Theorie und Praxis [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Hongmen
21-12-2007, 22:12
was meint ihr? der theoretiker kann berge versetzen, mit mehr oder weniger nachvollziehbaren erklärungen. der praktiker versagt oft unter einfachsten bedingungen. doch wer ist in seinen aussagen, wahrhaftiger?


liebe grüße
hongmen

Trinculo
21-12-2007, 22:16
was meint ihr? der theoretiker kann berge versetzen, mit mehr oder weniger nachvollziehbaren erklärungen. der praktiker versagt oft unter einfachsten bedingungen. doch wer ist in seinen aussagen, wahrhaftiger?


liebe grüße
hongmen

Weshalb ist jemand, der unter einfachsten Bedingungen versagt, ein Praktiker? Und seit wann kann man mit Erklärungen Berge versetzen? Bist Du Dir sicher, dass Du da nichts vertauscht hast ;)?

rudongshe
21-12-2007, 22:30
Diese Frage sollte galileo mysterie klären

Trinculo
21-12-2007, 22:35
Und ich könnte noch hinzufügen: man ist nicht durch seine Aussagen wahrhaftig, sondern durch sein Handeln ;)

Hongmen
21-12-2007, 22:37
es gibt auch erfolgreiche praktiker. die tun was und es funktioniert.
theoretiker erklären fast alles mit forensischer manie! meist ohne praktische erfahrung.

beides kann wirkung hervorrufen. aber wem ist mehr zu trauen?

Trinculo
21-12-2007, 22:39
Praktiker nennt man doch Praktiker weil sie in der Praxis gut zurechtkommen. Jemanden, der keinen Nagel in die Wand schlagen kann, würde man nicht als Praktiker bezeichnen. Weshalb gehst Du dann davon aus, Praktiker würden in der Praxis eher versagen als Theoretiker?

Wenn man selbst übt, merkt man ja, was von theoretischen Erklärungen zu halten ist. Daher muss man niemandem "trauen", sondern kann einfach ausprobieren ;) Dass die Erklärungen des Theoretikers alleine Wirkung herbeiführen glaube ich übrigens nicht.

Klaus
21-12-2007, 22:45
Die Erklärungen des Praktikers sind allerdings auch nur soviel wert wie dessen Erfahrungshorizont, und Beobachtungsfähigkeit.

Hongmen
21-12-2007, 22:49
hast meine frage beantwortet,trinculo. danke!:D

jetzt mal an alle anderen, die meine frage verstehen. würdet ihr lieber einem schlechten praktiker vertrauen, oder einem guten theoretiker, um etwas zu lernen.

hongmen

Trinculo
21-12-2007, 23:00
Einem guten Didaktiker :D

Ein Praktiker, der nicht erklären kann, oder ein Theoretiker, der selbst nichts kann ... oh je ... wahrscheinlich keinem von beiden ;)

Allerdings würde ich lieber von Angelo Dundee trainiert, als von Mike Tyson :)

Hongmen
21-12-2007, 23:09
mein (haupt)-lehrer war zu 100% praktiker. ich habe von ihm `praxis`gelernt. aber die `kicks´ aus theoretischen ideen, haben mir noch einigen schub gegeben. aber, nur die theorie hätte mir nicht geholfen.:o

GuanYu
22-12-2007, 10:04
Allerdings würde ich lieber von Angelo Dundee trainiert, als von Mike Tyson :)

Guter Punkt!

bluemonkey
22-12-2007, 10:37
hast meine frage beantwortet,trinculo. danke!:D

jetzt mal an alle anderen, die meine frage verstehen. würdet ihr lieber einem schlechten praktiker vertrauen, oder einem guten theoretiker, um etwas zu lernen.

hongmen

Einem schlechten Praktiker würde ich eher nicht vertrauen ;).

Bei einem guten Praktiker (der gleichzeitig schlechter Theoretiker ist), würde ich schauen und fühlen, was er tut. Man kann auch Inhalte durchaus praktisch übermitteln.
Bei einem guten Theoretiker, der ein schlechter Praktiker ist, hätt ich schon meine Zweifel, besonders in Bezug auf innere KK. Bei anderen Dingen gilt unter Umständen der Satz:
"Man muß nicht von einem Hochhaus springen, um zu wissen, was dann mit dem Körper passiert".
Ich bevorzuge einen guten Praktiker, bei dem ich das Gefühl habe, dass er mich (auf welche Art auch immer) auch zu einem guten Praktiker machen kann. Dabei sind einfache theoretische Erlärungen, was er da denn tut, sehr hilfreich, denn dann kann ich mich auch entwickeln, wenn ich keinen Kontakt zu ihm habe.
Eine Theorie, die ich nicht begreife, weil mir die praktische Erfahrung fehlt, sie mit Inhalt zu füllen, kann mich behindern und in die Irre führen.

bluemonkey
22-12-2007, 10:42
Allerdings würde ich lieber von Angelo Dundee trainiert, als von Mike Tyson :)

Idealerweise also bei dem Lehrer von guten Praktikern.

