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Vollständige Version anzeigen : Wer braucht denn (noch) eine "Lehrer-Ausbildung"...?



GilesTCC
28-02-2008, 21:59
Hi Leute,

es hat schon ein paar Mal Threads hier zum Thema "Taiji-Ausbildungen" gegeben, und jetzt stelle ich mich selbst in die Schießbude. ;)

Ab November biete ich zusammen mit meinem Kollegen und guten Freund Martin Neumann eine "Taiji-Lehrer Ausbildung" in Berlin an, gemäß den Allgemeinen Ausbildungsleitlinien des DDTQ. Also eine Ausbildung im Wochenend-Format (wobei natürlich das eigene Training vor, während und nach der Ausbildung absolut unerläßlich ist). Jahrelang habe ich selber diese Art von Ausbildung ziemlich skeptisch gesehen, und eigentlich tue ich das immer noch! Also warum maße ich mich jetzt an, diesen Schritt zu nehmen? Einerseits, weil wir einfach große Lust auf so einen Projekt haben. Und wenn es aufgeht, ist es natürlich eine schöne Art, etwas dazu zu verdienen. Aber auch, weil es zur Zeit immer mehr Lehrerausbildungen in diesem Format gibt; von diesen sind manche sehr in Ordnung und andere, meines Erachtens, dienen der weiteren Verflachung des Taijiquan. Wir möchten also – innerhalb des gängigen Formats – eine Ausbildung anbieten, die neben der wichtigen (und schönen) Pädagogik und Gesundheitsaspekten auch eine solide Einführung in Taiji als Kampfkunst gibt. Nach der ersten 1½ Jahren, die ein Spektrum in den Bereichen Gesundheit, Kampfkunst und Theorie geben, kommt in den zweiten 1½ Jahren eine Vertiefung entweder in "Taiji Yangsheng" (Gesundheit, spezielle Gruppen) oder Taijiquan (also die Kampfkunst, sprich eine Annäherung an das richtige Taijiquan). Wo ich und Martin hier selber an unsere Grenzen stoßen (was wir selber leisten und was wir vermitteln können), können wir erfreulicherweise auf unseren designierten Berater und Geheimwaffe;) Fernando Chedel zurückgreifen, der als Gastdozent fungieren wird. Wir sind uns ziemlich sicher, daß wir mit ihm sehr viele Bedürfnisse in diesem Bereich decken können.
Ein drittes sehr wichtige Element in der Ausbildung ist das Transfer von Taijiquan ins tägliche Leben. Das bedeutet, wir fokussieren auch auf die Umsetzung von Taiji-Prinzipien in der Kommunikation (körperlich und verbal) in unterschiedlichen Lebensbereichen: im öffentlichen Raum, bei der Arbeit, in Beziehungen usw. Unseres Erachtens gehört das unbedingt zu einer Kampfkunst als Lebensweg.
Ansonsten werden die verschiedenen Ausbildungsschwerpünkte nicht streng voneinander abgeschieden. Es gibt durchaus Überlappungen und Wechselwirkungen in der Ausbildung.

Es ist vollkommen klar, daß wir nicht am Ende von einer dreijährigen, seminarbasierten Ausbildung keine ausgereifte Taiji-Kampfkünstler einem Zertifikat in die Hand drücken. Das sind wir beide ja selber nicht - wir sind noch voll im Lernprozeß :). Und es ist in diesem Zeitraum sowieso absolut unmöglich. Aber wir können mit gutem Gewissen sagen, daß wir die Teilnehmer, vor allem der Vertiefungphase-Kampfkunst, auf einen stimmigen Weg bringen können. Das heißt, sie wissen, worum es prinzipiell bei Taijiquan als Kampfkunst geht und wie sie es weiter trainieren können/sollen. Und sie können, als Mindestanforderung, dieses Wissen im Unterricht solide weitervermitteln. Was jeder dann auf Dauer daraus macht, liegt natürlich in der Eigenverantwortung, aber wir fordern weiteres Training und Vertiefung auf eigener Faust über eine weitere 2 Jahren, bevor die AALL-Zertifizierung endgültig wird.

Wir hoffen hiermit, Teilnehmer anzusprechen, die Taijiquan oder auch andere Kampfkünste schon etwas länger trainieren.

Als PDF-Anhang ein Flyer, der ein bißchen mehr Info zum Konzept und Inhalt gibt.

So, das ist die Idee. Es würde mich sehr freuen, wenn Ihr Reaktionen, Kritiken oder Fragen habt. So ein Unterfangen ist schon eine heikele Sache. Aber wie gesagt, dieses Ausbildungsformat wird sowieso immer verbreiteter, und wir denken "wenn sowieso, dann besser auf diese Weise". Oder denkt Ihr, es bleibt Quatsch? Ich bin sehr interessiert, wie die Szene es sieht.

Und, liebe Mods, wenn das Ganze Euch zu sehr nach Werbung riecht, dann einfach löschen.:)

Schöne Grüße,

Giles

Drachin
28-02-2008, 22:16
Wenn jeder aufgenommen und jeder zertifiziert wird weil er teilgenommen und bezahlt hat, ist es Quatsch, weil

a) sich nicht jeder für Tai Chi eignet
b) sich nicht jeder, der gut in Tai Chi werden kann, zum Lehrer eignet.

Besser, irgendwelche Gürtel einführen, das schadet wenigstens niemand anders.

IMHO.

Dao
29-02-2008, 06:34
Hi Giles,
natürlich riecht alles was in eine solche Richtung geht nach Werbung und die wollen wir ja hier nicht (Vorteilnahme). Sio wie du deinen Ansatz beschreibst geht es dir in erster Linie um Rückmeldung eueres Angebotes, von daher kann der Thread hier stehen bleiben und diskutiert werden.
Als Anregung für euer Angbeot, fällt mir auf, das ihr die 24 er Peking Form, als zentrale Form anbieten wollt. Das würde ich noch einmal ganz stark überdenken, da ich für mich diese Form nicht anbieten würde. Was sind die Gründe gerade diese Form anzubieten. Drei Jahre Ausbildungszeit lassen andere Formen zu.

vakuum
29-02-2008, 07:21
hi giles,

"Das bedeutet, wir fokussieren auch auf die Umsetzung von Taiji-Prinzipien in der Kommunikation (körperlich und verbal) in unterschiedlichen Lebensbereichen: im öffentlichen Raum, bei der Arbeit, in Beziehungen usw. Unseres Erachtens gehört das unbedingt zu einer Kampfkunst als Lebensweg."



magst du da ein paar stichworte dazu geben?
ich finde diese idee interessant, weil kampfkünste in gewisser hinsicht ja 'berührungskünste' sind und (auch) deswegen nicht ersetzt werden können durch rein theoretische und 'akademische' kommunikations'resultate' und -theorien.
auch 'blosses' meditieren trainiert ein 'aufeinander zugehen', 'einander 'im auge behalten' nicht.
somit sehe ich speziell in den kampfkünsten (und in massagen oder in gruppentanzformen) ein feld, wo etwas einfach-menschliches 'wieder?!' seinen ort finden kann, jenseits von allen ideologien, theorien, spirituellen richtungen etc.



viele grüsse

vakuum

john_doe
29-02-2008, 07:52
Hallo Drachin!



Wenn jeder aufgenommen und jeder zertifiziert wird weil er teilgenommen und bezahlt hat, ist es Quatsch, weil

a) sich nicht jeder für Tai Chi eignet
b) sich nicht jeder, der gut in Tai Chi werden kann, zum Lehrer eignet.

Besser, irgendwelche Gürtel einführen, das schadet wenigstens niemand anders.

IMHO.

Ich weiß natürlich nicht, ob Du Giles persönlich kennst bzw. schon einmal bei/mit ihm trainiert hast, aber Du kannst davon ausgehen, daß er und sein "Kollege" sich diese Aktion gut durchdacht haben und niemand zertifiziert wird, der es auch nicht verdient. Einfach "nur" bezahlen und das Zeugnis dann automatisch erhalten - dazu sind seine Qualitätsansprüche einfach zu hoch.


Schöne Grüße,
john_doe

GilesTCC
29-02-2008, 08:22
Vielen Dank für den ersten Feedback! (und dafür, daß der Thread bleibt ;))

@ Drachin:
"Wenn jeder aufgenommen und jeder zertifiziert wird weil er teilgenommen und bezahlt hat, ist es Quatsch..."
Das sehe ich auch so. Natürlich sprichst du genau einen der Kern(knack)punkte hier an. Man (und ich) könnte argumentieren, die Messlatte müsste so hoch hängen, daß man automatisch nur wenige einem Zertifikat am Ende geben kann. (Und vielleicht verdienen wir selber keinen...). Ich sehen dieses Projekt durchaus als einen Kompromiß, nicht als eine ideale Lösung. Es wird aber garantiert nicht jeder, der bezahlt und teilnimmt, einen "Stempel" nur deswegen bekommen. Das könnte ich schon mir selber nicht gegenüber vertreten. Basisanforderungen am Selberkönnen und Weitergebenkönnen müssen erfüllt werden, und wer diesen nicht erfüllt, wird nicht zertifiziert. Wichtig ist aber auch, daß wir sehen, daß und wie jeder TeilnehmerIn sich weiter entwickelt in den 3 Jahren. Wenn wir ein gutes Verständnis, gute Ziele und ein gutes Auseinandersetzungsvermögen fördern können, und diese schon auf der individuellen Ebene Früchte trägt, dann können die Leute auch danach weiter wachsen. Dafür stehen wir ihnen weiter zur Verfügung.
Und schliesslich stehen wir mit genug Leidenschaft und Liebe für die Sache da, daß keiner sich durchmogeln oder als Konsument sich gebären kann. Jeder wird 'liebevoll' durch die Mangel gedreht, auf der individuellen Ebene....:D

@ Vakuum:
"magst du da ein paar stichworte dazu geben?
ich finde diese idee interessant, weil kampfkünste in gewisser hinsicht ja 'berührungskünste' sind und (auch) deswegen nicht ersetzt werden können durch rein theoretische und 'akademische' kommunikations'resultate' und -theorien.
auch 'blosses' meditieren trainiert ein 'aufeinander zugehen', 'einander 'im auge behalten' nicht.
somit sehe ich speziell in den kampfkünsten (und in massagen oder in gruppentanzformen) ein feld, wo etwas einfach-menschliches 'wieder?!' seinen ort finden kann, jenseits von allen ideologien, theorien, spirituellen richtungen etc."

Das sehen wir auch so :). Ich arbeite seit etlichen Jahren (nebenbei) auch als 'Kommunikationstrainer auf Körperbasis' für unterschiedliche Zielgruppen, wobei ich Tai Chi-Prinzipien für verschiedene Kommunikationsthemen einsetze. Hier unter anderen: Umgang mit verbaler Aggression, Grenzen setzen ohne dabei 'die Luken dicht zu machen' / sich für anderen öffnen zu können, ohne dabei 'schutzlos' zu werden, Deeskalationstechniken (verbal und Körpersprache), die eigene Konfliktfähigkeit steigern (nicht mit 'Konflikt suchen' zu verwechseln!).
Martin setzt sich u.A. intensiv mit "Gewaltfreie Kommunikation" nach Rosenberg auseinander. Taijiquan ist natürlich kein Zaubermittel, aber sie bietet schon etwas sehr wertvolles auf diese Ebene an. Und zwar: Als Kampfkunst macht sie viel Gebrauch von "transformierender Energie". Das heisst, ein Schlag, Stoß oder wie auch immer wird - wenn es anfängt zu funzen - weder "geblockt" noch "ausgewichen", sondern auf verschiedene Weisen "akzeptiert" man die kinetische Energie, lässt sie gewissermaßen in sich hinein und verwandelt sie ein bisschen. Das natürlich ohne den Wucht des Schlages abzukriegen (hoffen wir..;)), aber immerhin geht man in Kontakt. Daraus entstehen Energien wie peng-jin und lü-jin, zum Beispiel. Wenn man diese Sachen konsequent auf der KK-Ebene trainiert (und das heisst wirklich TRAINING), dann ergibt sich die Möglichkeit, diese Sachen auf anderen interpersonellen Ebenen einzusetzen. Das ist auch ein Prozeß, der seine Zeit braucht, den man selber wollen muß, und der begleitet werden muß, aber Jahren des Ausprobierens und der Erfahrung mit diesem Thema haben mir gezeigt, daß es dann wirklich funktioniert.
Wie es so schön in Cherubins Signatur steht:
"Umgekehrt gilt (auch): Ihre Körperhaltung beeinflusst das Denken."

Und damit sollte die Kampfkunst letztendlich wieder im Dienst des Lebens stehen.


Schöne Grüsse und danke schonmal,

Giles

GilesTCC
29-02-2008, 08:28
Hallo Drachin!
Ich weiß natürlich nicht, ob Du Giles persönlich kennst bzw. schon einmal bei/mit ihm trainiert hast, aber Du kannst davon ausgehen, daß er und sein "Kollege" sich diese Aktion gut durchdacht haben und niemand zertifiziert wird, der es auch nicht verdient. Einfach "nur" bezahlen und das Zeugnis dann automatisch erhalten - dazu sind seine Qualitätsansprüche einfach zu hoch.


Deine Posting kam dazwischen: danke für die guten Worte. Aber es bleibt schwierig und Drachin's Einwand ist ja ein sehr wichtiger. Es wird sich ja für uns im Laufe der Zeit herausstellen, genau wie wir das hantieren können und ob wir dann selber die "Resultate" vertretbar finden oder nicht. Learning by doing, gewissermaßen.
Für mich ist jedenfalls klar: Wenn ich irgendwann feststelle, die ganze Sache ist für mich auf dieser Ebene doch nicht stimmig, dann werde ich mit dem Projekt wieder aufhören.

Schöne Grüsse,

Giles

Ronny Wolf
29-02-2008, 08:41
Hallo!

Ich sehe solche Lehrer-Ausbildungen sehr kritisch. Einige Gründe hat Drachin ja schon genannt.


a) sich nicht jeder für Tai Chi eignet
b) sich nicht jeder, der gut in Tai Chi werden kann, zum Lehrer eignet.

Einen anderen Grund möchte ich hier aber noch ergänzen. Tai Chi ist etwas "organisches", was einfach seine Zeit des Wachstums braucht. Insbesondere braucht jeder individuell unterschiedlich lang dafür, da kann man keine festen Zeiten, die für alle gelten, nennen.
Eigentlich fände ich es besser, wenn jeder, der Interesse hat, irgendwann einmal selbst zu unterrichten, ersteinmal selbst genügend übt und lernt. Ich denke, daß man dann auch selbst merkt, ab wann man bereit ist, zu unterrichten. Eine spezielle Lehrer-Ausbildung ist dann nicht mehr nötig. Die historischen Tai Chi Meister haben sicherlich keine Lehrer-Ausbildung erhalten.
Irgendwie habe ich das Gefühl, daß momentan einfach sehr viele Leute auf den "Wellness"-Zug aufspringen wollen, um dann mit ihrem "Hobby" Geld zu verdienen. Wenn es um Tai Chi geht, ist das aber in meinen Augen, der falsche Ansatz.

Mit freundlichen Grüßen
Ronny Wolf

GilesTCC
29-02-2008, 09:45
Ich sehe solche Lehrer-Ausbildungen sehr kritisch. Einige Gründe hat Drachin ja schon genannt.

Einen anderen Grund möchte ich hier aber noch ergänzen. Tai Chi ist etwas "organisches", was einfach seine Zeit des Wachstums braucht. Insbesondere braucht jeder individuell unterschiedlich lang dafür, da kann man keine festen Zeiten, die für alle gelten, nennen.
Eigentlich fände ich es besser, wenn jeder, der Interesse hat, irgendwann einmal selbst zu unterrichten, ersteinmal selbst genügend übt und lernt. Ich denke, daß man dann auch selbst merkt, ab wann man bereit ist, zu unterrichten. Eine spezielle Lehrer-Ausbildung ist dann nicht mehr nötig. Die historischen Tai Chi Meister haben sicherlich keine Lehrer-Ausbildung erhalten.
Irgendwie habe ich das Gefühl, daß momentan einfach sehr viele Leute auf den "Wellness"-Zug aufspringen wollen, um dann mit ihrem "Hobby" Geld zu verdienen. Wenn es um Tai Chi geht, ist das aber in meinen Augen, der falsche Ansatz.

@ Ronny. Prinzipiell gebe ich dir auch voll recht! In der besten allermöglichen Welten (um mit Candide zu sprechen), wäre es auch so, wie du es beschreibst. Und es wäre natürlich von mir glatt gelogen, würde ich behaupten, ich möchte kein Geld hier verdienen. (Wobei es bei mir etwas über "Hobby" hinausgeht...).

Vielleicht muss man die jetztige Situation in Deutschland kurz betrachten:
Es ist Fakt, daß es zur Zeit sehr viele Ausbildungen in (mehr oder weniger) diesem Format gibt, die auch "offiziell" (von den Kassen, von Sportverbänden usw.) anerkannt werden. Ob man das gut findet, ist eine andere Sache. Aber es ist so. Und diese Ausbildungen schicken jedes Jahr Dutzende (oder Hunderte...?) "zertifizierte Tai Chi-Lehrer" auf den Markt. Von Erscheinungen wie Stephan Langhoff und seinen "Lehrerausbildungen" mal zu schweigen. Ich kenne etliche von den Ausbildungsleitern persönlich (manche recht gut, manche flüchtig). Ich finde einige von diesen Ausbildern sehr gut, und ihre ausgebotenen Ausbildungen sehr solide. Andere finde ich, sagen wir, weniger berauschend. Dazu kommt, daß wirkliche nur ein paar von den vielen Ausbildungen einen expliziten Fokus auf die überprüfbare Kampfkunst (das eigentliche Taijiquan) legen. Viele fokussieren mehr auf die Gesundheitsaspekte - einige von diesen wirklich sehr gut (viel besser als wir das könnten) und einige auch eher allgemein. In dieser Ausbildung wollen wir die Kampfkunst wieder zentraler stellen: für allen Teilnehmer (auch für die, die mehr die Gesundheit betonen wollen) und sowieso für die Leute, die die Vertiefungsphase-KK machen wollen.

