art? (z.B. Überfälle, Sexualverbrechen, Terrorismus...)
Uuuund natürlich? Was könnte in den einzelnen Fällen zur Prävention unternommen werden?
Bin mal gespannt, was euch so einfällt.
:gewicht:
Gruß
Thyura
Mr.Fister
25-12-2002, 00:31
in meinen augen ist das soziale umfeld (eltern, freunde) das entscheidende - wenn dir dort von kindesbeinen an regelmäßig vorgelebt wird, das gewalt ein adäquates lösungsmittel darstellt, dann ist die chance relativ hoch, das derjenige sich dessen ebenso bedient... die "bösen" filme und spiele bestätigen dann nur noch, was derjenige eh schon kennt.
das argument mit den spielen und videos allein für sich genommen ist imho totaler bullshit - wenn du über annähernd durchschnittliche intelligenz verfügst und im stande bist realität von fiktion zu unterscheiden und eben nicht aus einem im obigen absatz beschriebenen umfeld stammst, so wird das ganze keine grossartigen spätfolgen haben... ich kenne selbst ne handvoll leute, die in ihrer jugend alles was möglichst indiziert und beschlagnahmt war an games + filmen konsumiert haben und von denen ist bisher keiner gewaltätig worden ... weil ebeb das soziale umfeld nicht dementsprechend war ...
fister
el Martino
25-12-2002, 08:17
Was der genaue Grund ist kann ich auch nicht sagen, aber Computerspiele sind es bei NORMALEN Leuten sicher nicht. Ich selbse spiele seit ca. 2 Jahren q3 und bin trotzdem sehr friedliebend und habe auch noch nie den Drang verspürt irgendjemanden zu köpfen. Was ich mir durchaus vorstellen kann, ist, dass solche Spiele auf ohnehin schon psychisch Labile verstärkend wirken können. Aber wer weiß das schon.
Goshinsatori
25-12-2002, 09:25
HI,
unser lieber Vater Staat und diverse Erzieher und Sozialpädagogen wollen sugerieren durch Videospiele und Fernsehen entsteht Gewalt, um vom eigentlichen Abzulenken.
Ich wehre mich dagegen, daß ich als erwachsener deutscher Steuerzahler vom Staat vorgeschrieben bekomme, was ich spielen darf und was nicht. ES SIND SPIELE !!!!! HALLO STAAT ES SIND SPIELE ! ok, zum Thema zurück !
Ich erlebe es vor der eigenen Haustür. Jugendliche haben keine Beschäftigung, hängen rum, fangen an zu trinken und natürlich zu schlagen, irgendwo muß die Energie ja hin. Dazu noch ein wenig HIP HOP (nichts gegen die Musik, aber so läuft das hier eben) aus dem Gettoblaster, fertig ist die Gang. Die verstehen ja nichts mal, was in den Liedern gesungen wird.
Ich glaube auch, daß es bei vielen einfach Cool ist, zu denen zu gehören, die einfach nur rumhängen.
Jeden einzelnen alleine getroffen ist ok, die können vernünftig sein, aber wehe sie sind in der Gruppe.
Ich denke, da liegt das Problem, nicht in Spielen oder Filmen.
ich halte Spiele und Filme auch nicht für die Ursache, allerdings können sie bei angeknacksten Psychen schon eine gewisse Wirkung haben.
Die Gründe sind vielschichtig. Ein für mich markanter Grund ist Ausgrenzung und damit verbunden mangelndes Selbstbewußtsein. Kommt ein Ausgegrenzter in eine Gruppe von anderen Ausgegrenzten, in der er Anerkennung findet, wird er alles tun um diese zu erhalten gleichzeitig wächst sein Selbstbewußtsein. Er fühlt sich gut(vieleicht zum erstenmal in seinem Leben)und dieses Gefühl will er erhalten, event. steigern. Was liegt näher, als sich gegen die zu wenden, die einen eh nie haben wollten. Die Spirale der Gewalt kann beginnen.
Einer von vielen Gründen. Lösung: Sportvereine, in die jeder rein kann. Trainer, die auch Soziale Kompetenz vermitteln. Lehrer, die Mobingtendenzen im Keim ersticken. Eltern, die sich mit ihren Kindern bewegen, damit diese mit den anderen mithalten können, usw.
freestyle
25-12-2002, 11:25
hi,
also ich ich kann den meisten hier geschriebenen texten nur zustimmen. meiner meinung nach vernachlässigt der staat seine nachkommen!! das rumhängen ist ja auch in den meisten gegenden die einzigste lösung, alles andere kostet geld und wenn die eltern arbeitslos sind ist der teufelskreis schon da.
vereine sind eine möglichkeit nicht die einzigste!! aber es muß bezahlbar sein. aber es muß mehr solche alternativen geben, vielmehr.
gewalt wäre damit nicht verbannt aber würde weniger werden. denke ich.
das thema könnte man beliebig ausweiten und auch einige fakten hinzufügen, aber das würde schon ein buch füllen. :D
http://frank-glaeser.de
Michael Kann
25-12-2002, 16:23
Die erste erzieherische Funktion hat nicht der Staat, sondern die Eltern! Dort werden Weichen gestellt ...
Was in der frühesten Kindheit kaputt bzw. falsch gemacht wird, kann durch den Staat, wobei das so ja auch nicht stimmt, nicht behoben werden!
"Richtungsvorgaben" erfolgen, lt. wissenschaftlichen Studien hauptsächlich durch das persönliche Umfeld (in erster Linie Familie und Freunde).
Die hier häufig geäußerte These, Gewalt, vermittelt durch Filme, Spiele usw., fände nicht statt, teile ich nicht. Hier geht es auch nicht um die Gängelung von "Erwachsenen" (dehnbarer Begriff ... habe ich erst in einem anderen Thread im gleichen Forum zu spüren bekommen ;)) ... sondern in den "Falschen" Händen! Dies sind Filme und Spiele mit Gewalttätigen Charakter in jedem Fall bei Kindern und Jugendlichen! Faktisch, und dies kann ebenfalls durch wissenschaftliche Studien belegt werden, verschwimmen für Kinder und Jugendliche, Aufgrund der fehlenden Reife (teilweise auch bei Erwachsenen weit verbreitet ... bestes Beispiel "Erfurt"), Wirklichkeit und Realität. Gerade in der Probier und Studierphase! Jo ... ich weiß, wir "alle" hier sind schon sooooooo reif, da kann nix in die falschen Bahnen gelenkt werden!
Gruß
Mike
Mr.Fister
25-12-2002, 17:06
das mit den statistiken is so ne sache - auf jede von dir angesprochene statistik kommt eine, die gewaltvideos + spielen eher kanalisierende als animierende wirkung bescheinigt ... kannste halten wie die maurer... je nachdem was dir besser in den kram passt ...
fister
Hi Goshinsatori,
dein Repertoire an Vorurteilen ist ja riesengroß (Hiphop, Staat, Erzieher, ...).
Was hat dies alles mit dem Staat zu tun, so frage ich mich?
Jede Gemeinschaft fängt erst einmal mit der kleinsten Keimzelle an, dem Individium, der Familie, den Gruppen, den Parteien, Lobbyisten, usw.
Wer da nur nach dem Staat schreit hat von Eigenverantwortung noch nichts gehört.
Die Meinung von Michael trifft doch da viel eher den Wesenskern.
Die erste erzieherische Funktion hat nicht der Staat, sondern die Eltern! Dort werden Weichen gestellt ...
Ganz genau!Eine sehr wichtige Aussage denn ich bin immer sehr verwundert über den Ruf nach dem Staat (Letztlich ist der Staat auch nur die Organisationsform für das Zusammenleben einer bestimmten Gemeinschaft und nicht eine verselbstständigte Organisation) denn die meisten von uns wollen eine möglichst geringe Einflußnahme des Staates in eigentlich allen persönlichen Bereichen und sicher auch in der Kindererziehung aber eigene Freiheit bedingt auch eigene Verantwortung.
Und ich kann nicht jemanden verantwortlich machen der den Einfluß gar nicht hat (Wenns gut geht, meine Leistung, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist wars der Staat, ein bißchen einfach...)
Es gibt auch schlicht Aufgaben mit denen die Gemeinschaft, der Staat, überfordert ist.
Ich glaube auch nicht, daß "rumhängen" in manchen Gegenden die einzige, sondern viel mehr die scheinbar bequemste Lösung ist, oft eben auch ähnlich von den Eltern vorgelebt.
