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Vollständige Version anzeigen : Hakama - ab wann?



captainplanet
09-10-2007, 15:10
Ich mach jetzt schon ein Weilchen Aikido und kann schon ein bisserl was. Ich wurde auch schon des fünften Kyus für würdig befunden.
Neulich meint unser Trainer zu mir ich könne mir ruhig schon einen Hakama zulegen. Der Hakama ist seiner Meinung nach nur ein Zeichen für den jeweiligen Traingsleiter daß er dessen Träger auch wenn er ihn nicht kennt zum Vorzeigen rausholen und nach belieben auf die Matte knallen kann ohne daß er sich verletzt.

Für mich ist das mehr. Ich habe Hakamaträger immer als besser wahrgenommen als ich schon bin(auch wenn es Ausnahmen gibt). Ich fühle mich noch nicht hakamamäßig. Durch das Teil würde ich mich auch äußerlich von den richtig hohen Tieren nicht unterscheiden, den schwarzen (oder in meinem Fall weißen) Gürtel sieht man ja praktisch nicht drunter. Es ist also imho so etwas wie eine inoffizielle Graduierung. Ich bin lieber der Beste ohne als der Schlechteste mit Hakama. Außerdem hab ich keine Lust das Ding so genau zusammenzulegen und die Falten regelmäßig reinzubügeln.

Wie wird das bei Euch gehandhabt? Ab wann ist es üblich den Hakama zu tragen bzw. was bedeutet er? Würde es als Respektlosigkeit meinerseits ausgelegt werden wenn ich noch länger ohne trainiere?

Grüße Georg

shenmen2
09-10-2007, 16:52
Bei uns darf im Prinzip jeder einen Hakama tragen, im allgemeinen tun es aber nur die Fortgeschrittenen (nicht alle) etwa ab dem 3.Jahr oder später. Es gibt keine Verpflichtung, sich irgendwann einen zu kaufen -schließlich sind die Dinger sehr teuer. Bei auswärtigen Lehrgängen gehen natürlich alle ohne Hakama, weil bei manchen Verbänden nur Danträger einen Hakama tragen.
Wenn du keinen Hakama kaufen/tragen möchtest, ist das doch in Ordnung. Dein Trainer hat dir zwar die Erlaubnis gegeben, einen zu tragen, aber er meinte das sicher nicht als "Befehl".

Oxford
09-10-2007, 22:58
Hallo captainplanet

Es ist sehr unterschiedlich ab wann Hakamas getragen werden können oder dürfen. Es gibt Verbände, da trägt man offiziell ab dem 1. Dan den Hakama, bei anderen bereits von Anfang an. Und Dojo-intern gibt es auch wieder eigene Regelungen. Und dann gibt es Lehrer, die sagen einem, man soll nun einen Hakama tragen, wenn sie es für gut finden. So kann es vorkommen, dass bei Verbandslehrgängen der Hakama ab 1.Dan getragen wird, du ihn im Dojo jedoch ab dem 3.Kyu trägst und wenn du zu Besuch im Nachbardojo bist, das vielleicht noch dem gleichen Verband angehört, den Hakama ab 1.Kyu anziehen darst.

Bei O-Sensei wurde von Anfang an Hakama getragen, während des 2. Weltkrieges war es dann erlaubt keinen zu tragen, da der Stoff schlicht zu teuer war und danach hat sich irgendwie Hakama ab 1. Dan eingebürgert.
Einige sehen das Tragen des Hakamas als Statussymbol an, was es eigentlich nicht ist.

Grundsätzlich ist es aber egal, ab wann du nun den Hakama trägst oder tragen darfst, ob als 5.Kyu oder 1. Dan, wenn du ihn das erste Mal an hast und rollst, ist die Chance gross, dass es "dich auf den Sack haut", da da einfach zuviel Stoff da ist, indem du dich verhedderst* :D

Gruss Oxford

*Es gibt sicher noch mehr Aikidokas mit dieser Erfahrung hier an Board

pilgrim
10-10-2007, 17:47
Moin moin,

ich kenne es so, daß jeder Veband eine klare Regelung hat, an die man sich denn auch ruhig halten mag.

Vom Tendo Ryu habe ich gehört, daß es dort üblich ist, von Beginn an Hakama zu tragen und dann sollte man das eben auch so tun.

Dojo-interne Regelungen finde ich persönlich schwierig und sie können ja eigentlich nur gelten, wenn ein Dojo keinem Verband angehört, oder?