Du hast recht, daß die alten Chinesen keine solchen Ausbildungen machten/gaben. Sie lebten auch in einer ganz anderen Gesellschaft, zu einer ganz anderen Zeit. Fernando hat mir einiges von seinem Leher Ma Tsun-Kuen erzählt, der als Mensch und KK-ler auch ein Chineser des alten Schlags war. Und MTK meinte, man sollte immer schauen, was um sich herum passiert, und sich dabei anpassen bzw. die existierenden Strömungen nutzen - ohne jedoch das eigene Ding, die eigene Prinzipien, aufzugeben. Das sei der wahre chinesische Weg, und auch ein Teil des Taiji.

Wie gesagt, es bleibt ein (fragwürdiger) Kompromiß. Aber, um es ein bisschen krass zu sagen:
Besser verdünnten Wein verkaufen, als gefärbtes Wasser. Wenn zur Zeit sowieso viel gefärbtes Wasser unterm Namen "Wein" verkauft wird, und wir den Teilnehmern ganz klar machen, sie sollten möglichst den eigenen Wein immer reiner machen. Und ihnen zeigen, wie sie das tun können und sie dabei unterstützen.

Schöne Grüsse,

Giles

Trinculo
29-02-2008, 09:56
In der besten allermöglichen Welten (um mit Candide zu sprechen), wäre es auch so, wie du es beschreibst.Das ist nicht von Candide, sondern von Pangloss, und der ist auch nur Leibniz :p (Ich weiß, Du meinst das Buch, nicht den Hauptdarsteller :)


In dieser Ausbildung wollen wir die Kampfkunst wieder zentraler stellen: für allen Teilnehmer (auch für die, die mehr die Gesundheit betonen wollen) und sowieso für die Leute, die die Vertiefungsphase-KK machen wollen.Das ist doch schon mal ein guter Ansatz. Ich selbst bin eher Individualist und Autodidakt, aber es gibt viele Menschen, die sich in einer geordneten, "offiziellen" Ausbildung mit Lehrplan etc. besser aufgehoben fühlen. Und da ist es doch schön, dass es dieses Angebot auch in einer Form gibt, in der nicht die AOK-Aspekte im Vordergrund stehen ;)

Viele Grüße,

Trinculo

GilesTCC
29-02-2008, 10:05
Als Anregung für euer Angbeot, fällt mir auf, das ihr die 24 er Peking Form, als zentrale Form anbieten wollt. Das würde ich noch einmal ganz stark überdenken, da ich für mich diese Form nicht anbieten würde. Was sind die Gründe gerade diese Form anzubieten. Drei Jahre Ausbildungszeit lassen andere Formen zu.

Hi Dao,

ja, genau, der berüchtigte 24er.....:o:D

Als erste, im "Basisseminar" (erste 1,5 Jahre) unterrichten wir zwei (relativ kurze) Taijiquan-Formen: die 24er und die 13er Kurzform des MTK-Stils.
Im "Aufbauseminar" kommt die MTK-Fassung der langen Form des Yang-Stils dazu. Beide MTK-Formen sind recht KK-orientert, dienen zum expliziten Üben der 8 Energien, und stehen in starker Wechselwirkung mit Tuishou und (SV-)Anwendung. Das breite ich aber hier nicht aus.

Und was die 24er Peking-Form betrifft: wir schrauben zur Zeit diese Form gründlich auseinander, ändern vieles subtil oder gar nicht so subtil nach den Anforderungen von "will/can this work in practice?" und montieren sie wieder zusammen. Das betrifft sowohl die "Endfiguren" selbst als auch (und eigentlich noch mehr) die Übergänge. Fernando wird auch hier seinen Senf dazu geben. Was am Ende dabei herauskommt darf noch unter dem Namen "24er" firmieren, ist aber definitiv nicht mehr das, was man von den offiziellen chinesischen Sportverbänden und ihren Absolventen serviert bekommt. Wir nennen es salopp "Peking Form Reloaded" :D.

Trotzdem wollen wir erstmal weiter mit dieser Form arbeiten, gerade weil sie die weitverbreiteste Form ist und fast überall angeboten bzw. gefragt wird. Vielleicht könnte man es eine "subversive" Aktion nennen - wir möchten den "Virus" des "wahren Taijiquan" über einen weitverbreitenen "Träger" in die Gesellschaft wieder einschleusen...;). Also nehmen wir auch ein bisschen "Windows Explorer" und nicht nur Firefox oder die anderen coolen Browser. :D

Das sind wenigstens unsere Beweggründe. Aber gerne noch mehr Einwände oder Vorschläge in diesem Hinsicht! Euere Postings haben mir jetzt schon sehr geholfen, meine Gedanken weiter zu ordnen.

Schöne Grüsse,

Giles

GilesTCC
29-02-2008, 10:11
Das ist nicht von Candide, sondern von Pangloss, und der ist auch nur Leibniz :p (Ich weiß, Du meinst das Buch, nicht den Hauptdarsteller :)


So isses. Zum Glück hatte ich den Namen kursiv gestellt (schwitz)...
Und es geht ja auf Leibniz zurück (der übrigens hervorragende Schokokekse erfand, oder? :gruebel:).

Schöne Grüsse,

Giles

Eskrima-Düsseldorf
29-02-2008, 10:12
Vielleicht könnte man es eine "subversive" Aktion nennen - wir möchten den "Virus" des "wahren Taijiquan" über einen weitverbreitenen "Träger" in die Gesellschaft wieder einschleusen...;). Also nehmen wir auch ein bisschen "Windows Explorer" und nicht nur Firefox oder die anderen coolen Browser. :D


:D Ich freue mich schon darauf Dich im Herbst endlich mal persönlich kennen zu lernen.

Grüße
Christian

GilesTCC
01-03-2008, 08:40
:D Ich freue mich schon darauf Dich im Herbst endlich mal persönlich kennen zu lernen.


Hi Christian,

geht mir ebenso :)

Giles

BanYan
01-03-2008, 22:03
Hallo,


... lieber verdünnter Wein als gefärbtes Wasser ...

...24-er-Form Reloaded ...

... Schwerpunkt Kamfpkunst...

offensichtlich gibt es für dieses "Geiz-ist-Geil" "Billig"-"Kurz/Schnelldurchlauf"-Angebot die entsprechende Kundschaft.

Offensichtlich so viel, daß es sich lohnt, sich dafür als Lehrer ausbilden zu lassen.

Für mich steckt in der Langform sehr viel Erfahrung aus Generationen von Taijiquan-Praktizierenden. Die zusammengestoppelten Figuren, Fair-Lady als eine der schwierigsten Figuren gleich zu Anfang und Übergänge, wie sie holpriger nicht sein könnten, sind für meinen Geschmack nicht das, was wirklich zum Erfolg führt.

Über die Qualität und das Können der Lehrerausbilder kann ich nichts sagen, aber diese Art der Ausbildung (Lehrer oder Schüler) sagt mir persönlich nicht zu.


... Virus des wahren Taijiquans ...
(nee, nicht wirklich ...)

Gruß
BanYan

Hongmen
01-03-2008, 23:31
Vielen Dank für den ersten Feedback! (und dafür, daß der Thread bleibt ;))

@ Drachin:
"Wenn jeder aufgenommen und jeder zertifiziert wird weil er teilgenommen und bezahlt hat, ist es Quatsch..."
Das sehe ich auch so. Natürlich sprichst du genau einen der Kern(knack)punkte hier an. Man (und ich) könnte argumentieren, die Messlatte müsste so hoch hängen, daß man automatisch nur wenige einem Zertifikat am Ende geben kann. (Und vielleicht verdienen wir selber keinen...). Ich sehen dieses Projekt durchaus als einen Kompromiß, nicht als eine ideale Lösung. Es wird aber garantiert nicht jeder, der bezahlt und teilnimmt, einen "Stempel" nur deswegen bekommen. Das könnte ich schon mir selber nicht gegenüber vertreten. Basisanforderungen am Selberkönnen und Weitergebenkönnen müssen erfüllt werden, und wer diesen nicht erfüllt, wird nicht zertifiziert. Wichtig ist aber auch, daß wir sehen, daß und wie jeder TeilnehmerIn sich weiter entwickelt in den 3 Jahren. Wenn wir ein gutes Verständnis, gute Ziele und ein gutes Auseinandersetzungsvermögen fördern können, und diese schon auf der individuellen Ebene Früchte trägt, dann können die Leute auch danach weiter wachsen. Dafür stehen wir ihnen weiter zur Verfügung.
Und schliesslich stehen wir mit genug Leidenschaft und Liebe für die Sache da, daß keiner sich durchmogeln oder als Konsument sich gebären kann. Jeder wird 'liebevoll' durch die Mangel gedreht, auf der individuellen Ebene....:D

@ Vakuum:
"magst du da ein paar stichworte dazu geben?
ich finde diese idee interessant, weil kampfkünste in gewisser hinsicht ja 'berührungskünste' sind und (auch) deswegen nicht ersetzt werden können durch rein theoretische und 'akademische' kommunikations'resultate' und -theorien.
auch 'blosses' meditieren trainiert ein 'aufeinander zugehen', 'einander 'im auge behalten' nicht.
somit sehe ich speziell in den kampfkünsten (und in massagen oder in gruppentanzformen) ein feld, wo etwas einfach-menschliches 'wieder?!' seinen ort finden kann, jenseits von allen ideologien, theorien, spirituellen richtungen etc."

Das sehen wir auch so :). Ich arbeite seit etlichen Jahren (nebenbei) auch als 'Kommunikationstrainer auf Körperbasis' für unterschiedliche Zielgruppen, wobei ich Tai Chi-Prinzipien für verschiedene Kommunikationsthemen einsetze. Hier unter anderen: Umgang mit verbaler Aggression, Grenzen setzen ohne dabei 'die Luken dicht zu machen' / sich für anderen öffnen zu können, ohne dabei 'schutzlos' zu werden, Deeskalationstechniken (verbal und Körpersprache), die eigene Konfliktfähigkeit steigern (nicht mit 'Konflikt suchen' zu verwechseln!).
Martin setzt sich u.A. intensiv mit "Gewaltfreie Kommunikation" nach Rosenberg auseinander. Taijiquan ist natürlich kein Zaubermittel, aber sie bietet schon etwas sehr wertvolles auf diese Ebene an. Und zwar: Als Kampfkunst macht sie viel Gebrauch von "transformierender Energie". Das heisst, ein Schlag, Stoß oder wie auch immer wird - wenn es anfängt zu funzen - weder "geblockt" noch "ausgewichen", sondern auf verschiedene Weisen "akzeptiert" man die kinetische Energie, lässt sie gewissermaßen in sich hinein und verwandelt sie ein bisschen. Das natürlich ohne den Wucht des Schlages abzukriegen (hoffen wir..;)), aber immerhin geht man in Kontakt. Daraus entstehen Energien wie peng-jin und lü-jin, zum Beispiel. Wenn man diese Sachen konsequent auf der KK-Ebene trainiert (und das heisst wirklich TRAINING), dann ergibt sich die Möglichkeit, diese Sachen auf anderen interpersonellen Ebenen einzusetzen. Das ist auch ein Prozeß, der seine Zeit braucht, den man selber wollen muß, und der begleitet werden muß, aber Jahren des Ausprobierens und der Erfahrung mit diesem Thema haben mir gezeigt, daß es dann wirklich funktioniert.
Wie es so schön in Cherubins Signatur steht:
"Umgekehrt gilt (auch): Ihre Körperhaltung beeinflusst das Denken."

Und damit sollte die Kampfkunst letztendlich wieder im Dienst des Lebens stehen.


Schöne Grüsse und danke schonmal,

Giles

macht euer ding, giles. ich verstehe nicht warum du hier rückhalt suchst? der tcc markt ist EDIT ziemlich offem EDIT (see that) (chineseboxing.de.tl/Taiji-Lehrer-s-innen-Ausbildung.htm). du wirst schon das richtige vermitteln.

gruß
hongmen

Spieler
02-03-2008, 00:47
Hallo,

... lieber verdünnter Wein als gefärbtes Wasser ...

...24-er-Form Reloaded ...

... Schwerpunkt Kamfpkunst...

offensichtlich gibt es für dieses "Geiz-ist-Geil" "Billig"-"Kurz/Schnelldurchlauf"-Angebot die entsprechende Kundschaft.

[...]
Für mich steckt in der Langform sehr viel Erfahrung aus Generationen von Taijiquan-Praktizierenden. Die zusammengestoppelten Figuren, Fair-Lady als eine der schwierigsten Figuren gleich zu Anfang und Übergänge, wie sie holpriger nicht sein könnten, sind für meinen Geschmack nicht das, was wirklich zum Erfolg führt.

Über die Qualität und das Können der Lehrerausbilder kann ich nichts sagen, aber diese Art der Ausbildung (Lehrer oder Schüler) sagt mir persönlich nicht zu.

... Virus des wahren Taijiquans ...

(nee, nicht wirklich ...)

Gruß
BanYan
Mit Zitat antworten


Das ist für mich ehrlich gesagt seit langem das merkwürdigste, was mir untergekommen ist.
Du machst ITCCA, oder jetzt Frieder Anders- Tai Chi?


Erstens:
Das ist doch eine Organsisation (ITCCA), die darauf ausgelegt ist, dass man von dem, was man dort in einer Lehrerausbildung lernt, leben kann? (wollte jetzt keine Diskussion darüber anfangen, ist nur mein Gefül zu der Sache -speziell, was das Marketing angeht)

Zweitens:
nur weil man die 85er Langform macht, heißt das nicht, dass man "wahreres" TCC macht, als jemand, der eine kürzere Form übt.
Und wenn es halt die 24er ist, dann ist es die halt. TCC ist VOR ALLEM Prinzipienarbeit. Die kannst du in jeder beliebigen Form machen!

Und wenn du unbedingt DAS URSPRÜNGLICHSTE, WAHRSTE machen/verbreiten willst, dann musst du wohl oder übel Chen Stil machen, da stecken wesentlich mehr Generationen Arbeit an den jeweiligen Formen drin, da sie dort schon länger tradiert werden und Yang Lu Chan hat ja auch nur Chen Stil gelernt und den dann "?verwässert?" (bzw. seine Kinder bzw. sein Enkel Yang Cheng Fu).
Wo ist das denn jetzt das WAHRE Taiji???? (besser gesagt "wahrer" als MTK, CMC, IP, oder jeder andere XYZ...Yang Stil )
Du hast dich doch auf den Stil bezogen, den du machst, oder sehe ich das falsch?

Ich mache übrigens nicht die 24er, sondern die 85er und eine 38er, die ich von meinem Lehrer gelernt habe. Hier sein Sohn bei der 38er (http://de.youtube.com/watch?v=SeYrBMqf3Gs&feature=related). Ich finde, dass das gutes Taiji ist. WAHRES??? Weiß ich nicht.


Natürlich sind diese "In drei Jahren zum Lehrer" Angebote nicht das Gelbe vom Ei, aber hier sind welche(Giles&Co) die das Format mal etwas anders, vielleicht auch anspruchsvoller gestalten wollen und du machst das ganze auf unterster Schiene nieder. Was soll das?

Wenn ich nicht schon einen hätte, der meinen verdünnten Wein destilliert, dann würd ich mir mal die "24er Reloaded" anschauen. Das ist nähmlich immernoch besser, als "85er Unloaded"(Ich spreche hier AUSDRÜCKLICH NIEMANDEN PERSÖNLICH an, es ging mir lediglich um ein -wie ich finde- passendes Wortspiel).

Harmonische Grüße,
Spieler

PS: Falls sich jetzt jemand auf den Schlips getreten fühlt, dann tut es mir leid, muss an dem spanischen Schnaps liegen, den ich schon intus habe. Der weckt die Lebensgeister und macht irgendwie "südländisch" - so vom Temperament her...

GilesTCC
02-03-2008, 09:32
macht euer ding, giles. ich verstehe nicht warum du hier rückhalt suchst? der tcc markt ist EDIT ziemlich offem EDIT (see that) (chineseboxing.de.tl/Taiji-Lehrer-s-innen-Ausbildung.htm). du wirst schon das richtige vermitteln.


Hi Detlef,

hey, ich wusste nicht, daß du eine Form von Ausbildung anbietest! Danke für die Info und ich wünsche dir Erfolg damit. Passt diese Ausbildung in den Rahmen von den DDQT-Allgemeinen Ausbildungsleitlinien hinein, oder machst du es einfach, wie du meinst? Ich frage das nicht, weil das etwas über die eigentliche Qualität der Ausbildung aussagt (!), sondern, weil es dann die spätere Anerkennung bei Instanzenfuzzis erleichtert. Wenn man überhaupt als Absolvent Wert darauf legt, muss man auch nicht.... Solche "Anerkennung" hat sehr wenig mit dem eigentlich Tai Chi Chuan zu tun, aber in der grossen weiten Welt ist sie nicht unnutz...