T. Stoeppler
22-12-2007, 11:29
Das Schöne an der Theorie ist, dass sie erlaubt, von den Erfahrungen anderer Praktiker zu profitieren. Dann kann sich die Qualität der eigenen Praxis erhöhen - Wenn

a) die definierte Praxis sinnvoll ist (ein bischen Vertrauen gehört zum Leben)
b) die sinnvolle Praxis angemessen kommuniziert wird (das hängt am Lehrer)
c) die Kommunikation praktisch umgesetzt wird (das hängt an einem Selbst)

Ansonsten gelten die Worte dieses schlauen und sehr lange toten Mannes:

"Übung taugt wohl ohne Kunst - aber Kunst taugt nicht ohne Übung"

Gruss, Thomas

Karl-Heinz
22-12-2007, 11:33
Mich interessiert nur ob der Lehrer das was den Stil ausmacht weitergeben kann. Ob er selbst kämpfen kann ist mir vollkommen egal.

Siehe das Beispiel Dundee / Tyson von Trinculo.

Einen Praktiker im Sinne von Kämpfer kann man aus niemandem machen. Der muss schon gewisse Voraussetzungen selbst mitbringen. Ist das nicht vorhanden nützt der beste Lehrer nichts. Egal ob der Lehrer Theoretiker oder Praktiker ist.

nagual
22-12-2007, 11:48
mein (haupt)-lehrer war zu 100% praktiker. ich habe von ihm `praxis`gelernt. aber die `kicks´ aus theoretischen ideen, haben mir noch einigen schub gegeben. aber, nur die theorie hätte mir nicht geholfen.

Also war er nicht nur Praktiker, sondern AUCH Theoretiker!


theoretiker erklären fast alles mit forensischer manie! meist ohne praktische erfahrung.

Und hier wieder der Punkt, wo Hongmen anscheinend polemisierenund provozieren will: Wer "Theoretiker" ist, ist also kein Praktiker, hat also eigentlich keine Ahnung, sondern labert nur - sinngemäß übersetzt.

Das kann man so verstehen, wenn man von der Prämisse ausgeht, dass ein "Theoretiker" per definitionem "kein Praktiker" ist.

Der Hauptlehrer von Hongmen war, wie er selbst schreibt, aber AUCH Theoretiker.

Ein Theoretiker kann also AUCH Praktiker sein, d.h. die Polemisierung zwischen diesen beiden Typen ist realistätsfern, willkürlich, mit anderen Worten reine Theorie des Theoretikers Hongmen.

Die Praxis sieht anders aus.

pilger
22-12-2007, 15:03
Hi

Ich vermisse da ein wenig etwas, nämlich:

Es kommt auch zu großen Teilen definitiv auf den Typ Schüler an.

Typ 1
Dem einen reicht als Lehrer ein REINER Praktiker, der, sagen wir mal, zu "doof" ist, Theorie intelligent zu vermitteln. Das muss für diesen Typ Schüler auch gar nicht sein, der will nur wissen was funzt und das auf rein praktische Weise gezeigt bekommen, mit rums und bums und Schmerz ganz praktisch fühlen was geht. Mehr braucht der nicht und mehr will der nicht.

Typ 2
Der nächste Typ Schüler will vielleicht auch spüren was knallt, möchte aber zusätzlich wissen warum es funktioniert und auf welchen theoretischen Hintergründen es basiert. Dem reicht dann der Lehrer des Typ 1 nicht. Der braucht auch ein bisserl was für IN die Birne nicht nur GEGEN die Birne. Hier wäre also ein Lehrer mit guter Praxis UND Hintergrundwissen erforderlich, der dieses zusätzlich auch noch rüberbringen kann und WILL.

