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Vollständige Version anzeigen : buddhismus etc.



todaijacob
22-03-2003, 12:24
hallo!
man hört immer "Kung Fu hat was mit Buddhismus, Taoismus usw, zu tun", aber was GENAU hat Kung Fu mit den Religionen zu tun!

todaijacob

Sir Lothar
22-03-2003, 13:17
Sind denn Buddhismus, Taoismus überhaupt richtige Religionen ?
Was verstehst du unter Religionen ?

Xiaoshi
22-03-2003, 13:39
Ursprünglich sind Chan-Buddhismus und Daoismus keine Religionen sondern Philosophien, beide haben sich gegenseitig beeinflusst, da beide in China entstanden sind (der Chan-Buddhismus wurde von Indien "importiert", wurde in Indein selbst aber vom Hinduismus verdrängt)

Das man hört, dass Kungfu mit Daoismus etc. viel zu tun hat, ist klar, nur dass die meisten das einfach sagen um sich wichtiger zu machen. Tatsächlich gibt es aber Verbindungen, die offensichtlichste ist einfach die, dass die alten Chinesen in ihrem Denken v.a. von den damaligen Philosophien (Daoismus, Konfuzianismus, Chan-Buddhismus) geprägt waren, stärker als es in Europa je der Fall war, weshalb es keine chinesische Kunst gibt, die nicht mit den chin. Philosophien zusammenhängt.
Meister verschiedener Künste haben sehr häufig nach einem noch höheren Verständnis ihrer Kunst gesucht, nicht nur in China, sondern auch in Japan, Korea etc. Dieses höhere Verständnis haben viele in der Philosophie gefunden, wobei man anmerken muss, dass die meisten Menschen damals, auch die KKmeister, weder lesen noch schreiben konnten. Ihre Philosophie war ausschließlich praktischer Natur, es war die Ethik, die geistige Einstellung die zählte. Einige Stile haben die Ethik der alten Meister bzw. des Stil-gründers übernommen, aber man darf das ganze nicht mit irgend einem 3-bändigen Werk über Buddhismus oder etwas derartigem vergleichen, meistens erschöpft sich eine Kampfkunstethik in 20 kurzen, prägnanten Sätzen, deren tatsächliche Umsetzung aber sehr viel schwieriger ist, als alle Bücher der Welt zu lesen.

Mit Sicherheit auch ein Grund für die Verbindung zw. Philosophie und Kungfu ist die Tatsache, dass in China die verschiedenen Tempeltraditionen (Shaolin, Wudang, Emei) einen starken Einfluss auf die Entwicklung der chin. KKs hatten. Vieler der Tempel waren Zufluchtsorte für erfahrene KKmeister, die in der sicheren Umgebung eines Tempels ihr Wissen weitergeben konnten. Außerdem bestand für die Mönche (im Gegensatz zu Söldnern oder Soldaten) die Möglichkeit, Wissen niederzuschreiben, um es für die nachfolgenden Generationen zu sichern...

Soweit meine zwei, drei Zeilen :D

franzi
22-03-2003, 15:05
also,
soweit ich das noch weis, besteht ja der Chan-Buddhismus aus dem Konfuzianismus (Konfuzius), dem Taoismus (Laotse) und dem "original" Buddhismus (Siddharta Gautama ).
Der Chan-Buddhismus an sich ist die Lehre, die Philosophie des Shaolin.
Der Konfuzianismus ist eher ein Gegenteil zu Buddhismus und Taoismus. Er ist mehr politisch und die Lehre baut auf der chinesischen Staatspolitik auf.
Der Taoismus dagegen hat als wichtige Grundlage die Askese, also die Ablehnung von technischen, wirtschaftlichen und politischen Fortschritten.
Der Buddhismus, mit seinen 4 edlen Weisheiten und dem Ziel den Kreislauf (Leben, Sterben, Wiedergeburt, Leben, Sterben, Wiedergeburt,...) zu durchbrechen um ins Nirvana aufzugehen usw. ist aber die eigentliche Grundlage des Chan-Buddhismus.
Warum diese Lehren wichtig sind im Kung-Fu und was sie eigentlich damit zu tun haben ist meiner Meinung nach der Grund, dass im Kung-Fu nicht nur das kämpfen zählen soll sondern auch der philosophische Hintergrund. Denn ich denke ein Shaolin z.B. ist kein Kämpfer an sich, sondern jmd der durch das Kung-Fu und die Philosophie sich selber und/oder die Menschheit besser kennen lernen will.
Und wären diese "Religionen", die Philosophie nicht vorhanden, würde es um einiges mehr Menschen geben, die Kung-Fu nur machen um sich zu schlagen, die nur auf Brutalität aus sind. Doch durch die Philosophie wird das ganze meiner Meinung nach noch mehr und besser gefiltert.

Also, wie gesagt, is meine Meinung. Verbessert mich wenn ich was falsches geschrieben hab.

Liebe Grüße
franzi

Xiaoshi
22-03-2003, 16:16
Der Kontrast zwischen Konfuzianismus und Daoismus ist an sich kleiner als man meinen möchte. Konfuzius selbst hat einen anderen Weg eingeschlagen als die daoistischen Vordenker, er wollte weniger eine Naturphilosophie, die nicht ganz einfach zu verstehen und noch schwieriger zu praktizieren ist, aber seine Intentionen waren nicht so anders als die anderer Philosophen. Erst der Neo-Konfuzianismus, eine erstarrte Form der ursprünglichen Philosophie, die sich in den letzten Jahrhunderten in China und Japan ausbreitete, hat eine konservative Strömung daraus gemacht. Es gab ja auch Zeiten in China, als der Daoismus Staatsphilosophie war, letztendlich hängt es ja immer von den Vorstellungen und Zielen der Herrschenden ab, was eine Staatsphilosophie bringt.

todaijacob
22-03-2003, 17:47
zu shaolincd:
erlich gesagt weiß ich nicht genau was ich unter religionen versteh, aber der buddhismus gehört ja zb. zu den weltreligionen!

