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Vollständige Version anzeigen : Kicks im Mittelalter ?



useless
09-12-2007, 18:22
Hosianna, geliebte Schwestern und Gebrüder, die wir uns hier versammelt haben im Geiste des Krampfsportes !

Nachdem ich neulich im Unterforum der Europäischen Krampfkünste zu meinem Erstaunen dahingehend belehrt wurde, dass es nicht etwa deswegen im europäischen Mittelalter kaum Kicktechnien gab (von ein paar Klötentritten, Klöten-Knien und Krautstampfern aufs gegnerische Knie einmal abgesehen), weil die alten Rittersleut` in ihren scheppernden Blechdosen kaum kicken konnten und durch Kicks auch kaum zu beeindrucken waren, sondern der tiefere Grund vielmehr darin zu suchen sei, dass im europäischen MA die Verwendung von Waffen weit verbreitet gewesen sei, auch jenseits des Schlachtfeldes, beschloss ich, einmal andersrum die Frage in den Raum hineinzuwerfen, wie das nun aber im Orient gewesen ist ? :confused:

Denn, so dünkt mich doch, es wurden ja nun allerhand Waffen auch im alten Thailande oder gar im Shaolinkloster verwendet, was, so meinte ich zu wissen, die ollen Asiaten nicht daran hinderte, dennoch frohgemut die Kunst des Kickens zu üben, dass die Schwarte kracht.

Nun wollte der Hysteriker, ääh Historiker aber mich armen Unwissenden nicht weiter aufklären und ich musste nolens volens selber auf die Suche nach Infos zur Kunst des Kickens im asiatischen Mittelalter gehen.

Und, ach, was ich fand war gar wenig ! :(


Eine umfangreiche Reform führte der Shaolin-Mönch Jue Yuan im 14. Jahrhundert durch. Ab diesem Zeitpunkt umfasste das System 72 Übungen, zu denen Schläge (Da), Tritte (Ti), Würfe (Shuai), Griffe (Qinna) und Methoden zur Stimulation von Vitalpunkten (Dianxue) gehörten.


Einige Quellen berichten, das Thaiboxen gehe bis auf das Jahr 1560 zurück, als König Naresuan von Siam in burmesischer Gefangenschaft war. Man sagte ihm Freiheit zu, wenn er in einem Zweikampf die burmesischen Champions besiegen könnte. Der König hatte Erfolg und das Thaiboxen wurde zum Nationalsport. Es gibt aber auch eine zweite Theorie, die besagt, dass bei archäologischen Ausgrabungen Beweise gefunden worden sind, dass die Ureinwohner Thailands bereits Muay-Thai ähnliche Techniken kannten. Was man jedoch sicher weiß, ist, dass Muay-Thai sich aus den alten Kriegskünsten der thailändischen Soldaten entwickelt hat.

Nun geht aus diesen nichtssagenden Wiki-Textstellen wenig darüber hervor, wie verlässlich die Quellen sind, noch, wieviel denn der Shaolinmönch oder der thailändische Soldat im Mittelalter kickte, bzw. wie hoch ?

Denn, so raunte man sich im Europäischen Unterforum zu, es soll angeblich auch in Asien zu Zeiten finstersten Mittelalters wie in Europa nur tief gekickt worden sein, und, gar, der hohe Kick als solcher sei erst in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch die Schundfilme aus Hongkong aufgekommen ??? :ups:

Mag man´s glauben ? Kann man´s wissen ? Wer weiß mehr ??

Michael N.
09-12-2007, 19:51
"Ich weiß nichts, daher glaube ich nicht"

:D

useless
09-12-2007, 20:12
"Ich weiß nichts, daher glaube ich nicht"

:D
Hosianna,

ich bin der Ansicht, dass man etwas besser nicht einfach "glaubt", nur weil es weder dafür noch dagegen ausreichend Indizien gibt. Denn dann kann man ja genauso das Gegenteil "glauben".