Grüße,
Carsten

shenmen2
10-10-2007, 19:16
Also wir gehören keinem Verband an. Aber was soll denn an Dojo-internen Regelungen schwierig sein ?

pilgrim
11-10-2007, 00:50
Moin moin,

schon spät und nach anstrengenden Tagen in's Unreine gedacht:

"wir gehören keinem Verband an" und "Dojo-interne Regelungen" klingt für mich danach, daß ihr euch keinem der Überlieferunsstränge des Aikido mehr zuordnet. Es klingt so, als ob euer Lehrer selbst keinen Lehrer mehr habe? (Wenn doch: Welcher Ryu des Aikido, welchem Verband ordnet er sich zu? ...)

Wie ist es, wenn ihr Lehrgänge besucht? Von Asai habe ich gehört, daß er Mudansha nicht im Hakama üben läßt (ist das so? Und wenn ja, wie verhaltet ihr euch?) Tissier / Endo lassen (normalerweise) jeden sich so kleiden, wie er/sie es gewohnt ist. Aber es gilt die Regel: HakamaträgerInnen dürfen in den freien Fall geworfen werden ...

Will sagen: Ob, wer, warum und wann man Hakama trägt (oder nicht) ist eine Form von Etikette. Etikette ist eine Vereinbarung der Gemeinschaft darüber, wie man sich "korrekt, sinnvoll, hilfreich" verhält.
Was macht es für einen Sinn, wenn eine Kleingruppe (Dojo) eine eigene Etikette für sich entwickelt, die aber außerhalb des Dojo keine Gültigkeit hat?

[Konkret: Ich war in den vielen Jahren schon in vielerlei Dojo zu Gast und überall galten in etwa die gleichen Regeln, so daß ich mich einigermaßen zurechtgefunden habe. Das wäre bei euch also dann nicht so. Warum ist euch denn daran gelegen, euch abzuheben?]

Ingteressierte Grüße,
Carsten

shenmen2
12-10-2007, 21:34
Ich glaube nicht, daß du Schwierigkeiten hättest, dich bei uns zurechtzufinden. So seltsam ist unsere Etikette nun auch wieder nicht. Da in manchen Verbänden nur Danträger einen Hakama tragen und keiner von uns einen solchen Dan hat, trägt auf Lehrgängen ganz einfach niemand einen Hakama, auch die Trainer nicht.
Also meine Lehrer haben ab und an noch Unterricht bei ihrem Lehrer (extrem selten, da er auf einen anderen Kontinent gezogen ist). Der wiederum gehört keiner Ryu (mehr) an, nachdem sein letzter Lehrer gestorben ist. Er hat jetzt wohl aber Kontakt zu einem amerikanischen Lehrer (William Gleason). Ob die sich nun gegenseitig unterrichten oder so, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob "unser" Aikido sich noch weiter verändert hat.

meepo
12-10-2007, 23:07
Diese Regel, dass Hakamaträger in den freien Fall geworfen werden dürfen find ich etwas seltsam, aber solange das auch jedem klar ist machts ja auch keine Probleme.

Der Hakama ist meiner Meinung zuerst ein traditionelles Stück Kleidung - man darf ja nicht vergessen, dass die Hosen des Gi damals kaum als mehr denn als Unterwäsche galten. Ob das Ding nun überhaupt mehr nützt als es schadet, darüber gibt es reichlich Diskussionen, zumindest hab ich schon einige mitbekommen. Persönlich bin ich der Meinung, dass er aus rein technischer Hinsicht eher hinderlich ist und die Verletzungsgefahr erhöht, es gibt aber auch genug Leute, die sagen er helfe dabei das eigene Zentrum leichter zu finden, stabiler zu sein, etc.

Davon abgesehen diente der Hakama wohl dazu die Fußstellung zu verdecken. Keine Ahnung inwieweit das tatsächlich pauschal zutrifft.

Grüße

captainplanet
12-10-2007, 23:35
Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten. Ich habe auch nach dem was ich sonst noch von anderen Leuten gehört habe nicht den Eindruck bekommen daß es ein Problem wäre wenn ich noch ein Weilchen in "japanischer Unterwäsche" rumliefe.
Vielleicht könnten Leute die schon länger den Hakama tragen noch ein paar Erfahrungen posten. Muß man die Dinger jedesmal bügeln oder gibts die auch knitterfrei? Das ist ja recht genau, immerhin hat jede der sieben Falten eine eigene Bedeutung. Und verheddert man sich am Anfang wirklich so leicht darin?

Grüße Georg

pilgrim
13-10-2007, 00:35
Moin moin,

Muß man die Dinger jedetsmal bügeln oder gibts die auch knitterfrei? Das ist ja recht genau, immerhin hat jede der sieben Falten eine eigene Bedeutung.Ich muß zugeben, ich habe noch keinen meiner Hakama gewaschen. In der Regel reicht es aber ihn nach dem Waschen gut aufzuhängen. Manche heften zum Waschen auch die Falten mit Nähgarn. (So wie im Auslieferungszustand.)


