Vollständige Version anzeigen : Die Form, der Grundstein der Selbstverteidigung.
DieKlette
16-02-2003, 13:13
Die Form
Veraltet ? Kontaktlos ? Weite und nicht anwendbare Techniken ? Nichts weiter als ein unrealistischer traditioneller Tanz ?
Könnte man meinen, es liegt doch auf der Hand. Jeder der länger den Kampf übt wird sagen können, dass man sich in dieser Art und Weise nicht in der Anwendung bewegen kann. Sollte man die Formen deswegen abschaffen und gleich ausschließlich Kampftraining betreiben ?
Aber ist das nicht voreillig ? Schließlich müssen sich doch die Menschen, die über Jahrzehnte daran rumdrehten, etwas dabei gedacht haben. Könnte es nicht sein, dass wir etwas übersehen in unserer oberflächlichen Denkweise ? Ist es nicht arrogant etwas anzuzweifeln, woran ganz andere gearbeitet haben als wir verwöhnten und eingebildeten Europäer ?
Ich meine Ja.
Und das hat Sinn. Denn was ist eine Form wirklich ?
Es ist wie in der Physik, es gibt Regeln und Prinzipien, und diese werden festgehalten.
Nehmen wir mal das Beispiel der Gravitation. In der Theorie fällt der Apfel vom Stamm. Das würde zunächst keiner bestreiten.
Aber in der Anwendung muss ich noch zusätzlich Wind und Luftwiederstand berechnen.
Ähnlich verhält es sich in der Form. Nehmen wir mal den typischen Karate Zuki. Dieser ist auf optimale Kraftübertragung ausgerichtet. Das Gewicht ist hauptsächlich auf dem vorderen Bein, der Rücken ist gerade, es findet eine Gegenbewegung statt, der Körper ist angespannt usw. Diese optimale Kraftübertragung läßt sich aber im Kampf bei einem mobilen Gegner nicht erreichen. Im Kampf, muss ich schnell sein, kann also nicht weite Schritte machen und meine Deckung durch eine Gegenbewegung öffnen. Dies muss ich einberechnen.
Ich glaube mal gehört zu haben, dass das Bunkai ( Anwendung ) eine Form fließend, sprich flexibel, ist. D.h., dass die eigentliche Form nur die Basis oder Theorie ist, welche auf die Praxis übertragen werden muss. Das macht das Wissen noch wertvoller, als wenn die Techniken speziell auf eine Situation angepasst wären, dann könnte man dieses Wissen nicht auf mehrere Situationen anwenden.
Ein weiteres Beispiel war ein Hebel zur Befreiung eines am Handgelenk gegriffenen Armes. Diese Bewegung war umständlich und langsam, aber in ihr steckte ein Prinzip, dass ich auf andere Dinge übertragen kann.
Man sollte sich Kampfkunst folgendermaßen vorstellen :
Kampfkunst ist unter anderem ein Basiswissen aus Prinzipien zusammengesetzt aus denen sich jeder seinen eigenen Bewegungsstil kreieren kann. Das war auch z.B. etwas, was Wong Shun Leung im Zusammenhang mit dem Jeet Kune Do bemängelte. JKD sie ein guter Stil, dem aber die Basis, dass Wing Chun, fehlen würde. So seien die Schüler auf eine Bewegungsrichtung gepolt und zwar auf Bruce Lees. Ich persönlich habe davon keine Ahnung und überlasse diese Beurteilung lieber den JKD Experten ( Ist die Basis nicht das Jun Fan ? ). Mir persönlich ging es eben nur um diese Aussage.
So verhält es sich in fast jedem Stil. Die Basis ist es, die uns die eigene Entwicklung erst ermöglicht. Wenn jemand meine Art der Bewegung sieht, so mag er das für eine Art Kickboxen halten. Aber es ist pures Karate. Es ist das Karate, dass ich auf meine Person angepasst habe. Dies ist aber ein Prozess, der nie abbricht, weil ich stets lerne und verbessere.
Mein Fazit ist deutlich. Die Basis, also auch die Form, ist wichtig für die individuelle Interpretation derselben um seinen eigenen Bewegungsstil zu entwickeln. Somit hat die Form als Ansammlung von Prinzipien eine äußerst wichtige Funktion für die Anwendung, also auch für die Selbstverteidigung.
Einen freundlichen Gruss
Julian
Ich finde, dieses Essay gehört in das offene Kampfkunstforum, hier könnte der Eindruck entstehen, du vertretest damit die allgemeine Meinung der alten Hasen, und wollest sie nur den Anfängern näher bringen.
Ich persönlich halte Formen für überholt. Einst waren sie Überlieferungsmedium der einzelnen Meister, ihr Weg, ihr Wissen weiterzugeben. Deshalb wurden auch stets nur sehr wenige geübt, manches mal nur eine einzige. Heute ist das völlig unnötig, man kann alles direkt weitergeben, Videos drehen oder Bücher schreiben, man brauchts keine Bewegungsmatrix um darin Geheimnisse zu lagern. Es ist nichts als ein Umweg, Schülern Prinzipien und Techniken nahe zu bringen, eine Lehrmethode aus einer Zeit, die in keinster weise mehr der heutigen entspricht. Warum nicht direkt Prinzipien Lehren? Warum nicht gleich bei der Anwendung beginnen? Sicher ist es nett, wenn sich der Schüler selbst mal den kopf zerbrechen muss, aber das tut er genauso wenn man ihm direkt etwas beibringt, nur, dass er eher davon profitieren kann. Den Gedanken, dass man damit Schüler siebt, die nicht wirklich gewillt sind zu lernen, halte ich auch für arogant und nicht legitim.
So viel erst einmal,
mfg,
Luggage
Original geschrieben von Luggage
Es ist nichts als ein Umweg, Schülern Prinzipien und Techniken nahe zu bringen, eine Lehrmethode aus einer Zeit, die in keinster weise mehr der heutigen entspricht. Warum nicht direkt Prinzipien Lehren? Warum nicht gleich bei der Anwendung beginnen? Sicher ist es nett, wenn sich der Schüler selbst mal den kopf zerbrechen muss, aber das tut er genauso wenn man ihm direkt etwas beibringt, nur, dass er eher davon profitieren kann. Den Gedanken, dass man damit Schüler siebt, die nicht wirklich gewillt sind zu lernen, halte ich auch für arogant und nicht legitim.
