IMAs und Gesundheit? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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ThomasR04IG
06-02-2008, 16:36
Hallo :)

Ich bin mir nicht ganz sicher ob diese Frage so schonmal gestellt wurde (hab sufu benutzt - nicht wirklich was gefunden), deshalb würde ich euch dazu bitten die Links hier rein zu posten, falls es doch schonmal so vor kam.

Also meine Fragen:
1.: Jetzt mal rein auf die Gesundheit fixiert, was sind die positiven (oder eventuell sogar negativen) Effekte, des Taijiquan, des Qi Gong und andere (chinesischer) IMAs?
2.: Wirken die positiven Effekte auch, wenn man einen nicht so tollen Lehrer erwischt (mal als Stichwort: "Gymnastik-Tai Chi")?
3.: Kann es bei schlechter Anleitung (siehe 2.) auch zu negativen Effekten kommen?
4.: Was sollte man beachten damit keine negativen Effekte/mehr positive Effekte auftreten?

Freue mich über jede (sinnvolle) Antwort

MfG
Thomas

GilesTCC
07-02-2008, 07:32
Es gibt wirklich ein paar berühmt/berüchtigen Erscheinungen, wo bestimmte Arten von Qigong nach hinten gehen können. Das habe auch ich einmal vor vielen Jahren recht unangenehm erlebt. Aber viele gängige Qigong Arten - z.B. 8 Brokate / Baduanjin oder Taiji-Qigong / 18 Bewegungen - sind relativ "idiotensicher" und wohltuend, wenn man sie nicht maßlos übertreibt. Was man ja sowieso nicht machen sollte, wie auch mit sonstigem Training.

Eine klassische negative Wirkung von Tai Chi Chuan ist das "Tai Chi-Knie", wobei man sich eher Knieschmerzen antrainiert, wenn man ein bisschen mehr als das Minimum vom Trainingspensum macht. Dann 'freut sich' der Orthopäde. Da braucht man auf jeden Fall einen Lehrer, der kompetent genug ist, um dafür zu sorgen, daß die Schüler immer mit den Knien direkt über oder ganz knapp hinten dem Fuß (bzw. sprüdelnder Quelle) trainieren, und überhaupt nicht mit dem Knie über den Fuß hinausgeschoben oder nach innen geknickt.
(Als (quasi)Fortegeschrittene kann man unter bestimmten Umständen wieder von diesem "nicht über den Fuß hinaus"-Regel abweichen. Aber am Anfang nicht.)
Und da gibt es leider jede Menge Lehrer (miestens auf dem unteren VHS-Niveau, aber manchmal gar mit eigenen Schulen), die nicht darauf aufpassen. Es gibt nicht wenige, die - wie man von Videos oder Fotos klar sehen kann - selber mit den Knien daneben liegen :(. Einige Chinesen, die "Produkte" des staatlichen Wushu-Tai Chi-Systems sind, sind auch nicht davor gefeit. Die Chinesen, die aus traditionellen Linien kommen, haben fast immer eine super Ausrichtung in den Knien, Beinen und Hüften. (Was denn sonst...?;))

Schöne Grüsse,

Giles

Klaus
07-02-2008, 10:23
Das mit den Knien sehe ich so nicht. Was ich kenne ist, dass Leute auch Dinge machen, für die man bereits genug Kraft in den Knien braucht, und OFFEN sein muss, damit das Knie genug geschmiert ist. Bei manchen Leuten mag es auch so sein, dass durch lebenslange Untätigkeit einfach kaum Knorpel im Knie aufgebaut ist, oder er durch vorherige Belastungen (muss nicht unbedingt Sport sein, kommt z.B. bei Fliesenlegern extrem vor) stark geschädigt oder schlicht verschwunden ist (hatte meine Tante, da war schon der Knochen abgeraspelt, die Kugel war wie plangefräst bzw. abgeflext). Auch Leute die als Kinder Mangel gelitten haben, und daher starke Osteoporoseerscheinungen haben, können solche Probleme haben. Man muss sich mal vor Augen halten dass die Taiji-Eleven damals entweder viel und von klein auf an auf dem Feld gearbeitet haben, oder schon von Kindesbeinen an Reiten, Ringen und dergleichen gemacht haben. Die haben definitiv nicht diese Zivilisationsknieprobleme. Ich habe sie jetzt WIEDER, weil meine Kraft so stark weggegangen ist. Bei uns gilt diese Chen-Taiji-Architektur allerdings überhaupt nicht, und viele Positionen kann man überhaupt nicht einnehmen, ohne dass die Knie über die Füsse gehen, weil man anderenfalls umkippt. Man kann sich natürlich immer "knieschonende" Abwandlungen überlegen, aber die sind nicht traditionell sondern das Ergebnis von Leuten die nicht die körperlichen Voraussetzungen hatten es anders zu machen, oder einfach eine Spezialkonstruktion einzelner Kreise. Im Bagua steht man bekanntermassen öfter mit eingedrehten Knien, da ist es Teil des Trainings, und der Systematik. Die 40cm Knieumfang die ich mal hatte sind aber weg, und ohne strengt es an. Da muss man dann einfach mal weniger machen, und früh genug Pause oder aufhören.
Was es aber auch gibt ist, dass der Jing-Fluss irgendwann "ein bischen" einsetzt, aber stockt, und das tut überall weh wo es passiert. Auch in den Füssen. In den Knien ist es nur sehr auffällig, und kann auch schnell mal was reizen, da solche Druckpolster die Bewegung aus der Richtung drücken und dann was überbelasten. Da muss man Knie, Beine und ggf. die Leistengegend ausreichend massieren, nach dem Training, und mit einer langsamen Übung aufhören.

Negative Erscheinungen gibt es beim Qigong, da man da schon mal Überreizungen erzeugen kann. Darum müssen die Übungen auch korrekt sein, und weder langfristig einen Brummschädel hinterlassen, noch zu einem emotionalen Zustand wie auf Koks, wobei das am Anfang oder übergangsweise mal vorkommen kann. Dann macht man einfach mal ein paar Wochen nichts, und macht NICHT weiter, NICHT noch mehr, und KEINE zusätzlichen Übungen um noch ein bischen mehr Qi rumzuschieben.

Bei richtig schlechten Lehrern kann es bei bewegungsorientiertem Qigong wie Taiji und Anverwandte schon passieren, dass es kaum was bringt ausser ein bischen Gymnastik. Da muss einer aber schon wegsehen wenn einer total falsch steht, sich kaum bewegt, und viel zu schnell, oder gar nicht.

YiShen
07-02-2008, 12:24
lol MODS=FAGS. Prove me wrong!

Löschen ohne Grund wie immer

GilesTCC
07-02-2008, 14:58
@ Klaus

Ich kann deinen Argumentation hier nur teils folgen.
Wenn man genug Kraft in den Hüften und Beinen (und vor allem ein gutes Alignment und effiziente Muskelketten) aufgebaut hat - oder das ausnahmsweise trotz Zivilisierung schon hat - kann man recht tief in die Knie gehen, ohne Probleme. Aber für die meisten "normalen" Leuten, die mit Tai Chi anfangen, ist das auf Dauer ungünstig bis orthopädisch gefährlich. Das ist eine einfache Frage der Körperstatik: ob das Kerngewicht des Körpers in oder neben dem Fuß landet.

