Vollständige Version anzeigen : Anforderungen an ein Messer
Der Contraveganer
08-11-2007, 20:52
Ich möcte hier mal eine Diskussion eröffnen, in der es um die Frage nach den Anforderungen an ein Messer gehen soll, das zur Selbstverteidigung geführt wird. Darüber existieren ja bereits etliche Threads, die jedoch meist nur einzelne Aspekte dieser Frage beleuchten. Hier soll eine Art Liste verscheidener Argumente entsehen, die zur Orientierung bei der persönlchen Messerauswahl dient. Hier nur ein paar Beispielfragen:
1. In welchen Rahmen soll die Klingenlänge liegen?
2. Welche Klingenform bevorzugt Ihr? (Spear-Poinst/Recurve/Tanto/...)
3. Welche Bedeutung schreibt Ihr dem Wellenschliff (Serrations) zu?
4. Welchen Stahl würdet Ihr empfehlen?
5. Aus welchen Material soll das Heft bestehen?
6. Wie soll das Heft bei...
a) feststehenden Messern und
b) bei Klappmessern beschaffen sein?
7. Welchen Öffnungsmeschnismus haltet Ihr für am sichersten (unter Stress noch sicher zu betätigen)? [Klingenlifter(Daumenpin/Loch); Flipper; Wave]
8. Auf welche Arretierung setzt Ihr bzw. welcher traut Ihr nicht über den Weg?
9. Testet Ihr die Arretierung? Wenn ja, wie?
10. welche Transportart verwendet Ihr? (Hosentasche Tip/up oder Holster)
11. Achtet Ihr darauf, dass ein Messer sheeple-freindly ist?
12. Welche Probleme seht Ihr bei Messern die im Sinne des WffG als Waffe gelten?
13. Welches Messer erfüllt in Euren Augen welche Anforderungen am besten?
(Hier soll es nur um die Diskussion obiger und ähnlicher Punkte gehen. Wenn du es von vorn herein ablehnst ein Messer zu tragen, dann halte dich bitte aus dieser Diskussion heraus. Danke)
Zur allgemeinen Information über die aktuelle Gesetzeslage zum Thema Messer, habe ich eine Zusammenfassung der WffG mit den messerrelevanten Punkten als Anhang eingefügt.
Klinge
länge min 9,5 cm
robust (min 3mm rückenstärke (besser 4 od 5mm))
breite je nach anwendung eher breiter(Fartenmesser) oder schmaler(kampfmesser)
Griff
Holz (auch bei Nässe griffig)
angel so lang wie der Griff (falls der griff bricht das messer verwendbar bleibt
Öffnungsmechanismuss (bei klappmessern)
leicht bedinbar und großes "Daumenloch" großen stift um auch mit handschuhen/unter stress zu öffen
sichere Aretierung!
Heft soll halt verhindern, dass du in deine Klinge rutscht
Wellenschliff -> nur wenn du damit seile zerschneiden willst/musst
Ein Messer, das zur SV getragen wird (ich selber trage mein Messer nicht mit dieser Intention, daher treffen die folgenden Attribute auch nicht auf mein edc (every Day Carrier zu):
- es sollte ein fixed sein, damit sind die meisten Schwierigkeiten der Motorik in einer Stress-Situation ausgeschaltet. Die Scheide sollte das Messer sicher halten, ohne das ein Mechanismus betätigt werden muss, auch aus motorischen Gründen.
- Der Griff sollte eher etwas zu klein, als zu groß sein und bei Nässe griffig bleiben. Ich würde Leder bevorzugen - holz wird mit der Zeit auch glatt und durch Hautfette wasserabweisend, dann ist die Griffigkeit bei Nässe auch nicht mehr gewährleistet.
- Die Klinge sollte so lang wie möglich sein und dabei ein ordentliches Gewicht aufweisen - ansonsten kann keine "Mannstoppende Wirkung" entfaltet werden.
- Der Stahl ist in diesem Fall völlig irrelevant - zur SV würde auch Eisen taugen.
Corcodil Dundee ist da schon auf der sicheren Seite.;)
Aber wie ich schon sagte - ich selber würde ein solches Messer nicht mit mir herumschleppen. Prinzipiell würde ein solches Messer am besten in die Rubrik Kampfmesser fallen, und da ist die Auswahl groß, vom eher unauffälligen Stiefelmesser in Dolchform bis hin zum Bajonett.
Vom modernen "tactical Folder" halte ich nicht besonders viel - als Kampfmesser.