So viel erst einmal,
mfg,
Luggage
möglich, aber irgendwann sollte er die formen lernen, und erklärt bekommen, warum und wieso was wie funktioniert..
is manchmal besser, daß für sich zu lernen, als in der anwendung.
mein beispiel :
wenn ich auto fahren und reparieren kann, zeige meinem "schüler" aber nur das fahren, der zeigt seinem "schüler" nur das fahren.. usw.
irgendwann bin ich tod.. und das auto geht kapputt..
wer repariert es?? keiner, denn keiner hat es gelernt, oder wollte nicht lernen.. also is das auto nutzlos, und man muss zu fuß gehen.. das wäre doch ein rückschritt.. oder??
so seh ich das mit den KK's/KS's auch..
Wenn ich nur lerne, eine bewegung in der anwendung auszuführen, ohne den hintergrund, warum gerade diese bewegung in eben dieser situation funktioniert, dann ahme ich doch nur nach, und lerne nicht. Und Lehren kann ich damit auch nicht, falls ich das jemals vorhatte, sondern werde meine Anwendungstechniken (ohne wissen) mit ins Grab nehmen.
Gruß,
Daimyo
Sorry, das ist dummes Zeug. Warum sollte denn nur die Form das "reparieren des Autos" vermitteln? Form bietet keinen besonderen Hintergrund, es sind einfach nur überinterpretierte Technik-Lexika einzelner Meister. Wenn ich die Anwendung zeige, dann zeige ich selbstverständlich sowohl "das fahren" als auch "das Reparieren", warum sollte ich auch nicht? Ich kann absolut direkt Prinzipien, Techniken, Anwendungen, Taktiken etc. vermitteln, dafür muss ich nicht den Umweg einer Form gehen. Direkt mag etwas missverständlich sein: Selbstverständlich wird eine Lerndidaktik benötigt, man muss sukszesive aufbauen, sonst hat das Gebäude kein Fundament, und ohne selbiges bricht selbst die tollste Luxusvilla über kurz oder lang zusammen. Man mag nun behaupten, das lernen einer Form in verschiedenen Tiefen, also erst nur die Bewegungen, dann ein bestimmtes Bunkai, dann ein völlig freies etc. stellt eine solche Didaktik, was auch seine berechtigung hätte, allerdings halte ich das ganze für viel zu umständlich und vor allem irre fürend. Um dein Beispiel erneut aufzugreifen: Um jemandem Fahren beizubringen, lasse ich ihn nicht Jahre lang an einem Mülleimerdeckel drehen, der an einem Baum befestigt ist, nur damit er nach einer halben Ewigkeit erkennen kann, dass sich das ganze auch auf ein Lenkrad extrapolieren lässt. Hierbei ist die Gefahr ungeheuer groß, dass vor lauter Geheimnistuerei und nach-der-versteckten-Tiefe-Sucherei das Ziel aus den Augen verloren wird: Der Kampf!
Ich bin übrigens immer noch der Meinung, dass das ganze im falschen Forum steht!
mfg,
Luggage
martin.schloeter
16-02-2003, 20:26
Hi,
aus der Sicht von Wing Chun sehe ich neben dem Aspekt die "Bibliothek" eines Stils zu sein, einen Sinn von Formen darin, Bewegungsmuster und Haltungen auch ohne Partnertraining verinnerlichen zu können.
Dazu kommt ein gewisser gymnastischer Effekt, da viele Anfänger durch verkürzte Muskeln manche Bewegungen noch überhaupt nicht verspannungsfrei ausüben können. Die Form sorgt für die notwendige Dehnung/Lockerung.
Bei Klette's Beschreibung von Karate (oder TKD) Formen sehe ich ein bißchen das Problem, dass die Grundschule dieser Stile relativ weit entfernt von Sparring-/Kampfanwendung ist, erstmal sehr viel Focus auf Körperformung, Kraft- und Strukturentwicklung legt.
Ist letztlich aber nur eine Frage der Trainingsbalance. Halte Formen für sinnvoll, aber halt nur ein Bestandteil des Trainings.
My 5 cent
Martin
tigercrane
17-02-2003, 09:20
hi an alle
sicher könnte man viele bestandteile der formen einzeln unterrichten, doch will man dies auch? viele leute vergessen, dass die alten formen voll mit tödlichen techniken sind.. damals gab es keine regeln.. alles war erlaubt.. und die leute gebrauchten es auch.. asiaten haben von zu hause aus weniger mühe mit brachialer gewalt als wir.. das ist erziehungssache.. das einem anfänger einfach so in die hände geben ist schlichtweg falsch und sehr gefährlich.. das hat nichts mit irgendwelchen mythen zu tun, aber zb. einem jugendlichen zu zeigen, dass er mit einer kleinen bewegung jemanden für immer in den rollstuhl schicken kann, das ist verantwortungslos..
formen sind keine blossen sammlungen von techniken, sie beinhalten viel mehr..
wenn es so effektiv wäre blosse techniken und ein paar prizipen rüberzubringen, so wären in zb. china die sicherheitsleute und die armee (gelten ja beide als ungefährlich :) und zurückhaltend :D) doof.. diese greifen ja immer noch auf die althergebrachten künste zurück
viele grüsse
wenn es so effektiv wäre blosse techniken und ein paar prizipen rüberzubringen, so wären in zb. china die sicherheitsleute und die armee (gelten ja beide als ungefährlich und zurückhaltend ) doof.. diese greifen ja immer noch auf die althergebrachten künste zurück
Das ist kein Argument, nur weil irgendwer etwas angeblich so und so macht ist es noch lange nicht richtig. Aber wenn du schon so "argumentieren" willst, was ist denn mit den israelischen Armee- und Sicherheitsleuten, üben diese ineffizient weil sie gänzlich auf Formen verzichten? Was ist mit Systemen wie den FMA oder JKD - ineffizient weil Formlos? Das ist Blödsinn.
formen sind keine blossen sammlungen von techniken, sie beinhalten viel mehr..
Jo, einfach mal wieder argumentativ wertvoll einen geheimnisvollen Satz in die Runde geworfen, ohne jede Aussage, und das, wo doch
das hat nichts mit irgendwelchen mythen zu tun [hat].
viele leute vergessen, dass die alten formen voll mit tödlichen techniken sind.. damals gab es keine regeln.. alles war erlaubt.. und die leute gebrauchten es auch.. asiaten haben von zu hause aus weniger mühe mit brachialer gewalt als wir.. das ist erziehungssache.. das einem anfänger einfach so in die hände geben ist schlichtweg falsch und sehr gefährlich..
