Vollständige Version anzeigen : Messerabwehr: Weiterleiten oder festhalten?
el-torro
26-12-2007, 19:30
Hallo, ich habe eine Frage zum Thema Messerabwehr, was mich seit langen beschäftigt, aber eine Antwort habe ich leider noch nicht finden können, nicht hier (und ich habe das ganze Forum durchgestöbert) und auch nicht bei mir im Verein. Vornehin möchte ich noch kurz sagen, das soll keine Diskussion über Sinn oder Unsinn vom Messerabwehr, oder welcher System besser ist.
Ich habe eine ganz klare Frage, und eine klare Antwort wäre sehr schön :)
Die Frage: Bei uns im Verein wird ein Schnitt zum Hals (Angreifer hält das Messer im rechten Hand) nach Prinzip des Dreierkontakts, oder direkt mit dem rechten Hand "angenommen" (mit der Unterarm, Handrücken) und weitergeleitet. Dann folgen die "Folgetechniken". Dies kommt wohl vom FMA...
Im Bücher vom Christian Braun sind auch diese "Weiterleiten-Techniken" aufgeführt.
Im Krav Maga (und anderen Mil. Nahkampf) Büchern wird aber eine grundsätzlich andere Technik gezeigt. Nämlich, dass man nach dem Unterarmblock die Messerführende Hand sofort fest packt, und diese nicht mehr los lässt, gleiczeitig werden Angriffstechniken durchgeführt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Im Ju Jutsu (soweit ich es kenne) Messerabwehr immer mit Weiterleiten - beim Krav Maga und co. Messerhand blocken und packen - festhalten.
Meine Frage wäre nur: Wie sind die begründungen für die zwei Meinung nach stark unterschiedlichen Techniken?
Also, wieso lieber Weiterleiten, oder wieso denn Festhalten? Und geht nicht beides? Am besten ein erfahrener Ju jutsuka und Krav Magaer (?) könnten kurz Antworten?
Vielen Dank und viele Grüße
Schnueffler
26-12-2007, 19:38
Ich kenne beides!
Je nach Situation ist das eine, bzw. das andere sinnvoller!
MfG
Markus
Lars´n Roll
26-12-2007, 19:41
Also, wieso lieber Weiterleiten, oder wieso denn Festhalten?
Dein Gegner hat ein Messer! Warum wohl festhalten? Solange Dein Gegner noch in der Lage ist, es zu benutzen darfst Du ihm nicht die Kontrolle über das Ding überlassen.
Budoka_Dante
26-12-2007, 20:48
Ja, der Dreier-Kontakt kommt aus den FMA.
Nein, er ist dort keine Technik, sondern eine Drill-(Übungs-)Form.
Festhalten halte ich für die (allgemein) sicherere Alternative, um den Waffenarm zu kontrollieren.
SeraphiM
26-12-2007, 20:55
Meine Frage wäre nur: Wie sind die begründungen für die zwei Meinung nach stark unterschiedlichen Techniken?
wenn du ein pro bist, kannst du die angriffe weiterleiten und gleichzeitig selber angreifen, wenn du nicht so sicher bist, die KM-variante mit knie zu den genitalien...
el-torro
26-12-2007, 21:10
@ lars n roll: mit festhalten meinte ich blocken und sofort festhalten.
die andere variante endet ja auch mit festhalten, aber erst wirds weitergeleitet....
danke an die schnelle antworten, ich sehs eigentlich auch so.....
nur bei mir im verein kamen dann die argumente, wenn ich die hand nach dem block sofort festhalte, kann der angreifer meinen arm oder hand trotzdem noch schneiden ?!
Lars´n Roll
26-12-2007, 21:23
@ lars n roll: mit festhalten meinte ich blocken und sofort festhalten.
die andere variante endet ja auch mit festhalten, aber erst wirds weitergeleitet....
Ich weiß. Aber ist imho zu fancy... sieht geil aus, ist aber schwerer. Da würde ich nix riskieren wollen.
Schnueffler
26-12-2007, 21:24
Ich denke mal, das du es so gut wie NIE schaffen wirst, wenn du dich gegen ein Messer verteidigen zu müssen, das du ohne Schnitte auskommst, wenn du da raus kommst!
