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Vollständige Version anzeigen : Welche Rolle spielt Aggression im Training?



Shining
19-12-2007, 17:12
Ich rede nicht von ungebündelter Aggression, sondern eher von der kanalisierten Aggression, oder Leidenschaft, die man im Kampf für sich nützt.
Ist Aggressivität hilfreich?
Ist euer Gegner, oder Sparringspartner im Ring "der Feind"? Ich meine imaginäre Feind und nur im Ring.
oder ist es auch ok wenn man sich einfach auf die Technik, viele Treffer zu machen konzentriert?
ich habe schwierigkeiten meine lieben Trainingspartner als Feind zu sehen, bzw emotional oder aggressiv zu Trainieren/Kämpfen, weil ich im Moment das Gefühl habe, dass das eher Fehler verursachen könnte als mich weiter bringt. Vielleicht ist das frauentypisch.
Was bringt am meisten Erfolg? Wie seht ihr das?

Luggage
19-12-2007, 17:16
Ich denke viele fahren diese Aggressivitätsschiene. Mein Ding ist das nicht, ich gehe sicher nicht ins Training um aggressiver zu werden, das wäre für mich ein Rückschritt. Ich denke mit sportlichem Ehrgeiz, aber dennoch immer mit Achtung und Verantwortung dem Partner gegenüber kommt man genauso weit.

Shining
19-12-2007, 17:27
ähm, nicht aggressiver außerhalb des Rings zu werden sondern Aggressionspotential im kampf zu benutzen

Luggage
19-12-2007, 17:50
ähm, nicht aggressiver außerhalb des Rings zu werden sondern Aggressionspotential im kampf zu benutzen
Ich weiß, was du meinst. Die meisten werden das auch als richtig erachten. Ich halte es aber nicht für den richtigen Weg. Ich strebe es an, das Aggressionspotenzial zu senken, und nicht es zu steigern oder auch nur zu kanalisieren. Im (sportlichen) Kampf sollte Kontrolle und Können entscheiden.

Ir-khaim
19-12-2007, 21:26
Ich rede nicht von ungebündelter Aggression, sondern eher von der kanalisierten Aggression, oder Leidenschaft, die man im Kampf für sich nützt.
Ist Aggressivität hilfreich?
Ist euer Gegner, oder Sparringspartner im Ring "der Feind"? Ich meine imaginäre Feind und nur im Ring.
oder ist es auch ok wenn man sich einfach auf die Technik, viele Treffer zu machen konzentriert?
ich habe schwierigkeiten meine lieben Trainingspartner als Feind zu sehen, bzw emotional oder aggressiv zu Trainieren/Kämpfen, weil ich im Moment das Gefühl habe, dass das eher Fehler verursachen könnte als mich weiter bringt. Vielleicht ist das frauentypisch.
Was bringt am meisten Erfolg? Wie seht ihr das?

Egal, was ich im Training mache, ich versuche IMMER die Geisteshaltung herzustellen, die ich auch im Kampf (=SV, nicht Ring) brauche. Kontrollierte Aggression, durch die man die Angst und Schlaghemmungen vergisst.
Geistig immer voll druchziehen, körperlich vorher stoppen.



Ich weiß, was du meinst. Die meisten werden das auch als richtig erachten. Ich halte es aber nicht für den richtigen Weg. Ich strebe es an, das Aggressionspotenzial zu senken, und nicht es zu steigern oder auch nur zu kanalisieren. Im (sportlichen) Kampf sollte Kontrolle und Können entscheiden.

Ich kenne mich im sportlichen Wettkampf nicht so aus, glaube aber, dass bei zwei ungefähr gleich guten Kämpfern der mit der höheren Aggression gewinnt. Wer wirklich Erfolg haben will, braucht die also.

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich kein Interesse daran hätte, eine solche Geisteshaltung im Ring einzusetzen.

