Ist der Durchschnittskarateka überhaupt an SV interessiert? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Ist der Durchschnittskarateka überhaupt an SV interessiert?



karlo
02-01-2003, 18:45
Hi Leute,

nachdem hier ein Thread nach dem anderen gestartet wird was wohl besser und was weniger SV-Tauglich ist, möchte ich mal folgende Frage stellen: Wieviel Leute in eurem DOJO sind wirklich an SV interessiert?

Meine Erfahrung ist, daß die Älteren (10 Jahre Karate und mehr) fast gar kein Interesse an SV haben. Die Mittelschicht (3 - 10 Jahre Karate) will bevorzugt das trainieren, was zum nächsten Gürtel gebraucht wird und die Anfänger sind noch mit den Katas und Bunkai gefordert. Die Überdurchschnittlichen wollen in die Wettkampfgruppe und einige wollen eh möglichst wenig Neues. Also ich höre im Karate nur wenige nach möglichst effizienter SV schreien.

Wie sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?

Sven K.
02-01-2003, 19:08
Moin Alle

Also ich war in drei verschiedenen Dojos ( Shotokan ) In allen
wurde (wird) SV unterrichtet. Als ich mit Karate angefangen habe
(ca. 1985) hatte ich in meinem Verein einen sehr SV-lastigen
Unterricht. Das mag daran gelegen haben, dass ich in der
Karatesektion eines Judoclubs angefangen habe ( Der
Judomeister war der damalige Bundestrainer Dieter Schittkowski)

Der Meister des zweiten Dojos machte "nebeher" noch Aikido :D
Das färbte auch ab ;)

Im dritten Dojo wurde auch sehr viel Wert auf die SV gelegt.
Hier haben wir sogar SUMO - Training gemacht :D.

In keinem Dojo hab ich gehört das jemand gesagt hätte
"och nee nich schon wieder SV" Im Gegenteil. Die Frauen waren
ganz wild darauf, ein paar Griffe zu lernen, wenn mal wieder
einer grabbeln wollte ;) und die Männer konnten ihren Horizont
erweitern :D.
Einige haben zwar über die Fallschule gemeckert aber man kann
nicht alles haben :D :D

Ich finde SV gehört in jede KK.

Ach ja ! Ein Nachbarverein von meinem letzten Dojo
läd regelmäßig Gilbert Gruss ein. Der macht ja nur noch
Karatespeziefische SV. Und die Bude war ( ist ) voll ällteren
Karateka (10 Jahre Karate und mehr).

Luggage
02-01-2003, 19:09
@Karlo:
Hm, du sprichst von jenen, die beim (Shotokan) Karate bleiben...

Koneko
02-01-2003, 22:10
Hallo,

für mich war Shotokan schon immer eine Kombination aus vielen Dingen. SV und Kunst, z.B. Ich selbst habe angefangen,um a) mich selber verteidigen zu können ( weil ich erfahren mußte, wie wichtig soetwas sein kann) und b) weil ich schon immer etwas für die Kunst übrig hatte.
Unser Verein jedoch war mehr daran interessiert die Leute für Wettkämpfe zu trainieren, also mehr Sport statt Kunst. Und mit der Zeit gab es nur wenige, die nicht an der nächsten Gürtelfarbe oder dem nächsten Wettkampf interessiert waren.
Doch für mich stand immer Kunst und Können im Vordergrund, egal welche Gürtelfarbe oder welche Pokale ich hätte vorweisen können. Für mich war nicht die SV am wichtigsten, obwohl meine Erfahrungen im Verein mehr in die SV-Richtung gehen. Aber das hängt halt auch vom Sensei und der eigenen Einstellung ab. Unserer war mehr interessiert Wettkampfsport daraus zu machen. Und die meißten fanden es gut so, weil sie irgendwann Blut gelegt haben, an Erfolg auf Wettkämpfen und Pokalen.

Doch mir war die Kunst und der Weg wichtiger. Also nicht SV an erster Stelle. Doch es waren wenige, die so dachten wie ich.

Gruß Koneko

Lilith
02-01-2003, 22:23
es geht darum ein ganzes komplexes System versuchen zu verstehen. Und es ist klar, dass SV dazu gehört. Wenn es um Karate und nicht um irgendwelchen Sport geht, erübrigt sich die Frage doch einfach.