Und verheddert man sich am Anfang wirklich so leicht darin?Ich habe damit nie ein Problem gehabt und das auch bei anderen nicht beobachten können.
Die Wirkung für das Zentrum ist allerdings genial großartig.
Es gibt sehr unterschiedliche Hakama. Ich habe erst vor kurzem einen gefunden, der mir optimal paßt. Aber selbst bei denen, die nicht so gut saßen, war diese Wirkung da. Es kommt allerdings dabei auch darauf in, welcher Weise man den Hakama bindet.

Ich denke allerdings auch, daß es schlau ist, eine Weile ohne Hakama zu üben, um sich auch ohne Hilfsmittel auf die Suche nach Stabilität, Haltung und dem eigenen Zentrum zu machen.
Bei uns (dem frazösischen Aikido folgend) wird er ab dem Nikyu getragen. Das find ich ganz sinnvoll. (logisch ;-) )

@ meepo: Ich habe es häufig erlebt, daß sich das Aikido bei entsprechend fortgeschrittenen Schülern einfach durch das Tragen eines Hakama verbessert: Der Schwerpunt verlagerts ich etwas nach unten, das Zentrum wird stärker betont. Eine erhöhte Verletzungsefahr konnte ich nicht beobachten. (Bleibt uke im Hakama hängen - das gibt es ja in der Tat - zeigt das, daß nage's Beinarbeit nicht gut ist.)

Daß der Hakama dazu diente, die Fußstellung zu verdecken ist ein Mythos. Niemand schaut auf die Beine oder die Füße. Also braucht man sie auch nicht zu verbergen.
Der historische Ursprung des Hakama ist wohl in einem Schutz für die Beine der berittenen Samurai zu sehen.

@ shenmen: Klingt sehr spannend, was du über "euer Aikido" erzählst. Aber das ist bestimmt auch nicht einfach. Ich find's schon schwierig, daß mein Lehrer 260 km weit weg wohnt. Aber immerhin auf dem gleichen Kontinent. Da bin ich ja noch gut dran ;)
Und: gomen nasai - Ich war etwas bissig drauf.

Grüße,
Carsten

Praiokles
14-10-2007, 15:40
So, dann gebe ich doch auch mal meinen Senf dazu ab ^^
Erst einmal fand ich das mit dem Fallen sehr interessant.
Das man Hakamaträger einfach immer werfen kann ist schlicht nonsens....ich kenne sehr sehr viele Hakamaträger, vorallem ältere, die ihren aber gerade erst gemacht haben, die überhaupt nicht Fallen können und das auch nicht wollen.
Daher kann man das schon einmal nicht sagen.

Für mich ist der Hakama ein Statussymbol.
Ich war schon oft bei den Lehrgängen von Asai und dort tragen nur die Leute einen Hakama, die auch den ersten Dan erreicht haben.

Allerdings betreibe ich auch Iaido und da man dort den Hakama schon von Anfang an trägt habe ich auch einen solchen.
Ich habe meinen bisher noch nicht gewaschen, weil es auch nicht wirklich notwendig ist.
Das Falten will halt gelernt sein, aber einmal gezeigt bekommen reicht eigentlich aus
Und die Bewegungen behindern tut er auf keinen Fall...und wie schon gesagt wurde ist es so, dass der Nage etwas falsch gemacht hat beim Aikido, wenn der Uke im Hakama hängen bleibt, denn darauf hat der Nage zu achten.

Allerdings finde ich es eine interessante Variante den Hakama gleich von Anfang an zu trage, da man ihn ja auch beim Iaido den Hakama gleich zu Anfang trägt.....
weiss jemand, wer damit angefangen hat es einzuführen, dass man nur als Danträger den Hakama tragen darf ??

mfg,
Praiokles

meepo
14-10-2007, 16:05
Carsten, ich kenne mich in den verschiedenen Schwertschulen zu wenig aus, um bestätigen oder widerlegen zu können, dass es sich um einen Mythos handelt, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Fußstellung nicht wirklich völlig egal war/ist. Hast du da allgemein noch mehr Informationen drüber?

Allgemein, der Umstand, dass Nage einen Fehler gemacht hat, wenn der Uke im Hakama hängen bleibt beruhigt mich wenig und die Tatsache, dass man laut euren Aussagen sogar eindeutig eine Schuldzuweisung aussprechen kann bedeutet doch nur, dass solche Unfälle vorkommen (es wäre auch lächerlich davon auszugehen, dass Nage keine Fehler macht) und ohne Hakama eben nicht passieren würden.

