Vollständige Version anzeigen : Gute Schüler
durch ein stichwort aus einem anderen thread kam mir folgender gedanke:
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
gruß
hongmen
Trinculo
09-03-2008, 21:22
Kommt darauf an, wann ...
Ist der Schüler so alt wie der Meister, kann er wohl durchaus besser sein, als der Meister damals. Aber ein Schüler mit 5 Jahren Erfahrung wird natürlich gegen einen Meister mit 40 Jahren Erfahrungen Schwierigkeiten haben. Ausnahmen (=Talente) bestätigen die Regel, wobei es viele "Meister" auch darauf anlegen, dass ihre Schüler nicht zuviel lernen ...
P.S.: Ab einem gewissen Alter können durchaus die körperlichen Vorteile des Schülers und die körperlichen Nachteile des Meisters den entscheidenden Unterschied machen.
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
speziell auf kk bezogen, kann ich dir nichts dazu sagen.
allgemein heisst es jedoch, dass man einen besonders guter lehrer daran erkennt, dass seine schüler besser werden als er selbst.
erstens müssen die kampfkünste logischerweise irgendwoher kommen... da hat irgendjemand neugieriges und talentiertes jemand anderes überflügelt.
zweitens ist es ja in allen anderen dingen auch möglich, dass ein schüler seinen lehrer überflügelt, warum sollte es bei den IMA anders sein.
die frage nach dem vorsprung in jahren oder der jugendlichen kraft ist dabei nicht die interessante, sondern eher die frage nach dem talent oder dem geist. wie wird jemand richtig gut? wir hatten es ja in dem nachahmungsthread, es gibt wohl unzählige lehrer die mit einigem wissen ins grab gehen, weil sie einfach niemanden hatten, der es verstehen bzw. sich aneignen konnte. umgekehrt muss es genauso funktionieren.
bluemonkey
09-03-2008, 21:34
durch ein stichwort aus einem anderen thread kam mir folgender gedanke:
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
gruß
hongmen
Kommt drauf an, was man unter "besser" versteht. Wenn beispielsweise eine 40-kg Lehrerin ihrem 120 kg-Schüler im Pushen unterlegen ist, dann ist sie vielleicht absolut gesehen schlechter, relativ eventuell nicht, falls der 120kg-Typ es nicht schafft, einen 360 kg-Typen seines Niveaus wegzuschieben.
speziell auf kk bezogen, kann ich dir nichts dazu sagen.
allgemein heisst es jedoch, dass man einen besonders guter lehrer daran erkennt, dass seine schüler besser werden als er selbst.
woher haste denn das?:hammer:
... wobei es viele "Meister" auch darauf anlegen, dass ihre Schüler nicht zuviel lernen ...
Darin sehe ich das eigentliche Problem
woher haste denn das?
das ist nichts besonders originelles, sondern ein weitverbreitetes auswahlkriterium für lehrer/innen auf allen möglichen gebieten, und auch vollkomen logisch: wenn du von einem fach was verstehst, wirst du zwangsläufig auch aspekte erkennen und beurteilen können, die ein stückchen über dein eigenes konkret beherrschtes können hinausgehen. und wenn du ein begnadeter pädagoge bist, kannst du zusätzlich zu dem, was du selber kannst, noch das weitergeben, was du auf diese weise begriffen hast, ohne es selbst umsetzen zu können, und die begabteren deiner schüler/innen dazu anleiten, sich noch zusätzlich weitere kenntnisse oder fertigkeiten über deine fähigkeiten hinaus zu erarbeiten.
Trinculo
09-03-2008, 22:18
Kennt jemand den Film "Vitus" (2006) :)? Dort kommt sinngemäß folgendes Zitat vor:
Vitus: Wissen denn die Lehrer immer mehr als die Schüler?
Lehrerin: Ja, das ist zumindest oft der Fall.
Vitus: Dann wissen Sie auch, wer die Dampfmaschine erfunden hat?
Lehrerin: Natürlich, das war James Watt.
Vitus: Warum hat denn der Lehrer von James Watt die Dampfmaschine nicht erfunden?
:D
captainplanet
09-03-2008, 22:18
kann ein schüler besser sein als sein meister?