Karate ist nicht alles, aber alles ist Karate

G. F.

JuMiBa
02-01-2003, 23:00
@Karlo

Deine Beobachtungen kann ich nur bekräftigen. Der Hauptgedanke ist bei den meisten (ich rede von meinem Verein)so schnell wie möglich den nächsten Gürtel zu bekommen. Und wenn es bei uns mal heißt: "so heute machen wir mal Selbstverteidigung", dann sieht das ganze soooo steif und unbeholfen aus, das einem Angst und Bange wird.
Deswegen mache ich nebenbei noch Ju-Jutsu und trainiere Karate nur wegens der sauberen Techniken, nicht aber wegens der Selbstverteidigung.

Gruß Micha

Dojokun
03-01-2003, 09:20
Hallo!

Bei uns läuft es folgendermaßen:
Ich teile das Jahr in Quartale ein:
1. Quartal: Mehr SV, und das Erlernen neuer Dinge steht im Vordergrund
2. Quartal: "Prüfungsvorbereitung", also Feilen an bekannten Dingen
3. Quartal: Erweitern der SV und der neuen Techniken, Kata und Kumite-Varianten
4. Quartal: "Prüfungs- und Turniervorbereitung" auf höherem Niveau

Mit dieser Einteilung fahren meine Leute sehr gut....

Sie behalten Spaß am Karate, und so kann ich ihnen mehrere Aspekte der KAMPFKUNST vermitteln...


Oss

Dojokun

joetokan
03-01-2003, 09:45
Hi,
ich bin so frei, und erlaube mir, zu sagen, dass mich SV als "eigenständiges" Thema nach jetzt 25 Jahren Karatetraining (Shotokan) nicht mehr so sonderlich interessiert. Alles, was ich da mache (Kihon, Kata, Bunkai, Kumite, Wettkampftraining, Pratze, Sandsack, Makiwara...), ist "SV", ohne dass ich mir dies immer krampfhaft deutlich machen muß. Ich finde da eher Leute befremdlich, deren einziger Beweggrund für´s Kampfkunsttraining die SV ist, also die immer nur an "das Eine" denken: wo lauert der Feind, wann werde ich das nächste Mal überfallen, wie sieht die SV Situation genau aus.... Mein Hauptbeweggrund zum Betreiben dieser speziellen Kampfkunst ist mittlerweile, dass sie mir einfach unheimlich Spaß macht! Und ich finde das absolut legitim. Beim Training geht es vielen anderen Fortgeschrittenen auch so: Sie wollen lieber Sparring oder Kata machen, sich auspowern, Spaß haben, als rumstehen und Hebel und Griffe üben. Warum eigentlich nicht, Spaß und Fitness ist doch auch ein Argument, ich habe es leider in den Diskussionen hier noch sehr selten gelesen. Hier geht es meist darum was angeblich "objektiv" am effektivsten ist. Dabei wird oft vergessen, das das System, das man (letztlich natürlich immer auch mit dem Ziel: SV) betreibt, zur jeweiligen Person passen muss, also subjektiv für diese Person sinnvoll sein muß (Spaß machen muss!), nur so kann man auch viel dabei lernen. Der Spaß am Arbeiten an sich selbst ist dabei der wichtigste Antrieb. Wenn man das System übt, was einem am meisten Spaß macht, egal was es ist, dann wird man persönlich auch die optimale Wirkung damit erzielen können. "Unterwegs" auf diesen 25 Jahren habe ich auch schon bei vielen anderen reingeschaut (Judo, Kickboxen, Goju Ryu, JJ, MT), aber keine Kampfkunst liegt mir persönlich von der spezifischen Motorik und den Grundlagen so, wie das Shotokan. Ich fühle mich auch bei dem Gedanken an SV dabei gut aufgehoben. Bei anderen ist das sicher ein anderer Stil oder gar mehrere. Dabei geht es mir so wie vielen Karatefreunden, dass mir persönlich das, was oft als SV angeboten wird (G. Gruss ist da eine Ausnahme, sehr zu empfehlen!!), mit Griffen usw. eher aus meiner eigenen Praxis als zu kompliziert und langsam erscheint. Im Ernstfall, der Gott sei Dank erst ein paar Mal passiert ist, waren die schnellen Techniken aus kurzer und mittlerer Distanz (Empi, Gyaku-Zuki, Uraken) immer am effektivsten...Für andere ist vielleicht dabei eher ein sehr SV-lastiges Training hilfreich. Hier muss einfach jeder seinen eigenen Weg finden.