Alles was von groß, schwer, feststehend und beidseitig geschliffen abweicht ist unter dem SV Aspekt ein Kompromiss, die Römer hatten Ihren Gladius, kein Jim Wagner reality... BlaBla (und waren damit recht erfolgreich ;))
Mein EDC ist derzeit das Böker Trance (http://www.wolfster.de/index.php?disp=shop&show=50/1/01BO590):
Taugt als Arbeitsmesser, hat ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis und man bekommt vermutlich keine allzugroßen Probleme bei Kontrollen. Es ist relativ flach, trägt daher nicht auf und der Griff ist lang genug, damit ich ihn als Kobutan einsetzen könnte.
Kämpfen würde ich damit nicht besonders gerne, weniger wegen der eigenschaften des Messers, sondern vielmehr wegen der Folgen die durch den Einsatz eines Messers zu erwarten sein dürften - lieber einmal mehr rennen.:o
Ein Messer muss gut in der Hand liegen und gut schneiden, der Rest ist Beiwerk.
Messerjocke2000
09-11-2007, 11:46
OK, Messer zur SV und mitführbar.
Ich vermute mal, Du gehst von verdecktem Führen aus. Sonst würde ich zu Machete oder Rapier/Degen raten...
Klingenlänge etwa 10cm, wegen dicker Kleidung etc.
Feststehend, da wackelt nix und klappt auch nix ein.
Bei der Klingenform spielt die unterliegende Schule eine grosse Rolle.
Bei eher Stichorientierten Systemen würde man eine Mittelspitze (Dolch,Spearpoint) oder Tantoform wählen, bei eher Schnittbasierten Systemen Recurve oder sogar Hawkbill/Klauenförmige Klingen.
Griff am besten aus Gummi/Kunststoff angespritzt, ist Haltbar und Rutschfest.
Die Klinge sollte schon relativ dick sen >3,5mm, um genug Stabilität mitzubringen.
Dann noch eine Scheide, die den eigenen Tragegewohnheiten entspricht, Bingo.
Kilian
AMOK! Bernd
09-11-2007, 15:05
Eigentlich hat Joerg ja recht. Mehr braucht's zur SV nicht.
Wenn man sich zu verteidigen weiss, dann ist man auch mit einem einigermassen guten Kugelschreiber schon gut bedient. Und wenn man es halt nicht drauf hat, dann wird einem auch das beste Messer nicht viel nuetzen. Es ist genause wie bei den Schusswaffen: wenn Du nicht zielen kannst, dann spielt es keine Rolle, ob Du eine 45er oder eine 38er in der Hand haeltst...
Es ist trotzdem menchlich, dass man Freude daran hat, was ganz besonderes in der Hand zu halten. Deshalb habe ich auch einen ganz grossen Anforderungskatalog zusammengestellt, bevor ich mir "mein" Messer besorgt habe. Hier ein paar der Punkte, auf die ich Wert gelegt habe:
Groesse: Es muss gross genug sein, damit es in meinen Pranken nicht verschwindet - aber klein genug, um bequem in die Tasche einer normalen Jeans "geclipt" zu werden. Damit ist ein Messer mit feststehender Klinge und Scheide schon mal aus dem Rennen. Die ideale Groesse fuer mich ist ein guter Folder mit einer Klingenlaenge von knapp unter 10cm.
Gewicht: Das Messer muss moeglichst leicht sein, um blitschnelle Aktionen nicht zu bremsen. Ganz wichtig ist die Gewichtsverteilung. Viele Messer haben einen zu schweren Griff und der Schwerpunkt liegt zu weit hinten. Bei meinem Messer wird die ideale Gewichtsverteilung bei trotzdem stabilen Griff durch ein Innenleben ("liner") aus Titan erreicht.
Griff: Der Griff muss genau an meine Handform angepasst sein und am unteren Ende spitz zulaufen, damit das ungeoeffnete Messer auch als Schlag/Druckinstrument wie ein Kobutan oder Dulo gebraucht werden kann. Die Grifform und die Einbuchtungen fuer meine Finger muessen meiner bevorzugten Messerhaltung angepasst sein. Der Griff muss selbstverstaendlich auch rutschfest sein. Am Griff muss ein Clip angebracht sein, der es ermoeglicht, dass Messer an die Innenseite einer Hosentasche zu heften. Der Clip muss so angebracht sein, dass sich das Messer schnell ziehen laesst und dann ohne fummeln sicher so in der Hand liegt, dass es sich schnell und leicht oeffnen laesst. Der Griff muss naturlich stark genug sein, um die Klinge bombenfest zu halten. Die Drehachse zum bewegen der Klinge muss stabil und sehr gut gelagert sein. Die arretierte Klinge darf kein Spiel haben und darf nicht wackeln.
