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Vollständige Version anzeigen : Trainingsmethodik: Erfolgsfaktor Nummer Eins



nito
23-08-2007, 12:01
Leute die sich länger mit SV beschäftigen sind sich bald einig, dass es nicht auf das System oder den Stil ankommt, ob sich jemand wirksam verteidigen kann.
Meist heißt es dann: „Es kommt auf den Kämpfer an“.
Tja, das ist sicher richtig: Mike Tyson kann mir auch mit Tai Chi erfolgreich aufs Maul hauen.
Problem ist nur die Leute die SV am notwendigsten brauchen sind kein Tyson, sondern Frauen mit 50 kg, unsportliche Jugendliche, alte Omas, gestresste Manager mit Kreuzweh etc. Just learn to hit fucking hard – das funktioniert da nicht!

Was ist dann entscheidend wenn man lernen will sich wirksam körperlich zu verteidigen?
Meiner Meinung nach: Die Trainingsmethode.

Die soll nämlich genau auf das vorbereiten was mir am ehesten zustoßen kann und das so realistisch wie möglich.

Dazu brauch ich vor allem nicht-kooperative Partner die mich wirklich fertigmachen wollen und realistische Energie und Geschwindigkeit.
Also alles was in Vollkontaktsportarten ganz normal ist (Boxen, Ringen, MMA, Muay Thai, Rugby, Eishockey ...)

Dann muss ich den Fokus auf Selbstverteidigung und Überleben richten, weg vom Siegen, weg von Punkten, Submissions, Ranglisten und Regeln.
Da gibt’s eben keinen Handshake vor dem Kampf sondern z.B. ein verbales Abtesten, eine Provokation oder übelste Beschimpfungen; Waffen, mehrere Angreifer etc...

Die Kunst ist nun die Übungen so zu gestalten, dass sich trotzdem niemand dabei verletzt. Da machen es sich die meisten zu leicht mit dem „Diese Technik ist zu tödlich um sie zu trainieren – Bullshit“

Meine Erfahrungen damit:
Die „kriminelle“ Energie des Angreifers und seine Absicht mich zu treffen/verletzen muss immer vorhanden sein.
Ich kann allerdings die eingesetzte Kraft bei den Angriffen auch mal gut zurücknehmen (bei hoher Geschwindigkeit)
Ich kann aber auch mal die Geschwindigkeit reduzieren und mir z.B. in Zeitlupe anschauen wie es aussieht wenn der Angreifer einen Schwinger schlägt und das analysieren (Warnzeichen, Körperbewegung, ...).
Gute Schutzausrüstung hilft: Gerade beim Training mit Messern (Helm mit Visier, Mundschutz, Tiefschutz).
Aber vor allem: Es ist ohnehin nicht so einfach jemanden wirklich voll zu treffen, wenn der sich wehrt, dafür sorgen schon unsere eingebauten Schutzreflexe - schützen muss man sich vor allem vor zufälligen Unfällen (z.B. habe ich mal das Alumesser zwischen die Schutzgitter des Helms durchbekommen; hat mich genau unter dem Auge getroffen; seitdem nur mehr mit Plexiglasvisier)Wie eine gute Trainingsmethode aussehen kann: YouTube - Training (http://www.youtube.com/watch?v=1xt8706J-aY)



lg
nito

Marty P
23-08-2007, 13:09
Sehr interessante Ansätze.
Ich höre zum Beispiel immer wieder die Aussage dass man nach einem halben Jahr bzw. einem Jahr z.B. mit Krav Maga sich schon gut verteidigen kann.
Wenn wir ehrlich sind, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt dann sind die Agressoren meistens geübte Schläger die jedes Wochenende oder zumindest fast jedes Wochenende in so eine Situation kommen. Ich schaue mir oft in meinem Umfeld die Personen an, vor welchen Typen hätte ich Respekt, oder nennen wir es doch gleich Angst. :rolleyes: Diese Typen kann ich nach einem Jahr KM sicher nicht besiegen.
Ich bin 1,81 groß, wiege 94 kilo und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, habe früher auch als Türsteher gearbeitet, trotzdem geht mir der ***** auf Grundeis wenn ich in so Situationen komme bzw. mir vorstelle es mit solchen Leuten zu tun bekomme. Als Sec hat man ja noch Rückendeckung, aber im real Life sieht das oft ganz anders aus.
Geht das nur mir so ?

e.f.
23-08-2007, 13:56
gibt es leute die so trainieren eigentlich kaum


leider

MatzeOne
23-08-2007, 15:32
Ja, es gibt natürlich so Leute.

Das Video find ich schon recht gut.

Das Szenario-Training unter Headinstructor Böttcher ist auch immer wieder ein besonderes Erlebnis. Der Mann braucht sich auch nichts auszudenken, der hat genug Erfahrung, um seine Schüler auf die Straße wirklich "vorzubereiten". Die Instructoren unter ihm versuchen natürlich auch Szenarien zu kreieren, die auf reale Ereignisse beruhen. Darüber hinaus wird auch beim normalen Techniktraining und insbesondere bei den Drills darauf geachtet, dass das ganze auch ordentlich - im Sinne von effektiv - trainiert wird. Das ist nicht immer schön anzusehen, aber das ist auch überhaupt kein Anspruch. Es muss halt funktionieren.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man bei KMG gut aufgehoben ist. Derzeit werden ja auch weitere Trainees ausgebildet. Ich bin gespannt, was da so an zukünftigen Instructoren nach kommt. :)

Heros
23-08-2007, 16:32
Stimme dir auch zu. Die Kampfsportart ist aufjedenfall zweitrangig. Wichtig ist die Trainingsmethodik.

Wobei ich würde sagen, dass gerade der körperliche Aspekt in Sachen Selbstverteidigung oft außer Acht gelassen wird.
Zum einen macht es einen selbstbewusster, wenn man einen durchtrainierten Körper hat und zum anderen teilt man damit auch besser aus ( bzw hat das Potential dazu).
Das wichtigste ist aufjedenfall die Einstellung, aber wenn jemand mit besseren körperlichen Vorraussetzungen in einen Kampf geht, ist dies doch schon ein großer Vorteil.
Sonst würd ich noch sagen Schlagkraft und Nehmerqualitäten überwiegen ganz klar Technik.

@ Marty: glaube das Gefühl kennt jeder. Wobei du bist doch wohl nen ziemlicher Brocken so wies aussieht. Kann gut sein, dass deine Aggressoren vor dir einen ähnlichen Respekt empfinden, es aber nicht zeigen.

Als ehemaliger Türsteher solltest du eine gewisse Erfahrung in Sachen Konflikten gesammelt haben, wobei das nartürlich auch auf den Laden ankommt.

Marty P
23-08-2007, 16:37
@ Marty: glaube das Gefühl kennt jeder. Wobei du bist doch wohl nen ziemlicher Brocken so wies aussieht. Kann gut sein, dass deine Aggressoren vor dir einen ähnlichen Respekt empfinden, es aber nicht zeigen.

Als ehemaliger Türsteher solltest du eine gewisse Erfahrung in Sachen Konflikten gesammelt haben, wobei das nartürlich auch auf den Laden ankommt.

Habe auch einiges an Erfahrung gesammelt, aber ganz erhlich, ich hab bzw. hatte oft fast die Hosen voll vor Angst. Ich hab nur versucht es nicht zu zeigen.

shenmen2
23-08-2007, 18:20
Okay, das Video zeigt vielleicht eine "gute Trainingsmethode" - aber eben nur für durchtrainierte junge Männer. Wo sind denn nun die im ersten Post erwähnten Jugendlichen, 50 kg- Frauen, Omas und ältere Männer mit Rückenleiden ? In dem Training ist jedenfalls kein(e) einzige.

Branco Cikatic
24-08-2007, 00:41
Ja, es gibt natürlich so Leute.

Das Video find ich schon recht gut.

Das Szenario-Training unter Headinstructor Böttcher ist auch immer wieder ein besonderes Erlebnis. Der Mann braucht sich auch nichts auszudenken, der hat genug Erfahrung, um seine Schüler auf die Straße wirklich "vorzubereiten". Die Instructoren unter ihm versuchen natürlich auch Szenarien zu kreieren, die auf reale Ereignisse beruhen. Darüber hinaus wird auch beim normalen Techniktraining und insbesondere bei den Drills darauf geachtet, dass das ganze auch ordentlich - im Sinne von effektiv - trainiert wird. Das ist nicht immer schön anzusehen, aber das ist auch überhaupt kein Anspruch. Es muss halt funktionieren.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man bei KMG gut aufgehoben ist. Derzeit werden ja auch weitere Trainees ausgebildet. Ich bin gespannt, was da so an zukünftigen Instructoren nach kommt. :)
Sorry Matze, aber wenn Du das Video toll findest,
hast Du nicht verstanden was SV bedeutet!:cool:
Sobald der Angreifer im Infight ist hat man als Verteidiger was
falsch gemacht.
Grundsätzlich heisst es in der SV den Gegner(Angreifer)
immer auf Distanz zu halten und niemals
den Infight zu suchen, da Aktionen immer schwer
zu kontrollieren sind und die Abwehr gegen das Messer ist ja
ein Witz.:D
@ Nito
Manches was Du schreibst ist brauchbar, aber wenn man im
Training bei VK-KS (Boxen,Karate und MT) auf
K.O. trainiert reicht das vollkommen aus.
Was ich bei Leuten die SV machen immer beobachte ist,
dass Ihnen die Kraft fehlt kräftig zuzuschlagen

krav maga münster
24-08-2007, 01:33
Leute die sich länger mit SV beschäftigen sind sich bald einig, dass es nicht auf das System oder den Stil ankommt, ob sich jemand wirksam verteidigen kann.
Hoffentlich wirklich bald. ;)


Problem ist nur die Leute die SV am notwendigsten brauchen sind kein Tyson, sondern Frauen mit 50 kg, unsportliche Jugendliche, alte Omas, gestresste Manager mit Kreuzweh etc. Just learn to hit fucking hard – das funktioniert da nicht!
Falsch, die Leute die es brauchen sind Ottonormalbürger.

Es ist ein Witz immer eine "durchschnittlich magersüchtige" 50 kg Frau zu nehmen, die wohlmöglich noch von einem "geilen" 100 kg Mann angefallen wird.


Was ist dann entscheidend wenn man lernen will sich wirksam körperlich zu verteidigen?
Meiner Meinung nach: Die Trainingsmethode.
Da hast Du ganz Recht.
Nur liegt der Erfolg einer Trainingsmethode oder eines Szenariotraining, unter anderen bei der Ausführung von Techniken.




Wie eine gute Trainingsmethode aussehen kann: YouTube - Training (http://www.youtube.com/watch?v=1xt8706J-aY)
Wieso greift der Messermann -im Gegensatz zu seinen Teamkollegen- den Trainer denn nicht mal richtig an.

Glaubt er echt, er könnte mit dieser Art den Gürtel zu benutzen, einen Messermann aufhalten ?


trotzdem geht mir der ***** auf Grundeis wenn ich in so Situationen komme bzw. mir vorstelle es mit solchen Leuten zu tun bekomme.
Das ist ein ganz normales Gefühl, das hat jeder. ;)



Sobald der Angreifer im Infight ist hat man als Verteidiger was
falsch gemacht.
Grundsätzlich heisst es in der SV den Gegner(Angreifer)
immer auf Distanz zu halten und niemals
den Infight zu suchen,
Die meisten (nicht alle :cool: ) Auseinandersetzungen enden aber früher oder später im Infight.
Sicher gibt es Situationen wo man den Gegner auf Distanz "besiegt", dennoch ist es eigentlich kein großes Problem in den Infight zu kommen.


zu kontrollieren sind und die Abwehr gegen das Messer ist ja
ein Witz.
Wie schon erwähnt, der Part mit dem Gürtel ist sehr lustig. :)

Gruß Markus

wikinger13
24-08-2007, 02:32
das video selber und die art und weise zu trainieren finde ich ok!
ich denke aber jeder der glaubt den ernstfall "trainieren" zu können täuscht sich gewaltig! von daher finde ich selbstverteidigungsstile bei denen lehrer ihren schülern selbstvertrauen eintrichtern eher bedenklich! wird letztendlich wohl eher dazu führen das diese schüler sich im ernstfall extrem überschätzen und vielleicht situationen heraufbeschwören denen man eigentlich aus dem weg hätte gehen können!
angst, weiche knie, adrenalinausstoss und die angst vor dem was vielleicht danach passieren könnte lassen sich nicht trainieren, auch nicht im ring!
messerabwehr ist bestimmt ein schönes training, ich kann aber jedem nur raten im ernstfall einem messer aus dem weg zu gehen, notfalls mit "schnellen füssen" :-) es gibt fehler die macht man nur einmal, im ring oder beim training werden die nicht bestraft!


grüsse

17x17
24-08-2007, 08:39
Den von Marcus angesprochenen Teil des Trainings finde ich auch - sagen wir mal: Nicht gelungen.
Bis auf die Abwehr mit dem Stuhl wurde hier immer ein völlig falsches Bild über Messer geliefert - das ist fahrlässig.

Ansonsten fand ich das auch nicht schlecht.

@Hosens....
"Manches was Du schreibst ist brauchbar, aber wenn man im
Training bei VK-KS (Boxen,Karate und MT) auf
K.O. trainiert reicht das vollkommen aus."
Ich finde, dass Du dir hier ein bisschen wiedersprichst - gerade vorher hattest Du gesagt, dass vieles falsch gelaufen ist, wenn man erst einmal im infight ist - und jetzt reicht es fest zu schlafen?

Marty P
24-08-2007, 09:47
Wieso sollte man nicht in den Infight gehen ? Im WT geht man sofort rein und generell sollte man, wenn sich die Chance bietet, schon reingehen.

F-factory
24-08-2007, 10:29
Wie eine gute Trainingsmethode aussehen kann: YouTube - Training (http://www.youtube.com/watch?v=1xt8706J-aY)

Ich finde solche Szenario-Trainingsmethoden gut, auch wenn es ein paar Kritikpunkte an den Vorgehensweisen gibt (siehe MarkusW. - der Gürteleinsatz ist ja echt lustig).

Die Frage, die sich mir stellt ist: wie lange machen die schon KK/KS/SV.
Mir scheint es als ob die schon eine Weile in dem Bereich irgendetwas machen und deshalb schon die gewisse Agressivität haben, die man alleine als "simulierender Angreifer" haben muss um diese Art des Trainings halbwegs realistisch zu gestalten.
Vielen Leuten fehlt diese Aggressivität auf Abruf einfach und sie muss antrainiert werden.
Sobald man ein gewisses technisches und psychisches Level hat, kann man auch sehr spaßige Sachen machen.