DeepPurple
14-12-2007, 08:37
Ich möchte mal ein paar Dinge unterscheiden:

1. Entstehung und Zweck von KK
KK sind entstanden, um mit Gegnern fertig zu werden. Der Arten von Gegnern gibt es viele: bewaffnet (mit verschiedenem Zeug), unbewaffnet, beritten, unterschiedliche Anzahl. Jede KK versucht darauf eine Antwort zu geben. Und siehe da, die Antworten gleichen sich doch erstaunlich.

2. Theorie des Kampfes
Im Kampf wird versucht, den/die konkreten Gegner mit konkreten Eigenschaften auszuschalten. Ein Werkzeug sind Tritte. Man fragt sich also, in welchem Fall die sinnvoll sind.

3. Lernen und Training einer KK
Eine KK voll umfänglich zu lernen heisst, jedes vorhandene Werkzeug zu erlernen, dazu gehören auch alle Tritte. Also auch Werkzeuge, die in den meisten Kampfsituationen nicht verwendet werden können, weil sie zu kompliziert, zu gefährlich, zu durchschaubar usw. sind.

4. Fazit
Ja, es kann durchaus sein, dass bereits im Mittelalter überall auf der Welt hohe Tritte gelehrt, gelernt und trainiert wurden. Körperlich und mental ist dieses Training gut und kann sogar wertvoll sein. Die praktische Nutzanwendung, abhängig von den Attributen des Gegners, steht auf einem anderen Blatt.
Konkret: Ein Gegner mit Schwert. Er hat mehr Reichweite dank der Waffe. Ein Treffer damit kann mich verwunden. Welche Optionen hab ich? Ist ein hoher Kick eine davon? Oder versuch ich nicht besser über Schrittarbeit entweder wegzukommen oder so nahe, dass er sein Schwert unterlaufe? Also eine Frage der Taktik.
Dazu kommt, dass mich ein Kick der Stabilität beraubt. Ich bin mit dem Gleichgewicht beschäftigt, das könnte schlecht ausgehen.

Was für hohe Kicks abseits vom Kampf spricht, sie sehen spektakulär aus, deshalb sieht man sie oft in Filmen und bei Vorführungen, seltener bei K1.

Was Wissen und Glauben betrifft:
Kämpfen ist eine jahrtausende alte Wissenschaft. Wenn man sich heute damit beschäftigt, kann man durchaus Schlüsse auf früher ziehen.
Quellen sind wichtig, wenn es sie gibt, aber die Lücken zu füllen ist eine Sache der Logik.

Peter

useless
14-12-2007, 21:33
Ich möchte mal ein paar Dinge unterscheiden:

1. Entstehung und Zweck von KK
KK sind entstanden, um mit Gegnern fertig zu werden. Der Arten von Gegnern gibt es viele: bewaffnet (mit verschiedenem Zeug), unbewaffnet, beritten, unterschiedliche Anzahl. Jede KK versucht darauf eine Antwort zu geben. Und siehe da, die Antworten gleichen sich doch erstaunlich.

tun sie das ? :confused: Solange außer ein paar Abbildungen aus dem europäischen Mittelalter keine Artefakte vorliegen, steht solch eine Behauptung auf tönernen Füßen. Es ist eine Behauptung, nichts weiter. Logisch betrachtet allenfalls ein Zirkelschluss (also ein Scheinbeweis, der die Disziplin der eigentlichen Beweisführung überspringt).


2. Theorie des Kampfes
Im Kampf wird versucht, den/die konkreten Gegner mit konkreten Eigenschaften auszuschalten. Ein Werkzeug sind Tritte. Man fragt sich also, in welchem Fall die sinnvoll sind.
Z.B. wenn Waffen nicht eingesetzt werden können, wenn sie noch nicht oder nicht mehr zur Hand sind, oder wenn der Kampf gegen mehrere Angreifer die situativen Fenster zum Einsatz von distanzschaffenden Maßnahmen (wie Front-, Seitwärts- oder Rückwärtstritten) öffnet ? Ferner ist regelmäßiges Kicktraining auch ein gutes Distanztraining und man lernt auch die Abwehr dagegen nur indem man`s übt... Wenn die mittelalterlichen Kämpfer oder Torwächter oder Leibgarden oder Bürgerwehren das Kicken gar nicht gekannt haben, hätte irgendein Räuber oder Freibeuter oder Aufständischer oder sonstwer sie mit guten Kicks überrumpelt.


