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Vollständige Version anzeigen : Wing Tsun - Wasser im Kampf



Tobbe
18-10-2007, 17:15
Wie sagte einst ein Ausbilder zu mir: "Wing Tsun ist wie Wasser, man findet immer einen Weg durch zu kommen."

Diese Interessante Idee spukt mir schon eine kleine Weile im Kopf herum.

Doch welche Vor - und Nachteile kann ein System wie WT darauch erschließen?

Würde mich sehr freuen, wenn sich hier eine kleine Diskussion entwickeln würde. Meine Gedankengänge werde ich erst später schriftlich ausdrücken. Erst einmal seid ihr gefragt!

Ein kleines TABU an alle in der *ing*ung-Szene: "Gedisst,gehasst, verurteilt und meine Suppe schmeckt besser als deine" ist nicht!

Liebe Grüße
Tobbe

Apfelbaum
18-10-2007, 17:19
„Nichts ist weicher als Wasser,
aber es besiegt doch den härtesten Fels,
durch seine Weichheit.“ Laotse


Die meisten Leute glauben ein Zweikampf wird durch Kraft entschieden. „Der Stärkere gewinnt“. Wer aber Kraft mit Kraft, Aggression mit Aggression und Konfrontation mit Konfrontation beantwortet, wer einem Druck dagegen drückt, bringt sich selbst in die Lage immer stärker, besser und härter als der Angreifer sein zu müssen. Wer auf diese Weise kämpft und von Natur aus schwächlich ist, wird immer verlieren.

Liquid Combat geht einen anderen Weg. Ein Druck wird nicht mit einem Gegendruck beantwortet, ein Faustschlag nicht mit einem Block gekontert und einem versuchten Hebel nicht mit aller Gewalt gegengehalten.
Nein, man gibt dem Druck nach, man weicht aus, man folgt der Bewegung des Angriffs, um an anderer Stelle unvermittelt selber zuzuschlagen.

Ein Angriff ist ein Vektor, bestimmt von Kraft und Richtung. Die klassische Methode ist gegen diesen Vektor zu wirken, quasi eine Mauer, oder noch besser einen Bunker zu bauen. Bei Liquid Combat gehen wir aber aus diesem Vektor raus und lassen ihn ins Leere laufen, um dann selber aus einer anderen Richtung zuzuschlagen. Das heißt wir wirken nicht gegen die Kraft des Vektors, sondern gehen einfach aus der Wirkrichtung. Wenn es sich anbietet begleiten wir sogar den Angriff und unterstützen diese Bewegung, zu unserem Vorteil.
Ein berühmter Mann hat einmal gesagt: „Wenn der Wind weht, dann sollten wir keine Mauern bauen, sondern Windmühlen.“.

Bei Hebeln und Griffen suchen wir einen Weg über den Hebelpunkt drüber zu kommen, ihn unmöglich zu machen, und uns aus dem Griff herauszuwinden, wie ein Aal oder eine Schlange.

Der Schlüssel liegt in der Bewegung. Man sollte sich ununterbrochen flüssig bewegen. Die Bewegungen sind kreisförmig, kurvig oder spiralförmig.. Durch diese runden, permanenten Bewegungen bleiben wir selber „im Fluss“ und zwingen unseren Gegner ständig seinen Angriffswinkel und seine Ausrichtung zu korrigieren. Wir selbst dagegen bleiben in unserer Mitte und kontrollieren die Situation.
...


usw.

mykatharsis
18-10-2007, 17:27
Alles schöne Worte und Ideen. Wenn das alles so leicht ginge, würden Boxweltmeister nicht mehr boxen müssen.

Apfelbaum
18-10-2007, 17:30
Alles schöne Worte und Ideen. Wenn das alles so leicht ginge, würden Boxweltmeister nicht mehr boxen müssen.



Das Problem ist aber die Geschwindigkeit. Einem schnellen, ansatzlosen Schlag kann man nicht ausweichen. Das heißt eine gewisse starke (kräftige) Deckung (Doppeldeckung) und eine gewisse Grundphysis müssen vorhanden sein. Ich denke, dass es gut ist zu den "weichen" Stilen mindestens einen Vollkontakt-Wettkampfstil dazu zu lernen und auch etwas Körperertüchtigung zu betreiben.


