Vollständige Version anzeigen : wieviel vorschau im unterricht?
im thread zum snake style - ip family tai chi chuan - wird ein nebenthema angeschnitten, das mich als eigenständiges thema interessieren würde: wieviel "vorschau" ist im unterricht sinnvoll, wieviel würde die schüler/innen "erschlagen"? und wie geht ihr mit leuten um, die das anderswerden der erklärungen nicht zur kenntnis nehmen wollen?
und wie verschieden sind schülergruppen und einzelne schüler/innen diesbezüglich?
in der kleingruppe, in der ich lerne (vier leute, die sich prächtig verstehen und sich gewissermaßen eine einzelstunde teilen), ist der austausch so unmittelbar, dass wir ausblicke auf weitere entwicklungen, wenn unser lehrer die ergänzend zu dem, was wir gerade versuchen, anspricht, gleich untereinander und mit ihm ausführlich besprechen und dadurch recht "organisch" einordnen können.
im regulären donnerstag-unterricht ist es nicht wesentlich anders, nur dass etwas mehr leute sind und das ganze mehr kurscharakter hat, weshalb "grundsatzdiskussionen" und ausreisserfragen mit rücksicht auf den ablauf und die gesamtgruppe seltener aufkommen und rascher abgehandelt werden.
in seminaren wiederum, wo leute aus verschiedenen gruppen dabei sind, sind auch die aufnahmementalitäten sehr verschieden, obwohl die meisten denselben lehrer haben und seine art, zu unterrichten, gewöhnt sind. und diese unterschiede drücken sich am deutlichsten bei eben diesen ausblicken aus. da war z.b. mal eine schülerin bitterböse, dass etwas, das ihr vor monaten erklärt worden war, nicht in stein gemeißelt für alle ewigkeit unverrückbar so bleiben würde, während andere sich gefreut haben, ein stückchen weiter in die materie einzudringen und eine vorstellung zu kriegen, wie's danach weitergeht. oder es hatte jemand die vorstellung, an einigen wochenenden mit viel fleiß und willenskraft das ganze taiji erlernen zu können und wollte partout nicht glauben, dass man diverse dinge erst dann verstehen, umsetzen oder überhaupt wahrnehmen kann, wenn man ein gewachsenes [blödes wort, es fällt mir kein gutes ein, ich meine es im gegensatz zu hingestemmtes] bewußtsein dafür entwickelt, und dass das nicht im hauruckverfahren funktioniert.
was habt ihr da für erfahrungen? wie reagieren bei euch die leute darauf, dass die zwiebel nicht aufhört, weitere schalen unter der gerade abgeschälten schale zu haben?
Sehr interessantes Thema, habe mir viel gedanken dazugemacht, tu es immer noch.
meine bisherige lösung ist ein lehrprogram, das schriftlich fixiert ist, dass aber auf die ienzelnen techniken nicht eingeht, sondern die prinzipien in lehrreihenfolge (die letztlic auch anders möglich wäre) aufzählt.
deas mach ich auch so den schülern klar.
bsp. (Tai Chi Chuan, könnte auch was anderes sein): der schüler weiß dann zu beginn: "aha, da gibts bewegungen, aha, acht grundprinzipien, aha, aber bewegungen mit waffen kommen erst in einem jahr, und als erstes der säbel, soso, und dann schwert, dann langstock, dann speer. soso."
aber zwichendurch gewähr ich ein- und ausblicke, natürlich, und manchmal greifen wir erklärt vor - auch mit anfängern - die nehmen dann auch einen säbel in die hand und machen den storch im salat. (nicht abwertend gemeint, sondern humoriistisch, am anfang sieht das immer so aus)
wer das konzepts des WEGES (Tao, Do) der kampfkünste nicht verstehen will, sondern ein - womöglich kleines - PRODUKT sieht, gehört in den militärischen nahkampf oder ins pfs (warum auch nicht, tolle sachen das). aber auch dort muss man lernen, ein nachmittag is es nicht!
tja, und das erklär ich dann.