3. Lernen und Training einer KK
Eine KK voll umfänglich zu lernen heisst, jedes vorhandene Werkzeug zu erlernen, dazu gehören auch alle Tritte. Also auch Werkzeuge, die in den meisten Kampfsituationen nicht verwendet werden können, weil sie zu kompliziert, zu gefährlich, zu durchschaubar usw. sind.

wobei das Training höherer Tritte auch die Kraft und Schnelligkeit tiefer und mittelhoher Tritte begünstigen könnte, abgesehen von der Steigerung der Koordination, Sprungkraft, Beweglichkeit usw.


Die praktische Nutzanwendung, abhängig von den Attributen des Gegners, steht auf einem anderen Blatt.
Konkret: Ein Gegner mit Schwert. Er hat mehr Reichweite dank der Waffe. Ein Treffer damit kann mich verwunden. Welche Optionen hab ich? Ist ein hoher Kick eine davon? Oder versuch ich nicht besser über Schrittarbeit entweder wegzukommen oder so nahe, dass er sein Schwert unterlaufe? Also eine Frage der Taktik.
Wenn das Schwert schwer/lang ist und er es erst ziehen muss und dann in Position bringen für Schlag oder Stich, könnte ein mächtiger Push- , Sprung- oder Sidekick die brenzlige Situation ändern. Wenn er für einen Kötenritt ungünstig steht, dann höher. Ich hab dann Zeit und Raum meine eigene Waffe zu ziehen oder mich zu verdünnisieren, diese Option verbaue ich mir vielleicht, wenn ich nach vorne gehe und mich auf ein u.U. blutiges Ringen, Würgen, Hauen und Stechen einlasse, also in die Distanz seiner kurzen Waffen komme.

Diese Argumente wiegen um so schwerer, wenn es sich um mehrere Angreifer handelt, wodurch sowohl die Fenster zum distanzstiftenden Fußeinsatz als auch die Risiken eines nah geführten Mann-gegen-Mann-Zweikampfes umso lebensbedrohlicher werden.

Welche Taktik nun besser ist, ist zu stark von der Situation, von der Ausrüstung und von den kämpferischen Trainingsattributen abhängig, als dass eine Art internationaler Mittelalter-Universallösung mich hier nachhaltig überzeugen könnte, zumal sie historisch-wissenschaftlich ebenfalls unbewiesen geblieben ist.


Dazu kommt, dass mich ein Kick der Stabilität beraubt. Ich bin mit dem Gleichgewicht beschäftigt, das könnte schlecht ausgehen.
ein Grund mehr, das Kicken richtig zu trainieren, denn je besser ich kicke, umso stabiler kann ich dennoch stehen.


Was für hohe Kicks abseits vom Kampf spricht, sie sehen spektakulär aus, deshalb sieht man sie oft in Filmen und bei Vorführungen, seltener bei K1.
wenn man unter hohen Kicks das versteht, was hier von mir gemeint ist, nämlich alle Kicks die über der Gürtellinie treffen, also alles außer Klöten und Knie... (!) (das war nämlich der Ausgangspunkt der Debatte),
dann hab ich solche "hohen Kicks" auch beim Muay Thai, beim (stumpf) bewaffneten Ninjutsu-Freikampf, auch beim SV-Training gegen mehrere immer wieder gesehen.


Quellen sind wichtig, wenn es sie gibt, aber die Lücken zu füllen ist eine Sache der Logik.

