pit pat
05-11-2007, 22:44
Guten Abend!
vor ein paar Wochen kam mir Gedanke, ich sollte wieder meinen Wing Chun Horizont erweitern. Seit ich mich in der Wong Shun Leung Linie heimisch fühle (seit knapp anderthalb Jahren) habe ich noch keine nähere Erfahrung mit der Philipp Bayer Linie gemacht und da Sun hier sympathisch auftritt und Bremen nicht so weit weg ist, bin ich hingefahren.
Nachdem Sun mich ermutigt hat, von meinen Eindrücken zu berichten, habe ich nochmal ein wenig gezögert: Schließlich macht man mit Internetforen eher ... gemischte Erfahrungen ;) . Aber es ist leicht, sich als stiller Mitleser über das Niveau und den Gehalt von Posts oder Threads zu ärgern. Besser machen ist schon schwieriger. Und da gerade Foren davon leben das jeder sein Scherflein beiträgt: Hier ist meins.
Ich versuche meinen Bericht anhand des Gedankens der Raumdeckung, oder vielleicht besser: des raumdeckenden Angriffs zu strukturieren.
Zuerst einmal: In der Innenposition muss man sich intensiver mit beiden Armen des Gegners ausseinandersetzen als in der Aussenposition. Man könnte auch sagen: Die Innenposition ist gefährlicher. (Allerdings auch für den Gegner, es ist alles ein Geben und nehmen ;) ) Manche nehmen's wie es kommt, manche bevorzugen die Innenposition, viele aber die Aussenposition: Sun gehört dazu. Beeindruckend schnell fand ich die Schrittarbeit, um sich die Flanke zu erarbeiten.
In einem Infightsystem über Raumdeckung zu reden heißt natürlich über die Arme und die Ausrichtung des Gegners zu reden. Zu den gegnerischen Armen haben Wing Chun Leute traditionell eine neurotische Beziehung. Man will nichts weniger als sich mit ihnen beschäftigen, hängt aber den ganzen Tag mit ihnen rum. :D
Ganz grob gesagt kann man zwei Dinge mit Ihnen machen: Entweder man behandelt sie wie ein heißes Eisen oder man schneidet sie. Das läßt sich natürlich auch kombinieren.
Nein, ganz im Ernst: Das war für mich einer der interessantesten Punkte unseres Treffens:
Nicht nur Sparring (wo man es erwarten könnte), sondern eben auch in den Partnerübungen waren alle Armkontakte extrem kurz. Pak, Bong, Jut, etc. alles Schläge um die Ausrichtung des anderen zu zerstören und natürlich gleichzeitig mit dem anderen Arm zu schlagen. "Wie denn sonst?", mag man denken. Dazu ein Beispiel, bei dem ich ein wenig weiter ausholen möchte.
Im Training trainiert man Attribute. Schlagkraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Stabilität, Präzision, Struktur, das Center attackieren, etc. um mal die Beliebtesten zu nennen. In der Regel trainiert man mit den wenigen, grundlegenden Partnerübungen immer automatisch mehrere Attribute. Und je nach Belieben, Wissen oder Vorgabe setzt man Akzente.
Eine dieser grundlegenden Partnerübungen ist das Schieben(oder Four Corner).
Für jene, die das nicht kennen: Man macht Chi-Sao (oder Poon-Sao, je nach Defintion) und der eine Partner geht plötzlich beim Wechsel von Bong auf Tan einen Schritt nach vorne. Er greift also mit dem Tan an. Mit einem guten Fook kann der andere Partner den angreifenden Arm kontrollieren, wird aber durch den Schritt des Angreifenden selber zum Schritt nach hinten gezwungen. (Da gab es mal ein Video zu...).
Mit dieser Übung kann man eine Menge trainieren. Versuchen beide den Moment der Druckkollision möglichst lang zu halten (z.b. dadurch das sie zwar den Schritt schnell machen, die Ellbogen jedoch nur langsam nach vorne Schieben), dann haben sie auch relativ lange einen strukturellen Input.
Genausogut kann man aber auch der Angreifer versuchen einen möglichst kurzen, intensiven, 'auf den Punkt gebrachten' Stoß geben. Eine kurze Druckspitze ist die Folge. Es ist ein wenig anderer Input für die Übenden und wahrscheinlich kann man sagen, dass sich dadurch Akzente verschieben.
Durch die immer sehr kurzen Kontakte gab es vornehmlich das von mir als zweites beschriebene Gefühl.
Nehmt's mir nicht übel, ich bin hundemüde.
Ich gehe schlafen.
Zum Abschluß möchte ich aber Sun nochmal für seine Gastfreundschaft danken. Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung und ich freue mich, wenn wir uns wieder sehen.
Vielleicht das beste Kompliment, dass man einem Wing Chun Lehrer machen kann: Die Schüler. Die waren für Aufwand und Zeit nämlich echt gut.