SQ
22-03-2003, 20:37
...wobei ich denke, dass unter dem stichwort weltreligion wohl eher der tibetische buddhismus gemeint ist....

Xiaoshi
22-03-2003, 20:45
Chan-Buddhismus sicher nicht!

keweiming
23-03-2003, 21:10
Hallo Christian !
dafür muss ich Dich jetzt !!!!!!!!!!!!:brrrrrr:
Tut mir ja echt leid aber dann muss ich halt zu Deinem Lehrer nach Ta Gou und mich entschuldigen! :D
Buddhismus ( egal welche Schule ) Und Daoismus sind Geistes Wissenschaften im wahrsten Sinne des Wortes, da sie sich mit der Natur des Geistes direkt befassen!

@ Xiaoshi!
na ja dass Daoismus und Konfuzianismus nicht so unterschiedlich waren wie man denkt ??????
Wie kommst Du darauf? Natürlich gab es in einigen Punkten Berührungen, aber meist bei den Personen die Intelligent genug waren nach der Lehre des kong Zi sich auch mit dem Dao jiao zu befassen:p
Es gab sicher aber mehr Zeiten da sich beide Lehrern mehr Feindlich gegenüber standen, was ja auch zu Verrfolgungen der Daoisten führte!

BB
;)

SQ
23-03-2003, 21:28
@keweiming:

versteh ich jetzt nicht ganz... ...ich sehe den chan-buddhismus sicher nicht als religion... ....kann mir aber vorstellen, dass man den tibetischen buddhismus mit all seinen göttern (vergleichbar mit dem hinduismus) als religion darstellen kann.... oder nicht?

Jochen Wolfgramm
23-03-2003, 23:19
@Christian: dem ist auch so!

Buddhismus ist eine Religion, die auf einer Geistes-wissenschaftlichen Lehre, besser Philosophie aufbaut/begründet ist.

Nichts anderes geschah mit dem neuen Testament: eigentlich doch auch nur eine philosophische Schrift....und nun Grundstein einer Weltreligion!

Hierzu sei ein gutes Buch empfohlen:
Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Fischer Verlag Band6562.

Dort werden alle grossen Philosophien behandelt und gut beschrieben! Auch das Christentum! (Und Buddhismus, Konfuzianismus, Daoismus und sogar Mohismus!)

Xiaoshi
24-03-2003, 06:49
Ich habe bei Daoismus und Konfuzianismus auch nicht die weltlichen Ausprägungen gemeint... klar haben die sich gekloppt, wenn man den Sinn von etwas nicht versteht und es somit niemandem nahe legen kann, muss man es ihm mit Gewalt einprügeln. Wie heisst es so schön "Liebe deinen Nächsten wie die selbst", auf zum nächsten Kreuzzug!

Wie schon gesagt, die Herangehensweise der beiden Philosophien an die an sich gleichen Probleme ist schon sehr unterschiedlich, aber wie können zwei Philosophien gegensätzlich sein wenn sie das gleiche Ziel haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was der Neo-Konfuzianismus aus der ursprünglichen Lehre gemacht hat, im Sinne des Schöpfers ist...

alsoich
16-04-2003, 11:58
auch wenn ich erst 2 monate kung fu mache, finde ich doch, dass es ne menge mit buddhismus/taoismus zu tun hat.

zumindest ist es das, was mich als jahrelange zen-praktizierende fast als erstes begeistert hat:
achtsamkeit, nicht-getrennt-sein von allem (v.a. vom gegner/partner), bewusstheit, völliges im-moment-ruhen (im idealfall), bei sich bleiben, offenheit und annehmen jeder erdenklichen situation mit entsprechender reaktion darauf, etcpp.

und da chan-buddhismus der "vorgänger" von koreanischen und japanischen zen-richtungen ist wie auch der hintergrund, vor dem sich die diversen kung fu stile entwickelt haben, scheint mir diese "ähnlichkeit" sehr logisch zu sein.

nun gut, letztlich sollten all diese qualitäten bei jeder kleinen alltags-tätigkeit zum vorschein kommen, aber kung fu fördert ihre entwicklung und schärft zumindest in einigen bereichen das nötige bewusstsein.

ich für meinen teil finde kung fu gerade wegen dieses philosophischen unterbaus reizvoll, es könnte ja mal jemand ein buch zum thema "zen in der kunst des kung fu" schreiben. das würde zumindest mehr sinn machen als all die anderen schnöden titel à la " z.i.d.k. des heckenschneidens". :)

weiss übrigens jemand, ob chan-buddhismus in china überhaupt noch praktiziert wird? ich habe vielfach gehört, dass er "ausgestorben" wäre, wie der buddhismus in indien auch.

Xiaoshi
16-04-2003, 12:22
In der VR ist das nicht so ganz einfach mit Religion und Philosophie, wie du dir sicher vorstellen kannst. Tatsächlich scheinen eine ganze Menge der alten Traditionen tot zu sein, zumindest in den Städten... in den abgelegenen Gebieten ist das alles mit Sicherheit stärker erhalten geblieben, aber solange ich nicht dort war, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen.