Yiquan- Eure Erfahrungen? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Yiquan- Eure Erfahrungen?



scarabe
09-12-2007, 18:36
Einige hier beschäftigen sich ja doch recht intensiv mit Yiquan, ich selbst erlebe seit einiger Zeit beim Zhan Zhuang so Einiges....
mich würden Eure persönlichen- also auch subjektiven- Erfahrungen interessieren.

Insbesondere zu folgenden Auszügen aus der Yiquan-Homeopage von J. Chen....


Das auf geistiger/psychischer Ebene durch die Vorstellungskraft gewonnene Kraftpotenzial wird dadurch in die körperlichen Bewegungen integriert und dadurch die Einheit von Körper und Geist hergestellt. Auf diesem Weg werden Gesundheit und Kampfkunst gleichermaßen gepflegt.


Die im Yiquan praktizierten Vorstellungsübungen beziehen sich auf das Nervensystem und stärken unsere Geisteskraft.


Voraussetzung hierfür ist es, während des Übens übertriebenen Enthusiasmus oder starke Emotionen auszuschalten. Emotionen trüben unser Bewusstsein und verhindern subtileres inneres Wahrnehmen.

Wir sind es gewohnt, unsere Haltung von Gefühlen und Willenskraft leiten zu lassen. Yiquan sucht die Abhängigkeit von durch den Willen gesteuerte Kraft auszuschalten bzw. zu entkoppeln

Trinculo
09-12-2007, 19:39
Vorbemerkung: Ich komme aus der Han Jingyu - Timo Heikkilä - "Linie" (wir stehen nicht so auf Linien ;)), daher sind meine Bemerkungen sicherlich nicht repräsentativ für Yiquan im Allgemeinen.


Das auf geistiger/psychischer Ebene durch die Vorstellungskraft gewonnene Kraftpotenzial wird dadurch in die körperlichen Bewegungen integriert und dadurch die Einheit von Körper und Geist hergestellt. Auf diesem Weg werden Gesundheit und Kampfkunst gleichermaßen gepflegt. Vorstellungskraft spielt bei uns keine Rolle, Einheit von Körper und Geist wird gerade durch Nicht-Denken hergestellt. Die Unterscheidung zwischen Gesundheit und Kampfkunst wird nicht betrieben.



Die im Yiquan praktizierten Vorstellungsübungen beziehen sich auf das Nervensystem und stärken unsere Geisteskraft. Wie gesagt, wir konditionieren uns darauf, uns ohne bewusstes Denken zu bewegen. Vorstellungsübungen gibt es bei uns nicht.



Voraussetzung hierfür ist es, während des Übens übertriebenen Enthusiasmus oder starke Emotionen auszuschalten. Emotionen trüben unser Bewusstsein und verhindern subtileres inneres Wahrnehmen. Könnte ich unterschreiben.


Wir sind es gewohnt, unsere Haltung von Gefühlen und Willenskraft leiten zu lassen. Yiquan sucht die Abhängigkeit von durch den Willen gesteuerte Kraft auszuschalten bzw. zu entkoppelnDen Teil habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Geht es nur darum, die Gefühle abzustellen, oder auch die Willenskraft?

Viele Grüße,

Trinculo

macabre138
09-12-2007, 19:43
Es hat, wie die meisten KKs, Vor- und Nachteile. Was ich spitze finde ist, dass man schnell lernt seinen ganzen Köper einzusetzen.
Das wars aber auch schon im großen und ganzen. Alles andere ist ziemlich überbewertet.
Das ist meine persönliche Erfahrung, nach zwei Jahren intensiven praktizieren von Yi Quan. Ich möchte damit keinen beleidigen. Ich denke aber auch ,dass ich an den falschen Lehrer geraten bin, der wohl andere Ziele, als ich hatte.

PS: Manche leiden auch einfach an einen zu großen Ego(die Yi Quan Praktizierenden) und glauben mit Wortspielerein und empirisch angehauchten Theorien könnte man alles.

scarabe
09-12-2007, 20:15
Einheit von Körper und Geist wird gerade durch Nicht-Denken hergestellt.


Den Teil habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Geht es nur darum, die Gefühle abzustellen, oder auch die Willenskraft?

Viele Grüße,

Trinculo

zu 1: Im Sinne des Dao? ;-)

zu 2: Ich könnte mir vorstellen, es ist als Ziel die aus dem Inneren entstehende bzw. natürlich kommende Kraft, teils aus Reflexen, teils auch aus Tiefenmuskulatur, gemeint und nicht die äußere willentlich eingesetzte Muskelkraft...?

Daß Gefühle im Kampf oft hinderlich sind, wissen wir ja....

Trinculo
09-12-2007, 20:21
zu 1: Im Sinne des Dao? Keine Ahnung :) Jedenfalls agieren beide als Einheit, anstatt sich gegenseitig im Weg zu stehen.


zu 2: Ich könnte mir vorstellen, es ist als Ziel die aus dem Inneren entstehende bzw. natürlich kommende Kraft, teils aus Reflexen, teils auch aus Tiefenmuskulatur, gemeint und nicht die äußere willentlich eingesetzte Muskelkraft...?
Die eingesetzte Muskulatur hängt im Wesentlichen von der zu bewältigenden Bewegungsaufgabe ab, solange man keine beträchtlichen Funktionsstörungen oder Dysbalancen hat. Willentlich eingesetzt soll sie im Kampf sicherlich nicht sein - es sei denn, ich führe so etwas wie einen "unbewussten Willen" ein. Aber ich glaube nicht, dass der sich besonders gut mit bewussten Vorstellungen trainieren lässt ;)

shin101
09-12-2007, 21:09
Den Teil habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Geht es nur darum, die Gefühle abzustellen, oder auch die Willenskraft?

Viele Grüße,

Trinculo

Kraft aus der Leere entwickeln, oder auch das Schwert im Herzen niederlegen.


Viele grüße,
iron

scarabe
09-12-2007, 21:17
....schön ausgedrückt....

Trinculo
09-12-2007, 21:20
O.K., und heißt das nun:

a) Gefühle abstellen
b) Willenskraft abstellen
c) beides

:)

scarabe
09-12-2007, 21:29
ich würde mal ganz philosophisch das Dao oder auch das Universelle Bewußtsein;) ins Spiel bringen und anleiten, anstatt subjektivem Ich-bezogenem Standpunkt und dadurch evt. aufwallender Gefühle und Aktionen etwas Abstand von sich selbst zu halten und so mehr....aus der Leere heraus- also einem gesamtheitlicheren, "weiseren" Aspekt, zu agieren.

Automatismen eingeschlossen, denn natürliche Reflexe haben umso mehr Raum, je weniger Hindernisse/Blockaden vorhanden sind....
im Innen- also Körper und Psyche- wie im Außen

Kurz beschrieben, wenn ich gestanden bin, habe ich irgendwie mehr Feeling für alles aussen rum, kann die Leute besser "hören" und meine Reaktionen sind zielgerichteter und schneller- manchmal kann ich dann im Sparren Dinger, von denen ich selbst überrascht bin...

aber nur, wenn ich mich nicht verkrampfe und etwas unbedingt will, wodurch es meist nicht mehr so locker geht und leider auch nicht mehr so gut gelingt...

shin101
09-12-2007, 21:49
O.K., und heißt das nun:

a) Gefühle abstellen
b) Willenskraft abstellen
c) beides

:)


Gar nichts von den dreien. Es ist ein Vorgehen in der Gesellschaft das man bei Problemen immer nur an die Wirkungen geht um sie zu lösen, das provoziert aber neue Probleme herauf.

Wenn du versuchst eines der beiden Dinge abzustellen dann klappt das nicht.. Okay vielleicht temprär, aber das Ganze kommt wie ein Jojoeffekt wieder auf dich zurück.
Weil man vesucht gegen eine Wirkung vorzugehen. Die Passage oben ist wohl so gemeint dass man sich konsequent seiner Gefühle und wo sie herkommen bewußt macht.

Sie stehst beobachtet. Seine Ursachen herausfindet. Die Textstelle stellt für mich eher ein gewisses Ideal , Endziel da, weil wenn man direkt versucht so dran zu gehen das ganz schön nach hinten losgeht.

Dazwischen gibt es einen Prozess , so in etwa wie ich ihn versuche aufzulisten.Nach dem man seine Gefühle beboachtet hat, kann es sein,
dass einem etwas auffällt,nämlich woraus die Emotionen und Willen resultieren.

Wenn man das erkannt hat, kann man damit trainieren Gefühle gewollt hervorzurufen.Das heißt mit Wut , Hass, Liebe, Glück vorzugehen im Training wie im Leben.Das ist ungefähr der Bezug der Stelle wo gemeint wird das wir gewohnt sind uns von Gefühlen leiten zu lassen.Das schließt eine gewisse Unkontrolle und mit ein.Aus diesem Teil des ganzen Übungsprozesses kann man erkennen was Gefühle und was Wille ist und was ihr Quell ist.

Dies bringt dann markante Veränderungen in der Sichtweise über das eigene Ego einher.Diese Veränderten Sichtweisen fließen in das weitere Arbeiten immer tiefer ein.

Aus dem erkennen dieser Dinge stellt sich eine Mitte ein... Dies ist die Leere.
Man negiert das fühlen nicht, es ist sogar viel bewußter,

aber man macht sich nicht abhängig davon. Denn die Leere ist ein ewiger Quell.


Viele grüße,
iron

Trinculo
09-12-2007, 21:54
Leute, es ist ja schön, an Eurer Erleuchtung teilzuhaben, aber ... in dem zitierten Text heißt es ganz klar:


Wir sind es gewohnt, unsere Haltung von Gefühlen und Willenskraft leiten zu lassen. Yiquan sucht die Abhängigkeit von durch den Willen gesteuerte Kraft auszuschalten bzw. zu entkoppeln

Ich möchte gerne wissen, wie das an der Stelle gemeint ist. Jumin Chen sagt deutlich, dass wir normalerweise von Gefühl und Willenskraft geleitet werden, und das sein Training darauf abzielt, hier eine Entkoppelung vorzunehmen. Wir beziehen uns doch noch auf den zitierten Text, oder ;)?

scarabe
09-12-2007, 21:59
Die Passage oben ist wohl so gemeint dass man sich konsequent seiner Gefühle und wo sie herkommen bewußt macht.