Vamacara
19-12-2007, 22:41
Bei uns werden bewusst Aggressionsdrills durchgeführt, um die Blockaden, die einem in einer Notsituation behindern könnten, abzubauen. Ich halte das für eine durchaus sinnbringende Sache. Meinen Sparringspartner / Übungspartner / Pratzenhalter sehe ich prinzipiell nicht als Feind, aber er agiert im Training als solcher. Bisher wurde mir beim Training aber auch nicht wirklich die Zeit gelassen, darüber nachzudenken *fg*

Ich betrachte Aggressionsentwicklung im Training auch aus folgendem Grunde für notwendig: alle reden immer von Verhältnismässigkeit bei der Notwehr. Wenn ich nie gelernt habe, meine Aggressionen gezielt einzusetzen und sie zu steuern, laufe ich ganz schnell Gefahr, die Notwehr zu überschreiten und die Verhältnismässigkeit zu überschreiten.

knife
19-12-2007, 22:50
wenn ich mir mit trainingspartern auf die glocke haue versuche ich immer sie nicht als trainingspartner sondern als gegner anzusehen, das macht es für mich irgendwie leichter kompromisslos draufzuhaun(was unser lieber trainer auch fordert, passieren kann ja nix, tut nur weh:D)

unproVoked
19-12-2007, 22:59
ich würde behaupten bei mir is überhaupt keine aggression im training dabei.
ich bin einfach hochkonzentriert und schlage wenn es sich anbietet, aber aggressiv... ne

es gibt viele die erst richtig aktiv werden, wenn man bei denen mal n härteren treffer gesetzt hat, aber in meinen augen kämpfen die dann eher etwas kopflos, vernachlässigen dann deckung usw.

wenn ich was kassiere analysier ich lieber meinen fehler und versuche den im weiteren kampfverlauf zu vermeiden.

im ring, beim "richtigen" vollkontaktkampf kann ich mir aber durchaus vorstellen auch aggressivität in die schläge zu packen und den gegner wirklich als feind anzusehn, diese situation hatte ich bisher aber noch nicht.

Matti
19-12-2007, 23:54
Ich sehe meine Trainingspartner zwar nicht als Feind, versuche aber trotzdem aggressiv zu kämpfen. Wenn man nicht aggressiv kämpft, verschenkt man mind. 50% seiner Leistung.

Es gibt für mich nur 2 Gründe, nicht aggressiv zu kämpfen:
1. der Gegner ist deutlich schlechter als ich.
2. der Gegner ist so viel besser als ich, daß meine Angriffe sowieso nach hinten losgehen ;)

Luggage
21-12-2007, 09:58
Ich betrachte Aggressionsentwicklung im Training auch aus folgendem Grunde für notwendig: alle reden immer von Verhältnismässigkeit bei der Notwehr. Wenn ich nie gelernt habe, meine Aggressionen gezielt einzusetzen und sie zu steuern, laufe ich ganz schnell Gefahr, die Notwehr zu überschreiten und die Verhältnismässigkeit zu überschreiten.
grmpf... ich... spar mir jetzt die Bemerkung zur Verhältnismäßigkeit ;)
Allerdings finde ich die Argumentation nicht sehr konsistent: Aggression schüren um Schlaghemmung abzubauen heißt den Gegner schonen? Ich weiß, das ist überspitzt, aber darauf läuft's doch hinaus. Jemand, der grds. nicht aggressiv ist, wird so ungehemmter, hat noch viel eher drauf, wo er früher deeskaliert hätte. Würde er im Ernstfall von seiner plötzlich aufkeimenden Aggression überrascht und so zum Killer? Unwahrscheinlich, und wenn, dann würde da auch das Training im angenehmen Schulambiente nicht gegen helfen. Vielmehr sollte man doch im Training lernen seine Aggressionen zu kontrollieren und gezielt zuzuschlagen (ähnlich wie unprovoked das schildert), so dass man sich auch im Ernstfall noch im Griff hat. BTW ist das wilde Draufgehämmere aus KM und Co nicht gerade förderlich, wenn es darum geht, den Notwehrexzess zu vermeiden.

replica
21-12-2007, 15:51
Jemand, der grds. nicht aggressiv ist, wird so ungehemmter, hat noch viel eher drauf, wo er früher deeskaliert hätte. Würde er im Ernstfall von seiner plötzlich aufkeimenden Aggression überrascht und so zum Killer? Unwahrscheinlich, ...

hast du dafür irgendwelche beweise? psychologisches wissen?
ich frage nur weil ich mir denke das es auf die person ankommt und ich mir beides absolut sorstellen kann.