Der Stille
08-03-2008, 15:14
Hallo!
Das Thema scheint mir in die Richtung Lehrdidaktik zu gehen.
Bei uns wird nachden Vertiefungsstufen gelehrt und ich pers. komme sehr gut damit zurecht
Aber am ende kommt es auf dem Scüler sleber dauf an wie er am besten lernt. Der eine lernt nur durch erzählung, der andere durch erzählen und vorzeigen, der dritte durch erzählenvormachen und nach machen.
Der Stille
@Tsange
da war z.b. mal eine schülerin bitterböse, dass etwas, das ihr vor monaten erklärt worden war, nicht in stein gemeißelt für alle ewigkeit unverrückbar so bleiben würde,
Wenn ihr etwas erklärt wurde, nicht einfach nur befohlen, sondern Zusammenhänge klargemacht wurden die sie dann verstanden hat, anwandte und dann das damals gewünschte Ergebnis brachten, hätte sie ein Anrecht auf die Erklärung, wie sie es also dann verstehen muss und was an der vorigen Erklärung falsch gewesen war.
Wenn man erklärt warum 1+1 zwei ist, und dann behauptet es ist 8, ist man eine Erklärung schuldig. Wenn man sagt, 8 Viertel, macht es ja auch wieder Sinn. Wenn einer aber nur jeweils anderslautende Behauptungen aufstellt und auf seine Autorität pocht, könnte ich das auch glatt unmöglich finden.
Wenn ihr etwas erklärt wurde, nicht einfach nur befohlen, sondern Zusammenhänge klargemacht wurden die sie dann verstanden hat, anwandte und dann das damals gewünschte Ergebnis brachten, hätte sie ein Anrecht auf die Erklärung, wie sie es also dann verstehen muss und was an der vorigen Erklärung falsch gewesen war.
befehlen ist ja nicht gerade die art des hauses :-)
ich war zwar nicht dabei, bei ihrem kurs (ich kenne die frau nur von seminaren), aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass das sowas gewesen sein könnte, wie du beschreibst, zumal neue erklärungen die alten ja nicht falsch machen, sondern bloss ergänzen/erweitern/vertiefen, ohne dass der gesamtzusammenhang verloren geht.
das ging eher in die richtung "du hast keine ahnung, wie man einen unterricht macht - da gehört kapitel 1 erklärt, geübt, abgespeichert, abgehakt. dann kommt kapitel 2 erklärt, geübt, abgespeichert, abgehakt. dann 3, dann 4,5,6,7,8,9,10. fertig". eine energische, tüchtige und systematische frau, die gewohnt war, es als getue und sträfliche laschheit aufzufassen, dinge nicht zackzack durchzupeitschen. ich denke, sie wollte einfach nicht, dass auf "altes" zurückgekommen wird und noch irgend dran gedreht wird, sondern einen fix vorgegebenen lehrstoff haben, den man einmal durchnimmt und dann fertig kann.
ich dachte damals, die sucht sich bestimmt einen anderen kurs, aber tatsächlich ist sie drangeblieben und beim letzten seminar, bei dem ich sie getroffen habe, war sie ganz normal interessiert und mit feuereifer dabei.
[
zumal neue erklärungen die alten ja nicht falsch machen, sondern bloss ergänzen/erweitern/vertiefen, ohne dass der gesamtzusammenhang verloren geht.
Wir lernen die Lange Yang Form in ca. zwei Jahren, bei wöchentlichem Unterricht. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt, der danach meint, es gäbe für ihn nichts mehr zur Sache zu lernen. Das fühlt man, nichts passt.
Erklärungen in diesem Sinn gab es ja bis dahin auch nicht, nur Anweisungen und 'Beweise', dass es so richtig ist. Danach greifen 'Prinzipien'. Die allerdings muss man verstehen um das Umsetzen zu versuchen.