Hat irgendwer davon gesprochen, Kindern beizubringen, wie sie Genicke zu brechen haben? Ich könnte mich nicht entsinnen. Kein Verantwortungsbewusster Lehrer bringt dubiosen Menschen oder einfach zu jungen zu viel bei, dafür braucht er nichts mit einer Form zu verschlüsseln.
Eine Daseinsberechtigung haben Formen für mich nur, wenn es darum geht a) Kultur zu erhalten b) auch alleine was zum Üben zu haben c) um Wettkämpfe damit zu bestreiten und/oder d) der ästhetik genüge zu tun. Mehr nicht.
mfg,
Luggage
tigercrane
17-02-2003, 12:17
hi an alle
@luggage
ach man sollte keine post schreiben, wenn man noch nicht richtig wach ist.. :D
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Das ist kein Argument, nur weil irgendwer etwas angeblich so und so macht ist es noch lange nicht richtig. Aber wenn du schon so "argumentieren" willst, was ist denn mit den israelischen Armee- und Sicherheitsleuten, üben diese ineffizient weil sie gänzlich auf Formen verzichten? Was ist mit Systemen wie den FMA oder JKD - ineffizient weil Formlos? Das ist Blödsinn.
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wieso wird eigentlich immer auf die israelischen wasauchimmer hingewiesen.. auch die sind nicht unbesiegbar.. vieles ist von den medien aus dieser region hochstilisiert.. sorry.. aber ich haben mit einigen leuten aus armee und sicherheitsbereich zu tun gehabt.. es ist sicherlich nicht schlecht, was die leute lernen, aber es ist nicht das absolute..
meine persönliche meinung über die gemischten systeme kennst du ja bereits.. zu den chinesischen sicherheitsleute fragst du am besten klaus.. ich denke, dass er sich dort gut auskennt.. kannst ja gerne einmal dorthin gehen und dich in nem kampf beweisen.. :D
formen beinhalten mehr als die allgemeinheit denkt.. das stimmt so.. niemand hat gesagt, dass ich dies aufschlüsseln soll.. oder?
finde etwas, das einem alles, was in einer form zu finden ist, gleichzeitig lernt..
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Hat irgendwer davon gesprochen, Kindern beizubringen, wie sie Genicke zu brechen haben? Ich könnte mich nicht entsinnen. Kein Verantwortungsbewusster Lehrer bringt dubiosen Menschen oder einfach zu jungen zu viel bei, dafür braucht er nichts mit einer Form zu verschlüsseln.
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ach ja.. und was ist mit zum beispiel kkm? ist so ein freundliches system.. da tut der eine dem anderen nichts...
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Eine Daseinsberechtigung haben Formen für mich nur, wenn es darum geht a) Kultur zu erhalten b) auch alleine was zum Üben zu haben c) um Wettkämpfe damit zu bestreiten und/oder d) der ästhetik genüge zu tun. Mehr nicht.
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da trennen sich die meinungen eben.. macht ja auch nchts
viele grüsse
da trennen sich die meinungen eben.. macht ja auch nchts
Hm, right. Allerdings gibt es, so denke ich, Dinge, die objektiv richtig (weil funktionell) sind, oder eben nicht (weil überflüssig in Hinsicht auf eine spezielle Zielsetzung). Ich muss dabei allerdings stets einräumen, dass ich diverse Fakten einfach nicht kenne, ich kann immer nur beurteilen, was ich kenne, aber
formen beinhalten mehr als die allgemeinheit denkt.. das stimmt so.. niemand hat gesagt, dass ich dies aufschlüsseln soll.. oder? du weigerst dich ja, mitzuteilen, inwieweit du über andere Fakten als ich verfügst, obgleich, du schon mehrfach gebeten wurdest, entegegen dem, was du hier behauptest. Das ist einer Diskussion nicht gerade zuträglich. Wenn du nicht reden willst, solltest du es ganz lassen.
wieso wird eigentlich immer auf die israelischen wasauchimmer hingewiesen.. auch die sind nicht unbesiegbar.. vieles ist von den medien aus dieser region hochstilisiert.. sorry.. aber ich haben mit einigen leuten aus armee und sicherheitsbereich zu tun gehabt.. es ist sicherlich nicht schlecht, was die leute lernen, aber es ist nicht das absolute..
1.) Zeige mir auch nur ein einziges Posting, in dem ich auf die Israelische Armee verweise (natürlich außer diesem). Soviel zu "wieso wird immer auf die israelischen [...] hingewiesen", was andere machen, ist mir wurscht, ich weiße nur darauf hin, wenn es zweckmäßig ist.
2.) Habe ich auch nur mit einem Wort behauptet deren System wäre unbesiegbar und "das absolute"? Ich denke nicht. Im Gegenteil, ich habe sogar darauf hingewiesen, dass ich derlei Vergleich für absolut nicht aussasgekräftig halte, und nur, weil du damit angefangen hast, fügte ich ein eigenes Beispiel an.
meine persönliche meinung über die gemischten systeme kennst du ja bereits.. zu den chinesischen sicherheitsleute fragst du am besten klaus.. ich denke, dass er sich dort gut auskennt.. kannst ja gerne einmal dorthin gehen und dich in nem kampf beweisen..
Deine Diskussionskultur ist entzückend, spitzen Argument, auf Klaus zu verweisen und anzufügen, dass er oder andere mir aufs Maul haun könnten. Ich kann dir ganz unverblümt versichern, dass es hunderte Vertreter eines jeden Stiles gibt, die das könnten und nochmals hunderttausende, die nie eine KK trainiert haben. Was beweist uns das jetzt? Right, gar nichts. Deine Meinung bezüglich gemischter Systeme kenne ich, deshalb finde ich sie aber nicht weniger falsch. Ein jedes System wurde irgendwann aus anderen zusammengestückelt oder auf der Erfahrung einiger weniger fußend entwickelt, so gesehen gibt es keinen reinen Stil. Neue Entwicklungen sind aus diesem kühnen Grunde genauso legitim wie ältere.
finde etwas, das einem alles, was in einer form zu finden ist, gleichzeitig lernt..
Was lehrt denn eine Form alles, kläre mich doch mal auf. Ich bin allerdings so frei, und greife deinen Erklärungen mal vor:
1.) Koordination - wird ebenso, oder gar um längen besser, in jeder einzelnen Phase eines KK-Unterrichtes gefördert.