Was die Filme angeht, ich bin einer ähnlichen Auffassung wie Michael, auch ich sehe darin eine Gefahr(Stichwort: "Wenn die Leute aus einem Western kommen gehen sie ganz anders.."), oder viel mehr ein Mosaiksteinchen das zum Gesamtbild beitragen kann.
Ich will aber umgekehrt nicht der Zensur das Wort reden, denn *****grapfische oder auch Gewalti ndizierende Zensur spiegelt letztlich nur moralische Werte, Überzeugungen und damit Meinungen wider und das kann, weiter gedacht auch andere Meinungen in Mitleidenschaft ziehen.
Eine Zugangsbeschränkung halte ich aber für sinvoll.
Was bewirken nun solche Filme, Spiele? Letztlich sehe ich sie nur als Gefährlich an wenn sie in das Gesamtbild passen, Gewalt ist ein erfolgversprechender und vor allemüblicher Konfliktlöser. wenn das zu Hause so erlebt wird, im Freundeskreis ähnlich gehandhabt wird und die Idole im Kino ähnlich agieren kann es eben doch gefährlich werden.
Aber letztlich kann man in einer Gesellschaft die dem einzelnen ein Höchstmaß an individuellen Freiheiten zubilligen will (Soll, versucht..) diesen und auch die Gemeinschaft nicht in letzter Konsequenz vor sich selber schützen.
Was sexuelle Gewalt angeht so glaube ich nicht, daß dieser mehr als schon seit jeher auftritt sie wird nur medial mehr verbreitet.
was Überfälle angeht, so sie nicht aus den beiden obigen Motivationen resultieren sind sie schlicht finanziell motiviert, auch das gabs schon immer und wird es immer geben so lange Abhängig vom Grad der Bedürftigkeit oder der Intensität des Strebens nach Reichtum eine Wahrscheinlichkeit besteht mit seinem Handeln durchzukommen.
Terroristische Gewalt ist für mich etwas völlig anderes, nimmt man nun den Palestinensischen Terrorismus (Im weitesten Sinne auch Al Quaida) so ist dies schlicht die Waffe der Schwachen. Die einzige Möglichkeit aufzubegehren. Das ganze vor dem Hintergrund das vor allem das Kanonenfutter nicht viel zu verlieren hat.
In Nordirland oder im Baskenland ist es letztlich nicht anderes es ist kein politisches Gehör da, keine Möglichkeit der Wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, medialen Einflußnahme auf die Entschreidungsträger gleichzeitig ist eine offene Militärische Auseinandersetzung mit dem Opponenten im Hinblick auf das Ziel wenig Ratsam, da bleibt nur der Terror.
Weswegen ich auch nicht an einen militärischen Erfolg gegen den Terror glube zumindest wenn man sich beim Vorgehen einen Rest von Rechtstaatlichkeit bewahren will.
Soweit, so gut...wir sind uns einig, wie ich sehe, aber das soll die Gruppe im Endeffekt auch erarbeiten. Wollte nur mal so auf eure Resonanz hören ;)
Wie seht ihr Möglichkeiten zur Prävention verschiedenster Verbrechen oder Gewalttaten? Kann das ganze überhaupt geändert werden (Elternhaus) und wie?
Gruß
Thyura
freestyle
25-12-2002, 18:35
hi,
ja ich stimme dir zu, das die erste erzieherischen maßnahmen von den eltern kommen, aber der zweite punkt sind dann freundeskreis und später in der lehre weitere bekannte, sofern er eine lehrstelle hat.
wenn ich der jugend keine perspektiven bieten kann brauch ich mich auch nicht wundern wenn sie sich selbst zu randgruppen machen und sich von der gesellschaft abgrenzen. und das ist die verantwortung aus der sich der staat nicht entziehen kann!! denn wenn die kids älter werden fordert er auch von ihnen!
http://frank-glaeser.de
Michael Kann
25-12-2002, 19:29
Original geschrieben von freestyle
hi,
ja ich stimme dir zu, das die erste erzieherischen maßnahmen von den eltern kommen, aber der zweite punkt sind dann freundeskreis und später in der lehre weitere bekannte, sofern er eine lehrstelle hat.
wenn ich der jugend keine perspektiven bieten kann brauch ich mich auch nicht wundern wenn sie sich selbst zu randgruppen machen und sich von der gesellschaft abgrenzen. und das ist die verantwortung aus der sich der staat nicht entziehen kann!! denn wenn die kids älter werden fordert er auch von ihnen!
http://frank-glaeser.de
hi frank,
bitte zeige mir mal die Perspektiven auf, die nach Deiner Meinung nach der Staat (das Volk!) der Jugend vorenthält?
Gruß
Mike
Das Elternhaus ist natürlich das Wichtigste, dort wird schon einiges entschieden. Dummerweise gibt es Eltern die recht schnell an ihre Grenzen stoßen -ist wie in der KK- deshalb muß auch das Umfeld stimmen.(Kindergarten,Schule,Vereinslandschaft,usw . Hier sehe ich schon eine Mit-Verantwortung bei den Kommunen.
Michael Kann
25-12-2002, 19:58
Original geschrieben von karlo
Das Elternhaus ist natürlich das Wichtigste, dort wird schon einiges entschieden. Dummerweise gibt es Eltern die recht schnell an ihre Grenzen stoßen -ist wie in der KK- deshalb muß auch das Umfeld stimmen.(Kindergarten,Schule,Vereinslandschaft,usw . Hier sehe ich schon eine Mit-Verantwortung bei den Kommunen.
Verantwortung der Kommunen?
Wieviele Stunden verbringen denn Kinder im Kindergarten?
Wieviele Stunden verbringen sie in der Schule?
Wieviele sind überhaupt in Vereinen organisiert und wieviel Zeit bringen sie dort zu?
Wieviele Stunden pro Tag?
Wie lange ist ein 1 - 3 Jähriger im Elternhaus untergebracht oder bei Verwandten?
Wieviel Zeit bringt ein Kind im Alter von 4 - 6 Jahren im Elternhaus zu?
Wieviel Zeit bringt ein Kind im Alter von 6 - 10 Jahren im Elternhaus zu?
Wieviel Zeit bringt ein Kind im Alter von 10 - 12 Jahren im Elternhaus zu?
Wieviel Zeit bringt ein Jugendlicher im Alter von 12 - 14 im Elternhaus zu?
Wieviel Zeit bringt ein Jugendlicher im Alter von 14 - 16 im Elternhaus zu?
usw. usf. .............................
Goshinsatori
25-12-2002, 21:13
HI,
leider hat der Staat etwas mehr Verantwortung, als ihr teilweise warhaben wollt. Es ist leicht, zu sagen, die ELTERN können....
Was ist denn heute los ?
Geld ist überall knapp. Also kommt die Kindererziehung erst an zweiter Stelle, denn ohne Kohle müsste man verhungern.
Wer kann etwas tun, damit Familien mehr GELD haben ?
DER STAAT kann.
Sofern er dieser Verantwortung nicht oder schlecht nachkommt, kann ich die Erziehung nicht nur von den Eltern abhängig machen.
Das ist zu leicht.
Sagen wir mal, es ist ein Teufelskreislauf.
Michael Kann
25-12-2002, 22:44
Also, wie bitte schön soll der Staat hier in die Bresche springen? Welche Möglichkeiten hat er?
Der Staat, dass sind wir! Oder?
Erziehung ist Elternpflicht und das von anbeginn .... gebe Dir recht, wenn Du sagst, Geld ist knapp .... sicherlich nicht überall, aber es ist knapp ... doch wie will der Staat, dessen Schulden (also auch Deine!) pro Sekunde steigen, Gelder herbekommen, die er dann "verschenkt" um den Eltern das zu Hause bleiben leicht zu machen? Die Strukturen, selbst in der kleinsten Zelle des Staates, nämlich der "Familie", haben sich verändert ...
Welche Höhe hat die Staatsverschuldung gegenwärtig?