Wenn ich es schaffe ihn zu kontrollieren = SUPER, wenn direkt der Konter kommt!
Kann ich ihn nur weiterleiten, so das ich mich nicht im direkten Gefahrenbereich von Schneide und Spitze befinde = SUPER, dann Konter starten (Knie in die Genitalien oä) und schnell laufen!
Budoka_Dante
26-12-2007, 21:41
nur bei mir im verein kamen dann die argumente, wenn ich die hand nach dem block sofort festhalte, kann der angreifer meinen arm oder hand trotzdem noch schneiden ?!
Das kann genau so gut passieren, wenn du ihn weiterleiten willst... Also kein Argument, gegen das Festhalten.
Am besten ein erfahrener Ju jutsuka
Das wäre dann z.B. meine Wenigkeit...
Also: auch und gerade im Ju-Jutsu ist die Messerabwehr ein heiß diskutiertes Thema, welches wohl niemals eine einheitliche Lösung erreichen wird.
Problemtische Sache, denn viele Techniken, die für Prüfungen empfohlen werden, sind für reale SV keine gute Wahl.
Messerabwehr über Dreierkontakt halte ich für die gefährlichere Alternative. Ich begründe gerne warum:
Also - der Schnitt zum Hals... das Problem ist hier die Intensität des Angriffs. Einen kraftvoll ausgeführten Schnitt wird man nicht ohne weiteres ableiten können, selbst wenn man ihn rechtzeitg erkennt und Kontakt aufnimmt. Das muss man einfach einmal ausprobieren - die Kraft des Waffenarms ist zu groß... die Klinge trifft. Stimmen Winkel und Timing nicht, kann die Klinge abrutschen und Brust oder andere Körperteile schneiden. Diagonale Abwehr (also die Annahme mit rechts, wenn der Waffenarm auch der Rechte ist) wird zwar neuerdings gerne und häufig gelehrt, weil hier schöne Weiterführungen gezeigt werden können - aber du führst eben die Klinge auch hierbei gefährlich nahe an unteren Körperregionen vorbei: Leber, Milz und andere wichtige Organe...
Ich persönlich favorisiere Blockarbeit mit beiden Armen oder Händen und schnellstmögliches Fixieren des Armes. Beidhändige/-armige Blöcke können selbst kraftvolle Angriffe stoppen, was bei einigen Angriffen mit nur einem Arm nicht möglich wäre...
krav maga münster
26-12-2007, 22:46
Die Frage: Bei uns im Verein wird ein Schnitt zum Hals (Angreifer hält das Messer im rechten Hand) nach Prinzip des Dreierkontakts, oder direkt mit dem rechten Hand "angenommen" (mit der Unterarm, Handrücken) und weitergeleitet. Dann folgen die "Folgetechniken". Dies kommt wohl vom FMA...
Im Bücher vom Christian Braun sind auch diese "Weiterleiten-Techniken" aufgeführt.
Im Krav Maga (und anderen Mil. Nahkampf) Büchern wird aber eine grundsätzlich andere Technik gezeigt. Nämlich, dass man nach dem Unterarmblock die Messerführende Hand sofort fest packt, und diese nicht mehr los lässt, gleiczeitig werden Angriffstechniken durchgeführt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Im Ju Jutsu (soweit ich es kenne) Messerabwehr immer mit Weiterleiten - beim Krav Maga und co. Messerhand blocken und packen - festhalten.
Meine Frage wäre nur: Wie sind die begründungen für die zwei Meinung nach stark unterschiedlichen Techniken?
Also, wieso lieber Weiterleiten, oder wieso denn Festhalten? Und geht nicht beides? Am besten ein erfahrener Ju jutsuka und Krav Magaer (?) könnten kurz Antworten?
Vielen Dank und viele Grüße
Ein Schnitt kommt zu schnell und wird meist eng gezogen, daher funktioniert ein Dreier Kontakt eh nicht und ist meine Meinung nach eine Verschwendung der kostbaren Trainingszeit.
