Determinismus [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Determinismus



Engin
19-08-2007, 09:41
Was weiß man heute über den Determinismus bzw. was gibt es an aktuellen Forschungen, Ergebnissen, Erkenntnissen über den Determinismus?
Was spricht denn für und/oder gegen einen Determinismus?


Gruß und danke
Engin

Kouhei
19-08-2007, 10:11
Das Einzige was gegen den Determinismus sprechen würde, aus naturwissenschaftlicher Sicht, ist das Chaos, welches jedoch sich nur aus zu vielen Faktoren zusammensetzt um das Chaos zu berechnen bzw, vorherzusagen, darum würde ich, wenn ich nur meine Logik zur Rate ziehen würde, sagen dass alles schon bestimmt ist und wir gar keinen Einfluss darauf nehmen können.
Allerdings wiederspricht diese Weltsicht meinem persönlichem empfinden, für mich ist das zu fern und ich versuche lieber mein Leben selbst in die Hand zu nehmen als einfach zu resignieren und die Ausrede im Determinismus suchen.

Hellfrog
19-08-2007, 10:35
die naturwissenschaftler würden gerne alles bestimmen und berechnen (nix gegen die, bin selber physiker ^^). doch leider klappt das net immer so wie sie wollen (--> Weltformel).
die vollständige Kenntnis eines systems wird durch die Heisenbergsche Unschärferelation unmöglich gemacht. besonders im fall des Lebens, mit den aber-billiarden faktoren, ist es schier unmöglich das system vollständig zu durchleuchten und zu erfassen.

die quantenmechanik ist nicht logisch zu erklären, nurnoch "mathematischer formalismus", und benutzt gleichungen die einen Zufall enthalten. deswegen ist heute in den NW's eher der Indeterminismus zu finden.

grob gesagt: sie würden gerne beweisen das es zufälle gibt (bzw keine gibt), doch ist die leider (sogar mit der quantenmechanik) ausgeschlossen.
gibt auch welche die behaupten das es mehrere parallel universen gibt, die sich zwischendurch überlagen. damit würden sie sowas wie eine spontane entflammung erklären. aber ich finde das sehr sehr wage...

Edit: Laplacescher Dämon mal bei wiki suchen, da wirds eigentlich ziemlich gut und sachlich erklärt inklusive Chaostheorie & Unschärferelation

Engin
19-08-2007, 12:25
Allerdings wiederspricht diese Weltsicht meinem persönlichem empfinden, für mich ist das zu fern und ich versuche lieber mein Leben selbst in die Hand zu nehmen als einfach zu resignieren und die Ausrede im Determinismus suchen.

Ist schon irgendwie verständlich. Einen Determinismus kann ich mir (philosophisch) betrachtet auch nicht vorstellen, weil, was hätte das Leben für einen Sinn, wenn alles vorherbestimmt wäre und man nicht das tun und denken kann was man will? Naturwissenschaftlich kann ich mir einen Determinismus allerdings schon vorstellen. Falls der Determinismus tatsächlisch nicht zutreffen sollte, so gibt es immer noch den "Psychischen Determinismus", der erst recht unsere Freiheit wegnehmen würde. Wenn es um Freiheit geht, müssten wir uns erstmal mit diesem beschäftigen, aber das ist ja wiederum ein anderes Thema.

dvrvm
19-08-2007, 14:15
Ich halte den (neuronalen bzw. psychischen) Determinismus für zwangsläufig wahr, ausser man nimmt idealistisch-monistische Positionen ein. Auf mein persönliches Leben hat das aber wenig Einfluss. Im Sinne von Schopenhauer: "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will." Ich könnte gar nicht anders, als mich frei zu fühlen, gerade weil ich es nicht bin.

jinn
19-08-2007, 14:58
"Der Mensch wird nicht vollkommen nackt geboren.
Jeder Mensch wird mit etwas geboren. Zum beispiel mit der Bürde, die Nachfolge des Familienoberhauptes anzutreten*.
Doch was wir anziehen, was wir aus uns machen, das ist bei jedem anders.
Das ist unsere einzige Freiheit. Unsere Rettung."

Der Thread hat mich darauf gebracht, das ich dieses Zitat noch irgendwo auf dem PC habe.
Irgendwie finde ich es schön, wobei ich nicht unbedingt dieser Meinung bin.