Sie stehst beobachtet. Seine Ursachen herausfindet.

Nach dem man seine Gefühle beboachtet hat, kann es sein,
dass einem etwas auffällt,nämlich woraus die Emotionen und Willen resultieren.

...das wir gewohnt sind uns von Gefühlen leiten zu lassen.Das schließt eine gewisse Unkontrolle und mit ein.Aus diesem Teil des ganzen Übungsprozesses kann man erkennen was Gefühle und was Wille ist und was ihr Quell ist.

Aus dem erkennen dieser Dinge stellt sich eine Mitte ein... Dies ist die Leere.
Man negiert das fühlen nicht, es ist sogar viel bewußter,

aber man macht sich nicht abhängig davon.


Viele grüße,
iron

super ausgedrückt.
Findest Du, das widerspricht sich inhaltlich dem von mir genannten "praktischen Aspekt", wenn ich noch hinzufüge, daß besagter "Abstand von sich selbst die Beobachtung der eigenen inneren Vorgänge voraussetzt?

shin101
09-12-2007, 22:01
Ich möchte gerne wissen, wie das an der Stelle gemeint ist. Jumin Chen sagt deutlich, dass wir normalerweise von Gefühl und Willenskraft geleitet werden, und das sein Training darauf abzielt, hier eine Entkoppelung vorzunehmen. Wir beziehen uns doch noch auf den zitierten Text, oder ;)?

Wir reden vom selben Text. Diese sogentannte Entkopplung schließt ein haben von gefühlen aber nicht aus.Ich muss aber erwähnen das ich das nur so äußere das man mir das so beigebracht hat.Ist zwar weder aus dem Yi Quan, Weng Chun oder Vergleichbares, aber es hört sich mir sehr vertraut an:)

Wenn ich mir aber die Haltung der alten inneren Kampfkünstler anschaue, kann ich für mich ein abschalten von gefühlen ausschließen, da Gefühle wie Liebe zb zu den wichtigsten Dingen gehören auf dieser Welt.

Wenn wir Lehren dann mit Liebe. Ich habe den Text etwas motivizierter ausgedrückt, da die Grundziel der Methode wie ich sie kenne, ein hohes Level an neutralität ist, was nicht alle wünschen.

Die Leere an sich ist etwas ja das absichtslose tun oder auch Wu Wei. Das entsteht aus dem Wuji.

Was ist daran so abwegig ?Das du es mit dem Verstand nicht abtasten kannst ?


Viele grüße,
iron

shin101
09-12-2007, 22:08
super ausgedrückt.
Findest Du, das widerspricht sich inhaltlich dem von mir genannten "praktischen Aspekt", wenn ich noch hinzufüge, daß besagter "Abstand von sich selbst die Beobachtung der eigenen inneren Vorgänge voraussetzt?

Wenn du indem Gefühl bist richtig hasst nie einen Abstand daraus gekannt hast, wie sollst du je einfach Leer sein.Du kennst es dann nicht anders. Dein Kopf hat dann die Oberhand.

Durch dieses stehte beobachten, kann dieser Effekt in Situationen auftreten, weil du das immer mehr übst, dich und andere zu beoachten,dann kanns Klick machen.
Wobei ich sagen muss das dies das andere nicht negiert... Das heißt das es auch von innen passieren kann.Dann muss es aber alles bis in ein extrem getrieben werden, das läuft dann eher umbewußt ab bis es eines Tages buumm macht und sich alles ins Gegenteil umkehrt, einem Freund ist das so passiert, von extrem nach außen gerrichtet, nach extrem innen.

Ist aber weiß Gott der Schwerer Weg, deswegen tendiere ich für die meißten für das Stückchen für Stückchen.


Viele grüße,
iron

scarabe
09-12-2007, 22:09
@ Trinculo

ich kanns nur am Beispiel Ehrgeiz erklären:
Meiun Ego sagt mir, daß ich etwas unbedingt können will, mit diesem Willen gehe ich dann an die Aufgabe heran....

Dahinter stecken also Gefühle, die meine Willenskraft motivieren. Damit ich nicht auf sie hereinfalle, muß ich mir dieser Gefühle und ihrer Hintergründe also erst einmal bewußt werden.

Wenn ich dann erkenne, daß diese Gefühle und dieses Wollen meinem ganzheitlichen Fortschritt eher im Wege stehen, weil sie mich einseitig auf äußeren (z.B. sportlichen) Fortschritt programmieren, der ja wieder in direktem Zusammenhang mit Bestätigung, also Gefühlen und dem Ego zusammenhängt, bin ich schon ein Stück weiter.

Also mach ich einfach weiter und beobachte mich dabei, lasse die Entwicklung geschehen, aber forciere nichts. Wu Wei.
(mein Verstand hat Pause, ich muß ja nichtes erreichen...)
Durch dieses nichts forcieren lasse ich los, nehme verstärkt wahr, bin in meiner Mitte und es entsteht Leere, die wiederum eine ideale Ausgangsbasis für jedwede Entwicklung ist....
diese Entwicklung bringt möglicherweise die Überraschung mit sich, daß ich andere oder intensivere Fortschritte mache, als geplant.

So, soweit meine Ansicht, auch wenn ich auf das mit der Erleuchtung lieber nicht näher eingehen möchte...:D

scarabe
09-12-2007, 22:14
Durch dieses stehte beobachten, kann dieser Effekt in Situationen auftreten, weil du das immer mehr übst, dich und andere zu beoachten,dann kanns Klick machen.
Viele grüße,
iron

ist für mich so ähnlich wie das "Umschalten" bei der Meditation, loslassen und in ein anderes Bewußtsein...
ich brauch allerdings eine Umgebung, wo ich mich wohl fühle, wenn irgendwas nicht paßt an den Leuten oder dem Studio oder ich zu nervös bin /Leistungsdruck fühle.... bleib ich leider oft im Gefühls- und Verstandesbetonten "stecken"....

Trinculo
09-12-2007, 22:15
Was ist daran so abwegig ?Das du es mit dem Verstand nicht abtasten kannst ?

Nichts :) Nur habe ich dieses Problem für mich längst gelöst, und möchte aus den Worten Jumin Chens mehr über seinen Ansatz erfahren ;) Was Ihr schreibt, Scarabe und Du, sind im Wesentlichen Eure eigenen Ratschläge, haben aber nicht so viel mit dem Text aus dem Eingangstext zu tun.

Ich finde übrigens, dass bei einem überraschenden Angriff weder Zeit für Gefühle, noch für Willensentscheidungen ist. Daher sehe ich auch keinen Zusammenhang zwischen dem Dämpfen vom Enthusiasmus beim Training, und der Reaktion des Körpers im Kampf. Man hat nun mal im Leben Gefühle, und man kann nicht vorher entscheiden oder beeinflussen, ob man "während eines Gefühls" angegriffen wird, oder nicht.

Die Leere erreicht man, indem man aufhört, zu "produzieren". Leider wird meist das Gegenteil propagiert ;)

Galaxy
09-12-2007, 22:16
Hi Darius,

mir gefällt das was Du schreibst!

Grüße,
Torsten

macabre138
09-12-2007, 22:17
Jumin hat mir beigebracht, dass man intuitiv handeln soll. Man soll sich beim "kämpfen" selbst vergessen, d.h. in einem FLOW-Zustand sein. Also keine Gefühle und keine Absichten, zumindest keine bewussten. Was da unterbewusst abgeht, davon habe ich keine Ahnung. Also Ja es heißt beides.

Im Trainings selbst soll man aber diese Willenskraft bewusst trainieren, und soll darauf hoffen, dass man sie in einem Kampf hat.:rolleyes:

So hab ichs bei ihm gelernt.

Trinculo
09-12-2007, 22:19
@ Trinculo

ich kanns nur am Beispiel Ehrgeiz erklären:
Meiun Ego sagt mir, daß ich etwas unbedingt können will, mit diesem Willen gehe ich dann an die Aufgabe heran....

Dahinter stecken also Gefühle, die meine Willenskraft motivieren. Damit ich nicht auf sie hereinfalle, muß ich mir dieser Gefühle und ihrer Hintergründe also erst einmal bewußt werden.

Sei mir nicht böse, ich meine das wirklich nicht aggressiv:

Ich finde, diese ganzen Erklärungen sind lediglich Konstrukte. Niemand weiß genau, was passiert, wenn er etwas will, oder warum. Man ist eben, was man ist, und man muss es akzeptieren. Ob jetzt die Gefühle den Willen aktivieren, oder der Wille die Gefühle - wenn man ehrlich ist, kann man nur wahrnehmen, dass man etwas möchte, und nicht warum. Allerdings werden wir von allen Seiten ständig mit immer raffinierteren Erklärungen eingedeckt, da fällt es schwer, zuzugeben, dass wir es wirklich nicht wissen. Man kann lernen, man kann verstehen, dass man auf bestimmte Situationen auf unerwünschte Weise reagiert oder schon immer auf unerwünschte Weise reagiert hat, und diese Erkenntnis kann einen verändern, auch im Handeln. Damit ändert sich vielleicht auch das Wollen, aber erzwingen kann man es nicht.

scarabe
09-12-2007, 22:23
Wenn ich mir aber die Haltung der alten inneren Kampfkünstler anschaue, kann ich für mich ein abschalten von gefühlen ausschließen, da Gefühle wie Liebe zb zu den wichtigsten Dingen gehören auf dieser Welt.

Wenn wir Lehren dann mit Liebe. Ich habe den Text etwas motivizierter ausgedrückt, da die Grundziel der Methode wie ich sie kenne, ein hohes Level an neutralität ist, was nicht alle wünschen.

Viele grüße,
iron

ich denke, um konsequent zu sein, haben keine Gefühle im Kampfesfall etwas zu suchen, denn dann ist es keine Leere. Man muß fähig sein, sich absolut zu leeren. -focussieren-konzentrieren- alles andere wegzulassen?-
Bei einem ernsten, schwierigen Gegner kann Liebe hinderlich sein, d.h., natürliche Fähigkeiten und Reflexe unterbinden oder zumindest soviel Platz einnehmen, daß Klarheit und Freiheit für entsprechende Reaktionen
fehlen.