Grüße

pilgrim
14-10-2007, 18:14
Moin moin,

Carsten, ich kenne mich in den verschiedenen Schwertschulen zu wenig aus, um bestätigen oder widerlegen zu können, dass es sich um einen Mythos handelt, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Fußstellung nicht wirklich völlig egal war/ist.
Du hast natürlich völlig recht damit, daß die Beinarbeit und Fußstellung im Kenjutsu von Bedeutung sind. Keine Frage. Jedoch lassen sie sich durch ein Hakama nicht verbergen.
Das sieht man u.a. daran, daß die Auffassungen über das metsuke zwar unterschiedlich sind, aber niemand wird einem Gegner auf die Füsse schauen. Die Stellung der Füße kann man am Rumpf, an den Schultern etc. wunderbar ablesen.
Auch beim Aikido schaut man doch nicht auf die Füße, sondern hat den ganzen Angreifer im Blick, schaut auf die Kehle, stellt den Blick weit ... Und dadurch sieht man alles. Ob jemand ein Hakama anhat oder nicht, macht doch keinen Unterschied.

Zudem wurde das Hakama bei Duellen in der Regel hochgebunden. Sein angeblciher Effekt also vorsätzlich zunichte gemacht.

Das zum Einen. Zum anderen sprechen alle mir zugänglichen Texte davon, daß das Hakama als Beinschutz entstanden ist, ähnlich den ledernen Überhosen, die die Cowboys in den Filmen immer so kleidsam tragen.


Allgemein, der Umstand, dass Nage einen Fehler gemacht hat, wenn der Uke im Hakama hängen bleibt beruhigt mich wenig und die Tatsache, dass man laut euren Aussagen sogar eindeutig eine Schuldzuweisung aussprechen kann bedeutet doch nur, dass solche Unfälle vorkommen (es wäre auch lächerlich davon auszugehen, dass Nage keine Fehler macht) und ohne Hakama eben nicht passieren würden.
In der Regel werden bei uns keine Schuldzuweisungen ausgesprochen, wenn sich jemand verletzt. Wenn wir uns zum Üben angrüssen und dazu jeweils "onegai shimasu" sagen, dann vertrauen wir uns gegenseitig unsere Gesundheit an. Und wir gehen verantwortungsvoll mit unserem Gegenüber um. Und dieser Verantwortung versuchen wir auch gerecht zu werden, wenn sich unser Partner verletzt.

Daß Verletzungen überhaupt vorkommen, ist doch eigentlich selbstverständlich beim Üben einer KK. Wenn ich aber vergleiche, was in 6 Jahren Volleyball und in 13 1/2 Jahren Aikido erelbt habe, dann schneidet Aikido ziemlich gut ab.

Man läßt ja auch nicht ukemi weg oder tsuki oder Hebel, weil sie ab und an Verletzungen verursachen, oder?
Und man zieht doch die uwagi an, obwohl manchmal jeman mit dem Finger in der Jacke hängenbleibt ...

Und der Hakama als Ursache ist doch nun wirklich seeeeehr selten. Und wenn uke im Hakama von nage hängenbleibt, dann eben zumeist aufgrund der Beinarbeit von nage.

@ Praiokles: Vor dem Krieg hat O Sensei drauf geachtet, daß jeder Hakama trägt. Nach dem Krieg hatten viele keinen zur Verfügung oder haben teure Hakama getragen, die eigentlich zu schade waren.
In diesem Kontext hat es sich eingebürgert, Hakama erst ab shodan zu tragen.
Wie es dazu gekommen ist, daß in Frankreich (und einigen anderen Verbänden) das Hakama bereits ab nikyu getragen wird.

Grüße,
Carsten

carstenk
14-10-2007, 20:48
Man findet einen sehr guten Artikel zum Thema Hakama unter:

Ellis Amdur über Hakamas (http://www.aikidojournal.com/?id=42)

Meine persönliche Sicht ist:
Der Hakama ist in erster Linie ein Kleidungsstück, das über der Unterwäsche (Gi) getragen wird. Weil das Tragen des Gi in Europa kein Problem ist (wenn keiner weiss, dass es Unterwäsche ist, nimmt auch keiner Anstoss daran) hat der Hakama hier einen eher optionalen Charakter.

Wann er von wem wie und in welcher Farbe wie gebunden getragen wird ist grundsätzlich erst einmal von den Regeln des Dojos (oder des Vereins) und von der eigenen Einstellung abhängig. Punkt.

Verbergen der Fußstellung: zweifle ich an. Zum einen wg. des Artikels, den ich oben verlinkt habe, zum anderen auch wg. Fotos von Morihei Ueshiba mit knöchelhohem Hakama. Und der sollte es gewusst haben...

Besseres Gefühl für das eigene Zentrum, bessere Haltung? Ja, auf jeden Fall.