*das stammt von eine mälteren Text, da hab ich mir das herausgeschrieben.

scarabe
19-08-2007, 15:55
Ja, und es liegt an uns modernen Menschen, ob wir diese Bürde des historisch mitgeschlepptem Determinismus akzeptieren oder ob wir sagen, er muß überhaupt keine Nachfolge antreten, das bringt zwangsweise sowieso nichts-
er soll besser seine individuellen Fähigkeiten und Interessen entwickeln, damit kann er der Menschheit mehr nutzen.

Der Determinismus wird also nicht nur mitgegeben, sondern auch von der heutigen Gesellschaft aufrechterhalten.
Die heutige Gesellschaft hat aber durchaus die Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden- ein erster Schritt wäre die Bereitschaft, überholte Ansichten und Gebräuche losuzulassen.

Und- im Wirtschaftsleben- seine Angst vor vielleicht etwas weniger materiellem Wohlstand loszulassen zu Gunsten freier Meinungsäußerung und selbstbestimmterer Lebensgestaltung...

(vgl daß Wohlstand bei uns nur als materieller Wohlstand gilt, während Freizeit, Freundschaften, Hobbies, sich-glücklich-fühlen und seelische Bedürfnisse untergeordnet und mißachtet werden)

jinn
19-08-2007, 16:14
als bürde kann man doch auch sehen, das man in eine Arme Familie Geboren wird, oder in einem Land Lebt in dem Krieg herrscht.
oder das man mit Körperlicher oder Geistiger Einschränkung geboren wird.

ich habe den Spruch eher so aufgefasst. das man zwar mit so etwas geboren wird(Schicksal oder Zufall...) doch das man selbst entscheidet, wie man damit umgeht oder was man aus seinen Fähigkeiten macht.

und nicht so speziell auf diesem Punkt. (obwohl das wahrscheinlich die intention des Verfassers war)

mongol
19-08-2007, 17:23
Ich habe mir neulich ein Buch von Adam Fewer gekauft. Dat Ding heißt "Null" und es handelt sich dort um Laplaceschen Dämon und folglich auch um Determismus etc. (zum Teil fiktional)
Das soll kein Spam sein oder so, aber für interessierte würde ich das Buch empfehlen.

mongol
19-08-2007, 17:27
Manchmal glaube ich an Determinismus, manchmal weiß ich nicht, was ich glauben soll, aber vom Logischen her würde ich sagen, dass alle Geschehenisse eine Folge frühere Ereignisse sind = Determinismus.
Aber setzt Determinismus nicht den Urknall voraus?? Diese Frage Interressiert mich.

Soju
19-08-2007, 17:49
Ist es im grunde nicht egal?

Wenn es ihn gibt, dann kann ich es eh nicht ändern. Dann geb ich mich halt im Moment nur der Illusion hin mein Leben selbst zu bestimmen, mit der ich mich aber gnz wohl fühle.

Wenn es ihnnicht gibt, sollte ich meine Zeit nicht damit verschwenden darüber nachzudenken ob es ihn gibt, sondern meine Energie darauf verwenden mein Leben so zu gestalten wie ich es möchte.

Engin
19-08-2007, 18:22
Egal kann das nicht sein, jedenfalls nicht für die meisten Menschen, glaube ich. Man möchte ja wissen, ob man der Herr seines eigenen Ichs ist und nicht wie von einem Puppenspieler als eine Marionette gelenkt wird; was hätte das Leben denn sonst für einen Sinn müsste man sich fragen. Und wenn es ihn geben sollte, würde man ihn für alles verantwortlich machen und nie die Schuld und den Grund bei sich selbst suchen. Warum bin ich so? Warum hätte es nicht anders sein können? Wieso ist Krieg ausgebrochen? Bin ich für meine Schuldtaten selbst verantwortlich?