Wenn dem nicht so wäre müßte das Niveau in allen Kampfkünsten bzw. Kampfsportarten immer schlechter werden, da die Schüler immer maximal so gut werden können wie ihr Lehrer, oft aber schlechter, nie besser. Das ist natürlich Unsinn. Genausogut könnte ich sagen daß Einsteins Physiklehrer eigentlich die Relativitätstheorie hätte finden müssen denn schließlich muß er mindestens genauso klug gewesen sein. :rolleyes:
(edit: Da hat doch so ein Frechdachs ein paar Sekunden vorher fast des gleiche Beispiel gebracht...:motz:)
Ich denke der Lehrer gibt dem Schüler zwar etwas mit, aber was der dann draus macht hängt allein von ihm ab. Das nennt man Potential.
Mfg Georg
ich habe etwas gefunden, von goethe. und das ist glaube ich die antwort?
Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte zu entwickeln und nähert sich dem Meister
oder aber: "Groß und glücklich wäre der Meister, der alle seine Schüler größer machen könnte als er selbst war." - Johann Gottlieb Fichte
da gibts jede menge bonmots. Schüler - Wikiquote (http://de.wikiquote.org/wiki/Sch%C3%BCler)
mix and match...
oder aber: "Groß und glücklich wäre der Meister, der alle seine Schüler größer machen könnte als er selbst war." - Johann Gottlieb Fichte
da gibts jede menge bonmots. Schüler - Wikiquote (http://de.wikiquote.org/wiki/Sch%C3%BCler)
mix and match...
na dann besinnen wir uns mal wieder auf die realität!
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
hongmen
ich habe etwas gefunden, von goethe. und das ist glaube ich die antwort?
[/COLOR]
wenn ich nichts durcheinanderbringe, war goethe dafür bekannt, dass er niemanden neben sich zu gross werden lassen wollte. das relativiert etwas seinen wert als referenz zu deiner frage.
bluemonkey
10-03-2008, 07:13
na dann besinnen wir uns mal wieder auf die realität!
"kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?"
hongmen
Um das zu vermeiden sucht man sich ja einen Meister, der einem so weit überlegen ist, dass man möglichst lange bei ihm lernen kann.
Da Du von "Meistern" und nicht von Lehrern sprichst, habe ich die Erfahrung noch persönlich nicht gemacht (Da ein richtiger Taijimeister mir Hobby-/Freizeit-Taijiler schon aufgrund seines absolvierten Trainingspensums überlegen ist).
Von Chen Xiaowang wird berichtet, dass sein Meister irgendwann sinngemäß zu ihm gesagt hat: "irgendetwas stimmt noch nicht, aber ich kann Dir nicht mehr sagen, was es ist". Und ab da musste er sich aus sich selbst heraus weiterentwickeln (das waren aber andere Zeiten als heute, kurz nach der Kulturrevolution).
Zumindest im Sport und den äußeren Künsten ist es nicht unüblich, dass der Trainer seinem Schützling im Wettkampf unterlegen wäre (hätte Cus D'Amato in jüngeren Jahren Mike Tyson zu seinen besten Zeiten schlagen können?).
Ich weiß nicht, in welchem Alter Deine Schüler anfangen, aber wenn da welche mit 4 oder 5 Jahren einsteigen würden, (und Du nicht nur ein begnadeter Praktiker, sondern auch ein guter Didakt bist) könnte es durchaus sein, dass Du irgendwann in manchen Bereichen Schwierigkeiten bekommst, insbesondere wenn die Schüler genug Eigenverantwortung entwickeln, nicht nur an Deinen Lippen zu hängen, sondern sich auch eigene Gedanken machen, ihre eigenen Wege gehen.
War Sokaku Takeda Morihei Ueshiba Zeit seines Lebens überlegen?
Wäre Bruce Lee Dein Schüler, hätte er dann keine Chance gegen Dich, weil sich in Deinem Unterricht seine Talente nicht entfalten könnten? (Oder bist Du besser als Bruce Lee je war?:cool:)
Melphin2
10-03-2008, 07:31
wenn ich nichts durcheinanderbringe, war goethe dafür bekannt, dass er niemanden neben sich zu gross werden lassen wollte...
Ist in der Kampfkunst leider auch weit verbreitet. :(
"It is a bad teacher who does not allow his student to become better than himself." (Sixten Ivarsson)
Mehr muss man dazu nicht sagen.