Auch im Jahre 2001 haben die Staatsausgaben die Staatseinnahmen bei weitem überstiegen. Es wurden neue Schulden aufgenommen, und es war ein wesentlicher Anteil der Staatsausgaben, der auf diese Weise finanziert wurde. Endabrechnung für 2001 laut Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts:
Staatseinnahmen 922 Mrd. EUR
Staatsausgaben -971 Mrd. EUR
------------------------------
Fehlbetrag -49 Mrd. EUR (=Neuverschuldung)
Die Finanzpolitik strebt an, in einigen Jahren die Einnahmen und Ausgaben eines Jahres ins Gleichgewicht zu bringen ("ausgeglichener Haushalt", "Neuverschuldung Null"). Die obigen Zahlen machen deutlich, wie gewaltig die Steuererhöhungen und/oder Sparmaßnahmen sein müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
Ende 2001 hat die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte in Deutschland eine Höhe von 1195 Milliarden EUR erreicht (knapp 1,2 Billionen EUR). Das sind etwa 15.000 EUR pro Kopf der Bevölkerung, vom Säugling bis zum Greis.
Diese Gesamtverschuldung zieht eine gewaltige Zinslast nach sich. Unser Staat gab 2001 jeden siebten Steuer-Euro für Zinsen aus! Ohne diese Last könnten also Lohnsteuer, Umsatzsteuer, Mineralölsteuer usw. jeweils um 1/7 niedriger sein.
Zinseszins-Teufelskreis!
Ich bin noch relativ jung, doch ich bin ebenfalls mehr bei meinen Großeltern aufgezogen worden als von meinen Eltern .... dabei, und daran kann ich mich noch gut erinnern, war dies zur damaligen Zeit der Regelfall ... aufgewachsen in armen Verhältnissen, in einem Umfeld das heute noch einschlägig bekannt ist, heute würde man Assozial sagen (obwohl der Begriff total falsch ist!). Mein Vater voll Berufstätig, Mutter Teilzeit oder Vollzeit, je nachdem ob sie einen Job bekam oder nicht ... Arbeitslosengeld? Was ist das? Und trotz allem hat es funktioniert, eben weil die kleinste Zelle des Staates funktioniert hat ... die Familie!
Heute ... sorry Leute, aber seht Euch doch einfach mal um ... sind wir mal ehrlich, bei mir trainieren ca. 120 Kinder ... Eltern seh ich bei mir im Training vielleicht zehn und das sind immer die gleichen Gesichter und die einzigen, die sich faktisch dafür interessieren was ihr Sproß tut. Der Rest hat nie Zeit! Dies liegt u.a. am Geldverdienen, aber nicht nur! Das Verhältnis hat sich total verändert ... vielleicht erscheint es nur mir so, aber ich habe hier Eltern, die Regelrecht froh darüber sind, ihre Sprößlinge nicht zu sehen.
Hier stimmt doch irgendwas nicht? Wenn das Geldverdienen, die eigene Freizeit oder Zukunft über der des eigenen Kindes steht, dann finde ich es nicht mehr normal! Ob dies gewollt ist? Ich glaube schon!
Die Werte haben sich verändert!
Mit diesem Thema beschäftigte sich um 1996 bereits Freerk Huisken, Professor der Erziehungswissenschaften an der Universitaet Bremen. Seine Ergebnisse werden u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Wissenschaft im Dialog unterstützt.
In einer aktuellen Forschungsarbeit zum Thema "Jugendgewalt" hat Huisken nach den Ursachen fuer dieses gesellschaftlich brisante Phaenomen gefragt - und neue wissenschaftliche Antworten gefunden. Die Erkenntnisse des Bremer Hochschullehrers stellen dabei die Ergebnisse bisheriger Untersuchungen - z.B. der bekannten Bielefelder Professoren Klaus Hurrelmann und Wilhelm Heitmeyer - prinzipiell in Frage.
In seiner zentralen These weist Huisken die Diagnose zurueck, dass es gewalttaetigen Kindern und Jugendlichen an Selbstbewusstsein fehle. Es verhalte sich genau umgekehrt, so der Bremer Hochschullehrer: Jugendgewalt ist nur eine radikale Variante des Selbstbewusstsein-Kultes, der in unserer Gesellschaft - zu Unrecht - allgemein geachtet und praktiziert wird.
Freerk Huisken kritisiert, dass unter dem Etikett "Jugendgewalt" Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen zusammengefasst werden, die voellig unterschiedliche Ursachen haben. Niemand kommt auf den Gedanken, Fussballfouls, Vergewaltigungen oder Kriege pauschal als "Erwachsenengewalt" zu bezeichnen. Ebenso ist es unzulaessig, von "der Jugendgewalt" zu sprechen. Politisch motivierte Gewalttaten gegen Auslaender, "kriminelles Verhalten" (z.B. Eigentumsdelikte), die klassische "Schueler-Disziplinlosigkeit" oder die scheinbar sinnlose Roheit der Kinder und Jugendlichen im Umgang untereinander sind Phaenomene unterschiedlichen Ursprungs, die sich nicht unter diesem Begriff abbuchen lassen. Huiskens Vermutung: Diese theoretische Gleichmacherei entsteht, weil die nachwachsende Generation allein am Massstab der reibungslosen Einordnung in die bestehende Gesellschaftsordung gemessen wird.
Die neuerdings gehaeuft auftretende geistige Roheit, die sich in sprachlicher und koerperlicher Brutalitaet zwischen Kindern und Jugendlichen aeussert, erklaert Huisken mit deren Drang nach Geltung und Anerkennung. Die jungen Menschen brechen bewusst moralische, soziale und institutionelle Regeln. Sie lassen sich dabei nicht von den Folgen abschrecken, die dies fuer sie oder ihre Opfer hat. Der Grund ist ein Motiv, das in der Erwachsenenwelt gut bekannt ist: Diese Kinder und Jugendlichen wollen sich gegenueber anderen als Ueberlegene Individuen in Szene setzen. Sie machen ihren Anspruch auf Geltung deutlich und setzen ihn in einer Weise durch, die keinen Widerspruch duldet.
Dabei machen sie sich gar nicht erst davon abhaengig, dass ihnen von anderen aus freien Stuecken Anerkennung entgegengebracht wird. Vielmehr stellen sie das Ueberlegenheits-Verhaeltnis entschlossen und ruecksichtslos her und erzwingen so die Anerkennung. Der letzte Schritt - das Opfer auch durch koerperliche Gewalt zum Unterlegenen zu machen - liegt dabei nahe. Mitleid mit dem Opfer ist dabei unangebracht. Der Wunsch, sich als Ueberlegene und "coole Typen" vorzufuehren und dies auch zu geniessen, ist den gewalttaetigen Kindern und Jugendlichen so wichtig, dass sie alle Regeln brechen.
Aufgrund dieser Analyse kommt Huisken zu dem Urteil, dass alle bestehenden "klassischen Erklaerungen" fuer "die Jugendgewalt" die Sache nicht treffen. Jugendgewalt als Ergebnis der Gewalt in den Medien ist fuer den Bremer Hochschullehrer eine gaenzlich unzutreffende Theorie. Wie brutal die Fernsehbilder auch sind - sie produzieren nicht automatisch bzw. urteilslos kindliche Gewalttaeter. Es kommt vielmehr darauf an, welche urteilende Stellung der jugendliche Zuschauer hat. Nur wer Gewalttaetigkeit bereits als Mittel akzeptiert hat, laesst sich vom Fernsehen anregen. Wer hingegen das Brechen des Willens durch Gewalt als Mittel zur Verfolgung eigener Ziele verabscheut, der verabscheut auch Gewaltdarstellungen und ist immun gegen das "Imitationslernen".
Ebenso weist Freerk Huisken die Theorie zurueck, dass sich gesellschaftliche Verlierer in gewalttaetigen Aktionen abreagieren. Ob ein Heranwachsender betruebt, resignierend oder gleichgUeltig auf schulischen oder sozialen Misserfolg reagiert oder ob er diesen nicht wahrhaben will und deshalb kompensierend "zuschlaegt", haengt ganz vom Selbstbefund ab, zu dem er es bis dahin gebracht hat.
Gewalttaetigen Kindern und Jugendlichen, so das Fazit Huiskens, fehlt es demnach nicht an Selbstbewusstsein - wie von vielen Theoretikern behauptet. Vielmehr ist ihre Gewalt eine Auspraegung des Selbstbewusstsein-Kultes unserer Gesellschaft. In der Erwachsenen-Welt gehe es tagtaeglich darum, sich als der Bessere, Staerkere, Schoenere und Erfolgreichere zu praesentieren. Dies geschieht in der Regel in zivilisierten Formen, weil Erwachsene eine kalkulierende Ruecksichtnahme auf die Folgen ihres Tuns nehmen muessen. Bei Kindern und Jugendlichen ist dies anders: Sie mUessen ihren Lebensunterhalt noch nicht selbst sichern und deshalb nicht Ueberlegen, welche Konsequenzen ihre Selbstdarstellungsbemuehungen haben.
