Brust Raus-bauch Rein [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Brust Raus-bauch Rein



Sundro
18-04-2007, 12:50
Hallo liebe TaiChi-Spieler,

ich habe gerade einige Krankengymnastik Stunden hinter mir. Ja, ja auch als TaiChi Übender ist man nicht vor Verspannungskopfschmerzen gefeit ;-)
Der Physiotherapeut hat viel mit Balance-Übungen gearbeitet. Also man steht z. B. auf einer Plattform, die nach allen Seiten beweglich ist, und soll einen Fuß heben.
Tja, das war gar nicht so einfach. Besser gings mit der Anweisung des Therapeuten :BRUST RAUS-BAUCH REIN !
Brust raus - Bauch rein - was ist den das ? Wie ist das im TaiChi ? Ich war erst mal ziemlich verwirrt. Ich mußte aber anerkennen, das die Stabiltät wesentlich besser war, wenn ich diese Anweisung befolgte.

Im TaiChi lassen wir das Steißbein sinken, das Becken kippt unten nach vorne - da geht der Bauch rein. Folge ist eine Reduzierung des Hohlkreuzes, und darauf kommt es ja an.
Wenn wir im TaiChi die Schultern entspannen, heißt das nicht das die Schultern nach vorne kollabieren und dadurch die Brust zusammensinkt. Wenn die Entspannung bei leicht zurückgenommenen Schultern passiert, bleibt der Brustkorb offen und die obere Wirbelsäule wird mehr gerade.

Soweit mal meine Erkenntnisse zu Brust raus-Bauch rein.

Was denkt und erlebt ihr dazu ?


Gruß
Sundro

Sascha
18-04-2007, 13:22
Tja, das war gar nicht so einfach. Besser gings mit der Anweisung des Therapeuten :BRUST RAUS-BAUCH REIN !
Brust raus - Bauch rein - was ist den das ? Wie ist das im TaiChi ? Ich war erst mal ziemlich verwirrt. Ich mußte aber anerkennen, das die Stabiltät wesentlich besser war, wenn ich diese Anweisung befolgte.


Diese Art der Stabilität hat man, wenn man über die Schultern sein Gleichgewicht korrigiert, im Taiji machen wir es größtenteils über das Zentrum, Beckenbewegung. Wenn du nun deine Rückenmuskeln im unteren Drittel so hart hast, das du aus dem unteren Dantian keine Ausgleichsbewegungen machen kannst, mußt du es über die vom KG genannte Korrektur machen. Ging mir ähnlich nach meiner Kreuzband-OP. Da steht so eine Wackelscheibe zusätzlich noch auf der Mitte eines gut federnden Trampolins ;). Mach in der KG was der Therapeut sagt, und im Alltag das was dein (hoffentlich guter) Taji Lehrer sagt, sofern es deinen Alltag unterstützt.



Im TaiChi lassen wir das Steißbein sinken, das Becken kippt unten nach vorne - da geht der Bauch rein. Folge ist eine Reduzierung des Hohlkreuzes, und darauf kommt es ja an.
Wenn wir im TaiChi die Schultern entspannen, heißt das nicht das die Schultern nach vorne kollabieren und dadurch die Brust zusammensinkt. Wenn die Entspannung bei leicht zurückgenommenen Schultern passiert, bleibt der Brustkorb offen und die obere Wirbelsäule wird mehr gerade.


Die Schultern sollen primär abgesetzt werden, hinten/unten, nicht zuerst locker sein. Wenn mal die ganze Brustmuskel/sehnenverkürzung weg, und die Rückenmuskulatur mal wieder auf richtiger Spannung ist, dann sind sie automatisch locker.
Bei dem Punkt "hollow the Chest, raise the back" sinkt der Brustkorb schon ein, wenn man aber gleichzeitig die Schultern hinten hat nimmt man dazu die inennliegende Brustkorbmuskulatur, das ist dann etwas anderes als einfaches Zusammensacken.