"Im Bagua steht man bekanntermassen öfter mit eingedrehten Knien, da ist es Teil des Trainings, und der Systematik."
So ganz meinte ich das mit "eingeknickten Knien" nicht. Es geht nicht darum, ob eine Hüftrotation das ganze Bein (und damit das Knie) nach innen oder aussen dreht. So lang das Knie in genau die gleiche Richtung wie der Fuß zeigt, ist es kein Problem. Der "drei Schlachten"-Stand in manchen südlichen Kung Fu-Stilen (und ähnlich in Wing Ts/Chun) ist für sich überhaupt nicht kniefeindlich. Aber wenn das Knie bezüglich dem Fuß nach innen knickt - also daß Knie und Fuß nicht mehr in die gleiche Richtung zeigen - und zugleich dieses Bein mit dem Körpergewicht belastet wird, dann ist auf Dauer für das Knie gift.
Der einer oder andere hat vielleicht von Natur aus völlig unkaputtbare Knien, aber für die meisten ist es nicht gut. Und da sollte Tai Chi-Lehrer gut aufpassen.
Ausserdem funktionieren viele Techniken dann deutlich schlechter, weil der 'ground path' dann nicht ganz offen ist.

Schöne Grüsse,

Giles


PS. Ich fand YiShens Beitrag eigentlich ganz in Ordnung - kann die Löschung auch nicht nachvollziehen. (Auch wenn ich seine Allgemeinschlüsse über Mods nicht so teilen kann ;-) )

Hokum
07-02-2008, 15:21
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f52/gesund-taiji-wirklich-43711/


lg

rudongshe
07-02-2008, 15:29
Wir laufen, egal wie tief, immer mit Knie über Fuß und fast lotrechtem Unterschenkel.

Hokum
07-02-2008, 15:34
ich nehme an dafür den oberkörper entsprechend vorgebeugt? oder geht ihr einfach nicht tiefer als die bänder hergeben?

ansonsten habe ich mit mehreren ärzten/physiotherapeuten geredet, die entwarnung gegeben haben. konsens war dass natürlich kein schmerz entstehen darf, und dass man eher bei zusätzlicher rotation aufpassen muss.

Klaus
07-02-2008, 17:11
Ich weiss nicht wie das gehen soll dass die Knie weiter nach innen als der Fuss rotieren, bei mir ist es in die gleiche Richtung, und ich habe ziemliche O-Beine mit nach innen zeigenden Knien. Ich könnte mir vorstellen dass da was nicht in Ordnung ist, und das auch die Knie bzw. deren innere Oberfläche belastet.

GilesTCC
07-02-2008, 18:42
Ich weiss nicht wie das gehen soll dass die Knie weiter nach innen als der Fuss rotieren, bei mir ist es in die gleiche Richtung, und ich habe ziemliche O-Beine mit nach innen zeigenden Knien. Ich könnte mir vorstellen dass da was nicht in Ordnung ist, und das auch die Knie bzw. deren innere Oberfläche belastet.

Hi Klaus,

Leider, leider passiert das ganz oft. Wenn ein Anfänger (oder auch manch andere :rolleyes:) im Bogenstand sich bewegt, fällt bei der 75% Belastung vorne das vordere Knie nach innen, und bei der z.B. 90 oder 100% Belastung hinten, dann auch das hintere Knie. Die Figur "Weisser Kranich breitet die Flügel aus" ist in diesem Sinne ein "Klassiker". Ist auch manchmal auf Fotos von chinesichen "Weltmeister/Innen" klar zu sehen :o.
Mit 60 gewinnen sie dann keine Medaillen mehr...

Schöne Grüsse,

Giles

Klaus
07-02-2008, 19:04
Diese Leute müssen dann aber labberige Knie haben, bei mir GEHT es überhaupt nicht, nicht mal absichtlich, liegt an der Lage im Hüftgelenk. Wenn ich das absichtlich mache, liegt das Hüftgelenk nicht mehr richtig auf.

GuanYu
07-02-2008, 20:04
Bei uns gilt diese Chen-Taiji-Architektur allerdings überhaupt nicht, und viele Positionen kann man überhaupt nicht einnehmen, ohne dass die Knie über die Füsse gehen, weil man anderenfalls umkippt.

Zu Bagua kann ich nichts sagen, aber im Chen-stil gibt es ziemlich strenge Anforderungen an die Körperhaltung, im chinesischen shenfa genannt. Die sind nicht 'natürlich' in dem Sinne, dass sie jeder einfach so einnimmt, aber natürlich im anatomischen Sinne, daher auch nicht belastend für die Knie. Aber man braucht sowohl Kraft, als auch Korrekturen durch einen Lehrer. Ohne letzteres geht es nicht, weil man, wie du sagtest, (nach hinten) umfallen würde, wenn man die korrekte Position einnimmt. Aufgabe des Lehrers ist es dann, den Schüler Stück für Stück zu korrigieren, dann klappt es auch mit den Knien.

Negative Wirkung auf die Knie kann meines Erachtens aber auch bei anderen Taiji-varianten entstehen, oder zumindest verstärkt werden. War bei mir zumindest so, bevor ich vernünftig Chen gelernt habe. Die Probleme kamen nicht vom Training, wurden dadurch aber nicht wirklich besser, zeitweise sogar schlimmer. Nach entsprechenden Korrekturen und etwas Training sah das dann schon ganz anders aus.

scarabe
07-02-2008, 20:05
- Knieprobleme treten auch bei richtiger Stellung gerne auf, wenn die Leute Rücken- und Hüftblockaden haben- wodurch allerdings auch oft das Knie falsch positioniert wird.

Ich habe festgestellt, daß es ungefährlicher ist, über die Zehen hinauszugehen, wenn man a) fit und trainiert ist und b) sehr gut aufgewärmt bzw. bewußt durch spezielle Vorbereitung die Gelenke "schmiert".
Aus meiner schmerzhaften Kniearthrose (angeborene Fehlstellung) ist seit Taiji jedenfalls eine problemlose Geschichte geworden, wenn ich nicht völlig übertreibe. Meistens halte ich mich aber auch brav an die Knie-Zehen-Regel...

- negative Wirkungen durch Übertreibungen beim Qi Gong gibt es öfter mal, denn der Körper muß sich an die Prozesse erst gewöhnen, insbesondere, wenn sich innen /"energetisch" was tut. Erstverschlimmerung.

Wers übertreibt, riskiert tatsächlich z.B. starke Unausgeglichenheit (hatte mal einen Lehrer, der war eine ganze Weile super empfindlich und ziemlich schräg drauf), Kopfweh oder auch eine Art von Kundalini-Syndrom.
Da jeder unterschiedlich "belastbar" ist, sollte ein guter Lehrer eine gewisse Sensibilität für seine Schüler haben.
Auch, um eventuelle Blockaden zu lösen, bevor sich mehr und mehr "Energie" daran staut...
Ein alter Meister sagte mir auch einmal, daß die Leute gerade am Anfang aufpassen müssen, daß sie sich nicht "verbrennen", weil das nicht gut wäre fürs ZNS....

