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Vollständige Version anzeigen : Sifu/Shifu = Meister?



Sun Tsu
10-01-2008, 20:41
Wie siehts aus? Ist ein Sifu in den chinesischen Kampfkünsten auch sofort ein Meister? Oder kann ich auch Sifu sein ohne einen Meistertitel zu haben? Kann ich Meister sein aber kein Sifu?

Viele Grüße
Julian

Nox Quan
10-01-2008, 20:55
Ich denke schon, dass man Sifu sein kann, ohne einen Meistertitel zu haben.

Sifu an sich ist ja kein Titel oder so. Daher denke ich, dass man auch Sifu für seine Schüler sein kann ohne einen Meistertitel zu haben.:)

Ein Meister-"titel" ist meiner Meinung auch nur ein Titel, der eben normalerweise aussagt, dass man eben Meister in seiner KK ist (bzw. sein sollte). Deshalb muss ein Ausübender mit Meistertitel nicht zwangsläufig besser in seiner KK sein bzw. halt mehr Ahnung haben, als einer ohne den Titel. Meistens ist es aber wahrscheinlich eher nicht so denke ich mal.

Aber man sollte auch daran denken, dass auch meister nur schüler sind.
Man lernt eben nie aus.:)

Lars´n Roll
10-01-2008, 21:02
Wäre es nicht auch befriedigend schlicht und einfach "Trainer" zu sein?

Klaus
10-01-2008, 21:13
Ist schlicht das chinesische Wort dafür, sonst nichts. Und das sagt nichts über irgendwelche Titel aus. Es nennt sich definitiv jeder Meister, der es will.

WuWei
10-01-2008, 21:40
im Traditionellen Sinne ist ein Shifu oder kantonesisch Sifu nicht nur ein Trainer sondern dein Persönlicher "Lehrervater" dem du durch eine Zeremonie die Treue schwörst, dieses Band hält dann ein Leben lang.

In China wird das teilweise auch noch so gehandhabt, allerdings ist es Heutzutage oft nur eine Frage des Geldes ob jemand dich als seinen persönlichen Schüler akzeptiert.

Hier in Deutschland kann sich ja jeder nennen wie er will, bei manchen Organisationen gibt es halt noch Verbandsrichtlinien.

Was den Meistertitel anbelangt, könnte man seinen Shifu schon als Meister bezeichnen ist halt ne Übersetzungsanfrage. Wer sich selber Meister nennt ist mir aber suspekt :)
Und es gibt Shifus die nie einen Meistertitel in einem Turnier oder änlichem erkämpft haben :)

ich hoffe ich konnte dir helfen

Tshingis
10-01-2008, 21:52
@wu wei

man kann auch seinen lehrer shifu nennen und von ihm lernen, ohne eine derartige zeremonie. und das ist genauso legitim.

taokriegerin
10-01-2008, 22:34
Naja... im traditionellen Sinne übernimmt man echte Verantwortung für seinen Schüler, sobald man sich Sifu nennen lässt... und das über die pure Kampfsportausbildung und über die Trainingszeiten hinaus, so dass auch niemand leichtfertig so ein Lehrer-Schüler-Verhältnis eingegangen ist... Sifu heisst übersetzt eigentlich eher "Lehrer-Vater" und dass Vater-Sein nicht nur Freude macht, wissen vielleicht die, die schon Erfahrung mit haben;)

In Deutschland gibt es Stile, in denen man den Titel "Sifu" nach einer bestimmten Ausbildung und erfolgreicher Prüfung verliehen bekommt... Da kann man sich dann auch net so einfach so nennen... wär ja so wie wenn man sich im Karate schnell mal nen schwarzen Gurt im Internet bestellt;) Auch wenn ich nicht weiss, ob so was strafrechtlich verfolgt wird, wenn man ohne Prüfung sich nen Schwarzgurt kauft;) Juristisch geschützt ist der Titel "Sifu" denke ich in Deutschland nicht... Kann sich wohl also rein theoretisch schon jeder so nennen...

Aber was ich mich frage... Warum möchtest du dich so nennen Sun Tsu? Warum ist dir das wichtig?

Also mir geht das auch so wie Wu Wei... Wenn ein Lehrer darauf besteht von seinen Schülern "Sifu" genannt zu werden, obwohl er sich diesen Titel lediglich selber "verliehen" hat... naja... dann frag ich mich halt doch, warum ers jetzt so extremst nötig hat:P

Den Schülern selbst steht freilich frei, ihren Lehrer zu nennen, wie sie wollen, Tshingis.