Es geht mir nicht so sehr um Rückhalt (obwohl ein bisschen moralische Unterstützung natürlich nett ist), sondern darum, Euere Meinungen, Kritik und auch Vorschläge zu bekommen. Ich habe schon viele "innere Kämpfe" mit mir selber ausgefochten, ob ich so einen Schritt überhaupt vertretbar finde oder nicht. Und es gibt viele Leute hier im Forum, deren Meinungen mich interessiert.

Schöne Grüsse,

Giles

GilesTCC
02-03-2008, 09:53
offensichtlich gibt es für dieses "Geiz-ist-Geil" "Billig"-"Kurz/Schnelldurchlauf"-Angebot die entsprechende Kundschaft.

Offensichtlich so viel, daß es sich lohnt, sich dafür als Lehrer ausbilden zu lassen.

Für mich steckt in der Langform sehr viel Erfahrung aus Generationen von Taijiquan-Praktizierenden. Die zusammengestoppelten Figuren, Fair-Lady als eine der schwierigsten Figuren gleich zu Anfang und Übergänge, wie sie holpriger nicht sein könnten, sind für meinen Geschmack nicht das, was wirklich zum Erfolg führt.

Über die Qualität und das Können der Lehrerausbilder kann ich nichts sagen, aber diese Art der Ausbildung (Lehrer oder Schüler) sagt mir persönlich nicht zu.

Hi BanYan,

Danke für deine Meinung. "Geiz ist Geil".... Also, wehret Euch dem Lidl-Tai Chi... ;)
Ich finde es auch berechtigt, diesen Ausbildungsformat grundsätzlich abzulehnen. Eigentlich wollen wir - innerhalb einem "billigen" Format, wenn du willst :o - trotzdem die beste Qualität anbieten, die uns gelingt. Und Euer Feedback ist sehr hilfreich.
Da du bei Frieder Anders lernst, würde es mich sehr interessieren (ja, wirklich!), was für qualitative/vertiefende Vorteile, ein (Lehrer)Ausbildung bei ihm anbietet. Magst du das kurz schildern? Vielleicht gibt es den einen oder anderen Aspekt, den wir bisher nicht berücksichtigt haben und trotzdem integrieren könnten. Andere Sachen natürlich nicht, wenn sie nicht in den Zeitrahmen unterzubringen sind.


Die Peking-Form ist natürlich ein komisches Komitegebilde. Mit den holprigen Übergängen hast du voll recht, aber gerade diese wollen wir ja umbauen (siehe oben im Thread). Und zwar auf eine Weise, damit sie wieder mehr Sinn als Bewegungsfluß und als Kampfkunst ergeben. Jede Kombination von zwei Figuren ist eigentlich willkürlich bzw. genauso wie jede andere Kombination vertretbar. Man könnte 'kampftechnisch' genauso gut "Tiefe Schlange" direkt auf "Weisser Kranich" folgen lassen, obwohl es ist pädagogisch und für die Aufwärmung günstiger, mit einfacheren Figuren anzufangen. Es ist jedenfalls das "wie" der Verbindung, das wichtig ist, und das auch viel über Tai Chi als Kampfkunst vermittelt.
Das bleibt aber momentan "work in progress" - wir sind noch nicht fertig damit.

Schöne Grüsse,

Giles

GilesTCC
02-03-2008, 09:55
@ Spieler

Danke für deine Gedanken zum Thema :)

Giles

john_doe
02-03-2008, 10:34
Hallo zusammen!


Die 24er als Basisform für ein Ausbildungsprogramm zu wählen erscheint mir legitim und vorteilhaft, insbesondere, wenn sie, wie Giles sagt, "reloaded", also überarbeitet und somit von einer exotischen Morgengymnastik wieder zu einer "richtigen", weil die essentiellen Prinzipien enthaltenden Taiji-Form gewandelt wurde.

Andere Ausbildungsprogramme anderer Stile enthalten in einem vergleichbaren Zeitraum möglicherweise die jeweilige lange Form und ich frage mich, ob das dann wirklich zu schaffen ist (d.h., Form + Prinzipien/Anwendungen etc.) - bei einer sehr kurzen Form wie der 24er kann man sich meines Erachtens wesentlich besser um die essentiellen Dinge kümmern; man ist einfach mit dem reinen Ablauf schneller durch und hat mehr Zeit.

Ich sehe da wirklich nicht die Gefahr eines "Lidl"-Taijis, zumal dieses Programm ja noch einige andere Schwerpunkte in petto hat. Und es steht ja den TeilnehmerInnen frei, den MTK-Stil im Anschluß zu erlernen, was dann imho auch etwas leichter fallen dürfte, da ja gewisse Grundlagen schon vorhanden sind.


Schöne Grüße,
john_doe

GilesTCC
02-03-2008, 11:20
Danke JD !

Nur zur Klärung: im ersten Teil der Ausbildung kommt neben der 24er auch - und eigentlich noch wichtiger - die 13er Kurzform des MTK-Taijiquan. Diese Kurzform beruht mehr oder weniger auf ausgewählten Yang-Stil-Techniken, ist aber anders zusammengestellt. Alle Figuren werden 2 Mal rechtsrum und 2 Mal linksrum ausgeführt, also völlig symmetrisch. Ausserdem werden hier die 8 Energien (peng, lü, ji, an, cai, lieh, kao, zhou) explizit geübt, und zwar auf verschiedene Weisen in unterschiedlichen Figuren. (Also keine 'Gleichstellung' von Energie/Jin mit einer bestimmten äusserlichen Figur). Diese Form, obwohl, relativ kurz (ca. 7 Minuten), hat recht viel "KK im Blut" und baut eine relativ schnelle Brücke zur (freier) Anwendung. Tendenziell finden auch Leute aus anderen KK's diese Form recht ansprechend bzw. einleuchtend.
Die 24er nehmen wir auch dazu, und versuchen diese mit dem gleichen 'Spirit' zu betreiben. Gründe siehe oben. Müssten wir nur eine Kurzform im ersten Abschnitt der Ausbildung nehmen, würden wir wahrscheinlich die 13er nehmen.

Schöne Grüsse,

Giles

rudongshe
02-03-2008, 11:24
Hallo John Doe...ich habe Dich nicht vergessen, wir machen noch was klar!

Eine couchpotatoe wie ich brauchte für die 24er (korrekt gelaufen) ein Jahr.
Die Langform hat dann noch drei Monate gedauert.

Ich sehe die Form lediglich als Lehr/Lernmezhode und würde mir auch eine etwas kürzere, dafür mehr links/rechts ausgeglichene Form wünschen.
Na, mal sehen, was die schnelle Longboxingform bringt.

laoshu
02-03-2008, 13:43
Hallo, Giles!
Ich habe mich vor einem Jahr im Internet mit einer Dienstleistung selbständig gemacht und kenne den businessplan für dummies auswendig. Zudem bin ich gelernte Gymnasiallehrerin, war lange Zeit in einer Werbeagentur tätig und lerne seid einigen Jahren taiji. Das zu meinen Qualifikationen anstelle der sonst üblichen Aufzählung von berühmten Meistern. Hier ein paar unangenehme Fragen, die euch vielleicht weiterhelfen.
1. Wollt ihr mit eurem Ausbildungskonzept richtig Geld verdienen, d.h. davon leben oder seid ihr finanziell unabhängig und könnt das Ganze als nettes Zubrot betrachten?
Wenn ihr davon leben müsst, könnt ihr den Kampfkunstaspekt als Schwerpunkt der Ausbildung vergessen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie mich hier gleich alle verbal zerfleischen, richtig Geld verdienen die Schulen, die den Gesundheitsaspekt in den Vordergrund stellen. Business-Taichi, Qi-Gong für den Hausgebrauch, krankenkassengeförderte 24-Form, die innere Mitte finden. Klangstäbchen, Seidenpyjama, Tofu-Taiji - das volle Programm. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die wuwei-Schule in Hamburg.
2.Gibt es überhaupt genügend Interessenten für eine Taiji-Ausbildung mit dem Schwerpunkt Kampfkunst? Wären die bereit, über einen so langen Zeitraum Seminare zu belegen und dafür zu bezahlen? Was sollen die Seminare kosten?
@ hongmen
Wieviele Teilnehmer konntest du für dein pushhand-seminar bis jetzt gewinnen?
3. Wie und wann wollt ihr den ungeeigneten Teilnehmern der Ausbildung mitteilen, dass sie ungeeignet sind? Wie wollt ihr das beurteilen?
4. Warum sollte ich die Ausbildung gerade bei euch machen und nicht bei Stefan Langhoff oder irgendwo anders?
Liebe Grüsse,
laoshu

john_doe
02-03-2008, 13:43
Hallo rudongshe!



Hallo John Doe...ich habe Dich nicht vergessen, wir machen noch was klar!

Prima, ich freue mich darauf ;) !


Schöne Grüße,
john_doe

GilesTCC
02-03-2008, 14:45
Hallo, Giles!
Ich habe mich vor einem Jahr im Internet mit einer Dienstleistung selbständig gemacht und kenne den businessplan für dummies auswendig. Zudem bin ich gelernte Gymnasiallehrerin, war lange Zeit in einer Werbeagentur tätig und lerne seid einigen Jahren taiji. Das zu meinen Qualifikationen anstelle der sonst üblichen Aufzählung von berühmten Meistern. Hier ein paar unangenehme Fragen, die euch vielleicht weiterhelfen.

Hi Laoshu,
hey, die unangenehmen Fragen sind meistens die wervollsten! ;) Und Input von jemanden mit Business-Erfahrung ist sehr gut.



1. Wollt ihr mit eurem Ausbildungskonzept richtig Geld verdienen, d.h. davon leben oder seid ihr finanziell unabhängig und könnt das Ganze als nettes Zubrot betrachten?
Wenn ihr davon leben müsst, könnt ihr den Kampfkunstaspekt als Schwerpunkt der Ausbildung vergessen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie mich hier gleich alle verbal zerfleischen, richtig Geld verdienen die Schulen, die den Gesundheitsaspekt in den Vordergrund stellen.

Wir beide (Martin Neumann und ich) haben auch andere Einkommensquellen. Ich verdiene die Mehrheit meines Geldes als freiberuflicher Übersetzer (obwohl die Zeitaufwand für Tai Chi ist mindestens das Gleiche). Ich möchte mich zwar immer mehr vom Bildschirm loslösen, aber diese Arbeit gibt mir ein relativ (!) sicheres Einkommen, also ist es mit dem Ausbildungsprojekt keine Frage von "sink or swim". Das gibt mir also etwas Freiraum. Andererseits will ich schon etwas Geld damit verdienen, klaro. Schon als Familienvater kann ich es nicht vertreten, so einen grossen Aufwand nur gegen Taschengeld zu betreiben...;)


Business-Taichi, Qi-Gong für den Hausgebrauch, krankenkassengeförderte 24-Form, die innere Mitte finden. Klangstäbchen, Seidenpyjama, Tofu-Taiji - das volle Programm.

Ja, genau. Ich habe aber nullkommanull Lust, hauptsächlich auf diese Schiene zu fahren. Es würde mir keinen Spaß machen, und ich möchte doch jeden Morgen gelassen ins Spiegel schauen können :D.
Im Ernst, es gibt ja sowieso genug Anbieter, die es so machen. Wozu noch ein "Me-too-Produkt"? Andererseits ist es ja wirklich nicht so, daß wir jetzt Tai Chi Chuan für Cagefighting oder für Personenschützer anbieten wollen (qualifiziert dazu sind wir eh nicht). Wir wollen eine Bandbreite von Personen ansprechen:
Am einen Ende des Spektrums stehen Leute, die nicht so viel mit KK am Hut haben und hauptsächlich Tai Chi als Entspannung, Gesundheitspflege usw. betreiben wollen, die aber trotzdem bereit sind, sich mehr mit dem eigentlichen Tai Chi Chuan auseinanderzusetzen. Das werden vielleicht nie „Kämpfer“ sein, aber sie können auf diese Weise immerhin mehr vom wahren Wein mitnehmen und ein etwas fundierteres – und vielleicht auch wirklich gesunderes – Tai Chi weitergeben. Das sind Leute, die ansonsten sicherlich eine andere Lehrerausbildung machen würden, wo es noch mehr weichgespült und kassengenormt zugeht. Diese Teilnehmer müssen nicht ‚kämpfen können, aber sie müssen sich auf jeden Fall, gemäß ihren Möglichkeiten, auf die Sache einlassen und ihre Grenzen ausdehnen. (Und dann in der Vertiefungsphase die Taiji Yangsheng-Option machen.) Wer nicht dazu bereit ist, kommt nicht in die Ausbildung.
Am anderen Ende des Spektrums stehen Leute, vielleicht auch schon gestandene Tai Chi’ler oder sonstige Kampfkünstler, die – innerhalb der Möglichheiten des Formats – sich ziemlich intensiv in Tai Chi Chuan als KK vertiefen wollen. Das wird etwas intensiver sein: für Körper und auch für den Geist (persönliche Grenzen kennenlernen und erweitern). Wo wir mit unserem Latein vielleicht am Ende sind, da steht Fernando, um die Sache weiterzuführen. Aber es geht hier auch noch um die Gesundheitsaspekten, persönliche Entwicklung, Transfer ins Alltag bzw. interpersonnelle Kommunikation. Die Kampfkunst steht schließlich im Dienst des Lebens, nicht des Sich Kloppens.


Gibt es überhaupt genügend Interessenten für eine Taiji-Ausbildung mit dem Schwerpunkt Kampfkunst? Wären die bereit, über einen so langen Zeitraum Seminare zu belegen und dafür zu bezahlen?
Das, liebe Laoshu, werden wir sehen....:)


Was sollen die Seminare kosten?
Komme heute darauf zurück – wir kriegen gleich Besuch und ich muß mal unterbrechen...

Schöne Grüße,

Giles

sprengcommander
02-03-2008, 15:29
Wenn jeder aufgenommen und jeder zertifiziert wird weil er teilgenommen und bezahlt hat, ist es Quatsch, weil

a) sich nicht jeder für Tai Chi eignet
b) sich nicht jeder, der gut in Tai Chi werden kann, zum Lehrer eignet.

Besser, irgendwelche Gürtel einführen, das schadet wenigstens niemand anders.

IMHO.

Deiner Meinung kann ich mich nicht anschließen. Wie willst du bewerten? Für jede Form einen Gürtel? Wenn du den schwarzen Gurt hast bist du automatisch Meister oder Lehrer?
Soweit ich mich erinnere ist der daoistische Weg relativ Bewertungsfrei. Abgesehen davon entwickelt sich jeder anders und alleine hier stoßen die Meisten auf ihre Grenzen. Es gibt wenige gute Lehrer. Vorallem solche die auch in der Lage sind die Entwicklung eines Schülers zu erkennen.

Eine Reise beginnt dort wo man steht

tsange
02-03-2008, 16:12
Wenn ihr davon leben müsst, könnt ihr den Kampfkunstaspekt als Schwerpunkt der Ausbildung vergessen.

da wär ich mir nicht so sicher. als purist wird er wohl mit einer anfänglichen durststrecke rechnen müssen und auch auf lange sicht keine sagenhaften reichtümer anhäufen, aber es hat sicherlich (auch ganz konkrete) vorteile, nicht vorranging taiji-konsumenten mit entsprechender passivität und anspruchshaltung zu unterrichten, sondern leute, die guten grund haben, sich mit dem projekt zu identifizieren. wenn er von diesen leuten gefunden wird (und als alte eso-tante mit einiger lebenserfahrung bin ich überzeugt, dass die richtigen leute immer gefunden werden), müsste er sehr gute chancen haben, von seiner passion leben zu können bzw. die übersetzerei nur noch für ein bisschen extra-wohlstand zu betreiben.

was vermutlich gar nicht geht, ist ein kompromiss, der nach beiden zielen schielt und zu keinem von beiden steht (doppelte gewichtung).

Drachin
02-03-2008, 17:43
Deiner Meinung kann ich mich nicht anschließen. Wie willst du bewerten? Für jede Form einen Gürtel? Wenn du den schwarzen Gurt hast bist du automatisch Meister oder Lehrer?

Ich lerne Vertiefungsstufen der langen Yang-Form und meine, eine einzige Handform reicht, hat aber allerlei Tiefen, die ausgelotet werden können.

Auch wenn einer da nicht viel kapiert hat und er nicht so viel geübt hat, geht es dann mit mit der nächsten Stufe für ihn weiter. Ist auch ok, aber wer eine Prüfung zum jeweiligen Thema ablegen und bestehen würde, durch die er auch fallen kann und die er für seinen Gürtel (oder auch ein nicht offen sichtbares Symbol) wiederholen müsste, wäre Eignung für Tai Chi und Eigenbemühen immerhin festzustellen. Wenn er es bis zu einer bestimmten Gürtelfarbe bringt, kann er auch lehren.

Den Vorteil sehe ich darin, dass die Teilnehmer sich als Lernende verstehen und nicht als angehende Lehrer, die die Zeit rumkriegen müssen bis zum Zertifikat, das sie sowieso bekommen weil sie zahlen. Zweitens werden die, die vom Verständnis und Können her nicht das Zeug dazu haben, nicht die Gelegenheit bekommen, andere zu lehren. Drittens gibt es keine zeitliche Festlegung, wie hier auf 3 Jahre - ohne die Fixierung aufs Zertifikat kann man trotzdem auf der nächsten Stufe weiterlernen, man auch den Kurs oder auch nur die Prüfung wiederholen wenn man es will - nicht jeder lernt gleich schnell.