- allerdings gibt es mit zunehmender Entwicklung immer wieder Phasen, in denen man sich mal nicht so gut fühlt, z.B. war ich tagelang geplättet, als ich eine Weile Stehende Säule geübt hatte. Wieder eine Weile war dieses Problem weg und ich war ein ganzes Stück "weiter"...

taiwandeutscher
08-02-2008, 00:34
ich nehme an dafür den oberkörper entsprechend vorgebeugt? oder geht ihr einfach nicht tiefer als die bänder hergeben?

ansonsten habe ich mit mehreren ärzten/physiotherapeuten geredet, die entwarnung gegeben haben. konsens war dass natürlich kein schmerz entstehen darf, und dass man eher bei zusätzlicher rotation aufpassen muss.

Haben mir Orthopäden auch bestätigt: Das Knie ist in der geraden Richtung weit beugbar, also spricht bei bestimmten (geübten) Positionen nichts gegen Knie vor Zehen, wobei trainierte Bänder u. Muskeln, also langsames Fortschreiten von Vorteil sind.

Gewarnt wird aber vor den Drehbewegungen auf belasteten Beinen (Fußballer-Menisken!), und untrainierte, vielleicht auch noch leicht übergewichtige Anfänger tun sich mit Chen'schen Achtern in Knöcheln und Knien anfangs sicher nichts gutes.

Karl-Heinz
08-02-2008, 06:00
Haben mir Orthopäden auch bestätigt: Das Knie ist in der geraden Richtung weit beugbar, also spricht bei bestimmten (geübten) Positionen nichts gegen Knie vor Zehen, wobei trainierte Bänder u. Muskeln, also langsames Fortschreiten von Vorteil sind.


Sehe ich auch so. Anfangs in der Anpassungsphase kann es schon mal ziehen. Das ist aber bei allen neuen Bewegungen so. Es kommt durch die neue Belastung zu Mikroverletzungen die später nach der Ausheilung zu einer Verstärkung des Gewebes führen. Man muss halt aufpassen das man Anfangs nicht übertreibt und es zu ausgeprägten Entzündungen kommt. Also einfach langsam tiefer gehen und die Regenerationspausen einhalten.

Ich glaube eher, dass es taktisch unklug ist mit dem Knie über die Zehen zu gehen, da man dann leichter nach vorne gezogen werden kann. Aus dem Grund mache ich das nach Möglichkeit nicht.

Was bei diesen Diskussionen immer vergessen wird ist das bei vielen Stellungen mit einer Gewichtung auf dem hinteren Bein das hintere Knie weit vor den Zehen ist. Santi Shi z.B. Gilt das zu den Gesundheitsschäden gesagte da nicht? Ich sehe hier überhaupt keinen Unterschied in der Belastung.

bluemonkey
08-02-2008, 06:48
Woher stammt diese Knieregel eigentlich?
Ist die klassisch, oder haben das wohlmeinende westliche Experten später erfunden?
In Asien war (ist) es ja nicht unüblich, längere Zeit bequem in der tiefen Hocke zu arbeiten, während man im Westen eher auf Stühlen sitzt, und daher nicht selten von Kniewinkeln unter 90° (Beinrückseite) abgeraten wird.

GuanYu
08-02-2008, 07:24
Das mit der Hocke ist so eine Sache. Der Winkel im Knie ist da natürlich weit über 90°, aber das Gewicht ist halt auch eher hinten. Wenn untrainierte Westler eine Kniebeuge machen sollen, machen die das häufig auf den Fußballen, bei der Bewegung nach oben ist damit eine ziemlich gewaltige Belastung auf den Knien. Genau die gleiche Mechanik kommt auch bei ähnlichen Bewegungen bzw. Stellungen in CMAs zum Tragen. Wer also ständig 'nach vorne fällt', bekommt eventuell ziemliche Probleme mit den Knien. Ob das Kniegelenk selbst nun genau über den Zehen ist oder ein wenig darüber, ist glaube ich nicht das Entscheidende.

GilesTCC
08-02-2008, 09:03
Jetzt kommt ein richtig schöner Austausch zustande :)

@ Karl-Heinz:
Da hast du natürlich auch recht, wenn du sagst, daß man auch beim Gewicht hinten das Knie ggf. über den Zehen hinaus sein kann und trotzdem unproblematisch ist. Auch da heisst es natürlich, daß das Knie trotzdem in die gleiche Richtung wie der Fuß zeigen sollte. (Oder?).

Worum es hier meines Erachtens eigentlich geht, ist, daß das Körperkerngewicht trotzdem über dem Fuß organisiert ist. Dann funktioniert die Gewichtung ungefähr wie ein Trichter, wobei das untere Ende des Trichters idealiter in der Mitte des Fußes ist. Das Knie kann tatsächlich (rein äusserlich gesehen) über den Fuß hinaus gehen, wenn das kwa (=Hüften, Leisten usw.) ausreichend gelöst und gefaltet ist. Eigentlich ist eine "Kniebeuge" dann eher eine "Hüft- oder Leistenbeuge", wobei das Knie ja auch mitgeht (auch ggf. recht tief) aber die Beugung nicht im Knie initiert wird. Bei einer "Hüftbeugung" entsteht ein ganz anderer Gebrauch der Muskelketten, und auch eine andere Kräfteübertragung in den Boden hinein. Korrekt gemacht (mit flexibelem kwa) ist das für die Knien kein Problem, bzw. werden die Knien entlastet und zugleich gestärkt. :)
Aber das Problem bei den meisten Anfängern (und nicht nur bei ihnen) ist, daß diese Öffnung des kwa und das Gefühl für eine gesunde Belastung noch nicht vorhanden ist. Wenn sie dann versuchen so zu trainieren, oder einfach mit den Knien herumschlackern (nicht jeder hat die handballgestählten Knien von Klaus ;)), entstehen schnell Überreizungen im Knie.

Ganz platt:
Tai Chi bzw. IMA körpermechanisch adäquat trainiert = glückliche, starke Knien.
In den frühen Phasen nicht richtig trainiert = gereizte Knien.

So, jetzt packen und ab nach Hannover. :)

Giles

Karl-Heinz
08-02-2008, 11:54
@ Karl-Heinz:
Da hast du natürlich auch recht, wenn du sagst, daß man auch beim Gewicht hinten das Knie ggf. über den Zehen hinaus sein kann und trotzdem unproblematisch ist. Auch da heisst es natürlich, daß das Knie trotzdem in die gleiche Richtung wie der Fuß zeigen sollte. (Oder?).

Natürlich. Bei den meisten Positionen sage ich den Leuten das sie ohne groß die Position des Kopfes zu verändern in Richtung Kniescheiben "schielen" sollen und sicherstellen sollen das direkt davor die Fußspitze zu sehen ist.

Grüße,
Karl-Heinz

ps. Viel Spass in Hannover!