Freier Geist
10-03-2008, 12:45
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
Schau doch mal raus in die Welt: Spitzenleute sind ab einer gewissen Stufe grundsätzlich besser als ihre "Meister". Boris Becker war schon besser als jeder seiner Trainer als er noch ein ziemliches Milchgesicht war. Und Klitschko hat auch noch einen Trainer: Ist der besser als er?! Ab einer gewissen Stufe geht es nicht mehr darum, dass der "Meister" besser ist, sondern darum, dass der Meister versteht, wie er seinen ohnehin schon besseren Schüler NOCH besser macht. DAS sind die WAHREN Trainer, Meister oder wie du die auch immer sonst nennnen magst. Ab jetzt befinden wir uns unter "Profis".
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
Dann hast du keine Spitzenleute. Sei es, dass noch keiner zu dir gekommen ist, sei es, dass du es aus keinem rausholen konntest oder WOLLTEST.
Die Frage ist aber natürlich angebracht, weil bei den IMA's ja tatsächlich mehrheitlich der Eindruck vermittelt wird, je älter, desto besser. Da frage ich mich stets: Besser in WAS? Besser bezogen auf welches ERGEBNIS? In Sachen KAMPF-kunst, so, wie ich sie sehe, erreicht jeder Normalsterbliche irgendwann seinen Zenit. Ab dann - Naturgesetz - MUSS es einen Besseren geben, vorausgesetzt, dass man sich und anderen - aus Prestige- und natürlich vor allem auch aus ökonomischen Gründen(!) - nichts vormacht.
Im Übrigen schließe ich mich einem der Vorredner an und verweise nochmals darauf, dass die Könnerschaft in den IMA's längst ausgestorben sein müsste, wenn das Niveau der Meister von ihren Schülern nie erreicht wird. Dass es allerdings häufig tatsächlich nicht erreicht wird, davon gehe ich auch aus. Spitzenleute - von denen seither bei mir die Rede war - sind ja auch die Ausnahme. Und das erklärt dann ja letzten Endes auch vieles von dem, auf was man da heute öfter so stößt ;)
Freier Geist
10-03-2008, 13:06
@ Hongmen
Würdest du dich unter klassischer Boxerklientel bewegen, hätte dir in deinem Alter höchstwahrscheinlich schon längst einer deine Meistergrenzen aufgezeigt.
durch ein stichwort aus einem anderen thread kam mir folgender gedanke:
kann ein schüler besser sein als sein meister? habt ihr solche erfahrungen gemacht?
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
gruß
hongmen
ich habe dies schon öfters gesehen und halte es auch nicht für problematisch. Ich hatte eine zeitlang einen Lehrer, der mir sehr viel gebracht hat, obwohl er die Techniken aufgrund seines Alters nicht mehr perfekt ausführen konnte, konnte er mir genau sagen, was ich bei meiner Ausführung falsch mache und was ich verbessern muss.
Das war eine der effektievten Trainingseinheiten, die ich bisher gehabt habe... aber natürlich muss der Schüler dann halt bereit sein zu aktzeptieren, dass sein "Meister" nicht mehr so kann, er/sie aber trotzdem noch etwas von ihm lernen kann.
Schüler soll irgendwann besser als Sifu werden.
taokriegerin
10-03-2008, 14:27
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
speziell auf kk bezogen, kann ich dir nichts dazu sagen.
allgemein heisst es jedoch, dass man einen besonders guter lehrer daran erkennt, dass seine schüler besser werden als er selbst.
woher haste denn das?:hammer:
Hallo Hongmen!
Irgendwie klingen deine Aussagen so, als ob du es als ein Armutszeugnis für dich selbst ansehen würdest, wenn ein Schüler dich überrunden und du eines Tages schlechter wärst als ein Schüler von dir. Ist das so?
T. Stoeppler
10-03-2008, 18:02
"It is a bad teacher who does not allow his student to become better than himself." (Sixten Ivarsson)
Mehr muss man dazu nicht sagen.
Amen!
Gruss, Thomas
ich selbst habe schon schüler erlebt, die das ein oder andere gleichwertig beherrschen. aber wenns "drauf ankommt", konnte ich sie bisher immer in die schranken weisen!
Vielleicht hast Du ja sehr höfliche und respektvolle Schüler, die ihren Lehrer, der so viel von sich hält, nicht sein Gesicht verlieren lassen wollen.
Oder dressierte Schüler, die Angst haben besser zu sein, weil sie dann auf andere Art drangsaliert würden?
Hast Du überhaupt Schüler, die Dir gegenüber Ernst machen? Was wollen sie denn genau, Dich umbringen? Dich besiegen unter Deinen eigenen Vorgaben und Du korrigierst sie mittendrin? Oder wie muss ich mir das Draufankommen vorstellen.
