Sich durch Begriffe identifizieren [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Sich durch Begriffe identifizieren



Engin
16-08-2007, 18:10
Sorry, edit - entspricht nicht den Zitier-Regeln. Admin

Wie sieht das bei euch aus? Identifiziert ihr euch mit einem bestimmten Begriff und findet das in Ordnung oder sagt ihr euch "ich behalte mir die Freiheit, ich will mich durch nichts typisches identifizieren!" Was fändet ihr den gut daran sich durch einen Begriff zu identifizieren oder es nicht zu tun?

Kouhei
17-08-2007, 07:19
:confused:

dominik777
17-08-2007, 07:48
Beispiele?

Engin
17-08-2007, 12:35
Nun, ihr seht es schon selbst, das Zitat von mir wurde gelöscht, deshalb ist kein Zusammenhang zu meiner Frage zu erkennen.
Dann will ich das mal mit meinen eigenen Worten widergeben. Menschen haben ja unterschiedliche Weltanschauungen - Buddhismus, Islam, Taoismus, Christentum usw., und jeder identifizert sich mit dem jeweiligen, d. h., der eine nennt sich Moslem, der andere Hinduist, ein anderer wiederum Taoist....
Meine frage jetzt, warum? Und, ist das Nötig? Wozu braucht man solche Begriffe um sich mit etwas identifizieren zu können?

Ich sehe das Problem darin, dass, wenn man sich zu stark mit einer Weltanschuung identifiziert, sich nicht für anderes öffenen kann und will. Man kann sich nicht wandeln, man hat eine Vorgabe wie man sich verhalten muss. Sich durch ein gewisses Dazugehörigkeitsgefühl zu definieren, wird eine festgelegte Meinung gelegt. Es wird die sicht für anderes gesperrt.

Als ich noch ein Moslem war, gab es Dinge im Islam, die mir nahe standen, z. B. die Moral. Aber es gab auch dinge die mir sehr entfernt standen, z. b. der Himmel und die Hölle, an die ich nie richtig geglaubt habe.
Und ich denke mal, das ist in jeder Weltanschuung so. Es gibt überall Dinge die uns nahe und andere wiederum die uns fern stehen.
Ich bin zwar Atheist, es gibt aber Sachen die ich, sowohl im Atheismus nachvollziehen kann, als auch in manchen Religionen. Beim Atheismus finde ich die Ablehnung von göttlichen Wesen für vernünftig, während ich im Buddhismus, die religöse Praxis der Meditation hilfreich und gut finde, weil sie für Körper und Geist positiv wirkt.
Ich finde unsere Welt, unser Leben, ist zu vielschichtig, zu unterschiedlich um sich mit einem bestimmten Begriff zu definieren.

Normalerweise müsste ich jetzt Atheist genannt werden, will mich aber nicht durch einen bestimmten Begriff identifizieren. Wenn mich jemand fragt was ich sei, dann sage ich einfach, dass ich konfessionslos sei und mehr nicht.

scarabe
17-08-2007, 23:56
Mir fällt dazu ein Beitrag in einem Buch Chopras ein, dabei ging es um Nationalismus- und darüber, daß man immer ein Stück seiner freien Individualität abgibt, um dafür dem Nationalismus (genausogut Religion o.ä.) Platz zu machen. Es wäre besser, sich seine "Teile" zurückzuholen....

Generell ist es so, daß die Welt groß ist und jede Anschauung/Religion o.ä. nur ein Teil davon.
Es wäre schade, sich durch eine bestimmte Anschauung für Neues oder anderes zu blockieren.

So ist ein Überzeugter.... tralala.... eben nicht ganz er/sie selbst, sondern wird ein Stück weit von der...tralala...Ideologie fremdbestimmt, anstatt selbst zu entscheiden bzw zu leben...

Vamacara
18-08-2007, 00:26
Meine frage jetzt, warum? Und, ist das Nötig? Wozu braucht man solche Begriffe um sich mit etwas identifizieren zu können?

Dinge in eine Schublade zu stecken ist für den Menschen eine Hilfe, die Welt um sich herum zu ordnen und sich in ihr zurecht zu finden. Sich selbst mit etwas zu identifizieren geht in die gleiche Richtung: es orientiert einen und verleiht irgendwo auch Sinn im Leben.


Ich sehe das Problem darin, dass, wenn man sich zu stark mit einer Weltanschuung identifiziert, sich nicht für anderes öffenen kann und will.

Egal was Du tust, du identifizierst Dich immer. In der modernen Zeit ist die Eigenheit, sich nirgendwo identifizieren zu wollen, die grösste Schublade, mit der die Menschen sichergehen wollen, frei zu sein ("Zwangsindividualismus"). Fakt ist aber, dass man immer irgendwo drin steckt. Das Nein für eine Sache beinhaltet das Ja für die Nächste.


Man kann sich nicht wandeln, man hat eine Vorgabe wie man sich verhalten muss.