YiShen
08-02-2008, 13:01
Btw, das erinnert mich an die Diskussion, ob man bei der Horse Stance die Füsse parallel nach vorne ausrichten sollte, oder eher Karatemässig nach aussen.

Sind wir da eigentlich je auf einen Konsens gekommen? Meine Knie gehen bei der Parallelausrichtung nämlich nicht nach vorne, ausser ich spanne mit Gewalt die einzelnen Muskeln so an. Da ist dann aber nicht mehr viel mit Sung.

macabre138
08-02-2008, 14:22
Ich habe mir durch mein exzessives Skaten in früheren Jahren, ziemlich die Knie kaputt gemacht habe. Durch IMA Training ist es besser geworden, aber da ich auch leichte O-Beine habe, musste ich eher selbst herausfinden, wo und wann meinen Knien was nicht passte. ALso ich finde, man muss selbst etwas sanft herum experimentieren. Ist natürlich klar, dass das bei totalen Bewegungstalenten nicht so funktioniert, die brauchen etwas Anleitung.

Drachin
08-02-2008, 21:28
Btw, das erinnert mich an die Diskussion, ob man bei der Horse Stance die Füsse parallel nach vorne ausrichten sollte, oder eher Karatemässig nach aussen.

Eher ein wenig nach innen, und dann Gewicht auf die Fußkanten und auf die Fersen verlagern. Macht auch den unteren Rücken gerade.

Grüße

Hongmen
08-02-2008, 22:03
Also meine Fragen:
1.: Jetzt mal rein auf die Gesundheit fixiert, was sind die positiven (oder eventuell sogar negativen) Effekte, des Taijiquan, des Qi Gong und andere (chinesischer) IMAs?
2.: Wirken die positiven Effekte auch, wenn man einen nicht so tollen Lehrer erwischt (mal als Stichwort: "Gymnastik-Tai Chi")?
3.: Kann es bei schlechter Anleitung (siehe 2.) auch zu negativen Effekten kommen?
4.: Was sollte man beachten damit keine negativen Effekte/mehr positive Effekte auftreten?


es gibt sicher 254 möglichkeiten sich zu schaden. man kann das ganze aber auch auf fast null reduzieren, wenn mann aufmerksam ist.
ein lehrer der einem "verrenkungen" als gesundheitsübungen verkauft, ist in die tonne zu treten. alles was der menschliche körper zulässt, ist nicht unbedingt gesund. vielmehr rate ich zb. meinen leuten, auf ihr gefühl zu hören. sie können ja mal versuchen, zb. aus einer sehr tiefen stellung zu "pushen". aber, sie sollten sich lieber vorsichtig an die sachen heran tasten.
man will es dem lehrer, der lehre etc. möglichts gleich machen. und da liegt die gefahr. wir sind nicht alle gleich. wir sind einzigartig. und viele stile, formen, künste etc. sind mit der zeit, zur "gleichmacherei" verkommen. und, schlimmer noch, es gibt leute die diese "gleichmacherei" nichtwissend verbreiten. statt die natürlichkeit des einzelnen zu erhalten, vermitteln sie, "verrenkungen", garnieren das mit mystifizierungen und tragen so dazu bei, das du so eine frage stellst.:ups:

aber was solls. auch tai chi meister sterben. irgendwann, irgendwo, irgendwie!

hongmen

Drachin
08-02-2008, 22:06
Woher stammt diese Knieregel eigentlich?
Ist die klassisch, oder haben das wohlmeinende westliche Experten später erfunden?

Meines Wissens ist die Ferse dazu konstruiert, das Gravitationsgewicht aufzunehmen und zu verteilen, daher sollte sie sich unter dem Hüftgelenk befinden. Daraus folgt, dass unter diesem Umstand dann das Kniegelenk keiner eigenen Belastung ausgesetzt ist sondern nur die Beugung des Beins, unter sonst gleichen Belastungsumständen, bewerkstelligt.

Das heisst, in der Leiste sinken, das Gewicht über der Ferse lassen und nicht auf die Ballen verlagern, das Ergebnis ist, das Knie geht nicht über die Zehen.

Da dürften sich östliche und westliche Spezialisten einmal einig sein, zumindest wenn man die Klassiker zu Rate zieht, die eine lotrechte Wirbelsäule einfordern. Das 'Nachvornelehnen' belastet die Knie durch die Belastung der Ballen.

Klaus
08-02-2008, 23:12
Den möchte ich sehen der noch stabil steht wenn er auf der Ferse steht. Den schiebe ich durch die nächste Wand, ohne mich gross anzustrengen. Das ist Pseudo-Mumpitz der genau aus diesem sich irgendwas zusammenreimen entsteht. Ich möchte solche Leute mal beim Sport sehen, so mit Ball, oder Gerätschaften. Der Ballen und die Zehen sind das A und O wo es um schnelle, starke, stabile Bewegungen geht. Bei der Senkong-Übung steht man die ganze Zeit auf den Knien, da geht auch nichts kaputt. Wie wollen eigentlich solche Taiji-"Meister" RENNEN ? Auf den Hacken ? Das Knie ist EXTREM gut für solche Bewegungen gebaut, es muss nur trainiert werden.

YiShen
08-02-2008, 23:25
Habt ihr nie "Remo - Unbewaffnet und gefährlich" gesehen? Da sagt der Sifu auch "Gewicht nach vorne", wenn ich mich recht erinnere.

taiwandeutscher
09-02-2008, 00:29
Den möchte ich sehen der noch stabil steht wenn er auf der Ferse steht. Den schiebe ich durch die nächste Wand, ohne mich gross anzustrengen. Das ist Pseudo-Mumpitz der genau aus diesem sich irgendwas zusammenreimen entsteht. Ich möchte solche Leute mal beim Sport sehen, so mit Ball, oder Gerätschaften. Der Ballen und die Zehen sind das A und O wo es um schnelle, starke, stabile Bewegungen geht. Bei der Senkong-Übung steht man die ganze Zeit auf den Knien, da geht auch nichts kaputt. Wie wollen eigentlich solche Taiji-"Meister" RENNEN ? Auf den Hacken ? Das Knie ist EXTREM gut für solche Bewegungen gebaut, es muss nur trainiert werden.

Sehe ich ähnlich. Im Übrigen verweisen die meisten chin. Meister darauf, dass die Lotsenkrechte auf den Punkt Yongquan, sprudelnder Quell, hinter den Fußballen, also etwas vor die Fußmitte, fallen sollte. Anfangs bei geringerer Tiefe sind die Knie dabei weniger gebeugt, hinter bis über den Zehen. Später sinkt man tiefer, die Knie können gerne über die Zehen hinaus, aber in die gleiche Richtung weisen. Dabei muss das Zentrum nicht unbedingt destabilisiert werden, hängt dann von der Position und Stellung des anderen Beines/Fußes ab, ebenso wie der Kua-Positionierung.
Beim Pushing Hands würde die Yang-Regel Knie-Zehen-Vertikale (für Anfänger?) sicherlich den Bewegungsspielraum enorm einschränken.