WuWei
10-01-2008, 23:09
@wu wei

man kann auch seinen lehrer shifu nennen und von ihm lernen, ohne eine derartige zeremonie. und das ist genauso legitim.

kann man

Nidhöggr
11-01-2008, 00:01
Sifu heisst übersetzt eigentlich eher "Lehrer-Vater"

äh... hört sich zwar nach esoterischen Gesichtspunkten gut an, stimmt aber leider nicht. Shifu (师傅) heißt wörtlich "Meister" und wird in China eher ähnlich locker und inflationär verwendet, wie das deutsche Pendent in Österreich. Mit diesem Begriff wird neben dem ehrabenen erwürdigen Großmeister sämtlicher Kampfkunststile, der sich die ganze Zeit nachdenklich über den weißen Bart streicht auch genauso der Taxifahrer und der Hausmeister (und jegliche Form von qualifiziertem Arbeiter) angesprochen. Also kein Titel, den man sich unbedingt zu Kopf steigen lassen muß. Ich glaube die hier üblichen Assoziationen mit dem Titel stammen wohl eher aus alten Chinesischen Kungfu Filmen. :cool:

War zwar nie auf einer Chinesischen Kampfkunstschule, aber meinem (euphemistisch ausgedrückt) verbesserungswürdigem chinesischem Sprachverständnis nach, dürfte Shifu genauso wie laoshi einfach die angemessene Anrede für jedigen dortigen Lehrer sein.

taokriegerin
11-01-2008, 00:45
hm... da haste schon Recht Nidhöögr... Aber ich hab vom "traditionellen" Gebrauch gesprochen und mich dabei an das gehalten, was ich aus Interviews von chinesischen Kampfkunstmeistern über Lehrer-Schüler-Beziehungen in früheren Zeiten gelesen habe... Ob das tatsächlich so war wie sie beschreiben, kann ich freilich nicht sagen...

Fu hat als Zeichen alleine eben auch die Bedeutung "Vater" (aber auch Tutor), siehe Wikipedia-Eintrag (http://en.wikipedia.org/wiki/Sifu)

leopan8
11-01-2008, 01:35
Hy


im Traditionellen Sinne ist ein Shifu oder kantonesisch Sifu nicht nur ein Trainer sondern dein Persönlicher "Lehrervater" dem du durch eine Zeremonie die Treue schwörst, dieses Band hält dann ein Leben lang.

Ja und es gab,gibt von Stil zu Stil unterschiedliche traditionelle Zeremonien, in manchen Stilen aber heutzutage keine mehr!

Bsp. Teezeremonie,Schwur vor dem Ahnenaltar,Reiswein/Reisschnaps trinken,Bluteid bei Bruderschaften,Aufnahmezeremonie im Kloster usw.

Dao
11-01-2008, 09:44
Ein Sifu ist ein Meister im traditionellen Sinne. Meist sogar mit einer Zeremonie.
Wer sich hier in D oder auch in E Sifu nennt ist schon echt beschämend!

Jochen Wolfgramm
11-01-2008, 10:07
Einige Gedanken dazu habe ich schon vor einer Weile in unserem Blog niedergeschrieben. Wens interessiert: Sifu/Shifu? (http://bailung.blogspot.com/2007/11/sifu-gedanken-zun-den-chinese-martial.html)

leopan8
11-01-2008, 10:18
Hy Mantis

Habe deinen Artikel gelesen und du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!



Dagegen finden wir auf den Webseiten der meisten Nicht-chinesischen Shifu/Sifus Bezeichnungen wie Meister und Großmeister in Hülle und Fülle. Von Bescheidenheit keine Spur. Von gutem Marketing dagegen umso mehr.
Kaum hat dort jemand mit Ach und Krach einen "Schwarzgurt" ausgebildet und dieser fängt an selbst Schüler zu unterrichten, wird mit dem TITEL Großmeister geworben. In meinen Augen sehr peinlich.
Immer wieder gibt es böse Blicke, wenn jemand einfach nur mit seinem Namen vorgestellt wird und nicht ein Shifu/Sifu angehängt wird. Unnötig und kleingeistig.