Erhöhtes Unfallrisiko? Ja. Der Grund ist trivial. Wenn ich im Hakama hängenbleiben und mich verletzen kann erhöht er mein Verletzungsrisiko.

Gruß,
Carsten

pilgrim
14-10-2007, 22:45
Weil das Tragen des Gi in Europa kein Problem ist (wenn keiner weiss, dass es Unterwäsche ist, nimmt auch keiner Anstoss daran) hat der Hakama hier einen eher optionalen Charakter.

Wann er von wem wie und in welcher Farbe wie gebunden getragen wird ist grundsätzlich erst einmal von den Regeln des Dojos (oder des Vereins) und von der eigenen Einstellung abhängig. Punkt.

Da wir eine japanische Kampfkunst betreiben, einem Verband angehören, der seinen Sitz in Tokyo hat und nicht in Berlin oder New York (oder Düsseldorf), unsere Lehrer ebenfalls von dort her autorisiert sind und zudem enge persönliche Beziehungen nach Japan haben (oder dort leben), hat der Gedanke keinen Hakama zu tragen eher optionalen Charakter.

Wann er von wem wie und in welcher Farbe wie gebunden getragen wird, ist grundsätzlich erst einmal von den Regeln des Hombu-Dojo abhängig.
Auch Punkt.
(Doppel Punkt - Punktum - Punkt, Punkt, Komma Strich ... )
"Punkt." ist überhaupt ein suuuupäääär Argument!

takakun
15-10-2007, 10:24
Hallo captainplanet,
Hallo an Alle!

Ein bißchen geht die Disskussion für meine Begriffe an der Frage vorbei (auch wenn dabei ganz interessante Gedanken formuliert werden). Hakama jetzt oder noch nicht, das ist die Frage.

Für mich schwingt da mit, daß sich captainplanet noch nicht reif, bzw. würdig fühlt. Angst vor der eigene Courage, oder?

So wie ich das sehe , ist es doch auch ein großes Kompliment.
Dein Trainer hält Dich für weit (und würdig) genug. Und Du, captainplanet, wie siehst Du dich selbst? Unwürdig, noch nicht gut genug, oder Angst vor dem freien Fall?

Was Dein Trainer wirlkich gemeint hat, wird Dir im Board sowieso keiner sicher sagen können; es sei denn, Dein Trainer schreibt auch hier. Du solltest ihn doch langsam kennen; und wenn nicht, dann frag halt mal.

MfG
takakun

pilgrim
15-10-2007, 11:46
Das man Hakamaträger einfach immer werfen kann ist schlicht nonsens..Danke für deine feinfühlige Erwiderung ...

..ich kenne sehr sehr viele Hakamaträger, vorallem ältere, die ihren aber gerade erst gemacht haben, die überhaupt nicht Fallen können und das auch nicht wollen.
Daher kann man das schon einmal nicht sagen.
Was "man" sagen kann und was nicht, ist schwer zu sagen ...

Ich habe keine globale Behauptung aufgestellt, wie du unterstellst, sondern meine Aussage auf ein bestimmtes Umfeld bezogen. Und da ist es eben so, daß ein Hakama - neben vielem anderen - signalisiert: "Mich kann man in den freien Fall werfen." Ist das - aus welchen Gründen auch immer - nicht der Fall, dann sagt man's einfach und gut is. Es ist selbstverständlich, daß jede/r uke gemäß seiner/ihrer Fähikgkeiten behandelt wird. (Ich selbst kann wegen einer Verletzung seit über einem Jahr nicht unbeschwert frei fallen ...)

Wenn in einem Dojo auch Anfänger ein Hakama tragen, dann ist es aber wohl unwahrscheinlich, daß auch dort diese Regel gilt. Und dann ist's sicher auch kein Hinderungsgrund, ein Hakama zu tragen.

carstenk
15-10-2007, 17:11
Hi Pilgrim,


Da wir eine japanische Kampfkunst betreiben, einem Verband angehören, der seinen Sitz in Tokyo hat und nicht in Berlin oder New York (oder Düsseldorf), unsere Lehrer ebenfalls von dort her autorisiert sind und zudem enge persönliche Beziehungen nach Japan haben (oder dort leben), hat der Gedanke keinen Hakama zu tragen eher optionalen Charakter.


Hier vermisse ich gegen Ende ein [... keinen Hakama zu tragen für uns eher optionalen Charakter...] Ansonsten beziehst Du für mich ungefragt mit ein und darauf stehe ich nicht.

Mir ging es in meinem Post darum festzuhalten, dass es für den einzelnen Aikidoka zuallererst die Regeln des Dojos oder des Vereins gibt. Auf dieser Ebene wird entschieden. Es mag Vorgaben vom Hombu-Dojo geben. Die sind auf der Matte im Dojo aber uninteressant. Das Dojo entscheidet was konkret umgesetzt wird. Und das ist m.E. nicht verhandlungsfähig, daher der Punkt.

