Snake Style Fakten und Irrtümer [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Snake Style Fakten und Irrtümer



Sascha
05-11-2007, 18:10
So, frisch zurück von unserem Seminar mit Meister Boyd - es gab wieder eine Menge, Menge, Menge Stoff und viele detailreiche Erklärungen und Übungen. Da es auch viele Irrtümer und Missverständnisse über den Snake Style gibt, habe ich hier
Snake-Style Fakten & Irrtümer (http://www.iptaichi.de/snakestylefakten.htm) mal die Gängigsten zusammengefasst. :sport098:

bluemonkey
06-11-2007, 09:02
So, frisch zurück von unserem Seminar mit Meister Boyd - es gab wieder eine Menge, Menge, Menge Stoff und viele detailreiche Erklärungen und Übungen. Da es auch viele Irrtümer und Missverständnisse über den Snake Style gibt, habe ich hier
Snake-Style Fakten & Irrtümer (http://www.iptaichi.de/snakestylefakten.htm) mal die Gängigsten zusammengefasst. :sport098:

Hallo Sascha,
interessanter Text!

Was meinst Du genau mit "starrer Strukturkraft"?:

"Dies kräftigt mit der Zeit die gesamte Hüftbeugerregion/das Kwa und hilft dem Übenden den Körper von den Füßen bis hinauf zu den Händen zu verbinden und dadurch eine beeindruckende aber entspannte Kraft zu entfalten - entspannte Kraft, keine starre Strukturkraft"

Sascha
06-11-2007, 10:42
Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine ankommende Kraft ab zu leiten oder zu neutralisieren. Einerseits elastisch und flexibel wie z.B. ein kräftiger, frischer Ast. Er gibt eine gewisse Weile nach (wenn auch nur wenige mm) und absorbiert die Kraft bevor er dann wieder nach vorne schnellt. Die starre Strukturkraft hat eher die Qualität eines H-Stahlträgers, superstabil aber nicht wirklich flexibel oder flink.
Ich habe beide Arten kennen gelernt, die Strukturkraft ist relativ leicht zu lernen, macht aber etwas langsam und unbeweglicher. Die verbundene/flexible Artist wesentlich schwieriger zu erlernen, ist aber in ihren Möglichkeiten schneller und vielseitiger.

BanYan
08-11-2007, 10:03
Hallo Sascha,

du hast ja schon öfter über "Snake-Style" geschrieben.

Ich hatte immer den Eindruck, daß fast alle Details, die Du erwähnst, auch bei uns im Unterricht vermittelt werden.

Der Begriff "Snake-Style" taucht in alten Schriften nirgends auf. Jetzt lese ich bei Dir, daß diese Bezeichung von Ip-Tai-Tak "erfunden" wurde, um etwas zu verdeutlichen. OK, habe ich doch nicht allzuviel überlesen in den "alten Texten". (Hoffentlich überliefert niemand die Begriffe, die ich ab und zu erfinde ...)

Damit gehört die Aussage, die ich irgendwo mal gelesen habe, Ip-Tai-Tak sei der einzige Meisterschüler YSCs gewesen, dem der Snake-Style übermittelt wurde, ins Reich der Legende.

Also kann man beruhigt davon ausgehen, daß die "anderen beiden" auch diesen Teil des Taiji-Wissens mitbekommen haben. Vielleicht geben sie ihn auch an ihre Schüler weiter, nur heißt es da eben etwas anders (oder hat garkeinen speziellen Namen).

Danke noch einmal für die Klarstellung in Deinem Text.

Gruß
BanYan

Sascha
08-11-2007, 11:27
Damit gehört die Aussage, die ich irgendwo mal gelesen habe, Ip-Tai-Tak sei der einzige Meisterschüler YSCs gewesen, dem der Snake-Style übermittelt wurde, ins Reich der Legende.

Also kann man beruhigt davon ausgehen, daß die "anderen beiden" auch diesen Teil des Taiji-Wissens mitbekommen haben. Vielleicht geben sie ihn auch an ihre Schüler weiter, nur heißt es da eben etwas anders (oder hat garkeinen speziellen Namen).


Hallo BanYang,
du hast es fast richtig erfasst :)
Meister Ip bezeichnete das was er von Sau Chung erlernte als "Way of the Snake", daher die Bezeichnung Snake-Style. Das was nach außen unterrichtet wurde nannte er den Tiger- respektive Crane-Style. Auch Chu Gin Soon hat sicherlich eine Menge vom Snake-Style mibekommen, das sieht man auf seinen alten Videos, aber er unterrichtet den Tiger-Style, mit 70/30 Ständen und anderen Schwerpunkten. Chu King Hung nun bewegt sich gänzlich anders als Chu Gin Soon und Ip Tai Tak, da ist vom "Snaken" rein garnichts vorhanden. Der unterschiedliche Laufstil spiegelt sich auch durchweg bei den langjährigen Schülern wieder. Insofern handelt es sich um keine "Legende" den Ip hat über 20 Jahre lang nichts anderes von Sau Chung um die Ohren bekommen ;)

Davon abgesehen finde ich persönlich es gut, das es verschiedene unterschiedliche Ausprägungen der verschiedenen Tai Chi Stile gibt, so kann jeder Schüler sich dahin orientieren, was ihm am meisten zusagt.