Trinculo
09-02-2008, 07:54
Meines Wissens ist die Ferse dazu konstruiert, das Gravitationsgewicht aufzunehmen und zu verteilen, daher sollte sie sich unter dem Hüftgelenk befinden. Daraus folgt, dass unter diesem Umstand dann das Kniegelenk keiner eigenen Belastung ausgesetzt ist sondern nur die Beugung des Beins, unter sonst gleichen Belastungsumständen, bewerkstelligt. Das Knie ist immer mit dem Gewicht des Körpers oberhalb des Knies belastet, was sich ändern kann, ist der Winkel. Es gibt keine Möglichkeit, Kräfte um das Knie herum direkt in die Ferse zu leiten.

Jede Streckbewegung des Körpers muss in den Füßen beginnen, und wenn man sich das Stehen auf den Fersen angewöhnt, hat man da ganz schlechte Karten.

Drachin
09-02-2008, 22:17
Klaus und Trinculo,

beim ganz normalen Gehen bewegt sich das Knie beim Abrollen des Fußes rückwärts und belastet somit trotzdem weiterhin die Ferse. Als nächstes übernimmt der andere Fuß diese Mechanik.

Die starken Knochen, übereinanderstehend, werden mit dem Eigengewicht also hauptsächlich belastet, nicht die weicheren Teile des Beins wie z. B. die Sehnen. Der subjektive Eindruck, der leichter wahrzunehmen ist, ist allerdings das Abrollen nach vorn. (Ist zusätzlich ja ebenfalls richtig.)

Etwas fatal ist es, diesen subjektiven Eindruck in eine Grundwahrheit umsetzen zu wollen, wenn mit der Aufgabe des Nachmachens einer Gewichtsverlagerung auf das vordere Bein konfrontiert. Es mag aussehen wie: das Knie nach vorne schienben, obwohl man es besser als 'in der Leiste sinken' denken würde, was dann die natürliche Biomechanik nicht stört.

Und dann auch nicht die Teile des Bewegungsapparates unnötig belastet, die nicht dafür vorgesehen sind.

Klaus
09-02-2008, 22:59
Das Knie ist dafür vorgesehen, so ziemlich den ganzen Tag 95% des Körpergewichts zu tragen, beim Stehen. Und beim Laufen auch schnell abzurollen. Das ganze "das Knie darf bloss nicht belastet werden" kommt aus der Eso-Ecke, wo Taiji total sanft und ohne Kraft ist, und alles ganz leicht und nicht belastend. Sozusagen Diät-Yogurt. Ich belaste mich jedenfalls nicht mit derartigem Unsinn, mental, mein Knie kann das vermutlich ertragen. Als jemand der 30 Jahre Wettkampfsport betrieben hat, kann ich mir nicht leisten solchen Unsinn zu denken, da ich dabei recht viele recht ordentlich belastende Bewegungen machen muss. Und mein Knie ist immer noch ganz. Ich frage mich wie das die ganzen Xing-Yi-Leute überleben konnten, all die extrem tiefen Stände zu haben bei denen das Knie weit vor dem Fuss ist. Oder wie das die Bagua-Leute überstehen, ihre Knie auch noch zu drehen. Das einzige was stimmt ist, dass man all die starken Belastungen nicht von 0 auf 100 anfangen darf, ich kann viele Sachen auch nicht mehr machen weil mir dafür die Kraft inzwischen fehlt, und dann merke ich es auch. Nach einiger Vorbereitung, und insbesondere wenn man das von klein auf macht, merkt man davon nicht mal was.

Hongmen
09-02-2008, 23:02
Das Knie ist dafür vorgesehen, so ziemlich den ganzen Tag 95% des Körpergewichts zu tragen, beim Stehen. Und beim Laufen auch schnell abzurollen. Das ganze "das Knie darf bloss nicht belastet werden" kommt aus der Eso-Ecke, wo Taiji total sanft und ohne Kraft ist, und alles ganz leicht und nicht belastend. Sozusagen Diät-Yogurt. Ich belaste mich jedenfalls nicht mit derartigem Unsinn, mental, mein Knie kann das vermutlich ertragen. Als jemand der 30 Jahre Wettkampfsport betrieben hat, kann ich mir nicht leisten solchen Unsinn zu denken, da ich dabei recht viele recht ordentlich belastende Bewegungen machen muss. Und mein Knie ist immer noch ganz. Ich frage mich wie das die ganzen Xing-Yi-Leute überleben konnten, all die extrem tiefen Stände zu haben bei denen das Knie weit vor dem Fuss ist. Oder wie das die Bagua-Leute überstehen, ihre Knie auch noch zu drehen. Das einzige was stimmt ist, dass man all die starken Belastungen nicht von 0 auf 100 anfangen darf, ich kann viele Sachen auch nicht mehr machen weil mir dafür die Kraft inzwischen fehlt, und dann merke ich es auch. Nach einiger Vorbereitung, und insbesondere wenn man das von klein auf macht, merkt man davon nicht mal was.

hi klaus
da haste mal wieder genau das richtige (imo), gesagt!:D

hongmen

Drachin
09-02-2008, 23:32
hi klaus
da haste mal wieder genau das richtige (imo), gesagt!:D

hongmen

Nö, hatter nich. :)

Klaus:

Das Knie ist dafür vorgesehen, so ziemlich den ganzen Tag 95% des Körpergewichts zu tragen, beim Stehen.

Du lieber Himmel, nein. Wie das denn. Beim Stehen fällt das Knie völlig aus, da wird das Körpergewicht vom Hüftgelenk auf den Oberschenkelknochen auf die Unterschenkelknochen auf den Fuß direkt übertragen, es fällt vertikal und wirkt überhaupt nicht auf ein angewinkeltes Scharnier.


Und beim Laufen auch schnell abzurollen.

Hallo, es ist nicht da Knie, das abrollt. Es hält die Lage in der über die Füße abrollende Bewegung stabil, indem es sich rückwärts bewegt.


Und mein Knie ist immer noch ganz.

Dürfte ich mal ganz höflich fragen, was denn vor Deinen Knien aufgegeben hat? Falls ich Dich richtig verstanden habe, machst Du ja keine KK mehr.

Grüße

Drache

bluemonkey
10-02-2008, 07:59
s:
Du lieber Himmel, nein. Wie das denn. Beim Stehen fällt das Knie völlig aus, da wird das Körpergewicht vom Hüftgelenk auf den Oberschenkelknochen auf die Unterschenkelknochen auf den Fuß direkt übertragen, es fällt vertikal und wirkt überhaupt nicht auf ein angewinkeltes Scharnier.


Und wie nennt man die Verbindung, über die die Gewichtskraft vom Oberschenkel zum Unterschenkel übertragen wird?

Vielleicht "Kniegelenk"?

Wenn Du es schaffst, mit minimaler Spannung der Oberschenkelmuskulatur (aufrecht, gerade Beine) zu stehen, dann liegt das gesamte Gewicht des Körpers oberhalb der Knie auf der Verbindungsstelle zwischen Oberschenkelknochen und Unterschenkelknochen (wo idealerweise die Menisken zur Dämfpung sitzen) auf.
Wenn Du die Knie etwas anwinkelst, wird zusätzlich noch die Kniescheibe (knöcherner Teil der Kniesehne) durch die Anspannung der Oberschenkelmuskulatur an die Vorderseite des Kniegelenks gedrückt.