Beim Lehren hingegen plädiere ich sehr für eine liebevolle Einstellung, aber das sind zwei verscheidene "Stiefel".
Allerdings darf die Liebe nicht vereinnahmend oder übergreifend sein, man darf niemandem etwas manipulativ aufzwingen, weder Energien noch Liebe...

Trinculo
09-12-2007, 22:23
Jumin hat mir beigebracht, dass man intuitiv handeln soll. Man soll sich beim "kämpfen" selbst vergessen, d.h. in einem FLOW-Zustand sein. Also keine Gefühle und keine Absichten, zumindest keine bewussten. Da bin ich völlig seiner Meinung.


Im Trainings selbst soll man aber diese Willenskraft bewusst trainieren, und soll darauf hoffen, dass man sie in einem Kampf hat.:rolleyes:
Das verstehe ich (noch?) nicht.

Trinculo
09-12-2007, 22:25
ich denke, um konsequent zu sein, haben keine Gefühle im Kampfesfall etwas zu suchen, denn dann ist es keine Leere. Man muß fähig sein, sich absolut zu leeren.

Wie soll man sich denn leeren? O.K., auf einen Wettkampf kann man sich mental vorbereiten. Aber auf den oft beschworenen Selbstverteidigungsfall? Soll man zur Sicherheit nur noch "leer" herumlaufen? Es bleibt nicht viel Zeit zum Leeren ...

Galaxy
09-12-2007, 22:29
Sei mir nicht böse, ich meine das wirklich nicht aggressiv:

Ich finde, diese ganzen Erklärungen sind lediglich Konstrukte. Niemand weiß genau, was passiert, wenn er etwas will, oder warum. Man ist eben, was man ist, und man muss es akzeptieren. Ob jetzt die Gefühle den Willen aktivieren, oder der Wille die Gefühle - wenn man ehrlich ist, kann man nur wahrnehmen, dass man etwas möchte, und nicht warum. Allerdings werden wir von allen Seiten ständig mit immer raffinierteren Erklärungen eingedeckt, da fällt es schwer, zuzugeben, dass wir es wirklich nicht wissen. Man kann lernen, man kann verstehen, dass man auf bestimmte Situationen falsch reagiert oder schon immer falsch reagiert hat, und diese Erkenntnis kann einen verändern, auch im Handeln. Damit ändert sich vielleicht auch das Wollen, aber erzwingen kann man es nicht.

Das sehe ich anders,
für mich ist das "Gefühl" ein Schlüssel. Ein Schlüssel um auch u.a. seine Wahrnehmung zu steigern/Sensibilisieren. Ab einem bestimmten Prozeß kann man nicht nur sich selber sehr viel mehr fühlen, sondern auch den anderen. Dann gibt es soetwas wie einen Überraschungsaspekt kaum noch.
Hat man in dieser Richtung Lunte gerochen, kann man nicht mehr aufhören.
Na, so geht es mir jedenfalls, und noch ein paar anderen.

Grüße,
Torsten

scarabe
09-12-2007, 22:30
@ Trinculo: ich bin Dir nicht böse, warum sollte ich...?

Ich habe einfach nur festgestellt, daß sich meine Ziele und Interessen stark verändert haben, seitdem ich sozusagen "an mir arbeite"....

Äußeres, wie Schmuck, Uhren, Auto, Statussymbole usw werden immer wertloser.
Der Wunsch, dauernd glänzen zu müssen, im Mittelpunkt zu stehen usw wurde weniger.... das Selbstwergefühl besser...

Und mit dem Erkennen, warum mir gewisse Dinge und Anerkennung so wichtig sind, kam ich dahinter, daß es oft ganz andere Ursachen hat und man sich eigentlich nur in einem Hamsterrad befindet....

Ablehnung oder Anziehung findet oft durch Muster statt, die einen an etwas erinnern... es kann auch hilfreich sein, diese zu durchschauen.
Aber das sind wie gesagt nur Erklärungen aus dem Verstand heraus.

Letztendlich kommt ein Moment, wo der Verstand keine Rolle spielt und man etwas mit einem "großen inneren Verständnis" einfach nru begreift- einfach da ist, man selbst ist, ohne all das gebastelte Drumherum.... und dann ist man sich selbst und der Leere auf der Spur....


dh., man produziert auch keine unguten gedanken/Gefühle mehr, die man dann auflösen müßte....

nachdem ich jetzt öfter mal an diesem Punkt war, den ich zuvor auch für kaum möglich gehalten hätte, hab ich ein gewisses Vertrauen dahin gehend, daß diese Entwicklung noch einige weitere Erkenntnisse zu bieten hat, wenn ich es zulasse....
Aber das ist MEIN subjektiver Weg und bei jemand anderem mag es ganz anders aussehen...

scarabe
09-12-2007, 22:32
Das verstehe ich (noch?) nicht.


"Bitter essen"


und: ich denke nicht, daß man "leer" herumlaufen muß, denn würde man sich das vornehmen, wäre es ja schon wieder eine Absicht und keine Leere.... es stellt sich vielmehr von selbst ein, sollte eine kritische Situation eintreten.

Ansonsten etwickelt sich diese Leere aber auf natürliche Weise Stück für Stück, so daß man irgendwann vielleicht tatsächlich soweit "leer" ist, aber als natürlicher Zustand.

scarabe
09-12-2007, 22:38
auch u.a. seine Wahrnehmung zu steigern/Sensibilisieren. Ab einem bestimmten Prozeß kann man nicht nur sich selber sehr viel mehr fühlen, sondern auch den anderen. Dann gibt es soetwas wie einen Überraschungsaspekt kaum noch.
Grüße,
Torsten

Jipp, das mein ich, blockierende Emotionen wie Wollen oder Frust/Wut weglassen/auflösen (genau wie zu viele Gedanken)/anderer Focus, dafür ist Platz für intensive Wahrnehmung.
Und es ist auch Platz für schnelle Reaktionen.
Fast so, als wär man gar nicht mehr da, sondern nur noch Medium für Wahrnehmung und Reaktionen....

Das Leeren kann man lernen, letztendlich ist es dann so wie reine Konzentration und reines Wahrnehmen ohne Ablenkungen

Trinculo
09-12-2007, 22:41
Jipp, das mein ich, blockierende Emotionen wie Wollen oder Frust/Wut weglassen (genau wie zu viele Gedanken), dafür ist Platz für intensive Wahrnehmung.Wut und Ärger haben ihren Platz in meinem Leben, genauso wie Freude und Liebe. Ich bin ein Mensch, kein Zombie.




Das Leeren kann man lernen, letztendlich ist es dann so wie reine Konzentration und reines Wahrnehmen ohne AblenkungenWann willst Du Dich denn leeren? Wenn die Faust auf Deinen Kopf zusteuert? Oder während Du mit dem ********* redest, und versuchst, die Situation zu klären?

scarabe
09-12-2007, 22:55
jeder hat mal solche Gefühle, dafür sind wir Menschen.
Es ist aber die Frage, wie lange man das mit sich herumträgt und in wieweit es einen beeinflußt .
(Liebe ist etwas ganz wichtiges, aber wahre Liebe ist frei und selbstlos. Wenn- wie in manchen Beziehungen üblich- aus Liebe Abhängigkeit und Co-Abhängigkiet, Besitzdenken und Machtansprüche werden, dann gäbe es auch da was aufzulösen...)

DAs mit dem Leeren ist so eine Sache- einen Teil bekommt man z.B. los, indem man den unguten Gefühlen auf den Grund geht- warum macht mich ausgerechnet das so wütend, welches sind die wirklichen Ursachen/warum bin ich gerade in diesem Punkt so verletzlich usw.... und das dann zulassen, vielleicht auch mal sicvh und anderen was verzeihen, denn die fallen vielleicht auch auf alte Muster herein und reagieren deshalb so unangenehm...
Frantzis hat ja auch eine Menge Auflösungsvorschläge, darüber mag jeder selbst befinden...:rolleyes:

Ansonsten kommt man aber auch irgendwann in einen Zustand, in dem einen immer weniger aufregt oder betrifft, weil man schon so viel verstanden oder aufgearbeitet hat, daß es einen nicht mehr trifft oder- anders ausgedrückt- daß man für diese Probleme keine Entsprechungen mehr in sich hat, keine Resonanz mehr bietet und dadurch dafür nicht mehr angreifbar ist.
D.h., die Leere wird größer, das Reine Sein überwiegt.
(Vgl. Du bist mit allerlei Kleidern und Pelzen so eingemummelt, daß man Dich nur noch daran erkennt- und Du wirfst sie Stück für Stück ab, bis nur noch Du selbst übrig bleibst und vielleicht ganz anders bist, als all der herumgeschleppte Ballast...)

Aber Ihr hattet oben schon recht, ich habe meine subjektiven Erfahrungen weitergegeben. Da wir alle verschieden sind, hat auch jeder seinen eigenen Weg und seine eigene Weise, Erfahrungen zu sammeln. Es kann also bei jemand anderem ganz anders ablaufen.

Und es kann auch sein, daß es auf der besprochenen HP etwas anders gemeint war...:p
(für mich persönlich interessant finde ich, daß sich der Prozess nicht nur auf Training und Sparren bezieht, also auf instinktives, intuitives Handeln, sondern auch aufs Alltagsleben wirkt, also auf meine gesamte Entwicklung-
und Zhan Zhuang hilft mir, nicht zu denken, sondern einfach "zu sein", wharzunehmen und Kraft und Entwicklung ganz natürlich zuzulassen.)

shin101
10-12-2007, 00:34
ist für mich so ähnlich wie das "Umschalten" bei der Meditation, loslassen und in ein anderes Bewußtsein...
ich brauch allerdings eine Umgebung, wo ich mich wohl fühle, wenn irgendwas nicht paßt an den Leuten oder dem Studio oder ich zu nervös bin /Leistungsdruck fühle.... bleib ich leider oft im Gefühls- und Verstandesbetonten "stecken"....