@MartyP
Wenn es sich vermeiden läßt, dann ist es in meinen Augen ratsamer jemanden auf Abstand zu halten, als reinzugehen. Und wenn reingegangen wird, sollte man die Sache auch schnell beenden. Aber da gibt es persönliche Präferenzen.

J.F.

Heros
24-08-2007, 16:05
Hmmm, ich find grad im Infight hat man bessere Kontrolle, als auf Distanz. Bzw viele Leute haben mitm Infight Probleme und sind net in der Lage aus kurzer Distanz harte Treffer anzubringen.

Aber naja da gehen die Meinungen auseinander. Denke man sollte einfach immer die Distanz nehmen, in der man sich am wohlsten fühlt, falls man überhaupt wählen kann....

Branco Cikatic
25-08-2007, 01:43
Den von Marcus angesprochenen Teil des Trainings finde ich auch - sagen wir mal: Nicht gelungen.
Bis auf die Abwehr mit dem Stuhl wurde hier immer ein völlig falsches Bild über Messer geliefert - das ist fahrlässig.

Ansonsten fand ich das auch nicht schlecht.

@Hosens....
"Manches was Du schreibst ist brauchbar, aber wenn man im
Training bei VK-KS (Boxen,Karate und MT) auf
K.O. trainiert reicht das vollkommen aus."
Ich finde, dass Du dir hier ein bisschen wiedersprichst - gerade vorher hattest Du gesagt, dass vieles falsch gelaufen ist, wenn man erst einmal im infight ist - und jetzt reicht es fest zu schlafen?
Wo habe ich mich widersprochen?

nito
25-08-2007, 12:17
Hallo,

Ich möchte nur ein paar Sachen rausgreifen:



Sobald der Angreifer im Infight ist hat man als Verteidiger was
falsch gemacht.
Grundsätzlich heisst es in der SV den Gegner(Angreifer)
immer auf Distanz zu halten und niemals
den Infight zu suchen

Die Wörter "immer" "niemals" kann man in der SV vergessen - zu chaotisch das Ganze. Ersetzt es mit "kommt drauf an" :)

Ein Kampf in der SV entsteht ja nicht "aus heiterem Himmel" (auch wenn viele das glauben) oder aus einer Position wie im Ring.
Bsp: Es gibt einen Streit, der Aggressor kommt zum Einschüchtern ran, schubst, fuchtelt mit den Händen im Gesicht rum etc. d.h. er ist jetzt schon in Nahdistanz. Wenn Deeskalation jetzt fehlschlägt, starte ich schon mal aus der Nahdistanz.
(Und bevor jetzt der Mythos mit der Sicherheitszone von ein paar Metern kommt, die ich mit verbalen Kommandos durchsetze "keinen Schritt näher, sonst mach ich Kickbox": spielt das doch mal durch im Rollenspiel und schaut ob's in Wirklichkeit auch funktionieren würde)

Grade diese Phase kurz vor dem Kampf halte ich für extrem wichtig. Und da brauch ich ein verhaltenspsychologisches Arsenal um den Gegner zu manipulieren und einen ev. Kampf schon vorher für mich zu entscheiden.
Aber dieses Thema verdient einen eigenen Beitrag.


... wenn man im
Training bei VK-KS (Boxen,Karate und MT) auf
K.O. trainiert reicht das vollkommen aus.

Wie man an der Vorkampfphase schon sieht, reicht das eben nicht aus. Bitte nicht falsch verstehen: Auf jeden Fall trainieren wie Boxer, Ringer, Thaiboxer, BJJ ABER mit ganz anderen Zielen.

Nicht KO, Punktesieg, Submission sondern Gesund am Abend heimkommen
Kampf entsteht nicht weil beide das wollen, sondern weil mich Täter dazu zwingt (einer ist Aggressor, einer will nur in Ruhe gelassen werden)
Menschliche Interaktion und Verhalten (Dialog, Körpersprache, Motive, Emotionen ...) spielt eine große Rolle
Keine Vorbereitung auf den Kampf (Überraschungsangriff ...)
Waffen sind im Spiel, die Kumpels stehen schon längst parat
Kampf zieht Folgen nach sich (rechtlich, emotionell ...)
usw.Man kämpft wie man trainiert. Wenn ich mit sportlichen Erfolg (Gewinnen) als Ziel trainiere, kann ich leicht schwere Fehler machen in einem Umfeld wo sportlicher Erfolg überhaupt keine Rolle spielt (Überleben).

Auch wenn's auf den ersten Blick ungewöhnlich ist: Ja, auch die alte Oma sollte so trainieren, aber eben entsprechend runterskaliert.

Vergleich: Ich würde die alte Oma in der Reha auch Kreuzheben machen lassen statt Isolation Curls weil's eben eine der besten und funktionalsten Übungen für den Alltag ist. Aber eben entsprechend runterskaliert.

