Hemmungen [Archiv] - Kampfkunst-Board

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blubblub
13-01-2003, 17:31
Also ich würde gern über folgendes Diskutieren ......

Wenn ich in einer sv-situation merke meinem Gegner "etwas" überlegen zu sein , verlieren meine Schläge den "wums" , wenn ich aus Spass nen Kumpel schlage spüre ich richtig meine Geschwindigkeit und die Kraft , wenn ich Ernst schlage ist das Gefühl nicht da und mir kommen meine Schläge dann echt uneffektiv vor....

Liegt das daran das ich echt Hemmungen habe jemanden zu verletzen (was ja eigendlich sogar ganz gut ist) ?

Liegt das am Adrenalien in dem Moment das ich meine Eigene Power nicht spüre ?

Wie kann man dieses Gefühl unterbinden und einen kühlen Kopf behalten so das man überlegt und mit voller Power handelt ?

Andreas Weitzel
13-01-2003, 18:53
Hallo, blubblub,

außer Deines Körpers (Technik, Kraft etc.) mußt Du noch Deine Psyche trainieren. Dann klappt es auch mit... mit wem auch immer ;) :D

Gruß
Andreas

blubblub
13-01-2003, 19:11
habe keinen bestimmten mit dem es klappen soll *g* aber fällt mir oft auf das ich gegen nen Kumpel wenn wir so just4fun bischen rumbalgen immer viel besser bin als in ner ernsten Situation.....

jetzt wäre interessant wenn du ein paar kleine tips auf lager hättest WIE Psyche trainieren ?

thx für schnelle antwort :-)

Andreas Weitzel
13-01-2003, 19:32
@ blubblub:

Hallo,

jetzt stellst Du aber Fragen :) Allein das Seminar, auf dem ich dieses Thema erklären werde, wird zwei Tage dauern (18-19. Januar)... Um es hier "kurz" zu erzählen...

Ich beschreibe Dir sehr vereinfacht das Prinzip, nach dem es funktioniert: Wir sind gewohnt, unregelmäßig und relativ chaotisch (mit vielen Unterbrechungen) zu atmen. Bei erhöhtem Stress, drohender Gefahr, großer Belastung, hoher Anstrengung und anderen außergewöhnlichen Einwirkungen neigen wir dazu, unsere Atmung für eine gewisse Zeit zu unterbrechen, anzuhalten... Das führt zur mangelnden Sauerstoffversorgung des Hirns und des Herzes. Folge: Es entsteht das Panikgefühl. Dieses Gefühl kann seinerseits verschiedes Auswirken: Von einem lämmungsartigen Zustand, bei dem man unfähig ist, sich zu bewegen, bis zu einem verzweifelten Wutausbruch mit dem totalen Verlust der Kontrolle über sich selbst und die Situation... Lösung: Man muß lernen, gleichmäßig und ununterbrochen zu atmen. Und das bei größten Belastungen... Und dann kann man auch lernen, die Vorgänge in der Psyche und im Körper mit Hilfe der Atmung zu steuern...

Gruß
Andreas

blubblub
13-01-2003, 19:51
klingt sehr interessant und sieht so aus als ob ich jemanden gefunden habe der weis was ich meine :)

kannst du mir literatur oder irgendwelche anderen möglichkeiten um mich auf dem Gebiet weiter zu bilden empfehlen ? Hällst du vo2max training (hiit usw........) für eine gute idee ?

Wäre natürlich schön wenn einige andere noch was dazu sagen würden (erfahrung , gezieltes training usw......)

Andreas Weitzel
13-01-2003, 20:05
@ blubblub:

Hallo,

Du willst Dich weiterbilden... Ich kenne leider keine Literatur zu dem, was ich Dir beschrieben habe. Ich habe es auch nicht aus Büchern gelernt ;) Andere Möglichkeiten? Klar. RMA-Seminare :) Sie sind alle hier im KKB ausgeschrieben. Vielleicht besuchst Du uns mal bei Gelegenheit :) Schau auch auf unserer Webseite nach, da sind ein paar einfache Übungen beschrieben.

Gruß
Andreas

PS: Was ist "vo2max"?

blubblub
13-01-2003, 20:42
vo2max = maximales sauerstoffvolumen also praktisch wie viel man auf einmal atmen kann, wenn man das tatsächlich steigern kann wäre doch produktiv in die richtung oder ?

Andreas Weitzel
13-01-2003, 20:48
@ blubblub:

Hallo,

nein, das habe ich nicht gemeint. Eher meinte ich, daß man unter jedem Umstand (also gleich, wie hoch die Belastung ist, wie oft man atmen muß, wie lang die Atemzüge sein müssen usw.) die nötige Menge an Sauerstoff ohne Unterbrechuing bekommten soll.

Außerdem soll man lernen, auch bei gezwungenem Sauerstoffmangel funktionsfähig zu bleiben. Aber das ist ein weiterer Schritt.

Gruß
Andreas

blubblub
13-01-2003, 21:12
meinst du also wenn ich mich darauf konzentriere auch in gefahr gleichmässig und voll zu atmen könnte ich überlegter/kraftvoller handeln ?