GuanYu
10-02-2008, 09:45
Es ist zwar für die Praxis irrelevant, weil auch das theoretische Wissen einen nicht zu korrektem Training anleiten kann, aber in der Physiotherapie wird die Funktion des Kniegelenks so dargestellt, wie Drachin sie beschreibt. Ob man das subjektiv anders wahrnimmt oder nicht, sei mal dahin gestellt.

Neph
10-02-2008, 11:37
Egal ob beim Karate, beim Tai-Chi, beim Aerobic oder sogar beim Spinning.

Alle meine Trainer wurden nicht müde, immer wieder zu sagen: Knie immer über und in die gleiche Richtung wie der Fuß (gar nicht so einfach, wenn man wie ich X-Beine hat).

Mag sein, dass das gar nicht notwendig wäre und meine Knie auch anders heile blieben. Aber ich werde es nicht ausprobieren. Ich gehe einfach mal davon aus, dass sie da mehr Ahnung von haben als ich.

ThomasR04IG
10-02-2008, 12:00
Erstmal Danke für die viele Antworten,

möchte aber darum bitten, nicht nur in diese Richtung zu diskutieren und auch ein wenig mehr auf meine Eingangs-Fragen eingehen bzw. Links posten.

Ist aber trotzdem Interessant hier mit zu lesen :)


http://www.kampfkunst-board.info/forum/f52/gesund-taiji-wirklich-43711/

Danke für den Link :)

MfG

laoshu
10-02-2008, 12:35
Wenn man auf seinen Körper hört, die persönlichen Grenzen erkennt, respektiert und nicht überschreitet, kann sich keine einzige der Bewegungen des taiji schädigend auswirken. Leider haben wir in unserer von Leistung geprägten Gesellschaft verlernt, auf die Signale unseres Körpers zu hören und ihm die Zeit zu geben, die er braucht, um eine neue Bewegung zu erlernen. Mit Sicherheit schädlich wirken ungesunder Ehrgeiz, der Anspruch, alles sofort und gleich können zu müssen und ein schlechter Lehrer, der keine Rücksicht auf das Leistungsvermögen seiner Schüler nimmt.
In meiner Taiji-Gruppe sind die meisten Teilnehmer über 50 Jahre alt. Unser Meister ist um die 30 und trainiert seit 21 Jahren Wushu. Natürlich gleitet er in der Schlange mit den Pobacken über den Hallenboden und hebt beim Kick das Bein bis über Schulterhöhe. Einmal öfter demonstriert er uns das auch gern. Obwohl er durchaus betont, dass müssten wir nicht so können wie er, verführt sein Beispiel einige ehrgeizige alte Damen dazu, es ihm nachzutun. Dann wackeln sie beim Fersenkick wie ein Lämmer******* und riskieren Zerrungen bei der Schlange. Ich versuche ihnen - mit mehr oder weniger Erfolg - klar zu machen, dass "perfektes" taiji nichts damit zu tun hat, wie hoch man sein Bein bekommt (für Anfänger reicht Kniehöhe des Gegners vollkommen aus) oder wie tief man über den Boden gleitet. Viel wichtiger ist eine korrekte Körperhaltung bzw. Gewichtsverlagerung. Auch untrainierte Anfänger können ihr Gewicht auf ein Bein verlagern und sich so ausbalancieren, dass sie verwurzelt stehen wie ein Baum. Dreieck zwischen großem und kleinen Zehballen und Ferse, Lotsenkrechte vom Knie in die Mitte des Dreiecks. Grau ist alle Theorie. Der beste Lehrer ist hier die eigene Körperwahrnehmung. Wenn die Schüler auf ihren Körper hören, finden sie intuitiv die richtige Haltung, bei der ihr Gleichgewicht absolut stabil ist. Und, oh Wunder, das sieht dann superschön so aus wie im Lehrvideo oder beim Meister. Übetriebene Versuche, sofort von 0 auf 100 zu gelangen, verursachen nur Krampf (innerlich und äußerlich).
Ich persönlich habe einen schweren Bandscheibenvorfall und eine verkürzte Wadenmuskulatur. Ich werde niemals in der Hocke mit dem Po auf den Fersen sitzen können, was die Grundvoraussetzung für ein megatiefes "Über den Boden Schleich-Taiji" und "Gewinne den blauen Drachen-Preis" ist. Okay, bleibe ich mit dem Hintern halt weiter oben. Vernünftiges Taiji laufen kann ich trotzdem - wie Millionen älterer Chinesen übrigens auch. Denn da ist ja noch etwas (hallo, hongmen!), das sich neigong nennt. Und das zu trainieren, kann auf keinen Fall schaden.
sorry, bisschen viel Text geworden.
Alles Liebe,
laoshu

Neph
10-02-2008, 13:05
Mein Trainer sagt immer wieder: "Wenn es weht tut oder unangenehm ist, dann ist es nicht richtig. Jeder ist anders gebaut und jeder bewegt sich anders. Also kann es auch nicht bei jedem gleich aussehen."

Nungut. Seine Korrekturen bei der Stehenden Säule haben mir zu Beginn immer einseitige Rückenschmerzen verursacht und da meinte er, ich solle trotzdem so stehen bleiben, wie er mich ausgerichtet hat und lieber vorher aufhören, wenn ichs nicht aushalte, als in die alte Position zurückzugehen.

Mittlerweile tut mir beim Training nichts mehr weh. Außer natürlich der Oberschenkel. ;)

bluemonkey
10-02-2008, 13:42
Es ist zwar für die Praxis irrelevant, weil auch das theoretische Wissen einen nicht zu korrektem Training anleiten kann, aber in der Physiotherapie wird die Funktion des Kniegelenks so dargestellt, wie Drachin sie beschreibt. Ob man das subjektiv anders wahrnimmt oder nicht, sei mal dahin gestellt.

Du willst behaupten, es gibt Physiotherapeuten, die denken, beim Stehen würde keine Kraft auf das Kniegelenk einwirken???

GuanYu
10-02-2008, 14:31
Ich will sagen, dass mir von Physiotherapeuten eingebleut wurde, dass das Kniegelenk Kraft übertragen, nicht tragen soll. Auf jeden Körperteil - besonders die Gelenke - wirken in verschiedenen Positionen Kräfte, mit denen sie klarkommen müssen und das auch tun. Aber es ist ein ziemlicher Unterschied, ob die Belastung auf das Knie fällt oder durch das Gelenk geleitet wird. Absolut gar keine Belastung oder 100% kommen in der Realität sowieso nie vor, es liegt immer irgendwo dazwischen. Kaputt machen kann man sich die Knie aber auch bei nur mittelmäßiger Überbelastung, wenn sie nur lang genug anhält.