Zur Messerabwehr mit den Gürtel: Flexibilität und Spontanität ist in der SV gefragt. Kein vernünftiger Mensch trainiert in einer Kata wie er einen Angreifer mit Billardkugeln oder eben einen Gürtel auf Distanz hält. Kein vernünftiger Mensch würde sagen: Das ist unsere Methode der Messerabwehr.
Was ich trainiere ist alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzusetzen. Wenn notwendig kann eine zusammengerollte "Welt der Frau" eine brauchbare Waffe sein.

Seid kreativ im Training und lasst euch nicht von vorgegebenen "Techniken" einschränken. Probiert es einfach aus: Was funktioniert wird behalten, der Rest fliegt raus.

nito

nito
25-08-2007, 12:32
Hallo F-factory,



Mir scheint es als ob die schon eine Weile in dem Bereich irgendetwas machen und deshalb schon die gewisse Agressivität haben, die man alleine als "simulierender Angreifer" haben muss um diese Art des Trainings halbwegs realistisch zu gestalten.

Ich gebe dir recht, dass man als Trainer/Coach viel Ahnung haben muss (und nicht nur vom Kämpfen) um solch ein Training richtig und vor allem dem Klienten angemessen zu gestalten. Alleine die Simulation eines guten Angreifers ist eine Wissenschaft für sich.

Der Klient selber braucht überhaupt keine Vorkenntnisse. Ich trainiere von Anfang an dynamisch mit entsprechender Energie und Emotion. Alles eine Frage der geschickt gesteuerten Intensität.


Vielen Leuten fehlt diese Aggressivität auf Abruf einfach und sie muss antrainiert werden.
Sobald man ein gewisses technisches und psychisches Level hat, kann man auch sehr spaßige Sachen machen.

Die Zahl der Leute die ohne jegliches Training Kämpfe auf Leben und Tod überlebt haben ist um ein vielfaches größter als alle Kampfkunst/Kampfsport-Trainierenden zusammen.

Wir sind von der Evolution als Überlebensmaschinen konstruiert worden, diese Mechanismen gilt es anzuzapfen, da brauch ich nicht viel mehr trainieren.
Wie viel Training braucht eine Mutter die ihr Kind verteidigt?

lg
nito

krav maga münster
25-08-2007, 12:43
:


Die Wörter "immer" "niemals" kann man in der SV vergessen - zu chaotisch das Ganze. Ersetzt es mit "kommt drauf an" :)
Einen kleinen Widerspruch zu diesem hier sehe ich aber schon.


Ein Kampf in der SV entsteht ja nicht "aus heiterem Himmel" (auch wenn viele das glauben) oder aus einer Position wie im Ring.



Nicht KO, Punktesieg, Submission sondern Gesund am Abend heimkommen
Heil aus der Situation kann ich auch kommen, indem ich meinen Angreifer KO schlage oder zu Aufgabe "animiere". ;)


Kampf entsteht nicht weil beide das wollen, sondern weil mich Täter dazu zwingt (einer ist Aggressor, einer will nur in Ruhe gelassen werden)
Auch wieder eine Verallgemeinerung und ein Widerspruch zu dem von Dir oben geschriebenen.

Sehr oft gehen beide mit stillschweigenden Einverständniss in einen Kampf, der Mensch wird halt von seinen Gefühlen geleitet und die sagen nicht immer "Hau jetzt ab". :rolleyes:



Zur Messerabwehr mit den Gürtel: Flexibilität und Spontanität ist in der SV gefragt. Kein vernünftiger Mensch trainiert in einer Kata wie er einen Angreifer mit Billardkugeln oder eben einen Gürtel auf Distanz hält. Kein vernünftiger Mensch würde sagen: Das ist unsere Methode der Messerabwehr.
Man muß auch wissen, wie man die Sachen zu SV einsetzt.

Ein Gürtel wie ein Propeller vor sich her zu treiben gegen ein Messer, bringt es auch nicht.


Was ich trainiere ist alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzusetzen. Wenn notwendig kann eine zusammengerollte "Welt der Frau" eine brauchbare Waffe sein.
Naja, aber eine sehr limitierte.

Gruß Markus

Branco Cikatic
25-08-2007, 14:32
Wie man an der Vorkampfphase schon sieht, reicht das eben nicht aus. Bitte nicht falsch verstehen: Auf jeden Fall trainieren wie Boxer, Ringer, Thaiboxer, BJJ ABER mit ganz anderen Zielen.
Nicht KO, Punktesieg, Submission sondern Gesund am Abend heimkommen
Kampf entsteht nicht weil beide das wollen, sondern weil mich Täter dazu zwingt (einer ist Aggressor, einer will nur in Ruhe gelassen werden)
Menschliche Interaktion und Verhalten (Dialog, Körpersprache, Motive, Emotionen ...) spielt eine große Rolle
Keine Vorbereitung auf den Kampf (Überraschungsangriff ...)
Waffen sind im Spiel, die Kumpels stehen schon längst parat
Kampf zieht Folgen nach sich (rechtlich, emotionell ...)
usw.Man kämpft wie man trainiert. Wenn ich mit sportlichen Erfolg (Gewinnen) als Ziel trainiere, kann ich leicht schwere Fehler machen in einem Umfeld wo sportlicher Erfolg überhaupt keine Rolle spielt (Überleben).