Renner
18-04-2007, 21:32
Hallo zusammen,

also wenn ich Bauch rein, Brust raus hören denke ich gleich an eine typisch militärische Haltung.
Was der Physiotherapeut damit meint, bzw. bezweckt ist sicher die Körperspannung, damit du man besser das Gleichgewicht halten kann.
So wie Sascha schon geschrieben hat macht man das in Taiji nicht so. Bei physiologischen Einschränkungen muss man sich jedoch einen anderen weg suchen.
Ich denke im Taiji ist es genau umgekehrt Bauch raus Brust rein. Das passiert jedoch auf natürliche Art und Weise durch das Einnehmen der entsprechenden Position. Bei der natürlichen Bauchatmung weitet sich der Bauch beim Einatmen, das Zwergfell kann sich ausbreiten. Die Bauchmuskulatur sollte man loslassen, dies kann man auch wenn das Becken entsprechend gekippt ist und die Lendenlordose ausgeglichen wird.
Nach dem ausgleichen der Halslordose sinkt die Brust auch leicht ein.
So erreicht man eine Aufrichtung aber eben hinterherum über den Scheitelpunkt, die Wirbelsäule wie eine Perlenkette aufgehangen und nicht wie im Millitär eine Streckung vorallem vorn mit hochgezogenem Kinn (eine stolze Haltung, Brustbein nach oben).

soweit meine Gedanken dazu...

Gruß
Renner

Pedro
22-04-2007, 07:43
-

nagual
22-04-2007, 10:52
Nur dass es bei den Physiotherapeuten um Übungen geht, die praktisch jeder sofort können soll, um sich damit auf einem Wackelbrett halten zu können. Ohne erst nen paar Monate Energie im Dantian einsammlen zu müssen, o.ä.

Um mehr geht es dabei gar nicht.

Die meisten Leute beim Physiotherapeuten machen kein Taiji o.ä. und wollen das auch nicht, und ein simples Halten der Balance muss nicht immer dazu dienen, die Kraft von Angreifern absorbieren zu können.

Warum müssen solche Sachen immer wieder mit ideologischer Blindheit betrachtet werden, anstatt sich z.B. darüber zu freuen, dass man vor lauter Energie im Dantian einsammeln vergessen hat, dass es noch andere Methoden gibt, das Gleichgewicht zu halten?

Trotzdem sind sich die wenigsten zu schade, nicht gleichzeitig in Weisheiten wie "zurück zum Natürlichen", "Sei einfach" oder "Bewege dich wie ein Kind" einzustimmen.

Wenn man ein Kind mal auf so ein Wackelbrett stellt, wird man sehen, dass es genau das macht, Brust raus, Bauch rein. Was nicht ansatzweise was mit Taiji zu tun hat.

Pedro
22-04-2007, 10:59
-

nagual
22-04-2007, 11:12
So ein Physiotherapeut muss halt solche eher oberflächlichen Übungen nehmen, weil das von der Schulmedizin und teilweise halt auch den Kunden so gewünscht wird.
Deswegen ist der Physiotherapeut nicht unbedingt schlecht.

Und solange jemand z.B. auch Taiji oder was anderes als tiefer gehende und langfristige Methode macht, sind oberflächliche Kurzfrist-Übungen ja auch nicht schädlich.

Ich würde auvh annehmen, dass z.B. Seiltänzer beide Methoden kennen, um auf dem Seil im Gleichgewicht zu bleiben, und auch zwischen beiden Möglichkeiten superschnell hin- und herschalten können. Manchmal bewegen sich Seiltänzer ja auch absichtlich so, als wenn sie scheinbar gleich runterfallen würden, dann nutzen sie z.B. diese Brust-Raus-Haltung, und wenn man sie mit diesen langen Balancierstangen sieht, dann sieht man auch, dass sie ihren Schwerpunkt deutlich abgesenkt haben.