Um das zu vermeiden sucht man sich ja einen Meister, der einem so weit überlegen ist, dass man möglichst lange bei ihm lernen kann.
das klingt irgendwie nach "so weit überlegen wie nur möglich" - andererseits wären das dann wohl steinalte, so gut wie ausgelernte großmeister, die einem womöglich wegsterben, bevor "möglichst lange" erreicht ist. so gesehen wäre ein nicht ganz so extrem überlegener meister "haltbarer", vor allem wenn er sich selbst die ganze zeit weiterentwickelt.
das war jetzt ein bisschen unernst, aber tatsächlich denke ich, dass der optimale lehrer nicht der ist, der am allerweitesten von einem selbst entfernt ist (außer natürlich, man wäre selbst schon so fortgeschritten, dass nur noch ein solcher höchstmeister einem ernsthafterweise was beibringen könnte, aber dann kommt es darauf vermutlich sowieso nicht mehr an).
Freier Geist
10-03-2008, 21:02
das klingt irgendwie nach "so weit überlegen wie nur möglich" - andererseits wären das dann wohl steinalte
Immer wieder gut, dieses vollkommen realitätsferne Klischee. Oder sprichst du von Philosophen?
Immer wieder gut, dieses vollkommen realitätsferne Klischee. Oder sprichst du von Philosophen?
wieso grad philosophen?
ich bin davon ausgegangen, dass einer, der - sagen wir mal mit 35 - irrsinnig weit ist, nicht aufhören wird, sich weiterzuentwickeln und mit 60 noch weiter ist und erst recht so um die 90 (wenn er nicht senil geworden ist). als lehrer muss er es ja nicht selbst vorhupfen, wenn ihn die arthrose quält. das kann er ja wen anderen machen lassen.
also müssten die, die am allerweitesten in die materie vorgedrungen sind auf der welt, lauter alte knacker sein (nämlich die, die vor 30 oder noch mehr jahren schon irre gut waren und sich inzwischen noch weitergearbeit haben). oder verliert man - als jemand, der sein halbes leben einer inneren kampfkunst gewidmet hat - plötzlich im rentenalter jegliches interesse und macht dann nur noch rückschritte?
das ausüben (und leben) einer ima wird doch wohl nicht unbedingt zum frühzeitigen verstumpfen prädestinieren. ich kenn das (aus dem allgemeinen leben, ohne bezug zu kampfkünsten) so, dass leute, die im mittleren alter blitzgescheit, hochdifferenziert und hellwach waren, das ziemlich oft mit 90+ auch noch sind und noch mehr wissen als früher. ich bin nicht davon ausgegangen, dass leute, die gescheit, differenziert und wach genug waren, in einer ima extrem weit zu kommen, die große ausnahme dazu bilden müssten.
Ich werfe mal in den Raum dass man so nach 50, 60 nicht mehr "besser" wird, man kann aber ein gewisses Niveau halten. Was man bis dahin noch nicht gelernt hat, und sei es rein intuitiv, lernt man später auch nicht mehr, ausser man kommt ausgerechnet mit 70 mal in den Kampf um Leben und Tod und "findet" was neues. Es ist eigentlich auch nicht unmöglich mit 30, 40 schon alles zu können, kommt aber eben auch darauf an wie stark man intuitiv arbeitet und bereit ist das anzunehmen was kommt (kommen könnte, wenn man dürfen täte und wollen mag). Ob die "merkwürdigen" Fähigkeiten die bei Ma Yueliang einfach so kamen als er bereits über 50 war auch hätten früher kommen können, lasse ich mal dahingestellt, ich gehe aber davon aus. Ist wohl eine Frage wie weit man mit sich im Reinen ist, und das so stehen lässt ohne zu versuchen es auszuschlachten. Ich halte das für seelische Fähigkeiten die die Seele schlicht abschaltet wenn man nicht mit sowas umgehen kann und es anfängt Probleme zu machen, weil man übertreibt. Mir fällt aber nicht ein warum das nicht auch mal spontan und sporadisch bei jungen Leuten auftreten soll, die es brauchen.
taokriegerin
11-03-2008, 01:39
Ich werfe mal in den Raum dass man so nach 50, 60 nicht mehr "besser" wird, man kann aber ein gewisses Niveau halten.
Klaus, warum soll das so sein?
Ist es nicht so, dass man sich häufig selber begrenzt im Glauben an die Existenz von solchen Grenzen?