Oeffnungsmechanismus: Die Klinge muss sehr gut gelagert sein, damit sie sich butterweich oeffnen laesst. Sie darf nicht von alleine auffallen, darf aber auch nicht so feststehen, dass ein schnelles oeffnen behindert wird. Am wichtigsten ist, dass sich die Klinge nach dem ziehen aus der Hosentasche mit einem leichten Ruck aus dem Handgelenk blitzschnell oeffnen laesst. Weitere Oeffnungshilfen sind fuer mich sekundaer, aber trotzdem sollten zusaetzlich ein Daumennippel und/oder eine Daumenoeffnung und ein "Wavehook" angebracht sein. Auch wenn sich mein Messer normalerweise durch den Wavehook beim ziehen aus der Hosentasche voll oeffnet, habe ich mir angewoehnt, trotzdem den Ruck aus dem Handgelenk auszufuehren, um ganz sicherzustellen, dass die Klinge auch voll ausgeklappt und arretiert ist.
Arretiermechanismus: Wie schon beim Griff erwaehnt, muss der Arretiermechanismus die Klinge bombenfest halten. Er darf aber das leichte Oeffnen der Klinge in keiner Weise beeintraechtigen. Ganz wichtig ist, dass der Loesemechanismus beim Gebrauch des Messers nicht unabsichtlich betaetigt werden kann. Dies ist zum Beispiel bei schlechten "Linerlocks" ganz gefaehrlich: wenn ein Linerlock zu weit vorsteht, dann kann der Loesemechanismus betaetigt werden, wenn man das Messer fest anpackt und Druck auf die Klinge ausuebt. Dies ist einer der ersten Tests, die ich bei einem Messer mit "Linerlock" mache: ich packe richtig zu und gebe von verschiedenen Richtungen Druck auf die Klinge; wen ich dabei den "Linerlock" ausloesen kann, gehoert das Messer in den Muell. Ein guter, tief eingelassener Linerlock ist ok. Die beste Loesung scheint mir der "Axis Lock" von Benchmade zu sein. Es ist mir egal, ob der Arretiermechanismus schwer und umstaendlich zu loesen ist; Hauptsache er ermoeglicht ein einfaches Oeffnen und er haelt die Klinge bombenfest.
Klinge: Zur Klingenform habe ich sehr klare Vorstellungen. Ich bin aber schlecht mit dem Beschreiben; deshalb seht Euch die Fotos an. Ich brauche nicht unbedingt ein Messer, dass beidseitig auf voller Laenge scharf ist. Da ich aber sehr oft einen blitzschnellen "back hook" beim zurueckgehen anbringe, sollen die vorderen 2 bis 3 cm des Klingenrueckens hinter der extrem scharfen Spitze auch rasierklingenscharf sein. Als Material reicht fuer mich ein hochwertiger spezialgehaerteter rostfreie Stahl. Ich brauch keine extraharten Schwarzstahlklingen oder aufwaendige Klingen aus gefaltetem Stahl (Damast u. ae.). Ich bevorzuge rostfrei, da ich in den Tropen lebe und viel schwitze. Eine Klinge, die nicht rostfrei ist, wird in dem Klima, dass in meiner Hosentasche vorherrscht, recht schnell vom Rost zerfressen. Der Schliff ist mir auch wichtig - ich kann ihn schlecht beschreiben, deshalb schaut Euch dazu die Fotos an. Wichtig ist dass das Messer richtig scharf ist; ich muss mich damit problemlos und genauso gut wie mit einer Gillette Mach3 rasieren koennen.
Ich habe mir schon hunderte von normal kaeuflichen Foldern ganz genau angeschaut, aber keiner kommt meinen Anspruechen zurecht.
Aus diesem Grund habe ich "mein Messer" von einem guten Messermacher genau nach meinen Spezifikationen anfertigen lassen.
Die Bilder zeigen neben meinem Messer auch das kleinere Modell, welches ich fuer meine Frau anfertign liess.
Mein Messer ist nun schon bald 4 Jahre alt und wurde sicher schon mehrere tausend mal uebungshalber gezogen und geoeffnet und auch fuer viele viele Stunden "Live Blade Exercises" benutzt. Trotzdem oeffnet es sich immer noch so butterweich und sicher wie am ersten Tag und die Klinge arretiert und sitzt bombenfest - und durch die regelmaessige Klingenpflege durch meinen Messermacher, kann ich es immer noch zum rasieren gebrauchen. Es macht mir immer noch genause viel Freude wie am ersten Tag, dieses Messer zu tragen und mit ihm zu ueben.
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