Viel Spaß beim Training,
Joetokan

weudl
03-01-2003, 10:56
Was mir bei einigen Postings aufgefallen ist, ist in etwa die Aussage, dass SV etwas mit Wurf- und Hebeltechniken zu tun hat. Wurf- und Hebeltechniken waren immer schon ein wesentlicher Bestandteil des Karate, selbst wenn dies heute oft nicht mehr so gesehen wird. Dies sagt aber nichts darüber aus, ob in einem Training SV vermittelt wird oder nicht. Man kann SV auch ohne einen einzigen Wurf oder Hebel praktizieren. Jedes (sinnvolle) Katabunkai oder Ippon Kumite kann bereits SV-Training (zumindest einmal auf einer technischen Ebene) sein. Die einzige Frage ist die, wie realistisch der jeweilige Trainer dies üben lässt.

Goshinsatori
03-01-2003, 11:17
HI,

..und wie gut man die Kata denn versteht.....

Stimme dir aber voll zu WEUDL, du sprichst mir aus der Seele.

keksi
03-01-2003, 13:44
ich persönlich finde SV ist langweilig :o :cool:

weudl
03-01-2003, 13:51
@Goshinsatori

Stimmt genau. Deswegen habe ich auch "(sinnvolles) Katabunkai" geschrieben. Das meiste was man zu diesem Thema sieht, ist ja leider unrealistischer Schrott...

hobbes_s
03-01-2003, 16:48
Original geschrieben von keksi
ich persönlich finde SV ist langweilig :o :cool:


Warum denn?

Harald

Dojokun
03-01-2003, 19:09
Genau!
Wieso langweilig?
Kannst Du das mal näher erleutern?

Oss

Dojokun

Goshinsatori
04-01-2003, 08:19
Hi,

Meiner Meinung nach findest du dann ja auch Karate langweilig.
Wofür ist Karate denn da ?
Es ist ein Kampfsystem. Kampfsystem ==> KÄMPFEN, was tust du in der SV, richtig, auch kämpfen. Ok, heute ist Karate vielleicht mehr als Kampf, dann wäre das Karate-Do, gut, aber auch hier ist das Karate drin, und das hat ja was mit kämpfen zu tun.

karlo
04-01-2003, 09:57
"Wofür ist Karate denn da?"

Hi Goshinsatori,

vieleicht zum Spaß haben und "Gürtel machen"?

weudl
04-01-2003, 10:31
@Goshinsatori

Betrachtet man das Karate vor 1900 hast Du absolut recht. Danach wurden aber immer mehr verschiedene Dinge in das Karate hineininterpretiert. Angefangen mit Itosus "Schulkinder"-Karate , über Funakoshis "Budo"-Karate, das Wettkampfkarate und das Breitensportkarate (im Prinzip wie itosus Idee). Karate hat also heute nicht mehr nur die reine Funktion der SV und des Kämpfens gegen andere, die es früher einmal gehabt hat.

Ob man diese Entwicklung gutheißt oder nicht ist eine andere Frage. Ich wage aber zu behaupten, dass ohne diese Öffnung um 1900 kaum einer von uns heute Karate betreiben würde...

@Karlo

Ist das ernst gemeint, dass "Gürtel machen" eine für Dich brauchbare Trainingsmotivation ist?

Michael1
04-01-2003, 10:49
In meinem "Stammverein" sind wenn es hoch kommt 15% der Jugendlichen und Erwachsenen an SV interessiert.
Bei den Kindern finde ich es etwas schwierig das abzuschätzen.

karlo
04-01-2003, 11:02
Hi weudl,

natürlich nicht.

Goshinsatori
04-01-2003, 11:06
Hi Weudl,

ja stimmt was du schreibst. Auch ist es wohl so, daß ohne eine Öffnung von uns heute keiner Karate machen würde. Stimmt.
Aber kämpfen ist nunmal der Hauptbestandteil des Karate, sei der kampf nur mit sich selbst, gegen andere oder in der Kata, wo man sich ja auch ständig in einem Kampf befindet und sich auch immer verbessern sollte.
Selbstverteidigung ist kämpfen !

Dojokun
04-01-2003, 11:42
@ weudl und Goshinsatori

Ich stimme Euch - wie eigentlich immer ;) - 100%ig zu!

Und als kleine Ergänzung:
Ich weiß nicht mehr genau, wer es sagte, aber:
Selbstverteidigung ist eines der Ziele eines Anfängers.
Aber auch ein Fortgeschrittener darf es nicht aus den Augen verlieren.
Allerdings ändert sich die Sichtweise des Fortgeschrittenen:
Für ihn ist Selbstverteidigung ein "Nebenprodukt";
so wie der Apfel vom Baum fällt, wenn er reif ist, entwickelt der Karateka die Fähigkeit, sich notfalls zu verteidigen!
Aber es ist nicht das einzige, worum man sich kümmern muß!
Wer richtig trainiert, oder um im Bild mit dem Apfel zu bleiben, wer wichtig wächst, der wird auch das Resultat erreichen!
Wer sich nur verteidigen können will, ist wie der Apfel, der unreif zu Boden fällt......