;)

Sun Tsu
18-10-2007, 19:37
Alles schöne Worte und Ideen. Wenn das alles so leicht ginge, würden Boxweltmeister nicht mehr boxen müssen.

Wollen sie aber. Und deshalb tun sie das auch noch.

Bei der formel1 geht es auch darum der schnellste zu sein. Und warum fahren da dann nicht alle Ferari?

zigarry
18-10-2007, 20:54
Alles schöne Worte und Ideen. Wenn das alles so leicht ginge, würden Boxweltmeister nicht mehr boxen müssen.

drum freue ich mich auch auf jeden tag voller harter arbeit.denn der weg is das wichtige.
weil wenn ich mein ziel erreicht hab bin ich tod.

greetz

Schlagdraufundschlus
18-10-2007, 21:02
Durchkommen ist nicht alles im Leben. Wirkung muss dabei erzielt werden.

Was habe ich davon, im Chi-Sao-Duell einmal kurz "pitsch-patsch" auf der Backe zu machen und da als Sieger zu gelten, wenn ich in einem realen Kampf damit keinen K.O. erziele?

Es gibt halt tosende Wasserfälle und es gibt zarte Rinnsale.

Tobbe
18-10-2007, 21:15
eben genau das ist der punkt.
In wieweit soll das WT denn Wasser sein?
So flüssig kann der Mensch nicht sein. Ist gibt doch bestimmt Angriffe, bei denen man sich doch erst so verformen muss um durch zu kommen.

Iron Realm
18-10-2007, 21:28
eben genau das ist der punkt.
In wieweit soll das WT denn Wasser sein?
So flüssig kann der Mensch nicht sein. Ist gibt doch bestimmt Angriffe, bei denen man sich doch erst so verformen muss um durch zu kommen.

Da irrst du dich aber gewaltig!!!

Dann warst du noch nie bei Lo Man Kam oder Mike Felder. Sie fliessen durch dich durch wie Wasser.;)

Gruss und viel Spass im Training.

Johnny

mykatharsis
18-10-2007, 22:06
In wieweit soll das WT denn Wasser sein?
Farb-, geruch- und geschmacklos, wenig Nährwert und kaum fassbar...voll WT halt. :D

Tobbe
18-10-2007, 22:30
Diese Metapher kam mir am Ende nicht ganz Schlüssig vor. Okay, wie Wasser... es findet immer seinen Weg, richtig.

Aber wie sieht das den mit den Stalagmiten und oder Titen in Tropfsteinhöhlen aus, das braucht das Wasser viele viele Jahre um den Stein zu formen. Lässt sich das denn vereinbaren!?

wfn.j
19-10-2007, 00:17
<off-topic>
Ich hab mich beim Thread-Titel erst verlesen: "Wing Tsun - Wasser im Kopf". :o
</off-topic>

Welche alternativen Ansätze im Nahkampf gibt es denn, um an sein Ziel zu kommen? Wo ein Körper ist, kann kein anderer sei, hat Leung Ting mal herausgefunden und diese Erkenntnis als Motto konserviert. ;) Also muss ich außen rum ("fließend" geht das am schnellsten) oder den anderen Körper verdrängen, was nicht immer geht (selbst wenn der andere prinzipiell schwächer ist nicht).

Ich sehe da nur zwei offene Fragen: 1. Was für ein Ziel verfolgt man, in welchem Kontext verwendet man diese Idee? Das entscheidet erst darüber, wie sinnvoll das Ganze ist. 2. Ist "wie Wasser umfließen" ein sinnvoller Erklärungsansatz für das, worum es geht?

Gruß,
Wolfgang

va+an
19-10-2007, 06:37
ständig in Bewegung sein.
Lücken öffnen,finden,suchen.
Lücken füllen.

Apfelbaum
19-10-2007, 06:50
"Wing Tsun - Wasser im Kopf". :o

:hehehe:

Gerrie
19-10-2007, 07:38
Wo ein Körper ist, kann kein anderer sei, hat Leung Ting mal herausgefunden

wow. alle mal eine minute lang hand aufs herz.

Melphin2
19-10-2007, 08:30
So als Diskussionsanreger: Wasser hat noch eine andere Seite, als die allbekannte, weiche, fliessende; Wasser kann hart sein wie Beton, wenn man aus einer gewissen Höhe aufprallt. Wasser kann eine ungeheure Kraft entwickeln, man erinnere sich an die Kraft und Energie einer Flutwelle. Mit Wasser werden, mittels Hochdruck, Ziegelsteine geschnitten....

Weichheit und Fluss bringt ohne Struktur und Stabilität gar nichts, Kraftentwicklung ohne die nötige Lockerheit ebenso wenig.

Apfelbaum
19-10-2007, 08:36
Sicherlich ist Weichheit und Ausweichen und Wegfließen alleine nicht sinnvoll, es sein denn als Zermürbung :D

Melphin2
19-10-2007, 10:03
Weichheit ist nicht zwingend mit Ausweichen und Wegfliessen gleichzusetzen. Weichheit kann sich auch in ihrer Konsequenz für unseren Angreifer als hart und brutal äussern.

Yin schlägt im höchsten Punkt in Yang um und Yang wird in seinem höchsten Punkt zu Yin sind nicht leeres Geplauder, sondern universelle Gesetzmässigkeiten, die sich uns überall in der Natur offenbaren.

Trinculo
19-10-2007, 12:36
So als Diskussionsanreger: Wasser hat noch eine andere Seite, als die allbekannte, weiche, fliessende; Wasser kann hart sein wie Beton, wenn man aus einer gewissen Höhe aufprallt. Wasser kann eine ungeheure Kraft entwickeln, man erinnere sich an die Kraft und Energie einer Flutwelle. Mit Wasser werden, mittels Hochdruck, Ziegelsteine geschnitten....

Schönes Beispiel, beweist aber leider garnichts in punkto Weichheit. Dass das Wasser so zerstörerisch ist, liegt nicht an der Weichheit, sondern an seiner hohen Geschwindigkeit bzw. dem hohen Druck. Stahl bei der gleichen Geschwindigkeit ist ebenso zerstörerisch ... oder Sand ... oder ... oder ...

Dieses "Gleichnis" belegt nicht, dass ich weich sein soll, sondern, dass ich schneller schlagen soll, wenn ich mehr Schaden anrichten will ;)

Apfelbaum
19-10-2007, 12:40
... oder mit mehr Druck

Bart der Geier
19-10-2007, 12:43
Wasser füllt den zur Verfügung stehenden Raum sofort. Mit anderen Worten: Hast keinen Platz zum Agieren, wirste naß gemacht.

Trinculo
19-10-2007, 12:53
Wasser füllt den zur Verfügung stehenden Raum sofort. Mit anderen Worten: Hast keinen Platz zum Agieren, wirste naß gemacht.

Nur, wenn Du genügend Wasser hast, um den gesamten Raum zu füllen.

Butterbrot
19-10-2007, 13:04
Nur, wenn Du genügend Wasser hast, um den gesamten Raum zu füllen.

Deswegen war KRK wohl früher auch so .... "voluminös" :D

isetta
19-10-2007, 13:06
.

mykatharsis
19-10-2007, 16:03
Schönes Beispiel, beweist aber leider garnichts in punkto Weichheit. Dass das Wasser so zerstörerisch ist, liegt nicht an der Weichheit, sondern an seiner hohen Geschwindigkeit bzw. dem hohen Druck.
Das Wasser ist gar nicht so zerstörerisch. Es kann nur nicht so schnell ausweichen wie es nötig wäre. Genau wie im wahren Leben halt. :)


Befragst Du einen Wurm zum fließen,
hörst Du die Antwort eines Wurmes.
Schaue und fühle den Fluss,
höre, so spricht er..
Siddharta von Hesse, oder?

isetta
19-10-2007, 18:04
.