Philippinisches Langstocksytem [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Philippinisches Langstocksytem



Dumogista
15-03-2003, 19:43
Hallo Leute,

was mich interessieren würde ist, ob ihr in den verschiedenen Stielistiken, die ihr trainiert, auch ein Langstocksytem habt. In wie weit unterscheidet es sich von den japanischen Systemen bzw. den anderen bekannten Systemen.

Be tight colse fight
WWW.NECOPA.de

Luggage
15-03-2003, 20:01
Wir haben kein Langstocksegment im Training, würde mich aber sehr interessieren (also die philipinische Handhabung, andere Systeme weniger).

mfg,
Luggage

Mike
15-03-2003, 21:18
Hallo Dumogista,

im Pekiti Tirsia Kali beispielsweise gibt es auch den Anwendungsbereich des Malayu Sibat (Langstock). Vergleich zu einem japanischen System mag ich mir nicht zumuten da ich mich in Karate-Zeiten nicht so viel mit dem Bo beschäfftigt habe. Denke aber das man an der Mechanik nicht viel verändern kann und die Anwendungen sich zum Teil gleichen werden.

In den philippinischen Kampfsystemen ist der Langstock jedoch nur 1,40 bis 1,80 Meter lang. Der Bo (ausgenommen der Jo) ist in den japanischen System zumeist 2 Meter lang (soweit ich weiss, mag es auch dort Abweichungen geben). Einen sehr großen Unterschied sehe ich da auf jeden Fall zum Langstocksystem der verschiedenen *ing-*un-Systeme.

Viele Grüße, Mike

Pekiti-Tirsia
15-03-2003, 21:23
Hallo!

Im Pekiti-Tirsia ist der Malayu Sibat (Langstock / Speer) ein sehr wichtiges Trainingsgerät. Er gehört zu den 5 Kernmethoden. Durch die Handhabung des Sibat werden Mut, Körpermechanik und Ganzkörperkraft auf ideale Weise entwickelt und viele Konzepte des Pekiti-Tirsia Systems werden beim Langstocktraining besonders klar erfahrbar.

Mehr Infos finden sich auch bei der allgemeinen Beschreibung zu unserem Langstockworkshop im Juli. Einfach in unserem Online-Seminarkalender (http://www.pekiti-tirsia.de/seminare.htm) beim Langstockseminar im Juli den Link 'Zeige Seminardetails' wählen.

Grüße aus Reutlingen,

Uli
--
http://www.pekiti-tirsia.de

Pekiti-Tirsia
15-03-2003, 21:38
Hallo Mike!

Da haben sich unsere Antworten wohl überschnitten. :-)

Du hast recht, im Pekiti-Tirsia ist der Malayu Sibat sogar ein wichtiges Element. Wie kommst Du aber auf die Längenangabe vom Sibat? So wie ich es gelernt habe (von Grand Tuhon Gaje und Großmeister Kolimbo) richtet sich die Maximallänge des Sibat als Kampfwaffe nach der Körperlänge. Wir verwenden Stöcke nach der Sibat-Methode ab einer Minimallänge vom Boden bis Brustbein und bis zu einer Maximallänge, die sich nach Körpergröße + Armlänge + Unterarmlänge berechnet (ergibt bei mir etwas über 3 Meter). Wir der Stock länger kann man ihn immer noch einsetzen, aber es ist nur noch ein Subset des Systems anwendbar.

Wie der Stock im Pekiti-Tirsia und japanischen oder chinesischen Systemen eingesetzt wird, will ich nicht vergleichen. Aber im Pekiti-Tirsia folgt der Sibat den elementaren Pekiti-Tirsia Prinzipien, also u.a. keine statischen Stellungen, keine Blocks. Stattdessen aktive Distanzkontrolle, Bridging und konsequenter Gegenangriff.

Alles Gute!

Uli
--
http://www.pekiti-tirsia.de

Mike
15-03-2003, 21:54
N'abend Uli,

die Länge des Malayu Sibat messe ich an der Höhe in der sich meine flache Hand beim waagerechten Austrecken des Arms befindet. Trifft so ziemlich auf deine Beschreibung zu. Das dies nach Körpergröße variiert ist wohl kein Geheimnis ;)

Desweiteren habe ich mich auf die Anwendbarkeit begrenzt die meines Erachtens ab einer Länge von 2,40 Meter nur noch begrenzt gegeben ist. Du selber räumst ein das nur noch ein Subset des Systems verwendbar ist.

Viele Grüße aus Frankfurt, Mike

Pekiti-Tirsia
15-03-2003, 22:29
Hi Mike!

Du schriebst

> die Länge des Malayu Sibat messe ich an der Höhe in der sich meine
> flache Hand beim waagerechten Austrecken des Arms befindet.
> Trifft so ziemlich auf deine Beschreibung zu. Das dies nach Körpergröße
> variiert ist wohl kein Geheimnis

Eben. Aber senkrecht, nicht wagrecht. Und dann netürlich den Langstockpunyo beim Durchschwingen nicht vergessen. :-)


> Desweiteren habe ich mich auf die Anwendbarkeit begrenzt die meines Erachtens
> ab einer Länge von 2,40 Meter nur noch begrenzt gegeben ist.

Da ist bei normalen Anwendungen eher das Terrain der begrenzende Faktor als die Körpergröße. Aber Du hast recht. Ab ca. 2,50 Meter Stocklänge muss man schon geschickt sein. :-)


> Du selber räumst ein das nur noch ein Subset des Systems verwendbar ist.