Klaus
10-02-2008, 15:51
Die Frage ist aber nur WIE die Knie belastet und ausgerichtet werden, und nicht OB. Es ist völlig unmöglich, zu laufen ohne dass das Kniegelenk die Abrollbewegung begleitet. Und es gibt tatsächlich Leute die ihr halbes Leben lang Marathon laufen ohne mit 50 im Rollstuhl zu sitzen. Das Problem ist eine Fehlstellung des Knies, oder eine Fehlbelastung durch falsche Architektur. Dem wirkt unter anderem das Training in den IMAs entgegen, INDEM man das Knie trainiert (und den Fuss, und die Hüfte, und die Balance, und die Verteilung). Es gibt sogar Fussballer die nie im Leben Meniskusprobleme oder Kreuzbandrisse bekommen. Meine Architektur kommt insbesondere von der Senkong-Übung, und da lernt man quasi auf den Knien zu schwimmen. Die ganze Zeit. Da steht niemand auf den Fersen, ausser für 3 Sekunden. Ich kann allerdings auf arschglattem Boden auf den Fersen wenden ohne zu rutschen, und mache das auch. Meine Knie vor ganz furchtbaren schrecklichen Belastungen zu schützen indem ich permanent auf den Fersen watschele wie eine Ente hatte ich jedenfalls nie nötig, aber deshalb war ich auch mit Abstand der schnellste Mann in unserem Verein, obwohl die Sportstudenten bei uns viel mehr trainiert haben. Der einzige der in der A-Jugend mal noch schneller war, war ein genetisches Monster, aber der hatte dafür überhaupt kein Gefühl und war nur geradeaus schnell, aber unkoordiniert. Im Bagua hat man sogar immer Last auf dem Knie, weil man schräg steht, oder die Beine verdreht, und davon bekommt man STARKE Knie, und keine kaputten. Immer das Eso-Gequatsche von Kraftvermeidung und "bloss nie was belasten". Das Gewicht ruht auf dem Meniskus, solange der noch da ist. Und wenn der weg ist, dann hilft auch kein Fersenwatscheln, dann macht es einfach nur noch Aua. Darum gibt es auch diese Übungen bei denen man LEICHT anfängt die Gelenke zu belasten und zu stimulieren, DAMIT die körperliche Anpassung läuft, und man stärkere Knorpel, Knochen, Muskelköpfe und Sehnen bekommt. Das Vermeiden von Fehlstellungen passiert durch eine permante Stimulation des Bewegungsapparates.

GuanYu
10-02-2008, 16:56
Die Frage ist aber nur WIE die Knie belastet und ausgerichtet werden, und nicht OB.

Richtig, um nichts anderes geht es hier. Von 'Fersenwatscheln' war auch nie die Rede, sondern davon, dass bestimmte FEHLHALTUNGEN wie z.B. ein nach vorne tendierender Körperschwerpunkt das Kniegelenk über Gebühr belasten. Und die wird man eben nicht los, indem man 'einfach mal macht'. Es ist eine schöne Vorstellung, dass all die Probleme, die viele Menschen haben, auch ohne kompetente Hilfe eines Arzts/Therapeuten/Trainers/Lehrers weggehen, aber die Realität sieht für viele halt anders aus - eben auch weil es nicht so viele kompetente Leute gibt.

Ist schon interessant, wie Leute, welche nie entsprechende gesundheitliche Probleme hatten, mit Autorität über Behandlung derselbiger sprechen bzw. sie grundlegend in Frage stellen.

Trinculo
10-02-2008, 17:25
Und wie nennt man die Verbindung, über die die Gewichtskraft vom Oberschenkel zum Unterschenkel übertragen wird?

Vielleicht "Kniegelenk"?

Alle denken es, einer spricht es aus :D

Klaus
10-02-2008, 21:18
Es geht nicht darum, dass man Knieprobleme nicht behandeln soll. Sondern ein Riesenfass aufgemacht wird wie furchtbar es ist wenn die Knie belastet werden, dabei werden die den ganzen Tag belastet, und Kinder rennen den ganzen Tag wie die Irrwische rum und legen alle keine geriatrische Hochbeinigkeit mit Knie bloss nicht über den Zehen an den Tag. Alle ausser ein paar Taiji-Exzentriker haben auch mal eine ziemliche Vorlage, oder gehen so tief in die Knie dass nunmal bei Leuten oberhalb von 1,40 Körpergrösse die Knie weiter vorne sind. Dafür gibt es sogar Standübungen, wo man auf einem Bein steht und runter geht, vielleicht nicht im Taiji bei den Sanften Riesen, aber überall da wo sich die Leute auch mal mit ein bischen Geschwindigkeit bewegen und schnell die Richtung wechseln, oder schnell Aktionen machen. Der Schwerpunkt kann natürlich gar nicht so weit nach vorne, da man sonst umkippt. Wichtig ist, dass alle Kräfte vollkommen gerade durch alle Gelenke geleitet werden, damit keine Scherkräfte entstehen, das ist alles. Was allerdings so leicht auch nicht ist, kommt mit der Zeit aber, auch ohne beständiges Vorbeten, Rumfaseln und Leute verunsichern. Ich habe jetzt ein komisches Reizgefühl im Knie weil ich den Tag rumgerannt bin und dauernd überlegt habe was ich da mit meiner Architektur mache. Diese Fasellaberei striaght from the bookshelf geht mir so dermassen auf den Sack, dass ich hier erstmal überhaupt nichts mehr schreibe oder lese. Fazit - es wird so getan als würde es Puff machen und das Knie löst sich in Rauch auf wenn man nur einmal nach vorne einen grossen Schritt macht. Millionen Leistungssportler legen da irgendwie was anderes nahe.

Sascha
11-02-2008, 11:01
Fazit - es wird so getan als würde es Puff machen und das Knie löst sich in Rauch auf wenn man nur einmal nach vorne einen grossen Schritt macht. Millionen Leistungssportler legen da irgendwie was anderes nahe.

Hallo Klaus,
es geht nicht darum was millionen (nehmen wir ruhig tausend) Leistungssportler einem nahe legen, sondern was die Kniee im Alter noch machen, und da sieht es recht schlecht aus. Da liegen laut einigen Rehaärzten die ich kenne die Sportler gleichauf mit den Fliesenlegern - die Kniee sind massiv angeschlagen. Es geht auch nicht um "einmal einen großen Schritt machen" sondern um eine Gewohnheit die sich aufbaut, so das man immer jensetis der optimalen Belstungsgrenzen liegt.
Ich habe es mit 24 geschafft mein Knie zu zerschroten, und habe das Hüft- und Sprunggelenk gleich mitgenommen. Das war der beste "Unfall" der mir je passiert ist *bg* denn dadurch habe ich so dermaßen viel von Rehaleuten über die Beingelenke, Kraftübertragung etc. gelernt, und es direkt schmerzhaft bzw. schmerzlindernd einsetzen können, das ich nun aus eigener Erfahrung nachfühlen kann, was viele andere erzählen. Das Knie ist schlicht und ergreifend weniger Last ausgesetzt (d.h. weniger abnutzend),je senkrechter der Unterschenkel über dem Fuß steht. Das alles andere auch "geht", gerade in jungen Jahren, ist unbestritten, die Langzeitfolgen (60+) sollte man dagegen schon im Auge behalten.