Auch wenn's auf den ersten Blick ungewöhnlich ist: Ja, auch die alte Oma sollte so trainieren, aber eben entsprechend runterskaliert.

Was hast Du immer mit deinem Deeskalieren!:confused:
Es gibt ein Gesetz das besagt, Niemand darf jemanden angreifen
und da beziehe ich meine Kraft für das Kämpfen.
Denn ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker und ich kann Unrecht
nicht ertragen und da werde ich ziemlich schnell crazy,
was sich in SV-Sitaution bis jetzt positiv gezeigt hat.
Dabei kann ich behaupten bis jetzt ein Dutzend dieser
Situationen erlebt zu haben und immer heil rausgekommen zu
sein.Dabei war ein Messerangriff dabei und 2 mal ein Angriff mit
einem Baseschläger! Dabei muss erwähnt werden, dass die Angreifer
so Hohl wie eine Schnitte Brot waren und ich niemals der Aggressor
war!

F-factory
25-08-2007, 20:48
Die Zahl der Leute die ohne jegliches Training Kämpfe auf Leben und Tod überlebt haben ist um ein vielfaches größter als alle Kampfkunst/Kampfsport-Trainierenden zusammen.
Wir sind von der Evolution als Überlebensmaschinen konstruiert worden, diese Mechanismen gilt es anzuzapfen, da brauch ich nicht viel mehr trainieren.
Wie viel Training braucht eine Mutter die ihr Kind verteidigt?

Hi nito,

da hast Du recht. Es ist tatsächlich relativ einfach die "Verteidiger" auf solche Szenarios vorzubereiten. Die "Aggressoren" auf ihre Rollen einzuspielen, ist um einiges schwieriger. Für mich ist es aber auch wichtig, als Vorbereitung der "Aggressoren" als zukünftige "Verteidiger", daß auch alle Teilnehmer in beiden Rollen einsetzbar sind.
Kontraproduktiv finde ich, wenn man immer die selben 3-4 Leute als "Aggressoren" auftreten läßt oder als Instructor immer diese Rolle übernimmt.

Zu den Verallgemeinerungen die MarkusW. in Deinem Post hervorgehoben hat, kann ich nur sagen, daß es keine allgemeine Fromel gibt die berschreibt was in einer SV-Situation passieren kann. Deshalb sollte man auch nichts ausschließen. Wir haben ein paar Leute im Training die "aus heiterem Himmel" angegriffen wurden.

Alles Gute,
J.F.

superpuper
25-08-2007, 21:34
Ich trainiere schon viele Jahre verschiedene KK`s und es hat mir in machen Situationen bestimmt besser geholfen als wenn ich nur ein Seminar oder 1 Jahr trainiert hätte.
Die Sinne sind geschärfter, die Reflxe besser und das Selbstvertrauen und somit die Ausstrahlung ist auch besser.
Es gibt Leute die brauchen vieleicht nur 1 Jahr Krav Maga oder ähnliches um sich gegen Alltagsschläger zur Wehr setzten zu können aber das sind die Ausnahmen.
Dazu denke ich noch man muß selbst eine gewisse Portion an Schwein sein wenn man sich wirklich gut gegen Assischläger verteidigen will.
In den letzten 25 Jahren 3 Schlägereien(Notwehr) und den Rest konnte ich Verbal lösen.

17x17
25-08-2007, 22:18
Wo habe ich mich widersprochen?

Vielleicht habe ich Dich auch falsch verstanden.
Ich dachte Du würdest mit "Infight" den eigentlichen Schlagabtausch meinen, in dieser Sichtweise würdest Du Dir widersprechen.

17x17
25-08-2007, 22:27
Was hast Du immer mit deinem Deeskalieren!:confused:
Es gibt ein Gesetz das besagt, Niemand darf jemanden angreifen
und da beziehe ich meine Kraft für das Kämpfen.
Denn ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker und ich kann Unrecht
nicht ertragen und da werde ich ziemlich schnell crazy,
was sich in SV-Sitaution bis jetzt positiv gezeigt hat.
Dabei kann ich behaupten bis jetzt ein Dutzend dieser
Situationen erlebt zu haben und immer heil rausgekommen zu
sein.Dabei war ein Messerangriff dabei und 2 mal ein Angriff mit
einem Baseschläger! Dabei muss erwähnt werden, dass die Angreifer
so Hohl wie eine Schnitte Brot waren und ich niemals der Aggressor
war!

Jemand der ein dutzend SV_situationen hatte kann IMHO nur bedingt behaupten niemals der Aggressor gewesen zu sein, sorry.:o

Unrecht liegt im weitesten Sinne im Auge des Betrachters - und wenn Du dann nach eigener Angabe "schnell crazy" wirst, kann ich mir irgendwie keine defensive Herangehensweise vorstellen.