Einige sogenannte Meister,Großmeister leiten eine Dienstleistungsfirma und sind Krämer in Sachen Kampfkunst(Massenabfertigung) und keine Lehrer im traditionellen Sinne.Diese Entwicklung ist jedoch nicht nur im Westen zu beobachten sondern auch immer öfter in Asien.

Verity
11-01-2008, 11:16
Hallo Leopan8, hallo Mantis,

Vielleicht habt ihr beide recht, dass die Bezeichnung manchmal nicht so zutrifft. Jedoch gibt es auch Hoffnung, einige der "Sifu/Shifu" entwickeln sich und wenn man die eigene Entwicklung sieht, hat man selber sich auch entwickelt und entwickelt sich noch.
Man kann nur versuchen mit gutem Beispiel voran zugehen.
Welche Qualitäten sollte ein Sifu/Shifu haben, um so genannt zu werden?
Ich bin der Ansicht, dass nur die Schüler am Ende ihrer Ausbildung, wenn sie Höhen und Tiefen mit ihrem Sifu durchlebt haben und durchgestanden haben, einen Eindruck von ihrem Sifu mitbekommen. Der Schüler kann nach Jahren vielleicht sagen, ob ein Sifu dagestanden hat oder ein Scharlatan, denn der Schüler geht mit dem Wissen seines Sifu auf Reisen und muß sich damit behaupten. Wenn er nichts gelernt hat, wird er das erst ausserhalb der Schule sehen.
Aber es hängt vom Sifu und vom Schüler ab, ob eine wirkliche Bindung und eine Erfüllung der Bezeichnung zustande kommt. Nicht jeder Schüler wird ein Lehrer, Meister oder Großmeister....

WuWei
11-01-2008, 11:26
äh... hört sich zwar nach esoterischen Gesichtspunkten gut an, stimmt aber leider nicht. Shifu (师傅) heißt wörtlich "Meister" und wird in China eher ähnlich locker und inflationär verwendet, wie das deutsche Pendent in Österreich. Mit diesem Begriff wird neben dem ehrabenen erwürdigen Großmeister sämtlicher Kampfkunststile, der sich die ganze Zeit nachdenklich über den weißen Bart streicht auch genauso der Taxifahrer und der Hausmeister (und jegliche Form von qualifiziertem Arbeiter) angesprochen. Also kein Titel, den man sich unbedingt zu Kopf steigen lassen muß. Ich glaube die hier üblichen Assoziationen mit dem Titel stammen wohl eher aus alten Chinesischen Kungfu Filmen. :cool:

War zwar nie auf einer Chinesischen Kampfkunstschule, aber meinem (euphemistisch ausgedrückt) verbesserungswürdigem chinesischem Sprachverständnis nach, dürfte Shifu genauso wie laoshi einfach die angemessene Anrede für jedigen dortigen Lehrer sein.

Da hast du Recht, wörtlich übersetzt ist es Meister. Und wenn man in China nach dem Weg fragt heißt es dann: "Ey Shifu .... " was ich auch sehr lustig fand.
Ich war nur in einer chinesischen Kampfkunstschule, und da gab es 2, 3 persönliche Schüler die den Lehrer Shifu nannten, diese haben im Tempel um die Ecke ne Zeremonie mitgemacht. Die restlichen Schüler haben ihn einfach nur Laoshi = Lehrer genannt.

taokriegerin
11-01-2008, 11:32
Aber es hängt vom Sifu und vom Schüler ab, ob eine wirkliche Bindung und eine Erfüllung der Bezeichnung zustande kommt. Nicht jeder Schüler wird ein Lehrer, Meister oder Großmeister....

Das muss er auch nicht... und er kann trotzdem etwas gelernt haben;)

Verity
11-01-2008, 12:07
Ja, genau.