Ein "blumiges" Oss

Dojokun

weudl
04-01-2003, 15:12
@karlo

;) Hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert...

@Goshinsatori

Natürlich ist der "Kampf" das Wesen einer Kampfkunst. Ob man dies nun als Kampf gegen andere oder als Kampf gegen sich selber (Ego, innerer Schweinehund,...) versteht, ist eigentlich sekundär. Es geht darum, sich immer wieder neuen Aufgaben und Herausfoderungen zu stellen und daran zu reifen. Nur aus der Auseinandersetzung und den daraus gemachten Erfahrungen kann man wachsen.

karlo
04-01-2003, 16:26
[QUOTE]Original geschrieben von weudl

. Es geht darum, sich immer wieder neuen Aufgaben und Herausfoderungen zu stellen und daran zu reifen.

sehr gut formuliert, da kann ich mich voll anschließen. Für mich ist aber eine neue Herausforderung nicht nur Kampf, sonder auch z.B. einen Sack Flöhe(Kindergruppe)zu hüten(trainieren).

weudl
04-01-2003, 18:52
@Karlo

Genau in diesem Sinne war meine Aussage auch gemeint. Ich gehe sogar noch weiter und meine damit auch die Herausforderungen des täglichen Lebens, die mit Karate direkt überhaupt nichts zu tun haben.

keksi
05-01-2003, 15:38
Original geschrieben von Goshinsatori
Hi,

Meiner Meinung nach findest du dann ja auch Karate langweilig.
Wofür ist Karate denn da ?
Es ist ein Kampfsystem. Kampfsystem ==> KÄMPFEN, was tust du in der SV, richtig, auch kämpfen. Ok, heute ist Karate vielleicht mehr als Kampf, dann wäre das Karate-Do, gut, aber auch hier ist das Karate drin, und das hat ja was mit kämpfen zu tun.

Karate find ich auch langweilig,, das trifft aber nicht auf verschiedene Dinge zu: Ich mach z.B sehr gern Kata und bestimmte Arten von Kumite (jyiu ippon kumite z.B und Kihon ippon Kumite), der rest interessiert mich halt nich so weil man sich auch anders Verteidigen kann, finde ich persönlich. Aber ich versuch trotzdem auch das zu trainieren was ich nicht so sehr mag....

ids keksi

karlo
06-01-2003, 09:36
Hi Keksi,

kann es sein, daß du schreiben wolltest, daß du SV langweilig findest? Wenn dir nähmlich Kata und Kumite gefällt, macht die Aussage "Karate finde ich auch langweilig" doch keinen Sin, oder? :confused:

Dojokun
06-01-2003, 11:27
Genau diese Frage habe ich mir auch gerade gestellt...


Oss

Dojokun

keksi
06-01-2003, 16:54
Original geschrieben von karlo
Hi Keksi,

kann es sein, daß du schreiben wolltest, daß du SV langweilig findest? Wenn dir nähmlich Kata und Kumite gefällt, macht die Aussage "Karate finde ich auch langweilig" doch keinen Sin, oder? :confused:

ich finde sv und karate halt langweilig, das einzigste was mir spass macht is kata...also SV und Kumite is halt nich mein Ding....:rolleyes:

Dojokun
06-01-2003, 17:38
Das verstehe, wer will...

Ich kann das nicht....


Oss

Dojokun

keksi
06-01-2003, 17:59
Original geschrieben von Dojokun
Das verstehe, wer will...

Ich kann das nicht....


Oss

Dojokun


was verstehst du daran nich? *ggg*...ich mach karate weil ich zu gezwungen werde..ich machs aber nich sooooooo gerne, es sei denn das Montags training (kata) und ich geh gern auf meisterschaften, das wars auch schon....kumite und SV is halt nich mein ding *gg*:rolleyes:

karlo
06-01-2003, 18:06
@all

Noch ein anderer Aspekt zu diesem Thema.

Ich glaube, es ist unbestritten, daß die meisten Eltern ihre Kids mit dem Gedanken der SV beim Karate anmelden.

Meine Erfahrung ist, daß sich das im Laufe des Trainings komplet ändert. Mit der Zeit treten andere Dinge in den Vordergrund z.B. gestärktes Selbstbewußtsein, Verbesserung der körperlichen Konstitution, Konzentrationsstärke, Körperhaltung usw. von SV ist dann keine Rede mehr.

Wie erlebt ihr das?

Dojokun
06-01-2003, 19:15
Ist bei uns genauso...

Oss

Dojokun