Typ 3
Der verkopfte Volltheoretiker, der will ein bißchen Üben, vielleicht ab und an mal ein wenig testen, ansonsten aber will er vor allem VIEL VIEL WISSEN anhäufen, vielleicht fürs Ego, vielleicht aus tieferem Interesse, wie auch immer, der könnte von Lehrer 2 sicher was lernen, aber das wäre Perlen vor die Säue geworfen. Eigentlich reicht ihm ein Lehrer, der nettes ESO-Taichi macht und der viel viel weiß oder zumindest vorgibt viel darüber zu wissen und sich selbst gerne darüber reden hört.

Schubladendenken mag sehr sehr unvollständig sein, weil es die endlose Anzahl der Zwischentypen unterschlägt. ABER es zeigt doch, dass jeder Schüler den Lehrer und jeder Lehrer den Schüler bekommen kann, den er verdient. :D

Grüße
Pilger

Klaus
22-12-2007, 17:45
Die Theorie sollte auch eher UNTERICHTSDIDAKTIK/SYSTEMATIK heissen und nicht Theorie, da mir die Begründung der theoretischen Physik für das Fallen in einen Abgrund nicht weiter hilft wenn ich gerade dabei bin zu fallen. Ein Fallschirm oder Seil tut es, und hilfreich sind da Leute die einem das Mitführen eines solchen empfehlen, und Leute nicht mit Streitpunkten der Wissenschaft über links- oder rechtsspinnende Quarks belasten. Die sind für das Vermeiden fallähnlicher Zustände nicht wichtig.

Konkret geht es in den IMAs immer darum, wie man selbst trainiert um einen körperlich-geistig-seelischen Gewinn davon zu haben. Also darum welche Übungen in welcher Reihenfolge in welchem Umfang wie hinreichend richtig trainiert werden. Da nützt der Praktiker nicht, der einem Kunden nur die 5 besten Tricks vermittelt mit denen man PH-Turniere gewinnt, wenn es hilfreicher im Alltag wäre Grundlagen und einfache Übungen für Zuhause zu lernen die langsam tolle körperliche Fähigkeiten/Verbesserungen fördern.

shenmen2
23-12-2007, 01:44
:( Und dann gibt's da noch die Lehrer, die so sind wie meiner: Sehr gute Praktiker, die theoretisch vermutlich auch gute Theoretiker wären, wenn sie denn die gleiche Sprache sprächen wie ihr Schüler. So bleibt dem Schüler nur die praktische Möglichkeit, sich aus abgucken, mit-Händen-und-Füßen-lamentieren und Erinnerungen an die theoretischen Erklärungen früherer Lehrer zusammenzureimen, was der Praktiker theoretisch gerade an meiner Technik zu korrigieren versucht. Das ist seeehr mühsam.
Übrigens glaube ich nicht, daß jemand im Taiji ein guter "Praktiker" sein kann, wenn er nichts von Theorie versteht. Dafür ist es zu kompliziert zu vermitteln.

Klaus
23-12-2007, 02:28
Die Fähigkeiten um die es geht kann man alle praktisch vorführen, und der an dem man es tut lernt es davon.

shenmen2
23-12-2007, 02:46
Naja, teils, teils. Natürlich lernt man vor allem vom Abgucken. Aber ich finde es total mühsam, wenn mein Lehrer die Kampfanwendung einer Technik an mir demonstriert in der Hoffnung, daß ich dadurch verstehe, welches Detail er bei mir korrigieren wollte. Meistens begreife ich es erst nach etlichem Herumprobieren und Wiederholen. So vergehen oft Minuten für eine Erklärung, die ich innerhalb von Sekunden verstanden hätte, wenn er sie in Worte fassen könnte (z.B. "Nimm nur den Ballen, nicht die ganze Hand"). Und innere Aspekte lassen sich überhaupt nicht abgucken. Ist für mich nicht schlimm, weil ich es schon woanders gelernt habe, aber für die Anfänger ist es blöd.

Melphin2
23-12-2007, 10:32
Ein guter Theoretiker kann durchaus ein guter Trainer sein. Vorausgesetzt er hat ein gutes Auge und sieht die Fehler, kann einem gut erklären, worauf es ankommt und einem weitergeben, wie man am besten trainiert, damit man zum gewünschten Endergebnis kommt.

Es kann nämlich durchaus sein, dass der Lehrer keinen eigenen Ehrgeiz hat, zum Supertaichifighter zu werden, sondern sieht seine Berufung darin, andere auf dem Weg dorthin zu unterstützen. Er weiss zwar, was und wie man trainieren müsste, er aber seine Zeit mit unterrichten ausfüllt, statt selber zu trainieren.