Gruß,
Carsten

pilgrim
15-10-2007, 23:43
Hier vermisse ich gegen Ende ein [... keinen Hakama zu tragen für uns eher optionalen Charakter...]Ansonsten beziehst Du für mich ungefragt mit ein und darauf stehe ich nicht.Ja, du hast Recht: Ich habe das "wir" (in der AFD und dem Aikikai Deutschland, den ich hier mal umarme) vom Beginn meines Satzes unvollständigerweise über die ganze Aussage ausgedehnt.
Es war so gemeint, wie du es anmahnst: Für uns ist das Tragen des Hakama selbstverständlich.


Mir ging es in meinem Post darum festzuhalten, dass es für den einzelnen Aikidoka zuallererst die Regeln des Dojos oder des Vereins gibt. Auf dieser Ebene wird entschieden. Es mag Vorgaben vom Hombu-Dojo geben. Die sind auf der Matte im Dojo aber uninteressant. Das Dojo entscheidet was konkret umgesetzt wird.
Diese Denkweise ist mir nicht ungeläufig. Sei jedoch so gut und setze nun umgekehrt diese deine persönliche Meinung nicht absolut.
Es gibt nicht wenige Aikidoka, die sich an japanischer Tradition und Etikette orientieren und es anders verstehen und leben als du.
Für uns ist das Iemoto-Prinzip lebendig und prägend. Aber ich denke, das ist auch einfacher, wenn die Verbindung der LehrerInnen nach Japan relativ eng ist.


Und das ist m.E. nicht verhandlungsfähig, daher der Punkt.Was bringt es dir denn, deine Meiung absolut zu setzen?

carstenk
16-10-2007, 09:18
Hi Pilgrim,



Für uns ist das Iemoto-Prinzip lebendig und prägend. Aber ich denke, das ist auch einfacher, wenn die Verbindung der LehrerInnen nach Japan relativ eng ist.


Dem Iemoto-Prinzip zu folgen ist eine bewusste Entscheidung (hoffe ich).

Und was machst Du, wenn dein japanischer Lehrer aus eigener Überzeugung handelt und mit dem Hombu-Dojo bricht? Was ist stärker? Die Loyalität zu Deinem Lehrer oder die zur Organisation? Brichst Du das Iemoto-Prinzip und folgst Deinem Lehrer oder bleibst Du beim Hombu-Dojo?

Du musst eine Entscheidung fällen, und um mehr als das geht es mir nicht. Solche Entscheidungen kann man m.E. sinnvoll nur auf der Ebene des Dojos/Vereins treffen. Hast Du eine andere Meinung als der Leiter des Dojos musst Du Dir ein anderes Dojo suchen. Wieder eine Entscheidung.


Was bringt es dir denn, deine Meiung absolut zu setzen?

Ich setze das Recht der Menschen, Entscheidungen über das eigene Leben zu fällen, als absolut an. Was es mir bringt ist eine Frage, die ich in diesem Kontext nicht nachvollziehen kann.

Um den Bogen zum Thread wieder zurück zu bekommen: es ging mir darum, dass man in jedem Dojo mit einem anderen Satz an Regeln rechnen muss. Das schliesst das Tragen des Hakamas ein. Die Regeln/Sitten/Gebräuche des Hombu-Dojo sind sicher eine schöne Sache, entscheidend ist aber, was im Dojo vor Ort festgelegt ist.

Will man in einem Dojo trainieren muss man dessen Regeln akzeptieren. Ist man dazu nicht bereit hat ein Training dort keinen Sinn.