Ich hatte es auch schon öfter das ich mich an Situationen die teilweise nur 30 sekunden dauerten nicht mehr erinnern konnte weil eben.....

Erstmal THX! das du mir so kompetent und umfangreich antwortest ! Hättest du vielleicht ein paar tips wie ich mir das im Alltag beibringen kann ? würde es sinn machen beim Krafttraining (auch extreme Belastung) sich darauf zu konzentrieren regelmäßig zu atmen usw....... ?

Andreas Weitzel
13-01-2003, 21:20
@ blubblub:

Hallo,

es soll eher zu einem Reflex werden: Sobald die Belastung stegt, passt sich die Atmung an. Dann braucht man die wertvolle Energie nicht darauf zu vergeuden, daß man sich auf die Atmung extra konzentriert. Es muß von alleine gehen.

Wie ich schon sagte, schau Dir unsere Webseite an. Da findest Du bestimmt ein paar ideen und Anregungen. Ansonsten kann man Atemübungen zu jeder Zeit überall machen. Ich mache sie z.B. wenn ich mit meiner Tochter spazieren gehe.

Gruß
Andreas

R.E.
13-01-2003, 22:22
Hallo Grüßt Dich,

ich glaube das Andreas da mit der Atmung schon nicht ganz unrecht hat.

Ich denke, es macht auch viel die Erfahrung aus, mit solchen Situationen umzugehen, die Du als "normaler" nicht gewöhnt bist.

Du sollst übrigens nicht die Härte Deiner Schläge spüren, sondern Dein Gegenüber, im Training sowie im Ernstfall.

Bleib locker, schlag mit richtigem Timing und Distanzgefühl und mein spezieller Tip.....entwickle Deinen Killer-Instinct.

Also den Agressor ausschalten, bevor er hochgefahren ist.

Rules of the Street beachten und wissen, gibt einem eine gewisse Sicherheit.......denn viele (oft leider selbst erfahrene KK'ler) wissen die nicht.

Such Dir einen Trainer der weiß, wie's draußen läuft und besprich die Situation mit ihm vor Ort, bzw. richte Dein Training dann danach aus.

Noch ein Tip: Ich habe in den letzten Jahren, fast jede Situation mit weggehen oder Ausstrahlung klären können.

Kein Kampf--gewonner Kampf. Street Smart........geh heim und freu Dich mit Deiner(n) Lieben!

NGR

Ralf

blubblub
13-01-2003, 22:31
könntest du Killer-Instinct noch genauer erläutern ?
Welchen Stil (ich weis es liegt hauptsächlich am Trainier) empfehlt ihr mir , der den´Charakter in diese Richtung mit Schult ? (ist meines erachtens nach viel wichter als zum dummen hau drauf klopper ausgebildet zu werden)

R.E.
13-01-2003, 22:50
Nochmal Hi!

Wenn Dich das mit dem Killer-Instinct interessiert, verweiß ich Dich auch mal auf meine HP.

Es gibt mehr gute Sachen (Stile) liegt daran was bei dir in der Umgebung angeboten wird und dann auch daran (wie bereits gepostet) ob der Trainer Ahnung von der Materie "Streetfight" hat, da hier nicht Dojo-Etikette gefragt ist.

Informier Dich mal und poste nochmal, dann kann man eine theoretische Empfehlung machen oder schau Dir HP's an, was Dich (folge Deinem Herzen) einfach am meisten anspricht, aber schon auf den Bezug "regelloser Kampf" und ein guter Vollkontaktstil.

Auch Sympathie dem Trainer und seine Schüler ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Beste Grüße

Ralf

foko
14-01-2003, 18:48
Hallo!

Zur Auslösung der Panik muß ich einige Körperfunktionen korrigieren:

Zwischen Atmung und Panik gibt es zweifelsohne Veknüpfungen: durch Sauerstoffmangel kann es zu Panik kommen- jedoch tritt bei unterdrückter Atmung lange vor einer solchen Reaktion ein zu hoher CO2-Wert im Körper und dadurch bedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose), die schon längst eine starke Panik hervorruft. Mangelversorgung von Hirn und Herz kann ohne Auftreten von Bewußtlosigkeit oder Anfall von Herzkrämpfen (Angina pectoris bzw. Herzinfarkt) absolut ausgeschlossen werden.

Was hier im Fall "drohende Gefahr" auftritt, ist Panik, als Form gesteigerter Angst, die absolut psychisch ausgelöst wird.

Ich will natürlich keinesfalls bestreiten, dass eine Konzentration auf die Atmung die Panik bekämpft. Doch was hier hilft ist die Konzentration selber- unabhängig worauf der Fokus gelegt wird.

Der Mechanismus ist die Ablenkung auf etwas, was außerhalb der bedrohenden Struktur liegt und daher beruhigend wirkt.

viele Grüße und Kommentare sind natürlich erwünscht

-foko

Andreas Weitzel
14-01-2003, 19:10
Hallo, foko,

nun, wenn das Deine Meinung ist, werde ich nicht versuchen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen :)

Eins möchte ich aber anmerken: Es geht nicht um die Konzentration auf die Atmung. Das habe ich bereits weiter oben gesagt.