Der Stille
08-11-2007, 11:31
Hallo!


Also kann man beruhigt davon ausgehen, daß die "anderen beiden" auch diesen Teil des Taiji-Wissens mitbekommen haben. Vielleicht geben sie ihn auch an ihre Schüler weiter, nur heißt es da eben etwas anders (oder hat garkeinen speziellen Namen).
Nun ich kann sagen das weder mein Lehrer noch Meister Chu jemals mit den Begriffen rumgeschmissen haben. Für die ist es der Yang Stil mit seinen Vertiefungsstufen und fertig.
Nicht wie manch anderer Lehrer oder Meiser der alles Blumig ausschmückt und wenn man dahinter schaut nur heiße Luft ist.

Der Stille

BanYan
08-11-2007, 16:09
Hallo,


...
du hast es fast richtig erfasst ...
...
Chu King Hung nun bewegt sich gänzlich anders als Chu Gin Soon und Ip Tai Tak, da ist vom "Snaken" rein garnichts vorhanden.
...
Davon abgesehen finde ich persönlich es gut, das es verschiedene unterschiedliche Ausprägungen der verschiedenen Tai Chi Stile gibt, so kann jeder Schüler sich dahin orientieren, was ihm am meisten zusagt...


naja, bei aller Sympathie finde ich das zu kurz geschossen.

Meister Chu's Bewegungen sehen anders aus. Das ist Fakt.
Aber wie es innen aussieht, ob er sich nicht vielleicht genauso "verwindet" seine "Faszien" benutzt (ich nenne sie die Taiji-Muskeln), das sieht man nicht.

Wenn ich alles das zusammenfasse, was wir gelernt haben, gerade lernen und noch lernen werden, kommt am Ende (soweit bin ich allerdings noch nicht) auch genau das dabei heraus, was Du woanders schonmal beschrieben hast: Man ist derartig "in sich verdreht", daß man sehr stabil ist. Ich vergleiche das mit einem nassen Wischlappen (Aufnehmer, Feudel), der ziemlich schlabbrig sein kann. Faltet man ihn zusammen und wringt ihn aus, so erhält er eine Stabilität, daß man jemanden damit umhauen kann. Genauso ist es mit dem Menschlichen Körper. Eigentlich ein Sack voll Wasser, aber richtig "verdreht" bzw. angespannt, kann er sehr stark sein.

Die optisch andere "Laufweise" von Meister Chu erklärt sich mittlerweile für mich durch den zugrundeliegenden "Körpertyp" (ich will das hier nicht vertiefen). YSC, CGS, ITT waren der eine, CKH ist nun mal der andere. Er hat nach meiner Kenntnis alle Prinzipien gelernt, verinnerlicht und bei der Suche nach der optimalen Position auf seinen Körpertyp angepasst. Manche Effekte funktionieren eben erst dann, wenn man sich nach seinem Typ verhält. (Und da wird es wieder "authentisch").

Das mit 70/30 oder 100/0 als Kriterium halte ich auch für ein Gerücht, zumal 70/30 eine symbolische optimale Aufteilung ist (Auch der Stand auf einem Bein gilt bei manchen Gruppen als 70/30, weil es eben "heilig" ist. Nachgewogen hat noch keiner ;) ).

Für den einen Köpertyp ist es eben "schräg" und eher 90/10, für den anderen eher aufgerichtet und 70/30.

Ob und wie es funktioniert,
merkt man erst wenn man's probiert.

Gruß
BanYan

BanYan
08-11-2007, 16:22
Hallo,


Hallo!

Nun ich kann sagen das weder mein Lehrer noch Meister Chu jemals mit den Begriffen rumgeschmissen haben. Für die ist es der Yang Stil mit seinen Vertiefungsstufen und fertig.
...

ähnlich ist es bei uns/mir.

Das ganze Lernprogramm zielt darauf ab die optimale Körperposition einzunehmen. Letztlich ist das der gefaltete und gewrungene Wischlappen, der plötzlich zur "Waffe" wird.

Die Vertiefungsstufen scheinen eine "Erfindung" von Meister Chu zu sein. Er hat offensichtlich festgestellt, daß die chinesische Methode: Vormachen, Schauen, Nachmachen hier in Europa nicht funktioniert. Oder er selbst hat sich damit schwergetan. Und dann wurde das Wissen und die Anweisungen in aufeinander aufbauende Portiönchen eingeteilt und nacheinander vermittelt.

Wie schon oben gesagt bin ich der Meinung, daß alles, was ich gelernt habe, gerade lerne und noch lernen werde auf das hinausläuft, was Sascha als "Snake"-Variante beschrieben hat.