OT:

Das ist kein anderes Bewußtsein,du kommst ja nur dem Quellcode näher.Der unverwascheneren Version von dir. Bis du ganz klar unterscheiden kannst was die Programmierung ist und was du.Versuch mal die Dinge nicht vom Ort abhängig zu machen.Nichtunterscheidung in dem Fall :)

Abschließend was zum Thema Ego was ich mal in einem anderen Forum geschrieben habe, könnte dir vielleicht gefallen.



Ego ist ein Kontstrukt. Entstanden aus einer Verbindung endlicher und unendlicher Karmischer Koexistenz.

Das Ego ist sozusagen ein Sprachrohr des unendlichen ins endliche was seine eigentliche Herkunft vergessen hat.

(Nicht bezogen auf das Ego sondern das unendliche. Wobei das unendliche noch etwas mehr ist als hier erwähnt)

Das Ego an sich auf diese Form von Existenz und Wahrnehmung bezogen ist ein Konstrukt was sich aus Ursache und Wirkung in sofern zusammensetzt.

Das A Erinnerung aus früheren Inkarnationen unbewußt in die jeweilige Existenz einfließt, wir B von der derzeitigen Umgebung in der wir aufwachsen geprägt werden, zusätzlich C , im Zuge des wachsen sich immer mehr Wille entwickelt der uns scheinbar entscheiden läßt wo wir hingehen.

Wobei der Selbstentscheidungsteil nur einen relativ geringen Rahmen umfasst...

Dies ist aber bis zu einem gewissen Grad in Ordnung weil wir sei es in dieser Existenz oder in einer der nächsten um gewisse Dinge nicht drum rum kommen.

Trotz dessen hat also unser Wille eine gewisse Wirkung auf unsere Existenz

So nun Back to Topic langsam :p

Viele grüße,
iron

shin101
10-12-2007, 00:44
Nichts :) Nur habe ich dieses Problem für mich längst gelöst, und möchte aus den Worten Jumin Chens mehr über seinen Ansatz erfahren ;) Was Ihr schreibt, Scarabe und Du, sind im Wesentlichen Eure eigenen Ratschläge, haben aber nicht so viel mit dem Text aus dem Eingangstext zu tun.

Argument ;) In dem Fall aber solltest du dich vielleicht an ihn selbst wenden. Ich mein wer kann dir besser Auskunft geben als er selbst ?:)


Ich finde übrigens, dass bei einem überraschenden Angriff weder Zeit für Gefühle, noch für Willensentscheidungen ist. Daher sehe ich auch keinen Zusammenhang zwischen dem Dämpfen vom Enthusiasmus beim Training, und der Reaktion des Körpers im Kampf.


Man hat nun mal im Leben Gefühle, und man kann nicht vorher entscheiden oder beeinflussen, ob man "während eines Gefühls" angegriffen wird, oder nicht.

Das ist auch nicht der Punkt. Es geht eher um die Haltung zum Gegner und zur Situation, das du zb nicht ausrastest und den Kerl total zerlegst, wenns nicht gerade wirklich um Leben und Tod geht und selbst wenn du ihn in einem Kampf auf Leben und Tod zerlegst, dass du mit der richtigen Einstellung zur Nachbewältigung da raus gehst.

So als ein Ansatz.


Die Leere erreicht man, indem man aufhört, zu "produzieren". Leider wird meist das Gegenteil propagiert ;)

Kann mich nicht erinnern das so gesagt zu haben. Naja ganz sinnlos ist es nicht. Da man die Mitte in der Regel erst dadurch findet das man beide Seiten der Medallie kennt.Wobei das ganze nichts nützt, wenn weder Bereitschaft noch Wille da sind.

Das ist ja das lustige, man nutzt zb Willen, ihn immer mehr um ihn dann nicht mehr zu nutzen.


Hi Darius,

mir gefällt das was Du schreibst!

Grüße,
Torsten

Danke :)



Viele grüße,
iron

shin101
10-12-2007, 00:55
ich denke, um konsequent zu sein, haben keine Gefühle im Kampfesfall etwas zu suchen, denn dann ist es keine Leere. Man muß fähig sein, sich absolut zu leeren. -focussieren-konzentrieren- alles andere wegzulassen?-

Trinculo sprach vom abstellen. Für mich ist etwas abstellen etwas zu unterdrücken, aber wer weiß vielleicht meint er den Begriff ja nicht so arg.
Aufjedenfall ist für mich abstellen etwas was wieder zurückkommt und ich meine so ist es nicht Gedacht :)


Bei einem ernsten, schwierigen Gegner kann Liebe hinderlich sein, d.h., natürliche Fähigkeiten und Reflexe unterbinden oder zumindest soviel Platz einnehmen, daß Klarheit und Freiheit für entsprechende Reaktionen
fehlen.

Für mich heißt meinen Gegner zu lieben auch zu versuchen mir vorzustellen warum er dies tut. Erkennen das er einen Grund hat warum er dies tut, auch wenn man den wohl in den meißten Fällen nie erfassen wird.


Beim Lehren hingegen plädiere ich sehr für eine liebevolle Einstellung, aber das sind zwei verscheidene "Stiefel".
Allerdings darf die Liebe nicht vereinnahmend oder übergreifend sein, man darf niemandem etwas manipulativ aufzwingen, weder Energien noch Liebe...

Kann ich nur zustimmen :)

Viele grüße,
iron

Trinculo
10-12-2007, 07:00
Kann mich nicht erinnern das so gesagt zu haben.

Nö, Du warst auch wirklich nicht gemeint ;)

Trinculo
10-12-2007, 07:07
Im Trainings selbst soll man aber diese Willenskraft bewusst trainieren, und soll darauf hoffen, dass man sie in einem Kampf hat.:rolleyes:



"Bitter essen"

Scarabe, "bitter essen" hat doch überhaupt nichts mit dem Training der Willenskraft zu tun. Mein Unverständnis zielte auf dem Widerspruch zwischen dem Training der Willenskraft und dem Sich-Befreien von der Willenskraft ab. Oder macht Ihr Krafttraining, damit Ihr besser ohne Kraft kämpft :p?

bluemonkey
10-12-2007, 07:11
...und selbst wenn du ihn in einem Kampf auf Leben und Tod zerlegst, dass du mit der richtigen Einstellung zur Nachbewältigung da raus gehst.


Was gibts denn da nachzubewältigen?
"Es" hat ihn getötet ;).

bluemonkey
10-12-2007, 07:33
Scarabe, "bitter essen" hat doch überhaupt nichts mit dem Training der Willenskraft zu tun. Mein Unverständnis zielte auf dem Widerspruch zwischen dem Training der Willenskraft und dem Sich-Befreien von der Willenskraft ab. Oder macht Ihr Krafttraining, damit Ihr besser ohne Kraft kämpft :p?

Dieses Paradoxon tritt auch im Buddhismus auf, wo die Begierde auf die Erlösung von der Begierde dazu führt, dass man die entsprechenden Maßnahmen ergreift, sich von der Begierde (auch dieser speziellen) erlösen.

Tatsächlich verhilft Krafttraining zu einer besseren Muskelkontrolle und damit auch zu einer besseren Entspannungsfähigkeit.

Was ist eigentlich Willenskraft? Der freie Wille selbst ist ja umstritten.
"Man kann tun, was man will, aber man kann nicht wollen, was man will"
(Schopenhauer, glaub ich)

Trinculo
10-12-2007, 08:57
Tatsächlich verhilft Krafttraining zu einer besseren Muskelkontrolle und damit auch zu einer besseren Entspannungsfähigkeit. Ist das so? Haben alle, die ihre Kraft im Fitnessstudio trainieren, bessere Entspannungsfähigkeit? Und weshalb machen dann so wenige Taiji-Praktizierende hartes Krafttraining ;)?


Was ist eigentlich Willenskraft? Der freie Wille selbst ist ja umstritten.
Ich habe den Begriff nicht ins Spiel gebracht, und halte das in diesem Zusammenhang auch nicht für sinnvoll :)

john_doe
10-12-2007, 09:12
Hallo iron101headDareius!



für mich heißt meinen Gegner zu lieben auch zu versuchen mir vorzustellen warum er dies tut.

Mal unterstellt, man ist tatsächlich in einer ernsten SV-Situation und weiter unterstellt, daß man keine Alternative mehr hat, als sie durch Kampf (so oder so ;) ) zu beenden, so ist es imho sehr risikoreich, sich mit den möglichen Gründen seines Gegners zu beschäftigen ...


Erkennen das er einen Grund hat warum er dies tut,

Natürlich wird er einen Grund haben, sonst würde er das ja nicht tun und selbst wenn er Dich "grundlos" angreift - das ist dann immer noch Grund genug.


auch wenn man den wohl in den meißten Fällen nie erfassen wird.

Sehe ich auch so, also - was interessiert es mich? In solch einer Situation gilt mein oberstes Interesse den Fakten und der Unversehrtheit meiner eigenen Haut und nicht den Gründen, warum mich jemand attakiert.

"Liebe Deinen Nächsten ..." ist eine wunderbare Sache, aber was ist, wenn Dein Nächster Dich nicht liebt? Hälst Du dann auch die andere Wange hin? Ich meine, wenn Du das wirklich tust, dann verdienst Du - ganz ehrlich - meinen Respekt.


Schöne Grüße,
john_doe

john_doe
10-12-2007, 09:16
Hallo bluemonkey!



Dieses Paradoxon tritt auch im Buddhismus auf, wo die Begierde auf die Erlösung von der Begierde dazu führt, dass man die entsprechenden Maßnahmen ergreift, sich von der Begierde (auch dieser speziellen) erlösen.

Ja - wenn ich denke, daß ich nicht mehr an daran denke, so denke ich immer noch daran.

Also versuche ich nicht zu denken, daß ich nicht mehr daran denke ... :D


Schöne Grüße,
john_doe

shin101
10-12-2007, 09:56
Mal unterstellt, man ist tatsächlich in einer ernsten SV-Situation und weiter unterstellt, daß man keine Alternative mehr hat, als sie durch Kampf (so oder so ;) ) zu beenden, so ist es imho sehr risikoreich, sich mit den möglichen Gründen seines Gegners zu beschäftigen ...