Ich stelle hier kein ausgereiftes Konzept dar, und die Fähigkeit zu lehren ist dadurch auch nicht bewiesen, aber immerhin kann dieser Irrwitz des garantierten Zertifikats so nicht greifen. Es gibt nun mal keine unabhängige Prüfungsstelle, der sich z. B. Heilpraktiker stellen müssen.

Und Giles, Du hast dann eine persönliche Beziehung zu Deinen Schülern entwickelt und sie sind nett aber wenig talentiert, und Du hast einen Vertrag mit ihnen, davon mal abgesehen. Sie haben Geld, Zeit und Hoffnung investiert und Du magst sie. Da kommt dann Laoshu's Frage No. 3 ins Spiel.

Und Deine Argumente hast Du ja jetzt schon: es gibt so viele schlechte Lehrer, was machen da noch ein paar aus. Und sie haben ja wenigstens menschlich was gelernt. Usw. Und Du hast Dich jetzt schon damit arrangiert, das Du Gewissenskonflikte haben wirst. Und Du weist jetzt schon, wie Du Dich entscheiden wirst auch wenn Du jetzt sagst, das sehen wir dann.

Grüße

Drachin

GilesTCC
02-03-2008, 18:29
Hey Leute, und nochmals danke für den Feedback.



was vermutlich gar nicht geht, ist ein kompromiss, der nach beiden zielen schielt und zu keinem von beiden steht (doppelte gewichtung).

Yup, you can't please all the people all the time. Und man sollte es auch nicht versuchen. Andererseits wollen wir mit der Ausbildung und mit den zwei Spezialisierungen schon mehr als nur einen Typus ansprechen. Doppelte Gewichtung bedeutet nicht, daß man in bestimmten Momenten nicht 50/50 stehen darf, sondern (unter anderen), daß man aufpasst, daß man sich nicht auf einem inflexibelen "Stativstand" versteift ;).

@ Drachin


Ich stelle hier kein ausgereiftes Konzept dar, und die Fähigkeit zu lehren ist dadurch auch nicht bewiesen, aber immerhin kann dieser Irrwitz des garantierten Zertifikats so nicht greifen. Es gibt nun mal keine unabhängige Prüfungsstelle, der sich z. B. Heilpraktiker stellen müssen.
Ein garantierter Zertifikat wird es definitiv nicht geben. Die "Lehrer-Zertifikate", die erteilt werden, weisen die Spezialiseriung Taiji Yangsheng oder Taijiquan aus. Wir arbeiten gemäß den Allgemeine Ausbildungsleitlinien des DDQT, was nicht perse Qualität (wie ich sie verstehe) garantiert, aber immerhin manche einschlägig bekannten Maschen ausschliesst.


Und Giles, Du hast dann eine persönliche Beziehung zu Deinen Schülern entwickelt und sie sind nett aber wenig talentiert, und Du hast einen Vertrag mit ihnen, davon mal abgesehen. Sie haben Geld, Zeit und Hoffnung investiert und Du magst sie. Da kommt dann Laoshu's Frage No. 3 ins Spiel.
Ja, das wird eine Herausforderung sein, und ich kann jetzt nicht sagen, genau wie wir das von Fall zu Fall lösen. Aber die Herausforderung müssen wir angehen.
Absprung-/Ausscheidemomente:
Nach dem ersten Kennenlern-Wochenende
Nach den vier Wochenenden des Einführungsseminars
Ggf. auch später, falls nötig.
Ich kann mir vorstellen, daß wir eine Regelung hantieren, daß Teilnehmer, die die gestellten und definierten Anforderungen nicht erfüllen und die wir verabschieden müssen, eine Teilerstattung des Kursgeldes bekommen. Das muss ich aber mit Martin und der Jutta weiter besprechen.


Und Deine Argumente hast Du ja jetzt schon: es gibt so viele schlechte Lehrer, was machen da noch ein paar aus.
Ouch :p. Aber nur zu, gut, daß du es so aussprichst. Wir haben immerhin den ehrlichen Anspruch, deutlich bessere "Lehrer" zu verabschieden, als - schiess mich tot wegen der Anmaßung, von manchen Ausbildungen zertifiziert werden. Siehe aber auch oben.


Und sie haben ja wenigstens menschlich was gelernt. Usw. Und Du hast Dich jetzt schon damit arrangiert, das Du Gewissenskonflikte haben wirst. Und Du weist jetzt schon, wie Du Dich entscheiden wirst auch wenn Du jetzt sagst, das sehen wir dann.
Hmm, darf man auch sagen, aber du kennst mich ansonsten nicht. Jedenfalls nicht gut, um dich verallgemeinend zu meinem Innenleben zu äussern ;). Um überhaupt eine solche Ausbildung anzubieten, vor allem auch mit "Taiji Yangsheng"-Variante, muss man schon auch "Realo" und nicht nur "Fundi" sein. Aber ich habe auch einen guten Teil "Fundi" in mir, und dieser bleibt. Dieser Teil von mir wird sich noch mehr in der KK-Vertiefung ausleben lassen, aber nicht nur dort. Sonst hätte ich schon vor einigen Jahren mit einer (anderen) Ausbildung in diesem Format anfangen können - Gelegenheit hatte ich schon.

@Laoshu:
Wie wir die "Eignung" beurteilen wollen, ist eine sehr gute Frage, aber gerade jetzt würde das den Rahmen des Threads sprengen. Ich werde noch dazu schreiben, aber hier würde es mich sehr interessieren, welche Kriterien Ihr anwenden würdet!? Was haltet Ihr für wichtig?

Und das schnöde Mammon:
Die erste Hälfte der Ausbildung, Abschluss als KursleiterIn (noch nicht LehrerIn), 16 Wochenenden mit je 18 Unterrichtseinheiten + 1 Intensivwoche (insgesamt 342 Unterrichtseinheiten) über 1,5 Jahren verteilt = 2600 Euro
Das natürlich plus die Selbstverpflichtung, jeden Tag zu üben und sonstige Hausaufgaben, als Minimum.
Das ist nicht wenig Geld, aber immerhin liegen wir relativ moderat im Vergleich zu den meisten vergleichbaren Ausbildungen im Bereich TCC/Qigong/Shiatsu oder auch Coaching usw.

Schöne Grüsse,

Giles

Karl-Heinz
02-03-2008, 18:53
Hi Giles,

da in Deutschland jeder Taijiquan unterrichten kann der es möchte, auch ohne Zertifikat, nehme ich mal an, dass ihr mit eurer Ausbildung nach den allgemeinen Ausbildungsleitlinien des DDQT zukünftige, zertifizierte Lehrer ansprechen wollt die einen durch die Krankenkassen geförderten Unterricht anbieten möchten. Man sollte vieleicht noch darauf hinweisen, dass die Kassen da noch einige Anforderungen mehr an die Qualifikation stellen als ein Zertifikat.

Grüße,
Karl-Heinz

tsange
02-03-2008, 19:50
Yup, you can't please all the people all the time.

das war nicht gemeint (tatsächlich denke ich, dass das rundum-pleasen gar nicht sosehr schwierig ist), sondern - als einschub zu laoshu's beitrag - die frage _deiner_ ziele als ausgangsbasis des projekts (zwischen den beiden polen purismus und geldmaximierung, von denen ich meine, dass sie sich bei einem kompromissversuch gegenseitig neutralisieren müssten, also zur selbstblockierung führen oder zumindest zu einer reichlich unbefriedigenden weder-fisch-noch-fleisch-sache).

vielleicht wird es klarer, wenn ich es vom theater her formuliere: ohne wahrhaftigkeit bleibt es tot, egal, wieviele effekte und tricks der regisseur so drauf hat. und wahrhaftigkeit wird nicht durch kompromisse oder erbsenzählen erzeugt. du kannst im gierigen geldscheffeln wahrhaftig sein und du kannst im pflegen des "heiligen feuers" wahrhaftig sein, aber du kannst nicht beides zugleich. und wie beim theater wird dennoch die kasse klingeln, wenn die "magie" der wahrhaftigkeit bei der aufführung eines guten stückes funktioniert.

ich vermute, das ist bei jeder kunst so.

BanYan
02-03-2008, 20:02
Hallo,


Das ist für mich ehrlich gesagt seit langem das merkwürdigste, was mir untergekommen ist.
Du machst ITCCA, oder jetzt Frieder Anders- Tai Chi?
...
Spieler

PS: Falls sich jetzt jemand auf den Schlips getreten fühlt, dann tut es mir leid, muss an dem spanischen Schnaps liegen, den ich schon intus habe. Der weckt die Lebensgeister und macht irgendwie "südländisch" - so vom Temperament her...

ich hatte den Eindruck, da hat jemand ein neues Konzept entwickelt, und es hier zur Diskussion gestellt. (Wenn es bloß Werbung wäre, wie es immer mehr den Anschein hat, dann wäre es wohl schon längst gelöscht ......)

Hey, es geht hier nicht um meinen Werdegang, meine Ansichten zum wahren Taijiquan etc. sondern um die von den "Initiatoren" gewünschte Meinung zum Ausbildungskonzept.

Dass die von mir etwas drastisch formuliert ist, gebe ich zu. Aber ich betone noch einmal ausdrücklich, daß ich nicht über Qualität und Können der Ausbilder geschriebe habe, sondern meinen Eindruck über offensichtliche Ausrichtung, Inhalt und Zielgruppe kund getan habe.

Gruß
BanYan

GilesTCC
02-03-2008, 21:29
Letzte kurze Runde für heute abend...
Und vielleicht kann der Thread sowieso einen anderen Einschlag nehmen. Siehe unten...



da in Deutschland jeder Taijiquan unterrichten kann der es möchte, auch ohne Zertifikat, nehme ich mal an, dass ihr mit eurer Ausbildung nach den allgemeinen Ausbildungsleitlinien des DDQT zukünftige, zertifizierte Lehrer ansprechen wollt die einen durch die Krankenkassen geförderten Unterricht anbieten möchten. Man sollte vieleicht noch darauf hinweisen, dass die Kassen da noch einige Anforderungen mehr an die Qualifikation stellen als ein Zertifikat.

Hi Karl-Heinz,

Zu hast prinzipiell recht. Dabei sind die Kassen ganz unterschiedlich darauf. Bei einigen muß man auch einen "Primärberuf" (was meistens mit Tai Chi Chuan null zu tun hat :() vorweisen können, bei anderen kann ein solche Zertifizierung durchaus genügen. Aber das mit den Kassen ist nicht das Hauptziel, sondern in meinen Augen nebensächlich. Meine Ziele:
- Die Freude, Leidenschaft, Erfahrungsammeln und Spaß, (hoffentlich) vertretbares Tai Chi in diesem ausgewählten Format weiterzugeben. Und dabei relativ gute Impulse geben, die Teilnehmer auch nach der Ausbildung für sich und anderen fortsetzen können.
- Auf Dauer, einen Teil (!) meines Lebensunterhaltes mit etwas, das ich liebe, zu bestreiten.


TSANGE:
vielleicht wird es klarer, wenn ich es vom theater her formuliere: ohne wahrhaftigkeit bleibt es tot, egal, wieviele effekte und tricks der regisseur so drauf hat. und wahrhaftigkeit wird nicht durch kompromisse oder erbsenzählen erzeugt. du kannst im gierigen geldscheffeln wahrhaftig sein und du kannst im pflegen des "heiligen feuers" wahrhaftig sein, aber du kannst nicht beides zugleich. und wie beim theater wird dennoch die kasse klingeln, wenn die "magie" der wahrhaftigkeit bei der aufführung eines guten stückes funktioniert.

Hi Tsange,

sehr schöner Vergleich. Ich mache es nicht so mit dem heiligen Feuer wie Grotowski (göttliche Theaterkunst bei Hungerlohn in einer kalten Baracke), würde aber immerhin vielleicht Peter Brook als Vorbild nehmen wollen (der bei toller Theaterkunst immerhin nie hungern musste und sich gut vermarkten kann). Hoffentlich jedenfalls nicht wie "Hitparade der Volksmusik", wo die Leute wahrscheinlich am Besten daran verdienen.


BANYAN: Hey, es geht hier nicht um meinen Werdegang, meine Ansichten zum wahren Taijiquan etc. sondern um die von den "Initiatoren" gewünschte Meinung zum Ausbildungskonzept.

Ja, und ich finde es auch voll in Ordnung, das genannte Projekt abzulehnen. Das Warum ist für mich wichtig zu wissen.:)
Und dann auch jetzt endlich von meinem Profilierungsdrang wegzukommen ;), magst du doch vielleicht ein bisschen von dem Ausbildungskonzept von Frieder Anders erzählen?

Das Projekt von uns wurde jetzt wohl genug durchgekaut, also:
(Nochmals,) was würdet Ihr als Eignungs- und Abschlusskriterien für eine zeitbegrenzte Lehrer-Ausbildung wichtig finden?


Schöne Grüsse,

Giles

Hongmen
02-03-2008, 21:43
es ist eine katastrophe, dass pioniere des tcc in deutschland nicht anerkannt werden von den krankenkassen. deren schüler die ärzte, pädagogen, heilpraktiker etc. sind, aber schon. und eine noch größere katastrophe sind dann zb. "langhoff" absolventen, die nicht mal wissen was sie wissen sollten und trotzdem den wettbewerbsvorteil bekommen, weil ein herr langh.. die richtige marketing strategie, zum richtigen zeitpunkt , an unwissende leute verkauft hat.

that´s the way it is

hongmen

laoshu
03-03-2008, 09:06
Kurz vorweg: Das Problem der Taji-Lehrer-Ausbildung in Deutschland ist das gleiche wie bei allen Ausbildungen, für die es keine allgemein anerkannten Richtlinien gibt (Aerobic-Trainer, Yoga-Lehrer, Psychologen, Motivations-Coaches etc). Das Spektrum reicht beim taiji-Lehrer von einer netten Urkunde mit Kalligrafie, Unterschrift Meister Lang Fingfang, Schüler von Meister Peng Miao, erworben nach einem Wochenendseminar und Studium einer teuer erworbenen Lern-DVD, ev. sogar direkt in China von einem hochrangigen Meister ausgestellt (nicht nur die KP ist bestechlich) über Prüfungen nach XYZ-Schieß-mich-tot-Standards (die offiziell ja keine Standards sind) bis hin zu mehrjährigen Studiengängen (Chinbeku).
Stellen wir uns vor, ich müsste, z.B. für meinen Sportverein oder meine YinYang-Schule einen taiji-Lehrer einstellen, wonach träfe ich meine Entscheidung? Im ersten Fall habe ich zudem wahrscheinlich null Ahnung von der Materie.
1. Pädagogische Befähigung. Hier ist es schon nicht blöd, jemanden mit pädagogischen Grundkenntnissen auszuwählen (Lehrer, Sportpädagoge, bereits ausgebildeter Aerobic-Trainer etc). Was zwar, wie wir alle leidvoll erfahren mussten, nichts darüber aussagt, ob derjenige ein guter Lehrer ist, aber er hat zumindest schon vor einer Gruppe gestanden, der er etwas beibringen musste. Stichwort Didaktik.
2. Persönlichkeit
Sorry, aber eine noch so nette, introvertierte Persönlichkeit, der es schwer fällt, sich sprachlich mitzuteilen und eine Gruppe zu leiten, würde ich nicht einstellen und wenn es der chinesische Staatsmeister aller Klassen mit dem 25. Duan ist. Wie schnell der Meisterbonus selbst bei einer Gruppe erwachsener älterer Damen mit Gesundheitstaiji-Anspruch flöten geht, erlebe ich bei meinem Lehrer. Auch taiji-Omas können einem auf der Nase herumtanzen.
3. Dauer der Ausbildung
Selbst wenn ich von taiji nicht den geringsten Schimmer habe, sollte mir klar sein, dass 4 Wochenendseminare und ein Jahr Praxis wohl nicht ganz ausreichen.
4. Inhalte der Ausbildung
Hier würde ich schauen, wie umfangreich die Ausbildungsinhalte sind. Grundprinzipien (Leere-Gewichtung, Handhaltungen, Schritttechniken etc.), Formenlehre, mindestens zwei Formen(eine aus dem Yang-Stil sollte schon dabei sein, da der bekannteste), Grundkenntnisse chinesische Philosophie (was ist taiji, wo kommt das her, wozu dient es?), Grundkenntnisse TCM, ein wenig Basis-Sportphysiologie, Grundkenntnisse Didaktik, falls nicht im Hauptberuf erworben. Für meine Yinyang-Schule sollte mein neuer Lehrer natürlich Kenntnisse in Tuishou, Waffenformen und taiji als Kampfkunst besitzen. Ein Verein interessiert sich wahrscheinlich weniger für taiji als Kampfkunst. Dafür gibt es ja die Karate-, Judo- und neuerdings Capoeira-Sparte.
5. Motivation
Warum ist derjenige gerade taiji-Lehrer geworden? Welchen Einsatz hat er dafür gebracht (siehe Dauer der Ausbildung)? Hier kommt tsange ins Spiel. Die besten Lehrer sind die, die mit dem Herzen dabei sind. @giles intrinsisch motiviert;)
Ein Könner muss noch lange kein guter Lehrer sein, aber ein guter Lehrer immer auch ein Könner. Sorry, aber sowohl Bewegungskünstler, die alle Figuren auf chinesischem Weltmeisterniveau ausführen, so tief kommen, dass ihre E*** über den Boden gleiten, aber es anderen nicht vermittteln können, was und wie sie es tun, würden bei mir genauso durch das Raster fallen wie hochmotivierte, liebe Zeitgenossen, die jeden Meister der Yang-Geneologie aufzählen, jede Figur mit chinesischem Namen benennen, den Lauf des Qi durch die Meridiane beschreiben können und doch dem Typ Bewegungs-Legastheniker angehören. Entschuldige mich schon vorab bei allen, die sich die Zehen abhacken, um in den Schuh zu passen.
Alles Liebe,
laoshu

tsange
03-03-2008, 09:30
Ein Könner muss noch lange kein guter Lehrer sein, aber ein guter Lehrer immer auch ein Könner. Sorry, aber sowohl Bewegungskünstler, die alle Figuren auf chinesischem Weltmeisterniveau ausführen, so tief kommen, dass ihre E*** über den Boden gleiten, aber es anderen nicht vermittteln können, was und wie sie es tun, würden bei mir genauso durch das Raster fallen wie hochmotivierte, liebe Zeitgenossen, die jeden Meister der Yang-Geneologie aufzählen, jede Figur mit chinesischem Namen benennen, den Lauf des Qi durch die Meridiane beschreiben können und doch dem Typ Bewegungs-Legastheniker angehören.