2.) Techniken - Sie werden völlig verändert, verschlüsselt und vom Kampf entfernt in der Form vermittelt, ein Umweg, der unnötig Zeit kostet, sinnlose Bewegungen einschleift, und über die Zeit auch zu Verlust von Wissen fürt. Durch explizites Training von Prinzipien und Techniken sind genannte Nachteile ausgeräumt.
3.) Training für sich alleine: Meinetwegen. Aber Training von vergleichsweise sinnlosen Dingen.
4.) ...?
Was das gleichzeitig lernen anbetrifft - ist es nicht sinnvoller, diverse Dinge gesondert, und dafür um längen effizienter zu lehren, als kompakt und dafür im Endeffekt über einen viel längeren (unnötig langen) Zeitraum hinweg? Außerdem frage ich mich, ob du dir auch nur einmal ein Training eines formlosen Stiles angesehen hast, deine Meinung scheint mir arg akademischer Natur zu sein. Ich selbst habe beides, sowohl Formlos als auch mit Formen, trainiert. Wenn du mir nicht glaubst, dass man auch so vieles zu gleich trainieren kann, lade ich dich herzlichst zu einem Systema-Training bei uns oder in deiner Nähe ein.
ach ja.. und was ist mit zum beispiel kkm? ist so ein freundliches system.. da tut der eine dem anderen nichts...
KKM? Krav Kaga Maor? ;) Komm mal wieder auf den Boden, wenn du kampfloses KK-Training willst wirst du nur im Aikido glücklich. Ansonsten ist obiges dummes Zeug, keine KK lehrt kämpfen ohne zu verletzen. Es besteht aber ein Unterschied, ob ich "nur" Schlage, oder auch töte, und diesen Unterschied kennt auch das KMM und dortig angesiedelte, vernünftige Trainer.
mfg,
Luggage
tigercrane
17-02-2003, 14:19
@luggage
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du weigerst dich ja, mitzuteilen, inwieweit du über andere Fakten als ich verfügst, obgleich, du schon mehrfach gebeten wurdest, entegegen dem, was du hier behauptest.
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wo bitte wurde ich mehrfach darum gebeten? ausserdem weigere ich mich nirgends in so einem zusammenhang . via worten ist es nicht meist nicht möglich den inhalt einer form zu definieren..
jeder der kung fu ausübt bzw. eine kampfkunst, die ebenfalls eine alte geschichte hat, der weiss das. aber versuchen könnte man es ja.. was willst du genau wissen? :D
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Zeige mir auch nur ein einziges Posting, in dem ich auf die Israelische Armee verweise (natürlich außer diesem). Soviel zu "wieso wird immer auf die israelischen [...] hingewiesen", was andere machen, ist mir wurscht, ich weiße nur darauf hin, wenn es zweckmäßig ist.
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habe nie geschrieben, dass ich ausschliesslich dich damit meine ok? zweckmässig ist auch die atombombe.. resultat: feind besiegt... sinn dahinter ist aber fraglich...
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Deine Diskussionskultur ist entzückend, spitzen Argument, auf Klaus zu verweisen und anzufügen, dass er oder andere mir aufs Maul haun könnten. Ich kann dir ganz unverblümt versichern, dass es hunderte Vertreter eines jeden Stiles gibt, die das könnten und nochmals hunderttausende, die nie eine KK trainiert haben. Was beweist uns das jetzt? Right, gar nichts.
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mensch bist du kopliziert.. :) der einzige grund, weshalb ich auf klaus verwies ist, dass er sicher mehr hintergründe dazu kennt als ich. nicht mehr und nicht weniger.
habe es eher zynisch gemeint mit der bemerkung mit dem prügeln. es ging ja auch gar nicht darum. es ist doch aber komisch, dass es auch heute noch tausende leute gibt, die sich auf die alte art verteidigen.. vor allem, wenn sie sich in einem segment befinden, wo die restliche welt nahezu ausschliesslich gemischte sachen lernt. oder etwa nicht?
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Ein jedes System wurde irgendwann aus anderen zusammengestückelt oder auf der Erfahrung einiger weniger fußend entwickelt, so gesehen gibt es keinen reinen Stil. Neue Entwicklungen sind aus diesem kühnen Grunde genauso legitim wie ältere.
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gebe dir gerne recht, dass im laufe der zeit viele verschiede dinge miteinander gemischt wurden.. auch dass es wohl kaum einen reinen stil gibt.
eines sollte man allerdings bedenken... die meisten neuen dinge stammen entweder aus neuem "material" oder aus kampfkünsten, welche auch nicht mehr als 100 jahre auf dem buckel haben.
irgendwo sehen viele leute die tatsache nicht, dass die "alten" systeme meist zwischen 600-3000 jahre oder mehr auf dem buckel haben. es haben sich somit zig generation damit beschäftigt, viel intensiver, als wir es je machen können.. schon alleine aus den zeitgründen..
da sind 20-100 jahre einfach nur gerade einen bruchteil davon. will heissen.. auch dort kann man das rad nicht neu erfinden. wenn doch, so lass es schleunigst patentieren. :D
es gibt sicher dinge, gerade im bereich militär, so spezielle techniken für den kampf mit modernen waffen geschaffen wurden... aber alles was den kampf zwischen menschen mit fäusten/beinen und waffen wie zb. stock, messer usw. anbelangt... das wurde alles schon zig generationen vor uns ausprobiert..
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Was lehrt denn eine Form alles, kläre mich doch mal auf. Ich bin allerdings so frei, und greife deinen Erklärungen mal vor:
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kein problem damit... :):)
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Koordination - wird ebenso, oder gar um längen besser, in jeder einzelnen Phase eines KK-Unterrichtes gefördert.
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allgemeine koordination sicherlich, da stimme ich dir gerne zu.
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Techniken - Sie werden völlig verändert, verschlüsselt und vom Kampf entfernt in der Form vermittelt, ein Umweg, der unnötig Zeit kostet, sinnlose Bewegungen einschleift, und über die Zeit auch zu Verlust von Wissen fürt. Durch explizites Training von Prinzipien und Techniken sind genannte Nachteile ausgeräumt.
