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Vollständige Version anzeigen : Stimmungsabfall im Training - Leiden des ÜL



Kimi
23-10-2007, 08:43
Gestern ist mir das Training mal wieder nicht so gelungen.
Als ich reinkam, sah ich schon zwei Leute, bei denen ich immer denke: 'Ohje, wie soll ich mit denen wieder arbeiten?'. Der technisch versierteste Teilnehmer hat von Anfang an ein langes Gesicht gemacht und den Eindruck erweckt, er wäre lieber woanders, weil mit DEM übrigen Publikum ja eh nichts anzufangen ist.
Abgesehen davon ging die erste Hälfte noch ganz gut, aber irgendwann ist die Stimmung dann doch abgefallen. Dann dachte ich, ich lass sie die letzten 10 Minuten noch (in 3er Gruppen übrigens) auf bestimmte Angriffsgruppen (Atemi, nur Arme bzw. nur Beine) noch üben, was sie wollen, damit sie nicht vollends die Lust verlieren.
Und was passiert? Es entwickelt sich zur Stehparty!
Mir ist an dem Punkt nichts mehr eingefallen, was ich versuchen kann, um sie zu mehr Bewegung zu animieren. Und irgendwie hatte ich auch gar keine Lust dazu. Es hat mich tierisch angesch..., ihnen beim 'Rumstehen' zuzugucken. Und ich habe mich gefragt, wieso ich 'Fortgeschrittene' an die Hand nehmen muss und ihnen für jeden Schritt dreimal sagen sollte, dass sie sich doch vielleicht etwas schneller bewegen könnten.

Muss man da einfach durch, oder kann man da auch was machen?
Eigentlich denke ich ja, dass ich als Übungsleiter bestimme, ob das Training funktioniert oder nicht, aber ich akzeptiere auch nicht, den Teilnehmern alle Verantwortung abzusprechen.
Was kann ich machen, um Schlafmützen aus der Reserve zu locken? Und das ohne durch einen kompletten Übungswechsel einen krassen Bruch zu produzieren.
Lieber kurze festgelegte Übungen, also das Individuum blockieren?
Oder lieber frei üben lassen, so dass jede machen kann, was sie will?
Doch die Übungen abbrechen und etwas anderes machen, auch wenn es zu dem bisherigen gar nicht passt?
Oder habt Ihr auch keine Erfahrungen, die die eine oder andere Variante als die häufiger erfolgreiche bestätigen?

sumbrada
23-10-2007, 08:55
Sparring Sparring Sparring...Jeder gegen jeden und jeder mind. einmal gegen den Besten.
Die Lust am Bewegen kommt irgendwann durch reinen Selbsterhaltungstrieb und die, die das partout nicht abkönnen, kommen das nächste Mal nicht mehr und bereichern das Training dann einfach durch ihre Nichtanwesenheit.

Zirkeltraining ist auch ganz nett und auf jeden Fall sollte man weg vom typischen JuJutsu Techniktraining. Öder geht Training auf jeden Fall nicht.

Und auf keinen Fall machen lassen, was sie wollen. Wenn sie wirklich wollten ,würden sie nämlich nicht rumstehen.

Schnueffler
23-10-2007, 09:25
Kann sumbrada nur zustimmen!
Powertraining oder Sparring mit häufigen Wechsel!
Das motiviert die Meisten und "holt" sie mit dem Kopf auf die MAtte und zum Training!
MfG
Markus

marq
23-10-2007, 09:41
ein trainer muss auch motivieren können, das ist auch ein bestandteil des trainings oder du musst dir einfach andere übungen aussuchen....

Schnueffler
23-10-2007, 10:01
Motivieren kann ich dann ja mit den entsprechenden Übungen. Manchmal klappt die verbale Motivation aber nicht so sehr! Da muß man halt was anderes machen, als sprechen!
MfG
Markus

TacHead
23-10-2007, 10:12
Eine weitere Stimme für Sparring (oder andere anstrengende Trainingsformen). Wenn sie nicht wollen, dann powere sie mit anstrengenden Sachen aus. Vermittlung von komplexen/unbekannten Bewegungsfolgen o.ä. hat dann keinen Sinn.
Wie ebenfalls schon gesagt: wem das zu viel ist oder wer sich weigert, fliegt raus oder bleibt von selbst weg. Es gibt immer wieder mal laschere Tage, aber man braucht nicht jeden Tropf, der eigentlich gar keine Lust hat, mitzuschleppen.

der herbie
23-10-2007, 10:13
Jepp, Abwechslung wirkt Wunder! Bisserl Sparring, ein wenig Zirkel, Seilchen etc. und schon sind alle wieder wach...