lg

STCH
21-12-2007, 16:01
grmpf... ich... spar mir jetzt die Bemerkung zur Verhältnismäßigkeit
:D

Vamacara
21-12-2007, 16:34
Allerdings finde ich die Argumentation nicht sehr konsistent: Aggression schüren um Schlaghemmung abzubauen heißt den Gegner schonen? Ich weiß, das ist überspitzt, aber darauf läuft's doch hinaus. Jemand, der grds. nicht aggressiv ist, wird so ungehemmter, hat noch viel eher drauf, wo er früher deeskaliert hätte. Würde er im Ernstfall von seiner plötzlich aufkeimenden Aggression überrascht und so zum Killer?


Genau um diesen Überraschungsfaktor geht es. In einer SV-Situation wird man mit Aggressionen konfrontiert, sowohl mit denen des Gegners als auch mti den eigenen. Wer lernen will, damit umzugehen, eben auch in einer SV-Situation, wird nicht drum herum kommen, Aggressionen zu erforschen, sein eigenes Verhalten in einer Streß/aggressiven Situation, seine Reaktion auf Aggressionen. Darum geht es. Ich kenne genug Leute, die nie gelernt haben, mit Aggressionen umzugehen und die genau deshalb ausgetickt sind.

Schlaghemmung abzubauen dient übrigens eher dem Selbstschutz *grins*


Vielmehr sollte man doch im Training lernen seine Aggressionen zu kontrollieren und gezielt zuzuschlagen (ähnlich wie unprovoked das schildert), so dass man sich auch im Ernstfall noch im Griff hat.


Genau das meine ich doch. Nur wird jeder, der lernen will, seine Aggressionen zu kontrollieren, nicht drum herum kommen, diese erstmal zu wecken.

Luggage
21-12-2007, 17:02
hast du dafür irgendwelche beweise? psychologisches wissen?
ich frage nur weil ich mir denke das es auf die person ankommt und ich mir beides absolut sorstellen kann.

Nö, schlichte Behauptung aus meiner Erfahrung - durchaus diskussionsfähig ;)

replica
21-12-2007, 17:23
gut :D

ich bin nämlich auch vamacara's meinung das man besser lernt seine agression zu kontrollieren wenn man zumindest versucht sie bewusst im training einzusetzen. :) kann aber sein das ich mich irre, ich bin absoluter grünschnabel und hab nochnichtmal erfahrungswerte, daher ist meine position durchaus diskussionsfähig :)

lg

Luggage
21-12-2007, 17:46
ich bin nämlich auch vamacara's meinung das man besser lernt seine agression zu kontrollieren wenn man zumindest versucht sie bewusst im training einzusetzen. :) kann aber sein das ich mich irre, ich bin absoluter grünschnabel und hab nochnichtmal erfahrungswerte, daher ist meine position durchaus diskussionsfähig :)

Eure Position ist vertretbar. Ich finde allerdings, dass man so Geister ruft, die man nicht kontrollieren kann. Man setzt sich im Kampfsport immer mit Aggressionen auseinander, im Sparring zum Beispiel, wenn ich mehrfach getroffen oder niedergerungen werde. Nun gibt es meinen Ansatz, in diesem Fall zu üben ruhig, freundlich und kontrolliert zu bleiben, so auch bedacht tun zu können, was eben notwendig ist, oder man geht her und produziert solche Situationen mit Absicht, weckt die Aggression und ermuntert die Leute, sie am Sandsack oder dem WK-Gegner auszulassen. In beiden Fällen lernt man Aggressionen kennen, in einem bekämpft und deckelt man sie, in dem anderen nährt man sie. Letzteres halte ich für gefährlich, der Zugriff auf Aggressionen wird zu leicht, anstatt erschwert zu werden, wie ich es anstrebe.

replica
21-12-2007, 17:51
ich denke auch wenn man im training platz füt aggression lässt darf es nie dazu kommen den trainingspartner unfair oder schlecht zu behandeln. seine agression nur zu deckeln ist sicher nicht gut, sie zu bekämpfen und quasi "aufzulösen" hingegen schon, und ich denke das du genau das meintest.