Die Messerabwehr im Krav Maga wird meist als Reaktion auf einen plötzlich und unerwarteten Stichangriff eingesetzt.
Soll heissen die KM Messerabwehr die man so aus YT Clips oder auch Büchern kennt, behandelt nicht die selbe Vorgehensweise in Duellsituationen.
Schnitte werden im KM eher durch ausweichen und eventuellen parieren und kontern von der Außenseite entgegen gegangen.
Wenn überhaupt möglich (Früherkennung der Waffe,... etc.) wird sowieso empfohlen sich mit "Common Objects" zu bewaffnen.
Gruß Markus
KidStealth
27-12-2007, 00:47
schließe mich markus an. dreier kontakt funktioniert nicht.
auch das packen vom handgelenk ist eher wunschdenken. wer auch nur ansatzweise mit dem messer umgehen kann, ist zu schnell um "gepackt" zu werden. vom einsatz der linken hand ganz zu schweigen.
ich habe noch keinen erlebt, der mein handgelenk erwischt ohne das ich das erlaube.
macht einfach mal ein bischen sparring, oder übungen ohne kooperativen partner. hilft sicherlich weiter.
Kommt doch aber auch immer darauf an von wem man angegriffen wird. Bei einem Messerkampfprofi ist es natürlich anders als beim Pubertär-Proll der aus dem Suff mal eine Klinge zieht. Die paarmal wo ich mit dem Messer angegangen worden bin hatte ich das Glück, dass ich augewichen bin und meine Konter gleich schwere Treffer waren. Einmal habe ich versucht zu blocken - hat mit einer Narbe am Unterarm geendet. Allerdings hatte ich in diesen Situationen überhaupt keine richtige Kontrolle über mein Handeln. Kam alles zu 100% aus dem Unterbewußtsein.
Schnueffler
27-12-2007, 10:35
Dann hattest du aber bisher mächtiges Glück, wenn du nur eine Narbe von mehreren Messerangriffen davon getragen hast!
Diesen kurzen Artikel:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/611470-post1.html
habe ich irgendwann mal verfasst. Erläuterung zum Text: Unter Schwächebindung bzw. Schwäche versteht sich das Binden oder Festlegen des langen Hebels. Bei einem Arm wäre das z. B. das Handgelenk. Bei einem Bein wäre es der Bereich auf Knöchelhöhe usw. ...
Roberto
@schnüffler
ja, auf einen lottogewinn warte ich nicht mehr - mein glückpensum dürfte ausnahmslos aufgebraucht sein:) nee, war in allen fällen wirklich mehr glück als verstand. zum einen, das die angreifer keine profis waren und wohl nicht das perfekte distanzgefühl hatten und zum anderen, dass ich mit meinen schlägen gleich so hart getroffen habe, dass die solange abgelenkt waren um sie ganz außer gefecht zu setzen, bzw. in die flucht zu schlagen.
zum einen, das die angreifer keine profis waren und wohl nicht das perfekte distanzgefühl hatten und zum anderen, dass ich mit meinen schlägen gleich so hart getroffen habe, dass die solange abgelenkt waren um sie ganz außer gefecht zu setzen, bzw. in die flucht zu schlagen.
Nach meiner Sparringserfahrung hat man nach einem gelungenen Weiterleiten genug Zeit für einen Konter und kann sich dann noch in Sicherheit bringen.
Wenn man sofort das Messer sichern und unschädlich machen kann, klingt das gut, aber die Messerhand eines ebenbürtigen Kämpfers greifen zu wollen halte ich für wenig aussichtsreich.
Karate-SamuRai
06-01-2008, 15:24
ich denke da du eine kk machst solltest du aufjedenfall beide können :P
welche sinnvoller ist wird wohl reflexartig entschieden.
Ich bemühe mich um eine sehr kurze Antwort.
Die Verteidigung richtet sich IMMER nach:
- der art des Angriffs
- der physischen und psychischen Verfassung des Angreifers
- der physischen und psychischen Verfassung des Verteidigers
und
dem Kenntnisstand beider in diesem Thema.
Es kommt darauf an wie werde ich angegriffen, wie kann ich mich verteidigen - diese Tatsache bestimmt mein handeln.