Beispielhafter Aufbau für einen Zirkel, 8 trainierende, konditionell noch nicht so anspruchsvoll:

Benötigtes Material: 4 paar Kicking-Pads, Sandsackhandschuhe (geht auch ohne, macht aber AUA an den Knöcheln)

Zeit: Je 2 Minuten, Pause je 30 Sekunden, dabei Stationswechsel

1. Station: Schnell ausgeführte Low-Kicks rechts und links, je 10 im Wechsel
2. Station: Linke Gerade, rechter Haken, in einem Stück durcharbeiten

Pratzenhalter und Ausführender wechseln.

Trainingsziel: Verbesserung der Kondition, Zunahme der Schlag- und Tritthärte und Geschwindigkeit

Einfach mal ausprobieren. Dem perönlichem Einfallsreichtum sind hier keine Grnzen gestzt, außer konzentriertem Wechsel, harter Arbeit und keine Quatscherei:D:D

Grüße,

der herbie

3. Station: Harte Low-Kicks, 10 rechts, 10 links
4. Station: Linke Gerde, rehte Gerade, als "Pyramidenserie" bis 10 Schläge rauf und wieder runter

Pratzenhalter und Ausführender wechslen

Über die Rundenzeit und Änderung des Wechselrhytmus kann das Ganze beliebig gesteigert werden...Ist schließlich noch keiner in seinem Schweiß ersoffen.

Kimi
23-10-2007, 13:37
Schön, dass Ihr das auch so seht.
Ich habe da allerdings noch zwei, drei Fragen...
Ich vertrete nur häufig im Training, es ist also nicht mein Dojo. Ein bisschen 'unbeliebt' gemacht habe ich mich sowieso schon, weil ich weniger rumspielen lasse und mehr 'Leistung' (schneller bewegen, richtige Atemi u.ä.) fordere. Ich möchte das gerne ins Training bringen, ohne alle zu vergraulen, die jetzt da sind. Habt Ihr das auch mal erfolgreich untergebracht, so dass auch die 'Schlaf(f)is' auf einmal mehr Spass an der Sache hatten?
Wie ist das angekommen, wenn es nur ausnahmsweise mal gemacht wurde?

Wie macht Ihr das mit Leuten, die für Sparring eher dürftige technische Grundlagen haben? Was bringt Eurer Ansicht nach Sparring, wenn es bei der Technik so hapert, dass keine Erfolgserlebnisse dabei herausspringen.
Nur Bodengerangel? Nur Atemi mit der Hoffnung, dass sie sich nicht umhauen oder die Finger brechen?

Ich sehe das ganze etwas schwarz: manche können trotz Blaugurt nicht viel, ich will aber, dass sie etwas lernen. Also mache ich Basisübungen, die sie hinkriegen, aber die sind ihnen dann zu 'langweilig'. "10x dasselbe und dann noch nur eine Technik - ich kann doch viel mehr, ich will auch mehr machen", nicht gerade Zitat, aber so fühlt es sich an. Statt wie gefordert schneller zu üben wollen sie lieber mehr Zeug aneinanderhängen. Ergo: Meine Vorgabe macht nicht glücklich. Lasse ich sie aber mehr machen, müsste ich an allen Enden korrigieren. Das macht auch nicht glücklich.
Wie im "Kritik am JJ"-Thread gesagt: Keiner hört gerne, dass er sich Illusionen macht und eigentlich gar nichts kann. Schlimmer noch ist, wenn man es am Beispiel erlebt.
Also habe ich den Eindruck, sie wären am besten dran, wenn ich sie einfach machen lasse. Aber das macht mich nicht glücklich. :(


@marq:
Wie motivierst Du denn? Ich habe erwähnt, dass ich die Aufgabe bei mir sehe, und habe gefragt, was andere für Ansätze haben. Deine Aussage hilft da nicht wirklich weiter.