Gruß,
Carsten

pilgrim
16-10-2007, 18:42
Moin moin,


Dem Iemoto-Prinzip zu folgen ist eine bewusste Entscheidung (hoffe ich).Jupp


Und was machst Du, wenn dein japanischer Lehrer aus eigener Überzeugung handelt und mit dem Hombu-Dojo bricht? Was ist stärker? Die Loyalität zu Deinem Lehrer oder die zur Organisation? Brichst Du das Iemoto-Prinzip und folgst Deinem Lehrer oder bleibst Du beim Hombu-Dojo?
Aus meiner Sicht kann ein Lehrer nur dann ein guter Lehrer sein, wenn er oder sie auch selbst in einem Erfahrungs- und Traditionsstrom steht, sprich selber einen Lehrer hat, der einen Lehrer hat, der einen Lehrer hat ... .
Ich habe es zweimal erlebt, daß mein jeweilige Lehrer sich auf sich selbst zurückgezogen hat und die Verbindung zu diesem Erfahrungsstrom, der letztlich bis zu O Sensei zurückreicht, abgebrochen hat. Selbst keine Lehrgänge mehr besucht, keinen eigenen Lehrer mehr gehabt.
Abgesehen von allen prinzipiellen Fragen ist dadurch das Aikido langsam verkümmert. Der Lehrer, dessen Schüler ich 7 Jahre lang war, unterrichtet inzwischen nicht mehr.
In beiden Fällen - bei meinem ersten Lehrer war ich ein Jahr, bei meinem zweiten wie gesagt 7 Jahre - habe ich das Dojo verlassen. Es war in beiden Fällen ein sehr schmerzhafter Prozess.
Wie gesagt: Ich denke, daß Aikido davon lebt, daß Erfahrung und Wissen weitergegeben werden. Und untereinander ausgetauscht und geübt werden. Und ich denke, daß Aikido weit größer ist, als ein einzelnes Dojo oder ein Verein.


Ich setze das Recht der Menschen, Entscheidungen über das eigene Leben zu fällen, als absolut an.
Über dein eigenes Leben nattürlich und uneingeschränkt.


Die Regeln/Sitten/Gebräuche des Hombu-Dojo sind sicher eine schöne Sache, entscheidend ist aber, was im Dojo vor Ort festgelegt ist.
Das ist deine Auffassung und es kann dir niemand streitig machen, daß du nach dieser Maxime lebst. Ich schon gar nicht. Es gibt aber eben Aikidoka, die es anders sehen. Schön wäre es, wenn du auch uns unsere Auffassung lassen könntest, nach der sich die Dojokun vor Ort dem Traditionen des Hombu anpasst.
Interessant ist dabei ja doch noch, daß auch dabei eine rechte Vielfalt herauskommt: Bei uns wird das Hakama z.B. ab nikyu getragen, im Aikikai Deutschland ab shodan.


Um den Bogen zum Thread wieder zurück zu bekommen: es ging mir darum, dass man in jedem Dojo mit einem anderen Satz an Regeln rechnen muss. Das schliesst das Tragen des Hakamas ein.
Will man in einem Dojo trainieren muss man dessen Regeln akzeptieren. Ist man dazu nicht bereit hat ein Training dort keinen Sinn.
In jedem Dojo gelten die Dojokun, die dort nun eben gelten. Egal ob hausgemacht oder vom Aikikai abgeschrieben und egal ob ich sie gut finde oder nicht: Wer dort üben möchte, hat sie zu befolgen. Punkt. Darin sind wir absolut einig.

Grüße,
Carsten

carstenk
16-10-2007, 22:51
Hi Pilgrim,



Ich habe es zweimal erlebt, daß mein jeweilige Lehrer sich auf sich selbst zurückgezogen hat und die Verbindung zu diesem Erfahrungsstrom, der letztlich bis zu O Sensei zurückreicht, abgebrochen hat. Selbst keine Lehrgänge mehr besucht, keinen eigenen Lehrer mehr gehabt.


Sie haben aufgehört zu lernen. Das ist der Punkt, an dem ein Lehrer aufhört, ein guter Lehrer zu sein. Ob das Lernen nur über die Kontakte zum Hombu-Dojo möglich gewesen wäre ist eine andere Frage, zu der man geteilter Meinung sein kann.



Es war in beiden Fällen ein sehr schmerzhafter Prozess.


Das glaube ich gern.



Wie gesagt: Ich denke, daß Aikido davon lebt, daß Erfahrung und Wissen weitergegeben werden. Und untereinander ausgetauscht und geübt werden. Und ich denke, daß Aikido weit größer ist, als ein einzelnes Dojo oder ein Verein.


Entschiedenes Jain. Jedes Dojo macht Dir durch seine eigene Interpretation der Techniken und Prinzipien ein neues Fenster auf, durch das Du einen Blick auf Aikido werfen kannst. Du siehst jedesmal eine neue Facette. Aikido ist vielleicht grösser, als ein einzelnes Dojo, aber ohne Dojos kannst Du Aikido nicht üben. Ohne verschiedene Dojos kannst Du Aikido nur einseitig und meist unreflektiert kennen lernen. Was ist das große Aikido dann ohne die kleinen Dojos?



Das ist deine Auffassung und es kann dir niemand streitig machen, daß du nach dieser Maxime lebst. Ich schon gar nicht. Es gibt aber eben Aikidoka, die es anders sehen. Schön wäre es, wenn du auch uns unsere Auffassung lassen könntest, nach der sich die Dojokun vor Ort dem Traditionen des Hombu anpasst.