Im KK-Bereich gibt es außerdem auch die Nutzung einer ausgeprägt aufstrebenden Energie, um dadurch weniger angreifbar für bestimmte Hebel- und Griffe zu werden. Das kann man ganz einfach selbst ausprobieren, indem jemanden bitte, ein paar simple Wurftechniken an einem selbst auszuprobieren, und als einzige Gegenwehr nutzt man die Idee, den Kopf und Brustbereich dezent aber deutlich (d.h. nicht übertrieben oder starr militärisch) nach oben zu strecken. Der Partner/Angreifer wird es dadurch eine deutliche Ecke schwerer haben, den Ansatzpunkt zu entdecken, auch und insbesondere wenn er seinen eigenen Schwerpunkt vorschriftsgemäß abgesenkt hat, und die Sache von unten ansetzen will.

Pedro
22-04-2007, 11:20
-

nagual
22-04-2007, 11:22
Da ist das böse System dran schuld! :)

Pedro
22-04-2007, 11:27
-

nagual
22-04-2007, 11:31
So ist das mit der Warheit, der eine sieht sie, der andere nicht!
:rolleyes:

Pedro
22-04-2007, 11:45
-

nagual
22-04-2007, 11:49
...

nagual
22-04-2007, 12:02
Die erschreckendsten Dinge scheinen immerhin auch ihre lustigen Seiten zu haben. ;)

Pedro
22-04-2007, 12:11
-

nagual
22-04-2007, 12:16
Das ist etwas schwehr zu erklären..

Pedro
22-04-2007, 12:19
-

T. Stoeppler
22-04-2007, 12:54
War der nicht gebant?

Pedro
22-04-2007, 13:00
-

Renner
22-04-2007, 13:18
Hallo,

sind zwar ein bissl vom eigentlichen Thema abgekommen, aber wenn nun mal Diskussionsbedarf besteht, was solls.
Ohne jemanden in Schutz nehmen zu wollen, ein paar Gedanken von mir.

Man kann allgemein sagen Physiotherapeuten und vorallem Ärzte haben teilweise einen schweren Beruf.
Ich kenne Ärzte die haben ihren Beruf gewählt, um Menschen zu helfen. was sie auch einige Jahre lang gut machen konnten. Heute in Zeiten der Gesundheitsreformen und des Abrechnungschaos ist das nicht mehr so einfach.
Ärzte müssen sich genau überlegen wofür bzw. für wen das Budget ausgegeben wird. Ihnen sind zum Teil einfach die Hände gebunden und vielen macht der Beruf auch keinen Spaß mehr, kein Wunder wenn du den X-ten Patienten eine Therapiemaßnahme oder Untersuchungsmethode "vorenthalten" musst weil du es sonst aus eigener Tasche bezahlen darfst.
Viel zu leicht werden alle Ärzte über einen Kamm geschert.
Ja es gibt schwarze Schafe, die gibt es überall. Die Ärzteschaft ist eine Profession, die durch die Gesellschaft (Machthabenden) legitimiert ist bzw. den Kodex hat im Sinne des Menschen zu handeln. Wenn das System das aber so nicht in dem Umfang zulässt, wie es notwendig wäre, was soll man machen.
Das Argument, das nach der Statistik mehr Menschen an Kunstfehlern sterben als bei Autounfällen ist typisch um den normalen, nicht weiter nachdenkendem Menschen einen Schrecken einzujagen und Schlagzeilen zu produzieren um die eigene Zeitung besser verkaufen zu können. Jeder hat das Recht sich seinen Arzt selbst zu wählen, man muss nicht zu den Schwarzen Schafen gehen, die sich nur von der Pharmamafia bestechen lassen, ihr schönes Leben geniesen und ihr Handwerk vernachlässigen. Und überlegt mal was die Gesellschaft ohne die Ärzte machen würde, da gäbe es wohl mehr Tote, auch bei Autounfällen.

Das ist ein so weitreichendes Thema, fast ne Endlosdiskussion...

Ich würde sagen in der Mitte bleiben und auch mal nach rechts und links schauen und nicht gleich alles gedankenlos aufnehmen und verallgemeinern.