Kenne da ein Beispiel aus dem Tischtennis. Unser Jugendtrainer war im Training Weltmeister, er konnte jeden Schlag technisch perfekt und konnte jedem genau erklären, was er machen muss, um besser zu werden. In der Meisterschaft wurde in der Tiefsmöglichen Klassierung eingestuft, weil er praktisch keine Matches gewinnen konnte. Aber im sagte der Wettkampf nichts und hörte bald damit auf und trainierte lediglich andere. Er hat einige vom Anfänger zum Nationalligaspieler herantrainiert. Ist er jetzt ein Theoretiker oder ein Praktiker?

Klaus
23-12-2007, 15:06
Kommt auf die Theorie an. Im Negativen ist ein Theoretiker jemand der FALSCHE Theorien, oder fehlgedeutete, unter das Volk zu bringen bemüht ist. Oder jemand der sich in "Details" verliert, die sich, wie man an ziemlich vielen Spitzensportlern sieht, im Training irgendwann mehr oder weniger von alleine ergeben, anhand der Ziele, der körperlichen Wahrnehmung, und des unbewussten Umsetzens von Anpassungen die man an anderen, guten Leuten erkannt hat. Es ist eine Ausnahme durch extrem aufwendige, technische Begleitung dass Feedback aus physischen Parametern wie Wirbel beim Schwimmen oder Position der Belastung beim Laufen EINFACHE Aktionen auf Vortrieb zu trimmen, komplexe Bewegungen überwacht man so kaum. Ich habe zum Beispiel mehr als eine Woche lang versucht, im Kurs Ski fahren zu lernen, und bin immer einem Lehrer hinterhergefahren, ohne meinen alten Stil abzuändern. Der kostete eine Menge Kraft, weil kaum zu erkennende Details nicht stimmten, die viel Haltekraft erfordert haben. An irgendeinem Tag hatte ich den Wicki-Effekt, ohne jegliche Beschreibung eines Lehrers irgendetwas anders zu machen, meine Hände woanders hin zu halten, mich mehr vorzubeugen, mehr in den Ski zu sinken, und dann mehr oder weniger meine Körpergefühle vom inneren Training auf mich wirken zu lassen. Und plötzlich ging's, mit einer frappierenden Ähnlichkeit zum Stil von Alberto Tomba, und anderen Sportlern die ich schlicht jahrelang beobachtet hatte, ohne mich viel mit deren Fahrweise auseinanderzusetzen. Ab da konnte ich wenn ich musste auch auf einem Ski, rückwärts, oder nach einer Flugrolle weil ich an einer Wurzel hängen geblieben bin fahren. Exakt so habe ich auch die komischen Effekte gelernt. Natürlich kann es helfen, wenn jemand GENAU erkennt und anleitet worum es geht. Da ist aber viel innere Erkenntnis im Schüler nötig, aus GENAU den gleichen Quellen die einem Menschen das Laufen beibringen, ohne Gerede. Menschen, insbesondere naturbelassene, sportlich-körperliche, sind wie Tiere in der Lage, von innen heraus etwas richtig zu machen. Zu fühlen und zu sehen wie ein Fortgeschrittener etwas macht, und aus der eigenen Wahrnehmung intuitiv etwas zu kopieren. Wenn man sich mal ansieht dass so ziemlich jeglicher Handballer ähnlich oder exakt gleich im Ablauf von Bewegungen ist, dann steht da kein Trainer dahinter der einem erzählt "das linke Ohrläppchen mehr anspannen". Sondern ein 17jähriger Nachwuchsspieler sieht Spiele von Nationalspielern und trainiert mit denen, und macht es mit ein paar kleinen individuellen "Tricks" nach. Solche Tricks verbreiten sich ebenso dadurch dass andere Leute sie gut finden. Natürlich experimentiert, oder besser, probiert man sowas spontan beim Üben von Würfefn im Training, ich habe nur noch keinen erlebt der sich vorgenommen hat "und jetzt werfe ich mit dem Gleichgewicht auf dem mittleren der fünf Zehen und rolle leicht links über den Yong-Tsian ab". Deren Tier in sich hat einfach mal den Algorithmus des Wurfablaufs intuitiv und spontan an etwas angepasst was es gesehen hat und fertig. Die ganzen Spitzenleute hatten immer andere, ältere Spitzenleute um sich die sie gesehen, und mit denen sie gerungen haben, und sind hundertmal auf einen Trick reingefallen bis sie ihn von innen verstanden haben. Manche können es schneller als andere. Ein Anfänger der gerade mal ein Jahr einfaches Training hinter sich hat, hat sofort mit Jin geantwortet als ich ihn mal mit Jin gehauen oder geschubst habe. Ohne dass ich ihm, oder jemand anders, einen von "und jetzt Qi aus der linken Nebenniere über den Fumanchu-Kanal in den rechten Dingens ..." erzählt habe. Und an der Stelle kann ich wirklich nachvollziehen, wo Leute die bestimmte "Meister" rumgeschubst haben wie nasse Säcke eine Neigung entwickeln, sich darüber lustig zu machen. Das Gerede über Qi-Spiralen weckt nämlich nicht die Fähigkeit, solche auch zu entwickeln. Mit jemandem zu ringen der sie hat schon, insbesondere wenn Grundlagen vorhanden sind, die Jin nötig hat. Übungen dafür zu machen, wie die Seidenrollübungen, auch. Man muss sich nur darauf einlassen. Und die Grösse haben, Mist den man sich zusammengereimt hat zu vergessen, und vom eigenen Körper, dessen Wahrnehmung und Intuition zu lernen. So wie ein junger Hund, oder ein B-Jugendfussballer. Ich halte übertriebene Beschreiberei für ein Grundübel, warum so wenige Leute wirklich starke Fähigkeiten lernen.