Auch die Weltbilder des dogmatischen Mittelalters waren (mehr oder weniger) auf der antiken Logik aufgebaut, was dennoch zu den aberwitzigsten Irrtümern führte. Zum Glück haben wir seitdem gelernt, logisches Denken kritisch zu reflektieren und empirisch zu prüfen.

Grüße

DeepPurple
15-12-2007, 09:34
Eben, sag ich ja.

Die Theorie gibt alles mögliche vor, praktisch schauts etwas anders aus.

Theoretisch ist der hohe Kick (nach Deiner Definition) in verschiedensten Fällen eine gute Lösung. Praktisch ist er nicht einfach, braucht viel Training, ein Fehler könnte fatal sein und und und.
Gerade wenn es um Leben und Tod geht (das ist der Hintergrund einer KK), reduziert man die Werkzeuge auf die einfachen, wirkungsvollen, am wenigsten riskanten.
Deshalb sind die anderen trotzdem im Repertoire.

Universallösungen gibts eh nicht, es kommt immer drauf an.

Peter

Baltasar
15-12-2007, 14:18
Z.B. wenn Waffen nicht eingesetzt werden können, wenn sie noch nicht oder nicht mehr zur Hand sind, oder wenn der Kampf gegen mehrere Angreifer die situativen Fenster zum Einsatz von distanzschaffenden Maßnahmen (wie Front-, Seitwärts- oder Rückwärtstritten) öffnet ? Ferner ist regelmäßiges Kicktraining auch ein gutes Distanztraining und man lernt auch die Abwehr dagegen nur indem man`s übt... Wenn die mittelalterlichen Kämpfer oder Torwächter oder Leibgarden oder Bürgerwehren das Kicken gar nicht gekannt haben, hätte irgendein Räuber oder Freibeuter oder Aufständischer oder sonstwer sie mit guten Kicks überrumpelt.



wobei das Training höherer Tritte auch die Kraft und Schnelligkeit tiefer und mittelhoher Tritte begünstigen könnte, abgesehen von der Steigerung der Koordination, Sprungkraft, Beweglichkeit usw.


Wenn das Schwert schwer/lang ist und er es erst ziehen muss und dann in Position bringen für Schlag oder Stich, könnte ein mächtiger Push- , Sprung- oder Sidekick die brenzlige Situation ändern. Wenn er für einen Kötenritt ungünstig steht, dann höher. Ich hab dann Zeit und Raum meine eigene Waffe zu ziehen oder mich zu verdünnisieren, diese Option verbaue ich mir vielleicht, wenn ich nach vorne gehe und mich auf ein u.U. blutiges Ringen, Würgen, Hauen und Stechen einlasse, also in die Distanz seiner kurzen Waffen komme.


Sorry, aber das ist diese typische Argumentationsweise, von Keuten, die kein Fachwissen oder Erfahrung haben. Das meine ich nicht persönlich, nur bekomme ich es immer wieder mit, wie Leute, die keine Ahnung vom Schwertkampf haben, versuchen ihre Logik darin anzuwenden.

Kurzum: Das funzt nicht.

Logik hat ihre Grenzen, nämlich im Efahrungshorizont des Betrachters und das merkt man hier ganz stark. Bevor ich anfange wild rumzutreten, greife ich lieber an und halte die Schwerthand einfach fest. Und dabei kloppe ich dem Gegner mein eigenes Messer rein. Fertig.
Sowieso ist die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, spezielle Techniken zu lernen, für die man nachweislich wesenltich länger braucht als fürs einfache Boxen oder Ringen, um sie in einem Überraschungsmoment einzusetzen. Da reichen auch zwei Arme und ein Genickbruch (oder jede andere Methode).