Das kann sehr wohl heißen, alle Anweisungen über Bord werfen zu müssen, die das Aussehen der Form betreffen - früher oder später. Eher später. Denn dann konfliktieren diese mit mit den Prinzipien, denn Fakt ist, man lernt die 'öffentliche Form', die letztlich durch das Verständnis des 'Gesamtzusammenhangs' aufgelöst wird.
tsange>zumal neue erklärungen die alten ja nicht falsch machen, sondern bloss ergänzen/erweitern/vertiefen, ohne dass der gesamtzusammenhang verloren geht.
Wir lernen die Lange Yang Form in ca. zwei Jahren, bei wöchentlichem Unterricht. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt, der danach meint, es gäbe für ihn nichts mehr zur Sache zu lernen. Das fühlt man, nichts passt.
Erklärungen in diesem Sinn gab es ja bis dahin auch nicht, nur Anweisungen und 'Beweise', dass es so richtig ist. Danach greifen 'Prinzipien'. Die allerdings muss man verstehen um das Umsetzen zu versuchen.
heisst das, ihr macht 2 jahre lang choreografie nach anweisung, und wenn die mal sitzt, wird alles umgeworfen und überhaupt erst begonnen, zusammenhängende erklärungen zu geben und in die ausführung einzuarbeiten?
ist das allgemein so üblich? das würde immerhin erklären, warum manche leute bei uns mit der vorstellung hineinkamen, die form eingedrillt zu kriegen und dann taiji zu können.
ich dachte bisher immer, das käme von diesen unsäglichen zeitungs- und frauenmagazinartikeln, die taiji so darstellen, als wäre es eine leicht zu erlernende, harmlose kleine tanzmeditation.
die konfrontation damit, dass man zwangsläufig immer mit dem arbeitet, was man bisher verstanden und integriert hat, und dass dass die landschaft sich ändert, je weiter man darin vordringt, bleibt einem freilich bei keiner methode erspart.
Bei uns wird nachden Vertiefungsstufen gelehrt und ich pers. komme sehr gut damit zurecht
nachdem mir anhand der beiträge von drachin so richtig bewusst geworden ist, _wie_ unterschiedlich lehransätze sein können und dass ich keine ahnung habe, was es da alles gibt:
wie funktioniert das lehren nach vertiefungsstufen?
wie erlebst du das zwiebelschalenphänomen? gibt es bei euch leute, die es als bedrohlich empfinden, dass bereits gelerntes erst die erste annäherung war, oder sehen alle den zukünftigen entwicklungen mit gespannter neugier entgegen? und wo sind da jeweils die knackpunkte dafür?
@Tsange
heisst das, ihr macht 2 jahre lang choreografie nach anweisung, und wenn die mal sitzt, wird alles umgeworfen und überhaupt erst begonnen, zusammenhängende erklärungen zu geben und in die ausführung einzuarbeiten?
Ja, erstmal lernen wir den Ablauf an sich und wie die Endpositionen ganz genau auszusehen haben, und zwar in jedem Detail.
Wie man jedoch von hier nach da kommt, wird durch die Bewegungsprinzipien erklärt und das kommt dann nach und nach. Erstmal hat man genug mit der Basis zu tun, mehr als genug. Haltung, Gleichgewicht, jede Menge Körperteile die gleichzeitig zu koordinieren sind und welche Bewegung als nächste kommt, muss man auch noch wissen. :)
wird alles umgeworfen
Das nun nicht. Ganz und gar nicht. Da hat es mit der Kommunikation offenbar überhaupt nicht geklappt. :ups:
ist das allgemein so üblich? das würde immerhin erklären, warum manche leute bei uns mit der vorstellung hineinkamen, die form eingedrillt zu kriegen und dann taiji zu können.
ich dachte bisher immer, das käme von diesen unsäglichen zeitungs- und frauenmagazinartikeln, die taiji so darstellen, als wäre es eine leicht zu erlernende, harmlose kleine tanzmeditation.
Deine Schlussfolgerungen können sich doch unmöglich auf meinen Beitrag beziehen?