Die heutige Erziehung, so Huisken, foerdert die Verrohung der Kinder und Jugendlichen. Aus familialer Not oder aus paedagogischer Absicht heraus fordert sie Heranwachsende einerseits zu mehr Selbstaendigkeit und Selbstbewusstsein auf. Andererseits enthaelt sie den Kindern aber alle Mittel vor, sich entsprechend zu betaetigen. Das allgemeine Erschrecken Ueber die "ausgerasteten Kids" ist fuer Freerk Huisken somit nicht mehr als eine "objektive Heuchelei". Die Erwachsenen wollen nicht wahrhaben, dass Kinder in gewisser Hinsicht das Spiegelbild ihrer eigenen Psychologie sind, mit der sie versuchen, in der buergerlichen Welt zurechtzukommen.
Die Forschungsergebnisse von Freerk Huisken sind unter dem Titel "Jugendgewalt. Der Kult des Selbstbewusstseins und seine unerwuenschten Fruechtchen" auch im VSA-Verlag Hamburg erschienen.
Lehrer Online http://www.lehrer-online.de/index.htm beschäftigt sich u.a. ebenfalls mit dieser Thematik ... hier ein Ausschnitt
Thema Gewalt in Computerspielen
Gewalt wird als "normal", als echtes Problemlösungsmuster akzeptiert.
Keine monokausale Erklärung
Das Thema Gewalt nimmt bei der Betrachtung von Medien einen besonderen Stellenwert ein. Dabei darf natürlich das Fernsehen nicht aus seiner Pflicht entlassen werden, solange wir durchschnittlich mehrere Hundert Morde pro Woche sehen können (kurze Anmerkung von mir dazu ... alleine bei der Übertragung der Morde in Ruanda, sah man täglich mehrmals wie Menschen ermordert wurden ... teilweise zerstückelt und zerhackt vor laufenden Kameras ... das soll gesund für Kinder und Jugendliche sein?). Doch wie oben festgestellt, hat durch die personale Substitution das Thema bei Computerspielen größeres Gewicht.
Allgemein kann man festhalten, dass der mediale Gewaltkonsum umso stärker wirkt, wie die links dargestellten Faktoren zutreffen. Dies gilt unabhängig vom Medium.
Es gibt also keinen einfachen Kausalzusammenhang zwischen dargestellter Gewalt und nachgeahmter Gewalt, aber bestimmte Faktoren begünstigen den Zusammenhang.
Erklärungsversuche
Je näher die dargestellte Gewalt dem Alltag der Heranwachsenden kommt, umso bedrohlicher ist sie! z. B. Computerspiel als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen
z. B. ähnliche Situationen
z. B. lohnende Gewalt
z. B. gewaltreiche/"kalte" familiäre Situation
Was ist das Problem?
Nachahmung?
Es gibt immer wieder die tragischen und dramatischen Fälle wie in Littleton, USA oder auch Meißen in Deutschland, in denen offenbar der mediale Gewaltkonsum zu fürchterlichen Bluttaten, auch als Nachahmung, geführt hat. Doch angesichts von Millionen, die täglich Morde und Verbrechen im Fernsehen sehen, die täglich brutalste Ballerspiele konsumieren, bleiben diese Fälle trotz aller Tragik Einzelfälle. Wie oben gesagt, gibt es keinen monokausalen Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Gewaltanwendung.
Bedenkliche Entwicklungen
Trotzdem gibt es einige besorgniserregende Entwicklungen, die für Fernsehen wie für Computerspiele gleichermaßen gelten. Die Übertragbarkeit des Gesehenen auf die eigene Lebenswirklichkeit wird erleichtert durch eine immer realistischere Darstellung (z.B. verbesserte Grafiken). Das viel größere Problem erscheint die Verschiebung der Werteskala, die zunehmende Verrohung der Kinder. Die Empathiefähigkeit, das Mitleid mit einem Opfer, sinkt angesichts der tausendfachen Blutorgie (real oder nicht).
Die Lösung von Problemen geschieht über Gewaltanwendung. Es ist für Kinder und Jugendliche schwer zu verstehen, warum diese Problemlösungsmuster nicht auch in der Realität funktionieren sollen.
Einige Stimmen zum Thema:
Jürgen Kuri, c´t-Magazin
"Die immer realistischeren Spiele ermöglichen eine immer stärkere Übertragbarkeit auf die Realität."
Jo Groebel, Europ. Medieninstitut
"Es findet eine "Verrohung" statt, die Werteskala verschiebt sich. Plötzlich ist ein viel harmloserer Vorgang wie ein Tritt in den Bauch nicht mehr so schlimm."
Jo Groebel, Europ. Medieninstitut
"Man sieht das Phänomen, dass gewaltbereite und -erfahrene Jugendliche durch die Darstellung von Gewalt weiter Gewaltanwendung und Techniken lernen"
Ohne Familie keine Zukunft ... dies sagte Manfred Carstens,
Landesvorsitzender und Mitglied des Deutschen Bundestages
Die Familie ist das Fundament unserer Gesellschaft; hier lernen die Menschen Geborgenheit, Vertrauen, Toleranz und Rücksichtnahme, Opferbereitschaft und Mitverantwortung kennen.
Schlaue Worte ... doch die Realität sieht leider anders aus ... Familie, was ist das?
Was ist, wenn alles wichtiger ist als die Familie?
Dass, was eine Familie ihren Angehörigen mitgeben kann, kann durch keine andere Institution übernommen werden ... unterstützt? .... Ja! Aber die Vorarbeit leistet die Familie!
Gruß
Mike
freestyle
26-12-2002, 10:45
hi,
also was der staat den jugendlichen vorenthält.
also hier wo ich wohne kommen die schüler mit einem realschulabschluß von der schule. sie sollen dann eine lehrstelle suchen. nun rat mal wieviele eine bekommen. ich bilde selbst lehrlinge aus, da wir bevor wir einstellen probearbeiten lassen und auch ein paar test machen weiß ich das viele sehr schwarz in die zukunft schauen. perspektivlosigkeit ist weit verbreitet.
schlechte wirtschaftslage, arbeitslosigkeit und die unzufriedenheit der eltern, alles nährboden für gewalt (man sucht schuldige, meist minderheiten)
weiterhin fällt in die staatspflicht die bildung. ich möcht nicht unbedingt auf pisa zurückgreifen, aber was ich selbst erlebe mit den abgängern ist grauenhaft bis auf einige ausnahmen. damit wird ihnen wieder ein stück zukunft genommen. ein berufsschullehrer mit dem ich mich treffen wollte um mit ihm und dem lehrling und den eltern das bestehen des lehrlings zu sichern war dem lehrer zu viel: "nicht doch in meiner freizeit." da hat er doch wichtigeres zu tun. schuld des staates? ja!! warum stellt er sowas ein?
in einem kleinem betrieb wirst du einfach rausgeschmissen wenn du dauerhaft deine leistung nicht bringst.
gut das war eigentlich schon viel zu viel.
http://frank-glaeser.de
Michael Kann
26-12-2002, 11:04
D.h. nach Deiner These werden Kinder erst im (späten) Jugendalter, nämlich so um die 16 Jahre erzogen!?
Ich verstehe Deinen Antritt, doch ERZIEHUNG beginnt nicht erst mit 16 Jahren. Die Weichen werden viel früher gesetzt!
Frohes Fest
Mike
freestyle
27-12-2002, 09:58
hi micha,
habe doch geahnt das du nochmal drauf antwortest. ;)
nein erziehung fängt bereits mit dem ersten lebenstag an, keine frage. aber ich denke gerade das alter so um die 16 jahre ist bei einigen sehr gefährlich, besonders beim thema gewalt.
ich denke hier ist erziehung am schwierigsten, aber für alle. damit meine ich eltern, lehrer und ausbilder. den größten einfluß haben in der zeit der freundeskreis.
besonders scheint da ein problem mit der hemmschwelle zu sein.
wir haben einige polizisten im verein, da erfahre ich manchmal so sachen die sich auf den straßen berlins ereignen.
beispiel:
ein 16-jähriger und sein 22 jahre alter bruder schlagen einen über 50-jährigen mann in der strassenbahn zusammen, nachdem der mann am boden liegt treten sie weiter auf ihn ein, der mann kommt ins krankenhaus mit einer schädelfraktur und schweren weiteren verletzungen. jedenfalls ist das nicht normal. ob man das allerdings durch erziehung verhindern könnte..........ich denke ja, aber beweisen kann ich es nicht.
http://frank-glaeser.de
Michael Kann
27-12-2002, 10:05
Hi Frank,
mir wäre es in einem solchen Fall sehr wichtig, soziale Umfeld des Täters zu kennen! Sprich, festzustellen, ob und in welchem Umfang dieses Umfeld zu der Tat beigetragen hat. Dies sind nämlich nach meiner Meinung nach die wichtigsten Faktoren. Hierbei spielt es eine um so größere Rolle, in was für einem Familienverband der Täter aufwuchs ...