Jedoch brauchen wir Titel oder Bezeichnungen als Beweis für das Gelernte, damit wir uns vor anderen hervorheben können. Wenn jemand sagt, er wäre nur Schüler, dann kann es sein, dass man ihn wegen dieser Aussage geringer schätzt, obwohl sein Können und sein Engagement durchaus gut sein mögen. Dagegen wer würde einen Sifu/Shifu kritisieren? In China gehört es zum guten Ton, dass man niemals Kritik ausspricht. Also wird geklatscht, und derjenige mit Titel angesprochen.
Wenn der Sifu/Shifu allerdings einem Schüler einen Lehrergrad nicht bewilligt und dieser Schüler dann ohne Einverständnis des Lehrers zum Großmeister geht, um dort Sifu zu werden. Dann gibt das immer Probleme. Gerade wenn der Großmeister den Schüler nur von wenigen Treffen her kennt.
Dieses Thema ist so komplex, dass man als Aussenstehender niemals beurteilen könnte, ob jemand Sifu ist oder nicht. Man hat ja nicht die Entwicklung des Sifu´s erlebt.
Es gibt keine allgemein gültig Prüfung, und was sollte dort auch schon geprüft werden und wer sollte die Prüfung abnehmen?
Nein, ein Sifu zeigt sich im Versteckten, in seinem eigenen Handeln in schwierigen Situationen. Jeder kann sich Sifu nennen, wenn er meint, dass er diese Bezeichnung braucht.
Wenn man von seinen langjährigen Schülern im Vertrauen Sifu genannt wird, vielleicht macht einen das zum Sifu.
Man kann als Schüler immer nur hoffen, dass das Vertrauen, welches man in den Sifu steckt, nicht enttäuscht wird.
Aber der Sifu kann einem nur den Weg zeigen, der Schüler muß den Weg immer noch selber beschreiten.
Deswegen reicht es manchmal nicht, sich einen noch so guten Lehrer anzuschließen, wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist und auch lernen will.
Kung fu ist harte Arbeit.

GuanYu
11-01-2008, 15:33
Es gibt zwei Schreibweisen für shifu. Eine setzt sich zusammen aus shi für lehrer (wie in laoshi oder jiaoshi) und fu für Vater. Die andere ist die bereits erwähnte, die auch sehr salopp für Taxifahrer verwendet werden kann.

Streng genommen kann der erste Begriff - also shifu als 'Lehrvater' - nur mit seinem pendant vorkommen, dem tudi. Ein tudi ist ein Schüler, der die so häufig genannte baishi-Zeremonie durchlaufen hat (baishi heißt wörtlich 'jemanden um Lehre bitten' bzw. jemanden darum bitten, sein shifu zu sein). Damist ist ein shifu so etwas wie ein Führer für gezielt ausgewählte Schüler (tudi). Im Chinesischen kann man sich nicht als shifu bezeichnen, wenn es keinen tudi als Objekt gibt. Soll heißen, mann kann sagen "ich bin sein shifu", nicht aber "ich bin soundso-shifu". Begriffe wie shifu und auch laoshi (Lehrer) sind Anhängsel, die genutzt werden, wenn man jemanden anderen anspricht oder vorstellt.
Mittlerweile hat sich das ganze natürlich deutlich gelockert. Wenn man einen traditionellen Lehrer als shifu tituliert, obwohl man kein tudi ist, kann man sich einen neuen Lehrer suchen. Vor allem, wenn man es öffentlich macht, weil es da um Prestige geht. Moderner eingestellte Leute nehmen das nicht so genau, vor allem in Südchina scheint es üblich zu sein, dass alle Lehrer sifus sind, ganz ohne Zeremonie. Letzendlich ist es entscheidend, wie der jeweilige Lehrer das handhabt, und an dem orientiert man sich dann.

Die beiden Begriffe für shifu als Meister zu übersetzen ist schon ok, aber man sollte berücksichtigen, dass das überhaupt gar nichts mit der Bedeutung von 'der Beste' zu tun hat. Also nicht der Meister aus Fußball-Meister. Die Übersetzung orientiert sich am Meister des Handwerks, der normalerweise auch Lehrlinge hat (oder zumindest die Möglichkeit hätte, welche anzulernen). Damit hätte man auch eine Entsprechung für tudi. Allerdings gibt es natürlich enorme kulturelle Unterschiede, da das eine an Gilden gebunden ist, das andere aus den ethischen Vorstellungen des kaiserlichen Chinas stammt - alles ist der Familienstruktur nachempfunden.