Ich meine, schau dir Leute wie Lu Zijian (http://www.youtube.com/watch?v=Mr5vQm_i09I) auf diesem Video mit 93 an. Er kommt mir eigentlich nicht so vor, als ob er aufgehört hätte "vorwärts" zu gehen. Sowohl von der körperlichen als auch von der geistigen Fitheit könnten sich da die meisten, mich eingeschlossen, noch ne ganz ganz große Ecke abschneiden. Welche Grenze stellt da also das Alter dar?
Meine Signatur wäre so ein anderes Beispiel für Grenzen, die man überwinden kann, wenn man ihre Existenz nicht als vollendet ansieht...
Meine Erfahrung ist eigentlich eher, dass es keine Grenzen zu geben scheint, die man nicht immer weiter nach hinten schieben kann...
Ist für mich eine Kopfsache. Wenn ich im Kopf nicht dabei bin und motiviert kann ich auch mit 18 nichts mehr lernen. Hinzu kommt aber auch die Möglichkeiten die man hat, wieviel man bereit ist zu geben und die Möglichkeiten die man hat zu erkennen.
Ich denke es ist weniger die Sache an sich als Faktoren darum die entscheidend für die Sache ist.
Die Welt hat wohl ein paar Beispiele zu bieten für Leute die über die 60 und älter und noch Leistungen erbringen wie sie es andere entweder nie könnten oder nicht mehr können.
Wann sie sich diese können erarbeitet haben oder ob sie sich nur noch am erhalten sind denke ich kann man so einfach nicht sagen.
Deswegen hat es Klaus ja auch nur mal in den Raum geworfen ;)
Viele grüße,
iron
bluemonkey
11-03-2008, 07:59
das war jetzt ein bisschen unernst, aber tatsächlich denke ich, dass der optimale lehrer nicht der ist, der am allerweitesten von einem selbst entfernt ist (außer natürlich, man wäre selbst schon so fortgeschritten, dass nur noch ein solcher höchstmeister einem ernsthafterweise was beibringen könnte, aber dann kommt es darauf vermutlich sowieso nicht mehr an).
Immer diese Superlative.
Wenn ich nach Rom will und wohne in München, dann suche ich mir jemanden, der die Wege nach Rom kennt.
Vielleicht gibt es einen, der wohnt in Kiel und ist schon ein Stück auf dem Weg nach Rom vorgedrungen und sagt mir dann (weil das seine Erfahrung ist, und weil er es von seinem Meister, der die Wege nach Rom kennt, so gesagt bekommen hat) ich solle erstmal nach Hamburg fahren.
Eventuell gefällt es ihm in Hamburg sogar so gut, dass er animmt, er sei schon in Rom oder kurz davor, und will daher alle nach Hamburg führen.
Oder er sitzt auf dem Brenner irgendwie fest, will seinen Job als Reiseführer aber behalten, dann wird er mir eher die Alpen zeigen (die er inzwischen ganz gut kennt), als zuzulassen, dass ich ihn zurücklasse und weiter nach Süden ziehe.
Vielleicht mag ich ihn auch, und kann mich schwer von ihm trennen und ihn alleine in den Bergen zurücklassen.
Ich werfe mal in den Raum dass man so nach 50, 60 nicht mehr "besser" wird, man kann aber ein gewisses Niveau halten.
bei rein sportlichen leistungen büßt man klarerweise mit dem alter an möglichkeiten ein (auch nicht soviel, wie landläufig angenommen, aber doch deutlich).
aber bei kunst?
da wird man doch nie fertig.
hätte ein junger picasso schon das vertiefen können, was der alte konnte? das genie hatte er schon immer, aber für die späten schöpfungen musste die erfahrung und der mut eines sehr aufmerksamen, langen lebens einfließen.
das mindert nicht den wert der frühen werke und es wird wohl auch richtig sein, dass er im alter nicht mehr neue jugendwerke hätte erschaffen können. aber vollständig ist das werk mit allen altersanteilen, auch wenn jedes einzelwerk und jede phase für sich ihre vollkommenheit haben.
ich kann mir z.b. auch bei größter fantasie-anstrengung nicht vorstellen, dass ein franz schubert, hätte er länger gelebt, angefangen hätte, zu verflachen und nur noch von sich selbst abzuschreiben.