Da hat es mit der Kommunikation offenbar überhaupt nicht geklappt. :ups:
den eindruck hab ich auch. vielleicht lässt sichs ja noch klären.
Deine Schlussfolgerungen können sich doch unmöglich auf meinen Beitrag beziehen?
die einzige schlussfolgerung in meinem beitrag war: _falls_ es üblich ist, dass man erstmal 2 jahre choreografie macht und erst dann mit erklärungen beginnt (zitat drachin gestern 23.27 h: Wir lernen die Lange Yang Form in ca. zwei Jahren [...] Erklärungen in diesem Sinn gab es ja bis dahin auch nicht, nur Anweisungen und 'Beweise), _dann_ wäre das eine erklärung dafür, dass leute bei uns mit dem anspruch hereingehen, die form eingedrillt zu kriegen, in der annahme, dass sie dann taiji können.
mir ging es bei dem thread ja gar nicht darum, unterrichtsmethoden zu vergleichen oder gar zu bewerten (unter anderem deshalb, weil mir gar nicht sosehr bewusst war, dass es da so deutliche unterschiede gibt), sondern um die frage, die im anderen thread angeschnitten worden war, nämlich: wieviel vorschau ist nützlich und hilfreich, wieviel stiftet eher verwirrung oder begräbt den schüler in unüberschaubare ansprüche.
und wie ich weiter ausführte, interessierte mich die frage unter anderem deshalb, weil ich in verschiedenen unterrichtssituationen als schülerin bermerkt hatte, dass verschiedene schüler/innen z.t. ganz unterschiedlich auf dasselbe reagieren. ich war ganz einfach neugierig, wie sich die frage vor allem aus lehrersicht, aber natürlich aus aus schülersicht darstellt.
ich war dann etwas überrascht, dass bei dir eines meiner beispiele die assoziation eines autoritären unterrichts hervorrief, bei dem erstmal so und dann plötzlich ohne angabe von gründen ganz anders gelehrt würde, und habe daher etwas näher die eine situation beschrieben, mit der anmerkung - da du besonders hervorgehoben hattest, dass es dir dabei um _erklärungen_ im gegensatz zu _anweisungen_ ging - dass (zitat tsange gestern 21.16 h: neue erklärungen die alten ja nicht falsch machen, sondern bloss ergänzen/erweitern/vertiefen, ohne dass der gesamtzusammenhang verloren geht.).
darauf kam dann von dir, als widerspruch auf meine aussage, (zitat drachin gestern 23.27 h: Das kann sehr wohl heißen, alle Anweisungen über Bord werfen zu müssen, die das Aussehen der Form betreffen - früher oder später. Eher später. Denn dann konfliktieren diese mit mit den Prinzipien, denn Fakt ist, man lernt die 'öffentliche Form', die letztlich durch das Verständnis des 'Gesamtzusammenhangs' aufgelöst wird.).
da ist bei mir erst der groschen gefallen, dass wir von ganz verschiedenen ausgangssituationen reden, und ich hab nochmal rückgefragt, ob ich das denn auch richtig verstanden hätte, dass ihr erstmal 2 jahre choreografie macht, und dann mit erklärungen beginnt. und dazu diese bemerkung zu den erwartungen von leuten, die frisch in einen taijikurs kommen, gemacht, die du anscheinend auf dich beziehst.
nun bestätigst du die 2 jahre choreografie, weist aber das "umwerfen" weit von dir, über das ich mich noch 2 postings früher gewundert hatte. gut. also kein umwerfen, sondern... darf ich dazu "ergänzen/erweitern/vertiefen" sagen, ohne dass du dich dadurch angegriffen fühlst?