Ist das zwangsläufig so? Lassen einem Begriffe keinen Spielraum? Und wieso sollte jemand, wenn er merkt, dass er sich inhaltlich von einem Begriff entfernt, nicht auch die Freiheit gewähren, diesen Begriff abzulegen?


Ich finde unsere Welt, unser Leben, ist zu vielschichtig, zu unterschiedlich um sich mit einem bestimmten Begriff zu definieren.

Ist jede Schicht nicht ein Begriff? Wie vielschichtig könnte eine Welt sein, wenn es keine Schichten mehr gäbe, keine Differenzierungen, sondern nur einen grauen Brei? Auswahl, Verschiedenheit, Mischungen sind nur in einer Welt der Kontraste möglich, die wiederum eng mit Begriffen verbunden ist.
Diese wiederum ermöglichen uns erst, eine Entscheidung dafür oder dagegen zu treffen. Das wiederum suggeriert uns, dass es die Freiheit des Willens überhaupt gebe. Nicht zuletzt spiegeln wir uns auch in den Möglichkeiten und nehmen verschiedene Facetten unserer Person wahr.


Normalerweise müsste ich jetzt Atheist genannt werden, will mich aber nicht durch einen bestimmten Begriff identifizieren. Wenn mich jemand fragt was ich sei, dann sage ich einfach, dass ich konfessionslos sei und mehr nicht.

... und wenn man dann fragt, ob Du an Gott glaubst, dies verneinst, würde man sagen "Ah, Du bist Atheist". Würde Dich das in diesem Moment einschränken? Ich habe solche Bekenntnisse nie als Einschränkung wahrgenommen, sondern als eine Beschreibung meiner aktuellen Haltung zu den Dingen. Und die zwingt Dich niemand Dein Leben lang zu behalten, schliesslich geht es nicht um Begriffe, sondern um Wege. Und die hin und wieder neu zu definieren ist menschlich und auch notwendig, egal ob Du den Begriff ablehnst oder nicht.

joetokan
18-08-2007, 08:19
Ich finde unsere Welt, unser Leben, ist zu vielschichtig, zu unterschiedlich um sich mit einem bestimmten Begriff zu definieren.


Das ist ein schöner Satz. Damit hast Du auch Deine Frage selbst sehr gut beantwortet.

Engin
18-08-2007, 09:03
Sich durch einen bestimmten Begriff von andernen abzuspalten, kann ja auch mal gut und hilfreich sein, aber was ist mit Menschen die von ihrer Ideologie nahezu verblendet sind? Was ist z. B. mit Menschen die in eine Sekte gefangen sind und einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind? Ich habe einmal versucht mt solchen Leuten zu reden, aber die wollten mir noch nichtmals zuhören. Was ist mit Menschen, denen man einne Waffe in die Hand drückt und sagt: "Geh' und sterbe für Gott/Allah"! Und diese empfinden es sogar als normal und gut für ihr an geglaubtes höheres Wesen zu sterben, weil sie auch nichts anderes in ihrem Leben kennengelernt und erfahren haben. Diese Leute kennen nichts anderes!

Ich weiß noch, als ich meinen Eltern erzählte, dass ich kein Moslem mehr sei, diese am Anfang das überhaupt nicht verstanden und akzeptiert haben. Heute längst tun sie das schon. Aber nicht nur meine Eltern, sondern viele anderer meiner muslimischen Freunde auch, die das genauso nicht verstanden haben.
Ich denke, hätten sie sich nicht mit einem Begriff definiert, so hätten sie einfach gesagt: "Ok, du bist alt genug, du musst selber wissen, was du für richtig hälst"!

Das andere ist noch, es gibt nicht "DEN" Islam, Buddhismus; "DAS" Christentum usw. Jeder interpretiert die Religionen so wie er es versteht oder verstehen will. Warum halten sich nicht alle Christen an die Pflichtgebete? Warum führen nicht alle Moslems Krieg gegen die "Ungläubigen"? Warum glauben nicht alle Buddhisten an Götter? und und u..
Ich stelle mir mal vor, ich wäre ein Moslem der Schweinefleisch isst und ich das als Moslem als durchaus normal empfinde würde. Aus der Sicht eines "anderen" Moslems, wäre ich kein Moslem, weil ich nach ihm gegen das islamische Gesetzt verstoße würde, nach mir wäre aber "er" kein Moslem, weil er ein lügner ist. Und dann kommt ein Dritter hinzu und bezeichnet sich als den "wahren" Moslem und das geht geht dann immer so weiter.

So unterschiedlich und vielfältig das Leben ist, so sind auch die einzelnen Interpretationen der jeweiligen Weltanschauungen.

scarabe
19-08-2007, 15:47
Ja, die Frage ist eben, ob jemand
der Sowieso IST,
der u.a. - jede Komponente gelichwertig- Sportler ist, Moslem ist, Tierfreund ist und so weiter und das auch ggf. verändert

oder ob jemand Moslem ist, Sowieso heißt und alle anderen Aktivitäten und Interessen seiner Religion (oder etwas anderem unterordnet und anpaßt)