Du weißt sicher das ich keinen Monolog in Form eines Romans in der Situation führen würde. Aber man geht gleich anders ran. Kontrollierter, gelassener. Und gelassen zu sein heißt in dem Fall nicht die Deckung runterzulassen.

Man vermeidet vieles auch schon im Vornherein. Natürlich kommt man so nicht aus allem raus


Natürlich wird er einen Grund haben, sonst würde er das ja nicht tun und selbst wenn er Dich "grundlos" angreift - das ist dann immer noch Grund genug.

Ja da betrachtet man aber nur das oberflächliche.Die Menschen machen oft A um Sache T zum Ausdruck zu bringen.

Verstehst du ?:)



Sehe ich auch so, also - was interessiert es mich? In solch einer Situation gilt mein oberstes Interesse den Fakten und der Unversehrtheit meiner eigenen Haut und nicht den Gründen, warum mich jemand attakiert.

Wenn du schonmal in einer Situation warst wo du so Kopfmässig Weckwarst das du jemanden im Training fast getötet hättest, weißt du was ich meine.


"Liebe Deinen Nächsten ..." ist eine wunderbare Sache, aber was ist, wenn Dein Nächster Dich nicht liebt? Hälst Du dann auch die andere Wange hin? Ich meine, wenn Du das wirklich tust, dann verdienst Du - ganz ehrlich - meinen Respekt.

Einen Gegner zu lieben heißt nicht die Deckung runterzulassen. Man ist nur in der Lage einen Sieg wie eine große Niederlage zu feiern.

Viele grüße,
iron

macabre138
10-12-2007, 10:07
@trinculo
Ich verstehe es selbst nicht und kann da auch nur wage Vermutungen anstellen.
Aus dem was ich beim Training miterlebt habe, soll man einfach darauf hoffen, dass durch das Stehen wohl Instinkte aktiviert werden. Diese Instinkte sollen dann bei einem Kampf unbewusst da sein.

Yasha Speed
10-12-2007, 12:14
yiquan ist cool. ist wie judo eine der methoden, bei der ich jedem empfehlen würde, sie sich zumindest mal anzusehen.

scarabe
10-12-2007, 12:25
Kann mich nicht erinnern das so gesagt zu haben. Naja ganz sinnlos ist es nicht. Da man die Mitte in der Regel erst dadurch findet das man beide Seiten der Medallie kennt.Wobei das ganze nichts nützt, wenn weder Bereitschaft noch Wille da sind.

Das ist ja das lustige, man nutzt zb Willen, ihn immer mehr um ihn dann nicht mehr zu nutzen.



Danke :)



Viele grüße,
iron

In diesem Zusammenhang wirds sehr Phisosophisch, denn dieser begriff von Leere setzt die Auflösung der Dualität voraus.... wohin einen Yiquan führen kann...;)

scarabe
10-12-2007, 12:27
Für mich heißt meinen Gegner zu lieben auch zu versuchen mir vorzustellen warum er dies tut.


Viele grüße,
iron

;)hat das auch Zeit bis nach dem Kampf?
aber ansonsten hast Du natürlich Recht...


@ Trinculo:
"Bitter essen" hat in meinem Verständnis und in seinen verschiedenen Zusammenhängen und Uaswirkungen durchaus etwas damit zu tun, denn es entwickelt Disziplin, Beherrschung und den Charakter und somit die Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung, was einem dann in der angesprochenen Situation hilft.

@ macabre: ... sind sie auch, keine Sorge...

shin101
10-12-2007, 13:15
;)hat das auch Zeit bis nach dem Kampf?
aber ansonsten hast Du natürlich Recht...

Das fängt für mich schon vorher an und geht bis danach. Ich finde man entwickelt mit der Zeit wenn man sich nach innen richtet, dieses innere beobachtet,ein extremes Auge nicht nur für sich und den Kampf, sondern auch für den Gegner.

Mit diesem extremen Auge meine ich, dass man ziehmlich Zügig erkennt was man charakterlich für einen Gegner hat. Vorrausgesetzt ist natürlich das man zb nicht von hinten Angegriffen wird oder eine sonstige Form von Überraschung, da ist natürlich der Fall schnell finishen und Weg:)


Viele grüße,
iron

Jörg B.
10-12-2007, 14:02
Wie john_doe (hi übrigens! ;)) schon völlig richtig schrieb, was schert mich die Gefühlswelt meines Angreifers? Oder platt gesagt, es geht mir am Ar... vorbei, ob ihn seine Frau verlassen hat, er seinen Job verloren hat, oder ob er eine schlechte Kindheit hatte.

Und noch was: Den möchte ich sehen, der in der Lage ist, 'seinen Geist zu leeren' und jedwede Emotion auszublenden, wenn der Angreifer plötzlich eine Waffe zieht.

Oder auf die eigene Frau oder Kinder losgeht.


Tut mir leid, aber irgendwie habe ich manchmal den Eindruck, daß hier viele vom kämpfen ausserhalb des Training reden wie ein paar alte Jungfern, die sich nach dem Ansehen eines *****s über Sexpraktiken unterhalten.

Kämpfen völlig ohne Emotionen, ganz spontan...alle Aktionen vom Yi gesteuert, funktioniert im 'wirklichen Leben' nur eingeschränkt.

Concept-Arnis
10-12-2007, 14:10
Meine Frage wäre: Wenn ich richtig verstanden habe, ist Yiquan eine "Weiter"-Entwicklung oder Abspaltung von Xingyiquan. Gibt es im Yiquan noch Lemente, die an Xingyi erinnern oder damit zutun haben?

scarabe
10-12-2007, 14:16
Und noch was: Den möchte ich sehen, der in der Lage ist, 'seinen Geist zu leeren' und jedwede Emotion auszublenden, wenn der Angreifer plötzlich eine Waffe zieht.

Oder auf die eigene Frau oder Kinder losgeht.


.


sorry, aber wenns wirklich plötzlich und unerwartet ernst wird, hast Du absolut keine Zeit mehr für Angst, Aggression o.ä., da schaltest Du auf Automatik, das Adrenalin schwappt hoch und Du handelst. Ohne Gefühl. Und oft weißt Du danach auch gar nicht mehr, was Du eigentlich gemacht hast.
Gefühle und NAchdenken oder auch das große Zittern kommen erst später und das ist auch gut so, denn sie würden die Reaktionen nur verzögern.

Was anderes ist es, wenn ein Kampf länger dauert, dann gilt es aber besonders, ruhig und kühl zu bleiben.

Jörg B.
10-12-2007, 14:33
sorry, aber wenns wirklich plötzlich und unerwartet ernst wird, hast Du absolut keine Zeit mehr für Angst, Aggression o.ä., da schaltest Du auf Automatik, das Adrenalin schwappt hoch und Du handelst. Ohne Gefühl. Und oft weißt Du danach auch gar nicht mehr, was Du eigentlich gemacht hast.
Gefühle und NAchdenken oder auch das große Zittern kommen erst später und das ist auch gut so, denn sie würden die Reaktionen nur verzögern.



Dem wiederum kann ich zustimmen. Nach dem Zorn kommt erst mal nix...da ist nur Handlung.

Herrje, es wäre schon schön, wenn hier so geschrieben würde, das man das auch als 'Teilzeit-IMA'ler' versteht. ;)

sven.s
10-12-2007, 14:38
In diesem Zusammenhang wirds sehr Phisosophisch, denn dieser begriff von Leere setzt die Auflösung der Dualität voraus.... wohin einen Yiquan führen kann...;)

ebenso wie z.B. Kartoffeln schälen.

Gruß, Sven

Trinculo
10-12-2007, 14:41
Das alles hat aber so gut wie nichts mit Yiquan zu tun ... oder genauso viel mit Yiquan wie mit Kartoffelschälen ;)

bluemonkey
10-12-2007, 14:59
Kämpfen völlig ohne Emotionen, ganz spontan...alle Aktionen vom Yi gesteuert, funktioniert im 'wirklichen Leben' nur eingeschränkt.


Was bedeutet in diesem Zusammenhang Yi?
Im Taiji kenne ich "Xin und Yi verbinden sich", was manchmal interpretiert wird als konfliktloses Zusammenspiel von Emotionen/Instinkten (Xin, Herz) und der
Steuerung durch den Verstand (Yi).
Teilweise bezeichnet Yi auch die geistige Vorwegnahme/Steuerung einer Handlung (das Yi führt das Qi... in der Form) oder eine Handlung mit einer bestimmten Bewegungsvorstellung "Durch den Gegner hindurch, bis an die Wand schieben".
Ist es im Yiquan nicht so, dass in den Standübungen sich Bewegungen vorgestellt werden, dass die Bewegungsimpulse gespürt werden, die Bewegung aber ausbleibt?
Gehört Yi also zum Bewußtsein, bzw. wie komme ich von den bewußten Vorstellungen zum unbewußten Wuji? Wer oder was handelt da? Das Tao durch das Yi?

Karl-Heinz
10-12-2007, 15:02
Stefan Gätzner vom Wuhun Magazin hat ein paar interessante Videos zum Yiquan auf seine Seite gestellt:

Mediathek (http://www.wuhun.de/html/mediathek.html)

Trinculo
10-12-2007, 15:08
Was bedeutet in diesem Zusammenhang Yi?
Im Taiji kenne ich "Xin und Yi verbinden sich", was manchmal interpretiert wird als konfliktloses Zusammenspiel von Emotionen/Instinkten (Xin, Herz) und der
Steuerung durch den Verstand (Yi).
Teilweise bezeichnet Yi auch die geistige Vorwegnahme/Steuerung einer Handlung (das Yi führt das Qi... in der Form) oder eine Handlung mit einer bestimmten Bewegungsvorstellung "Durch den Gegner hindurch, bis an die Wand schieben".
Ist es im Yiquan nicht so, dass in den Standübungen sich Bewegungen vorgestellt werden, dass die Bewegungsimpulse gespürt werden, die Bewegung aber ausbleibt?
Gehört Yi also zum Bewußtsein, bzw. wie komme ich von den bewußten Vorstellungen zum unbewußten Wuji? Wer oder was handelt da? Das Tao durch das Yi?