Tritte als Angriffmöglichkeit in einem bewaffneten zweikampf sind einfach nur Selbstmord und Unsinn, denn (und da gibt es KEINEN Contrapunkt) Schwerter und anderes Mordzeug sind einfach tödlicher, als jeder Tritt es sein könnte.

useless
15-12-2007, 16:31
Sorry, aber das ist diese typische Argumentationsweise, von Keuten, die kein Fachwissen oder Erfahrung haben. Das meine ich nicht persönlich, nur bekomme ich es immer wieder mit, wie Leute, die keine Ahnung vom Schwertkampf haben, versuchen ihre Logik darin anzuwenden.Hosianna,

sicher hast du mir da viel voraus, mein "Fachwissen" besteht in dem Fall aus einem Jahr Bujinkan-Training (Jahresthema: Schwertkampf :D... übrigens habe ich parallel dazu Muay Thai und Freistil/gr.-röm. Ringen trainiert :) ).


Bevor ich anfange wild rumzutreten, greife ich lieber an und halte die Schwerthand einfach fest. Und dabei kloppe ich dem Gegner mein eigenes Messer rein. Fertig.
wie auch immer, im Bujinkan kann man das Schwert auch "verkehrt rum" ziehen und beim Ziehen macht man eh vielleicht einen Schritt nach hinten oder diagonal rückwärts. Wenn also der andere nach vorn gegangen ist um meine Hand festzuhalten, ist er nicht automatisch in einer besseren Position als vorher. Ich kann auch noch den Schwertgriff bzw. -Knauf, die Scheide oder das Schwert in der Scheide als effektive Nahkampfwaffe nützen, sei es zum Schlagen, "Stechen" oder Hebeln, ich kann auch kicken weil sich in dem Moment die Distanz ja gar nicht geändert hat (ja ja :D ).

Was machst du`n wenn du nach vorn rennst und mit einer Hand meine Schwerthand fixieren willst (viel Glück !) und mit der anderen das Messer ziehst ? Da hat ja der Schwertmann auch die andere Hand frei fürs Messer, das ja irgendwo versteckt sein kann, und außerdem weiß jeder, der mal real gefightet hat (Stichwort: Kneipe - und ja, Kneipen gab es schon im Mittelalter ;) ) was dann passiert, wenn man sich auf 1 : 1 Nahkampf einlässt: Dann kommen dem anderen seine Kumpels von hinten. Und spätestens dann fällt manch einem wieder der Sinn eines distanzierten Kämpfens mit Tritten ein.


Sowieso ist die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, spezielle Techniken zu lernen, für die man nachweislich wesenltich länger braucht als fürs einfache Boxen oder Ringen, um sie in einem Überraschungsmoment einzusetzen. Da reichen auch zwei Arme und ein Genickbruch (oder jede andere Methode).
nachweislich länger braucht... Unsinn. :mad: Vielleicht hast du wenig Erfahrung im "einfachen Boxen und Ringen". Für bewegliche, gut trainierte Leutz ist Treten oft leichter als Ringen oder gar Boxen (das ist nur für den leicht, der es nie richtig gemacht hat - das ist leicht solang man nur drüber redet !).


Tritte als Angriffmöglichkeit in einem bewaffneten zweikampf sind einfach nur Selbstmord und Unsinn, denn (und da gibt es KEINEN Contrapunkt) Schwerter und anderes Mordzeug sind einfach tödlicher, als jeder Tritt es sein könnte.
da würde dir sicherlich keiner widersprechen. Aber wenn man genau liest, merkt man auch dass du teilweise geschickt ausweichst.

OliverJ
15-12-2007, 20:38
Ich weiß ja garnicht wo ich jetzt antworten soll...


wenn man unter hohen Kicks das versteht, was hier von mir gemeint ist, nämlich alle Kicks die über der Gürtellinie treffen, also alles außer Klöten und Knie... (!)

also wenns nur darum geht, im Talhoffer von 1467 findet ihr die zwei höchsten mir bekannten Tritte im europäischen Mittelalter.
Tafel 12 (http://myschwerk.webzdarma.cz/tafel_10-19.html)
und
Tafel 59 (http://myschwerk.webzdarma.cz/tafel_50-59.html)

allerdings würde ich Tritte, die im Rechtenwinkel zur eigenen Hüfte stehen, noch nicht als hoch bezeichnen.