Hongmen
23-12-2007, 22:00
wär auch mal interssant. ein theoretiker gibt einem praktiker eine vorgabe. sagen wir mal, er soll unter der reaktionszeit des gegners einen fauststoß landen.

die theorie: der körper ist entspannt, ansatzloses starten des armes, einhaltung des kürzesten winkels zum treffpunkt, beschleunigung des ganzen mit vmax.

der praktiker kann evtl. auch ohne die theorie schnell schlagen, wird aber vielleicht auch erst durch diese darauf aufmerksam gemacht, seinen fauststoß zu verbessern.

könnten man vielleicht sagen das ohne theorien die praxis lahmt? und könnte man vielleicht auch sagen, dass theorien durch praktische erfahrungen entstehen?

hongmen

Trinculo
24-12-2007, 01:09
die theorie: der körper ist entspannt, ansatzloses starten des armes, einhaltung des kürzesten winkels zum treffpunkt, beschleunigung des ganzen mit vmax.

Gutes Beispiel für sinnvolle theoretische Voraussetzungen ;) Würde ich jederzeit unterschreiben.

ABER: Wie lernt man richtig und völlig zu entspannen? Wie vermeidet man Telegraphieren und Vorbereitungsbewegungen? Wie erreicht man maximale Beschleunigung?

Klaus
24-12-2007, 02:18
Eben. IMA ist nicht "boah, ich entschpanne mich jetzt unheimlich und dann gibt es den Riesenrumms". Das ist ein langwieriger Vorgang, bei dem man auch einige Übungen bemüht, die Muskelkontraktion zu optimieren, die Koordination zu optimieren, und nicht zuletzt den Stoffwechsel. Es gibt einen Grund warum sich die blöden Sliteyes in den Wind gestellt, langsame komische Bewegungen, Stampfübungen, Kopfstände und den ganzen Kram gemacht haben. Einfach die Vorstellung macht es nicht, dabei kommt ein halbgarer Effekt raus. Boxer entspannen sich auch, und die besseren schlagen ohne Ansatz und mit Off-Rythm-Timing.

Hongmen
25-12-2007, 22:45
klaus, deine theorien scheinen für einige hier, dass ei des kolumbus zun sein. is ja auch o.k. vieles was du hier so beiträgst ist ja auch richtig. aber von innerer kk scheinst du wirklich nur theoretisches wissen zu haben. sonst würde das

Eben. IMA ist nicht "boah, ich entschpanne mich jetzt unheimlich und dann gibt es den Riesenrumms". Das ist ein langwieriger Vorgang, bei dem man auch einige Übungen bemüht, die Muskelkontraktion zu optimieren, die Koordination zu optimieren, und nicht zuletzt den Stoffwechsel. Es gibt einen Grund warum sich die blöden Sliteyes in den Wind gestellt, langsame komische Bewegungen, Stampfübungen, Kopfstände und den ganzen Kram gemacht haben. Einfach die Vorstellung macht es nicht, dabei kommt ein halbgarer Effekt raus. Boxer entspannen sich auch, und die besseren schlagen ohne Ansatz und mit Off-Rythm-Timing.

nicht von dir kommen.

ich würde dich gerne mal kennen lernen, um mich mit dir auszutauschen, um dann unseren gemeinsamen erfahrungen, hier im forum kund zu tun. was meinst du?

liebe grüße
detlef zimmermann

Hongmen
25-12-2007, 23:46
ABER: Wie lernt man richtig und völlig zu entspannen? Wie vermeidet man Telegraphieren und Vorbereitungsbewegungen? Wie erreicht man maximale Beschleunigung?