Das, gerade im spätpupertären Alter die Beeinflussung durch Freunde zunimmt steht außer Frage ... doch ich glaube, dass selbst hier die Familie durch ihren Einfluss (bewußt/unbewußt?) mit lenkt!
Gruß
Mike
@Michael Kann
Hast du selber Kinder?
Mann kann nur bis zueinen gewissen Grad einfluss auf seine Kinder nehmen,was diese daraus machen müssen diese selber endscheiden!
mfg
hammer9rr
27-12-2002, 11:41
Beispiel für die hilfe des staates an überforderte eltern:
wenn eltern mit ihrem kind nicht mehr zurechtkommen und dies auch einsehen und hilfe vom staat haben wollen (einweisung in ein heim, gewaltabbauende maßnahmen etc.), so wird diese abgelehnt mit der begründung, dass er (das kind) dies freiwillig machen muss, damit ein erfolg abzusehen ist. eine zwangseinweisung wäre nach aussage des staates erst möglich, wenn eine schwere körperliche gewalttat vorliegt. so geschehen in meinem bekanntenkreis......
solch eine situation ist doch unhaltbar! in diesem falle WOLLTEN die eltern hilfe und haben sie nicht bekommen. und hier war es mal nicht die "typische" familie (sorry für diese verallgemeinerung aber jeder dürfte wissen was gemeint ist) sondern eine gut situierte familie mit einem eigenen einfamilienhaus in einem ruhigen vorort. hier sollte doch der staat helfend unter die arme greifen, oder etwa nicht? hinterher die opfer trösten oder wie? warum nicht schon vorher helfen und allen beteiligten viel leid ersparen???
Michael Kann
27-12-2002, 11:51
Original geschrieben von esdo
@Michael Kann
Hast du selber Kinder?
Mann kann nur bis zueinen gewissen Grad einfluss auf seine Kinder nehmen,was diese daraus machen müssen diese selber endscheiden!
mfg
Nein ... eigene Kinder habe ich keine! Alle ausgeklagt;)
Qualifiziert mich dies als Teilnehmer dieser Runde jetzt ab?
Im übrigen, nicht nur "MANN" (Vater, Onkel, Opa, Erziehungsberechtigter ... ), sondern auch "FRAU" (Mutter, Tante, Oma, Erziehungsberechtigte ... ) kann bis zu einem gewissen Grad Einfluß nehmen ...
Entscheidend finde ich, dass Studien belegen, dass gerade im Kindesalter die Weichen für die Zukunft gestellt werden ... dies läßt sich vor allem daran erkennen, dass Gerichte, Staatsanwälte und Anwälte gerne auf diese Daten zurückgreifen. Gerichte stehen heute oftmals Tätern zu, dass sie in ihrer Kindheit selbst Opfer waren ... es so zu sagen selbst nicht anders erlebt und gelernt haben! "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr"!
Mit dieser doch recht schwer verstehbaren Materie beschäftigen sich u.a. sogenannte Profiler und natürlich Mitglieder des psychologischen Dienstes der Polizei!
Ausschnitt aus Studien der Bundesarbeitsgemeinschaft
Welche Faktoren tragen dazu bei, dass man sich zum Täter entwickeln kann?
Gesellschaftsbedingte Faktoren
- Patriarchale Ideologie von männlicher Verfügungsgewalt Gegenüber Frau und Kind.
- Machtungleichheit zwischen Erwachsenen und Kindern.
- Die männliche Tendenz, emotionale Bedürfnisse (z.B. nach - Zuwendung, Zärtlichkeit) zu sexualisieren.
- Kulturelle Darstellung der (weiblichen) Sexualität als Ware (Werbung, *****graphie).
- Gesellschaftliche Akzeptanz und Unterstützung aggressiven Sexualverhaltens von Männern.
- Erotisierung von Kinderdarstellungen in der Werbung und In Filmen, Zunahme der Kinder*****graphie.
- Gesellschaftliche Toleranz gegenüber sexuellem Interesse an Mädchen (Lolita-Mythos, Pädosexualität).
- Männliche Sozialisation zu Machtausübung und Dominanz gegenüber Schwächeren.
- Geringfügiges Strafverfolgungsrisiko.
- Soziale Toleranz gegenüber abweichendem Verhalten unter Alkoholeinfluss.
Persönlichkeitsbedingt
- Emotionale Unreife ... Flucht in sexuelle Kontakte zum Kind. Diese werden als emotional bereichernd erlebt. Der Täter identifiziert sich emotional mit dem Kind.
- Hemmung oder Weigerung, eine altersangemessene und partnerschaftliche Beziehung zu einer erwachsenen Partner/in einzugehen.
- Der Täter hat häufig sexuelle Versagensangst und unzureichende soziale Kompetenzen (Konflikte, Frustrationstoleranz).
- Wenn er selbst Opfer Sexuellen Missbrauchs war, kann er durch frühes Modellernen die Handlungsweisen übernehmen. Er versucht vielleicht eigene Opfererfahrungen auf diese Weise zu bewältigen bzw. sich zu "rächen".
- Geringes Selbstwertgefühl
- Repressive Normen bezüglich Masturbation und außerehelichen Beziehungen
- Einfluss von Drogen
- Verharmlosung des verursachten Schadens.
Täter haben vor allem Probleme in vier Bereichen Ihrer Persönlichkeit
- Geschlechtliche Identität
- Aggression
- Negatives Selbsterleben (häufig verbunden mit negativer Einstellung und Bewertung des eigenen Körpers)
- Beziehungsunfähigkeit
Dies sind zumeist Dinge, die vor allem im Kindesalter erlebt und verarbeitet werden ... sprich:
- Identität mit dem eigenen Geschlecht
- Umgang mit Aggressionen
- Umgehen mit negativen Erlebnissen
- Umgang mit der Familie, Freunden, dem anderen Geschlecht usw.
Gruß
Mike
@Michael Kann
Qualifiziert mich dies als Teilnehmer dieser Runde jetzt ab?
Natürlich nicht! Aber wenn du mit betroffenen Eltern sprichtst,wirst du feststellen das diese sich die endwicklung ihrer Kinder auch nicht erklären können. Freilich trägt das Elternhaus zur Positiven oder Negativen endwicklung mit bei.
Gehöre selber zu den betroffenen Eltern,weiß also wovon ich spreche.
Nun habe ich aber keine Zeit muß zum Training Unterrichten.
mfg
freestyle
27-12-2002, 13:42
hi,
also in meiner unmittelbaren verwandschaft gabs da auch mal einen sehr schwerwiegenden fall. alter war so ca 18 jahre.
wandte sich der rechten szene zu und war nicht mitläufer sondern in kurzer zeit doch eher eine "führungsperson", die mutter erzieherin und der vater kaufmann. keine misshandlung oder rechtes gedankengut in der familie. heut ist er verheiratet hat ein kind und ein ganz vernünftiger junger mann mit verantwortung für sich und sein umfeld. aber die zeit bis dahin war für alle in seinem umfeld arg streßig.
aber auch von mir selbst kann ich einiges erzählen. gerade im alter von 17 jahren verloren meine eltern immer mehr den einfluß auf mich. mit 18 jahren verweigerte ich den wehrdienst. was das in der ddr bedeutete können sich hier einige bestimmt vorstellen. später ließ ich mich überzeugen den dienst nicht an der waffe sondern als bausoldat zu leisten. später kam dann die wende und damit war das eh erledigt. aber in der zeit war es für meine eltern unmöglich einen einfluß auf mich auszuüben. hat sich heut aber geklärt und ich habe ein super verhältnis zu meinen eltern.
http://frank-glaeser.de
Michael Kann
27-12-2002, 14:03
Ich glaube, hier werden verschieden Dinge miteinander versucht zu vergleichen ... "Birnen mit Äpfeln" ... das haut nicht hin! Ich versuche mich auf die Überschrift "Entstehung von Gewaltbereitschaft und Prävention" zu beziehen!