Gruß
Oliver

DeepPurple
15-12-2007, 22:23
@OliverJ
Danke!

@Topic
Jetzt wissen wir, dass Kicks im MA Europas gelehrt wurden (sogar einigermaßen hohe), aber wir wissen nicht, ob die jemand im Ernstfall angewendet hat.

Ich persönlich bin überzeugt davon dass im Mittelalter einer den anderen getreten hat und zwar auf der ganzen Welt.

Ich bin aber auch überzeugt, dass hohe Kicks nicht Standardrepertoire und empfohlen waren, schon gar nicht gegen Waffen. Ich denke, das ist eher der Bereich "Alles oder nichts-Techniken".

Dummerweise werden wir die Wahrheit nie erfahren, sondern nur Hinweise kriegen.

Die beiden von OliverJ gezeigten Kicks schau ich mir noch genauer an, was die Situation betrifft.


Peter

OliverJ
15-12-2007, 23:07
Ich bin aber auch überzeugt, dass hohe Kicks nicht Standardrepertoire und empfohlen waren, schon gar nicht gegen Waffen. Ich denke, das ist eher der Bereich "Alles oder nichts-Techniken".
dazu hätte ich auch nochwas. Über die Anwendbarkeit kann man streiten, kommt mir aber aus heutigen Tagen bekannt vor :D

=> Nicolas PETTER : WORSTEL-KONST (http://jfgilles.club.fr/escrime/bibliotheque/petter/index.html) Kapitel 11 Stich 10
sind übrigens sehr schöne Stiche, die man sich auch mal zu Gemüte führen kann.
Ach ja ich bin mir bewusst, dass 1674 nicht mehr Mittelalter ist, aber ich denke, dass es dennoch ein schönes Beispiel für SV in Europa vor Einführung Asiatischer KK ist.

Gruß
Oliver

useless
15-12-2007, 23:16
Kapitel 11 Stich 10absolut E N D G E I L ! :D :D Da fliegt mir doch das Blech weg.

Danke ! :)

DeepPurple
16-12-2007, 19:10
Ist doch super!

Sehr schöne Technik. Die würd ich bis zum Erbrechen üben, bevor ich das im Ernstfall ausprobier. Echt "Alles oder nichts".

Peter

useless
16-12-2007, 19:42
Hosianna

man könnte dieses Bildchen auch als Indiz dafür werten, dass manches, was wir heute vorschnell als "Erfindung" von Hong Kong-Schundfilmchen einstufen würden, schon vorher lange Zeit bekannt war, teilweise sogar auch in Europa. Das Bild ist in der Hinsicht deutlicher als ich es erwartet hätte.

Ich selbst hatte eher gehofft, außereuropäische Quellen gezeigt zu bekommen - und sei es nur eine einzige... :confused:

Baltasar
16-12-2007, 21:20
Hosianna

man könnte dieses Bildchen auch als Indiz dafür werten, dass manches, was wir heute vorschnell als "Erfindung" von Hong Kong-Schundfilmchen einstufen würden, schon vorher lange Zeit bekannt war, teilweise sogar auch in Europa. Das Bild ist in der Hinsicht deutlicher als ich es erwartet hätte.

Ich selbst hatte eher gehofft, außereuropäische Quellen gezeigt zu bekommen - und sei es nur eine einzige... :confused:

Bis jetzt gibt es auch keine Indiz für einen hohen Tritt bei den Europäern, was wir da sehen ist ein Tritt zu den Händen, der in dieser Situation auf Brusthöhe ist, aber auch sonstwo sein kann, je nach Höhe der Hände. Es isz aber kein expliziter hoher Tritt, wie du ihn gerne hättest, nämlich ein Tritt zu den oberen Blößen.
Dafür gibt es einfach kein/en Indiz/Beweis, selbst nach Jahrzehnten der Rekonstruktion europäischer Kampfkünste. Hohe Tritte sind vereinzelt vllt nützlich und für außerordentlich Trainierte anwendbar, aber für die breite Masse leider nicht und das sage ich nach 14 Jahren Judo, 5 Jahren Karate und 3 Jahren Historisches Fechten (weil du ja meintest, ich hätte im treten keine Erfahrung...).