Wie lernt man richtig und völlig zu entspannen? in dem man sich entspannt!;)
Wie vermeidet man Telegraphieren und Vorbereitungsbewegungen? in dem man sich entspannt!;)
Wie erreicht man maximale Beschleunigung? in dem man sich entspannt!;)

ja, so ist es und es wird immer so sein!;)

hongmen

T. Stoeppler
26-12-2007, 00:08
Hallo Detef,
Sich nur zu entspannen allein ist einfach nicht ausreichend. Es gibt immer ein Verhältnis von Anspannung und Entspannung, das richtig koordiniert werden muss. Die meisten Menschen stehen sich eher selbst im Weg, müssen sich eher entspannen - aber das ist nur ein Teil.

Wie lernt man richtig und völlig zu entspannen?
Indem man den Körper trainiert, die eigene Anspannung effektiver zu nutzen und dadurch weniger aufwendig seine Handlungsziele zu erreichen.

Wie vermeidet man Telegraphieren und Vorbereitungsbewegungen?
Indem man Bewegungen, die nicht zieldienlich sind ausschaltet und ein Bewegungsmodell verwendet, welches keine basalen reflexe auslöst.

Wie erreicht man maximale Beschleunigung?
Indem die intra- und intermuskuläre Koordination verbessert werden und der Wechsel von Anspannung und Entspannung in Agonisten und Antagonisten schnell und "ruckelfrei" vonstatten geht.

Gruss, Thomas

Hongmen
26-12-2007, 00:14
T. Stoeppler, und alle anderen!

warum, in general, kommt ihr nicht mal zu mir? dann kann ich euch endlich mal zeigen was INTERNAL ist!:) ich bin bestimmt nicht verrückt, aber ich weiß es wirklich!

hongmen

shenmen2
26-12-2007, 01:58
Wie soll man etwas "zeigen" können, daß innen ist ? Oder meinst du, daß du die Leute in Jinggong/stillem Qigong/inneren Übungen unterrichten willst ? Wenn ja - wie kommst du darauf, daß sie solche Übungen nicht bereits kennen ?

Klaus
26-12-2007, 02:49
Da geht es wohl mehr um den "Beweis" X schlägt Y darum hat X mit seinem Modell recht. Entspannen kann man sich auch wenn man sich einfach nur hinsetzt, die Existenz der Übungen zeigt recht deutlich dass da noch mehr nötig ist. Artur Abraham dürfte die meisten hier auch verprügeln, ist aber trotzdem nicht die Koryphäe für innere Mechanik, obwohl er vermutlich auch ein bischen davon hat. Und ich würde sicher das "Angebot" annehmen, wenn ich noch auf dem Niveau operieren könnte dass ich auch zeigen kann was ich "meine". Muss jeder selbst wissen mit welcher Art von "innerer Kraft" er zufrieden ist. Ich konnte jedenfalls nicht nur Bälle schlagen die nicht aufpassen, sondern diese auch fester werfen als vorher mit 10 Jahren Handballtraining, und mir auch 2 Leute meines Gewichts unter den Arm klemmen und mit denen ein bischen spazieren laufen. Mir ist das vollkommen ausreichend.

Trinculo
26-12-2007, 13:04
klaus, deine theorien scheinen für einige hier, dass ei des kolumbus zun sein.Ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde Klaus' praktische Beobachtungen und Anmerkungen erfrischend. Durch große Theorielastigkeit ist er mir bislang nicht aufgefallen.


is ja auch o.k. vieles was du hier so beiträgst ist ja auch richtig. aber von innerer kk scheinst du wirklich nur theoretisches wissen zu haben. sonst würde das

Eben. IMA ist nicht "boah, ich entschpanne mich jetzt unheimlich und dann gibt es den Riesenrumms". Das ist ein langwieriger Vorgang, bei dem man auch einige Übungen bemüht, die Muskelkontraktion zu optimieren, die Koordination zu optimieren, und nicht zuletzt den Stoffwechsel. Es gibt einen Grund warum sich die blöden Sliteyes in den Wind gestellt, langsame komische Bewegungen, Stampfübungen, Kopfstände und den ganzen Kram gemacht haben. Einfach die Vorstellung macht es nicht, dabei kommt ein halbgarer Effekt raus. Boxer entspannen sich auch, und die besseren schlagen ohne Ansatz und mit Off-Rythm-Timing.