Es gibt nicht gut oder schlecht.
Es gibt nur IN DIESER SITUATION gut / oder schlecht.
So long
D.
...Die Frage: Bei uns im Verein wird ein Schnitt zum Hals (Angreifer hält das Messer im rechten Hand) nach Prinzip des Dreierkontakts, oder direkt mit dem rechten Hand "angenommen" (mit der Unterarm, Handrücken) und weitergeleitet. Dann folgen die "Folgetechniken". Dies kommt wohl vom FMA...
Im Bücher vom Christian Braun sind auch diese "Weiterleiten-Techniken" aufgeführt.
Hi,
ich würde nie sagen, dass es nur eine Lösung gibt. Das kommt immer auf die Situation an. Früher habe ich mal gedacht, dass man auf keine Fälle greifen soll. Heute denke ich so. Am Besten dem Angriff zuvor kommen mit einer Finalen Technik (Fingerstich in die Augen oder Schlag zum Kehlkopf, ...). Wenn ich aber schon ein paar mal geschnitten worden bin, muss ich mir überlegen ob ich nicht doch den Waffenarm packe, festhalte und auf den Angreifer mit Kopfstoß, Beissen, Knieschlägen, ... einwirke. Wenn er eine Jacke anhat, kann man den Ärmel sogar ganz gut festhalten. Es ist aber nicht meine favorisierte Technik.
Du musst alles können, angefangen von der Schrittarbeit, Ausweichbewegungen, Fegebewegungen, Blocktechiken, Störtechniken, Kontrolltechniken und das ganze auch unter Streß trainieren, d.h. dein Partner zieht überraschend ein Übungsmesser und sticht wie blöd 15 sec. auf dich ein (am besten mit Farbmesser) und du versuchst die Treffer zu minimieren.
Das mit dem Dreierkontakt hat den Vorteil, dass ich danach auf der Außenseite des Gegners stehe und bessere Chancen habe als mein Gegner.
Es gibt wirklich kein System wo ich sagen würde, dass ist nun perfekt. Auch beim Kraf Maga oder auch bei Jim Wagner finde ich Dinge, die ich nie so tun würde.
Messer-SV ist eine heiße Sache, dass weiß jeder von uns und man kann nur trainieren, trainieren und nochmal trainieren um einen Angriff zu überleben.
Hellsehen wäre noch prima, denn Überraschungsangriffen sind wir nahezu ausgeliefert. ;)
Viele Grüße
Christian
Hi,
ich würde nie sagen, dass es nur eine Lösung gibt. Das kommt immer auf die Situation an.
Genau so ist es.
Hellsehen wäre noch prima, denn Überraschungsangriffen sind wir nahezu ausgeliefert. ;)
Viele Grüße
Christian
:D Das ist nicht nur bei Messer so..... :D
BTW: was Christian da sagt kann man ihm ruhig glauben - er weiß wovon er redet. Ich selbst habe schon bei ihm an einem Waffenlehrgang teilgenommen.
Wie will ich sagen - es gibt immer wieder NOCH eine Situation die man nicht bedenkt.......
So long
D.
@chris b
wie waren denn deinen praktischen erfahrungen mit messern? meine jetzt nicht die technik sondern eher was sich im kopf abgespielt hat?
@chris b
wie waren denn deinen praktischen erfahrungen mit messern? meine jetzt nicht die technik sondern eher was sich im kopf abgespielt hat?
Hi,
ich hatte das große Glück (wie wahrscheinlich 99%) aller Kampfsportler, dass ich noch keinem Messerangriff ausgesetzt war, von daher kann ich dir über Gefühle und Gedanken nichts erzählen. ;)
Viele Grüße
Christian
Schade, hätte gerne mal was über den "Schockschmerz" gewußt. Mir hat mal ein PFS - Instructor gesagt, dass Schnitte in der Praxis ein Art Lähmung verursachen können. Bei mir persönlich war das - Gott sei Dank - nicht der Fall. Würde mich aber interessieren ob jemand da praktische Erfahrung hat. Genauso wie ich gerne wüsste ob jemand so eine Auseinandersetzung "mit vollem Bewusstsein" hatte. Bei mir ist das wie in Trance abgelaufen, bzw. hat das klare Denken erst wieder eingesetzt als die Aktionen eigtl. schon vorbei waren. Also eine gezielte Abwehr war gar nicht möglich sondern es haben nur Reflexe gearbeitet - welche zum Glück funktionert haben - genauso hätte es aber auch in die Hose gehen können.