useless
16-12-2007, 22:41
Baltasar, du hast den Sinn meiner Diskussion nicht begriffen. Aber es sieht so aus, als hätte den auch sonst nicht jeder begriffen. Dabei steht doch alles da, z.B.:


beschloss ich, einmal andersrum die Frage in den Raum hineinzuwerfen, wie das nun aber im Orient gewesen ist ?


Denn, so raunte man sich im Europäischen Unterforum zu, es soll angeblich auch in Asien zu Zeiten finstersten Mittelalters wie in Europa nur tief gekickt worden sein, und, gar, der hohe Kick als solcher sei erst in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch die Schundfilme aus Hongkong aufgekommen ???

Mag man´s glauben ? Kann man´s wissen ? Wer weiß mehr ??

Dass ich darüber hinaus dem Gedanken nicht gänzlich abgeneigt sein könnte, es könne auch im mittelalterlichen Europa ein paar Kickspezialisten gegeben haben, mag schon sein. Ist aber nicht des Pudels Kern, selbst wenn man es eindeutig WIDERLEGEN könnte, würde das meiner Argumentation keinerlei Abbruch tun (um das zu erkennen muss man allerdings begreifen was ein Argument eigentlich ist, also logisch denken können).

marq
17-12-2007, 01:01
uhi die bekannte KM abwehr gab es schon im MA ;)

DeepPurple
17-12-2007, 07:38
@useless
Bleibt für mich immer noch die Frage, wofür Du Quellen suchst.
- Um zu belegen, wie hoch man im Training kickte?
Ich denke, da die hohen Kicks in den Stilen existieren, wird mans wohl trainiert haben.

- Um zu belegen, dass man im Ernstfall hoch kickte?
Wie soll so ein Beleg aussehen?

Im Prinzip ist man, was die Historie betrifft, auf Mutmaßungen angewiesen, basierend auf heutiger Erfahrung mit Kampttechnik und -taktik.
Es wird kaum was auftauchen, wo drinsteht: "Die chin. Soldaten haben die Schlacht entschieden, in dem sie 2000 Mongolen vom Pferd gekickt haben".

@marq
Es gibt nichts Neues unter der Sonne!;)
Das ärgert viele Leute, dass ihre tollen Techniken schon vor 400 Jahren ein alter Hut waren.

Peter

smike
17-12-2007, 08:29
Vielleicht hilft Euch das ein wenig weiter:

Geschichtlicher Abriss zur Entstehung des Hapkido:
Österreichischer Hapkido Fachverband (ÖHKDF) - Geschichte (http://www.hap-ki-do.at/Hapkido/Geschichte.html)

Zumindest aus dem Jahr 1789 wird ein Tritt in Solarplexushöhe bildlich dokumentiert. (etwa Seitenmitte)

sm

Batz
17-12-2007, 08:56
Wenns aber um Kicks aus dem MA geht, ist 1789 etwas spät..:gruebel: so um die 280 Jahre zu spät...

smike
17-12-2007, 09:07
Wenns aber um Kicks aus dem MA geht, ist 1789 etwas spät..:gruebel: so um die 280 Jahre zu spät...
:D Das ist schon richtig.

Ich bezog mich eher darauf:

[...] und, gar, der hohe Kick als solcher sei erst in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch die Schundfilme aus Hongkong aufgekommen ??? :ups:


In der von mir zitierten Seite wird auch schon vorher von dokumentierten Kicks (2000 v. Chr.) gesprochen, allerdings nicht von deren Höhe.

sm

Batz
17-12-2007, 12:06
War auch net bös gemeint, nußte nur schmunzeln als ich MA und 1789 gelesen hab. :D