Das Yi ist das, was die Bewegungen steuert. Darüber muss man sich nicht sonderlich viel Gedanken machen, man muss einfach trainieren. Und nur weil es Yiquan heißt, muss man nicht gesondert sein Yi trainieren. Das ist eines der größten Missverständnisse der Yiquan-Geschichte, aber kaum auszurotten. Nicht denken beim Bewegen, dann kommt das schon.

Viele Grüße,

Trinculo

shin101
10-12-2007, 18:23
Stefan Gätzner vom Wuhun Magazin hat ein paar interessante Videos zum Yiquan auf seine Seite gestellt:

Mediathek (http://www.wuhun.de/html/mediathek.html)

Hallo Karl-Heinz, leider tut es nur noch das erste Video zum Thema Yi Quan, war aber trotzdem sehr interessant :)


Viele grüße,
iron

Karl-Heinz
10-12-2007, 18:26
Hi,

ich kann alle Videos laden.

Grüße,
Karl-Heinz

Trinculo
10-12-2007, 18:28
Die im Yiquan praktizierten Vorstellungsübungen beziehen sich auf das Nervensystem und stärken unsere Geisteskraft.

Diese Aussage halte ich z.B. für die folgenschwere Konsequenz des Versuches, chinesische Fachbegriffe mit denen der Anatomie und Physiologie zu übersetzen. Der erste Teil ist redundant, der zweite zweifelhaft.

P.S.: Das Zitat ist natürlich nicht von Scarabe, sondern aus dem von ihr zitierten Text.

shin101
10-12-2007, 18:34
Hi,

ich kann alle Videos laden.

Grüße,
Karl-Heinz

Oki, naja ich beziehe mich auf die Yi Quan Videos da kommt bei den Voführungen des Herrn Yao, das die Videos nicht mehr zu Verfügung stehen :)


Viele grüße,
iron

Trinculo
10-12-2007, 18:36
sorry, aber wenns wirklich plötzlich und unerwartet ernst wird, hast Du absolut keine Zeit mehr für Angst, Aggression o.ä., da schaltest Du auf Automatik, das Adrenalin schwappt hoch und Du handelst. Ohne Gefühl. Und oft weißt Du danach auch gar nicht mehr, was Du eigentlich gemacht hast.
Gefühle und NAchdenken oder auch das große Zittern kommen erst später und das ist auch gut so, denn sie würden die Reaktionen nur verzögern.

Ja, das ist aber bei jedem so, da muss ich nicht erst das Yang versiegeln und grün-violettes Qi durch das 4. Chakra in die Wirbelsäule ziehen ;)

Karl-Heinz
10-12-2007, 18:54
Muss ein Fehler mit Deinem Browser sein:

YouTube - æ„拳 Yiquan Yao Chengrong sanshou (http://www.youtube.com/watch?v=Sj2edVl0DTo)

YouTube - æ„拳 Yiquan pushing hands Yao Chengrong (http://www.youtube.com/watch?v=aRk-Jv8ee0c)

scarabe
10-12-2007, 20:27
Ja, das ist aber bei jedem so, da muss ich nicht erst das Yang versiegeln und grün-violettes Qi durch das 4. Chakra in die Wirbelsäule ziehen ;)

ach, macht man das beim Yi Quan jetzt so...?


Was das Nervensystem und Deine Aussage des vorherigen Posts betrifft: Es sind verblüffende Ähnlichkeiten zu B.K. Frantzis, dessen Auflösungstechniken sich ebenfalls auf das Nervensystem beziehen.... vielleicht doch mehr dahinter?

taokriegerin
10-12-2007, 20:56
ich denke, um konsequent zu sein, haben keine Gefühle im Kampfesfall etwas zu suchen, denn dann ist es keine Leere. Man muß fähig sein, sich absolut zu leeren. -focussieren-konzentrieren- alles andere wegzulassen?-
Bei einem ernsten, schwierigen Gegner kann Liebe hinderlich sein, d.h., natürliche Fähigkeiten und Reflexe unterbinden oder zumindest soviel Platz einnehmen, daß Klarheit und Freiheit für entsprechende Reaktionen
fehlen.


Hm... warum müssen Leere und Liebe Gegensätze sein? Und warum muss Liebe im Kampf behindern?

Also wenn ich das jetzt malen müsste, dann wäre für mich ein Zustand von Hass oder Angst dem gleichzusetzen, wenn das Herz sich immer enger zusammenzieht und nach aussen abgeschlossen wird, während für mich der Zustand "wahrer" Liebe so aussehen würde, dass das Herz sich immer weiter öffnet und mit dem Licht um es herum verbindet und an immer weniger "Eigenem" festhält, bis sich irgendwann alle Grenzen auflösen...
Also jetzt mal intuitiv bildlich beschrieben... Aber ist dieser grenzlose Zustand der an nichts festhält nicht auch der Zustand der Leere?

Und Liebe muss doch nicht heissen, den anderen z.B. nicht schlagen zu wollen oder ihn verändern zu wollen? Sondern eher ihn ganz so anzunehmen, wie er ist und darauf zu reagieren... Aber warum sollte das im Kampf hindern? Würde eher sagen, dass das dann eben so ist, dass ich meinen Gegner genau verstehe und verstehe, warum er so handelt wie er handelt, aber dieses Verständnis behindert ja meine eigenen Handlungen nicht, sondern unterstützt sie eher... Und wenn ich ihn nicht schlagen würde, würde ich ihm im Ernstfall erlauben, Schlechtes zu tun bzw. im Training ihn nicht ernstnehmen... D.h. warum sollte ich das nicht tun?

Muss da an einen Satz meines Taiji-Lehrers denken: "Sieh selbst den Tyrannen mit den traurigen Augen eines Arztes an, der spürt, seinen Patienten nicht mehr retten zu können, aber dennoch ihm helfen möchte" (siehe www.wudang-deutschland.com->WudangWeekly->Text4)

Ok... war jetzt irgendwie ein kleiner Exkurs, aber ich hoffe trotzdem nicht ganz off-topic;)

bluemonkey
10-12-2007, 21:00
Ja, das ist aber bei jedem so, da muss ich nicht erst das Yang versiegeln und grün-violettes Qi durch das 4. Chakra in die Wirbelsäule ziehen ;)

Ich halte es durchaus für möglich, dass das intensive, länger dauernde Trainieren von bestimmten Geisteszuständen (Form, Meditation...), dazu führt, dass diese Zustände für den Übenden mehr und mehr auch außerhalb des Trainings spontan (unbewußt) verfügbar sind.
Ähnlich wie intensives Strukturtraining auch die Alltagshaltung allmählich verbessert, ohne dass man dauernd darauf achtet.
D.h. bewußte Kontrolle im Training / Spontanität in der Anwendung.

In Extremsituationen (z.B. Verkehrsunfällen) tritt teilweise von alleine ein ruhiger (von außen beobachtender) Geistes-Zustand auf (Schock?). Hängt allerdings von den Vorerfahrungen ab. Ist die Extremsituation bekannt oder geübt, wird sich eher ein mittleres geistiges Spannungsniveau einstellen, das der Situation angemessen ist.

scarabe
10-12-2007, 21:04
Liebe- wahre, freie Liebe und nicht das, was bei uns fälschlicherweise häufig darunter verstanden wird- ist Bestandteil der spirituellen Kultivierung, mit allen Konsequenzen.

So verankert sorgt sie u.a. im Kampf dafür, daß man einem Gegner nicht mehr schadet, als erforderlich, ohne eigens darüber nachdenken zu müssen.
Liebe sollte aber nicht mit "Hören" des Gegners verwechselt werden, denn das geht auch ohne Liebe.
(siehe Beschreibung bliemonkey)

Ansonsten hat das Bewußtsein von Liebe im Moment eines drohenden Kampfes den selben beeinträchtigenden Ablenkungseffekt, wie ihn jede andere Emotion hätte.
Weniger Klarheit, weniger Leere (die aber wiederum u.a. das Potenzial für Liebe darstellt)

bluemonkey
10-12-2007, 21:27
Muss da an einen Satz meines Taiji-Lehrers denken: "Sieh selbst den Tyrannen mit den traurigen Augen eines Arztes an, der spürt, seinen Patienten nicht mehr retten zu können, aber dennoch ihm helfen möchte" (siehe www.wudang-deutschland.com->WudangWeekly->Text4)



Es gibt da die nette Geschichte des Buddhisten, der auf einem Schiff war, als Piraten das Schiff überfielen, und drohten, alle Passagiere zu ermorden.
Er hat dann die Piraten getötet.
Nicht um die Passagiere zu retten, denn die wären eh früher oder später gestorben.
Sondern um die Piraten zu retten, denn durch die Morde hätten Sie eine extreme Menge schlechtes Karma angehäuft.
->Töten geht auch aus Mitgefühl (hängt halt von der Sichtweise ab :D)

IMO entspringt das spirituelle Mitgefühl (die Liebe zu allen Dingen) der Erkenntnis/Erfahrung der Illusion des inhärent existierenden Ichs und dem Nichtgetrenntsein von allem Seienden.

In der absoluten Leere (weder leer noch nichtleer) sollte aber auch das
aufgelöst werden (weder Existenz noch Nichtexistenz)?

taokriegerin
10-12-2007, 21:36
Liebe sollte aber nicht mit "Hören" des Gegners verwechselt werden, denn das geht auch ohne Liebe.

Einverstanden:)


Ansonsten hat das Bewußtsein von Liebe im Moment eines drohenden Kampfes den selben beeinträchtigenden Ablenkungseffekt, wie ihn jede andere Emotion hätte.
Weniger Klarheit, weniger Leere (die aber wiederum u.a. das Potenzial für Liebe darstellt)

Oder Liebe als Potential für Leere, wie ich das oben versucht habe zu beschreiben... hm... ich bin immer noch der Meinung, dass Liebe nicht zwangläufig weniger Klarheit bewirkt... also wenn man liebt, ohne daran festzuhalten bzw. sich die Liebe durch Loslassen auszeichnet... also generell stören ja die Gefühle nicht selbst, sondern dass man in ihnen gefangen ist... naja... weiss selber grad nicht so ganz, wie ich das klar formulieren könnte, sorry;)

john_doe
10-12-2007, 22:18
Hallo taokriegerin!