Schade, hätte gerne mal was über den "Schockschmerz" gewußt. Mir hat mal ein PFS - Instructor gesagt, dass Schnitte in der Praxis ein Art Lähmung verursachen können. (..)
Interessant; ich habe bisher eigentlich immer eher das Gegenteil gelesen (glaube u.a. in einem Buch von Marc MacYoung), nämlich dass in vielen Fällen das Opfer so voller Adrenalin ist, dass es in dem "Gerangel" gar nicht mitbekommt, dass es bereits irgendwo im Körper ein Messer stecken hat.
So kenne ich es auch. Auch 2 Kollegen von mir haben ähnlich Erfahrung. Der eine wurde in die Brust gestochen, der andere in den Rücken. Schmerz und Wirkung kamen aber sehr zeit versetzt. Aber gerade daher würde es mich interessieren ob es so eine "Schockreaktion" gibt oder ob da gewisse Punkte getroffen werden müssen, eine gewissen Schnitttiefe - evtl. Sehnen oder Muskeln durchtrennt, etc.
So kenne ich es auch. Auch 2 Kollegen von mir ...
Du wurdest schon mit dem Messer angegriffen, 2 Kollegen von dir....
Wo wohnst du? - Diese Tatsache alleine macht mir schon irgendwie Angst, jeden
Tag damit rechnen zu müssen, ein messer im Rücken zu haben.
Das sind definitiv Erfahrungen, die du schilderst, die ich nicht machen möchte.
So long
D.
@Deciple
Also zu Deiner Beruhigung, die Erfahrungen die ich oder Kollegen mit Messerattacken haben sind über die Jahre verteilt und arbeitsbedingt. Bin jetzt seit über 10 Jahren im Türsteher/Wirtschafterbereich tätig, also Laufhaus und Diskothek. Da kommt dann doch schon das eine oder andere zusammen was Konflikte mit Messern, abgebrochenen Gläsern, etc. angeht.
Lars´n Roll
28-02-2008, 14:13
Glaub das mit dem Schockschmerz auch nicht... ich hab mich mal selbst aufgeschlitzt :p (aus Versehen versteht sich); war richtig tief und hat geblutet wie Drecksau - trotzdem hab ich mich selbst notversorgt - Handtuch auf die Wunde gepresst - und selbst den Notarzt gerufen...
Lars´n Roll
28-02-2008, 14:22
Am Besten dem Angriff zuvor kommen mit einer Finalen Technik (Fingerstich in die Augen oder Schlag zum Kehlkopf, ...). Wenn ich aber schon ein paar mal geschnitten worden bin, muss ich mir überlegen ob ich nicht doch den Waffenarm packe, festhalte und auf den Angreifer mit Kopfstoß, Beissen, Knieschlägen, ... einwirke.
Finde ich nicht gut... vor allem weil ich nicht an die "finale Technik" glaube. Wenn jemand schon auf Armeslänge dran ist, würde ich immer probieren, dem Angreifer die Kontrolle über seine Waffe streitig zu machen. Möglichst nicht erst nachdem ich mehrfach geschnitten wurde... :)
die frage ist ob du in der situation überhaupt noch viel überlegst...
Lars´n Roll
28-02-2008, 14:44
die frage ist ob du in der situation überhaupt noch viel überlegst...
Das ist es ja gerade! Der Versuch den Waffenarm zu packen scheint mir die natürlichere Reaktion auf einen solchen Angriff zu sein.
Wie lief es denn bei Deinen Begegnungen mit scharfen Gegenständen, nogain?