Gruß
Andreas

Shorinji
15-01-2003, 12:36
Ist es denn nicht so, dass diese Hemmungen eine natürliche Reaktion auf Gefahr ist ?
Der Körper bereitet sich automatisch auf die drohende Gefahr vor, indem er Adrenalin ausschüttet und damit den Kreislauf anregt. Dies soll nicht dem Kampf dienen sondern der Flucht. Denn jeder Mensch hat einen Selbsterhaltungstrieb, der in solchen Situationen greift. Denn schon in der Urzeit mussten unsere Vorfahren schnell aus einem Gefahrenbereich verschwinden können, wenn sie zum Beispiel vor einem körperlich überlegenem Gegner standen.
Ich weiß nicht ob das alles stimmt was ich da laber, aber es klingt wenigstens logisch ;)

karlo
15-01-2003, 13:04
[QUOTE]Original geschrieben von blubblub
[B]klingt sehr interessant und sieht so aus als ob ich jemanden gefunden habe der weis was ich meine :)

Hi blubblub,

es gibt hier sicher zig Leute, die wissen was du meinst. Meiner Meinung nach ist das Üben mit einem Freund, Kumpel usw. einfach ein Spiel das wir oft praktizieren und uns deshalb keine Probleme bereitet. Eine Ernstfallsituation(oder Training mit einem Unbekannten) ist aber etwas Neues und deshalb reagieren wir zurückhaltend. Aus meiner Sicht hilft: möglichst oft mit anderen Partnern zu trainieren, das Thema Atmung wie bereits beschrieben, jede Gelegenheit zum Freikampf nützen und wie auch schon beschrieben, die Psyche trainieren, wobei ich das mit Visualisieren der möglichen Situationen machen würde.

Alephthau
15-01-2003, 13:11
Hi,

wenn der Körper Adrenalin ins Blut ausstößt, bereitet er sich auf 2 Sachen vor: Entweder Angriff oder Flucht.

Wenn man zu lange zögert, verliert man den Mut zu Kämpfen, also muß man den Anfang des Adrenalinschubes ausnutzen. (Nebenbei das "Zittern vor Angst" ist dem Zittern nach einem Kampf gleichgestellt!)

Was mir geholfen hat, ist "todesverachtend" (Nicht verwechseln mit Kreuzdoof! ;)) den Gegner Anzugreifen, kein langes Geplänkel. (Was man u.a. auch machen kann ist die Methode der Marines: Die Anfangsaktion mit einem Kampfschrei aufwerten! Dämlich aber am Anfang recht praktisch :D)

Je mehr man über eine Kampfsituation nachdenkt um so mehr verliert man die Lust sich gegen den anderen zu wehren.

Gruß Alef

Boozer
17-01-2003, 13:02
@ blubblub

Letztendlich solltest du mal versuchen dir die physischen und psychischen Aspekte dieses Streß- oder Panikgefühls klarzumachen und diese dann gründlich analysieren.
Als Tip kann ich dir raten mal mit unterlegenen Gegnern(physisch, technisch etc.) zu sparren. Hier sollte dann der Stress, der dein eigentliches Können in den Hintergrund treten läßt, geringer sein.
Du dagegen kannst dich ausprobieren und gewinnst so vielleicht an mentaler Sicherheit dazu.
Versuch einfach dein Ding zu machen und bring stur Faust, Fuß, was auch immer in die Trefferfläche.

So long

Boozer

Ulrich
17-01-2003, 18:38
ein kleiner Nachsatz zu boozer
um betont echnisch zu sparren ist der Vorschlag gut, wenn man nebenbei noch mit dem Partner schwatzen kann - atmet man sogar zwangsläufig und wird vielleicht locker :D.
Allerdings braucht man dann auch wieder einen Gegner zum Ausgleich der einem überlegen ist, damit man die Eigensicherung wie covern winkleln usw nicht vergisst.

- aber das ist auch nur meine Meinung

DieKlette
17-01-2003, 18:45
Wenn Du Angst hast und nicht zuschlagen kannst, dann liegt das an Dir selbst. Frage Dich was Dich unsicher macht. Und sei ehrlich mit Dir . Wenn Du einen Komplex oder eine Furcht in Dir hast, dann überträgt sich das auch auf deine Fähigkeit zu kämpfen. So ist es zumindest bei mir.
Du musst das in Dir suchen, was diese Unsicherheit auslöst und dann an dem Problemen arbeiten. Dann wirst Du die Angst verlieren. Dein Problem ist nicht, dass Du nicht zuschlagen wolltest, sondern es nicht kannst, weil Du Dich vor einer Niederlage fürchtest. Also gibt es da eine Schwäche. Welche das ist musst Du schon selber herausfinden. Aber ruhig in sich hineinhorchen kann helfen.

Einen freundlichen Gruss

Julian