nicht von dir kommen. Es würde von jedem kommen, der auch nur einen Funken Ahnung davon hat, wie menschliche Bewegung funktioniert ;)


Wie lernt man richtig und völlig zu entspannen? in dem man sich entspannt!;)
Wie vermeidet man Telegraphieren und Vorbereitungsbewegungen? in dem man sich entspannt!;)
Wie erreicht man maximale Beschleunigung? in dem man sich entspannt!;)

ja, so ist es und es wird immer so sein!;)

hongmenDas ist völlig trivial und nichtssagend. Wie lernt man am besten Englisch? Indem man Englisch lernt! Danke, damit hast Du sicherlich viele Leute motiviert, Dich zu besuchen :p Es gibt viele Leute, die sich mit Yoga, progressiver Muskelentspannung etc. beschäftigen, und Meister der Entspannung sind. Deshalb haben sie aber noch lange keine inneren Fähigkeiten im Sinne der KK. Du wiederholst Dein Entspannungsmantra ständig, aber davon wird es nicht wahrer. Entspannung alleine bringt noch gar nichts. Dass die Fähigkeit zur Entspannung unabdingbar zur Kraftentwicklung ist, bestreitet niemand; da rennst Du ständig offene Türen ein.

Nochmal in aller Deutlichkeit: Entspannung alleine bewirkt keine Bewegung, und auch keine Kraft. Lass Dir ein Muskelrelaxans injizieren, und sie mal, wie weit Du kommst ...


T. Stoeppler, und alle anderen!

warum, in general, kommt ihr nicht mal zu mir? dann kann ich euch endlich mal zeigen was INTERNAL ist!:) ich bin bestimmt nicht verrückt, aber ich weiß es wirklich!

Zumindest scheint Dir die Vorstellung plausibel zu sein, man könnte an Deiner geistigen Gesundheit zweifeln :D

Du beschreibst Dich ständig als Praktiker, aber in Wahrheit machst Du hier im Forum wenig anderes, als die gesamte innere KK auf Teufel komm raus mit Deiner EntspannungsTHEORIE erklären zu wollen. Du willst praktisch sein? Lass Dir Sensoren an den wichtigsten Muskelgruppen anbringen, mach eine Deiner Demos, und dann sprechen wir weiter ;)

Viele Grüße,

Trinculo

vakuum
26-12-2007, 15:06
hi trinculo


"Entspannung alleine bewirkt keine Bewegung, und auch keine Kraft."


ich mache bewegungen, indem ich von einem 'normalen' anspannungsniveau ausgehen und dann 'daraus' etwas löse.
durch das lösen entsteht eine bewegung, da gravitation ständig wirkt.
wird diese gelöste bewegung in ihrem charakter weitergeführt ohne von einer kontraktionsdominierten bewegungsweise 'übertüncht' zu werden, dann ist das eine interessante sache mit div. überprüfbaren wirkungen.

nun höre ich schon fast deinen einwand, dass da VORHER etwas angespannt sein musste, damit man es lösen konnte.

das stimmt in gewisser weise und oft spanne ich 'eingangs' leicht etwas an, um dann 'entspannungsanlauf' zu bekommen. das auflösen einer spannung ist stets ein anfang.

was den sogenannten bruchlosen bewegungsmodus betrifft, so ist dieser
im gelungenen fall ein 'anstecken' sämtlicher möglichen bewegungswege des menschlichen körpers in diesen (vereinigenden) fallcharakter der bewegung, so dass ein 'weiteres' anspannen zum zwecke eines bewegungsstarts dann nicht mehr notwendig ist, sondern kontraktionen zu steuerungs- und nicht zu kraftzwecken eingesetzt werden können.
dieses 'anstecken' überträgt sich dann auch auf den partner, der - kennt er diese bewegungsart nicht - dadurch desorientiert werden kann.