bei uns war die form (zuerst kurzform nach cmc, dann auch langform) nie so stark im vordergrund und da ging es auch nicht vorrangig um akribisches nachstellen der perfekten form, sondern eher darum, das jeweils umzusetzen, was sonst im unterricht angesprochen wurde, und die form wächst einfach immer weiter mit dem mit, was wir an grundsätzlichem lernen und in den partnerübungen erforschen. dadurch ist das lernen der choreografie bei uns vergleichsweise langsam, aber es gibt keinen bruch zwischen einer schönen eingeübten form und grundsätzlichen dingen. was es sehr wohl gibt, und das nicht zu knapp, ist, dass wir immer wieder neue brocken an verständnis zu verarbeiten kriegen, dass diese brocken auch mal ganz schön in die tiefe gehen können und dass das schon mal in der ersten reaktion einen angst-, verweigerungs- oder abwehrreflex auslösen kann, weil man sich vor der veränderung sträubt oder davor, dinge, die man ein leben lang für selbstverständlich notwendig gehalten hat, einfach so über den haufen zu werfen (diese konfrontationen mit eigenen "vorurteilen" waren aber in meinem startposting nicht gemeint, sondern nur das anderswerden der erklärungen)
ich fürchte, das ist jetzt etwas sehr ausführlich geraten und vielleicht ein wenig mühsam zu lesen (ich hoffe, es war dennoch nicht allzu geschwätzig), aber vielleicht hilft es, missverständnisse auszuräumen.
@Tsange
bei uns war die form (zuerst kurzform nach cmc, dann auch langform) nie so stark im vordergrund und da ging es auch nicht vorrangig um akribisches nachstellen der perfekten form, sondern eher darum, das jeweils umzusetzen, was sonst im unterricht angesprochen wurde, und die form wächst einfach immer weiter mit dem mit, was wir an grundsätzlichem lernen und in den partnerübungen erforschen. dadurch ist das lernen der choreografie bei uns vergleichsweise langsam, aber es gibt keinen bruch zwischen einer schönen eingeübten form und grundsätzlichen dingen.
Andere Didaktik eben. :cool:
Mein langjährigster Lehrer hat nie viel erklärt, er hat gezeigt und korrigiert. Seine Erklärungen bezogen sich darauf, wie eine Vertiefungsstufe zu verstehen und zu üben sei, waren also praktischer Natur. Anleitungen eher als Erklärungen.
Sein Lehrer ist da anders, er gibt öfter mal Erklärungen allgemeiner Natur aus der Adlerperspektive. Manches verstehe ich dann gleich, manchmal fällt der Groschen Jahre später, vieles entgeht mir wohl einfach auch für immer.
Er wiederholt sich nie sondern erklärt immer aus einer anderen Ecke. Sei es nun seine Form oder seine Anwendungen, immer ist es anders. Er imitiert sich offenbar nicht selbst. Ihn eins zu eins nachmachen zu wollen, verbietet sich daher von selbst. Wer mehr mit ihm zu tun hatte, zitiert auch nicht ihn als Autorität, 'soundso hat gesagt und deswegen habe ich recht' denn was er sagt ist auch nicht konstant. Nicht oberflächlich betrachtet, jedenfalls.
Manche merken das nicht, manchen gibt es zu knabbern, manche macht es wütend, die meisten tragen es mit Fassung und für mich ist es inspirierend.
Zu obigem Missverständnis nur eine kleine Anmerkung:
nun bestätigst du die 2 jahre choreografie, weist aber das "umwerfen" weit von dir, über das ich mich noch 2 postings früher gewundert hatte. gut. also kein umwerfen, sondern... darf ich dazu "ergänzen/erweitern/vertiefen" sagen, ohne dass du dich dadurch angegriffen fühlst?
Darfst Du, aber was ich meinte, war: 'irgendwann vielleicht aus dem Ei zu schlüpfen'. Bis dahin wird halt ergänzt, erweitert, vertieft.
denn was er sagt ist auch nicht konstant. Nicht oberflächlich betrachtet, jedenfalls.
er setzt mit den erklärungen nicht direkt an eurem aktuellen wissensstand an, sondern ein stückchen weiter in die zukunft, und die verbindung dazwischen müsst ihr selbst herausfinden?