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da bin ich nicht deiner meinung. zumindest bei uns lernt der schüler keine "abgeänderte" technik.
der anfänger übt die selben bewegungen, wie ein fortgeschrittener. nur das wissen dahinter ist anders. sie sind auch nicht vom kampf entfernt worden, im gegenteil.
ich weiss, dass es viele kung fu stile gibt, die betreffend dem kampf mehr als fragwürdig sind. bei uns gibt es keine sinnlosen bewegungen, kein abänderungen.. nichts in der art und weise, dass kann ich dir wirklich versichern.
sicher könntest du die bewegungen oder techniken einzeln herausnehmen und üben, doch dann bleibt es oft bei 1-2 anwendungen davon übrig... doch jede nochmals jede technik hat viele verschiedene anwendungen und die lernt der schüler erst durch verstehen der form.
durch die vielfalt lernt der schüler erst die prinzipien wirklich zu verstehen und vor allem anzuwenden... anders ist es nur reine thoerie.
mein meister hat mir auch schon prinzipien erklärt und diese dann üben lassen. er hat sie mit mir gemeinsam geübt, ganz langsam und jede bewegung einzeln.. es gibt trotzdem nicht.. wieso?
ganz einfach.. ich verstand den teil aus der form einfach nicht. ich wusste zwar wo er ist und wie er aussieht, es ging trotzdem nicht, da ich u.a. die ganzkörperkraft und die korrekten winkel sowie die verschiedenen kräfte einfach nicht hinbrachte die zur richtigen ausführung notwendig gewesen wären..
gewisse anwendungen gingen dann mit der zeit plötzlich, da ich die form häufiger geübt hatte..
dieses vorgehen ist vielleicht kung fu spezifisch.. wer weiss...
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Training für sich alleine: Meinetwegen. Aber Training von vergleichsweise sinnlosen Dingen.
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formen stellen eine nachschlagewerk dar. ganz ohne partnertraining ist es schwierig damit kämpfen zu können.
allerdings.. der mensch lernt indem er versucht und übt.. siehe zum beispiel laufen.. vom baby bis hin zum alten greis läuft der mensch.. das muss er allerdings ja auch zuerst stück für stück erlernen... das hirn wird auf diese bewegung geschult und verbessert sie dadurch.. mit kampftechniken verhält es sich ebenso.. je länger sie geübt werden, umso natürlicher setzt sie der körper ein..
eine dieser natürlichen bewegungen ist bei gefahr die hände vor den körper oder gar den kopf zu nehmen, um zu schützen..
übt der ausübende lange genug zb. ausweichen, so wird er mit grösster wahrscheinlichkeit genau so ausweisen, wie er es stets geübt hat.. gerade im bereich der inneren kk werden solche erlebnisse häufig geschildert.
aber der einfachere weg ist auf jeden fall nebst formen auch die dazugehörigen anwendungen bzw. deren prinzipien zu üben.
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Was das gleichzeitig lernen anbetrifft - ist es nicht sinnvoller, diverse Dinge gesondert, und dafür um längen effizienter zu lehren, als kompakt und dafür im Endeffekt über einen viel längeren (unnötig langen) Zeitraum hinweg?
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vielleicht sprechen wir immer wieder nebeneinander vorbei. es bedeutet nicht, dass ausschliesslich formen geübt werden sollen. ein grosser anteil ist das üben der formen, doch werden immer wieder die einzelnen teile daraus entnommen und x-fach geübt. die ist aber wieder eine andere ebene des lernens.
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Außerdem frage ich mich, ob du dir auch nur einmal ein Training eines formlosen Stiles angesehen hast, deine Meinung scheint mir arg akademischer Natur zu sein. Ich selbst habe beides, sowohl Formlos als auch mit Formen, trainiert. Wenn du mir nicht glaubst, dass man auch so vieles zu gleich trainieren kann, lade ich dich herzlichst zu einem Systema-Training bei uns oder in deiner Nähe ein.
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du darfst dich fragen.. :D... ja habe ich früher öfters getan.. also nicht reine theorie... ich glaube dir auch, dass viele verschiedene dinge gleichzeitig geübt werden können.. das auf jeden fall.. oftmals leidet einfach die qualität darunter.. muss aber nicht sein.. falls ich einmal in der nähe von dir bin.. sehr gerne.. wieso nicht..
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Ansonsten ist obiges dummes Zeug, keine KK lehrt kämpfen ohne zu verletzen. Es besteht aber ein Unterschied, ob ich "nur" Schlage, oder auch töte, und diesen Unterschied kennt auch das KMM und dortig angesiedelte, vernünftige Trainer.
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sollte so sein.. da sprichst du wahre worte...
viele grüsse
Michael Kann
17-02-2003, 18:39
Kata = Form! Form von was? Übungsform? Übungsform! Und genau so sehe ich Kata ... Kata ist eine Form zu Trainieren!
Da es Japanisch ist, nehmen wir einfach mal die Möglichkeiten zur Hand ...
Judo Kata = Übungsformen (z.b. ju no kata, gonosen no kata usw.) mit dem Partner - sprich, eine PartnerübungsFORM um z.B. die klassischen Kontertechniken zu trainieren (gonosen no kata) oder das Siegen durch Nachgeben (ju no kata)!
Ju-Jutsu/Jiu-Jitsu Kata = Übungsform (z.b. goshin jitsu no kata oder koshiki no kata) mit dem Partner Selbstverteidigungstechniken einstudieren - sprich eine PartnerübungsFORM um z.B. die 21 Selbstverteidigungstechniken der goshin jitsu no kata zu trainieren oder die 20 der kime no kata oder die aus der Kito Ryu entnommene koshiki no kata (Antike Form - Nahkampf der jap. Ritter)
Karate Kata = Übungsformen (z.b. haian, tekki usw.) ohne oder mit Partner - sprich, eine TrainingsFORM um sich Techniken aneignen zu können ohne immer auf einen Partner angewiesen zu sein, aber an der unerläßlichen PartnerübungsFORM kommen wir nicht vorbei (heute oftmals bunkai, da sie leider in den vergangenen Jahrzehnten bei den meisten Stilrichtungen vernachläßigt wurde).
So ließe sich dies vermutlich Stundenlang fortführen ... wenn man so will, ist jede FORM von Übung/Training eine KATA ... Beispiel: Üben wir FallschulFORMEN, so üben wir eigentlich ukemi kata!
Im übrigen gibt es dies FORMEN der Übung/Training Weltweit ... siehe Filipino Martial Arts ... dort werden verschiedene Formen trainiert. In machen Stilen, siehe Doce Pares, mit und ohne Parner ... d.h. Stockdrills können, wenn kein Partner zur Verfügung steht sowohl in die Luft geübt werden (es gibt auch richtige Formenläufe in der Definition wie sie hier am meisten gebraucht wird!), aber eben auch mit einem Partner!
Siehe Europäische Fechtschulen, dort werden heute noch Grundübungen ohne Partner einstudiert und erst dann, langsam, mit einem Partner.
Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit FORMEN, womit ich ein Problem habe, ist mit Sinnlosen Erklärungen zu den selbigen!
Gruß
Mike
Hausmeister
17-02-2003, 21:24
Super, Mike! Ich habe mir schon überlegt, was ich Sinnvolles zu diesem Thread beitragen könnte, aber Deine Antwort trifft´s schon auf den Kopf.
Viele Grüße,
Hausmeister
@Mike
Sorry , kann deiner Logik nicht ganz folgen. Ich sehe Drills oder Anwendungen nicht als Form. Die Formen im Stockkampf sind Partnerübungen um korrekte Bewegungen einzuschleifen in einer sehr logischen Reihenfolge. Also eigentlich ein ganz normaler Drill, demnach wäre eine simple Boxkombi wie Jab + Cross + Uppercut auch eine Form.
Bei den traditionallen Formen aus dem WingChun (Katas kenne ich nur vom hörensagen) werden Bewegungsmuster gespeichert (quasi wandelnde Lexika) die von der Anwendung und Reihenfolgen massiv abweichen. Ich kann nicht die Bewegungen aus der Form nehmen und einfach anwenden, und von den angeblich so brutalen Techniken wollen wir mal ganz lassen sonst können wir ja eine Diskussion über Geheimtechniken starten. Persönlich trainiere ich sie nicht mehr weil ich es für kontraproduktiv halte.
In den meisten Fällen werden tote Bewegungsmuster gelehrt, das wichtigste im Training ist jedoch Lebendigkeit gegen widerstrebende Gegner. Wenn jemand das aus traditionellen Gründen macht, bitte. Aber man wir nicht zum besseren Kämpfer weil man Formen trainiert, wahrscheinlich eher das Gegenteil.
tigercrane
18-02-2003, 07:30
hi an alle
ich denke, dass wir es wirklich lassen sollten über solche dinge zu diskutieren... jeder hat seine eigenen erfahrungen gemacht, schon alleine aus dem grund, dass wohl fast jeder von uns etwas komplett anderes ausübt.
schönen tag noch... :D
viele grüsse
Michael Kann
18-02-2003, 08:28
Original geschrieben von bodhi
Sorry , kann deiner Logik nicht ganz folgen.
Richtig ... Du konntest mir nicht folgen ;)
Original geschrieben von bodhi
Ich sehe Drills oder Anwendungen nicht als Form. Die Formen im Stockkampf sind Partnerübungen um korrekte Bewegungen einzuschleifen in einer sehr logischen Reihenfolge. Also eigentlich ein ganz normaler Drill, demnach wäre eine simple Boxkombi wie Jab + Cross + Uppercut auch eine Form.
Genau das! Eine Boxkombination/Boxdrill oder eine Stockkombination/Stockdrill ist eine Form des Trainings, eine Form etwas zu Üben! Dies kann mitunter von Stil zu Stil, ja sogar von Lehrer zu Lehrer variieren (Vorlieben - Erfahrungen - usw. mit einlaufen lassen!).
Original geschrieben von bodhi
Bei den traditionallen Formen aus dem WingChun (Katas kenne ich nur vom hörensagen) werden Bewegungsmuster gespeichert (quasi wandelnde Lexika) die von der Anwendung und Reihenfolgen massiv abweichen. Ich kann nicht die Bewegungen aus der Form nehmen und einfach anwenden, und von den angeblich so brutalen Techniken wollen wir mal ganz lassen sonst können wir ja eine Diskussion über Geheimtechniken starten. Persönlich trainiere ich sie nicht mehr weil ich es für kontraproduktiv halte.
Das habe ich auch nicht behauptet ... ganz im Gegenteil, ich schrieb Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit FORMEN, womit ich ein Problem habe, ist mit Sinnlosen Erklärungen zu den selbigen! und von den ominösen Geheimtechniken und vor allem deren Verkäufern halte ich überhaupt nichts.
Original geschrieben von bodhi
In den meisten Fällen werden tote Bewegungsmuster gelehrt, das wichtigste im Training ist jedoch Lebendigkeit gegen widerstrebende Gegner. Wenn jemand das aus traditionellen Gründen macht, bitte. Aber man wir nicht zum besseren Kämpfer weil man Formen trainiert, wahrscheinlich eher das Gegenteil.
Sehe ich wie Du! Ich gehe einen Schritt weiter ... Tot sind diese Bewegungsmuster (Form), weil der eigentliche Sinn nicht mehr nachvollziehbar ist, man es zum Dogma erhoben hat und die Schüler ohne den nötigen Hintergrund arbeiten läßt.
Sie Dir mal eine Judo Kata an ... dort wird mit dem Partner eine Übungsform/Trainingsform geübt um das Verständnis für die Bewegung und die Technik zu fördern. Siehe nage no kata ... diese Kata hat die 15 Grundwürfe zum Inhalt. Sie setzt sich aus fünf Gruppen zu je drei Würfen zusammen.