...
Renner

Renner
22-04-2007, 13:45
@ Pedro
Wie alt sind die Kinder wenn du mit ihnen anfängst zu üben?
der allgemeine Trend zeigt ja eine verschlechterte motorische Entwicklung (in einigen Bereichen) auf. Das geht soweit, dass im Schulsport das Rückwärtslaufen vermieden wird, da es ein zu hohes Verletzungrisiko darstellt. Ist etwas überzogen aber leider gibt es sowas wirklich.
Deshalb finde ich es interessant z.B. Qigong oder auch Taijiquan oder irgendwas anderes bereits im Kindergartenalter zu vermitteln, gerade um die Motorik der Kinder zu entwickeln.
Bzw. die Natürlichkeit wieder herzustellen, die sie seit sie gelernt haben sich gegen die Schwerkraft aufzurichten, bereits verloren haben, weil sie es nicht anders von den Menschen in der Umgebnung sehen und lernen.

Pedro
22-04-2007, 13:47
-

Pedro
22-04-2007, 13:53
-

Renner
22-04-2007, 14:10
Ja so richtig Taijiquan geht sicher nicht, die Kinder sollen sich ja auch frei entfalten können
Das die Tierübungen ganz gut ankommen habe ich auch schon mal gehört.

Pedro
22-04-2007, 14:18
-

Sundro
24-04-2007, 15:07
Hallo,

erst mal danke für die vielen Antworten.
Für mich haben beide Sichtweisen ihre eigene Wahrheit. Ich hatte zB. immer die Tendenz beim entspannen der Schultern, nach vorne im Brustbereich zu eng zu werden. Was dann natürlich auch zu einer Krümmung der Halswirbelsäule geführt hat.
Das passiert mir jetzt nicht mehr.

Für den Physiotherapeuten ist es sicherlich schwierig in 6 Einheiten a 20 Minuten seinen Patienten zu einer Begradigung der Wirbelsäule zu verhelfen, wenn er TaiChi Übungen einsetzen würde. Die meisten Leute wissen noch nicht mal, das man ein Becken auch bewegen kann.
Mit Bauch rein ist das einfacher und die Wirbelsäule wird auch gerade.

Was denkt ihr denn über die, in diesem Zusammenhang gern genommene Meinung, das ohne ein Training der Bauchmuskeln der untere Rücken immer wieder ins Hohlkreuz fallen wird ?

Gruß
Sundro

nagual
24-04-2007, 15:13
Was denkt ihr denn über die, in diesem Zusammenhang gern genommene Meinung, das ohne ein Training der Bauchmuskeln der untere Rücken immer wieder ins Hohlkreuz fallen wird ?

Ich glaube das nicht, weil man die Bauchmuskeln ja nicht unbedingt angespannt halten muss, um ein Hohlkreuz zu vermeiden. An der Wirbelsäule selbst sitzen ja ein Haufen Muskelstränge, die die einzelnen Wirbel über Strecken von einzelnen und mehreren Wirbeln miteinander verbinden. Das Tonisierungs- und Koordinationsmuster dieser Muskelstränge dürfte für die eigentliche WS-Haltung verantwortlich sein, und die Bauchmuskeln dann sekundär.

Als Beispiel kann man sich ja auch eine bestimmte Sorte typischer Muckibudentypen anschauen, die natürlichen einen knallharten Waschbrettbauch haben, aber eben auch dieses Entenarsch-Hohlkreuz.
(So wie der Hund "Spike" aus Tom&Jerry)

Apfelbaum
24-04-2007, 15:18
Bauch raus!!!!!!!!!!!!!

Sundro
25-04-2007, 06:55
Hallo,

hier mal ein Link zu diesem Thema:

Muskeln des Rückens (http://www.medizinfo.de/ruecken/anatomie/muskeln.shtml#bauch)

Ich denke das hier viel zu dogmatisch gedacht wird. Könnte es nicht sein das in beiden Sichtweisen etwas Wahrheit liegt. Jemand mit massiven Rückenproblemen, die sich schon in Muskelverkürzungen und Bandscheibenproblemen äußern, wird kaum nur durch TaiChi wieder gesund werden. oder ?
Ich jedenfalls betreibe TaiChi und Sport nebeneinander.