wie gesagt ich kann hier nur theoretische mutmaßungen anstellen, ich selber trainiere noch nicht lange genug als das ich mir ein auch nur halbwegs fundiertes urteil zutraue.


lg

Luggage
21-12-2007, 18:01
ich denke auch wenn man im training platz füt aggression lässt darf es nie dazu kommen den trainingspartner unfair oder schlecht zu behandeln. seine agression nur zu deckeln ist sicher nicht gut, sie zu bekämpfen und quasi "aufzulösen" hingegen schon, und ich denke das du genau das meintest.

wie gesagt ich kann hier nur theoretische mutmaßungen anstellen, ich selber trainiere noch nicht lange genug als das ich mir ein auch nur halbwegs fundiertes urteil zutraue.

Ich weiß nicht, ob das soviel mit der Trainingsdauer zu tun hat. Eher mehr mit der Lebensdauer (die bei mir ja nun auch noch nicht so überragend lange ist)... Ich weiß folgendes: Durch VK-Sport wie MT, Vale Tudo und BJJ bin ich aggressiver geworden, im Training wie im Alltag. Seit ich eine andere Herangehensweise ans Training habe, bin ich sehr viel ruhiger und kontrollierter geworden. Das mag nur zufällig positiv korreliert sein und einfach an meiner Entwicklung ganz Trainingsunabhängig festzumachen sein, das kann ich nicht beurteilen. Aber es ist zumindest mal ein Punkt, über den man sich Gedanken machen sollte.

Es gibt ja auch nicht wenige, gerade aus dem trad. KK-Lager, die es für ganz schlecht für den Protagonisten bei VK-Wettkämpfen halten, dem anderen wehzutun (ihn z.B. KO zu schlagen) und dafür reichhaltig bejubelt und vergütet zu werden. Schlechtes Karma, sagen die. Schlechte Prägung nenne ich's. Sowas stellt etwas mit unserem Unterbewusstsein an, verändert unwillkürlich Reaktionsnormen (wenn//dann-Gleichungen, die unser Verhalten in jeder Situation ausmachen). Ich bin mir nicht sicher, ob sowas gut ist.

Vamacara
21-12-2007, 19:33
Ich stimme zu, dass es sicher schwierig ist und man bei Aggressionstrainings vorsichtig sein muss. Die besagte Klopperei beim KM habe ich bisher immer im Zusammenhang mit Drill und Kommando erlebt, d.h. man lernt nicht nur, Aggression zu entfalten, sondern sie auf Kommando wieder abzustellen. Beides ist wichtig. Aggressiv werden zu können im Fall einer SV Situation, aber auch genauso, die Aggression wieder abzustellen, wenn die SV Situation zu den eigenen Gunsten beendet wurde und den anderen als Menschen zu sehen. Ich bin durch mein KK Training insgesamt *gewaltbereiter* geworden, aber im gleichen Maße auch verantwortungsvoller und deeskalationsfreudiger (eben letztlich weil man erlebt, wo die eigene Aggression hinführen kann).

Joker-Wtf
21-02-2008, 15:18
Wenn ich kämpfe setzte ich diese "aggression" konzentriert ein (und kucke immer böse:P) aber nicht um den gegner kauput zu schlagen, sondern durch um die technikcen eben DURCH die konzentration besser anzuwenden und wenn der kampf zu ende ist "schallt" ich diese "aggression" wieder aus und grinse:Dhaha
ich sag nur kraft ist nichts ohne kontrolle;)

Shining
21-02-2008, 15:28
Das sehe ich genau so. Ich mag auch keine Aggressionen auf der Ringfläche bzw versuche es gar nicht Emotionen zuzulassen auch wenn ich auf die Nase bekomme. Lieber locker und sportlich sein und lächeln. Das verwirrt und provoziert den Gegner (die Gegnerin) der dann Fehler macht

bikergirl
21-02-2008, 15:35
Ich denke ein bisschen anders. Bei uns wird das immer als "emotional content" beschrieben. Was das Training bringen sollte, ist das man die Aggression/Wut/was auch immer nimmt und dann spaeter die Intensitaet von diesen Emotionen wieder aufrufen kann, aber ohne die eigentliche Emotion. Macht das Sinn? Also, Intensitaet ohne "rot zu sehen".