Genau. Die erzwungene Einschränkung fängt bei meiner Körpergröße (ca 195 cm) bei etwa 3 Meter Stocklänge an. :-)

Im wesentlichen sind wir uns ja einig. Schönen Abend noch!

Ciao,

Uli
--
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Eskrima-Düsseldorf
16-03-2003, 14:44
Unser Langstock ist ca. 1,20 - 1,30 Meter lang (Solar-Plexus des Anwenders bis zum Boden).

Zu Ähnlichkeiten/Unterschieden zu japanischen Langstocktechniken kann auch ich leider nichts sagen, da ich von japanischen Kampfkünsten zu wenig Ahnung habe.

Ulrich
16-03-2003, 15:30
bei uns läuft das einfach unter Speer und wird dementscprechend gehandhabt.
Ulis Aussagen hinsichtlich Körpermechanik sehe ich ähnlich - auch wenn wir wohl was verschiedenes drunter verstehen:)

Pekiti-Tirsia
16-03-2003, 17:10
Hallo Ulrich!

Du schriebst:
> Ulis Aussagen hinsichtlich Körpermechanik sehe ich ähnlich
> - auch wenn wir wohl was verschiedenes drunter verstehen.

Was versteht ihr / Du denn unter Körpermechanik?

Gruß,

Uli

Ulrich
16-03-2003, 17:16
Körpermechanik?

ich sehe Analogien in der Mechanik zum Stock oder waffenlosen
Geschichten hinsichtlich Krafterzeugung und Balance usw, ziehe also vergleiche innerhalb meines Systems und das ist nun mal anders als Deines, von daher wird sich dann im Konkreten wohl einiges unterscheiden

Pekiti-Tirsia
16-03-2003, 17:26
Ulrich schrieb:
> ziehe also vergleiche innerhalb meines Systems
> und das ist nun mal anders als Deines,
> von daher wird sich dann im Konkreten wohl einiges unterscheiden

Da bin ich mir sicher. :-)

Grüße,

Uli

Dumogista
17-03-2003, 12:42
@ Pekiti- Tirsia

Was versteht ihr unter Bridging und aktive Distanzkontrolle ( kenne mich im PT nicht aus).

Zu wie viel % ist euer normales Stocksystem eigentlich adaptierbar auf das Langstocksystem?

Zur Körpermechanik kann ich nur sagen das wir in unserem System stellenweise einen kleinen Unterschied haben (zu dem Kurzstocksystem), aufgrund der Handhabung. Diese andere Technik kommt aber nur bei Bedarf zum Tragen. Ansonsten würde ich sagen können wir zu 80%- 90% auf Bewegungsmuster und Konzepte aus unserem Kurzstocksystem zurückgreifen. Diese lassen sich jedoch auf andere art und weise kombinieren als mit dem Kurzstock., was dir wieder andere Möglichkeiten aufzeigt. Ich würde sagen es Komplettiert dich als Kämpfer.

Be tight close fight

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Pekiti-Tirsia
17-03-2003, 23:13
Hallo Dumogista!

Du schriebst:
> Was versteht ihr unter Bridging und aktive Distanzkontrolle (kenne mich im PT nicht aus).

Schwer in Worten zu beschreiben, da sich jeder unter Worten eh nur das vorstellen kann, was er schon kennt. Bridging und aktive Distanzkontrolle sind fundamentale Konzepte des Pekiti-Tirsia, die sich gegenseitig dynamisch ergänzen. In einfachen Worten könnte man sagen: Wissen wo man ist und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten konsequent für den Gegenangriff ausnützen.


> Zu wie viel % ist euer normales Stocksystem
> eigentlich adaptierbar auf das Langstocksystem?

Wie misst Du die Übertragbarkeit in Prozenten?

und

Was ist unser normales Stocksystem? :-)

Wir trainieren im normalen Training mit Stöcken in der Grobeinteilung handlang, armlang und körperlang. Dabei sind die Übergänge fließend (nicht nur beim Teleskopstock) und im Training wird gelernt eine Waffe aufzuheben und sich spontan auf Länge, Gewicht und Stabilität der Waffe einstellen zu können.

Ich nehme an, Du meintest den armlangen Stock? Vergleicht man den Sibat mit dem armlangen Stock, dann erzwingt der Langstock spezielle Griff- und Kontrollmethoden. Schwung, Kraft, Distanz und Zeiten sind anders und wer sich auf den Standpunkt stellen möchte, dass alles komplett unterschiedlich ist, findet leicht gute Argumente.

Jedoch mit mehr Überblick erkennt man, dass der Pekiti-Tirsia Langstock nicht nur in Strategie und Taktik, sondern sogar bzgl. der tatsächlichen Bewegungen, Teilen des Doppel- und Einzelstocksystems extrem nahe ist. Es gibt da viele direkte Umsetzungen und die Anwendungen sind zum Teil echt verblüffend: Grand Tuhon verwendet z.B. die Ellbogenklemme des Langstocks mit dem armlangen Stock im Nahkampf zur Stabilisierung eines Punyo-Hakens, und erzeugt auf diese Weise ein vielfaches an Schlagwirkung... Oder GM Kolimbo verwendet den Langstock um seine waffenlosen Pokol-Methoden zu trainieren, die er als wichtige Ergänzung zu seinem Dumog braucht.

Ziemlich oft hör ich von Trainierenden den Satz "Hey, das ist ja wie beim ... Stock!" Vielleicht beantwortet das Deine Frage besser. :-)


> Ich würde sagen es Komplettiert dich als Kämpfer.

Das auch.


Grüße,

Uli Weidle
--
http://www.Pekiti-Tirsia.de