Beste Grüße und Gute Nacht,
pit
vor ein paar Wochen kam mir Gedanke, ich sollte wieder meinen Wing Chun Horizont erweitern. Seit ich mich in der Wong Shun Leung Linie heimisch fühle (seit knapp anderthalb Jahren) habe ich noch keine nähere Erfahrung mit der Philipp Bayer Linie gemacht und da Sun hier sympathisch auftritt und Bremen nicht so weit weg ist, bin ich hingefahren.
Nachdem Sun mich ermutigt hat, von meinen Eindrücken zu berichten, habe ich nochmal ein wenig gezögert: Schließlich macht man mit Internetforen eher ... gemischte Erfahrungen ;) . Aber es ist leicht, sich als stiller Mitleser über das Niveau und den Gehalt von Posts oder Threads zu ärgern. Besser machen ist schon schwieriger. Und da gerade Foren davon leben das jeder sein Scherflein beiträgt: Hier ist meins.
Ich versuche meinen Bericht anhand des Gedankens der Raumdeckung, oder vielleicht besser: des raumdeckenden Angriffs zu strukturieren.
Zuerst einmal: In der Innenposition muss man sich intensiver mit beiden Armen des Gegners ausseinandersetzen als in der Aussenposition. Man könnte auch sagen: Die Innenposition ist gefährlicher. (Allerdings auch für den Gegner, es ist alles ein Geben und nehmen ;) ) Manche nehmen's wie es kommt, manche bevorzugen die Innenposition, viele aber die Aussenposition: Sun gehört dazu. Beeindruckend schnell fand ich die Schrittarbeit, um sich die Flanke zu erarbeiten.
In einem Infightsystem über Raumdeckung zu reden heißt natürlich über die Arme und die Ausrichtung des Gegners zu reden. Zu den gegnerischen Armen haben Wing Chun Leute traditionell eine neurotische Beziehung. Man will nichts weniger als sich mit ihnen beschäftigen, hängt aber den ganzen Tag mit ihnen rum. :D
Ganz grob gesagt kann man zwei Dinge mit Ihnen machen: Entweder man behandelt sie wie ein heißes Eisen oder man schneidet sie. Das läßt sich natürlich auch kombinieren.
Nein, ganz im Ernst: Das war für mich einer der interessantesten Punkte unseres Treffens:
Nicht nur Sparring (wo man es erwarten könnte), sondern eben auch in den Partnerübungen waren alle Armkontakte extrem kurz. Pak, Bong, Jut, etc. alles Schläge um die Ausrichtung des anderen zu zerstören und natürlich gleichzeitig mit dem anderen Arm zu schlagen. "Wie denn sonst?", mag man denken. Dazu ein Beispiel, bei dem ich ein wenig weiter ausholen möchte.
Im Training trainiert man Attribute. Schlagkraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Stabilität, Präzision, Struktur, das Center attackieren, etc. um mal die Beliebtesten zu nennen. In der Regel trainiert man mit den wenigen, grundlegenden Partnerübungen immer automatisch mehrere Attribute. Und je nach Belieben, Wissen oder Vorgabe setzt man Akzente.
Eine dieser grundlegenden Partnerübungen ist das Schieben(oder Four Corner).
Für jene, die das nicht kennen: Man macht Chi-Sao (oder Poon-Sao, je nach Defintion) und der eine Partner geht plötzlich beim Wechsel von Bong auf Tan einen Schritt nach vorne. Er greift also mit dem Tan an. Mit einem guten Fook kann der andere Partner den angreifenden Arm kontrollieren, wird aber durch den Schritt des Angreifenden selber zum Schritt nach hinten gezwungen. (Da gab es mal ein Video zu...).
Mit dieser Übung kann man eine Menge trainieren. Versuchen beide den Moment der Druckkollision möglichst lang zu halten (z.b. dadurch das sie zwar den Schritt schnell machen, die Ellbogen jedoch nur langsam nach vorne Schieben), dann haben sie auch relativ lange einen strukturellen Input.
Genausogut kann man aber auch der Angreifer versuchen einen möglichst kurzen, intensiven, 'auf den Punkt gebrachten' Stoß geben. Eine kurze Druckspitze ist die Folge. Es ist ein wenig anderer Input für die Übenden und wahrscheinlich kann man sagen, dass sich dadurch Akzente verschieben.
Durch die immer sehr kurzen Kontakte gab es vornehmlich das von mir als zweites beschriebene Gefühl.
Nehmt's mir nicht übel, ich bin hundemüde.
Ich gehe schlafen.
Zum Abschluß möchte ich aber Sun nochmal für seine Gastfreundschaft danken. Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung und ich freue mich, wenn wir uns wieder sehen.
Vielleicht das beste Kompliment, dass man einem Wing Chun Lehrer machen kann: Die Schüler. Die waren für Aufwand und Zeit nämlich echt gut.
Beste Grüße und Gute Nacht,
pit