Meistens gelingen mir die Trainings mittlerweile ja ganz gut. Beim Karate habe ich meistens kein Problem. Das ist 'mein' Training, wo kein anderer eine andere Schiene fährt. Da mache ich Konditionstraining und die Leute machen auch gute Fortschritte. Es sind einfach nur eine handvoll. Aber ganz andere Charaktere als in der Regel im JJ. Schon zweimal habe ich mit jeweils zweien von denen 4 Stunden Training gemacht, ohne dass die Stimmung runtergegangen wäre. Zwar geht es auch da manchmal nicht so, aber das ist selten.
Vor den JJ-Trainings habe ich mittlerweile fast angst, fühle mich ziemlich unter Druck gesetzt, es einer Meute von Leuten recht machen zu müssen/wollen, die so unterschiedlich sind.
Aber da muss es doch einen Weg geben, der ohne rausekeln auskommt und jedem etwas bringt.

Irongriffon
23-10-2007, 13:44
kann ich nur zustimmen. das problem beim ju-jutsu ist dieses schon fast unsäglich gewordene "theoretisieren" von techniken: "wenn ich das jetzt mache, wird der angreifer auf jeden fall dieses/jenes machen, aufgeben, in tränen ausbrechen, an schock sterben usw".

so hat das training oft mehr ähnlichkeit mit politischen diskussionsrunden als mit kampfsport, manchmal schäme ich mich regelrecht, wenn ich das sehen muss und mir vorstelle, dass gleich jemand bekanntes hereinkommt und den lahmen haufen mit mir zusammen sieht.

momentan mache ich in meinem training noch techniktraining für die dan- und kyu-prüfungen, weil die mal wieder bald vor der tür stehen und mich meine leute vollgelabert haben, dass sie auch im freitagstraining für die prüfung üben wollen (das geilste ist ja, dass sie nur kommen, wenn prüfungen angesagt sind; ansonsten taucht da nur meine "stammgruppe" von 2 leuten auf).
ansonsten ist mein training sehr mma-lastig und ich mache auch sehr viel zirkel-, pratzen- und konditionstraining, bzw. alles, was mit dem "standard"-jujutsu-rotz nix zu tun hat.


allgemein ist mir aber aufgefallen, dass die lust, richtig hart zu trainieren, überall abzunehmen scheint. das ist bei uns im judo nicht anders. man kann beobachten, dass sich dann oft die "hardcore"-typen zusammenfinden, während der rest eher bei "leicht, locker, lustig" bleibt.

Irongriffon
23-10-2007, 14:10
Ein bisschen 'unbeliebt' gemacht habe ich mich sowieso schon, weil ich weniger rumspielen lasse und mehr 'Leistung' (schneller bewegen, richtige Atemi u.ä.) fordere. Ich möchte das gerne ins Training bringen, ohne alle zu vergraulen, die jetzt da sind. Habt Ihr das auch mal erfolgreich untergebracht, so dass auch die 'Schlaf(f)is' auf einmal mehr Spass an der Sache hatten?

woher kenn ich das bloß? ich kann dir nur sagen: du wirst es niemals allen recht machen können. es gibt immer leute, die etwas zu meckern haben.

das problem an "schlaffis" ist, dass er oft nicht nur im körperlichen zustand, sondern auch vor allem mental "schlaff" ist; und wer mental schlaff ist, der hat keinen bock auf anstrengung. solche leute haben ihre eigene definition von "spass", der du als trainer nicht nachkommen solltest. wenn du dafür sorgst, dass solche leute spass haben, sinkt automatisch dein niveau. mein tip: lass sie entweder seperat etwas machen oder wie schon gesagt wurde, erhöhe die intensität des trainings. wer mitmachen will, wird auch mitmachen. wer nicht, soll gehen.