Hm... warum müssen Leere und Liebe Gegensätze sein? Und warum muss Liebe im Kampf behindern?

Also wenn ich das jetzt malen müsste, dann wäre für mich ein Zustand von Hass oder Angst dem gleichzusetzen, wenn das Herz sich immer enger zusammenzieht und nach aussen abgeschlossen wird,

Angst und Enge haben etymologisch eine Verbindung.


Und Liebe muss doch nicht heissen, den anderen z.B. nicht schlagen zu wollen oder ihn verändern zu wollen? Sondern eher ihn ganz so anzunehmen, wie er ist und darauf zu reagieren... Aber warum sollte das im Kampf hindern? Würde eher sagen, dass das dann eben so ist, dass ich meinen Gegner genau verstehe und verstehe, warum er so handelt wie er handelt, aber dieses Verständnis behindert ja meine eigenen Handlungen nicht, sondern unterstützt sie eher... Und wenn ich ihn nicht schlagen würde, würde ich ihm im Ernstfall erlauben, Schlechtes zu tun bzw. im Training ihn nicht ernstnehmen... D.h. warum sollte ich das nicht tun?

"... das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschickes zu erdulden, oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden?"


Schöne Grüße,
john_doe

bluemonkey
10-12-2007, 22:35
"... das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschickes zu erdulden, oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden?"


Selbsttötung ist keine Lösung und steht daher außer Frage!

Trinculo
10-12-2007, 22:55
Ich halte es durchaus für möglich, dass das intensive, länger dauernde Trainieren von bestimmten Geisteszuständen (Form, Meditation...), dazu führt, dass diese Zustände für den Übenden mehr und mehr auch außerhalb des Trainings spontan (unbewußt) verfügbar sind. Davon hatte ich nicht gesprochen, sondern hiervon:


sorry, aber wenns wirklich plötzlich und unerwartet ernst wird, hast Du absolut keine Zeit mehr für Angst, Aggression o.ä., da schaltest Du auf Automatik, das Adrenalin schwappt hoch und Du handelst. Ohne Gefühl. Und oft weißt Du danach auch gar nicht mehr, was Du eigentlich gemacht hast.
Gefühle und NAchdenken oder auch das große Zittern kommen erst später und das ist auch gut so, denn sie würden die Reaktionen nur verzögern.

Und das passiert automatisch, und wird mit Vorstellungstraining bestimmt nicht besser ;)

Galaxy
10-12-2007, 22:59
Hm... warum müssen Leere und Liebe Gegensätze sein? Und warum muss Liebe im Kampf behindern?

Also wenn ich das jetzt malen müsste, dann wäre für mich ein Zustand von Hass oder Angst dem gleichzusetzen, wenn das Herz sich immer enger zusammenzieht und nach aussen abgeschlossen wird, während für mich der Zustand "wahrer" Liebe so aussehen würde, dass das Herz sich immer weiter öffnet und mit dem Licht um es herum verbindet und an immer weniger "Eigenem" festhält, bis sich irgendwann alle Grenzen auflösen...
Also jetzt mal intuitiv bildlich beschrieben... Aber ist dieser grenzlose Zustand der an nichts festhält nicht auch der Zustand der Leere?

Und Liebe muss doch nicht heissen, den anderen z.B. nicht schlagen zu wollen oder ihn verändern zu wollen? Sondern eher ihn ganz so anzunehmen, wie er ist und darauf zu reagieren... Aber warum sollte das im Kampf hindern? Würde eher sagen, dass das dann eben so ist, dass ich meinen Gegner genau verstehe und verstehe, warum er so handelt wie er handelt, aber dieses Verständnis behindert ja meine eigenen Handlungen nicht, sondern unterstützt sie eher... Und wenn ich ihn nicht schlagen würde, würde ich ihm im Ernstfall erlauben, Schlechtes zu tun bzw. im Training ihn nicht ernstnehmen... D.h. warum sollte ich das nicht tun?

Muss da an einen Satz meines Taiji-Lehrers denken: "Sieh selbst den Tyrannen mit den traurigen Augen eines Arztes an, der spürt, seinen Patienten nicht mehr retten zu können, aber dennoch ihm helfen möchte" (siehe www.wudang-deutschland.com->WudangWeekly->Text4)

Ok... war jetzt irgendwie ein kleiner Exkurs, aber ich hoffe trotzdem nicht ganz off-topic;)


Hi taokriegerin,

ich finde Du bist absolut on-topic :)
Aus meiner Sicht berührst Du nicht nur den Kern aller KK. Sondern das "Leben" ansich. Mach weiter so!

Liebe Grüße,
Torsten

vakuum
10-12-2007, 23:01
mitgefühl ist mitgewusste bewegung - vom fuchteln bis zu fein-psychischem.
wie könnte es ein nachteil sein?


viele grüsse

vakuum

Trinculo
10-12-2007, 23:02
Selbsttötung ist keine Lösung und steht daher außer Frage!

Da geht es nicht um Selbsttötung, sondern um Ertragen oder Kämpfen ;)

Galaxy
10-12-2007, 23:17
Einverstanden:)



Oder Liebe als Potential für Leere, wie ich das oben versucht habe zu beschreiben... hm... ich bin immer noch der Meinung, dass Liebe nicht zwangläufig weniger Klarheit bewirkt... also wenn man liebt, ohne daran festzuhalten bzw. sich die Liebe durch Loslassen auszeichnet... also generell stören ja die Gefühle nicht selbst, sondern dass man in ihnen gefangen ist... naja... weiss selber grad nicht so ganz, wie ich das klar formulieren könnte, sorry;)

Worum sonst kann es gehen als um "Gefühle"!? Wenn ein Kämpfer seinen Körper nicht fühlt, wie soll er dann gut kämpfen!? Ob mit oder ohne Anspannung, das "Gefühl" ist für mich der Indikator. Nicht umsonst geht es bei mir im Kern ums Aggieren und Tun im "Gefühl" - nicht aus dem Gefühl "heraus"!
Das kontrollierte, erspürte und oder auch selbst hergestellte "Gefühl", kann einem die Kontrolle in jeglicher Situatiion eröffnen. Wie gesagt, das ist meine Sichtweise, aber auch Erfahrung.

Grüße,
Torsten

scarabe
10-12-2007, 23:37
Einverstanden:)


Oder Liebe als Potential für Leere, wie ich das oben versucht habe zu beschreiben... hm... )

na ja, da sind wir dann wieder in der u.a. indischen Spiritualität, Liebe als göttliche Kraft der Schöpfung und als größte Kraft, durch die un dmit der alles Entstehen erst möglich wird.
Andererseits beinhaltet die Schöpfung, Gott, das Dao oder wie auch immer man es nennen oder sehen mag, eben alles- als auch Liebe sowohl wie Nicht-Liebe usw.....
und ebenso Auflösung von Illusionen und Projektionen.

Letzendlich wird die Leere nicht als das Nichts gesehen, sondern zugleich als das unendliche Potenzial, aus dem alles entstehen kann, bzw als das Alles-ist-Eins, Sein und Nicht-Sein, was nach unseren Fähigkeiten der Wahrnehmung oft so Liebe-voll IST/oft als pure Liebe empfunden wird...
es könnte aber auch sein, daß unsere Wahrnehmung angesichts der Leere automatisch auf Einheit und Liebe weiterschaltet...?
(allerdings sollte Mensch nicht in Versuchung geraten, sein Hirn durch chemische Stimulationen auf erweiterte Wahrnehmung und Liebe zu trimmen, sonst rutscht er schnell in eine trübe Illusionswelt ab...)



Was das Körper-fühlen und das Körper-Bewußtsein betrifft, stimme ich Galaxy absolut zu, wobei natürlich auch das im Kampfesfall einfach und natürlich vorhanden sein sollte, ohne daß man besonders darauf achten müßte...
...wobei man dann so auf Adrenalin ist, daß man tatsächlich nur noch wenig fühlt- was es einem ermöglicht, trotz Verletzungen ggf. weiterzukämpfen... den Schmerz fühlt man erst hinterher. So gesehen unterscheide ich zwischen Körper-Bewußtsein und Fühlen.

bluemonkey
11-12-2007, 07:08
Da geht es nicht um Selbsttötung, sondern um Ertragen oder Kämpfen ;)


Durch Kämpfen Schicksalschläge abstellen?:confused:

Nichtsein = Kämpfen?

"...Sterben – schlafen –
Nichts weiter! – und zu wissen, dass ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil – ’s ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen."

bluemonkey
11-12-2007, 07:44
Worum sonst kann es gehen als um "Gefühle"!? Wenn ein Kämpfer seinen Körper nicht fühlt, wie soll er dann gut kämpfen!? Ob mit oder ohne Anspannung, das "Gefühl" ist für mich der Indikator. Nicht umsonst geht es bei mir im Kern ums Aggieren und Tun im "Gefühl" - nicht aus dem Gefühl "heraus"!
Das kontrollierte, erspürte und oder auch selbst hergestellte "Gefühl", kann einem die Kontrolle in jeglicher Situatiion eröffnen. Wie gesagt, das ist meine Sichtweise, aber auch Erfahrung.

Grüße,
Torsten

Meiner Meinung nach gibt es hier eine Begriffsvermengung zwischen "Gefühl" als anderes Wort für Emotion (Wut, Angst, Liebe, Freude,...) und der Verwendung von
"Gefühl" als Synonym für Wahrnehmen auf bestimmten Kanälen (Hautsinne und Körperwahrnehmung). Nicht zuletzt sicherlich auch dadurch, dass Emotionen auf diesen Kanälen wahrgenommen, "gefühlt" werden.
Da Emotionen die Motoren für unsere Handlungen sind, ist eine gute Wahrnehmung der Emotionen ein Schritt auf dem Weg zu mehr Freiheit (im Gegensatz zum Leugnen oder Unterdrücken).