Als Begriff für Meister im modernen Sinne würde im Chinesischen am ehesten der Begriff dashi entsprechen, oder auch gaoshou. Allerdings würde ein Chinese bei Verstand nie sich selbst als dashi bezeichnen. Er mag sich sicherlich geschmeichelt fühlen, wenn er als solcher betitelt wird - auch wenn er es der Höflichkeit nach als Unfug abtut - aber sich selbst so betiteln wäre ein gewaltiger faux-pas, der einen den guten Ruf kosten könnte. In der restlichen Welt ist das natürlich nicht so tragisch, da bezeichnen sich Leute auch ganz gerne selbt als Meister und Großmeister, wohl wissend, welche Konnotation das in westlichen Sprachen hat...

christoph
14-01-2008, 08:33
Stimme Guanyu zu. Der Unterschied zwischen den beiden Schreibweisen, ist mir auch letztens erst klar geworden. Ein Blick ins Wörterbuch oder ins Internet (hier für die chinesisch Leser (http://ks.cn.yahoo.com/question/?qid=1306071604617)), zeigt das die Lehrer-Vater Bedeutung nur bei dieser Schreibweise existiert 师父, welche man dann verwendet wenn man tatsächlich Schüler dieses Lehrers ist. 师傅 ist dagegen die allgemeine Meister Bedeutung und man kann so ziemlich alles und jeden so nennen. Die Aussprache ist aber genau gleich.
Generell habe ich in China noch NIE gehört, dass sich irgendjemand selbst Shifu/Sifu genannt hat (außer Köche). Man wird NUR so angesprochen und zwar von denen die einen als (ihren) Shifu betrachten oder höflich sein wollen. Man sieht, diese Verwendungen sind hoch kulturell aufgeladen und deshalb auch nur im chinesischen Kontext sinnvoll und verständlich. Ich finde die Verwendung dieser Terme in Deutschland gelinde gesagt unangebracht und das Gehabe, was man dabei oft vorfindet, einfach nur lächerlich.
Deshalb kann ich Lars nur zustimmen und fragen warum man seinen Lehrer nicht einfach „Lehrer“/ „Trainer“ nennen kann!?

师父[師-] ²shīfu n. ①tutor; master; teacher ②〈court.〉 address for a monk/nun/etc. M:²wèi

师傅[師-] ¹shīfu* n. ①master worker ②tutor of a king/emperor ③〈PRC〉 general term of address in late 70s and 80s | ∼, qù Tiān'ānmén zěnme zǒu? Excuse me, how do I get to Tiananmen? ④〈court.〉 address for service workers | mùjiàng ∼ carpenter M:²wèi

Jochen Wolfgramm
14-01-2008, 10:00
Deshalb kann ich Lars nur zustimmen und fragen warum man seinen Lehrer nicht einfach „Lehrer“/ „Trainer“ nennen kann!?


Nunja, wenn ich eine Kunst ausübe und unterrichte, die aus einem anderen Kulturkreis stammt, dan meist auch so, dass ich die Termini dieser Kunst benutze. Und auch das philosophisch - kulturelle Gebäude dahinter, darum weitergebe. Insofern finde ich es ok, wenn mich meine Schüler Sifu nennen. Das macht schon Sinn. Aber viele nennen mich auch einfach Jochen, je nachdem wie lange sie dabei sind. Die Fortgeschrittenen können eben mit dem Begriff Sifu mehr verbinden und benutzen ihn.

In anderen Sportarten ist es übrigens ebenso üblich, dem Trainer den kulturellen Fachterminus angedeihen zu lassen:
Hockey, Basketball etc: Coach
Fechten: Maitre (hab mal gefochten, da haben wir unseren tschechischen Trainer immer Maitre genannt)
etc ...

christoph
17-01-2008, 10:14
Nunja, wenn ich eine Kunst ausübe und unterrichte, die aus einem anderen Kulturkreis stammt, dan meist auch so, dass ich die Termini dieser Kunst benutze. Und auch das philosophisch - kulturelle Gebäude dahinter, darum weitergebe. Insofern finde ich es ok, wenn mich meine Schüler Sifu nennen. Das macht schon Sinn. Aber viele nennen mich auch einfach Jochen, je nachdem wie lange sie dabei sind. Die Fortgeschrittenen können eben mit dem Begriff Sifu mehr verbinden und benutzen ihn.

In anderen Sportarten ist es übrigens ebenso üblich, dem Trainer den kulturellen Fachterminus angedeihen zu lassen:
Hockey, Basketball etc: Coach
Fechten: Maitre (hab mal gefochten, da haben wir unseren tschechischen Trainer immer Maitre genannt)
etc ...