Ich lerne gerade Zentrumsbewegung. Für mich fühlt sich das Sinken und Bewegen des Zentrums nach links oder rechts am Ende einer Vorwärtsbewegung ganz genau so, wie ich mir Saschas Erklärungen vorgestellt habe.

Also alles drin, alles dran, heißt bloß anders und wird anders serviert :).

Gruß
BanYan

rudongshe
08-11-2007, 22:25
Hallo,


Wie schon oben gesagt bin ich der Meinung, daß alles, was ich gelernt habe, gerade lerne und noch lernen werde auf das hinausläuft, was Sascha als "Snake"-Variante beschrieben hat.
Also alles drin, alles dran, heißt bloß anders und wird anders serviert :).

Gruß
BanYan

Sicher. Man es kann man mit Worten einfach schlecht beschreiben.

Sascha
08-11-2007, 23:10
Also alles drin, alles dran, heißt bloß anders und wird anders serviert .

*bg* wir vergleichen das nächste Mal wenn wir uns wieder treffen, dann wirst du sehen und fühlen können das es massiv anders ist. Ich kenne den ITCCA Stil, auch den GSC und den von Ip, und die sind grundlegend anders. Alle nehmen die Wörter der gleichen 10 (13) Prinzipien, aber die Ausführung und Interpretation ist anders. Das muß man Fühlen, sonst ist alles Wortgeplänkel nur nette Theorie.
Aber wie gesagt, es ist gut das es Unterschiede gibt und keinen Einheitsbrei, so kann jeder was individuelles für sich finden ;)

In diesem Sinne,
viel Freude beim Training - ich geh jetzt nochmal auf die Terasse ;)

Der Stille
09-11-2007, 08:26
Hallo!


Zitat Sascha!
Alle nehmen die Wörter der gleichen 10 (13) Prinzipien,

Also die 10 Prinzipien sollten in jeder TCC Schule die den Yang Stil unterrichten mit einfließen.
Bei der ITCCA sind die 10 Pinziepien un die Vertiefungsstufen zwei verschiedene Schuhe
Die 10 Prinzipien fließen bei uns mit in den allg. Unterricht und die Vertiefungsstufen werden nochmal seperat unterrichtet.

Aber im allg. haben Ip/CKH/GSC einfach nur für ihren Unterricht verschiedene Schwerpunkte gesetzt.

Der Stille

bluemonkey
09-11-2007, 09:01
Alle nehmen die Wörter der gleichen 10 (13) Prinzipien, aber die Ausführung und Interpretation ist anders.

Das heißt, man kann den "gewrungenen Wischlappen" (Zitat BanYan) aus den
10 (13) Prinzipien herleiten?

Sascha
09-11-2007, 09:17
Das heißt, man kann den "gewrungenen Wischlappen" (Zitat BanYan) aus den
10 (13) Prinzipien herleiten?

Ich kann das nicht, evtl. gibts da ja eine Erklärung über die 10 (13) Prinzipien , wäre interessant die zu hören. Die Verwindung wird eher in "Step left gaze right" und "move right look left" angesprochen.

BanYan
09-11-2007, 11:29
Hallo,


...
wir vergleichen das nächste Mal wenn wir uns wieder treffen, dann wirst du sehen und fühlen können das es massiv anders ist.
...
Das muß man Fühlen, ...

ja, da hast Du recht. Ganz meine Meinung.

Da müssen wir einfach mal einen Termin zum "Erfahrungsaustausch" machen. Ich hätte Lust dazu. (Ist dann eben nicht nur auf Pushands beschränkt.)

Gruß
BanYan

BanYan
09-11-2007, 11:44
Hallo,


Das heißt, man kann den "gewrungenen Wischlappen" (Zitat BanYan) aus den
10 (13) Prinzipien herleiten?

das ist ja das Vertrackte am Taiji.

Da gibt es jede Menge zu lesen:

Texte,
Prinzipien (egal wieviele, ich hab meine eigene Liste...),
Überlieferungen,
Darstellungen
Anweisungen
und und undAber wie es wirklich gemacht wird, kann man nur vom Lehrer lernen. Und der legt subjektiv die Schwerpunkte fest.

Der "gewrungene Wischlappen" ist mein Bild, das sich so nach und nach aufbaut.

All die Anweisungen zu den Vertiefungsstufen mit

Rooting,
Armspirale,
Zentrumsbewegung,
Beinspirale,
Halsspirale,
Innerer Atemführen für mich dazu, daß sich der Körper in sich verdreht und stabilisiert anfühlt.


...
Die Verwindung wird (...) in "Step left gaze right" und "move right look left" angesprochen.

Bei Sascha ergibt sich der "Verdreheffekt" u.a. aus diesen Anweisungen.

Wahrscheinlich fühlt nicht jeder diesen "verdrehten Wischlappen". Aber wenn man den Anweisungen seiner Meister folgt und sich korrigiren läßt, stellt er sich ganz von selbst ein.

Gruß
BanYan