Fall 1 Prügelnden Gast raus gebracht. Am Ausgang macht er einen Satz nach vorne, zieht sein Messer und sticht mir in Richtung Oberkörper. Seitschritt und Rückhandschlag mit dem Teleskopstock. Das hat ihn von den Beinen geholt. Rest war kein Problem, der Stich hat allerdings einen kleinen Schnitt durch den Pulli hinterlassen. Kollegen mit drauf, mit Kabelbindern fixiert und Polizei gerufen. War halt das Glück, dass ich den Stock schon in der Hand hatte. Weiß auch nicht warum, habe ich in 99% der Fälle eigtl. nicht. War vielleicht der siebte Sinn.
Fall 2 Wurde ins Zimmer gerufen. Ein Gast wollte nicht zahlen. Nach kurzem Wortgefecht gibt er sich einsichtig und zieht sich an. Kurz vor dem Gehen geht es wieder los weil er von der Dame sein Geld wieder will. Als das verneint wird zieht er ein Messer. Habe ein Glas in die Finger bekommen welches ich ihm direkt aufs Gesicht geworfen habe. Eine Rechte hinter her und Feierabend. Naja, vielleicht waren es auch die 2-3 Tritte die er am Boden noch bekommen hat…
Fall 3 Nach Feierabend steht ein Gast, welcher vorher schon raus geworfen wurde, neben mir am Auto. Hatte wahnsinniges Glück, dass ich ihn habe kommen sehen. Er hat auch mit einem direkten Stich zum Oberkörper angegriffen. In dem Fall hatte ich versucht den Arm zu greifen oder zu blocken – ich weiß es nicht mehr. Habe mir auf jeden Fall einen tiefen Schnitt am Unterarm eingehandelt. Irgendwie habe ich es aber wohl geschafft dem noch einen Ellenbogen mit zu geben. Auf jeden Fall ist er kurz getaumelt, bekam noch einen Fronttritt und ist ganz umgefallen. War aber auch wieder schnell oben. Glücklicherweise ist er aber davon gerannt. Sein Messer hat er nämlich nicht verloren gehabt. Keine Ahnung warum er auf und davon ist. Vielleicht hat er sich erschreckt, habe geblutet wie ein Schwein, vielleicht war er sich nicht mehr sicher…ich weiß es nicht. War dann erstmal damit beschäftigt meinen Mageninhalt auf dem Parkplatz zu verteilen als ich realisiert hatte was da gerade passiert ist.
Lars´n Roll
28-02-2008, 15:58
Hmmm... alles nix was mit klassischer Verteidigung wie in der Choreographie für ne Gürtelprüfung gelöst wurde.
Bestätigt mich einmal mehr in dem Glauben, dass neben Glück schnelle Reaktionen 1000mal wichtiger sind als irgendwelche Techniken...
Naja, vielleicht waren es auch die 2-3 Tritte die er am Boden noch bekommen hat…
:D Sehr geil!
Aber die 3. Story is gar nich lustig... man muss sich echt fragen, was in manchen Leuten vor sich geht.
Schlimm genug, wenn jemand in seinem Suff und ner stressigen Situation meint ein Messer ziehen zu müssen, aber jemandem aufzulauern - wahrscheinlich wegen gar nix außer verletzem Stolz... mannomann, da laufen schon Gestalten rum... :wuerg:
Also Glück ist für mich der Faktor Nr. 1, dann setzt sich das durch was man eben schon 1000 mal geübt hat und auch angewendet hat. Sparring, Wettkampf, etc. Aber bei mir war das alles unbewusst. Da hat das Hirn einfach was abgerufen. Gepaart mit dem Faktor Glück – erfolgreich.
Naja, also ich fand es war in allen 3 Situationen nicht angebracht ein Messer zu ziehen aber vielleicht sehe ich das in dem Fall zu egoistisch. :)
Ju-Jutsu-Ka
28-02-2008, 16:15
Hmmm... alles nix was mit klassischer Verteidigung wie in der Choreographie für ne Gürtelprüfung gelöst wurde.