Vor den JJ-Trainings habe ich mittlerweile fast angst, fühle mich ziemlich unter Druck gesetzt, es einer Meute von Leuten recht machen zu müssen/wollen, die so unterschiedlich sind.
Aber da muss es doch einen Weg geben, der ohne rausekeln auskommt und jedem etwas bringt.

nein, gibt es nicht. man kann es wie gesagt nicht allen recht machen, sondern nur schwerpunkte in seinem training setzen: gehe ich auf leistung/qualität, oder eher auf breitensport?

du musst mal ein eigenes verständnis von dir als trainer bzw. lehrer bekommen. ich z.b. sage mir immer, dass hier keine schulpflicht besteht und das mein training eine freiwillige sache ist, die leute kommen aus freien stücken. wenn sie dann aber bei mir trainieren, machen sie es so, wie ich es für richtig halte; wem das nicht passt, der kann kritik äußern, die höre ich mir auch gerne an, aber über die trainingsinhalte entscheiden werde immer noch ich und sicherlich NICHT der schüler; sowas wie einen "herrschaftsfreien diskurs" gibt es nicht, also jedenfalls nicht bei mir.

eine andere sache, die mich tierisch aufregt, ist die allgemeine einstellung, dass der schüler ja jetzt geld bezahlt und ein RECHT darauf hat, irgendwie nach SEINEN VORSTELLUNGEN unterrichtet, oder schlimmer noch, unterhaltet zu werden. mitgliedsbeiträge geben dem vereinsmitglied nur das recht, am training teilnehmen zu dürfen, aber wie es abläuft, das hat er nicht zu entscheiden.
mach dir außerdem klar, dass du kein entertainer oder animateur bist; das war das erste, was ich meinen leuten gesagt habe. ich bin nicht hier, um die leute irgendwie zu motivieren, zu unterhalten oder "stimmung" zu machen, sondern ich vermittle wissen. wenn die leute bereits am anfang nicht motiviert sind, was machen sie dann überhaupt im training?

das ganze schließt natürlich nicht aus, dass man sein training regelmäßig einer "qualitätskontrolle" unterziehen sollte, denn das geschieht auch viel zu wenig, nur sollte die kontrolle von fachpersonal, und nicht ausschließlich von schülern vorgenommen werden.

immer nur technik wird auch nach einer weile langweilig, kampforientierte spiele oder wettkämpfe schaffen abwechslung und machen spass. ich mache z.b. immer einmal im monat ein kleines "überraschungsei-turnier": jeder kämpft 5 min gegen jeden am boden, der gewinner erhält ein ü-ei und wer insgesamt drei spielzeuge gesammelt hat, hat gewonnen und ist "könig der eier". absoluter blödsinn, aber den leuten gefällts :rolleyes:

Budoka_Dante
23-10-2007, 14:47
Dieses Wochenende, am 27.10. ist in Bothel ein Bundesjugendlehrgang mit dem Thema: "Ju Jutsu Kombinationen - Spiel, Spaß, Fun"
Ich bezweifle zwar, dass "deine" Schüler das entsprechende Alter haben, aber vielleicht findest du dort ein wenig Inspiration für dein Training, sofern es nicht zu weit weg ist ;)
Ausschreibung (http://njjv.net/termine/2007/bundesjugendlehrgang%20am%2027-10-07%20in%20bothel.pdf)

Deciple
24-10-2007, 11:54
...bzw. alles, was mit dem "standard"-jujutsu-rotz nix zu tun hat....

Ich habe dazu nur eine einzige Frage.

Wenn die dieser Ju-Jutsu-Rotz nicht gefällt warum unterrichtest du dann in dieser Sportart (und ich sagen jetzt bewusst Sportart)?

Du hast in dieser Stilrichtung so lange Erfahrungen gesammelt, dass du in der Lage bist dort ein Training abzuhalten.

Und ich mich Frage mich ob du irgenwann einmal einen Blick in die "Etikette" geworfenhast ?
Dort ist die Rede von "der Loyalität gegenüber dem Verband".

Ich kann solche Aussagen nicht verstehen.
Wenn ich Fussball nicht mag werde ich doch nicht in einen Fussballclub eintreten dort ein Training abhalten und dann behaupten, dass Handball ja vieeel besser ist und mit der Gruppe zukünftig Handball trainieren?

Nur mal so als Denkanstoß

So long
D.


P.S. @ topic: Es ist immer schwierig eine nicht motivierte Gruppe zu trainieren. Eigentlich sollte man denken, dass die Trainingsteilnehmer da sind um auch zu trainieren. Die realität beweißt aber was anderes.
Ich kann mich da den vorrednern nur anschließen. Abwechslung im Training und die EIGENE MOTIVATION UND FREUDE an die anderen weitergeben.
Ist meine Motivation auch im Ars.. - dann wird es fast unmöglich ein zufriedenstellendes Training für alle abzuhalten.

Greez
D.