Hi Jochen,

Ich bin immer skeptisch mit diesem "Kultur" vermitteln/weitergeben. Ich befuerchte da kann schnell mehr Mythos/Wunschdenken/oder Spiegelung (der Orient als Spiegelung der eigenen Identitaet oder so aehnlich geht das bei Edward Said (http://www.wmich.edu/dialogues/texts/orientalism.htm)). Sicherlich muss man manche Begriffe/Konzepte erlaeutern. Ob man gerade so einen aufgeladenen und leicht missverstaendlichen Begriff wie Shifu uebernehmen muss, ist eine Sache ueber die man sicher unterschiedlicher Ansicht sein kann. Ich denke nicht das Maitre oder Coach in dieser Hinsicht vergleichbar sind. Letztlich habe ich auch noch nie in D. TCMA unterrichtet und glaube auch eher nicht, dass ich das in naechster Zeit tun werde.
ICh denke worueber wir uns zweifellos einig sind, sind so einige verbreitet Unarten von westlichen KK Lehrern, die oft mit einem Shifu Kult einhergehen.

Beste Gruesse

Thorre
17-01-2008, 11:37
Unter Kung Fu Schule Berlin (http://www.kung-fu-schule-berlin.de/meister.htm) habe einen kurzen Artikel zum Thema verfaßt. Dort kann man auch etwas über die verschieden Schriftzeichen sowie über die Herkunft und den Gebrauch der möglichen Anredeformen erfahren.

Ich empfehle auch noch mal den Text von Jochen unter Training bei Bailung e.V.: Sifu, Gedanken zu den chinese Martial Arts Pt1 (http://bailung.blogspot.com/2007/11/sifu-gedanken-zun-den-chinese-martial.html) - hier wird ein wichtiger kulturspezifischer Aspekt angesprochen: In China verwendet man den Shifu-Begriff etwas anders, als in Europa / Amerika.

Meine persönliche Position zu der Sache ist ganz pragmatisch. Ich möchte meinen Schülern etwas vermitteln, das über den sportlichen Rahmen hinausgeht. Ich möchte sie in ein System gegenseitiger Verantwortung einbinden, auch in eine Hierarchie, die sich auf die Idee des Voranschreitens auf einem Weg stützt. Dafür benötige ich einen Begriff, eine Anrede, die unterstreicht, daß ich nicht als Privatperson vor meinen Leuten stehe und eben auch nicht als Trainer.

Aus diesem Grunde habe ich von Anfang an (also seit über 15 Jahren) durchgesetzt, daß meine Schüler mich mit „Shifu“ ansprechen. Das ist allerdings nicht die einzige neue Verhaltensform, die meine Schüler erlernen, wenn sie beginnen bei mir zu üben: Sie verneigen sich bei Betreten und Verlassen der Übungshalle, vor und nach Partnerübungen, sie tragen spezielle Schultrainingskleidung, sie dürfen im Unterricht nicht die Arme vor der Brust verschränken oder die Hände in die Seiten stemmen und so weiter…

Das alles charakterisiert einen Prozess, bei dem der Schüler eben nicht nur eine spezielle Körpertechnik erlernt sondern auch geistige/ soziale Techniken, die den Umgang und das Verhalten innerhalb der Übungsgemeinschaft betreffen. Ich glaube, daß dies alles zusammenpassen sollte.

Gruß Thorre

Georg_J
08-02-2008, 08:42
Hallo,

Shi-fu im Sinne von "Vater-Lehrer" gilt nicht nur in der Kampfkunst, sondern auch im Business. "Vater-Lehrer" steht in der Bedeutung von "Mentor" oder "Tudor", d.h. wie oben bereits geschrieben, ohne "Protege kein Mentor/Tudor". Im Business gibt es Führungskräfte, die einen Mitarbeiter besonders fördern (protegieren), weil dieser z.B. einmal sein Nachfolger werden soll oder was auch immer für Gründe. Dann ist eben dieses Prinzip "Shi-fu" (Mentor) vorhanden. Nur, dass dieses "oben-unten", das Autoritätsverhältnis, nicht mehr so stark ist und einer Auflösung entgegensieht, im Gegensatz zu anderen Mitarbeitern, d.h. es wird einer Gleichheit entgegen gearbeitet.

Im Westen dagegen soll ja ein besonderes "Lehrer-Schüler-Verhältnis" dargestellt werden, wo die Kluft zwischen Lehrer und Schüler vergrößert werden und über den Schüler mehr Kontrolle ausgeübt werden soll (bei den meisten zu mindestens). Bei diesen dient in meinen Augen das oft demonstrierte "Shi-fu-Gehabe" mehr der "Selbstgefälligkeit" und "Wichtigtuerei".