Wenn ich falsch liege bist Du halt die Ausnahme der Regel, nichts für ungut.:beer:

Ein andereres Beispiel: Ich kenne Leute die in Ihrer "wilden Zeit" ständig in Schlägereien gerieten und gar nicht wussten wieso, komischerweise waren das genau die Leute, die jedes WE voll wie die Strandhaubitzen waren.;)

17x17
25-08-2007, 22:29
Kontraproduktiv finde ich, wenn man (...) als Instructor immer diese Rolle übernimmt.


Warum? Ich sehe es auch so, dass es gut ist, wenn die Schüler solche Rollen auch übernehmen können (immerhin müssen sie dafür schon einen guten Zugang zu Ihrer Aggression haben) - aber warum ist es kontraproduktiv wenn es immer der Trainer macht?

F-factory
25-08-2007, 22:39
Warum? Ich sehe es auch so, dass es gut ist, wenn die Schüler solche Rollen auch übernehmen können (immerhin müssen sie dafür schon einen guten Zugang zu Ihrer Aggression haben) - aber warum ist es kontraproduktiv wenn es immer der Trainer macht?
Weil ein unbewußtes "Feindbildschema" aufgebaut wird. Deswegen ist es in meinen Augen auch besser immer variierende "Aggressoren" (Szenario-Trainingspartner) im Training zu haben. Genauso halte ich es z.B. für wenig sinnvoll solche Szenarien immer im FIST-oder Redman-Anzug zu machen, weil ein unrealistisches Feindbild entsteht.

Alles Gute
J.F.

Ritter Sport
25-08-2007, 22:54
Hallo allerseits! :)


Was hast Du immer mit deinem Deeskalieren!:confused:
Es gibt ein Gesetz das besagt, Niemand darf jemanden angreifen
und da beziehe ich meine Kraft für das Kämpfen. Weißt du auch was Murphys Gesetz besagt? :zwinkern:

Sportliche Grüße :winke:
Ritter Sport

Icheben
25-08-2007, 23:52
Ob Hosenscheisser nun den Ärger ohne spezielles zutun anzieht, oder er ihn passiv-aggressiv einlädt herreinzukommen, hab ich mich auch schon oft gefragt :p
Aber mal davon abgesehen reagiert er in seinen bisherigen Sv-Dokus, immer "recht vernünftig" im 3-StufenModell. Reden, schubsen, Bäm. Also er räumt scheinbar anderen schon die Möglichkeit ein, ihn in Ruhe zu lassen bevor er aktiv wird. Er hält nur offensichtlich nicht viel von dem Gedanken andere langwierig davon überzeugen zu müssen ihn nicht zu verkrüpeln...

Branco Cikatic
26-08-2007, 02:36
Vielleicht habe ich Dich auch falsch verstanden.
Ich dachte Du würdest mit "Infight" den eigentlichen Schlagabtausch meinen, in dieser Sichtweise würdest Du Dir widersprechen.
Ich spreche von der Distanz bzw. Halbdistanz.

Branco Cikatic
26-08-2007, 02:40
Jemand der ein dutzend SV_situationen hatte kann IMHO nur bedingt behaupten niemals der Aggressor gewesen zu sein, sorry.:o

Unrecht liegt im weitesten Sinne im Auge des Betrachters - und wenn Du dann nach eigener Angabe "schnell crazy" wirst, kann ich mir irgendwie keine defensive Herangehensweise vorstellen.

Wenn ich falsch liege bist Du halt die Ausnahme der Regel, nichts für ungut.:beer:

Ein andereres Beispiel: Ich kenne Leute die in Ihrer "wilden Zeit" ständig in Schlägereien gerieten und gar nicht wussten wieso, komischerweise waren das genau die Leute, die jedes WE voll wie die Strandhaubitzen waren.;)
In einem Zeitraum von 20 Jahren sind ein Dutzend Situationen
in meinen Augen nicht viel und ich bin nie angezeigt worden,
da ich niemals angefangen habe.
Ich kenne meine Rechte und verteidige Sie, mehr nicht.
Desweiteren Sauf ich nicht! Ich bin Abstinenzler.

Branco Cikatic
26-08-2007, 02:41
Ob Hosenscheisser nun den Ärger ohne spezielles zutun anzieht, oder er ihn passiv-aggressiv einlädt herreinzukommen, hab ich mich auch schon oft gefragt :p
Aber mal davon abgesehen reagiert er in seinen bisherigen Sv-Dokus, immer "recht vernünftig" im 3-StufenModell. Reden, schubsen, Bäm. Also er räumt scheinbar anderen schon die Möglichkeit ein, ihn in Ruhe zu lassen bevor er aktiv wird. Er hält nur offensichtlich nicht viel von dem Gedanken andere langwierig davon überzeugen zu müssen ihn nicht zu verkrüpeln...
:halbyeaha

17x17
26-08-2007, 09:35
Weil ein unbewußtes "Feindbildschema" aufgebaut wird. Deswegen ist es in meinen Augen auch besser immer variierende "Aggressoren" (Szenario-Trainingspartner) im Training zu haben. Genauso halte ich es z.B. für wenig sinnvoll solche Szenarien immer im FIST-oder Redman-Anzug zu machen, weil ein unrealistisches Feindbild entsteht.