*lach*
du hast aber auch wirklich schon alles durchmarschieren gesehen :-)

und deine pointierten beiträge sind wunderbar zu lesen, man kann die leute direkt in 3d und technicolor herumwerken sehen.
für mich übrigens sehr interessant, hier im forum zu erfahren, was mir als schülerin alles erspart geblieben ist - ich wusste zwar, dass ich damals beim hineinstolpern in den erstbesten ergoogelten taiji-kurs unverschämtes glück gehabt hab, aber ich wusste noch immer nicht _wieviel_ glück.

GilesTCC
03-03-2008, 10:41
Stellen wir uns vor, ich müsste, z.B. für meinen Sportverein oder meine YinYang-Schule einen taiji-Lehrer einstellen, wonach träfe ich meine Entscheidung? Im ersten Fall habe ich zudem wahrscheinlich null Ahnung von der Materie.
Ich kann mich mit deinen Auswahlpünkten gut identifizieren, vor allem mit der Hauptargument, daß Selberkönnen und Vermittelnkönnen zwei ganz unterschiedliche aber wichtige Sachen sind.


4. Inhalte der Ausbildung
Hier würde ich schauen, wie umfangreich die Ausbildungsinhalte sind. Grundprinzipien (Leere-Gewichtung, Handhaltungen, Schritttechniken etc.), Formenlehre, mindestens zwei Formen(eine aus dem Yang-Stil sollte schon dabei sein, da der bekannteste), Grundkenntnisse chinesische Philosophie (was ist taiji, wo kommt das her, wozu dient es?), Grundkenntnisse TCM, ein wenig Basis-Sportphysiologie, Grundkenntnisse Didaktik, falls nicht im Hauptberuf erworben. Für meine Yinyang-Schule sollte mein neuer Lehrer natürlich Kenntnisse in Tuishou, Waffenformen und taiji als Kampfkunst besitzen...
Auch an und für sich prima! Nur, wenn es doch um den von dir vorgestellten Sportverein (oder sonstige Institution) geht, wo die Leute eigentlich keine Ahnung der Materie haben, werden sie nicht wissen, was die Sache ausmacht. Es ist nicht nur die Gefahr, daß man vielleicht eine Lehrstelle an jeden Dahergelaufenen gibt, der sagt, "ich kann Tai Chi und habe es bei Meister Zhang San-Feng im Gebirge gelernt" ("Wow, toll...!"). Sondern auch, daß dieser "Lehrer" oft lange in seiner Stelle bleiben kann, auch wenn er eigentlich eher Schmuh macht, wenn er trotzdem genug schöne Geschichten weitererzählen kann. Institution und Kunden wissen meistens nicht, was sie eigentlich erwarten dürfen und können daher das "Produkt" nicht richtig beurteilen. Es sei denn, daß man dort den Lehrer wirklich KK-mäßig 'testet', was fast nie passiert und in vielen Lehrsituationen auch nicht so relevant wäre.
Natürlich kann es sein, daß man manchmal wirklich gute Leute (in beiden Hinsichten) ohne jeglicher Zertifizierung begegnet. Die Allerbesten haben ja bekanntlich meistens gar keine "Scheine", sie sind einfach saugut! Aber heutzutage in D-Land kommen auf jede solche "unzertifizierte" Person noch viele andere, die wirklich nicht so dolle sind. Daher wünschen sich viele "Arbeitgeber" jemanden mit einer "anerkannten" Zertifizierung. Wir wissen ja, daß das trotzdem nicht alles (oder manchmal sehr wenig) über die eigentliche Qualität aussagt. Aber immerhin können die "Arbeitgeber" den Risiko verringen, einen richtigen Blender oder Fantast ins Haus zu holen.

Schöne Grüsse,

Giles

laoshu
03-03-2008, 12:12
Hi, Giles!
Du hast einen unglaublichen Vorteil, der dir alle Freiheiten ermöglicht - du musst nicht davon leben! Auch ich bin sponsored by husband und habe es sehr genossen, meine eigenen Ideen völlig unabhängig von Banken, mainstream oder sonstigen Dreinredern verwirklichen zu können. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, zumindest einmal im Leben (wir sind ja beide auf der wrong side of forty und haben nicht mehr endlos dafür Zeit) etwas ohne gängelnde Kompromisse umsetzen zu können. Auch wenn es dann vielleicht nicht so läuft, wie du es dir am Anfang vorgestellt hast. No risk, no fun! Schweinegeiles Gefühl, wenn das Baby endlich auf der Welt ist.
Im Fernsehen und in der Buchhandlung sieht man ja, was dabei herauskommt, wenn der allgemeine Geschmack bedient wird und der kurzfristige Erfolg zählt. Das einzige, was du brauchst, ist Zeit (und eben Geld, die Anfangsphase zu überbrücken). Haltet das Investment so gering wie irgend möglich, dann tut es nicht so weh, wenn es daneben geht. Zweiter Leitsatz: Ganz oder gar nicht! Wer 2600 Euro für eine Taiji-Ausbildung verlangt, muss professionell auftreten. Gedruckte Flyer, Visitenkarten, Super-Internet-Auftritt, detailliertes Ausbildungsprogramm etc. Nicht nur die software, auch die hardware muss stimmen. Fotokopierte Flyer mit miesen Fotos vertragen sich eben nicht mit "Wir sind besser als die anderen". Ja, Mist, altes Werberprogramm hat sich initialisiert:)
Was die Qualität eines Lehrers anbelangt, so kann man sie natürlich erst erkennen, wenn man Vergleichsmöglichkeiten hat. Da hapert es böse. Was dabei herauskommt, wenn man glaubt, asiatische Meister seien von Haus aus gut, erlebe ich gerade. Da haben etliche meiner Mitschüler bei dem Knaben fünf Jahre Taiji gelernt und wussten nicht, dass die Figuren Namen haben. Dafür stellt unser Verein etliche deutsche Meister. Noch Fragen?
In meinem Kaff habe ich leider bloß die Wahl zwischen zwei Anbietern. Bei euch sieht das alles schon anders aus.
Schade, aber ich spiele leider nicht in der Liga (und bin nicht mehr jung genug:D), wo ich noch einmal locker 5000 Euro investieren kann, um dann vielleicht doch von einem Wochenendseminarler links überholt zu werden. Sonst würde ich mich sofort bei euch einschreiben.
Mache es und mache es so, wie du es dir vorstellst. Du wirst dich sonst ewig fragen, ob es was geworden wäre.
Alles Glück der Welt und möge das dao mit dir sein (klinge schon wie Joda, sorry),
Deine
laoshu

GilesTCC
03-03-2008, 12:56
Danke schön, Laoshu, für die guten Worten und weiterhin guter Rat. Natürlich möchte ich unser Projekt bekanntmachen (also ist es hier auch 'Werbung', wenn Ihr wollt), aber ich habe definitiv von dem Austausch profitiert. Sowohl Anregungen bekommen, als die eigenen Gedanken schärfen können.:)



...(wir sind ja beide auf der wrong side of forty und haben nicht mehr endlos dafür Zeit) etwas ohne gängelnde Kompromisse umsetzen zu können. Auch wenn es dann vielleicht nicht so läuft, wie du es dir am Anfang vorgestellt hast. No risk, no fun! Schweinegeiles Gefühl, wenn das Baby endlich auf der Welt ist.

Ja. Und noch mehr als du dir denkst ;) - in den nächsten Tagen kommt tatsächlich unser zweites Baby zur Welt, und auch deswegen klinke ich mich bald aus dem Thread heraus. (Wrong side of forty and still juggling with Pampers...:D) Neben der Tatsache, daß ich genug (gute) Information erstmal bekommen habe.


Zweiter Leitsatz: Ganz oder gar nicht! Wer 2600 Euro für eine Taiji-Ausbildung verlangt, muss professionell auftreten. Gedruckte Flyer, Visitenkarten, Super-Internet-Auftritt, detailliertes Ausbildungsprogramm etc. Nicht nur die software, auch die hardware muss stimmen. Fotokopierte Flyer mit miesen Fotos vertragen sich eben nicht mit "Wir sind besser als die anderen". Ja, Mist, altes Werberprogramm hat sich initialisiert:)

Ich bin in diesem Feld eher mässig darauf, aber zum Glück ist Martin - der die Ausbildung in seiner ersten Inkarnation 'geboren und grossgebracht' hat und dessen 'Baby' es immer noch ist - neben seinen anderen Fähigkeiten auch da ganz fit.

Sei gegrüsst, Joda Laoshu :D;)

Giles

tsange
03-03-2008, 13:03
in den nächsten Tagen kommt tatsächlich unser zweites Baby zur Welt
Giles

dann viel glück den "ungleichen zwillingen" :-)
ich glaube, das jahr der ratte gilt als neubeginn / aufbruch, das scheint bei dir ja voll zuzutreffen.

john_doe
03-03-2008, 13:51
Hallo zusammen!


dann viel glück den "ungleichen zwillingen" :-)
ich glaube, das jahr der ratte gilt als neubeginn / aufbruch, das scheint bei dir ja voll zuzutreffen.


Zitat:

"1. Jahresprognose 2008 – Das Jahr der Erd-Ratte

Den Neuanfang nutzen – bereit sein für Unerwartetes
Neues Jahr, neues Glück. Das Chinesische Neujahr nach dem Mondkalender fällt dieses Jahr auf den 7. Februar 2008, drei Tage nach dem Jahresauftakt nach dem Sonnenkalender am 4. Februar. Die Chinesen feiern ihr Neujahrsfest immer nach dem Mondkalender mit großen Feierlichkeiten. Was bringt dieses Jahr? Zuerst einmal startet ein neuer Zyklus der zwölf Tiere. Die Ratte bringt Neues auf den Weg und fordert, die Nase in den Wind zu halten und bereit zu sein für Wandlung.

Schauen wir einmal auf die Erdratte aus Sicht der BaZi, der chinesischen Astrologie. Das Bild der Elemente, Yang-Erde trifft auf Yin-Wasser, bedeutet ein von Nebel und Wolken umspielter Berg. Diese Elemente sind sowohl eine Kombination als auch ein Konflikt. Klug wird sein, den Blick zu schärfen und sein Unterscheidungsvermögen einzusetzen. Schauen wir hinter die Fassade der Dinge und seien wir bereit, dass auch Ungewöhnliches und nicht Vorhersehbares geschieht. Was sich an Turbulenzen im politischen Leben und in der Wirtschaft im Schweinejahr schon angebahnt hat, wird dieses Jahr durch plötzliche Kapriolen und Wendungen noch verstärkt. Gut ist es, aufmerksam zu sein, flexibel Chancen zu nutzen und sich nicht auf das Glatteis führen zu lassen. COOL BLEIBEN!

Das Jahr hat ein starkes Wasserelement, was für Bewegung steht und auch für Kommunikation. Wasser bringt die Wirtschaft weiter auf Schwung, allerdings deuten sich zum Herbst hin Turbulenzen an. Die Kommunikationsbranche wird prosperieren. Dieses Jahr fördert auch alles, was mit Bildung und Entertainment zu tun hat. Immobilien sind nur als Langzeitinvestition zu empfehlen. Es ist klug, in diesem Jahr in ein Sicherheitssystem zu investieren. Diese Ratte ist ein Nachttier, was diese schlauen Tiere so alles unsichtbar anstellen können.

Die Ratte ist ein „Pfirsichblütenjahr“. Liebe und Skandale liegen eng nebeneinander. Verfolgen wir entspannt die „Yellowpress“ und schmunzeln wir über die Geschichten über neue Promi-Romanzen. Die Liebessterne winken im Rattenjahr, allerdings sollte auf die Kommunikation geachtet werden, da sonst schnell Dissonanzen aufklingen und sich alles im Nebel auflöst. Die Liebeskönige in diesem Jahr sind die Schwein-, Hase- und Ziege-Geborenen."

Zitat Ende


Wenn Ihr mehr wissen wollt - hier:
DAOTION Classic Feng Shui - Feng Shui Fengshui Feng-Shui Architektur Businessberatung (http://www.classicfengshui.de)

Runterscrollen bis Newsletter (rechts) und downloaden.


Schöen Grüße,
john_doe


Edit - P.S.: Die Sterne stehen gar nicht mal so schlecht, Giles ...

BanYan
03-03-2008, 14:43
Hallo,

...wrong side of fourty ...

gibt es nicht! Es ist immer "Right side of fourty".

Ab da hat man die Hälfte noch vor sich, also weiter geht's.

Fragt der Schüler: "Wielange dauert es, bis ich es kann?".
Sagt der Meister: "So ungefähr 20 Jahre!".
Fragt der Schüler: "Und wenn ich mich ganz doll anstrenge ... ?".
Sagt der Meister: "30 Jahre ...!!".

Taijiquan hört nicht mit der Rente bei 65 oder 67 auf.
Das kann man auch im hohen Alter machen und sogar lehren!

Wenn man bettlägerig wird macht man es im Kopf.
Und falls man zwischendurch dement wird oder Alzheimer bekommt, nervt das bloß die anderen ...

Gruß
BanYan

laoshu
03-03-2008, 15:50
@banyan
Forty!! Peinlich, peinlich. Mein Englisch wird jetzt schon genauso schlecht wie mein Chinesisch:)
Das mit dem Alter bezog sich auch eher auf die Möglichkeit, noch einmal etwas Neues zu starten. Je mehr Lebensentscheidungen gefallen sind, desto schwerer wird es.
Im Falle eines taiji-Lehrers kann ein fortgeschrittenes Alter sogar ein Vorteil sein. Zumindest was den Gesundheitssportbereich anbelangt. Signalisiert Ruhe, Erfahrung, die innere Mitte gefunden haben, der oder die macht das schon ewig etc. Wer stellt sich unter einem Taiji-Lehrer schon einen knusprigen Sixpackträger mit Knackpo vor? Das sind dann doch wohl eher die schwertschwingend durch die Luft fliegenden Kämpfertypen, oder? Wobei, unser junger Meister motiviert insbesondere die Damenwelt ungemein. Gott, mein laber-Gen wird gerade abgelesen. Wie war noch mal die Frage? Schnell raus aus dem thread.
Und Tschüss,
laoshu
Ach übrigens, ehe ich es vergesse: Nach chinesischer Auffassung hat man erst nach dem 4. Duan und über 10 Jahren Training die Befähigung, andere auszubilden.

GilesTCC
03-03-2008, 15:54
@banyan
Forty!! Peinlich, peinlich. Mein Englisch wird jetzt schon genauso schlecht wie mein Chinesisch:)
.

Doch, doch, ganz richtig. "twenty, thirty, forty, fifty, sixty..." :)

Schöne Infos und Gedanken zum Jahr und zum Älterwerden !

Giles

wildstar
03-03-2008, 16:55
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Menschen die sich einer Sache verschrieben haben, wie z. B. Taiji oder Qigong, ihr Wissen und ihre Erfahrung an andere weiterzugeben. Ob es als Lehrer / Trainer oder als Ausbildung für Lehrer geschieht, ist für mich unerheblich, wenn sie................ . Jetzt kommt die Wertung ins Spiel. Was gehört für mich z. B. bei einer Lehrerausbildung grundsätzlich dazu?

Es gibt im Taiji und Qigong keine technischen, moralischen, didaktischen, medizinischen, .......usw, Richtlinien oder Vorschriften und vielleicht ist es auch einmal gut so. Aber es gibt 100 unterschiedliche Ansichten hierüber, wie die Ausbildung sein sollte. Die zeitliche Dauer, die zu vermittelnde Theorie, welche Form, welche Qualifikationen, wem muss man verpflichtet sein, der Preis, usw.. Über alles kann man diskutieren.

Wo ich mich selbst disqualifiziere, ist nach meiner festen Überzeugung, wenn ich z. B. sämtliche Leute (Lehrer), die sich bei S. Langhoff oder anderen „Ausbildern oder Instituten“ (deren Gebaren mit Recht in einigen Punkten diskussionswürdig ist) haben ausbilden oder zertifizieren lassen, jegliche Kompetenz aberkenne. Ich betreibe seit 11 Jahren Qigong bei 4 verschiedenen Lehrern, seit 7 Jahren Taiji (vorher habe ich 5 Jahre Taekwondo betrieben) und alles mit erheblichen Aufwand (weil ich es liebe und lebe) bin dann zu S. Langhoff gegangen um eine überschaubare, kostengünstige, zeitlich machbare, anerkannte „Lehrerausbildung“ zu erhalten. Mit Sicherheit gehöre ich nicht nach relativ kurzer Zeit (jetzt 6 Jahre) zu den Spitzenkönnern, aber ich habe genügend Potential um Taiji- oder Qigong-Kurse zu leiten.