Gruß
Sundro

nagual
25-04-2007, 07:14
Ich finde den Text nicht sehr toll. Ist zwar ne saubere Auflistung der anatomischen Geschichten; das Zusammenspiel von Bauch- und Rückenmuskeln wird jedoch nicht sehr tiefgehend erfasst. Eine simple Darstellung von "alles arbeitet zusammen und miteinander". So etwas auf simple Formeln wie "dann muss ich ja doch die Bauchmuskeln trainieren, um ein Hohlkreuz zu verhindern" ist unangemessen.
Nur weil man eine generelle Zusammenarbeit von Bauch- und Rückenmuskeln entdeckt hat, bedeutet das nicht, dass man hiervon auf eine Bedeutsamkeit von 50 zu 50 schließen kann.
Ein Hohlkreuz ist ein Ergebnis eines eher feinen und subtileren Bereichs der ganzen Bewegungs- und Haltungskoordination. Da sind die Muskeln, direkt an Ort und Stelle sind, immer wesentlich bedeutender dran beteiligt als entfernt liegende Muskeln (außer vielleicht in Extremfällen, wenn an entfernt liegenden Orten extreme Über- oder Untertonisierungen vorliegen).
Auch muss man immer beachten, worauf sich die entsprechenden Stellen in dem Text beziehen. Der Text bezieht sich im Wesentlichen auf Bewegungen und Handlungen, wie z.B. nach vorne beugen und aufrichten oder Heben von Gegenständen. Hierbei tritt ein ganz anderes Zusammenspiel von Bauch- und Rückenmuskeln in den Vordergrund als bei der Haltungskoordination beim alltäglichen gehen und Stehen, wo es halt immer zur den Hohlkreuz-Haltungen kommt.

Um ein Hohlkreuz zu korrigieren, muss man sich dementsprechend mit der dafür zuständigen Haltungskoordination und den daran direkt beteiligten Muskeln beschäftigen. D.h. man muss sich daran gewöhnen, nicht mehr in ein Hohlkreuz reinzuklappen. Für so eine Umgewöhnung reicht stumpfes Bauchmuskeltraining nicht aus, sondern wenn man aufgrund des Bauchmuskeltrainings seine Gewohnheiten verschlechtert, was leicht passieren kann (siehe Muckibudenprotz), dann geht das ganze nach hinten los.

Besser gründlich drüber nachdenken und die eigene Erfahrung ranziehen, als wissenschaftlich und seriös aussehenden Texten und Artikeln blind zu glauben.

Sundro
25-04-2007, 08:03
Hallo Nagual,

danke für deinen Beitrag.
Ich denke und spüre schon selber nach. Ich habe diesen Link reingestellt um endlich mal eine fundierte andere Meinung zu bekommen. Die hast du jetzt geliefert. Einfach zu sagen "mit Brust raus Bauch rein werfe ich jeden um" reichte mir nicht als Argument.

Gruß
Sundro

B.Leibt
25-04-2007, 09:47
Bei dem Punkt "hollow the Chest, raise the back" sinkt der Brustkorb schon ein, wenn man aber gleichzeitig die Schultern hinten hat nimmt man dazu die inennliegende Brustkorbmuskulatur, das ist dann etwas anderes als einfaches Zusammensacken.

ich habe das dazu gefunden

Die Bedeutung von „die Brust nach innen ziehen“ » Neijia Blog (http://www.neijia-forum.info/2007/03/29/die-bedeutung-von-die-brust-nach-innen-ziehen/)

nagual
25-04-2007, 10:18
Ich denke und spüre schon selber nach.

Wollte ich dir nicht absprechen.

Ich hatte meine Aufforderung zum selber nachdenken an die Allgemeinheit (d.h. jeden und niemand) gerichtet, weil solche Artikel in dieser wissenschaftlichen Art halt oft den Eindruck erwecken, die reine Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu vermitteln. Oft ist es aber so, dass sich Einzelheiten in solchen Texten auch nur auf einen beschränkten Anwendungsbereich beziehen und die Texte eben auch manchmal zu allgemein gehalten sein können (selbst wenn der Rest stimmt und "voll wissenschaftlich" ist usw.). Das übersieht man leicht.
Ich selbst muss mir dazu immer auch einen Ruck geben, wenn ich vom Erscheinungsbild solcher Texte zunächst geblendet werde.