1. te waza = Hand- und Schulterwürfe = uki otoshi; seoi-nage, kata guruma
2. koshi waza = Hüftwürfe = uki goshi; harai goshi; tsuri komi goshi
3. ashi waza = Fuß- und Beinwürfe = okuri ashi barai; sasae tsuri komi ashi; uchi mata
4. ma sutemi waza = Opferwürfe durch auf den Rücken fallen lassen = tomoe nage; ura nage; sumi gaeshi
5. yoko sutemi waza = Opferwürfe durch auf die Seite fallen lassen = yoko gake; yoko guruma; uki waza
Hier wird sowohl RECHTS als auch LINKS geübt ... so dass es keine Starke und Schwache Seite gibt (Grundsatz)! Die Kata besteht aus festgelegten Bewegungsmustern (Form). Diese Form von Übung (Techniktraining) schult nicht nur den Anfänger, aber hauptsächlich ihn und natürlich das Verständnis für die Technik. Diese Trainingsform schließt weitere wichtige Trainingsformen nicht aus! So werden im Judo ja u.a. folgende Trainingsformen vermittelt: katame waza = Bodentechniken; gokyo no kaisetsu (40 Wurftechniken die wiederum in 5 Stufen zu diesmal je 8 Würfen eingeteilt sind - eine Entwicklung des Kodokan), Randori = Übungskampf mit aktiven oder passiven Partner; katame no kata = die 15 fundamentalen Bodenkampftechniken; kime no kata = die klassische jap. Selbstverteidigung und koshiki no kata = die antike Form der Verteidigung (damit die historischen Werte gepflegt und erhalten werden); gonosen no kata = Kontertechniken; ju no kata = Vermittlung der Prinzipien des Siegens durch Nachgeben uvam. Im Judo gibt es u.a. schon seit Jahrzehnten die Einzeltrainingsform mit einer Schnur um einen Baum gewickelt .... heute oft mit dem Tube (einem Gumischlauch) an einer Sprossenwand festgemacht praktiziert. Jigoro Kano wies ausdrücklich darauf hin, dass sich die Kata (die Form der Übung, die Form des Trainings) weiterentwickeln soll und darf. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Weiterentwicklung nicht gewünscht ist ;)
Ein Grundsatz, den u.a. sein (Kano) Freund Funakoshi (Karate Jutsu) mit übernahm. Auch Funakoshi arbeitete mit verschiedenen Trainingsformen u.a. Krafttraining, Stockkampftraining (übrigens typisch für Lehrer aus Okinawa, die eben nicht nur die Künste der "Kampf-Technik aus China" sondern eben auch die Kobujutsu Techniken trainierten), Makiwara-Training, Schlag-, Wurf-, Hebel- und Tritttraining usw. Vermutlich durch die chinesischen Übungen ohne Partner animiert, wurden einige (wenige) Übungsformen ohne Partner übernommen. Diese Formen sollten den Übenden ermöglichen, eben auch OHNE einen Partner die Techniken üben zu können. Was über die Jahre bei vielen Stilen in Vergessenheit geraten zu sein scheint, ist die Tatsache, dass die zuvor allein einstudierten Techniken später in anderer Form, z.B. am Makiwara oder mit einem passiven oder aktiven Partner usw. trainiert wurden. Durch die immer größer werdende Anzahl von Schülern, wurde der Wert der Form erst erkannt. Denn, jetzt konnte man mehrere Schüler gleichzeitig üben lassen und behielt trotzdem den "Überblick"! Typische Beispiele: siehe die Shaolin Schulen vor der Tempelanlage, hunderte von Schülern bewegen sich dort in Reih und Glied auf und ab ... oftmals nur von einem "Aufseher" angeleitet. Siehe manche Dojo und Dojang in denen die Schüler vom Anfang bis zum Ende Formen laufen. Heute wird es, vor allem den Karateka wieder bewußt, dass es eine praktische Seite der Form geben muss ... man hat sie "wiedergefunden" ... BUNKAI! Leider ist es so, dass die ursprünglichen Partnerübungsformen offensichtlich (da jeder Lehrer eine andere Anwendung erklärt ... manchmal widersinniger als der andere und scheinbar in einen Wettbewerb der Unsinnigkeit verstrickt) verloren gegangen sind.
Viele, meist wesentlich jüngere Kampfkünste (obwohl ich weiß, dass die meisten KK erst um 1900 herum entstanden sind ... sicherlich aus Vorläufern, aber letztlich auch nur ein, wie es hier häufig genannt wird, "mixed baby") haben sich diese Übungsform mit auf die Fahne geschrieben und Diskussionen um die Definition FORM sind heute härter den je. Manche sehen in ihnen die Aktivierung der Vitalpunkte, wieder andere ein Lexikon der Kampftechniken, wieder andere die eigentliche Tradition ihres Stils usw. usf. Die meisten der Definitionen, wie z.B. die Aktivierung/Stimmulierung der Chakren sind durch die Sportmedizin zwar belegt, aber und dies wurde ebenso belegt, eben durch eigentlich jede Form der sportlichen Betätigung. Bzgl. des Lexikon ... dazu fehlen den meisten Kata/Hyong/Saya/Seni/Kuen/Anyo usw. die Übersetzung ;) sprich der Hintergrund ist heute oftmals nicht bekannt und spiegelt sich in den vermeintlichen Erklärungsversuchen der "Großmeister" wieder.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten der heute betriebenen Kata im Karate (steht stellvertretend für die Hyong im Taekwondo, Kuen im Chuan Fa usw.) einstmals so aufgebaut waren wie die Judo, Ju-Jutsu und Kenjutsu Kata ... es war eine Möglichkeit Bewegungsmuster ohne Partner (weil eben oftmals nicht vorhanden) einzustudieren und sie dann mit einem Partner zu Perfektionieren. Im Karate wird heute mit dem Bunkai dieser Meinung Rechnung getragen, auch wenn die meisten jetzt schon wieder zwanzigmal ausgespuckt haben und mich für den Scheiterhaufen vorbereitet sehen wollen!
Ich persönlich trainiere gerne Übungsformen mit einem Praktischen, sinnvollen, verständlichen Inhalt ... z.B. Automationsdrills, gleich ob beim Boxen, Kickboxen, Ju-Jutsu/Jujitsu, Escrima usw.
Gruß
Mike
Alephthau
18-02-2003, 19:48
Hi,
mal meine bescheidene Meinung dazu: Formen sind dazu da, sämmtliche Techniken eines Stils zusammen zu fassen. Gleichzeitig gewöhnen sie den Körper an die Techniken.
Jeder Kämpfer favorisiert auf eine Weise bestimmte Taktiken und Techniken. Wenn man jetzt die Formen wegläßt gehen automatisch Techniken/Bewegungen verloren!
Formen hab ein Muster was man leicht wieder weiterreichen kann. Man übt die Bewegungen ohne Rücksicht auf vorlieben bestimmter Techniken!
Wie will man sonst den Körper an SÄMTLICHE Bewegungen eines Stiles gewöhnen, bzw. diese sinnvoll üben?
Gruß
Alef
@Mike
man du hast Zeit für lange Postings.
Ich kann bei Karate & Judo-Katas nicht mitreden, weil ich es nie selber gemacht habe. Kann sein das diese lebendiger geübt werden als im WingChun. Ich habe nur meine Zweifel ob es wirklich immer so ist, hängt sicherlich von der Schule ab.
Meine Erfahrung mit Leuten aus Schulen in denen Katas/Formen bevorzugt werden ist dass sie verdammt viele Wörter kennen, technisch 1A sind aber vom Kämpfen keine Ahnung haben. Nicht weil ich das super Bewegungstalent wäre, sondern weil ihnen einfach die Sparringerfahrung fehlt.
Es wird sehr viel Zeit vergeudet mit dem Erlernen von komplizierten Techniken die niemals angewendet werden weil sie viel zu spezifisch sind. Formenmeister gibt es viele, die WingChunler und insbesondere die deutschen Varianten verstecken sich immer hinter dem Begriff "Kunst" & "tödliche Techniken" um ja nicht in die Verlegenheit zu geraten einmal mit jemand nach Regeln zu kämpfen.