Und sowas wird immer noch von einigen Hirnis -die sogar eine Gruppe unterrichten- erzählt. Da kommt einem echt die Galle hoch.
fast vergessen: 3er Kontakt ist für die Leute auch die optimale Verteidigung gegen Messer
Jaja es gibt sogar im JJ Deppen:rolleyes:
Also zum Thema Messer kann ich nur sagen - Konfrontation vermeiden. Ist ja nicht nur die Situation die gefährlich ist. Habe immer noch diverse seelische Probleme die durch diese Situationen ausgelöst wurden. Weg zum Auto ist absoluter Horror. Links, rechts, steht einer, ist der Schlagstock griff bereit...In einer Menschenmenge kann ich mich gar nicht mehr bewegen, kriege ich eine Vollmeise. Anstehen geht auch fast nicht, sobald jemand zu dicht hinter mir steht bekomme ich einen Affen...usw.
Trainiere zwar auch mit meinen Jungs immer wieder mit Holzmesser und Farbe aber das Ergebnis ist jedesmal erschreckend. Abgesehen davon, dass man nie vorraussagen kann ob der eigene Schlag wirklich so sitzt, usw. usw. Generell SV ist so dermaßen von vielen Faktoren abhängig aber gerade bei einem Messer kann das so extrem nach hinten losgehen.
Finde daher das gezielte Trainieren von Messerabwehr auch fragwürdig. Wann kommt man den als Privater in die Situation wirklich jemand vor sich zu haben der einen abstechen will? Für die Leute wo es arbeitsbedingt ist - ok, muss sein. Aber einer privaten Person da ein sicheres Gefühl a la "ich beherrsche Messerabwehr" zu geben...
Quickkick
03-03-2008, 13:34
Weiterleiten oder Waffenarm festhalten??? :ups: Beides funktioniert meiner Meinung nach nur dann, wenn der Angreifer keine Ahnung vom Umgng mit dem Messer hat!
Kurze Frage: Habt ihr schon mal ernsthaft Sparring Messer gegen waffenlos gemacht? Ich persönlich habe dabei bisher immer folgende Erfahrung gemacht: Wenn der Messerkämpfer ernst macht - also wirklich alle Vorteile des Messers ausspielt - hast Du ohne Waffe so gut wie keine Chance! Fazit meiner bisherigen Trainingserfahrung: Messerverteidigungen funktionieren überhaupt nur dann, wenn der Gegner das Messer nicht wirklich benutzen kann (oder aus Trainingsgründen nicht richtig benutzen will).
Die beste waffenlose Verteidigung gegen ein Messer ist meiner Meinung nach RENNEN! Die zweitbeste: Immer noch RENNEN!
Daraus folgt, dass meiner Ansicht nach jegliche Messerabwehr immer nur eine drittbeste Lösung darstellt.
Ansonsten ist bereits alles gesagt: Beides trainieren, ausprobieren, was einem liegt und situationsabhängig einsetzen.
PS: Noch ein Wort zum Thema Hubud/ Dreierkontakt: Ich habe schon oft erlebt, dass es eine Menge JJ-Leute gibt, die ganz toll von Dreierkontakt schwärmen können, aber den Sinn dieser (aus den FMA geklauten) Übungsform überhaupt nicht verstanden haben... und daher auch völlig unrealistische Messerabwehren damit zusammenbasteln, gegen die die alten (größtenteils aus dem Aikido stammenden) noch Gold waren/ sind. Das liegt dann aber in 99% der Fälle nicht an der mangelnden Effizienz der FMA im Messerbereich, sondern an der mangelhaften Umsetzung im JJ.
Schnueffler
03-03-2008, 15:39
Das rennen die beste Verteidigung ist, hat hier sicherlich auch nie jemand bestritten!
Einzigste Ausnahme: Ich stehe weit genug entfernt und habe meine Schusswaffe gezogen! ;)
Michael N.
03-03-2008, 19:55
Das rennen die beste Verteidigung ist, hat hier sicherlich auch nie jemand bestritten!
Einzigste Ausnahme: Ich stehe weit genug entfernt und habe meine Schusswaffe gezogen! ;)
ja klar, du hast ja auch eine im Dienst. Wir nicht....:mad:
PS: Wieder zurück aus dem Süden?? Wie war´s??
:D
Schnueffler
05-03-2008, 01:08
Der Süden war super! ;)
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