Gruß
Mike
freestyle
27-12-2002, 15:25
hi,
ich auch.
http://frank-glaeser.de
Beispiel für die hilfe des staates an überforderte eltern:
wenn eltern mit ihrem kind nicht mehr zurechtkommen und dies auch einsehen und hilfe vom staat haben wollen (einweisung in ein heim, gewaltabbauende maßnahmen etc.), so wird diese abgelehnt mit der begründung, dass er (das kind) dies freiwillig machen muss, damit ein erfolg abzusehen ist. eine zwangseinweisung wäre nach aussage des staates erst möglich, wenn eine schwere körperliche gewalttat vorliegt. so geschehen in meinem bekanntenkreis......
Eine Zwangsmaßnahme kann ja auch nur die letzte Möglichkeit sein aber daß es keine Hilfen gibt ist schlicht nicht richtig.
So genannte "Erziehungsförderung" ist in den §§ 16-21 Sozialgesetzbuch VIII und "Erziehungshilfe" in den §§27-41 geregelt, Ansprechpartner ist das Jugendamt.
Und ebenso ist es falsch, daß erst eine Veruteilung von Nöten ist um weitergehende Maßnahmen zu ergreifen.
"§1666 BGB
I Wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes...durch unverschuldetes Verhalten der Eltern...gefährdet ...so hat das Familiengericht..wenn die Eltern nicht in der Lage sind, die Gefahr abzuwenden, die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maßnahmen zu treffen."
Man beachte, daß dies keine "Kann" Vorschrift ist, sondern, daß das Gericht sogar zum Handeln verpflichtet wird!
Und:
"§1666a BGB
I Maßnahmen, mit denen eine Trennung des Kindes von der elterlichen Familie verbunden ist, sind nur zulässig, wenn der Gefahr nicht auf andere Weise,auch nicht durch öffentliche Hilfen, begegnet werden kann.
II Die gesamte Personensorge darf nur entzogen werden, wenn andere Maßnahmen erfolgslos geblieben sind oder wenn anzunehmen ist, daß sie zur Abwendung der Gefahr nicht ausreichen."
Dennoch wundert mich immer der sofortige Ruf nach dem Staat und einer wie geschildert recht gut situiertern Familie ist es in meinen Augen zuzumuten zunächsteinmal auf eigene Kosten z.B. psychologische Beratungen in Anspruch zu nehmen.
Damit eben Kapazitäten für die Frei sind,die sich soetwas eben nicht leisten können.
Was den Einfluß durch die Eltern angeht, ich denke dieser ist größer als oft gedacht, nur lassen sich Kinder eben nicht nur durch das beeinflußen, was die Eltern ihnen bewußt vermitteln wollen sondern wahrscheinlich sogar viel mehr durch das was, oft auch unbewußt, vorgelebt wird.
Ist ähnlich wie im Dojo, man kann 1000 mal sagen etwas wird so oder so gemacht, wenn ich es einmal selber falsch mache, wird das hängen bleiben.
Und das können auch Kleinigkeiten sein, Papa schimpft immer über korrupte Politiker die mit der Flugbereitschaft in den Urlaub fliegen, daß er aber seine Privatkopien in der Firma macht, seine Telefongespräche vom Diensttelefon führt, den Dienstwagen möglichst häufig Privat nutzt, Kopierpapier, Druckerpatronen und was nicht alles aus der Firma mitbringt ist in Ordnung.
Ebenso bei der Kilometerabrechnung ein bißchen zu mauscheln, bei der Steuererklärunge hier und dort ein wenig mehr oder weniger anzugeben (Macht ja jeder..), Geschwindigkeitsbegrenzungen ebenso wie Parkverbotsschilder sind so ne Art Anregung und man entscheidet selber wann sie angebracht sind etc.
Ist an sich alles nicht schlimmes, aber was (kann) bleibt hängen? Erst ich! Nimm was Du kriegen kannst und über falsch und richtig entscheidest nur Du!
Wenns dabei bleibt, ok, aber wenn dieser Grundsatz mit anderen Wertigkeiten gefüllt wird kanns schon ganz anders aussehen.
Es gibt sicherlich noch 1000 andere Faktoren (Z.B. die fast völlige moralische Ächtung von Gewalt die aber doch Alltäglich ist) aber die meisten ändern sich nicht wenn ich immer nur auf die anderen Zeige (Den Staat) und nicht mal bei mir anfange.
Insgesamt kann sicherlich von staatlicher Seite viel verbessert werden, dennoch denke ich, daß Gewaltvermeidung ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein sollte und das Verantwortung immer zunächst bei sich selber gesucht werden sollte, bevor ich auf andere Schaue.
Mann kann nur bis zueinen gewissen Grad einfluss auf seine Kinder nehmen,was diese daraus machen müssen diese selber endscheiden
Und, ach ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt, letzte Instanz ist man selbst und eben nicht die Eltern, der Lehrer oder auch der Staat! Eigene Verantwortung für eigenes Handeln!
Michael Kann
30-12-2002, 18:07
@ Jibaku
Danke! Ich fing schon an der Welt zu zweifeln an!
Es ist eben so einfach, alle sind Schuld ...
Gruß
Mike
Ungelenk
07-03-2003, 14:21
Original geschrieben von Mr.Fister
auf jede von dir angesprochene statistik kommt eine, die gewaltvideos + spielen eher kanalisierende als animierende wirkung bescheinigt ... kannste halten wie die maurer... je nachdem was dir besser in den kram passt ...
fister [/B]
kann sein das eineige Statistiken das sagen aber mich würde mal interrssieren wohin Agression kanalisiert werden soll, wenn Adrenalin ausgeschüttet wird aber nicht verbraucht wird weil keine körperliche Anstrengung stattfindet. Wie beim Computerspielen oder Filmsehen.
Mir stellt sich die Frage woher kommt denn die Faszination die von gewaltverherrlichenden Medien ausgeht. Ist das nicht schon ansich ein Ansatz zu Gewaltbereitschaft. Könnte es nicht sein, dass wenn man sich mit dem Konsum solcher übersättigt hat, der Reiz des nur Zusehens oder des nur gepichselten und animierte Figuren auf dem Bildschirm tötens nicht mehr genügend kickt.
Solche Gedanken kann man villeicht in einem nüchternen ausgelichenen Zustand noch mit dem gesunden Menschenverstand unterdrücken. Aber unsere Ellebogengesellschaft und der Alltag in der hetigen hektischen zeit bieten eigentlich genügend Auslöser um den gesunden Menschenverstand für einen Augenblick auszuschalten. Und wenn man dann gerade zufällig eien waffe in der Hand hat, weil man unter Ausnutzung irgentwelcher weicher Stellen des Waffengesteztes unseres Landes oder wie auch daran gekommen ist, dann Knade jedem der gerade zur falschen zeit am falschen Ort ist.
Ich glaube nicht, dass es dem Attentäter von Erfurt als Abiturkandidat grundsätzlich an gesundem menschenverstand gefehlt hat.
Die Fähigkeit zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden kann man leicht dadurch verlieren, dass man sich selbst durch ständigen Konsum elektronischer Medien immer in andere Welten verkriecht oder sich dadurch sogar selbst sozial völlig abkapselt.
Soviel zu meiner Meinung zu dem Thema.
Etwas stark überspitzt würde ich sogar sagen sind wir alle latent potentielle Amokläufer. Wir haben alle noch die psychischen Extremsituationsmechanismen aus der Frühzeit der Menscheitsentwicklung in uns. Aber der heutige Alltag ist in der Evolution der Menschheit relativ neu.
Friede mit Euch
Stefan
Michael Kann
22-04-2004, 10:50
Massaker hat tiefe Narben in der Seele hinterlassen
Trauerfeier in den USA: Vor fünf Jahren töteten zwei Jugendliche in Littleton zwölf Schüler und einen Lehrer
Die Bilder aus der Columbine High School in Littleton (US-Bundesstaat Colorado) gingen um die Welt: Zwölf Schüler und ein Lehrer waren dort am 20. April 1999 im Kugelhagel zweier jugendlicher Amokläufer gestorben, die sich später selbst richteten. Fünf Jahre nach dem Massaker haben sich Angehörige, Lehrer und Schüler versammelt und sich gemeinsam an die Opfer des Blutbads erinnert.