Frage an einen Zenmeister:
"Was macht ihr mit der Angst?"
Antwort:
"Ich bin mit ihr einverstanden!"

Wir sollten IMO auch trennen zwischen der umgangssprachlichen "Liebe", die eigentlich Begierde bezeichnet ("Ich liebe Schokolade") - die allerdings (wie alle Emotionen) für das Überleben der Art wichtig ist - und der spirituellen "Liebe", die nicht unterscheidet, wertet oder auf ein bestimmtes Objekt bezogen ist, sondern aus Erfahrungen der Verbundenheit mit Allem entspringt.

Trinculo
11-12-2007, 08:25
Durch Kämpfen Schicksalschläge abstellen?:confused:

Nichtsein = Kämpfen?

"Or to take arms against a sea of troubles
And, by opposing, end them"

So aus dem Gedächtnis ;)

Aber es wäre schön, wenn wir hier wieder Richtung Yiquan kämen. Die Diskussion ist doch recht allgemein geworden.

sven.s
11-12-2007, 08:27
Wir sollten IMO auch trennen zwischen der umgangssprachlichen "Liebe", die eigentlich Begierde bezeichnet ("Ich liebe Schokolade") - die allerdings (wie alle Emotionen) für das Überleben der Art wichtig ist - und der spirituellen "Liebe", die nicht unterscheidet, wertet oder auf ein bestimmtes Objekt bezogen ist, sondern aus Erfahrungen der Verbundenheit mit Allem entspringt.

Was ich bisher aber nicht verstanden habe ist, warum wir das hier überhaupt Diskutieren sollten, wo meiner Meinung nach die meisten oder zumindest viele Beiträge in der Rubrik "Philosophie, Esoterik und Tradition" besser aufgehoben wären. Sollte es hier nicht um Yiquan gehen?

Gruß, Sven

scarabe
11-12-2007, 10:11
Wir sollten IMO auch trennen zwischen der umgangssprachlichen "Liebe", die eigentlich Begierde bezeichnet ("Ich liebe Schokolade") - die allerdings (wie alle Emotionen) für das Überleben der Art wichtig ist - und der spirituellen "Liebe", die nicht unterscheidet, wertet oder auf ein bestimmtes Objekt bezogen ist, sondern aus Erfahrungen der Verbundenheit mit Allem entspringt.

super ausgedrückt, das hab ich eigentlich auch so gemeint.
Wobei ich mich manchmal frage, wieviel davon reine Liebe ist und wieviel unser Streben danach, also sozusagen "behaftet" von dem Wunsch nach Liebe (jedweder Art).
Wenn ich davon schreibe, daß wahre Liebe klar und frei ist, d.h., ohne jegliche Anhaftungen und persönliche Wünsche als Hintergrund, meine ich
-daß diese umfassende spirituelle Liebe auch zwischen zwei Menschen möglich wäre- wenn eigene Interessen wegfallen würden und
-daß es angebracht wäre, sich mal über das eigene Bild von Liebe und dem Streben danach ein paar Gedanken zu machen.


Ok, zurück zu Yiquan, wobei man natürlich fragen könnte, inwieweit das dadurch geklärte Bewußtsein nicht nur körperlich/ im Kampf sondern auch allgemein zu einer anderen Einstellung/anderem Verhalten beiträgt...?;)
Was fühlt/erlebt Ihr denn so bei der Yiquan-Praxis, was hat sich verändert...?

Trinculo
11-12-2007, 10:14
Ok, zurück zu Yiquan, wobei man natürlich fragen könnte, inwieweit das dadurch geklärte Bewußtsein nicht nur körperlich/ im Kampf sondern auch allgemein zu einer anderen Einstellung/anderem Verhalten beiträgt...?;)
Was fühlt/erlebt Ihr denn so bei der Yiquan-Praxis, was hat sich verändert...?

Nennt mich anspruchslos, aber ich will keine Verhaltenstherapie, sondern einfach besser kämpfen lernen ;)

scarabe
11-12-2007, 10:23
ok, das ist in einem KK-Forum ja auch verständlich- d.h., Dir gehts vor allem um die Entwicklung im Kampf, eventuelle "Begleiterscheinungen" sonstiger Entwicklung werden in Kauf genommen...:D

Hast Du/ oder sonst jemand in puncto Kampf schon Veränderungen bemerkt, veränderte Reaktionen, bessere Konzentration, besseres Gleichgewicht, bessere Wahrnehmung der Situation o.ä.?

Hengli
18-12-2007, 16:52
ja

Trinculo
18-12-2007, 16:58
Hast Du/ oder sonst jemand in puncto Kampf schon Veränderungen bemerkt, veränderte Reaktionen,
Die Reaktionsgeschwindigkeit wird deutlich erhöht, auch in anderen Situationen.


bessere Konzentration, DAS Problem hat man in einem Kampf meist nicht, eher den Tunnelblick.


besseres GleichgewichtJa, aber in der Bewegung, nicht durch Stehen und Wurzeln ;)


bessere Wahrnehmung der Situation o.ä.?Vor allem stark verbesserte Wahrnehmung der Absicht des Gegners.

scarabe
18-12-2007, 19:25
hm, dann mögen die "alten Asiaten" (Ok, so alt ist Yiquan auch nicht...) sich ja schrullig ausdrücken, aber die Methoden scheinen bei allen doch gut zu funktionieren?

Trinculo
18-12-2007, 19:27
Es ist ja niemand gezwungen, sie anzuwenden, wenn er nicht möchte ;)

Klaus
18-12-2007, 19:52
Den Kern der Methodiken gibt es so oder ähnlich mehr als 2000 Jahre. Damals nannte man die Leute die solche Reflexe, Wahrnehmungen und Intuitionen hatten "Übermenschen". Vermutlich könnte man in der Hirnforschung finden, dass bei solchen Leuten die Hirnregionen besonders intensiv kooperieren, weil Instinkt A gut mit B verknüpft ist und nicht gegeneinander arbeitet. Dafür muss man lediglich genug Zeit damit verbringen, A und B sich miteinander "unterhalten" zu lassen, und dem Ergebnis nicht vorgreifen. Was man tun muss, damit sich erfolgreich die Körperstatik so entkoppelt dass sich die Muskeln automatisch den notwendigen Gegendruck entwickeln dass bei äusseren "Eingriffen" immer noch die gewünschte Bewegung entsteht, als hinge kein 100-Kilo-Mann an einem, weiss ich auch nicht (vermutlich nur seine Formen, meditativ-langsamen Übungen und ein bischen freies PH/Sporttraining), bei mir war das mit 34 halt plötzlich da.

shin101
23-12-2007, 20:14
Ich habe eine Frage und wollte deswegen nicht extra einen Thread aufmachen, da er schien mir das Thema noch relativ verwandt.
Eine jüngere bekannte von mir praktiziert die Säule für sich alleine, da sie durch ihre häusliche und finanzielle Lage nicht die Möglichkeit besitzt sich jemand profisionellen zu suchen.

Sie hat mir von einem Effekt berichtet der ihr Probleme bereitet und sie nicht weiter weiß.Wenn sie in der Säule steht kommt es ziehmlich schnell das sie ein arges Bedürfnis hat zuerst die Finger und dann die Hand zu bewegen.

Da sie etwa 8 Stunden von mir entfernt wohnt kann ich da auch nicht mal eben so drüber schauen. Ist das vielleicht Ähnlich dem Kopf nach rechts /links zucken eine Auswirkung von Energie ?

Weiß vielleicht jemand woher das Problem mit den Händen rührt ?Weil sie kann die Übung danach nicht vortführen.


Viele grüße,
iron

Drachin
23-12-2007, 22:12
Vielleicht vorher und ab und zu im Laufe des Tages die Hände mal locker ausschütteln? Oder mal in den Sessel flezen und die Hände tun lassen was sie wollen? Oder mal kräftig abtanzen, ganz unkontrolliert? Oder sogar während der Stehenden Säule einfach mal die Bewegung durchlassen.

Mit Sicherheit ist das ein Anzeichen von Lebensenergie, denn einem Toten wird das eher nicht passieren. Der hält ganz still. Ein Problem ist das aber nicht. Das Problem ist bloss, wenn man versucht etwas zu sein oder zu scheinen was man nicht ist, also einem Ideal zu genügen.

Be happy, don't worry.

:)

scarabe
23-12-2007, 22:21
Vorausgesetzt, sie hat das Bedürfnis nicht, weil ihre Handposition falsch ist-
ich hab zweierlei erlebt, vielleicht ist es bei ihr ähnlich:

Am Anfang sind die "Energiebahnen" noch nicht frei, weshalb es zu Bewegungsdrang bis hin zu Zucken, Zittern o.ä. kommen kann. Das legt sich mit der Zeit, zuvor kann auch das Bedürfnis entstehen, die entsprechenden Gliedmaßen wegzubewegen.

Das Zweite: Manchmal wird man "wie von Geisterhand" zurechtgerückt, gestreckt und positioniert. Ich weiß, es hört sich bescheuert an, aber es ist wohl einer der Effekte, wenn die Übung aus energetischer Sicht langsam Wirkung zeigt und sich der Körper danach ausrichtet.

Ich würde Deiner Bekannten aber trotzdem empfehlen, auch auf ihr Bauchgefühl zu hören, wenn es ihr deutlich zuviel Energie wird bzw. sie auch das Gefühl haben sollte, sich zu "verbrennen", dann langsam an die Sache heranzugehen.

Klaus
24-12-2007, 01:39
Ich würde dem Gefühl einfach mal nachgeben. Kann ein abgespeicherter Impuls sein, der an die Oberfläche kommt. Oder eben Ausrichten.

Silvan
25-12-2007, 07:33
Hi Iron101headDareius

Schick, wenn die Möglichkeit besteht, deiner Bekannten doch mal zur Anregung dieses Filmchen. YouTube - Budo Masters: Taikiken Shimada (http://www.youtube.com/watch?v=5y8XMWG4Leo)
Wenn es anfängt zu zucken, gebe ich in kleinen runden Bewegungen nach. Und wenn ich zum Ende der Uebung komme, gehe ich dann meist auch ins Open Air Push Hands über, wie es dieser Herr im Film tut.