(n.b.: ich behaupte nicht, dass es so ist. ich frage, ob es das ist, weil das für mich ein vorstellbarer grund wäre, dass etwas auf erste sicht widersprüchlich erscheint, das sich bei größerer "sichtweite" ganz zwanglos zusammenfügt; außerdem hätte es für mich den vorteil, dass es uns wieder zum thema "wieviel vorschau" zurückbrächte)
Manche merken das nicht, manchen gibt es zu knabbern, manche macht es wütend, die meisten tragen es mit Fassung und für mich ist es inspirierend.
die knabberer und die wütenden: äußern die das durch fragen und/oder vorwürfe, oder leiden sie einfach drunter?
und die nichtmerker: lernen die dann nix dazu oder merken sie's insofern nicht, dass sie die synthese einfach unbewusst machen, oder macht es für den lernfortschritt keinen unterschied, auf welche weise jemand auf die kryptisch erscheinenden erklärungen reagiert?
was ich meinte, war: 'irgendwann vielleicht aus dem Ei zu schlüpfen'. Bis dahin wird halt ergänzt, erweitert, vertieft.
:-)
bei mir schlüpft garnix bzw. wird auch nix geschlüpft.
ich muss mich wohl weiterhin an die methode erklärtkriegen-fragenfragenfragen-überlegen-probieren-nochmalfragen-usw. halten.
er setzt mit den erklärungen nicht direkt an eurem aktuellen wissensstand an, sondern ein stückchen weiter in die zukunft, und die verbindung dazwischen müsst ihr selbst herausfinden?
So etwa. Manchmal erklärt er Dinge, die für alle neu sind, auch für die ganz alten Hasen. Sie sind auch nicht so schwer zu verstehen, aber jeder Versuch sie umzusetzen, könnte erst mal noch in weiter Ferne liegen. Ging mir öfter so, ich hab das dann erstmal so gut ich konnte abgespeichert und Jahre später konnte ich dann darauf zugreifen.
ch frage, ob es das ist, weil das für mich ein vorstellbarer grund wäre, dass etwas auf erste sicht widersprüchlich erscheint, das sich bei größerer "sichtweite" ganz zwanglos zusammenfügt; außerdem hätte es für mich den vorteil, dass es uns wieder zum thema "wieviel vorschau" zurückbrächte)
Hast Du schön gesagt. :)
die knabberer und die wütenden: äußern die das durch fragen und/oder vorwürfe, oder leiden sie einfach drunter?
Temperamentssache, sicherlich. Einer hat mal in seinem zweiten Jahr oder so den Lehrer lauthals und vor der ganzen Gruppe ganz empört berichtigt, als er eine Bewegung, die wir als yang gelernt hatten, yin nannte. :D
Dieser sagte dann, wenn sie yin ist, musst du sie wie yin machen. Wenn sie yang ist, musst du sie wie yang machen und zeigte, inwiefern. Das war das Thema dieser Stunde, und in keinem Wiederspruch zu irgendwas, außer dazu, dass mein Mitschüler der festen Glaubens war, etwas IST yin und yang unabhängig davon, wie man es ausführt. Je nach Kontext ist das ja auch nicht falsch.
Erstmal war er noch sauer, später aber, wenn ich mich über die yiny/yang Ausführung einer Bewegung mit jemand beraten wollte, war gerade er einer derjenigen, die dafür in Frage kamen.
und die nichtmerker: lernen die dann nix dazu oder merken sie's insofern nicht, dass sie die synthese einfach unbewusst machen, oder macht es für den lernfortschritt keinen unterschied, auf welche weise jemand auf die kryptisch erscheinenden erklärungen reagiert?
Ich weiss es nicht. Mir fallen auch noch ein paar mehr mögliche Erklärungen ein, ist aber hypothetisch. Wahrscheinlich nicht nur von Person zu Person sondern auch von Fall zu Fall verschieden. Ich krieg ja auch nicht alles mit und weiss nicht warum, nicht mal bei mir selbst. :rolleyes:
ich muss mich wohl weiterhin an die methode erklärtkriegen-fragenfragenfragen-überlegen-probieren-nochmalfragen-usw. halten.