DENVER — „Dieses kleine Ding“, sagt Anne Marie Hochhalter (22), „hat mein Leben verändert.“ Die Studentin hält dem Besucher eine zwei Zentimeter lange und neun Millimeter dicke Bleikugel entgegen. Das leicht verbogene Projektil bewahrt sie in einem Glasfläschchen in einer Nachttischschublade auf. Es ist jene Kugel, die sie am 20. April 1999 beim Verlassen des Klassenzimmers in die Wirbelsäule traf. Jene Kugel, die sie zu einem Leben im Rollstuhl verurteilte.
Heute sagt sie: „Immerhin lebe ich, und das ist doch etwas.“ Nur zwei Minuten, so berichteten ihr die Mediziner, hätten sie am Ende vom sicheren Tod durch inneres Verbluten getrennt: Ein weiteres Geschoss hatte eine lebenswichtige Vene sowie Teile der Leber und der Milz zerstört.
„Zorn hält dich nur auf“
Bei jenen Mädchen und Jungen, die den Amoklauf ihrer Mitschüler Eric Harris und Dylan Klebold überlebten, sind die körperlichen Wunden zumeist verheilt. Doch die Ereignisse auf dem Schulgelände haben auch an anderen Stellen tiefe Narben hinterlassen — sei es im Seelenleben der Betroffenen oder ihrer Familien.
Anne Marie Hochhalters Mutter Carla, unter Depressionen leidend, beging sechs Monate nach den blutigen Ereignissen Selbstmord. Um Ruhe zu finden, zog ihre Familie in die Berge, doch dort fühlte sich das querschnittsgelähmte Mädchen isoliert — bis sie sich entschied, in Denver Wirtschaft zu studieren. Heute bewohnt sie ein behindertengerechtes Reihenhaus und hat, wie sie sagt, Angst und Zorn gegenüber den beiden Todesschützen verdrängt. „Ich musste ihnen vergeben, um weitermachen zu können. Zorn hält dich nur auf.“
Doch nur wenigen gelingt es, den Blick derart nach vorn zu richten. Da ist beispielsweise Randy Brown, dessen Sohn ebenfalls das Columbine-Gymnasium besuchte und überlebte, weil die Kugeln der Todesschützen ihn knapp verfehlten. Doch Brown ist, wie er selbst sagt, von den Vorgängen an der Schule „besessen“ und sammelt jede nur verfügbare Information — weil er Polizei und Schulbehörde krasses Versagen vorwirft.
Bereits eineinhalb Jahre vor dem Amoklauf beschwerte er sich beim Sheriff über Drohungen, die einer der beiden späteren Mörder gegen seinen Sohn gerichtet hatte. Im März 1998 wies Brown die Behörden sogar auf die Website von Eric Harris hin, auf der eindeutige Drohungen gegen Mitschüler zu lesen waren. Mindestens 15 Hinweise gab es, so steht heute in einem 39-seitigen Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft, auf mögliche Gewalttaten — doch bis heute will man beim für Littleton verantwortlichen Sheriff nichts von groben Versäumnissen wissen.
Albtraum will nicht enden
Ein Ende der Debatte über Schuld und Fehler ist nicht abzusehen — und auch kein Ende der Albträume für jene, deren Überleben nur vom Zufall abhing. Noch heute hat Jennifer Doyle (22) jenen Moment vor Augen, als sie sich mit drei Mitschülern unter einem Tisch in der Schul-Bibliothek verbarg und zwei Paar Stiefel sah, die immer näher kamen. „Erst dachte ich, die Polizei sei endlich da“, doch dann schlugen Kugeln in die Körper neben ihr ein. Drei Geschosse trafen ihre Hand. Sie stellte sich tot und überlebte. Doch der Junge direkt neben ihr, Corey de Pooter, verblutete.
Und um dem Eindruck entgegenzuwirken, man habe etwas zu verbergen, zeigten die Ermittler erst kürzlich rund 10 000 nach dem Amoklauf beschlagnahmte Gegenstände: Darunter war ein handgeschriebenes Schild, das die Schüler des schwer verwundeten Wirtschaftslehrers Dave Sanders verzweifelt gegen das Fenster des Klassenzimmers pressten: „Bleeding to death“ — hier verblutet jemand. Doch auch für den Pädagogen kam an diesem Tag jede Hilfe zu spät.
FRIEDEMANN DIEDERICHS
Michael Kann
21-06-2004, 11:06
Weil sie monatelang mehrere Klassenkameraden misshandelt haben sollen, stehen acht Berufsschüler aus Prüm in der Eifel vor dem Bitburger Landgericht. Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung angeklagt.
Sie sollen mit unterschiedlicher Beteiligung vier Mitschüler zum Teil brutal gequält haben. Die Anklage umfasst 21 Fälle. Der 16-jährige Haupttäter sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bestand die Gefahr, dass er sonst seine Opfer einschüchtern und von einer Aussage abhalten könnte. Er wird beschuldigt, die Mitschüler unter anderem auf einen Stuhl gefesselt, gewürgt und mit einem Elektrokabel geschlagen zu haben. Als Motiv gab er an, sie hätten ihn "genervt".
Die jugendlichen Täter sind geständig, das Gericht rechnet damit, dass noch am Montag ein Urteil ergeht. Die Öffentlichkeit ist vom Prozess ausgeschlossen.
Nach den Misshandlungen an der berufsbildenden Schule in Prüm war auch gegen einen zweiten Verdächtigen Haftbefehl ergangen. Dieser 16-Jährige kam jedoch unter strengen Auflagen auf freien Fuß, weil die Vorwürfe weniger gewichtig als gegen den Hauptverdächtigen waren. Die übrigen Angeklagten gelten als Mitläufer.
Erst am 9. Juli hatte das Amtsgericht Hildesheim in einem ähnlichen Fall Haftstrafen verhängt. Drei wegen Misshandlung eines Klassenkameraden verurteilte Schüler müssen bis zu 18 Monaten in Jugendhaft, sechs weitere wurden zu Bewährungsstrafen, Arrest oder sozialer Arbeit verurteilt.
Interessanter Thread.
Für mich hört es sich ein wenig so an als wenn zwischen Staat und Gesellschaft unterschieden wird, persönlich sehe ich das nicht so.
Für mich prägt an erster Stelle das Elternhaus ihre Zöglinge, nicht desto trotz liegt das Heranwachsen zu einem gesellschaftsfähigen Menschen auch im Interesse der Gemeinschaft und damit auch des Staates.
Das Konzept min. ein Elternteil erzieht alleine Kinder ist relativ neu, in anderen Gesellschaften sind mehr Familienmitglieder bzw. eine größere Gemeinschaft unterschiedlicher Altersstrukturen an der Erziehung des Kindes beteiligt, dies erhöht die soziale Kontrolle und eröffnet dem Kind auch einen größeren Personenkreis aus dem es sich Vorbilder wählen kann.
Unsere Gesellschaft hat sich für diese Art des Familienlebens entschieden, trägt damit aber auch die Verantwortung, dementsprechend finde ich den Ruf nach dem Staat und damit nach jedem einzelnen in der Gesellschaft nicht verkehrt.
Zum anderen Fehlen für mich Rituale die den Heranwachsenden verdeutlicht welchen Status sie in der Gesellschaft haben, die Frage bis wann man Kind und ab wann man junger Erwachsener bzw. Mann oder Frau ist zerfließt, die Suche nach der eigenen Identität bleibt bei den Jugendlichen, außer seltsamen gesetzlichen Altersvorgaben gibt es wenig Anhaltspunkte.
Heranwachsende haben die Tendenz Grenzen auszuprobieren, damit schlagen sie aber auch ganz gerne über die Strenge, ich würde mir mehr Konzepte wünschen wo sie kontrolliert und ohne rosa Diskutierdecken diese Grenzen austesten können. Für mich heißt dies weniger von, das darfst du nicht und Aggressionen sind schlimm, sondern ein mehr von: Ja, der Mensch ist zuweilen aggressiv, aber man kann lernen damit umzugehen.
Dawn
Michael Kann
22-06-2004, 11:49
Helden des Alltags - Projekt will Zivilcourage fördern — Gewaltfreiheit
Das ist der Traum aller Jugendlichen schlechthin: einmal ein Held zu sein. Mit dem langfristig angelegten Projekt „Alltagshelden“ will die Jugendakademie des Caritas-Pirckheimer-Hauses (CPH) jungen Menschen vermitteln, dass Heldentum mehr mit Zivilcourage im Alltag als mit Superstar-Idolen im Fernsehen zu tun hat. Jetzt zogen die Initiatoren mit zweitägiger Fachtagung und großem Abschlussfest Bilanz.