Sascha
25-04-2007, 11:34
ich habe das dazu gefunden

Die Bedeutung von „die Brust nach innen ziehen“ » Neijia Blog (http://www.neijia-forum.info/2007/03/29/die-bedeutung-von-die-brust-nach-innen-ziehen/)


Netter Artikel, aber bei dem Punkt

"Bei „die Brust nach innen ziehen“ liegt der springende Punkt darin, den Rücken rund zu machen, die Schultern vorzuziehen, unter den Achseln Freiraum zu schaffen"

halte ich voll dagegen. Die Schultern nach vorziehen ist langfristig schädlich für den Rücken/Schulterblattregion - ist aber sehr nett zu laufen, das es die häufige Verkürzung der Muskeln, Bänder und Sehen im Schulter/Armbereich nett kaschiert.
Es geht im Gegensatz zu "hinten unten abgesetzten Schultern" eine Menge Power verloren, und die schon sowieso verkürzte Bustmuskulatur wird weiter kurz gehalten und der überdehnte Rückenbereich weiter "ausgeleiert".
In dem Punkt gehe ich ausnamsweise mal mit Pedro konform - sich "natürlich wie ein Kind bewegen" ist Blödsinn, die bewegen sich HEUTE nicht mehr natürlich. Ich ziehe da lieber Kleinstkinder(0-2 Jahre) als Beispiel heran. Die haben ihre Schultern/Nacken und Halswirbelpositionen noch alle in einer ausgewogenen Balance, und wenn sie sich Bewegen ist immer der ganze Körper beteiligt - sehr schön bei unserer siebenmonatigen Kleinsttaijilerin eines Freundes zu beobachten. Alles Ganzkörperimpulse aus dem Brust/Bauchbereich heraus.

nagual
25-04-2007, 15:58
Die Schultern nach vorziehen ist langfristig schädlich für den Rücken/Schulterblattregion - ist aber sehr nett zu laufen, das es die häufige Verkürzung der Muskeln, Bänder und Sehen im Schulter/Armbereich nett kaschiert.

Das ist auch so eine Sache, die man nicht so ideologisch betrachten sollte, ob das schädlich oder unschädlich oder richtig oder falsch ist.

Im Taiji-Bereich werden die Schultern im allgemeinen nicht oder nur minimal nach vorne gezogen.
Es gibt aber Übungsbereiche, wo man die Schultern recht deutlich nach vorne zieht, und das dient nicht dazu, irgendwas zu kaschieren und ist auch nicht schädlich, wenn man es richtig macht. Es ist aber eine Übungsmethode, um bestimmte innere und äußere Strukturen zu entwickeln, und keine Haltung, die man in den Alltag übernehmen sollte.

Sascha
25-04-2007, 16:18
Das ist auch so eine Sache, die man nicht so ideologisch betrachten sollte, ob das schädlich oder unschädlich oder richtig oder falsch ist.

Das sehe ich vollkommen unideologisch, sondern gesundheitsbezogen. Ich kenne mittlerweile drei Taijiler die über 20 Jahre Taiji auf dem Buckel haben, und genau nach Anweisungen ihres Meisters das "Brust höhlen" intensiv geübt haben, und dadurch massiv verkürzte Brustmuskulatur haben, und fehlstellung im Schulterblattbereich.


Im Taiji-Bereich werden die Schultern im allgemeinen nicht oder nur minimal nach vorne gezogen.

Mit "nicht vorgezogen" kann ich mich recht gut anfreunden, wenn das Kreuz richtig "breit" ist, bin ich glücklich *bg*, da die Schultern bei 95% aller Jugendlichen und Erwachsenen eh schon nach vorne fallen.


Es gibt aber Übungsbereiche, wo man die Schultern recht deutlich nach vorne zieht, und das dient nicht dazu, irgendwas zu kaschieren und ist auch nicht schädlich, wenn man es richtig macht.