Leute, die hier ihr Ausbildungskonzept diskutieren, haben sich bereits für die Tätigkeit qualifiziert, weil sie sich nicht selbst erheben und um eigene Mängel wissen.

T. Stoeppler
03-03-2008, 19:01
Giles, bevor ichs noch vergesse:

Ich wünsche Dir natürlich viel Erfolg bei Deinem Projekt, möge es sich auszahlen. Ich denke auch, dass die Qualität mit Sicherheit hoch sein wird, schliesslich kenne ich Deinen Anspruch ja auch ein bischen :)

Ich würde allerdings - und das so ganz allgemein - die Zertifitzierung eines Lehrers eher an seinen Schülern festmachen.

Quasi, ein Prüfungsprojekt nehmen, wobei ein angehender Lehrer mit einer Gruppe Schülern ein Jahr (oder so) Zeit bekommt, und dann schaut man, ob und wie viele von der Gruppe überhaupt etwas Erkennbares, ohne klar erkennbar Falsches, gelernt haben.

Gruss, Thomas

tsange
03-03-2008, 19:05
Quasi, ein Prüfungsprojekt nehmen, wobei ein angehender Lehrer mit einer Gruppe Schülern ein Jahr (oder so) Zeit bekommt, und dann schaut man, ob und wie viele von der Gruppe überhaupt etwas Erkennbares, ohne klar erkennbar Falsches, gelernt haben.


schüler als betatester für den frisch programmierten kursleiter, das hat was.
sollte man unbedingt dann auch so nennen, das könnte sogar ganz gut ankommen.

BanYan
03-03-2008, 22:55
Hallo,

@banyan
Forty!! Peinlich, peinlich. Mein Englisch wird jetzt schon genauso schlecht wie mein Chinesisch:)
Das mit dem Alter bezog sich auch eher auf die Möglichkeit, noch einmal etwas Neues zu starten. Je mehr Lebensentscheidungen gefallen sind, desto schwerer wird es.
Im Falle eines taiji-Lehrers kann ein fortgeschrittenes Alter sogar ein Vorteil sein. Zumindest was den Gesundheitssportbereich anbelangt. Signalisiert Ruhe, Erfahrung, die innere Mitte gefunden haben, der oder die macht das schon ewig etc. Wer stellt sich unter einem Taiji-Lehrer schon einen knusprigen Sixpackträger mit Knackpo vor? Das sind dann doch wohl eher die schwertschwingend durch die Luft fliegenden Kämpfertypen, oder? Wobei, unser junger Meister motiviert insbesondere die Damenwelt ungemein. Gott, mein laber-Gen wird gerade abgelesen. Wie war noch mal die Frage? Schnell raus aus dem thread.
Und Tschüss,
laoshu
Ach übrigens, ehe ich es vergesse: Nach chinesischer Auffassung hat man erst nach dem 4. Duan und über 10 Jahren Training die Befähigung, andere auszubilden.

das mit den 10 Jahren würde ich sogar unterschreiben, aber die Duans sind doch wohl offensichtlich eine neuere Modeerscheinung.

Ich bin auch auf der richtigen Seite von forty (“Four” loses its U when it changes to “forty.” )!

Aber das muß man positiv sehen.
Neue Wege gehen, alte Entscheidungen und Klippen umschiffen, das ist doch wohl der Reiz der "Midlifecrisis" oder??

Wenn ich im Urlaub Nachmittags am Strand, bloß in Badehose, die Taijiquan-Form mache, brauche ich mir am Abendbuffet um neue Gesprächspartner keine Sorgen zu machen. Und morgens habe ich 10-15 Leute, die Taijiquan machen wollen (zum normalen Abhotte-Fittness mit dem "Sixpack-Knackpo" kommt seit Jahren kein Mensch!!).

Gruß
BanYan

BanYan
03-03-2008, 23:15
Hallo,


schüler als betatester für den frisch programmierten kursleiter, das hat was.
sollte man unbedingt dann auch so nennen, das könnte sogar ganz gut ankommen.

im Prinzip ist das genau das, was ich unter "Assistieren" verstehe!.

Ich habe vor längerer bei Zeit Meister Frieder Anders begonnen zu assistieren. Schon sehr bald durfte ich "mitmachen", aufwärmen, vormachen, korrigieren, trainieren. Jetzt habe ich einen festen Kurs, den ich seit seinem Beginn begleite (aktuell Teil 2b). Ab und zu leitet Frieder den Kurs selbst, dann kann ich wieder was abschauen. Oder er schaut zu, dann habe ich nachher Feedback (oder er muß komplett selbst ran, wenn ich mal nicht kann ...).

Ich halte kontrolliertes bzw. dosiertes Unterrichten (ggf. unter Aufsicht) für einen wichtigen Bestandteil der Lehrerausbildung.

Gruß
BanYan

tsange
03-03-2008, 23:32
im Prinzip ist das genau das, was ich unter "Assistieren" verstehe!.


was du beschreibst, würde ich eher als klassisches lehrlingssystem betrachten.

aber so wie ich das betatestersystem verstanden habe, ging es darum, den betreffenden auszubilden und ihn dann en bloc an einem schülersample zu testen.

bluemonkey
04-03-2008, 07:30
Die erste Hälfte der Ausbildung, Abschluss als KursleiterIn (noch nicht LehrerIn), 16 Wochenenden mit je 18 Unterrichtseinheiten + 1 Intensivwoche (insgesamt 342 Unterrichtseinheiten) über 1,5 Jahren verteilt = 2600 Euro
Das natürlich plus die Selbstverpflichtung, jeden Tag zu üben und sonstige Hausaufgaben, als Minimum.
Das ist nicht wenig Geld, aber immerhin liegen wir relativ moderat im Vergleich zu den meisten vergleichbaren Ausbildungen im Bereich TCC/Qigong/Shiatsu oder auch Coaching usw.



Hallo Giles,

lustigerweise wollen viele, die Taiji ein bißchen intensiver betreiben, unbedingt Lehrer werden ;).

Das Konzept (hängt natürlich von der realen Umsetzung ab;)) finde ich grundsätzlich nicht schlecht, um gewisse Seiten von Taijiquan kennenzulernen.
Wollte ich diese Ausbildung mit der Zielsetzung "Taiji-Lehrer" beginnen, würde ich mich fragen, was ich nach der Ausbildung für meinen Unterricht in den Händen halte.
Dabei fallen mir folgende Punkte auf:

1.) Die Ausbildungsdauer von drei Jahren halte ich persönlich für zu kurz um
nebenberuflich! Taijilehrer (eher Kursleiter) zu werden.
Auch wenn weitergehende Konzepte unterrichtet werden, bleibt die Aufnahmefähigkeit der Adepten doch von Ihrer jeweiligen Stufe begrenzt.
D.h. ich gehe davon aus, dass jemand, der diese Ausbildung durchläuft, die Taijiprinzipien einigermaßen umsetzen kann, von der Verinnerlichung bzw. von einem wirklich tiefen Verständnis und einer freien Umsetzung außerhalb der einstudierten Szenarien ist er jedoch noch weit entfernt.
D.h. das praktische Können wird dem theoretischen Wissen höchstwahrscheinlich hinterherhinken. Daher sehe ich die Gefahr, dass sich der zukünftige Lehrer in "Tricks" (gerade im Bereich KK) flüchtet, um sein mangelndes Können auszugleichen.

2.) Wenn ich recht verstanden habe, lernt man während dieser drei Jahre
zwei Kurzformen. D.h. Am Ende der Ausbildungszeit ist das mein wesentliches Handwerkszeug um meine Schüler zu unterrichten.
Die Erfahrung zeigt, dass viele Schüler, die sich für Taijiquan tiefer interessieren gerne auch eine Langform erlernen wollen.
Also entweder werde ich dann in meinem zukünftigen Unterricht die Formen sehr verzögert, dafür aber vertieft unterrichten, oder Vertiefungsstufen einführen, wenn es den meisten Schülern nicht nach einem bis anderthalb Jahren langweilig werden soll.
Oder sollen die Formen nur Beiwerk sein, und der Unterrichtsstoff wird anders transportiert?

3.) Wie ist mein eigene persönliche Weiterentwicklungsperspektive?
Du sagst selbst, dass die Dozenten schon in der Vertiefungsphase an ihre Grenzen stoßen. D.h. wie von wem werde ich selbst nach Ende der Lehrerausbilung weiter ausgebildet um tiefer in Taijiquan einzudringen?

Gruß,

Blue

Freier Geist
04-03-2008, 07:48
-

bluemonkey
04-03-2008, 08:09
Sehr bodenständig, gesund und sympathisch diese Haltung. Und nachdem die meisten hier die Ch'i-Tests für vertretbar halten, wäre die ITCCA & Co ja eigentlich fast schon rehabilitiert. Aber im Ernst: Wenn ich das Thema KAMPFkunst einmal beiseite lasse, schätze ich die Systematik und den Tiefgang des Chu-Lagers durchaus. Man muss sich halt die Zeit nehmen und bereit sein, ordentlich dafür zu bezahlen. Wobei man Letzteres auch als Selbstverständlichkeit betrachten kann.

Frieder Anders ist nicht mehr Chu/ITCCA,
Die "Chi"-Tests von Meister Anders sind Struktur-Tests.
Die "Chi"-Videos von Meister Chu sind unglaubwürdig.

Freier Geist
04-03-2008, 08:27
-

T. Stoeppler
04-03-2008, 09:19
Kurzes Statement von der Moderation:

Ich werde jedes ITCCA/Chu bezügliche Posting löschen, wenn noch eins kommt, denn das ist sowas von off-topic hier...

Gruss, Thomas

GilesTCC
04-03-2008, 11:20
Hi Blue Monkey,

danke für den Input!



Wollte ich diese Ausbildung mit der Zielsetzung "Taiji-Lehrer" beginnen, würde ich mich fragen, was ich nach der Ausbildung für meinen Unterricht in den Händen halte.
Dabei fallen mir folgende Punkte auf:

1.) Die Ausbildungsdauer von drei Jahren halte ich persönlich für zu kurz um
nebenberuflich! Taijilehrer (eher Kursleiter) zu werden.
Auch wenn weitergehende Konzepte unterrichtet werden, bleibt die Aufnahmefähigkeit der Adepten doch von Ihrer jeweiligen Stufe begrenzt.
D.h. ich gehe davon aus, dass jemand, der diese Ausbildung durchläuft, die Taijiprinzipien einigermaßen umsetzen kann, von der Verinnerlichung bzw. von einem wirklich tiefen Verständnis und einer freien Umsetzung außerhalb der einstudierten Szenarien ist er jedoch noch weit entfernt.

Da hast du recht. Eine solche Ausbildung, auch wenn die Teilnehmer Vorerfahrung mitbringen, kann bei 98% der Leuten den tieferen Verständnis nicht kreieren. Das muss man auch innerhalb einer Ausbildung klar zum Ausdruck bringen. Wichtig ist wohl, daß man versucht, in dem gegebenen Rahmen auch eine Mentalität/Kultur zu schaffen, die das "permament learning" fördert. Es müsste Ziel sein, Absolventen "in die Welt zu entlassen", die von sich selbst aus Lust und Motivation haben, sich ständig weiterzubilden. Und die schon genug Grundverständnis haben, um zu verstehen, wie sie das tun können und nach welchen Maßstäben den weiteren eigenen Fortschritt zu prüfen ist.


D.h. das praktische Können wird dem theoretischen Wissen höchstwahrscheinlich hinterherhinken. Daher sehe ich die Gefahr, dass sich der zukünftige Lehrer in "Tricks" (gerade im Bereich KK) flüchtet, um sein mangelndes Können auszugleichen.

Das praktische Können wird sicherlich hinterher hinken. Das tut's bei mir oft auch :o. Die Frage ist dann, unter anderen, wie weit es hinterher hinkt, und ob man (siehe oben) auch nach der Ausbildung weiter daran arbeitet, die Lücke zu verkleinen.
Was die "Tricks" betrifft, m.E. sollte eine KK-vertiefende Tai Chi-Ausbildung (bei uns die zweite Phase von 1,5 Jahren) mehr prozeßorient und weniger resultatorientiert arbeiten (am Ende hoffentlich auch gute Resultate, aber trotzdem). Das schliesst überhaupt nicht aus, daß man das Training zum Teil "hard and fast" herangeht und die Teilnehmer körperlich, technisch und auch geistig ein bisschen durch die Mangel dreht :cool:;). Aber, glaube ich, es sollte dann heissen, bei der Arbeit in den Lernphasen: Wenn dein Partner fokussierter und schnell zu deinem Kopf schlägt, dann lieber 200 Mal versuchen, den Schlag mit einem elastischen peng-jin abzuwehren und dabei 190 Mal scheitern, als auf einen geschickten Block oder ähnliches zurückgreifen und damit meistens "erfolgreich" sein. Wenn man doch die "Tricks" einsetzt, dann kurzfristig hat man das Gefühl, man kann mehr, aber mittel- bis langfristig führt es in eine Sackgasse (wie du richtig andeutest). Vielleicht erst nach dem 8000ste Mal fängt es mit dem peng-jin in der "Schrecksekunde" zu klappen. Diesen Weg muss man aber gehen, und die Ausbildung müsste den (KK-)Teilnehmer verständlich machen, warum das wichtig ist.


2.) Wenn ich recht verstanden habe, lernt man während dieser drei Jahre zwei Kurzformen. D.h. Am Ende der Ausbildungszeit ist das mein wesentliches Handwerkszeug um meine Schüler zu unterrichten.

Bei uns, die 2 kurze Forme in der ersten 1,5 Jahren ("Basisseminar"). In der zweiten Phase (beiden Varianten), dann auch die MTK-Langform (quasi die Lange Yang Form) und mindestens eine Waffenform. Die KK-ler eventuell auch eine schnelle Form, wissen wir noch nicht.


Oder sollen die Formen nur Beiwerk sein, und der Unterrichtsstoff wird anders transportiert?
Sowohl als auch...:) Forme sind nicht nur Beiwerk, aber bei der KK-Vertiefung viele andere Methoden dazu. Elementäres Tuishou sowieso im Basisseminar, auch für die "Gesundheitler".


3.) Wie ist mein eigene persönliche Weiterentwicklungsperspektive?
Du sagst selbst, dass die Dozenten schon in der Vertiefungsphase an ihre Grenzen stoßen. D.h. wie von wem werde ich selbst nach Ende der Lehrerausbilung weiter ausgebildet um tiefer in Taijiquan einzudringen?

Vielleicht stoßen wir an unsere Grenzen. Ich würde hoffen, die Teilnehmer bringen genug Erfahrung mit, und trainieren so hart und wollen so viel, daß wir deswegen irgendwann an unsere Grenzen stoßen. Das gibt uns auch noch mehr Anlaß, uns selbst weiter mitzuentwickeln. In unserem Fall haben wir dann unseren Lehrer Fernando als "technischer Berater" und "Geheimwaffe". Und er ist wirklich sehr gut. (Kann man hier nicht 'beweisen', muss man selber erleben). Nach der Ausbildung wollen wir einerseits in Kontakt mit allen "Absolventen" bleiben und weiterhin im Austausch bleiben. Von unserem Sandkasten aus gesehen, sollen vor allem die KK-lers so viel wie möglich an Seminaren von anderen (guten!) Lehrern/Meistern machen, also nicht nur von Fernando innerhalb des MTK-Stils, um hier sich weiter zu bilden, Erfahrungen zu sammeln, zu vergleichen. Diese Selbstverpflichtung - bis zu einem bestimmten Grad - gehört zur Zertifizierung. Auch gerne Crossover-Training, sich so viel mit anderen KK'lers treffen und austauschen. Und wenn sie wollen, ruhig auch zu einem anderen Tai Chi-Stil gänzlich zu wechseln, wenn sie etwas finden, was für sie besser ist.
Ansonsten siehe wieder oben ("permanent learning"). Gerade im KK-Bereich kann man sich weiter entwicklen, wenn man das eigene Können immer wieder in der grossen weiten Welt ausprobiert und Input bekommt. (Aber am liebsten nicht, indem man eine Hooligankarriere antritt...:D). Aber wer zum Beispiel Lust hat, sich auch in Wettkämpfen/Vollkontakt usw. zu messen, kann da von Fernando begleitet werden. (Und dann müsste ich wohl ein bissl mitziehen...:D)

Schöne Grüsse,

Giles

Wir halten

GilesTCC
04-03-2008, 11:46
Ich würde allerdings - und das so ganz allgemein - die Zertifitzierung eines Lehrers eher an seinen Schülern festmachen.
Quasi, ein Prüfungsprojekt nehmen, wobei ein angehender Lehrer mit einer Gruppe Schülern ein Jahr (oder so) Zeit bekommt, und dann schaut man, ob und wie viele von der Gruppe überhaupt etwas Erkennbares, ohne klar erkennbar Falsches, gelernt haben.