Von puterrot bis leichenblass variierte die Gesichtsfarbe der Jungen und Mädchen aus der 8b der Konrad-Groß-Hauptschule vor ihrem großen Auftritt als echte Helden auf einer richtigen Bühne im Innenhof des Caritas-Pirckheimer-Hauses (Stadt Nürnberg).
Vier Tage lang haben die „Alltagshelden“ gemeinsam mit einem Theaterpädagogen geackert, um nun den über hundert Gästen zu zeigen, wie sie mit Alltagskonflikten umgehen. Texte mussten geschrieben und Rollenspiele einstudiert werden. Und das mit dem Rappen war auch nicht so leicht wie ursprünglich gedacht. „So viel Stress hatte ich noch nie“, stöhnt Yeliz.
Vor über zwei Jahren hat die CPH-Jugendakademie das bisher vom Bundesfamilienministerium geförderte „Alltagshelden“-Projekt gestartet, um 13- bis 17-Jährige zu Toleranz und Zivilcourage zu ermutigen. Unter der Leitung von Christina Zitzmann wurden Konzepte für verschiedene Seminare entwickelt, die von den Schulen gebucht werden können. Jetzt versucht die Sozialpädagogin, Gelder aufzutreiben, damit das Projekt weitergeführt werden kann.
Seminarangebote wie „Superstar“ oder „Hey, hier wird nicht gemobbt!“ kreisen um die Themen: Zivilcourage zeigen, Gewalt vorbeugen, Ausgrenzung verhindern und Konflikte konstruktiv lösen. Rollenspiele und Bewegungsübungen mit Bezug zum (Schüler-)Alltag sorgen dafür, dass es dabei nicht theoretisch-trocken zugeht.
Auch beim Bühnenauftritt der 8b geht es um Konflikte in Alltagssituationen: Ob beim Pizzakauf, auf dem Schulhof oder in der Disco — in kurzen Schauspiel- und Tanzszenen wird unter dem Motto „Lieber intelligent blamieren als dumm zusehen“ gerappt und gepöbelt, dumm angemacht und witzig gekontert.
Als sich nach ihrem — mit viel Beifall bedachten — Auftritt Gesichtsfarbe und Anspannung allmählich normalisieren, versichern Mihael, Stefanie und die anderen, dass es besser sei, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Und noch etwas haben sie erfahren: „Wir haben gelernt, dass wir in der Klasse eine Gemeinschaft sind“, beschreibt Buket das neue Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die Nachfrage nach den „Alltagshelden“ ist groß: Insgesamt über 2.000 Schüler(innen) aus Haupt-, Real-, Berufsschulen und Gymnasien haben schon teilgenommen.
Auch bei den Lehrkräften kommt das Angebot gut an: „Wir haben praktisch ein ,Abo‘ und für nächstes Jahr schon wieder zwei Termine gebucht“, freut sich die Religionslehrerin Martina Drempetic. Zudem tauschten sich Praktiker(innen) aus den Schulen und Theoretiker von den Universitäten während einer Fachtagung zum Thema „Zivilcourage“ aus. „Wir wollten Theorie und Praxis zusammen bringen“, beschreibt Zitzmann das Anliegen der Organisatoren.
Dieser Anspruch schlägt sich auch im parallel zum Projekt entstandenen, umfangreichen Praxis-Handbuch für Schule und Jugendarbeit nieder: Dort werden nicht nur die wissenschaftlichen Grundlagen und die Ergebnisse des Projektes vorgestellt, sondern auch komplette Seminar-Konzepte mit methodischen Anleitungen und praktischen Übungen vorgeschlagen.
Information und Anmeldung: CPH-Jugendakademie, Christina Zitzmann, Telefon (09 11) 23 46-118; E-Mail: zitzmann@cph-nuernberg.de; Internet: www.projekt-zivilcourage.de.
Literatur: Christina Zitzmann: Alltagshelden — Aktiv gegen Gewalt und Mobbing — für mehr Zivilcourage. Wochenschau-Verlag, Schwalbach. 239 Seiten. 19,90 Euro
hi,
sehr,sehr interessanter thread.
vieles, was geschrieben wurde, kann man unterstreichen.
um den zusammenhang dieser thematik zu erfassen, kann dies nützlich sein:
ein psychisches sytem (das individuum) wird im wesentlichen determiniert durch folgende faktoren:
primäre sozialisation: 0 bis ca 3-4 jahre ;erlangung und ausbildung der grundlagen der physis und psyche.
in dieser zeit wird das kind sehr stark auf die ihm umgebende lebenswirklichkeit (umwelt) geprägt.
z.b. findet in dieser zeit die äusserst wichtige vernetzung des gehirns statt.
in dieser zeit werden viele wichtige anlagen des menschen herausgebildet.
die primäre sozialisation findet durch eltern und familie statt. (micro ebene)
sekundäre sozialisation: 4 -ca 12 jahre (grenzen nur bedingt ziehbar)
charakter, handlungsschemen-skripte werden ausgebildet, ausbau des ich -selbst-bewusstseins;
die lebenswirklichkeit wirkt auf die entwicklung des indivuudms ein; daher auch ein gesellschaftlicher faktor (makro ebene)
da das system familie- und hier besonders die erziehung der eltern- der größte faktor (neben der sonstigen lebenswirklichkeit: z.b. krieg vs. frieden)der sozialisation ist, sind die dimensionen von erziehung hierbei besonders interessant:
die vier dimensionen der erziehung:
fordernd
autoritativ autoritär
\ [ /
\ [ /
akzeptierend----------------------zurückweisend
/ [
/ [
permissiv [
nachgebend
die sich aus den dimensionen zusammensetzende erziehung wird dann als autoritäre, autoritative oder permissive erziehung bezeichnet.
welche auswirkungen hat welcher erziehungsstil:
autoritäre erziehung:
dimension: fordernd und zurückweisend
verhalten der eltern:
-verlangen unbedingten gehorsams
-kaum diskussion
-keine begründung des eigenen verhaltens
-absolute standards, nach denen sie ihre formen wollen (perfektionismuns)
-bestrafung bei nichtbefolgen von erwartungen
-körperliche bestrafung, rohes verhalten
-liebesentzug
effekt auf die kinder:
-furchtsamkeit
-geringer selbstwert
-geringe soziale verantwortung - kompetenz
-ablehnung durch gleichaltrige
-aggressivität
autoritative erziehung:
dimension: fordernd und akzeptierend
verhalten der eltern:
-setzen klarer standards und regeln
-erwarten von kooperation seitens der kinder
-bereit, gründe für forderungen zu erklären - induktion von verstädniss im kind
-offen für wünsche und gefühle der kinder solange diese in akzeptabler form vorgebracht werden
-offen für verhandlungen
-zeigen ihren kindern wärme
effekt auf die kinder:
-sozial kompetent
-verantwortungsbewusst
-hohes selbstwertgefühl
-hohes selbstvertrauen
permissive erziehung:
dimension: nachgebend und akzeptierend
verhalten der eltern:
-keine kontrolle
-geringe anforderungen
-wenig disziplinierung
-kinder sollen ihr verhalten selbst regulieren, sollen selbst entscheidungen treffen
-teil der eltern zeigt wärme, ein teil (kann) kühl und distanziert sein
effekt auf die kinder:
-aggressivität
-impulsivität
-weniger selbstvertrauen
-weniger soziales verantwortungsbewusstsein
-geringe unabhängigkeit
eine art der permissiven erziehung ist der sogenannte "laissez faire" stil, welcher mal große furore machte....
allgemein:
erziehungsstil:
muster bestimmter zusammengehöriger erziehungsverhaltens-weisen (nicht einstellungen), die systematisch mit interessierenden merkmalen der psychosozialen anpassung der kinder zusammenhängen.
elterliches verhalten ist zu einem teil sowohl eine bedingung für kindliches verhalten, als auch das kindliche verhalten bestimmtes elterliches verhalten provoziert. >bidirektionalität der effekte!
nicht unter allen umweltbedingungen muss ein auf verhandlung basierender erziehungsstil der beste sein.
wenn die umwelt (lebenswirklichkeit) recht gefährlich und unstrukturiert ist, kann es positiv sein, wenn eltern stärker darauf pochen, daß ihre kinder gehorsam zeigen. (quelle:baumwind)
grüße taurus
hi,
hab grad gesehen, daß das "schaubild" der 4 dimensionen leider zusammengequetscht wurde :-(
grüße taurus
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.