Als isolierte Übung für Dehnung oder Mobilisation finde ich auch manche Schulterrollübung genial, da sind wir einer Meinung


Es ist aber eine Übungsmethode, um bestimmte innere und äußere Strukturen zu entwickeln, und keine Haltung, die man in den Alltag übernehmen sollte.

Und da eben wird es gefährlich, da man ja die Taiji Prinzipien mit in den Alltag übertragen soll.

nagual
25-04-2007, 16:29
Ich mache solche Sachen ziemlich intensiv immerhin über 10 Jahre, und mit meinen Schultern ist alles in Ordnung.
Dass es etwas risikoreicher ist als die herkömmlichen Taiji-Regeln (bei denen ja die ganze Haltung in eine Art "Safe-Modus" gepackt wird) will ich nicht bestreiten, für "gefährlich" halte ich es nicht.
Es sind keine isolierten Übungen wie z.B. bestimmte Dehnübungen, sondern Haltungsstrukturen, die sehr sorgfältig in die Ganzkörperdynamik eingebunden werden müssen, und auf den Übenden abgestimmt werden müssen.
Außerdem muss man sich recht vorsichtig reinarbeiten und nichts übers Knie brechen. Dann findet man in dieser ganzen Sachen einen Bereich von sehr natürlicher und sehr effektiver Bewegungsfreiheit, die in die bekannten Taiji-Regeln nicht reinpasst, weil diese Regeln dafür zu eng gefasst sind.

Drei Beispiele von Leuten, die irgendwas falsch gemacht haben, können mich nicht von der Erfahrung meines eigenen Erlebens abbringen.

Sascha
25-04-2007, 16:34
Drei Beispiele von Leuten, die irgendwas falsch gemacht haben, können mich nicht von der Erfahrung meines eigenen Erlebens abbringen.

Sollen sie ja garnicht :) Es soll nur eine Gefahrenquelle aufzeigen die bei dieser "Rundrückenhaltung" auftreten kann. Und ich finde die Prinzipien nicht zu Eng gefasst - die passen ganz genau, man muß sie nur verstehen und spüren.

nagual
25-04-2007, 16:36
Und ich finde die Prinzipien nicht zu Eng gefasst - die passen ganz genau, man muß sie nur verstehen und spüren.

Für Taiji werden die Prinzipien ja richtig sein, dafür sind es ja Taiji-Prinzipien. Ich mache ja kein Taiji.

Sascha
25-04-2007, 16:53
:D Ok habs grade gesehen :D haben wir Äpfel mit Birnen verglichen :cool:

nagual
25-04-2007, 17:47
Möglicherweise sind vorgezogene Schultern und ein etwas stärkeres Einsinken im Brustbereich gerade im Taiji gefährlich, weil die gesamte Haltung und die Art, sich zu bewegen, bestimmte andere Merkmale aufweist. Durch die Orientierung an Entspannung und Ausrichtung von weitgehend parallel gehaltenen Schultern und Hüften wird dann vielleicht kein ausreichendes Gegengewicht zu den eher ungewohnt bzw. nicht-alltagsmäßig nach vorne gezogenen Schultern gebildet.

Im Bagua gibt es auch viele Bewegungen, bei denen der Oberkörper zur Seite und nach hinten biegt, und die ganze Bewegungsdynamik ist insgesamt variabler was die Muskeltonisierung angeht. Die Schultern werden daher aus dieser nach vorne gezogenen Haltung auch immer wieder herausgebracht und der Brustbereich dabei geöffnet. Dadurch unterscheidet sich die ganze Bewegungsdynamik deutlicher vom Alltag und man kann diesen Bewegungsmodus auch nicht so in den Alltag einfließen lassen.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass durch diese insgesamt aktivere, tonisiertere und dynamischere Handhabung der Sache solche Probleme wie beim Taiji nicht oder nicht so leicht auftreten können, bzw. man einfach ganz bestimmte Sachen machen kann, die solche Probleme verhindern.