Ein Letztes zum Geld: Im alten China wurde Geld bezahlt an den Mentor. Dieses Geld war in der Regel hauptsächlich für Kost und Unterhalt. Wir dürfen eines nicht vergessen: In der Kampfkunst lebte der Schüler bzw. Geförderte im Hause seines Mentors. Dieser übernahm die "Vater-Rolle" bzw. "Patriarchen-Rolle" und musste von nun an seinen Schützling versorgen. Wer lebt denn heute bei seinem Mentor?

Ich denke, es ist ein sehr interessantes Thema und verdient, darüber sachlich zu diskutieren, wie es im Westen gehandhabt werden kann. Vor allem ein Klärung der wahren Bedeutung. Ich selbst gehe auch nur von dem aus, was ich bisher erfahren konnte in verschiedenen Schulen und heute bei meinem Lehrer.

Lieben Gruß

Lindo
18-02-2008, 10:59
Wie sehen die der chin. Sprache mächtigen denn das Wort Shibo?
Wurde ja noch gar nicht angesprochen.

Ahoi
Lindo

Klaus
18-02-2008, 12:49
Ich glaube nicht dass man notwendigerweise die ganze Litanei der WT-Bezeichnungen kennen muss, "4. kleiner Bruder der westlichen fünf Onkel der Mutter" interessiert nicht überall.

Lindo
18-02-2008, 12:55
Das ist aber soweit ich weiß nix aus dem WT. Sowie ich das kenn ist das die Anrede an einen"fremden Shifu" dessen tudi man nicht ist, damit aber seinen Status shifu für seine tudis zu sein anerkennt.
Achujeh, Satzbau mangelhaft. Hoffentlich versteht einer außer mir was ich meine. hehe

Ahoi

Jochen Wolfgramm
18-02-2008, 12:58
Das ist aber soweit ich weiß nix aus dem WT. Sowie ich das kenn ist das die Anrede an einen"fremden Shifu" dessen tudi man nicht ist, damit aber seinen Status shifu für seine tudis zu sein anerkennt.
Achujeh, Satzbau mangelhaft. Hoffentlich versteht einer außer mir was ich meine. hehe

Ahoi

Hättest Du Dir die Beiträge der anderen einmal richtig durchgelesen, dann würdest Du die Antwort auf deine Frage schon automatisch haben! :(

Klaus
18-02-2008, 13:38
Wenn Du den "Onkel" meinst, das gibt es in manchen Kreisen tatsächlich, dass man die "Brüder" seines Lehrers aus der gleichen Generation als Onkel bezeichnet und auch von denen lernt. Sowas sind halt Sitten und Gebräuche.

Lindo
18-02-2008, 13:41
Ich meinte eher, ich geh irgendwo zu nem Seminar und rede den Lehrer, der ja nicht direkt mein Lehrer an. Ich respektier ihn ja als Lehrer, sonst wär ich nicht da. Und soweit wie ich kleiner, unwissender, schlecht Leser das kenn wär dann Shibo angebracht. Was wohl nicht mit dem WT Sigung zusammenhängt

Klaus
18-02-2008, 14:27
Nein das machst Du nicht. Du redest auf der Strasse ja auch keine wildfremden Leute als Onkel an, weil die bestimmt von jemandem der Bruder sind.

GoBase.org - Go Stories: LaoShi (http://gobase.org/reading/stories/?id=11)

Ansonsten wurde das hier auch schon thematisiert. Wenn es unbedingt chinesisch sein soll, nimm halt Laoshi, ansonsten Herr Müller, oder frag ihn einfach vorher. Ich würde mich Klaus nennen lassen.

Nidhöggr
18-02-2008, 15:26
Naja. Ist doch für Kinder nicht ganz unüblich, Fremde auf der Straße eben so anzureden. Ich hab auch in China zumindest Kinder gesehen, die das tun. Und als ich meine Freundin fragte, wie ich ihre Eltern anreden soll, meinte diese auch, ich soll (älterer/jüngerer[abhängig vom alter meiner Eltern]) Onkel bzw Tante sagen. Aber bei aller kulturellen Offenheit... das habe ich dann doch nicht geschafft... :D