Klaus
11-02-2008, 12:17
Im Alltag geht es um die Dynamik und Architektur, sowie darum wie gut das Knie "sitzt", und wie offen die Gelenke sind. Kein Mensch geht permanent im Entengang über die Strasse, da ist das Knie NIE weiter vor als der Zeh. Ich stehe dazu dass die Knieprobleme von Menschen daher kommen dass das Knie falsch sitzt, zu ist, die Schmierung nicht funktioniert, die Kniemuskulatur steif ist und das Knie aus der Bahn zieht, und zu schwach ist. Dazu kommen dann noch Fehlhaltungen in der Hüfte, der Wirbelsäule, schwache Muskulatur an Rücken und Hintern, und, und, und. Dass manche Leistungssportler da keine guten Übungen fahren ist kein Geheimnis, aber dass man da plötzlich immer auf den Hacken stehen muss um sich das Knie nicht "zu zerstören" ist einfach Blödsinn. Die IMA-Übungen sind dafür GEDACHT das alles zu optimieren. 200 Jahre Bagua für "falsch" zu definieren und mit einer Extremistenansicht zu kommen dass der Schwerpunkt nie in Richtung Yongquan darf ist einfach Bullshit. Allerdings geht bei mir der Druck bei tiefen Ständen auch über die Ferse und Richtung Ballen gleichzeitig und zu gleichen Teilen. Dafür ist der Fuss da, dass man ihn GANZ benutzt.

T. Stoeppler
11-02-2008, 18:34
Ich mische mich da mal kurz ein:

Knie bestehen aus mehreren Strukturen, die ALLE miteinander harmonieren müssen, sonst nutzt es sich vorzeitlich ab.

Beispielsweise ist die Dynamik der Femurkondylen (also die Knochenenden des Oberschenkels, die mit den Menisci ein sog Rollgleiten auf dem Unterschenkel ausführen) so wichtig, dass da eine kleine Fehlstellung, die auch muskulär bedingt sein kann, schon zu Verschleiss führt.

Wenn man nur in den Bändern steht, wird die Muskulatur wiederum nicht korrekt belastet, es wird nicht genügend Gelenkflüssigkeit produziert, es kommt zu Dysbalancen, das führt wiederum zu Verschleiss.

Wenn man "gerade" steht, wird allerdings KEINE Kraft des Quadriceps über die Kniescheibe in das Gelenk übertragen. Die reine Gewichtskraft liegt also statisch auf dem Unterschenkel. Leute mit einer angegriffenen Kniescheiben-Rückseite stehen natürlich lieber so.

Also Fazit: es gibt kein "richtig" sondern nur ein angemessenes, intervallweises Belasten aller Strukturen im Knie. Was gerade angemessen ist, und wieviel, ist von persönlichen anatomischen Gegebenheiten, Gewicht, Bewegungsrhytmus etc definiert. Dafür muss man schon ganz ganz genau hinsehen, bevor man pauschal urteilt.

Gruss, Thomas

Klaus
11-02-2008, 21:14
Noch was zu Vorgaben wie "Knie auf Höhe der Zehen": das ist im Zusammenhang mit architektonischen Vorgaben durchaus sinnvoll, und dann auch im Sinne einer Anleitung einzuhalten. Es gibt einige Architekturen die halt so sind, und jeweils bestimmte Körperstrukturen bedienen. Bein ganz gestreckt, nicht ganz gestreckt, Knie auf Höhe Fussmitte, auf Höhe Zehen, auf der Hüfte sitzen, nicht auf der Hüfte sitzen, usw. Die Übungen soll man dann auch so machen. Es ist nur nicht so dass das Knie explodiert wenn man in anderen Bewegungen woanders ist, tiefer, weiter vorne, was auch immer. Squatting Monkey ist sowas wo man IMMER tiefer und weiter vorne ist, und das ist eine ganz normale Übung.
Es gibt ein paar Dinge die würde ich niemanden machen lassen, weil nur ganz wenige Leute in der Lage sind solche Bewegungen zu machen ohne dass irgendwann mal was verschleisst. In die Hocke gehen mit ganz auf die Hacke absitzen mit Last und 0° im Knie zum Beispiel, gefürchtete Übung der 70er als dann auch reihenweise Meniskusprobleme entstanden sind. Das mögen hochgradig trainierte Leute hinbekommen, insbesondere wenn gerade alles supergrün ist. Wenn dann mal Verspannungen da sind, kleine Vorschäden oder die Schmierung gerade mal nicht optimal ist, oder derjenige halt völlig untrainiert ist, passiert dann wirklich mal was. Siehe Klitschkos mehrfache Kreuzbandrisse bei ganz kleinen Bewegungen. Die IMAs enthalten sowas aber normalerweise eben gerade nicht, insbesondere nicht für Anfänger, und bauen die Strukturen nach und nach auf, und aus.

john_doe
12-02-2008, 21:27
Hallo zusammen!


Hier ein interessanter Clip zum Thema Knie (nein, nicht Zhaobao "extreme Beinkraft", aber auch ganz schön tief):
YouTube - Banhou Large (Low) Frame (http://www.youtube.com/watch?v=BrIcXONHd2I)


Schöne Grüße,
john_doe

laoshu
13-02-2008, 07:48
Bin mächtig beeindruckt. Tief, tiefer, am tiefsten. Natürlich macht der Typ das nicht erst seit gestern. Da hier ständig von Kämpfen die Rede ist: Gegen wen will der denn kämpfen? Kinder, Kleinwüchsige und Zwerge? Beißt er seinem Gegner ins bereits malträtierte Knie? Beim Abtauchen ist eine derartige Gelenkigkeit sicherlich von Vorteil, weiter oben nutzt sie einem auch, aber, wie gesagt, niemand muss so tief herunter auf den Boden der Tatsachen, um gutes Taiji zu laufen und, wer es mag, erfolgreich zu kämpfen.
Übrigens geht es den leistungsorientierten Wushu-Sportlern irgendwann ähnlich wie den Bodenturnern. Im Alter zahlten sie den Preis für die "Sünden" der Jugend. Hauptproblem ist allerdings nicht das Knie, sondern der Rücken. Bei John Does video noch einmal auf den Rücken des Herren achten...
Aml,
laoshu

Lindo
13-02-2008, 07:53
Mit dem Rücken hast Du recht. Ich denke jedoch nicht das der gute Mann die Form außerhalb von Vorführungen auch ständig so tief läuft.
Was das kämpfen angeht- Wenn der gegen große Menschen kämpft kannd er bestimmt feste Treten. Man beachte wie die Hose am Oberschenkel spannt

Ahoi
Lindo

Klaus
13-02-2008, 11:23
Der 60jährige Adam Hsu hat sich bewegt wie ein 25jähriger Kunstturner, irgendwie kann ich bei dem nicht diesen schrecklichen Verschleiss feststellen. Man fängt halt nicht so an, sondern steigert sich langsam, und so wie es der Gesamtzustand des Körpers zulässt. Stichworte wieder mal SCHMIERUNG, steife oder keine Muskeln am Knie, wie sitzt das ganze (siehe Knacken wenn es sich löst).