Was man bis dahin noch nicht gelernt hat, und sei es rein intuitiv, lernt man später auch nicht mehr, ausser man kommt ausgerechnet mit 70 mal in den Kampf um Leben und Tod und "findet" was neues.
erleuchtung ist eine sache, erarbeiten eine andere.
das eine kann jederzeit passieren (bei manchen leuten wohl eher als bei anderen), das andere braucht zeit - und manchmal verschiedene abstände zu den dingen, wobei deren erkunden, integrieren, in beziehung zueinander setzen wiederum zeit braucht.
Es ist eigentlich auch nicht unmöglich mit 30, 40 schon alles zu können, kommt aber eben auch darauf an wie stark man intuitiv arbeitet und bereit ist das anzunehmen was kommt (kommen könnte, wenn man dürfen täte und wollen mag).
das mit dem annehmenkönnen ist sicher ein ganz wesentlicher punkt. in manchen dingen ist jugend unerschrocken und kühn, während das alter darin gerne vorsichtig oder gar zimperlich ist, mit anderen dingen wiederum ist die auseinandersetzung in der jugend viel erschreckender als auf der grundlage langer erfahrung.
wenn also jemand die einen dinge in der jugend anzunehmen bereit war und dann die anderen im alter, hat er wohl insgesamt mehr an material zum lernen und verarbeiten erhalten als mit bloss dem einen teil.
nun kann es passieren - und kommt auch gerne vor - dass jemand sich ab einem bestimmten lebensalter nicht mehr weiterentwickelt. an "niveau halten" glaube ich da eher nicht. ich denke, dass stillstand zwingend zur einengung und abflachung führt, wie wasser, das nicht im fluss bleibt, abgestanden wird. und dieses stehenbleiben findet meiner erfahrung nach eher in sehr jungen jahren (mitte zwanzig, wenn der "ernst des lebens" zuschlägt und die neugier davon erstickt wird) statt als mit 60 oder 80. die stillständer müssten demnach in den kampfkünsten die soliden, routinierten praktiker sein, die ihr repertoire gut kennen und für den haus- und allgemeinen unterrichtsgebrauch wiederholen können und dabei langsam und unaufhaltbar abbauen. die waren aber schon mit 35 keine genies und vermutlich auch nicht nennenswert von erleuchtungen (wie du sie als zentralen punkt beschreibst) getrieben.
Immer diese Superlative.
eben, die führen nirgendwohin.
deinen geografischen exkurs mag ich sehr, das trifft die sache schön auf den punkt.
Hallo,
Mein Taiji-Meister hat schon den Ehrgeiz, seinen Schülern so viel wie möglich beizubringen. Wenn er ab und zu mal an der Wand landet, sagt er im Spaß: "Euch zeig' ich nichts mehr ...". Wahrscheinlich sind wir nach ca. 6 Jahren Taijiquan besser, als er nach 10 Jahren bei seinem Meister.
Aber er gibt unumwunden zu, daß er sich beim Unterricht mit uns weiterentwickelt, also auch von und mit uns lernt.
Er kann aufgrund seiner Erfahrung neue Zusammenhänge entdecken, vertiefen und einbauen (Er versucht den Vorsprung zu halten;)!!).
Von daher sollte es irgendwann so sein, daß ein sehr guter Schüler ganz nah an seinen Meister herankommt. Wenn er ihn dann überflügelt, wie auch immer man das definiert, dann kann man dem Meister nur ein sehr großes Kompliment machen, denn das ist sein Werk, so lebt er weiter ...
Gruß
BanYan
P.S. diese Texte ohne Großbuchstaben finde ich sehr schwer zu lesen ... (Aber Alter, Stillstand, Abflachung, Rückenwicklung, soll es ja alles geben ...)
Spontane "Durchbrüche" auf ein neues Level, oder schlicht ein neuer Trick gegen etwas das die Schüler inzwischen können, kann sicher auch im Alter immer noch passieren. Ich weiss aber nicht ob es nun zwingend ist dass man dieses Level nicht schon mit 30 hätte entwickeln können, wenn Grundlagen da sind. Insbesondere bei den Leuten die als kleine Kinder angefangen haben. Neue Tricks kann man natürlich immer lernen, wenn man mit anderen Aktionen konfrontiert ist und sich was einfallen lassen muss. Sind nur meist die gleichen Dinge die man auch vorher gekannt hat, aber mit neuem Timing und noch zusätzlichen Ecken und Bewegungen. Was ich meinte sind grundsätzliche Fähigkeiten die vorher nicht da waren.
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