Diese Idee (Betatest, oder?) finde ich prinzipiell sehr gut! Natürlich gehören pädagogische Theorie und Praxis und supervidierter Unterricht sowieso zu jeder vernünftiger Tai Chi-Lehrer-Ausbildung, aber das "Messen an den Schülern" ist eine neue Dimension. Es ist die Frage, wie lang praktisch gesehen die Zeitspanne für diesen Test sein kann. Muß man schauen. Aber die Idee finde ich super, und ich denke, Martin, Jutta und ich werden das weiter zusammen besprechen, ob sie sich integrieren lässt. Danke :).

Schöne Grüsse,

Giles

BanYan
04-03-2008, 19:55
Hallo,


Kurzes Statement von der Moderation:

Ich werde jedes ITCCA/Chu bezügliche Posting löschen, wenn noch eins kommt, denn das ist sowas von off-topic hier...

Gruss, Thomas

du bist seit kurzem Moderater ...:confused:

Nicht vergessen, auch die von dir als "off-topic" bezeichneten bieten Lehrerkurse und sonstiges an. Viele haben davon gehört, gelesen, oder sogar selbst mitgemacht. Vielleicht schreibt ja mal einer drüber!

Dies ist, zumindest der Überschrift nach ein Lehrer-Lernen-Thema, also wo ist das Problem bei einer so schönen und gemäßigten Diskussion ??

Gruß
BanYan

T. Stoeppler
05-03-2008, 07:51
also wo ist das Problem bei einer so schönen und gemäßigten Diskussion ??


*Noch* ist da kein Problem. Allerdings hatten wir vor ein paar Wochen einen Thread mit dieser Thematik:

http://www.kampfkunst-board.info/forum/f52/erfahrungen-itcca-60354/

So, back on topic...

Gruss, Thomas

Pu Bär
10-03-2008, 11:29
Ich kenne persönlich Martins Lehrerausbildung und Giles & Martin als Lehrer und Freunde sind mir sehr lieb. Daher werde ich nix darüber schreiben.

Zu oben genannten Punkten:

- Ich finde, es ist gar kein Problem, wenn der Trainer selbst an seine Grenzen stößt - die Hauptsache ist, dass sein Schüler es "richtig" macht.
Der Wasserballtrainer steht auch am Rand... ;)

-Junge Taijilehrer haben es schwer... Auch mit Knackpo für die Damen. :narf:
Meist wird ne ordentliche (Qi-)Plauze und altersmäßig gesetzte Gemütlichkeit mit innerer Ruhe verwechselt. Wenn es einem einfach nur zu anstrengend ist, sich jetzt aufzuregen, dann ist man nicht ruhig nur faul. :D Aber das sieht ja keiner und dann hast du noch keine grauen Haare und kannst den Leuten trotzdem was zeigen - es glaubt dir nur niemand.

isegrim
11-03-2008, 13:39
Als Anregung für euer Angbeot, fällt mir auf, das ihr die 24 er Peking Form, als zentrale Form anbieten wollt. Das würde ich noch einmal ganz stark überdenken, da ich für mich diese Form nicht anbieten würde. Was sind die Gründe gerade diese Form anzubieten. Drei Jahre Ausbildungszeit lassen andere Formen zu.
---
Oh ja! Ein tolles Projekt,es klingt sehr ehrlich und seriös, aber ich MUSS mich obigem Zitat komplett anschlíeßen! Bitte NICHT die 24 form, m.E. ist das - harte Worte, ich weiß - degenriertes Tai chi! Bitte doch die 37, wenn schon eine verkürzte form, oder was amderes...
Wie angedeutet, das ist mein persönlicher standpunkt zu 24-Form, ich meine NICHT, das jemand, der sie macht, degeneriert ist ;-)

GilesTCC
28-03-2008, 14:58
---
...aber ich MUSS mich obigem Zitat komplett anschlíeßen! Bitte NICHT die 24 form, m.E. ist das - harte Worte, ich weiß - degenriertes Tai chi! Bitte doch die 37, wenn schon eine verkürzte form, oder was amderes...
Wie angedeutet, das ist mein persönlicher standpunkt zu 24-Form, ich meine NICHT, das jemand, der sie macht, degeneriert ist ;-)

Hi Isegrim,

erstens möchte ich mich entschuldigen, daß ich deine Posting so lange unbeantwortet liess. Persönliche Umständen führten dazu, daß ich mich eine Zeitlang mehr oder weniger ausklinken musste.

Bezüglich deinem Einwand bei der 24er, siehe bitte vor allem Posting #11 in diesem Thread, wo es um die "Regenerierung" geht. Ich bin selber kein grosser Fan der 24er per se, aber die dort genannten Gründen scheinen uns stichhaltig genug, um vorläufig auch mit der 24er arbeiten zu wollen.

Und was die 37er Form - also die Cheng Man-Ching-Kurzform - betrifft, es ist schon wahr, daß diese an und für sich von der Materie her mehr "Fleisch und Saft" als die 24er in sich hat. Wobei es auch hier sehr von der Ausführungsart und dem Verständnis des Lehrers abhängt. Über die Jahren lernte ich etliche, recht unterschiedliche Versionen der 37er Form kennen. Von sehr "eso" und schlapp-wackelig, über recht geerdet und (rein)Tuishou-bezogen, bis hin zu sehr 'brauchbar' und anwendungsbezogen (Malaysia, Linie van Yueh Shu-Ting / Lu Tong-Bao). Wobei die letztere Version - komischerweise ;) - auch wiederum ganz "weich" war.

Auf dieser Erfahrungsbasis kann ich behaupten, daß die anderen Kurz- and Langformen (13er und 108er im Ma Tsun-Kuen Stil), die wir ebenfalls anbieten, die notwendige Bandbreite in Formarbeit decken.

Schöne Grüsse,

Giles

Hengli
30-09-2008, 17:00
Hallo Giles
Das ganze Konzept klingt sehr gut durchdacht. An der 24er würde ich mich aber auch stören wenn ich potentieller Kunde wäre.
Generell denke ich Taiji Lehrer zu werden braucht schon 10+x Jahre Training und Erfahrung. 2 Jahre Nacharbeit finde ich deswegen auch sehr gut.
Für meinen Teil denke ich das beste ist immer noch direkt in Asien bei den entsprechenden Familien zu lernen, durch die Trainingsintensität "täglich" nimmt man da schon sehr viel mit. (nach gründlicher Auswahl eines Lehrers) Wie das im Yangstil ist kann ich nicht beurteilen. Für Lehrer finde ich diesen Einsatz angemessen.
Das Konzept "ich mach mal eben 3 Jahre Ausbildung und dann "bin" ich "Lehrer" wird ja leider immer populärer...ganz im Gegensatz zu Taiji als Lebensweg und Leidenschaft. Aber immer noch besser als die Leute die 2 Jahre üben und dann Taichi mit Viertelwissen unterrichten und dann dem Taiji den Ruf verschaffen es würde die Knie kaputtmachen.
viele Grüsse nach Chemnitz
Hendrik

GilesTCC
03-10-2008, 09:14
Hi Hendrik,

Ich stimme dir voll zu: die beste Methode des Lernens ist, ganz oft und womöglich täglich mit dem eigenen Lehrer zu trainieren. Ob in Asien und oder im Ruhrpott macht auf Dauer eigentlich weniger aus - wenn man über die Zeit von "Urlaub" oder "Trainingsreise" hinausgeht, muß man ja meistens sowieso arbeiten um sein Lebensunterhalt zu verdienen und die Energie ist daher immer ein bisschen geteilt. (Obwohl die Lebenskosten in Asien immer noch billiger sind...).

Ein "3 Jahre und fertig"-Programm ist wirklich nichts Gutes. Wir versuchen also ein bisschen Spagat: Wir bedienen uns der jetzt gängigen Format (und natürlich wollen wir auch kommerziell erfolgreich sein) aber zugleich etwas machen, was sich für uns stimmig anfühlt und Spaß macht! "Offiziell" dauert das Programme 3 bis 4 Jahre, aber wir wollen die Teilnehmer so unterstützen und gewissermaßen "erziehen" ;), daß sie selbst verstehen, wie wichtig es ist, auch danach sich ständig weiter zu entwickeln. "Zertifikat" bedeutet nicht "fertig". Und wer die Minimumanforderungen nicht schafft, bekommt eine Lehrerbescheinigung nicht automatisch ausgehändigt. Dann hiesse es erstmal ein Jahr dazu, oder sonst bekommt man eine Teilnahmebescheinigung aber kein Lehrerbefügnis.

Mit dem Für und Wider der 24'er Form bleibt es ja spannend ;). Erstens bildet diese nur EIN Form-Element in der Ausbildung: es gibt auch sowieso die Ma Tsun-Kuen Kurzform und dann die MTK-128er Langform oder die Yang 85er, je nach Ausbildungsrichtung. In den nächsten Tagen wird Martin noch einen kurzen Text auf die Website stellen, wo er erklärt, warum wir (zumindest vorläufig) eine überarbeitete (!) Version dieser Form dabei haben.

Und damit die Ankündigung:
die BITAK³-Website ist jetzt online:

Willkommen (http://www.bitak.de)

Reaktionen, Anregungen und natürlich auch Kritik sehr willkommen. Ein gutes Projekt ist nie fertig....:)

Schöne Grüsse,

Giles

Martin N.
17-10-2008, 12:28
Ich möchte nicht eine „Fürundwider“- Diskussion zum Thema 24er Pekingform eröffnen, dazu gab es ja schon einige Topics hier im Forum. Die 24er Form ist eine vereinfachte Form des Taijiquan (so die eigentliche und zutreffende chin. Bezeichnung). Der in diesem Forum wiederholte Aufschrei im Zusammenhang mit dieser Form ist für mich auch nachvollziehbar.

Unser Ansatz ist es, die Prinzipien des Taijiquan u.a. mit dieser Form einzuführen. Dies ist m.E. möglich.

Meine Sicht auf Taijiquan-Formen ist:
a) jede Form hat Vor- und Nachteile und ist kein „Allheilmittel“, sondern ein Medium
b) Form ist nicht gleich Inhalt oder wie Fernando Chedel sagen würde: „Schätze den Wein mehr als die Flasche.“

Und letztlich, auch das hat Giles schon geschrieben: die 24er Form ist nur eine Form, die neben der Kurzform des Ma Tsun Kuen Stils am Anfang des Ausbildungsweges steht.

BanYan
24-10-2008, 10:11
Hallo Giles,

habe heute Eure "Werbung" auf der Taiji-Europe-DVD gesehen. :)

Gruß
BanYan
P.S. Von Meister Frieder Anders ist auch ein Clip dabei.

GilesTCC
24-10-2008, 10:57
Jawohl :)

Und ich habe auch das Frieder-Anders-Vid auf dem DVD gesehen. Bist du unter den Demoleuten dabei ??

Schöne Grüsse,

Giles

Edit: Schon per PN geregelt...

Lucky 13
26-10-2008, 02:07
;) Macht es doch einfach wie anno Schnee - wer am Ende noch halbwegs stehen kann, kriegt das Zertifikat :D

Ironischerweise wär das tatsächlich mal ungewöhnliche Publicity für "unser" Alt-Männer-Kung Fu. :ups:

GilesTCC
26-10-2008, 11:07
Jawohl !

Der neuer Hit von Bruce Willis:

"Last Man Standing (in Zhang Zhuan)"


:D

Bakerymann
20-11-2008, 13:41
Hi Leute :)
naja was die Lehrerausbildung betrifft, muss ich sagen das ich auch mit dem Gedanken gespielt habe. Anfangs hatte ich mich immer gewundert, was meine TrainerInnen zu mir sagten. Jetzt wo ich zu einem Seminar, bei einem Qigong-Lehrer war der nicht Lizensiert ist, sind mir die Augen geöffnet worden. Also der Titel Qigong-Meister oder Lehrer ist nicht geschützt und jeder kann sich so nennen. Wenn jemand anderer Meinung ist dann kann er das gerne schreiben und bitte einen link hinzufügen , wo etwas anderes dazu steht.
Ich lasse mich gerne belehren so isses ja nu nich :D
Desweiteren habe ich erfahren, was da oben so abgelaufen ist bzw. wie die Sachen zustande gekommen sind. Mal ganz Ehrlich ich bin 3 facher Meister.
Einmal im Handwerk, einmal als Reiki - Meister sogar Schriftlich also Zertifiziert und ich bin Qigong-Meister ohne Papier. Das heißt mit anderen Worten das die ersten beiden einen Wert haben und letzteres nicht ? Naja wenn ich sage wie ich Reiki Meister(Lehrer) geworden bin, dann mache ich mich lächerlich und das selbst mit Zertifikat. Ich finde das auch ohne Papier eine gute Ausbildung zustande kommt wenn dieses Meisterlich zustande kommt. Was es bedeutet Meister zu sein weiß ich aus Jahrelanger Erfahrung nur zu gut. Ich denke jeder der sich sicher ist was er tut und den Menschen hilft , dann ist ein Stück Papier eh hinfällig. Wenn eine Ausbildung zum Lehrer erforderlich währe, dann kann es ja nicht sein das ganz Oben welche sitzen, die nicht Zertifiziert sind und das Recht haben Schüler bei einer Prüfung zu tadeln bzw. zusammenstauchen und das vor allen Leuten ? äääähh Hallo alles klar ?
Und wie kann es sein das bei einigen Vereinen nur Menschen zugelassen werden, die Vorraussetzungen, wie aus dem Medizinischen Bereich kommend, oder was mit Körperbewegung zu tun haben bzw. aus dem Sportbereich kommen oder lange Erfahrung von mindestens 2 Jahren in diesem Bereich nachweisen können. Also müßte ich mir erst 2 Jahre Tai Chi antun oder noch besser einen anderen Beruf wählen, ja nee is klar :D
okay genug gemeckert und hart ausgeteilt. Jetzt seid Ihr dran und sagt mir bitte was Ihr darüber denkt , oder welche Erfahrungen ihr gemacht habt ;)
Achja was ich noch los werden möchte, sollte ich eine Ausbildung machen, dann nur weil ich mit Herz und Seele diesen Weg gehen möchte und nicht um ein Papier zu bekommen mit dem ich vor meine Schüler treten kann.

Freier Geist
20-11-2008, 20:50
-

Spieler
20-11-2008, 23:34
Ich denke, die Gründe (in Deutschland) eine Lehrer-Ausbildung zu machen sind schon ausreichen besprochen worden.
Der eine, herausragende ist sicherlich die Kassen-Zulassung.

Die Gründe aus denen Giles und co diese Ausbildung anbieten haben sie ja auch schon ausreichend eräutert.

Was ich noch sagen möchte ist, dass es nicht Ziel einer Lehrer-Ausbildung sein kann, hervoragende(meisterliche?) Taijiler hervor zu bringen, sondern gute Pädagogen, die den Leuten vernünftiges Taiji beibringen können und sie damit nicht kaputt machen.
Wenn man wirklich herausragender Taijiler werden will, dann muss man es schon machen, wie Jan Silberstorff und jahrelang in China sein und dort von einem Meister maltätiert werden.
Gut kann man hier natürlich auch im jeweiligen Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten werden (Zeit, Geld, Einsatz, Talent...).

Aber eins ist ganz klar: man muss nicht an einer Lehrer-Ausbilung teilnehmen, um gut zu werden! Das kann man auch ohne werden. Und nur weil einer einen Titel hat, heißt das nicht, dass er besser ist, als jemand ohne Lehrertitel. Aber jemand ohne die absolvierte Ausbildung hat halt nicht dieses Stück Papier vorzuweisen.
Und dieses Stück Papier ist meistens werbewirksam und gibt einem in Kombination mit der richtigen Vorbildung die Möglichkeit, Kurse anzubieten, die von den Kassen bezahlt werden. So ist das halt in Deutschland.

Und wenn jetzt jemand den Plan hat, den Weg zu diesem Stück Papier möglichst qualitätsvoll zu gestalten ist das doh nicht schlecht.

Sascha
21-11-2008, 06:25
Ich bilde nun auch schon seit Jahren Tai Chi Übende zu Lehrern aus. Das Schwere dabei ist nicht, den Leuten das Wissen um die Formen, Anwendungen und Prinzipien beizubringen, das Schwierigere ist für alle Lehrerschüler den Bereich "Gruppenführung, Unterrichtstechnik, Lehrmethodik, Analyse & Korrektur, Motivation & Bespaßung *bg*" zu meistern. Alles was einen guten Lehrer hinter dem ganzen Fachwissen und können halt ausmacht, mit allen Arten von Schülern, vom Superdau bis hin zum arroganten Gott des Körpergefühls - die Social Skills sind super wichtig.

Pu Bär
21-11-2008, 15:40
Sascha geht da in die richtige Richtung. Social Skills sind wichtig, mindestens während des Unterrichtens. Und für die "richtige" Didaktik wird bei der Ausbildung gesorgt.

Aber da ist noch mehr. Bei einer solchen Lehrerausbildung für die Kassen geht es hauptsächlich um Qualitätsmanagement innerhalb der Qigong und Taijiquan Kreise.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich allerdings noch den Aspekt der Standardisierung, die mit einer solchen Ausbildung einhergeht. Nachher unterrichten alle gleich das Gleiche... ;)

Und was die Frage nach herausragenden Lehrern, die herausragende Schüler hervorbringen, angeht... :cool2:

Freier Geist
21-11-2008, 17:11
-

Drachin
21-11-2008, 19:34
@Freigeist

Die stellen heute nur noch ein paar Spinner. Und wenn es so weiter geht, hat sie sich bald komplett erledigt.