Kann man ein technisches System ohne Formen/Katas lernen? Ich sage mal ja.
Du hast über Judo gesprochen, ich mache BJJ. Das sind ja eigentlich zwei sehr ähnliche Sportarten. Der Bodenkampf ist äußerst technisch aber im Training lernen wir bestimmte Techniken (Positionen, Befreiungen, Submission usw.) und üben dann erst Schritt für Schritt, 10 Minuten später wird gerollt mit massiven Widerstand. Circa die Hälfte des Unterrichts ist Submissionwrestling, ohne Erfahrung kann man nicht wissen ob eine Technik wirklich anwendbar ist.
Michael Kann
19-02-2003, 10:34
Original geschrieben von bodhi
Du hast über Judo gesprochen, ich mache BJJ. Das sind ja eigentlich zwei sehr ähnliche Sportarten. Der Bodenkampf ist äußerst technisch aber im Training lernen wir bestimmte Techniken (Positionen, Befreiungen, Submission usw.) und üben dann erst Schritt für Schritt, 10 Minuten später wird gerollt mit massiven Widerstand. Circa die Hälfte des Unterrichts ist Submissionwrestling, ohne Erfahrung kann man nicht wissen ob eine Technik wirklich anwendbar ist.
Hi Bodhi,
ZEIT IST RELATIV ;)
Genau das meinte ich ja ... im Sinne von ÜbungsFORMen macht Ihr im BJJ (bist bei Michael Haselein?) GRUNDSÄTLICH KATA! Positionieren - Befreien sind letztlich Übungen die in einer gewissen FORM trainiert werden!
Niemand hat behauptet, auch die Japaner nicht, dass FORMEN starr sind ... ganz im Gegenteil!
Nehmen wir einfach mal den BJJ Bodenkampf, Eure Bodenkampftechniken übt Ihr (wie wir) mit einem Partner (Begriff im Judo/JJ wäre hier katame no kata), ob der Begriff (bei uns) Scarf Hold ist oder jap. kesa gatame ist ansich unwichtig ... für das unterrichten eines NEULINGS benutzen wir die ÜbungsFORM "Bodenkampftechnik mit einem passiven Partner" (eigentlich wie im jap. Original, nämlich katame no kata), da es für den NEULING einfacher zu erlernen ist. Mit dem Fortschreiten des Könnens/Wissens/Erfassen/Begreifen steigern wir die ÜbungsFORM in "Bodenkampftechnik mit einem aktiven Partner", d.h. mit sich immer weiter steigenderer Gegenwehr ... das Ausbildungprinzip, sprich die ÜbungsFORM katame no kata wird dabei aber ja NICHT verlassen!
Wo ich Dir vollkommen zustimme, es ist unumgänglich neben den o.b. ÜbungsFORMEN eben auch die ÜbungsFORM des Kampfes (jap. Randori = Übungskampf und Kumite = Freikampf) zu praktizieren. Je höher der Fortschritt des Einzelnen, desto mehr KampfübungsFORMEN sind gefordert. Letztlich ist die praktische Umsetzbarkeit der erworbenen Kenntnisse eines der obersten Ziele! Leider treffen wir heute, auf immer mehr Schulen und Lehrer, die sich nur noch mit dem vermitteln der Kenntnisse beschäftigen, aber nicht mit deren Umsetzbarkeit! Darüber, ging viel des Wissens um die Umsetzbarkeit der z.b. Karate Techniken verloren ... Heute wird versucht dieses Wissen durch Erprobung (leider aber häufig auch durch unbrauchbare Interpretation) wieder aufleben zu lassen. Von dieser "Kampfkunstarcheologie" sind viele betroffen, nicht nur japanische Stile!
Logisch denkende Menschen sind häufig in nicht sehr beliebt ... dies läßt man sie auch spüren ;) Widerspruch ist meist nicht erwünscht und führt zu Sanktionen. Die Zusammenstellung mancher TECHNISCHER KOMISIONEN ist eher eine Wunschkonstellation um sich der Wahrheit nicht zu schnell zu nähern.
Manches erschienene Buch (siehe Karate Jutsu von Funakoshi oder Aiki-Budo von Ueshiba) hat schon zu heftigsten Diskussionen und auch zu Spaltungen geführt! Plötzlich sah man den Großmeister Ueshiba mit einem Fauststoß arbeiten, dies obwohl (sogar heute noch) es doch immer hieß, nein, dass gibt es im Aikido nicht! Plötzlich sah man einen Großmeister Funakoshi hoch stehend (auch Zenkutsu) und mit Würfen und Hebeln arbeitent! Und diese beiden Bücher stehen nur stellvertretend für vieles was am Markt für Verwirrung sorgte, vor allem bei den bis dahin fest zu ihren unerschütterlichen Konzepten stehenden (Hartliner!) ALTEN HASEN!
Dies ist das eigentliche Problem ... das EINPACKEN eines Stils in eine feste und starre FORM! Bilden von Dogmas und dabei den Blick für die Realität verlieren!
Dadurch werden z.B. die Händeringenden Aktionen des DKV (Deutschen Karate Verbandes) um eine (wieder-) Etablierung des Karate als Selbstverteidigung nachvollziehbarer. Hat man plötzlich Begriffen wohin die Zeichen der Zeit weisen? Warum sich SV als Verkaufs- und Marketingprodukt gut einsetzen läßt, selbst wenn sich dahinter nichts anderes als vorher verbirgt?
Kämpfen ohne zu Kämpfen ist wie Schwimmen ohne Wasser!
Gruß
Mike
@Mike
Zitat
Kämpfen ohne zu Kämpfen ist wie Schwimmen ohne Wasser!
ja, stimme ich voll zu. Mein Wohnort ist Johannesburg (Südafrika). Bin in einem Gym das zur Straightblast-Gruppe gehört. Obwohl der Begriff Gruppe eher locker gemeint ist: keine Gürtel, keine Sifus, keine Hierarchien. Das einzige was zählt ist Leistung. Trainiert wird nach dem Motto Effizienz, was funktioniert wird benutzt, was nicht funktioniert wird rausgeschmissen. War mal ein JKD-Gym unter Inosanto, jetzt wird mehr Box/MT und Grappeling betont.
Es werden NHB-Kämpfer trainiert, daher der undogmatische Ansatz.
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