'schwierigkeiten' im training sind dann jene zonen, wo zu wenig sensibilität bzgl. der 'mikrofallpotentiale' vorhanden sind, also körperpartien, kleinmuskelgruppen, die man einfach kaum oder wenig spürt.
bei mir sind das vor allem gewisse fusszonen und oberer rücken. bei anderen können es andere partien sein.


spannung und entspannung sind immer ein zusammenspiel, das ergibt sich auch aus der anatomie, doch kann das 'ursachendenken' bzgl. bewegung hier quasi umgekehrt werden, so dass ein gezieltes lösen eine bewegung startet; in dem sinne hat hongmen schon recht wenn er entspannung als ima-typisch betont. ima-training wäre dann schon unterscheidbar zu einem krafttraining, da start und weiterführung einer bewegung eben nicht wie üblich einem starken kontraktionsimplus (inkl. abdrücken vom boden) zu verdanken sind, sondern einem lösen.



viele grüsse

vakuum

Klaus
26-12-2007, 17:25
Von einer gedachten Entspannung und sich von der Gravitation ziehen lassen zu einer VORWÄRTSBEWEGUNG ohne Muskelarbeit ist ein langer Sprung. NIEMAND bewegt sich aufwärts ohne seine Muskeln zu benutzen. Gravitation zieht nach unten, wer mit einer senkrecht nach unten wirkenden Kraft eine Aufwärtsbewegung (am Ende des Schritts nötig damit man seine Höhe hält) hinbekommt, ist ein Fall für den Physiknobelpreis, daraus liesse sich ein Perpetuum Mobile erzeugen. Sich denken man lässt sich entspannt nach vorne fallen heisst nicht dass das physikalisch passiert, und nichts als das. Den Teil wo man mit Kontraktion der Oberschenkelmuskulatur das Bein wieder streckt kann man natürlich innerlich ausblenden, stattfinden tut er trotzdem. Und genau das liesse sich auch recht simpel mit einem Sensor an diesem Muskel BEWEISEN. Oder man lässt einfach mal die Erkenntnis zu dass man sich mit Muskulatur wieder aufrichtet um nicht auf dem Boden zu landen, dann braucht man das nicht.

Das permanente Fallen gibt es als Übung im Bagua seit einiger Zeit in der Form, dass man nach innen gelehnt im Kreis geht, so dass man auf die Fresse fliegen würde wenn man stehen bleibt. Man muss schnell genug gehen um nicht hinzufallen. Solche Dinge sind also bekannt, trotzdem entwickelt man da irgendwie starke Muskulatur um's Knie rum. Ob das vielleicht mit der Nutzung der Muskulatur beim Streckvorgang zusammenhängt, der nötig ist um die vorherige Fallhöhe wiederherzustellen ? Die Wissenschaft ist sich da immer noch uneins.

john_doe
26-12-2007, 18:07
Hallo zusammen - wünsche frohes Fest gehabt zu haben!



Von einer gedachten Entspannung und sich von der Gravitation ziehen lassen zu einer VORWÄRTSBEWEGUNG ohne Muskelarbeit ist ein langer Sprung.

@ Klaus - da gehen wir gemeinsam.

@ Alle - schaut doch mal hier rein:
Verletzungsfrei laufen mit ChiRunning, laufen ohne Verletzungen (http://www.bmo.nl/ChiCoaching/Deutsch/Deutsch1.htm)

Da hat mal wieder einer das Rad neu erfunden ... so was in der Art unterrichte ich in meinen AB-Seminaren schon seit -zig Jahren als allererste Basisübung.


Schöne Grüße,
john_doe

vakuum
26-12-2007, 23:38
@ klaus
die perpetuum-moblie-idee verwende ich tatsächlich als trainingshilfe, ich 'falle' aber weder nach vorne, noch inwärts zu einem kreismittelpunkt, sondern innerlich senkrecht. muskelarbeit ist da, aber als steuerung einer bewegung, nicht als sturzverhinderung.

Klaus
27-12-2007, 00:18
Richtig. Und am Ende der Bewegung muss man wieder hoch, da man bei einer Körpergrösse von 1.90 sonst halt nur 19 mal 10cm fallen kann, dann ist die Nase am Boden angekommen.

Klaus
27-12-2007, 00:27
P.S.: Die Bilder beim Qi-Running empfinde ich als falsch. Brust-raus-Bauch-rein als Interpretation des "Tailbone Tucking" gibt als Haltung im Lauf eins, und das sind Rückenschmerzen. Die Wirbelsäule muss ein- und ausfedern können, und sich, OHNE Muskelanspannung, so setzen wie sie sich von alleine stellt wenn man sich komplett sinken lässt. Das merkt man am leichtesten wenn man auf und ab springt, wenn man sich versucht irgendwie komisch zu positionieren, machen nur die Beine die ganze Arbeit, und es strengt an.