Hallo? Mein Maxime ist, das ein einzelnes Dojo entscheidet, was es tut. Das gilt auch für Euch. Wo habe ich Euch verboten, Euch für die Regeln des Hombu-Dojo zu entscheiden? Wo schränke ich Eure Auffassung ein? Kannst Du die Stellen in meinen Posts zeige, wo ich es kategorisch ablehne, dass man sich an den Regeln des Hombu-Dojo orientiert? Meine Worte waren, denke ich, dass grundsätzlich jedes Dojo erst einmal für sich entscheidet, was es tut. So auch Ihr.

Gruss,
Carsten

pilgrim
17-10-2007, 14:49
Ob das Lernen nur über die Kontakte zum Hombu-Dojo möglich gewesen wäre ist eine andere Frage, zu der man geteilter Meinung sein kann.Natürlich nciht. Keine Frage. Es geht mir doch nicht darum, nur bei einem Lehrer leren zu können, der im Hombu lernt oder gelernt hat. Es geht mir darum, daß auch Lehrer selbst Schüler sind, jedenfalls sehr lange Zeit.
Und darum daß Schüler wie Lehrer beide Teil eines Prozesses sind, der Weitergabe von Erfahrungen. Das Hombu Dojo ist dabei dann der Ort, der alle miteinander verbindet. Sozusagen das Elternhaus, von dem alle Familienglieder wissen, daß es da ist. Auch die, die es gar nicht aus eigener Anschauung kennen. So wie es Streit, Vielfalt ... in Familien gibt, so denn auch im Aikikai




Entschiedenes Jain. Jedes Dojo macht Dir durch seine eigene Interpretation der Techniken und Prinzipien ein neues Fenster auf, durch das Du einen Blick auf Aikido werfen kannst. Du siehst jedesmal eine neue Facette. Aikido ist vielleicht grösser, als ein einzelnes Dojo, aber ohne Dojos kannst Du Aikido nicht üben. Ohne verschiedene Dojos kannst Du Aikido nur einseitig und meist unreflektiert kennen lernen. Was ist das große Aikido dann ohne die kleinen Dojos?Auch hier Zustimmung. Wichtig ist aus meiner Sicht, daß das einzeln Dojo und der große Verband, in unserem Fall eben der Aikikai miteinander in Beziehung sind. Denn beide Aspekte sind doch wichtig: Das einzelne Dojo, in dem konkret geübt wird. Und die große Familie z.B. des Aikikai, die das Dojo mit anderen und mit dem Strom der Efahrung und Tradition verbindet.

Ich habe bei deiner Schilderung an Dojo gedacht, die sich einigeln, keinen Austausch pflegen, nur die eigene Anschauung gelten lassen.



Hallo? Mein Maxime ist, das ein einzelnes Dojo entscheidet, was es tut. Das gilt auch für Euch. Wo habe ich Euch verboten, Euch für die Regeln des Hombu-Dojo zu entscheiden? Wo schränke ich Eure Auffassung ein? Kannst Du die Stellen in meinen Posts zeige, wo ich es kategorisch ablehne, dass man sich an den Regeln des Hombu-Dojo orientiert? Meine Worte waren, denke ich, dass grundsätzlich jedes Dojo erst einmal für sich entscheidet, was es tut. So auch Ihr.


Wann er von wem wie und in welcher Farbe wie gebunden getragen wird ist grundsätzlich erst einmal von den Regeln des Dojos (oder des Vereins) und von der eigenen Einstellung abhängig. Punkt.
...
Das Dojo entscheidet was konkret umgesetzt wird. Und das ist m.E. nicht verhandlungsfähig, daher der Punkt.
Diese beiden Sätze haben meinen Unmut erregt. Ich verstehe jetzt etwas besser, was du meinst.

Jedoch: Die meisten Dojo oder Vereine erwachsen aus einem bestimmten Verband. Sie entscheiden sich nicht, sie entstehen. Damit sind sie an einige überregionale / überindividuelle Regeln gebunden.
Sie können sich in der Tat entscheiden, in einen anderen Verband zu wechseln oder unabhängig zu existieren. Entscheiden sie sich für einen anderen Verband, gibt es wieder bestimmte Regelungen, die für das Dojo bindend sind. (Bis dahin, daß die Bindung an bestimmte Shihan darüber entscheidet, was Basisform, was Anwendung ist.)
Bei uns in der AFD ist z.B. festgelegt, daß wie in der FFAAA ab 2. Kyu Hakama getragen wird. Im Aikikai Deutschland ab Shodan, im Tendoryu wohl von Beginn an. Diese Regelungen sind dann nicht mehr verhandelbar.

Es sei denn, das Dojo existiert unabhängig von Verbänden.

Es ist doch das wie sonst auch im Leben ein Wechselspiel von Individuum
und Gesellschaft, oder?

grüße,
Carsten