Sportler
20-08-2007, 02:48
Kann mir mal einer erklären, wie man überhaupt rausfinden will, ob man dem Determinismus unterliegt?
Also, jetzt außer durch Meditation;)

Und, falls man jemals einen Beweis findet - ließe dieser Beweis dann auch Rückschlüsse zu, wie man determiniert ist? Und würde sich dadurch der evtl. vorhandene Determinismus aufheben?
:confused:

Soju
20-08-2007, 05:28
Egal kann das nicht sein, jedenfalls nicht für die meisten Menschen, glaube ich. Man möchte ja wissen, ob man der Herr seines eigenen Ichs ist und nicht wie von einem Puppenspieler als eine Marionette gelenkt wird; was hätte das Leben denn sonst für einen Sinn müsste man sich fragen. Und wenn es ihn geben sollte, würde man ihn für alles verantwortlich machen und nie die Schuld und den Grund bei sich selbst suchen. Warum bin ich so? Warum hätte es nicht anders sein können? Wieso ist Krieg ausgebrochen? Bin ich für meine Schuldtaten selbst verantwortlich?

Ich denke das ist individuell. Ich persoenlich moechte einfach meine Energie nicht darauf verwenden mich mit etwas zu beschaeftigen, was ich erstens nicht rausfinden und zweitens nicht aendern kann.

Im Moment gehe ich davon aus, dass ich fuer meine Handlungen selbst verantwortlich bin.

scarabe
20-08-2007, 16:48
Um Determinismus zu "entlarven" helfen mehrere Methoden, am besten in Kombination:

Scheuklappen ab und den gewohnten Trott hinterfragen.
Lesen und andere Gedanken an sich ranlassen.
Und die berühmte Achtsamkeit, die schon damit losgeht, daß man sich dessen bewußt ist, daß man atmet.....

Garantie gibt das zwar nicht, aber es fallen einem viele Kleinigkeiten auf.

Beispiel Kindheit:
Eltern, die sagen, mein Kind ist talentiert verursachen mit diesem Determinismus, daß sich das Kind aufgewertet fühlt und dementsprechend benimmt.
Eltern, die sagen, mein Kind ist ungeschickt, erreichen das genaue Gegenteil.

Chefs, die ihre Arbeiter in neonbleuchteten Großraumbüros einpferchen und mit Klimaanlagen immer dieselben Bakterien rundum verteilen, machen ihren Mitarbeitern klar, welches Glück sie haben, arbeiten zu dürfen.

Jemand anderer würde ihnen vielleicht klar machen, welches Pech sie haben, sich solch ungesunder Lebensweise und gesundheitlichem Risiko aussetzen zu müssen....

Man hat also zwar keine Garantie, Determinismus zu erkennen und umgehen zu können,
aber das Bewußtsein bzw. -werden spielt eine entscheidende Rolle.

jinn
21-08-2007, 12:07
das ist doch kein determinismus?

das ist doch beeinflussung von anderen Leuten.-> also nichts vorbestimmtes?

du redest nur von falschem determinismen.
aber falls es wirklich so ist(es einen echten gibt) wie eill man den nachweisen?

Budoka_Dante
21-08-2007, 13:11
Manchmal glaube ich an Determinismus, manchmal weiß ich nicht, was ich glauben soll, aber vom Logischen her würde ich sagen, dass alle Geschehenisse eine Folge frühere Ereignisse sind = Determinismus.
Aber setzt Determinismus nicht den Urknall voraus?? Diese Frage Interressiert mich.

Wenn eine Bedingung für den Determinismus ist, dass alles eine Folge eines früheren Ereignisses ist, dann hat sich damit der Determinismus selbst ausgehebelt.

Ein Ereignis MUSS EINFACH das Erste gewesen sein (oder auch mehrere parallel von mir aus). Und da es das Erste war, kann es nicht als Folge eines anderen Ereignisses auftreten. Damit wäre die Sache mit dem Determinismus für mich gegessen.:)

scarabe
21-08-2007, 19:37
das erscheint mir aber eher actio-reactio zu sein als Determinismus....

allerdings habe ich mich in meinen Beiträgen auch auf psychischen Determinismus beschränkt, was vielleicht nicht ganz korrekt war.

mongol
22-08-2007, 10:58
Ein Ereignis MUSS EINFACH das Erste gewesen sein (oder auch mehrere parallel von mir aus). Und da es das Erste war, kann es nicht als Folge eines anderen Ereignisses auftreten. Damit wäre die Sache mit dem Determinismus für mich gegessen.:)
Deswgen auch meine Frage: setzt Determinismus nicht den Urknall voraus???