Das sehe ich nicht so pessimistisch. Ein paar Ausnahmen, die sich für die Sache tiefer interessieren und sich ihren Weg abseits vom Mainstream zumindest suchen und evtl. sogar finden, wird es vielleicht auch weiterhin noch eine Weile geben.

@Pu

Social Skills sind wichtig, mindestens während des Unterrichtens.

Mindestens dann... und zuhause und mit Freunden wird dann auch abgelästert und über diese Idioten gestöhnt, oder wie meintest Du das. ???

Social Scills sind nichts Schlechtes, aber 'menschliche Qualitäten' sind besser.

Auch wieder eher ein Projekt für Einzelgänger (siehe oben). Das ist halt so.

bluemonkey
21-11-2008, 22:00
Lehrerqualifikationen stellen in meinen Augen eine untere Grenze, eine Minimalanforderung dar, kein "Gleichmachen".
Die Kursleiter in "meinem" Verband haben beispielsweise ein sehr unterschiedliches Niveau. Es gibt welche, die sich Vollzeit dem Taijiquan widmen, manche haben mehrere Jahre im Tempelpark trainiert, andere nehmen sich Auszeiten, in denen sie zu den guten Meistern reisen, um längere Zeit direkten Unterricht zu bekommen.
Andere betreiben das mehr hobbymäßig und begnügen sich mit einigen jährlichen Seminaren und evtl. Camps als Ergänzung zum regelmäßigen Unterricht beim eigenen Lehrer und natürlich dem täglichen Üben.
Und eventuell setzt ein 50-Jähriger Physiotherapeut andere Schwerpunkte im Unterricht als ein 23-Jähriger Sportstudent.

Mein Qigong-Ausbilder hat ein schönes Bild für die Qualifikation eines Kursleiters oder Lehrers:
Wenn er die Tassen seiner Schüler angemessen füllen will, dann braucht er selbst eine volle Kanne, die er durch langes hartes Training und eigenes Lernen gefüllt hat.
D.h. ein Lehrer muss mehr und intensiver Trainieren als der normale Schüler.
Nur dann kann er die Materie durchdringen und vermitteln.
"Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in den Graben" (J.C.)
"Soft-Skills" und Pädagogik sind erst wenn diese Bedingung erfüllt ist wichtig.

Pu Bär
22-11-2008, 11:14
Ich liebe es ja total, wenn Postings so auseinandergerupft werden... :rolleyes:

@ freier geist: Es scheint mir, du gehst da ganz pessimistisch an die Sache. Das Social Skills wichtig sind und auch bei Lehrern sehr weit vorn stehen sollten, davon bin ich überzeugt. Wenn einer daher kommt, fachlich versiert aber menschlich ein Idiot, dann kann er mir auch nichts beibringen. Dann soll er lieber begrenzte Kenntnisse haben, aber menschlich genug sein, das auch zu formulieren und seine Authentizität dadurch wahren können. Das meine ich. Fachlich kommt in diesen Lehrerausbildungen sicher auch einiges rüber. Ich habe eine durchlaufen und sie hat mir viel gebracht, auch wenn ich etwa 90% der Übungsinhalte schon vorher erlernt hatte. Da gibt es immer neue Aspekte.
Was dein Zitat angeht: Wenn du es so sehen möchtest. Mir fehlt in der Betrachtung das Konkurrenzdenken des freien Marktes. Ich denke, man nivelliert sich eher nach oben. Wenn einer mit hohem Standard auf den Markt kommt, ziehen normalerweise alle nach, damit sie ihre Kunden nicht verlieren.

@Drachin: Ja, mindestens während des Unterrichtens. Was ich unter "Social Skills" verstehe, deckt sich möglicherweise mit deinen "menschlichen Qualitäten".
Natürlich gehe ich davon aus, dass später Lästern nicht zum Alltag eines aufrechten Taijilehrers gehören sollte. Man muss sich aber auch klarwerden, dass eine Lehrerausbildung auch keine Gehirnwäsche darstellt. Wenn das Produkt "Lehrer" hinterher gut unterrichten kann - super. Wenn dieser "Lehrer" auch sich selbst reflektieren lernt - um so besser. Das solche Selbstreflektion und damit meist moralische Aufwertung ein Teil des Weges ist, setze ich frecherweise voraus. Die Frage ist wieviele Schnittpunkte das Leben des Taijilehrers in der Volkshochschule mit den Leben der TeilnehmerInnen hat: Möglicherweise 90min pro Woche.
Daher: mindestens.

Drachin
22-11-2008, 22:59
@Pu

Natürlich gehe ich davon aus, dass später Lästern nicht zum Alltag eines aufrechten Taijilehrers gehören sollte. Man muss sich aber auch klarwerden, dass eine Lehrerausbildung auch keine Gehirnwäsche darstellt. Wenn das Produkt "Lehrer" hinterher gut unterrichten kann - super.

Ich meine, ein Tai Chi Lehrer sollte überhaupt keine separaten Softskills lehren. Das TCC training allein sollte da was bewirken. Sonst geht das in Richtung 'Moral, Religion'. Und er ist derjenige mit den Vorgaben. Das ist so nicht richtig.

bluemonkey
23-11-2008, 07:43
Ich meine, ein Tai Chi Lehrer sollte überhaupt keine separaten Softskills lehren. Das TCC training allein sollte da was bewirken. Sonst geht das in Richtung 'Moral, Religion'. Und er ist derjenige mit den Vorgaben. Das ist so nicht richtig.

Der Lehrer sollte sie nicht lehren, sondern haben.
Es gibt ja einige Pädagogen die Taijiquan betreiben, und einige schaffen es tatsächlich erfolgreich, jüngere Erkenntnisse über Pädagogik und Psychologie in ihrem Unterricht umzusetzen.
Manche Leute sind solche Dinge angeboren bzw. sie haben entsprechende "Lebenserfahrung" andere kann man in einer Lehrerausbildung durchaus vermitteln, wie man effektiv mit Leuten und Gruppen umgeht, welche Dynamiken und Fallstricke sich ergeben können.
Sicherlich ergibt sich einiges durch die Erfahrung und auch durch Taijiquan, aber nach drei bis vier Jahren, wenn viele schon auf Schüler losgelassen werden, tut sich da nicht viel.
Da ist es gut, wenn einem der Ausbilder nicht nur zeigt, wie man jemanden umhaut, sondern auch, wie man jemanden abholt, aufbaut, wie man Leute motiviert, wie man mit Störern oder Problembeladenen umgeht, bzw. wie man einer Gruppe gegenüber auftritt...
Mit Moral hat das nix zu tun, es geht darum Gesetzmäßigkeiten zu kennen, Gruppenkräfte zu bemerken und zu verstehen (Tingjin, Dongjin) und sich entsprechend zu verhalten, ein IMHO sehr daoistischer Ansatz;)

Drachin
23-11-2008, 12:29
Hi Blauaffe,

das ist vor allem ein Management-Training-Ansatz.

Und die Ergebnisse darf ich täglich im Arbeitsleben bewundern. :D

Pu Bär
23-11-2008, 13:23
@Pu


Ich meine, ein Tai Chi Lehrer sollte überhaupt keine separaten Softskills lehren. Das TCC training allein sollte da was bewirken. Sonst geht das in Richtung 'Moral, Religion'. Und er ist derjenige mit den Vorgaben. Das ist so nicht richtig.

Lehren sollte er sie nicht. Vorleben allerdings schon. Was meinst du, woher im Taijiquan Training die möglicherweise von dir gemeinten Wirkungen kommen. Allein durch "Entspannung" und "gutes" Push Hands bestimmt nicht - das hat was mit dem Erleben der Gesamtsituation zu tun. Dazu gehört in einem Kurs recht stark auch die Persönlichkeit des Lehrers.

Drachin
23-11-2008, 15:07
Hi Pu,

menschliche Qualitäten entspringen dem eigenen Herzen. Entspannt sein macht es wahrscheinlicher, daß man von dort aus reagiert. Pushing Hands konfrontiert einen mit vielerlei in sich selbst und in anderen und vermehrt so die allgemeine Lebenserfahrung. Es bietet auch vielseitige Lösungen für wiederkehrende Situationen und schärft die Geistesgegenwart.

Mit Vorbildern ist das so ne Sache. Zum einen hat man zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Werte. Das heißt, jemand kann einem in einer Hinsicht ein Vorbild sein, in anderer Hinsicht aber eher ein Negativbeispiel. Ein paar Jahre später sieht man das vielleicht schon wieder anders. Und das heißt, niemand kann für alle ein Vorbild abgeben.

Ganz normale Umgänglichkeit sollte eigentlich nicht vorbildhaft sein, sondern gar nicht auffallen, da normal. Da gibts auch nichts zu lehren. Oder nicht viel; was du nicht willst das man dir tu das füg auch keinem andren zu. Und auch das sieht für jeden ein bisschen anders aus.

tsange
23-11-2008, 15:48
das ist vor allem ein Management-Training-Ansatz.

Und die Ergebnisse darf ich täglich im Arbeitsleben bewundern. :D

inwiefern ist das ein management-trainingsansatz bzw. wieso sollte die fähigkeit, gut zu unterrichten, im taiji anders sein als auf einem anderen gebiet?

(ich halte mich für einen halbwegs menschenfreundlichen und kommunikationsfähigen menschen, aber als lehrerin - auch auf einem gebiet, wo ich mich wirklich auskenne - wär ich eine einzige katastrophe, für mich selbst und für die schüler)

GilesTCC
23-11-2008, 20:24
Hi Leute,

hatte in den letzten Tagen keine Zeit, um mich einzuklinken, aber ich bin dem Thread mit großer Interesse gefolgt. Ich möchte nicht auf einzelnen Punkten zitatsweise vorgehen, sonst wird alles zu fragmentarisch. Eher werde ich versuchen, auf die guten Argumente im Fließtest einzugehen.

Um mit dem Wort “herausragend” anzufangen: Wer möchte bzw. würde es wagen, sich oder sogar seinen Meister so zu beschreiben? Wenn Yang Luchan, Chen Fake und Wu Jianquan herausragend waren (was man vermuten darf), dann wird fast alles andere im Vergleich blaß aussehen. Es gibt ja diesen wunderbaren Spruch, der ungefähr so geht: “Das Perfekte ist der Feind des Guten”. Gut sein zu wollen ist, finde ich, ein praktikables Ziel. Was nicht heißt, das es schnell machbar ist, aber immerhin kann man “gut” einigermaßen praktisch und nicht ganz unerreichbar definieren und darauf hinarbeiten. Alles, was darüber hinaus liegt, wird meistens zur Blockade, wenn man es bewußt anstrebt. Wer ein klein bißchen “gut” erreicht hat, kann dann auf dem Weg/Dao bleiben und sehen, wo das weiter hinführt.

Ich glaube, eine Lehrerausbildung sollte klar definieren, was – für ihre Zwecke – “gut” bedeuten kann. Erstens und am wichtigsten: “Gut” im Sinn von dem praktischen Taijiquan-Können (innere und äußere Aspekte, Solopraxis, Partnerübungen und praktische Umsetzung). Zweitens, und auch wichtig, im Sinne von der Fähigkeit, anderen zu helfen, ebenfalls möglichst fundiertes Taijiquan-Können zu erlernen (das heißt Taijiquan unterrichten). Natürlich wird jede Lehrerausbildung von sich behaupten, sie arbeite “gut” ;). Wie auch jeder Lehrer. Daher sollte eine Lehrerausbildung die eigene Definition von “gut” transparent stellen und während der Ausbildung selbst möglichst objektiv immer wieder (über)prüfen. Unsere “working definition” von “gut” wird unter anderen auch durch diesen Thread weiter beeinflußt :) .

Mal zwischendurch... Natürlich ist “Geld verdienen” ein wichtiger Teil der Motivation (wie schon geschrieben). Geld verdienen muß ja zum Glück – auch wenn’s um Taijiquan geht – nicht automatisch Abzocke, Betrug oder “Prostituierung” bedeuten. Und reich wird man mit einem ansprüchsvolleren Projekt eh nicht - es fordert viel zu viel Zeit und Arbeit im Vergleich zum "Gewinn". Ego spielt natürlich auch eine Rolle, wie in vielen Sachen. Das Ego muß aber (leicht polternd) im Kofferraum oder höchstens im Kindersitz mitfahren, und darf sich nicht am Steuer setzen...

In unserem Fall würde ich mich und Martin auf keinen Fall als herausragend bezeichnen. “Gut” dürfte auch Verhandlungssache sein . Ich würde es so sagen: Wir behaupten, daß wir das, was auf unserer Website steht, liefern können. Einerseits, zielen wir darauf, daß einiges in den Jahren der Ausbildung gelernt/vertieft wird. Andererseits – und meiner Meinung nach für jedes solches Programm GAAANZ wichtig – wollen wir, daß eine Ausbildung nicht auf der Basis “Zertifikat und fertig” läuft, sondern daß sie eine fundierte Basis liefert, worauf die Teilnehmer (die am Besten sowieso mit Vorerfahrung anfangen) sich danach weiterentwickeln. Was bedeutet, daß die Teilnehmer – spätestens bis zum Ende der Ausbildung – verstehen, warum sie sich ständig weiterentwickeln müssen, daß sie Lust dazu bekommen und daß sie die innere Fähigkeit und die äußerliche Unterstützung dafür haben. Natürlich sollte sich die Vertiefung nicht auf MaTsunKuen-Taijiquan begrenzen, sondern andere Taijiquan-Lehrer bzw. -Stile miteinbeziehen.

Mittlerweile ist das Konzept wieder teils geändert (steht noch nicht auf der Website). Was die Taijiquan “hard skills” betrifft: die Materie wird hauptsächlich von uns beiden unterrichtet, aber Fernando Chedel wird alle Prüfungen in diesem Bereich abnehmen, und zwar nicht nach “unseren” sondern nach seinen Maßstäben. Nicht bestanden heißt dann wieder eine Runde drehen und später nochmals antreten ;). Um wieder auf “gut” zurückzukommen: Wo das Können und Wissen eines deutschen “Ausbildungsleiters” aufhört, ist es praktisch, einen Meister miteinzubeziehen. Für mich persönlich ist Fernando “gut”, und er stellt die potentielle obere Grenze dar, nicht wir. Wer ihn kennenlernt, fühlt und trotzdem nicht gut genug findet, der darf dann ruhig woanders suchen :)

Anderes Thema: Natürlich kann man ohne Lehrerausbildung gut werden, und unter bestimmten Umständen natürlich viel besser, als wir zum Beispiel anbieten können. Aber eine Lehrerausbildung muß nicht, glaube ich, automatisch eine Nivellierung nach unten bedeuten. Wenn Ausbildungen angeboten werden, die die Möglichkeiten eines solchen Formats besser und intensiver ausnützen (und die trotzdem wirtschaftlich erfolgreich sind), dann könnte das gesamte Niveau langfristig wieder angehoben werden. Allerdings bleibt es so, daß wer mit dem geringsten Widerstand einen Lehrerschein holen möchte, eh nicht bei uns landen wird.

Noch ein anderes Thema: “Social Skills”, also nicht Pädagogik, sondern die Wechselwirkung zwischen Taijiquan selbst und dem Umgang mit sich selbst und der Umwelt. Klar, Taijiquan bietet unglaublich viele Ressourcen für das sonstige Leben. Zum Teil kann dieser Einfluß von selbst passieren, aber das größere Potential bei sich selbst auszuschöpfen ist etwas anderes. Und die eigenen Schülern explizit oder implizit darin zu begleiten, ist wieder etwas anderes. Es geht übrigens auch um viel mehr als “normale Umgänglichkeit”. Genau wie im Taijiquan selbst, es wird wirklich spannend, und die eigenen Fähigkeiten werden erst richtig geprüft, wenn man in Konfliktsituationen (privat, beruflich, im öffentlichen Raum) gerät, wenn Affekte stärker hervorgerufen werden und gar wenn Aggression und Angst (die eigene und von anderen) auftauchen. DANN sind “social skills” ;) richtig gefragt, und das geht weit über irgendwelche “Werkzeugkiste für Manager” hinaus. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er/sie sich überhaupt mit diesem Bereich auseinandersetzen möchte.

Danke wieder für alle anregende und interessante Beiträge!

Schöne Grüße,

Giles

bluemonkey
24-11-2008, 02:23
die Materie wird hauptsächlich von uns beiden unterrichtet, aber Fernando Chedel wird alle Prüfungen in diesem Bereich abnehmen, und zwar nicht nach “unseren” sondern nach seinen Maßstäben. Nicht bestanden heißt dann wieder eine Runde drehen und später nochmals antreten ;). Um wieder auf “gut” zurückzukommen: Wo das Können und Wissen eines deutschen “Ausbildungsleiters” aufhört, ist es praktisch, einen Meister miteinzubeziehen.

Das hört sich gut an:

Fernando Chedel als Prüfer, der sicherlich an Qualitätssicherung innerhalb seines Stils großes Interesse hat und wohl auch die besten Möglichkeiten, Qualität zu beurteilen. Dadurch ergibt sich für den Lehrerschüler der Vorteil, dass er im Erfolgsfalle auch wirklich direkt und nicht nur formal vom Meister anerkannt ist.
Daneben stellt es sicherlich eine zusätzliche Motivation für die Unterrichtenden dar, da in der Prüfung ja auch das Ergebnis ihrer Arbeit und damit sie selbst ein wenig mitgeprüft werden.

Die nicht nur hypothetische Möglichkeit durchzufallen, die eine Prüfung erst zu einer solchen macht, ist für mich immer ein sehr wichtiges Qualitätskriterium.