Alles Gute
J.F.

Aha :)
Das könnte hinkommen, in angetracht, dass ich mich der Szenarios immer nur in Kursen über einen relativ kurzem Zeitraum bedient habe, war mir der Effekt des Feindbildes eigentlich immer sehr willkommen.
Bei einer längerfristigen Beziehung zu den Schülern könnte es allerdings tatsächlich kontraproduktiv sein.

17x17
26-08-2007, 09:37
Ich spreche von der Distanz bzw. Halbdistanz.

Ja ;) habe ich mir dann auch gedacht, dass Missverstehen war auf meiner Seite.

17x17
26-08-2007, 09:38
Desweiteren Sauf ich nicht! Ich bin Abstinenzler.

Und damit Du nicht böse auf mich wirst habe ich Dir nichts unterstellt, sondern "anderes Beispiel" geschrieben.;)

Branco Cikatic
26-08-2007, 12:07
Und damit Du nicht böse auf mich wirst habe ich Dir nichts unterstellt, sondern "anderes Beispiel" geschrieben.;)
Mensch bin ich doch nicht!:beer:
Auch wenn die so ein ein Smilie hier haben.:D

ss8p
07-09-2007, 01:45
Frage an F-Factory. Du sagst dass paar Leute von euch aus heiterem Himmel angegriffen wurden. Na dann sag doch mal, was genau denen passiert ist, und was sie draus für Erfahrungen gemacht haben. Haben sie KM gemacht oder waren sie zu überrascht...?

ss8p
12-09-2007, 21:32
Keine Antwort ist auch eine Antwort!!!

nito
29-09-2007, 12:03
Hallo F-factory,


Weil ein unbewußtes "Feindbildschema" aufgebaut wird. Deswegen ist es in meinen Augen auch besser immer variierende "Aggressoren" (Szenario-Trainingspartner) im Training zu haben.

Ein interessanter Punkt mit dem Feindbildschema.

Grundsätzlich glaub ich aber, dass unser Hirn das schon gut drauf hat, Feinde u. Bedrohungen zu erkennen. Denke nicht, dass ich durch Training jemanden so konditioniere, dass er nur mehr auf große, gutaussehende Männer im HighGear Anzug (ich als Trainer :-) richtig reagiert und von jedem anderen fertig gemacht wird.

Trotzdem: Varrierende Aggressoren sind natürlich ideal, allerdings in der notwendigen Qualität nicht leicht zu kriegen.

Ich finde das Ganze auch noch unter einem anderen Aspekt sehr interessant: Wenn ich als Coach immer der Böse bin, überträgt sich diese Rolle dann auch auf mich als Person? Hasst mich der Klient irgendwann?


Um den Willen sich selbst zu verteidigen zu wecken und Hemmungen abzubauen, lasse ich Klienten nicht wild gegen Pratzen schlagen, sondern habe eine psychologische Herangehensweise gewählt.
Die Kraft zu Überleben, was immer dazu notwendig ist, steckt in uns allen (Evolution sei Dank) – das rauszukitzeln ist der heikle Part und sehr individuell.

Das bringt auch mit sich, dass ich als Coach manchmal in die Rolle des Bösen schlüpfen muss (und zwar nicht nur körperlich, sondern auch verbal und vor allem emotional). Das ist ein schmaler Grad zwischen Fordern und Überfordern.

Entscheiden ist, dass der Klient und ich nach einem Szenario bewusst aus der Rolle rausgehen („sich ausrollen“). Nur so hat er die Chance, das Erlebte mit all seinen Emotionen relative „cool“ von außen zu betrachten und dazu Feedback anzunehmen.

Was ist dazu notwendig?
Von Anfang an muss eine angenehme, humorvolle, wertschätzende Beziehung zum Klienten vorhanden sein. Er muss sich mit mir einfach wohlfühlen und das Vertrauen haben, dass ihm nichts passieren wird. Sonst kann ich kein Szenario mit ihm machen. (Also das Gegenteil vieler Kampfsportkeller, wo ein rüder Umgangston herrscht, der Trainer Gott ist und generell unterschwellig Angst u. Aggression das bestimmende Element sind)
Verwenden von bewussten Ritualen: z.B. vor dem Szenario stülpe ich mir den Schutzhelm über (bin damit eine andere Person), danach kommt er runter. Oder: Der Klient macht nach dem Szenario einen bewussten Ortswechsel, setzt sich z.B. auf einen bestimmten Stuhl oder er dreht sich einmal um sich selbst und damit aus der Rolle heraus etc...
Bei der Nachbesprechung ist es manchmal nötig auch die erlebten Emotionen zur Sprache zu bringen. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt was der Klient im Moment will/braucht und was nicht. Unter Berücksichtigung dieser Punkte habe ich bisher keine negativen Übertragungen festgestellt.
Bin interessiert an euren Erfahrungen aus der Arbeit mit Trainingspartnern/Klienten.


lg,
nito