Renner
25-04-2007, 22:22
Die Prinzipien der Haltung im Taijiquan oder auch im QiGong sind natürlich nicht in jeden Bereich des Alltags überführbar.
Beispiel:
Wer läuft denn den ganzen Tag mit einer ausgeglichenden, geraden Wirbelsäule durch das Leben? Das dürfte auf langer Sicht negative physiologische Folgen nach sich ziehen. Die natürliche Schwingung der Wirbelsäule hat sich in der Evolution herausgebildet. Es ist nicht natürlich, ständig die Schwingung der Wirbelsäule zu unterbinden.

Noch ein Gedanke zum Zusammenspiel der Bauch und Rückenmuskulatur.
Die Zivilisationskrankheit Nummer eins, vorallem im Kostenbereich sind heute rückenschmerzen, für das ständige Sitzen ist die WS nicht geschaffen. Meist verkürzt die Bauchmuskulatur und die Rückenmuskulatur schwächt ab, wir fallen in uns zusammen. Analog Brustmuskulatur verkürzt sich, Schultermuskulatur abgeschwächt, Schultern fallen nach vorn.
Es ist immer ein Zusammenwirken von Spieler und Gegenspieler zu beachten.
Was bringt es mir, wenn ich die Rückenmuskulatur stärke und die Bauchmuskulatur vernachlässige? Vielleicht der bereits angesprochende Hohlrücken und Entenpo.
Wichtig ist auch die tieferliegende Rückenmuskulatur, die wird meist vernachlässigt beim Training bzw. ist auch nicht so einfach zu trainieren wie die außen sichtbare Muskulatur.

Beim Üben eine Haltung einzunehmen und die Haltung im Alltag sind manchmal zwei verschiedene Dinge. Natürlich überträgt man auch ein Teil auf den Alltag, Bsp. beim sitzen vor dem PC und im Kampfkunstboard stöbern...
Ja genau der ein oder andere hat vielleicht gerade seine Haltung geprüft ;)

nagual
26-04-2007, 06:31
Was bringt es mir, wenn ich die Rückenmuskulatur stärke und die Bauchmuskulatur vernachlässige?

Es geht bei dieser Frage nicht darum, ob das eine oder das andere nicht usw.

Das Problem ist, dass Ansätze zur Lösung von Rücken- und Haltungsproblemen unzureichend sind, wenn es nur um "Stärkung" der Sache geht.

Außerdem sind Probleme mit Rückenschmerzen was ganz anderes als Haltungsprobleme mit Hohlkreuz, obwohl es natürlich Überschneidungen gibt.

Außerdem führen Übungen, die sich mit der ganzen Bewgeungs- und Haltungskoordination beschäftigen immer auch zu einer gewissen Stärkung aller beteiligter Muskeln, d.h. Übungen, bei denen man sich hauptsächlich auf den Rücken konzentriert und mit dem Rücken was macht, werden auch ihre Auswirkungen auf den Bauch haben. Solche Ideen, man müsste also zusätzlich noch knüppeln bis man soundso viele Situps schafft, weil der Bauch ja auch für den Rücken soooo wichtig ist, bringen nichts, sondern können eben auch nach hinten losgehen.

Man denke z.B. auch an eine effektive Methode wie Feldenkrais, wo gar nichts im üblichen Sinne trainiert und gestärkt wird, sondern ausschließlich mit sehr subtilen Feinheiten der Sache gearbeitet wird (d.h. eben ganz kleine mnatürliche Bewegungen und Haltungsanpassungen und viel Hineinspüren usw.), und das auch noch ohne dass es kompliziert und schwierig umzusetzen wird, für den Übenden. Solche Methoden sollen oft erfolgreicher sein, als 50% Rückenmuckitraining und 50% Bauchmuckitraining, wird berichtet.

Renner
26-04-2007, 17:08
@nagual

Da schwimmen wir auf einer Wellenlänge, ich bin genauso gegen nur Muckitraining, arbeite auch lieber mit einem ganzheitlichen Aspekt!
Das war nur eine allgemeine Regel für aufbauende Maßnahmen durch Krafttraining.