Ne andere kenne ich auch nicht. :D Doch, hinschauen-und-zuhören kommen auch noch dazu.
bluemonkey
09-03-2008, 20:49
Für mich war und ist es ein wesentlicher Teil des Lernprozesesses, dass man keine von Anfang an 100 Prozentige Anleitung kriegt, sondern dass man versteht, dass Dinge, die am Anfang wichtig sind, z.B. das genaue Lernen der Choreographie, später mehr Spielraum bekommen, wenn man tiefer vordringt.
Eine weitere wichtige Erkenntniss ist eben, von dem intelektuellen "wissen wollen" wegzukommen zu einem "begreifen, umsetzten wollen" und dabei auch die eigenen Beschränkungen zu beachten. Das erlernen von Taiji ist eben ein Forschungs- und ein Wachstumsprozess (was ist an dem Wort schlimm:confused:) und kein stumpfes Konsumieren von vorgefertigten Lerninhalten.
Meiner Meinung nach sollten alle Informationen allen zugänglich sein, die meisten merken dann mit der Zeit von alleine, dass man gewisse Dinge zwar wissen und nachplappern kann, solange man es aber nicht umsetzen kann bleibt es leer und eventuell mißverständlich. Wenn man es aber schon mal irgendwann gehört hat, kann es irgendwann, wenn man sich weiterentwickelt, Sinn machen.
Der persönliche Unterricht durch einen Lehrer sollte jedoch im Idealfall auf das individuelle Level des Schülers abgestimmt sein, und ihm eine Übungsaufgabe stellen, die er verstehen und bewältigen kann.
Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich eine gewisse Selbsteinschätzung gelernt habe und daher heute gewisse Dinge von mir aus gar nicht wissen will
("das ist mir zu hoch, ich arbeite gerade noch an einer anderen Baustelle...")
Es ist auf jeden Fall zu hinterfragen, ob der Lehrer sich anstrengen muss, den Schülern sein Wissen irgendwie nahezubringen,
oder ob er sich bemüht, sein Wissen zu strecken um möglichst lange daran zu unterrichten;).
Wachstumsprozess (was ist an dem Wort schlimm:confused:)
nichts grundsätzliches, nur in dem einen satz konnte es ohne extra verdeutlichung in einem reichlich aufgeblähten sinn verstanden werden.
Hochinteressantes Thema. Noch dazu habe ich mir vor ein paar wenigen Wochen selbst Fragen zu Lehr- & Lernstrategien gestellt.
Ich lerne eine lange Form aus dem Yang-Bereich, welche klassisch aus drei Teilen besteht.
Rein "choreografisch" (sorry, ein besseres Wort fällt mir nicht ein) haben wir vor ein paar Wochen den ersten Teil beendet. :o
Im Anschluss erklärte uns der Lehrer, dass wir die Basisform des ersten Teils "gelernt" haben und jetzt dieser Teil mehr oder minder nochmals durchgegangen und erweitert wird. :confused:
Ich hatte auch den Gedanken: "Eigentlich will ich aber jetzt zum zweiten Teil." (typische Schulerfahrung: Möglichst schnell durch :p).
Inzwischen bin ich froh über diese Vorgangsweise.
Beim Erlernen der Basisform war ich mehr mit den Bewegungen selbst beschäftigt (kommt ja ständig was neues dazu ;)).
Die Erweiterungen im aktuellen Lernprozess sind jedoch bei weitem weniger "Lernstoff" und die Prinzipien treten in den Vordergrund.
Zitat Lehrer: "Jetzt beginnt ihr wirklich Taijiquan zu lernen." :)
Gemeine Leute könnten meinen, dass es auch ein kleines Auslese-Verfahren für ungeduldige Zeitgenossen ist. :D
Einen Nachteil gibt es jedoch auch: Man muss gewisse Angewohnheiten umstellen/abgewöhnen (ich hab vor Kurzem damit angefangen, leider ist der Mensch wahrhaft ein Gewohnheitstier :o).
cu
Netandi
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